(19)
(11) EP 0 166 921 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
08.01.1986  Patentblatt  1986/02

(21) Anmeldenummer: 85105689.5

(22) Anmeldetag:  09.05.1985
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4B02C 25/00, B02C 15/00, B02C 23/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE FR GB IT

(30) Priorität: 02.07.1984 DE 3424277

(71) Anmelder: CLAUDIUS PETERS AKTIENGESELLSCHAFT
D-2000 Hamburg 60 (DE)

(72) Erfinder:
  • Frühling, Reiner, Dipl.-Ing.
    D-2050 Hamburg 80 (DE)
  • Knorr, Günter, Dipl.-Ing.
    D-2000 Hamburg 63 (DE)

(74) Vertreter: Glawe, Delfs, Moll & Partner 
Patentanwälte Rothenbaumchaussee 58
20148 Hamburg
20148 Hamburg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zum Regulieren der Ausgangsleistung eines Mahlsystems


    (57) Das Verfahren zum Regulieren der Ausgangsleistung eines Mahlsystems kann für Mahlsysteme angewendet werden, die eine Mühle und einen damit verbundenen Sichter aufweisen, in dem das feinere Mahlgut dem Ausgang des Mahlsystems zugeführt wird, während das noch nicht genügend fein gemahlene Gut dem Mahlbereich wieder zugeführt wird. Die Erhöhung der Ausgangsleistung geschieht dabei durch Verringerung der Mahlfeinheit, die Erniedrigung der Ausgangsleistung durch Erhöhung der Mahlfeinheit. Auf diese Weise kann die Ausgangsleistung wesentlich schneller verändert werden, als dies bisher möglich war.




    Beschreibung


    [0001] In vielen Mahlanlagen wird das gemahlene Fertigprodukt in großen Silos oder anderen großen Behältern gelagert, aus denen dann je nach Bedarf größere oder kleinere Mengen des fertig gemahlenen Erzeugnisses entnommen werden. Hierbei stellen sich normalerweise keine großen Anforderungen an mögliche Änderungen der Mahlgeschwindigkeit. Solche Änderungen können vielmehr verhältnismäßig langsam vorgenommen werden, da der große Silo oder andere große Behälter mögliche starke Schwankungen in der Abnahmemenge ausgleicht.

    [0002] Ein solcher Silo oder anderer großer Behälter ist jedoch nicht nur teuer, sondern beansprucht auch viel Platz. Daher verzichtet man gerade in Fällen, in denen laufend ein Materialstrom von fertig gemahlenem Gut benötigt wird, gern auf solche Zwischenbehälter. Dies ist z.B. bei Mühlen der Fall, mit denen Kohle vermahlen wird, um anschließend verbrannt zu werden (Heizkraftwerke, Elektrizitätswerke, Kesselanlagen in Papierfabriken usw.). Bei dieser Anwendung kann sich aber die Last und damit der Bedarf an Brennstoff in sehr kurzer Zeit sehr schnell ändern. Es ist daher wichtig, daß beim verwendeten Mahlsystem die Ausgangsleistung schnell geändert werden kann.

    [0003] Als Mahlsysteme zum Vermahlen von Kohle für die genannten Anwendungen, wobei die vermahlene Kohle dann unmittelbar dem Kessel zugeführt und verbrannt wird, haben sich insbesondere Kugelringmühlen oder Walzenmühlen als besonders zweckmäßig erwiesen. Die Kugelringmühlen weisen 2 Mahlringe oder -schüsseln auf, von denen eine gedreht wird, während die andere in Umfangsrichtung feststeht. Zwischen den Mahlringen oder -schüsseln rollen dann Kugeln ab. Das Mahlgut wird z.B. von der Mitte auf die sich drehende untere Mahlschüssel aufgebracht und bewegt sich aufgrund der Zentrifugalkraft nach außen in den Bereich der Mahlkugeln oder -walzen. Hier wird es durch die darüber rollenden Kugeln oder Walzen zerkleinert und dringt weiter nach außen. An dieser Stelle wird es einem nach oben gerichteten Luftstrom ausgesetzt, mit dem das Mahlgut z.B. auch getrocknet werden kann. Insbesondere wird aber die leichtere Fraktion des Mahlgutes nach oben in einen Sichter getragen, bei dem genügend feine Teile des Mahlgutes dem Ausgang als fertiges vermahlenes Erzeugnis zugeführt werden. Teilchen mit größerer Korngröße fallen in den Mahlbereich zurück. Noch gröbere Teilchen gelangen ohne den Umweg über den Sichter wieder in den Bereich der Mahlkugeln oder -walzen. _<

    [0004] Bei diesen Mühlen durchläuft das Mahlgut mehrere Male den Kreislauf vom Mahlbereich zum Sichter und zurück; in typischen Fällen muß man mit einem 8- bis 10-fachen Materialumlauf rechnen.

