[0001] Die vegetabile Schnellgerbung von Bodenledern ist schon seit langer Zeit bekannt
und hat sich aus dem Bedürfnis ergeben, die bis dahin sehr lange Gerbdauer einer Altgrubengerbung
von ca. einem Jahr und noch länger drastisch abzukürzen. Dabei mußten aber neben einer
andersartigen Technologie auch die Gerbemittel modifiziert werden. Die Gerbmittel
mußten besser wasserlöslich gemacht werden und möglichst auch kaltlöslich sein. Mit
der Technologie der Trnckengerbunq, d.h. mit nur ganz geringen Flottenmengen und einer
Faßbehandlung ist es möglich, eine relativ rasche Gerbstoffdurchdringung der Blößen
zu erreichen. Voraussetzung und dringende Empfehlung ist jedoch, die Blößen vor der
vegetabilen Hauptgerbung mit synthetischen Gerbstoffen zu präparieren. Durch diese
sogenannten Syntane werden Bindungsstellen für die pflanzlichen Gerbstoffe vorübergehend
besetzt, so daß die pflanzlichen Gerbstoffe nicht spontan an die Haut anfallen und
deren obere Schichten derart zusetzen können, daß eine weitere Diffusion der Gerbstoffe
ins Hautinnere unmöglich gemacht wird. Man spricht dann von einer Totgerbung.
[0002] Bei einer Trockenaerbuna im Faß ist die Durchgerbung nach der Zugabe der veaetabilen
Gerbstoffe im allgemeinen nach 8 bis 16 Stunden erreicht. Danach werden die Leder
noch feucht abgelagert, um eine bessere Gerbstoffbindung in einer Zeitreaktion zu
ermöqlichen. Die G
prbstoff-Fixierung ist neben den äußeren qualitativen Ledereigenschaften ein wichtiges
Kriterium, da bei mangelhafter Fixierunq, analytisch erfaßbar, der Zahlenwert der
auswaschbaren Stoffe über die geforderten Richtlinien hinaus zu hoch ausfällt. Allgemein
sollen die auswaschbaren Bestandteile, wozu neben den nichtfixierten Gerbstoffen auch
mineralische Bestandteile hin
7ukommen, nicht mehr
dls 10% des wasserfreien Fertigleders ausmachen. Hochliegende Auswaschverluste hingegen
schließen die für sehr gute Lederqualität bekannten Altgrubengerbungen aus. (Grassmann,
Handbuch der Gerbereichemie und Lederfahrikation. III. Bd., 1. Teil, 2. Aufl., S.
1396).
[0003] Da aber als zwangsläufige Begleiterscheinung einer jeden Schnellgerbung die Verwendung
von relativ gut löslichen Gerbstoffen und auch Syntanen bis dato unerläßlich scheint,
muß wegen der nicht besser erreichbaren Bindung der Gerbstoffe an die Haut der Verfahrensschritt
der Fixierung separat an die Hauptgerbung angeschlossen werden. Dies geschieht am
wirkungsvollsten durch eine Behandlung mit kationischen Stoffen, z.B. mit organischen
Kondensationsprodukten oder mit bestimmten Metallsalzen. Eine weitere Möglichkeit
wäre, durch oftmaliges Spülen die nicht weiter bindungsfähigen Gerbstoffanteile weitgehendst
aus dem Leder zu waschen (Grassmann, Handbuch der Gerbereichemie und Lederfabrikation,
III. Bd., 1. Teil, 2. Aufl., S. 1398). Dies würde aber sehr hohe Wasser/Abwasserkosten
mit sich hringen, snwie zu qroße Gerbstoff Verluste und entsprechend verringert
p Lederqualitäten bedeuten. Bei der Fixierung spielt auch der pH-Wert eine Rolle, zumindest
für eine momentane Fixierung. Mit sinkendem pH-Wert flocken die im Lederinnern befindlichen
ungebundenen Gerbeextrakt- oder Gerbstoffteilchen aus und sperren sich mehr oder weniger
im Fasergefüge fest, ohne dabei eine chemische Bindung mit dem oberflächig bereits
reichlich mit Gerbstoff abgesättigten Fasermaterial eingehen zu können. Bindungsmöglichkeiten
