(19)
(11) EP 0 168 623 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
22.01.1986  Patentblatt  1986/04

(21) Anmeldenummer: 85107055.7

(22) Anmeldetag:  07.06.1985
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D06N 7/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL

(30) Priorität: 15.06.1984 DE 3422289

(71) Anmelder: HOECHST AKTIENGESELLSCHAFT
65926 Frankfurt am Main (DE)

(72) Erfinder:
  • Schachtner, Gert
    D-6230 Frankfurt am Main 80 (DE)

   


(54) Verfahren zur Verbesserung des Gebrauchseigenschaften von Tufted-Bodenbelägen


(57) Verfahren zur Verbesserung der Gebrauchseigenschaften von Tufted-Bodenbelägen, das darin besteht, daß man bei der Herstellung der Tufted-Bodenbeläge die für den Vorstrich und/oder die für den Zweitstrich erforderlichen Dispersionen oder Latices vor ihrer Compoundierung mit einem Fluortensid der Formel

vermischt, wobei Rf einen Rest C6F3, C8F17, C10F21 oder C12F25, R eine Gruppe der Formeln

M und M' Na, K oder NH4 und n eine Zahl von 4 bis 8 bedeuten. Das Fluortensid erhöht die Noppenfestigkeit der Polfäden und die Haftfestigkeit des Zweitrückens.


Beschreibung


[0001] Die Einbindung der Polfäden in das Grundgewebe von Tufted-bodenbelägen erfolgt durch einen sogenannten Vorstrich mit Naturlatex, Syntheselatex z.B. auf der Basis Butadien Styrol 40 : 60 oder 60 : 40, mit Kunststoffdispersionen beispielsweise auf der Basis Polyvinylacetat oder mit Mischungen aus Polyvinylacetatdispersionen und Synthese-oder Naturlatex oder mit Polyurethan.

[0002] Bevorzugt sind Butadien-Styrol-Latex (ca. 50 %) z.B. im Verhältnis 40 : 60, 60 : 40 oder 35 : 60 + 3,5 Acrylsäure und Polyvinylacetat-Dispersionen (50 %ig), Mischpolymerisate von Vinylacetat mit Maleinsäuredibutylester z.B. im Verhältnis 77/23 (ca. 50 %ig), Mischpolymerisate von Styrol/Butyacrylat/Acrylnitril/Methacrylsäure/Acrylamid z.B. im Verhältnis 16 : 61 : 25 : 2 : 1 oder 25 : 53 : 25 : 2 : 1, Mischpolymerisate von Ethylacrylat/Acrylnitril/N-Methylacrylamid 6 : 3 : 1, Mischpolymerisate von Butylacrylat/Vinylacetat/N-Methylolacrylamid 35 : 55 : 10, ferner Pfropfpolymerisate (partiell verseift) wie 50 % Polyvinylalkohol, 25 % Polyvinylacetat, 25 % Polyethylen.

[0003] Der Vorstrich enthält darüberhinaus noch üblicherweise Verdicker und Kreide oder Aluminiumhydroxyd als Füllmittel. Der Auftrag dieses Vorstrichs auf den Teppichrücken erfolgt durch Pflatschen.

[0004] Auf diesen Vorstrich wird im allgemeinen noch eine Rückenbeschichtung aufgetragen, entweder ein Schaumstrich oder ein Deckstrich, der zum Verkleben eines textilen Zweitrückens dient. Die Applikation dieses Zweitstrichs erfolgt durch Rakelauftrag. Eine Verklebung des textilen Zweitrückens kann aber auch beim Auftrag des Vorstrichs erfolgen, wobei nach dem Pflatschauftrag des Vorstrichs der Zweitrücken von einer Anpreßwalze an die klebende, pigmentierte Latexdispersion geführt und angepreßt wird.

[0005] Es wurde nun gefunden, daß man sowohl die Einbindung der Polfäden in den Vorstrich als auch die Verklebung eines textilen Zweitrückens durch Zugabe von Fluortensiden zum Vorstrich oder zum Zweitstrich wesentlich verbessern kann.