    [0005] Will man nun die Ausgangsleistung erhöhen, was man bisher dadurch gemacht hat, daß man die dem Mahlsystem zugeführte Materialmenge und auch gleichzeitig die Mahlluftmenge erhöht hat, so erhöht sich wegen der großen im System gespeicherten Materialmengen die Ausgangsleistung nur sehr allmählich. Um die gewünschten schnellen Änderungen der Ausgangsleistung zur schnellen Anpassung an den Leistungsbedarf des Kessels zu erreichen, ist man dazu übergegangen, bei einer Änderung zu übersteuern, d.h., die zugeführte Materialmenge vorübergehend wesentlich stärker zu verändern, als dies der gewünschten Änderung der Ausgangsleistung entspricht. Selbstverständlich sind aber diesem kurzzeitigen Übersteuern Grenzen gesetzt; trotzdem läßt sich damit die Geschwindigkeit, mit der sich die Ausgangsleistung ändert, nur in sehr begrenztem Umfange ändern.

    [0006] Die Aufgabe der Erfindung besteht darin, ein Verfahren der eingangs genannten Art so zu verbessern, daß die Ausgangsleistung schnell geändert werden kann.

    [0007] Die erfindungsgemäße besteht darin, daß zur Erhöhung der Ausgangsleistung die vorgegebene Korngröße vergrößert und zur Erniedrigung der Ausgangsleistung die vorgegebene Korngröße verkleinert wird.

    [0008] Wird z.B. die vorgegebene Korngröße vergrößert, so'wird mehr Material vom Sichter dem Ausgang des Mahlsystems zugeführt, d.h. also, die Ausgangsmenge des Mahlgutes erhöht sich ziemlich schnell. Der Nachteil, daß das Mahlgut dadurch momentan etwas grobkörniger ist, fällt dabei erstaunlicherweise bei den meisten Anwendungen nicht oder zumindest nicht in störendem Maße ins Gewicht.

    [0009] Soll andererseits die Ausgangsleistung verkleinert werden, so kann die vorgegebene Korngröße verkleinert werden, d.h., daß mehr Material im Mahlsystem gespeichert bleibt und weniger Mahlgut zum Ausgang gelangt.

    [0010] Die Veränderung der Korngröße kann dabei durch Verstellen des Sichters erfolgen. Eine solche Sichtersteuerung ist dabei ohnehin vorhanden, da diese zum Einstellen der Mühle bzw. der Mahlfeinheit bei Inbetriebnahme oder bei einem Wechsel des Mahlgutes benutzt werden muß. Das Verfahren kann daher besonders einfach und zweckmäßig durchgeführt werden, da die dafür notwendigen apparativen Einzelheiten zum größten Teil bereits vorhanden sind.

    [0011] Die vorgegebene Korngröße, d.h. die Mahlfeinheit wird z.B. bei statischen Sichtern durch Verstellen der Sichterschaufeln bewirkt, während sie bei dynamischen bzw. Turbosichtern durch Drehzahländerung erreicht wird. Selbstverständlich ist es möglich, diese Verstellung der vorgegebenen Korngröße, d.h. der Mahlfeinheit auch automatisch vorzunehmen.

    [0012] Soll die Ausgangsleistung nicht nur kurzfristig erhöht oder erniedrigt werden, so wird vorteilhafterweise zusätzlich zur Vergrößerung der vorgegebenen Korngröße die Materialzufuhr zur Mühle gesteigert und zur Verkleinerung der vorgegebenen Korngröße die Materialzufuhr verringert. Dabei kann die Änderung der Materialzufuhr durchaus auch kurzfristig übersteuert werden, um so die Änderungsgeschwindigkeit der Ausgangsleistung weiter zu erhöhen.