wären gegebenenfalls noch im innersten Feinbau vorhanden, jedoch kommt der Gerbstoff
da nicht hin, schon gar nicht im angesäuerten pH-Bereich. Der lediglich zwischen den
Lederfasern abgelagerte, nicht gebundene Gerbeextrakt läßt sich also mit Wasser wieder
auswaschen. Leder, das in fertigem Zustand seinen Stand, seine Festigkeit und Härte
lediglich einer solchen Extrakteinlagerung, nicht dagegen der normalen wirklichen
Gerbung verdankt, verliert seine Festigkeit beim Dampfmachen, beim Tragen in der Nässe,
die Sohlen treten sich breit und fransen aus. Entsprechend ist eine über ein gewisses
Maß hinausgehende Einlagerung solcher auswaschbarer Substanzen nichts anderes als
eine künstliche Beschwerung zur Erhöung des meist nach Gewicht verkauften Leders und
die Vortäuschung einer beim Gebrauch in Wirklichkeit nicht vorhandenen Lederqualität
(Stather, Gerbereichemie und Gerbereitechnologie, III. Aufl., S. 329).
[0004] Eine durch Ansäuerung verbesserte, letztendlich auch nicht ausreichende Fixierung
am Ende der Gerbung kann logischerweise nur dann durchgeführt werden, wenn das Hauptmaterial
insgesamt vom Gerbstoff schon durchdrungen ist und die Gerbflotte somit schon gut
ausgezehrt ist. Säuert man zu stark oder zu früh an, so führt dies zu Verstopfungen
der Diffusionswege im Leder, so daß eine Totgerbung resultiert (Grassmann, Handbuch
der Gerbereichemie und Lederfabrikation, III. Bd., 1. Teil, 2. Aufl., S. 1159). In
der Praxis hat sich also ein pH-Wert eingespielt, der bei zusätzlicher Behandlung
der Blößen durch ein Syntan vor der Hauptgerbung bei 3,5 bis 4,0 liegt, wobei eine
unterste Grenze von 3,0 nicht ohne die oben bereits geschilderten Probleme hervorzurufen
unterschritten werden darf. Die Durchreaktion des Gerbstoffes mit der Haut wird dabei
mit sinkendem pH-Wert immer schwieriger, besonders wenn eine pH-Erniedrigung mit Mineralsäuren
bewerkstelligt wird (Stather, Gerbereichemie und Gerbereitechnologie, 3. Aufl., S.
342).
[0005] Es stellte sich deshalb die Aufgabe, ein Gerbverfahren zu finden, durch das eine
raschere und vollständigere Durchdringung und Bindung der vegetabilen Gerbstoffe an
das Hautmaterial bewirkt wird.
[0006] Erfindungsgemäβ wird diese Aufgabe durch die im Anspruch 1 enthaltenen Maßnahmen
gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
[0007] Mit der erfindungsgemäßen Vorbehandlung wurde nun zur allergrößten Überraschung gefunden,
daß entgegen der in der Fachliteratur allgemein herrschenden Auffassung bei viel niedrigeren
pH-Werten durchaus pflanzlich gegerbt werden kann. Dabei tritt zutage, daß bei der
Analyse von erfindungsgemäß behandelten Ledern die mit Wasser auswaschbaren Bestandteile
sehr niedrig sind. Die Zahlenwerte geraten sogar in die gleichen Größenordnungen,
wie sie von Analysedaten altgrubengegerbter Leder bekannt sind, so daß der Zahlenwert
der auswaschbaren Bestandteile nunmehr kein eindeutiges Merkmal dafür ist, ob ein
Leder durch eine Schnellgerbung oder durch eine Altgrubengerbung gefertigt wurde.
Die Zahlenwerte lassen auf sehr hohe Durchreaktion und Gerbstoffbindung schließen,
die sonst nur durch eine sehr lange Gerbzeit erreichbar sind (Stather, Gerbereichemi
p und Gerbereitechnologie, 3. Aufl., S 346) und die mit den bisherigen Verfahren durch
eine Gerbung alleine nicht erreicht wurden.
