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EP 0 166 928 A1 |
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EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG |
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Veröffentlichungstag: |
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08.01.1986 Patentblatt 1986/02 |
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Anmeldetag: 14.05.1985 |
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Benannte Vertragsstaaten: |
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AT BE CH DE FR GB IT LI NL SE |
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Priorität: |
01.06.1984 DE 3420543
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Anmelder: DIEHL GMBH & CO. |
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D-90478 Nürnberg (DE) |
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Erfinder: |
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- Müller, Otmar
D-6697 Nohfelden 1 (DE)
- Berg, Günter
D-6696 Nonnweiler (DE)
- Scherer, Werner
D-5558 Schweich (DE)
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Vertreter: Hofmann, Gerhard, Dipl.-Ing.
Patentassessor et al |
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Stephanstrasse 49 D-90478 Nürnberg D-90478 Nürnberg (DE) |
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Entgegenhaltungen: :
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(54) |
Verfahren zur Herstellung einer fest haftenden Sprengstoff-Gussladung an einem Ladungsträger |
(57) Für die Füllung von Geschoßhüllen von Rohrwaffenmunition wird ein Verfahren vorgeschlagen,
bei dem Bodenspalte zwischen Sprengstoff und dem Boden der Geschoßhülle vermieden
werden.
Insgesamt ist die Wandhaftung des Sprengstoffes an dem Geschoßkörper so groß, daß
beim mechanischen Herauslösen des Sprengstoffes aus der Geschoßhülle der Sprengstoff
innerhalb seines Gefüges reißt. Dies wird dadurch erreicht, daß ein Adhäsionsmittel
mit einem Anteil eines in Sauerstoff nicht-härtenden Bindeharzes an der vorbehandelten
oder nicht behandelten Geschoßhüllenwand aufgetragen wird und erst nach dem vollständigen
Abtrocknen des Adhäsionsmittels mit einem flüssigen Sprengstoff in Berührung kommt.
Der flüssige Sprengstoff solvatiert das Adhäsionsmittel, wodurch eine innige Verzahnung
der wieder erstarrten Phasen erzielt wird.
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung einer fest haftenden
Sprengstoff-Gußladung an einem Ladungsträger nach dem Oberbegriff des Anspruches 1.
[0002] Beim Füllen großer Unterwasser-Sprengkörper nach der DE-PS 21 55 229 ist es bekannt,
auf die Innenwand eines Ladungsbehälters eine gleichmäßig dicke Bitumenschicht aufzutragen.
Die Schichtdicke von etwa 0,2 bis 5 mm hat die Aufgabe, auf dem Behälter übertragene
Stösse zu dämpfen und die Transportsicherheit des Unterwasser-Sprengkörpers zu gewährleisten.
Beim Füllen von Ladungsträgern, wie Geschoßhüllen mit Sprengstoffguß, werden verhältnismäßig
aufwendige Verfahren eingesetzt, um Bodenspalte und allgemein geringe Wandhaftung
des Sprengstoffes zur Innenwand zu vermeiden. Dies läßt sich jedoch nicht mit der
geforderten Sicherheit erreichen. Ein fester Sitz der Sprengstoff-Füllung muß zur
Vermeidung von Rohrkrepierern durch Schock- bzw. Stoßzündung des Sprengstoffes beim
Abschuß jedoch unbedingt gewährleistet sein. Die Aufgabe der Erfindung ist es daher,
ein Verfahren unter Verwendung eines Adhäsionsmittels zum Verbinden von Oberflächen
in explosive Ladungen enthaltenden Munitionen vorzuschlagen, mit dem der feste Sitz
der Sprengladung in dem Ladungsträger bei Vermeidung des vorgenannten Bodenspaltes
gewährleistet ist.
[0003] Diese Aufgabe wird mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruches 1 gelöst.
[0004] Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0005] Nach der Erfindung liegt ein rationelles Fertigungsverfahren bei gleichbleibender
Qualität der Wandhaftung vor. Die Wandhaftung beruht darauf, daß der in den Ladungsträger
eingefüllte Sprengstoff das Adhäsionsmittel anlöst, wodurch eine innige Verzahnung
der wieder erstarrten Phasen erzielt wird. Das Adhäsionsmittel selbst haftet fest
an blanken, unvergüteten Metallen als auch an galvanisch oder kalt-phosphatiert vorbehandelten
Metallen.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren wird am Beispiel einer Geschoßfüllung für Rohrwaffenmunition
erläutert.
[0007] Eine Geschoßhülle weist an ihrer Innenwand eine kalt-phosphatisch erzeugte Schutzschicht
auf. Auf diese Schutzschicht wird im Spritzverfahren das Adhäsionsmittel bei Raumtemperatur
aufgetragen. Nach dem Abtrocknen des Adhäsionsmittels wird die Geschoßhülle in einem
Wasserbad erwärmt bis die Oberflächentemperatur des Adhäsionsmittels 70°C beträgt.