    [0013] Zweckmäßigerweise wird dabei, wenn das Mahlgut dem Sichter mit Hilfe von Luftströmungen zugeführt wird, auch die Luftmenge zusammen mit der Materialzufuhr gesteigert/verringert, damit die Mühle weiterhin im günstigsten Betriebsbereich arbeiten kann.

    [0014] Bei einer Steigerung bzw. Minderung der Mahlleistung ändert sich auch die Speichermenge, d.h. das Umlaufvolumen an teilvermahlenem Mahlgut in der Mühle.

    [0015] Durch Über- oder Untersteuerung der Rohgutaufgabe wird die Speicherdifferenz schneller ausgeglichen. Durch Über- oder Untersteuerung der Luft wird fertiges Mahlgut aus der Speichermenge bzw. dem Umlaufvolumen schneller ausgetragen bzw. zurückgehalten.

    [0016] Die Erfindung wird im folgenden beispielsweise unter Bezugnahme auf die beigefügte Zeichnung erläutert, die schematisch die Materialströme in einem Mahlsystem zeigen, bei dem das erfindungsgemäße Verfahren Verwendung finden kann.

    [0017] Die Zeichnung zeigt einen schematisch und stark vereinfachten Vertikalschnitt durch eine Mühle. Die Mittelachse der Mühle, um die die Mahlkugeln oder -walzen rotieren, ist dabei mit 1 bezeichnet. Das zu vermahlende Gut wird in der Mitte in Richtung des Pfeiles 2 aufgegeben und wird unten im Bereich der Mahlschüssel 3 durch die Zentrifugalkraft in den Mahlbereich 4 transportiert, in dem sich die Mahlkugeln oder -walzen befinden, durch die das Mahlgut zerquetscht wird. Das so mehr oder weniger zerkleinerte Mahlgut wird durch die Zentrifugalkraft in Richtung des Pfeiles 5 in einen Raum 6 bewegt, in dem es von unten mit einer starken Luftströmung beaufschlagt wird. Das gröbste Mahlgut wird dabei vom Luftstrom im wesentlichen schwebend gehalten und gelangt nach mehr oder weniger kurzer Zeit wieder zurück in den Mahlbereich 4, was durch den Pfeil 7 angedeutet ist. Die leichtere Fraktion des Mahlgutes, d.h. also der schon feinkörnigere Teil, wird in Richtung des Pfeiles 8 in einen Sichter 9 verbracht, wo eine Aufteilung in feines Gut und gröberes Gut erfolgt. Das genügend fein gemahlene Gut wird dabei in Richtung des Pfeiles 10 aus dem System herausgeführt, während der noch nicht genügend fein vermahlene Teil in Richtung des Pfeiles 11 wieder von innen her in den Mahlbereich 4 eingebracht wird. Die Aufteilung in feineres Gut, das dem Ausgang zugeführt wird, und gröberes Gut im Sichter kann dabei durch Verstellen der Mahlfeinheit mit nicht gezeigten Einrichtungen im Sichter 9 erfolgen, z.B. durch Verstellen von Sichterschaufeln bei einem Schwerkraftsichter.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Regulieren der Ausgangsleistung eines Mahlsystems mit einer Mühle und mit einem damit verbundenen Sichter, bei dem das Mahlgut nach dem Durchgang durch den Mahlbereich dem Sichter zugeführt wird, mit Hilfe dessen Mahlgut mit einer Korngröße, die kleiner als eine vorgegebene Korngröße ist, zu einem Auslaß geleitet wird, während das restliche gröbere Material wieder in den Mahlbereich geleitet wird, dadurch gekennzeichnet, daß zur Erhöhung der Ausgangsleistung die vorgegebene Korngröße vergrößert und zur Erniedrigung der Ausgangsleistung die vorgegebene Korngröße verkleinert wird.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich zur Vergrößerung der vorgegebenen Korngröße die Materialzufuhr zur Mühle gesteigert und zur Verkleinerung der vorgegebenen Korngröße die Materialzufuhr verringert wird.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, bei dem das Mahlgut mit Hilfe von Luftströmungen dem Sichter zugeführt wird; dadurch gekennzeichnet, daß die Luftmenge zusammen mit der Materialzufuhr gesteigert/verringert wird.
     




    Zeichnung