[0008] Allgemein wird die Fixierung pflanzlicher Gerbstoffe auch durch erhöhte Temperatur
am Ende der Gerbung erreicht. Die notwendige Temperaturerhöhung ergibt sich durch
Reibung der Lederstücke untereinander im Laufe der Walkdauer zwangsläufig. Erfindungsgemäß
vorbehandelte Leder bedürfen jedoch keiner langen Laufzeiten bis zur Durchgerbung,
so daß die Gerbung zweckmäßig schon bei höherer Temperatur zu Anfang der Gerbphase
begonnen werden kann. Dadurch ist - parallel zur Gerbstoffdurchdringung - schon nach
wenigen Stunden die Durchgerbung und die nötige Endtemperatur erreicht. Eine Laufzeitverlängerung
über die Durchgerbedauer hinaus zwecks Erzielung einer bestimmten Endtemperatur wird
dadurch hinfällig, wodurch das Leder weniger Reibung erfährt und mehr geschont wird.
[0009] Auch äußerlich sind erfindungsgemäß behandelte Leder von hoher Qualitätsgüte und
zeichnen sich durch eine kompakte Festigkeit aus. Die Auszehrun
g der Gerbstoffe in den geringen Flottenmengen von Trockengerbungen geht so weit, daß
am Gerbungsende in der Regel eine Dichte von 12° bis 18° Bé vorliegt. Da nach der
Gerhung von erfindungsgemäß vorbehandelten Ledern eine Dichte der Pestbrühe von unter
10° Be vorliegt, ist auch hier ein weiterer wirtsrhaftlicher Vorteil zu sehen. Bei
den resultierenden Analysenergebnissen brauchen mittels erfindungsgemäß vorbehandelt
hergestellte Leder nicht weiterhin fixiert zu werden, was wiederum Arbeitgänge und
Kosten spart. Die erfindungsgemäße Vorbehandlung selbst ist vom Chemikalieneinsatz
und technologischen Aufwand her viel einfacher als bisherige Vorbehandlungen, wobei
sich noch der Verfahrensschritt der Teil- oder Vollentkalkung erübrigt.
[0010] Wasserlösliche Phosphate im Sinne dieser Erfindung sind vorzugsweise mit Alkalien,
insbesondere Natriumionen, ganz oder teilweise neutralisierte Polyphosphorsäuren,
die 2 bis 1000, insbesondere 4 bis 100 und bevorzugt 10 bis 40 Phosphorsäureeinheiten
enthalten. Durch die nicht neutralisierte Phosphorsäure zusammen mit einem Zusatz
weiterer organischer Säuren, insbesondere Citronensäure, Ameisensäure oder Mineralsäuren,
insbesondere Schwefelsäure, Natriumbisulfat oder Salzsäure, wird ein pH-Wert der Polyphosphatflotte
zwischen 1 bis 4,5, bevorzugt 1,5 bis 3,5 und insbesondere von 2,0 bis 3,0 eingestellt.
Die Polyphosphate werden zweckmäßigerweise in einer Menge von 0,5 bis 5 Gewichtsprozent,
insbesondere 1,5 bis 3 Gewichtsprozent, bezogen auf die eingesetzten Blößen eingesetzt.
[0011] Die zur Einstellung des gewünschten pH-Wertes dienenden sonstigen Säuren können entweder
in einem gesonderten Schritt vor dem Zusatz der Polyphosphate in die geäscherten Blößen
eingearbeitet werden, wodurch eine vollständige oder teilweise Entkalkung bewirkt
wird, oder mit oder nach dem Polyphosphatzusatz zugesetzt werden, wodurch dann eine
gesonderte Entkalkung entbehrlich wird. Bevorzugt wird ein Teil der Säure vorher eingearbeitet
und in Form der gebildeten Salze wieder ausgewaschen, wodurch die Blößen bereits teilweise
sauer gestellt werden, und der Rest der Säure zur Einstellung des gewünschten pH-Wertes
fürdie Gerbung nach Einarbeitung der Polyphosphate zugesetzt. Üblicherweise ist ein
Säurezusatz von 0,5bis 3%, vorzugsweise 0,6 bis 1,5% erforderlich.