Danach wird flüssiger Sprengstoff, bspw. Composition B mit geeigneter Temperatur in
die Geschoßhülle eingefüllt. Darauf erfolgt die übliche Abkühlphase.
[0008] Wesentlich ist für die Erfindung, daß ein "Naß in Naß-Verarbeiten" ausgeschlossen
sein muß, d.h., daß das Adhäsionsmittel erst dann vom flüssigen Sprengstoff beaufschlagt
werden darf, wenn das Adhäsionsmittel nicht nur eine feste Oberfläche aufweist, sondern
auch durchgetrocknet ist. Erst dann wird die Phase der Solvatierung bzw. Solvatation
von Adhäsionsmittel und Sprengstoff erreicht. Die Solvatierung führt zu einer Wandhaftung,
die den eingangs genannten Bodenspalt mit Sicherheit vermeidet. Bei mechanischem Herauslösen
der Sprengladung aus der Geschoßhülle liegen keine Schwammstellen oder glänzende Lackflächenbereiche
vor. Die Haftwerte zwischen dem Sprengstoff und dem Adhäsionsmittel liegen über der
jeweiligen Sprengstoff-Scherfestigkeit. Beim Ausdrücken einer Sprengladung aus einer
Geschoßhülle reißt das Sprengstoffgefüge dicht an, jedoch außerhalb der Solvatierungszone.
Es bleibt also die Schicht des Adhäsionsmittels einschließlich einer daran anhaftenden
relativ dünnen und rauhen Schicht aus Sprengstoff erhalten. Die Bruchzone liegt daher
vollständig innerhalb des Sprengstoffes.
[0009] Für Rohrwaffenmunition ist damit ein erweiterter Einsatzbereich, bspw.* bei der Artillerie
möglich. Die Munition widersteht nämlich wesentlich höheren Beschleunigungen, so daß
die Feuergeschwindigkeit durch rascheres Ansetzen und Abbremsen des Geschosses im
Patronenlager als auch die Steigerung der Reichweite der Munition durch eine entsprechend
große Anzahl der Ladungen möglich ist., ohne daß die Gefahr von ladungsspezifischen
Rohrkrepierern vorliegt.
[0010] Die mechanischen Beanspruchungsgrenzen sind daher nicht mehr durch die Wandhaftung
des Sprengstoffes am Geschoßkörper begrenzt, sondern allein durch die Festigkeit des
jeweiligen Sprengstoffes.
[0011] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren werden auch Probleme bei luftverlastbaren Munitionen,
wie Minen, Gefechtsköpfe, beseitigt. Hochfrequente Schwingungen während des Lufttransportes
und Stoßbeanspruchungen, wie Aufschlag auf den Boden, führen nicht mehr zum Ablösen
der Sprengladung von der Innenwand des Munitionskörpers.
1. Verfahren zur Herstellung einer fest haftenden Sprengstoff-Gußladung an einem Ladungsträger,
wie Geschoßhülle, Gehäuse für Sprengkörper, Gefechtsköpfe, Minen, bei dem flüssiger
Sprengstoff auf den vorgewärmten, eine Beschichtung aufweisenden Ladungsträger aufgetragen
und dann der Ladungsträger durch Tempe-. ratursteuerung abgekühlt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß man eine Suspension, bestehend aus
a) 14 bis 46 Gew% eines in Sauerstoff nicht-hartenden Bindeharzes mit einem Erweichungspunkt
unterhalb des Schmelzpunktes des Sprengstoffes;
b) 6 bis 26 Gew% einer Pigmentkomposition;
c) 24 bis 66 GewK einer polymeren Lösungsmittelkomposition,
wie etwa
30% PVC-Mischpolymerisat
3% ölfreier Polyester
30% Xylol
7% epoximodifiziertes Triglycerid
0,5% Bentone
1,5% Flammruß
5% Ethylglykol
13% Talcum
5% Butylacetat
5% Testbenzin
auf den etwa auf Raumtemperatur temperierten Ladungsträger mit einer Schichtdicke
zwischen 10 µm und 100 µm aufträgt, die Spuspension abtrocknet, der beschichtete Ladungsträger
auf einer Oberflächentemperatur zwischen 20 und 90°C erwärmt und den flüssigen Sprengstoff
mit einer Temperatur zwischen dem Erstarrungspunkt und 110°C einfüllt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Suspension mit einer
Schichtdicke von ca. 50 µm aufgetragen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 bei der Anwendung in einem topfförmigen Ladungsträger,
dadurch gekennzeichnet, daß die Suspension von der Füllseite zum Boden des Ladungsträgers
zunehmend, beginnend mit einer Schichtdicke von etwa 25 µm proportional zur Länge
des Ladungsträgers ansteigend auf etwa maximal 80 µm zunehmend aufgetragen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Suspension im Spritzverfahren
aufgetragen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Ladungsträger so weit
erwärmt wird, bis die OberflächenTemperatur der abgetrockneten Suspension 50 bis 80°C
beträgt.