[0012] Obwohl üblicherweise ein Salzgehalt der Blößen, der aus der Kalkung stammt, möglichst
vor der Gerbung ausgewaschen wird, hat es sich als notwendig erwiesen, die Polyphosphate
zusammen mit 1 bis 10 Gewichtsprozent, insbesondere 2,5 bis 3,5 Gewichtsprozent anorganische
Salze als Mischung in die Häute einzuarbeiten. Natriumsulfat und Natriumbisulfat sowie
Natriumchlorid wurden als besonders preiswert bevorzugt, andere gut lösliche Alkali-
und Erdalkalisalze sind jedoch ebenfalls geeignet. Soweit saure Salze verwendet werden,
ist dies natürlich bei der pH-Wert-Einstellung der Flotte zu berücksichtigen.
[0013] Die Einarbeitung der Polyphosphate und anorganischen Salze erfolgt aus relativ konzentrierter
Lösung 10 bis 150, vorzugsweise 50 bis 100 Gewichtsprozent Wasserzusatz, wiederum
bezogen auf das Gewicht der Blößen, haben sich als besonders vorteilhaft herausgestellt.
Die Flotte wird normalerweise mit Raumtemperatur zugefügt und erwärmt sich durch die
Walkarbeit im Gerbfaß, kann jedoch zur Beschleunigung der Durchdringung der Häute
auch auf 30 bis 40°C erwärmt werden. Aus dem gleichen Grunde erweist sich auch ein
Zusatz von Netzmitteln (0,1 bis 10%) als vorteilhaft. Einarbeitungszeiten von 0,5
bis 2 Stunden sind erforderlich, jedoch können die Kontaktzeiten ohne Bedenken auch
erhöht werden und die Blößen beispielsweise über Nacht mit der Flotte in Kontakt bleiben.
Danach wird die an der Oberfläche der Blößen haftende Polyphosphatflotte ein- bis
zweimal mit 50 bis 100% Wasser von 30 bis 40°C abgespült.
[0014] Die so erhaltenen feuchten Häute werden dann in üblicher Weise mit vegetabilischen
Gerbstoffen (z.B. Quebracho-, Mimosa-, Eichen-, Kastanien- oder andere Rinden-Pulver)
versetzt, wobei eine Restfeuchte aus der Vorbehandlung oder ein geringer Wasserzusatz
von zusammen 10 bis 50%,vorzugsweise 20% zur Auflösung der Gerbstoffe dient. Aufgrund
der Vorbehandlung verteilen sich die Gerbstoffe relativ schneller in den Häuten,so
daß nach ca. 4 bis 10 Stunden durchgegerbt ist und die Restbrühe fast auf die Gleichgewichtskonzentration
der Gerbstoffe abgereichert ist. Solcher Art bearbeitete Leder weisen bereits ohne
zusätzliche Fixierung nur noch weniger als 10, vorzugsweise ca. 5 bis 7% auswaschbare
Bestandteile auf, wodurch sie eine ausgezeichnete Naßfestigkeit erreichen.
[0015] Die Unterschiede gegenüber dem Stand der Technik sollen an den folgenden Beispielen
deutlicher erläutert werden. Prozentangaben beziehen sich auf Blößengewicht.
[0016] Die in den Beispielen angeführten Gerbstoffe zur Ausgerbung variieren etwas in Art
bzw. Menge, wodurch ein ganz genau auf den Zahlenwert bezogener Vergleich nicht angebracht
erscheint. Ein derart exakter Vergleich erscheint in Anbetracht der Schwankungen bezüglich
Gerbstoffart und -menge in den einzelnen Betrieben bei der Herstellung dieser Lederart
auch deshalb nicht sinnvoll, da auch in den daraus resultierenden Analysenergebnissen
entsprechende Schwankungen zu finden sind. Eine Vorbehandlung der Häute - dies gilt
auch für die erfindungsgemäße Vorbehandlung - sollte uneingeschränkt jede Ausgerbung
erlauben. Entscheidend für eine Bewertung ist der Umstand, daß die Analysenergebnisse
der nach erfindungsgemäßer Vorbehandlung hergestellten Leder nicht nur im unteren
Toleranzbereich sich eventuell decken, sondern daß die Unterschiede enorm groß sind,
die bekannten Grenzwerte deutlich unterschritten werden und von den dem Stand der
Technik entsprechenden Verfahren nicht erreicht werden können.
[0017] Beispiel 1 - Gerbung nach dem Stand der Technik Nach üblichem Verfahren geäscherte
Blößen wurden gründlich gewaschen und dann in einer Gerbtrommel ohne Flotte mit 0,5%
Ammoniumsulfat und 0,6% einer handelsüblichen Mischung von Citronensäure und Schwefelsäure
bei Raumtemperatur gewalkt. Nach 1 Stunde Walkdauer waren die Blößen im Querschnitt
zur Hälfte entkalkt. 150% Wasser von 20°C wurden zugesetzt und nach 15 Minuten Walkdauer
wurde die Flotte abgelassen. Eine Spülung mit 150% Wasser und 20°C und einer Walkdauer
von 10 Minuten schloß die Teilentkalkung ab. Danach erfolgte die erste Vorgerbung
in 100% Wasser, 20°C, und 2% eines kondensierten Phosphates, wozu nach 15 Minuten
Walkdauer 0,6% Schwefelsäure, 1:5 verdünnt, zugesetzt wurde.
[0018] Nach 30 Minuten Laufzeit waren die Außenschichten der Häute vorgegerbt und die zweite
Vorgerbung der alkalischen Innenzone wurde durch Zusatz von 1,5% Formalin (40prozentig)
erreicht. Nach einer Walkdauer von 4 Stunden wurde die Gerbtrommel nur noch zeitweise
über Nacht bewegt. Am nächsten Morgen lag ein pH-Gleichgewicht von 4,2 vor. Die Flotte
wurde abgelassen und die Häute wurden zweimal mit je 150% Wasser gewaschen. Danach
erfolgte eine dritte Vorgerbung mit 5% eines handelsüblichen Syntans bei einer Walkdauer
von 1 Stunde in der vom Spülen zuvor verbleibenden Restflotte von ca. 20%, wobei die
Temperatur 25 bis 28°C und der pH-Wert 4,0 betrug. Danach wurden 25% Quebracho (Mittel
sulfitiert) und 15% Kastanie ASD (versüßt) zugesetzt. Nach einer Walkdauer von 7 Stunden
waren die Leder nahezu durchgegerbt und wurden fester.Nach Zusatz von 1% eines handelsüblichen
Fettstoffes wurde weiterhin 7 Stunden gewalkt. Um den Gerbstoff im Leder zu fixieren,
wurden 0,5% Ameisensäure zugesetzt und weitere 2 Stunden gewalkt. Danach wurden die
Leder ausgeladen, abgelagert und ohne erneute Fixierung fertiggestellt.
[0019] Obwohl verschiedene Möglichkeiten zur optimalen Gerbstoffaufnahme und -bindung genutzt
und mit relativ hohem Aufwand technisch durchgeführt wurden, wird die Brühe am Ende
solcher Gerbungen nur auf 14 bis 16° Be herunter ausgezehrt. Die Auswaschverluste
bei der Analyse solcher Fertigleder liegen, sofern nicht noch zusätzlich fixiert wird,
zwischen 14% und 17%.
[0020] Beispiel 2 - Gerbung nach dem Stand der Technik Nach üblichem Verfahren geäscherte
Spaltblößen wurden mit 300% Wasser von 30°C in einer Gerbtrommel 15 Minuten lang gewalkt,
danach wurde die Flotte abgelassen. Zu den Blößen mit einer verbleibenden, minimalen
Restflotte wurden 4% einer handelsüblichen Mischung saurer Salze zur Entkalkung und
Sauerstellung von Blößen zugesetzt, sowie 2% Ameisensäure. Nach einer Walkdauer von
4 Stunden wurde die Gerbtrommel nur noch zeitweise über Nacht bewegt. Die Blößen waren
am Morgen einheitlich schwach sauer und hatten einen pH-Wert von 3,6. Die angesammelte
Flotte wurde abgelassen. Ohne neue Flotte wurde nun mit 5% eines handelsüblichen Syntans
wie aus Beispiel 1, 90 Minuten gewalkt und erneut abgelassen. Danach wurde mit 200%
Wasser von 30°C 15 Minuten lang gewaschen und die Flotte vollständig abgelassen. pH
= 3,8. Nach Zusatz von 15% Wasser von 30°C (= ca. 20% Restflotte von Beispiel 1) und
25% Quebracho (sulfitiert) wurde 90 Minuten gewalkt, 15% Kastanie N zugesetzt und
weitere 20 Stunden gewalkt. Während dieser Walkdauer konnte nach 7 Stunden festgestellt
werden, daß die Brühendichte 13,3° Be betrug, wobei die Häute völlig durchgegerbt
waren. Nach 20 Stunden Walkdauer betrug die Brühendichte immerhin noch 12,3° 8e. Es
darf davon ausgegangen werden, daß nach einer Gerbdauer von ca. 10 Stunden das Hautmaterial
praktisch keinen Gerbstoff mehr aufnehmen kann. Wie aus der gerberischen Praxis bekannt
ist, liegen die Auswaschverluste am Fertigleder - sofern nicht wiederum zusätzliche
Fixierungsarbeiten vorgenommen werden - über 15%, z.T. sogar erheblich darüber.
[0021] Beispiel 3 - Erfindungsgemäße Gerbung Nach üblichem Verfahren geäscherte Spaltblößen
wurden mit 100% Wasser von 25°C 10 Minuten lang gewaschen, die Flotte wurde abgelassen.
Ohne Flotte wurde nun 5% einer Mischung aus 40% kondensiertem Phosphat und 60% Natriumsulfat
zugesetzt und 30 Minuten gewalkt. Danach wurde 1,5% Schwefelsäure in zwei Portionen
zugesetzt und über Nacht zeitweise bewegt.
[0022] Am nächsten Morgen wurden nochmals o,5% Schwefelsäure zugesetzt, wobei nach 2 Stunden
Walkdauer der Hautquerschnitt ein;n pH von 3,0 bis 3,5 zeigte. Nach zweimaligem Spülen
mit je 100% Wasser von 35°C wurde nach 10 Minuten die Flotte abgelassen. Die Ausgerbung
mit dem pflanzlichen Gerbstoff erfolgte in der verbleibenden Restflotte von ca. 20%
durch Zusatz von 20% Quebracho (sulfitiert) und 8% Mimosapulver, wobei zunächst 2
Stunden gewalkt wurde. Danach wurden weitere 5% Quebracho (sulfitiert) und 7% Kastanie
N zugesetzt. Nach 6 Stunden waren die Häute völlig durchgegerbt und die Brühe auf
10,2° Be herunter ausgezehrt. Nach weiteren 2 Stunden sank die Brühdichte auf 9,7°
Be. Die Leder wurden danach wie üblich, jedoch ohne zusätzliche Fixierung, fertiggestellt.
Die Analyse ergab auswaschbare Bestandteile in Höhe von 5,8%. Die Fertigleder hatten
eine angenehme helle Farbe und waren spürbar kompakter als in Beispiel 2.
[0023] Beispiel 4 - Erfindungsgemäße Gerbung Nach üblichem Verfahren geäscherte Spaltblößen
wurden mit 125% Wasser und o,2% eines nichtionogenen Netzmittels versetzt und während
einer Walkdauer von 1 Stunde gewaschen. Danach erfolgte in einer Restflotte von ca.
10% die erfindungsgemäße Vorbehandlung durch Zugabe von 5% einer Mischung aus 40%
kondensiertem Phosphat und 60% Natriumsulfat, bei einer Walkdauer von 30 Minuten.
Nun wurden portionsweise 2% Schwefelsäure zugesetzt und insgesamt 4,5 Stunden gewalkt.
Die Flotte wurde abgelassen, der pH-Wert betrug 2,8. Nach zweimaligem Spülen mit je
60% Wasser von 30°C bzw. 35°C wurde nach 10 Minuten abgelassen. Der verbleibenden
Restflotte von ca. 20% wurden nun 32% Mimosapulver und 5% eines handelsüblichen Fettstoffes
zugesetzt und 1,5 Stunden gewalkt. Die Häute waren danach schon zu 75% durchgegerbt.
[0024] Es erfolgte ein Zusatz von 0,5% sulfoniertem Rindertalg zur besseren Gleitung der
Häute beim Walken sowie von 0,1% EDTA zur Vermeidung von Eisenflecken auf dem Leder.
Aus organisatorischen Gründen mußte nun über Nacht, d.h. insgesamt 15 Stunden gewalkt
werden. Man darf jedoch davon ausgehen, daß nach vorangegangener erfindungsgemäßer
Vorbehandlung die absolute Durchgerbung schon nach 6 Stunden Walkdauer erreicht ist.
Die Restbrühe war auf 8,7" Be herunter ausgezehrt. Die Analyse des fertiggestellten
Leders ergab einen Auswaschverlust von 5,0% insgesamt.
[0025] Beispiel 5 In einer dem Beispiel 4 entsprechenden erfindungsgemäßen Vorbehandlung
wurde mit Schwefelsäure ein pH-Wert von 2,2 vor der vegetabilen Ausgerbung eingestellt.
Trotz dieses exotisch niedrigen pH-Wertes betrug der Gesamtauswaschverlust nur 6,8%,
wobei nebenbei sehr kompakte Leder mit sehr guter Reißfestigkeit erzielt wurden.
1. Verfahren zur Schnellgerbung von Leder, wobei geäscherte Blößen vor einer vegetabilen
Hauptgerbung vorpräpariert werden,
dadurch gekennzeichnet,
daß man das Leder mit einer Mischunq aus wasserlöslichen Polyphosphaten und anorganischen,
wasserlöslichen Salzen vorpräpariert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch aekenn7eichnet, daß als anorganische Salze Sulfate, insbesondere Natriumsulfat oder Natriumbisulfat
verwendet werden.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die verwendeten
Phosphate einen Kondensationsqrad von 2 bis 1000, bevorzugt von 4 bis 100, besonders
bevorzugt von 10 bis 40 aufweisen.
4. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die geäscherten
Blößen nicht oder nur teilweise entkalkt sind.
5. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß gegebenenfalls
durch die Entkalkung, den Zusatz der Polyphosphate und gegebenenfalls den Zusatz weiterer
Säuren, ein pH-Wert der Häute vor der vegetabilen Hauptgerbung von 1 bis 4,5, bevorzugt
von 1,5 bis 3,5, insbesondere bevorzugt von 2,0 bis 3,0 eingestellt wird.
6. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß bezogen
auf eingesetzte Blößen 0,5 bis 5%, vorzugsweise 1,5 bis 3 Gewichtsprozent Polyphosphate
und 1 bis 10 Gewichtsprozent, vorzugsweise 2,5 bis 3,5 Gewichtsprozent anorganische
Salze eingesetzt werden.
7. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Verfahren
bei Temperaturen zwischen 20 bis 40°C durchgeführt wird.
8. Vorgerbemittel zur Verwendung in der vegetabilen Schnellgerbunq, enthaltend eine
Mischung aus wasserlöslichen Polyphosphaten und wasserlöslichen anorganischen Salzen
im Mischungsverhältnis von 1:5 bis 1:1, vorzugsweise 2:3 bis 1:2.
9. Vorgerbemittel gemäß Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Polyphosphate
Alkali-, vorzugsweise Natriumpolyphosphate sind und die anorganischen Salze Sulfate,
vorzugsweise Natriumsulfate oder Natriumbisulfat sind.
10. Vorgerbemittel gemäß einem der Ansprüche 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß
die Polyphosphate einen Kondensationsgrad von 2 bis 1000, bevorzugt von 4 bis 100,
besonders bevorzugt vun 10 bis 40 aufweisen.