[0006] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur Verbesserung der Gebrauchseigenschaften von Tufted-Bodenbelägen, das darin besteht, daß man bei der Herstellung der Tufted-Bodenbeläge die für den Vorstrich und/oder die für den Zweitstrich erforderlichen Dispersionen oder Latices vor ihrer Compoundierung mit einem Fluortensid der Formel


vermischt, wobei Rf einen Rest C6F13' C8F17, C10F21 oder C12F25, R eine Gruppe der Formeln

-(C2H4O)n-H, -S03M oder


M und M' Na, K oder NH4 und n eine Zahl von 4 bis 8 bedeuten.



[0007] Bevorzugt sind solche Fluortenside, die aus einem Gemisch verschiedener Einzelverbindungen bestehen mit gleicher Bedeutung von R, aber unterschiedlicher Bedeutung von Rf. M hat insbesondere die Bedeutung von NH4 und M' von Na, wobei M bzw. M' als Kationen und die entsprechenden Sulfonsäurereste als Anionen vorliegen. Wesentlich für die Erfindung ist, daß das Fluortensid zunächst mit dem Latex oder der Dispersion separat vermischt wird, bevor aus dieser Mischung dann durch Zugabe der anderen Komponenten die Vorstrich- bzw. Zweitstrichmasse hergestellt wird. Das Fluortensid wird dem Latex oder der Dispersion für den Vorstrich in einer Menge von 0,1 bis 0,2 Gew-% zugegeben. Wird gleichzeitig ein textiler Zweitrücken kaschiert, beträgt die Menge an Fluortensid im Latex oder in der Dispersion für den Vorstrich 0,1 bis 0,5 Gew-%. Wird dieser textile Zweitrücken durch einen Zweitstrich mit dem Grundgewebe verklebt, so enthalten der Latex oder die Dispersion für diesen Zweitstrich 0,1 bis 0,3 Gew-% an Fluortensid.

[0008] Die Zusammensetzung von Vorstrich und Zweitstrich im einzelnen entspricht dem Stand der Technik auf diesem Gebiet, so daß Art und Menge der verschiedenen Komponenten nicht im einzelnen erörtert werden müssen, da sie dem Fachmann hinreichend bekannt sind. Typische Rezepturen für den Vorstrich enthalten z.B. 100 Teile Styrol-Butadien Latex oder Naturlatex, 200-400 Teile Kreide, 0,3 Teile Wasserenthärter, 2 Teile Verdicker auf Basis von Acrylaten oder Cellulosederivaten. Der Zweitstrich kann beispielsweise bestehen aus 100 Teilen Styrol-Butadien Latex (weich) oder Naturlatex und 150 Teilen Kreide oder Aluminiumhydroxid. Hinzu kommt dann noch das Fluortensid wie oben angegeben. Das Fluortensid kann entweder in den Vorstrich oder in den Zweitstrich eingebracht werden, man kann aber auch bei beiden Aufstrichmassen den Latex oder die Dispersion mit diesen Fluortensiden vermischen.

[0009] Durch die Zugabe der Fluortenside zum Latex oder zur Dispersion mit anschließender Kompoundierung erhöht sich die Noppeneinbindung der Polfäden, auch solcher aus hydrophoben Garnen, infolge verbesserter Penetration und Haftung. Bei Verklebung mit einem textilen Zweitrücken wird durch die Zugabe der Fluortenside die Haftfestigkeit des Rückens deutlich erhöht. Gleichzeitig wird die Schnittfestigkeit des Bodenbelags positiv beeinflußt und das Ausreißen von Flornoppen im Schnittbereich vermindert.


Ansprüche

1. Verklebung eines textilen Polyacrylnitril-Zweitrückens. Nach der Pflatschapplikation eines Vorstrich-Compounds wurde ein Haftstrich folgender Zusammensetzung aufgetragen:

100 Teile Styrol/Butadien-Latex 50 : 50 (weich)

150 Teile Aluminiumhydroxid

5 Teile Wasser

0,125 Teile der Verbindung der Formel

Rf = 42 % C6F13; 31 % C8F17; 15 % C10F21, Rest C12F25

verschäumt

Litergewicht 600 g

Naßauflage 600 g/m2

Haftfestigkeit: 3,14 dan Streifenbreite 25 mm

in Newton Reißlänge 100 mm

Arbeitet man in der gleichen Weise, jedoch ohne Zusatz des Fluortensids, so beträgt die Haftfestigkeit nur 1,96 dan.


 
2. Auftragen eines Vorstrichkompounds mittels Pflatschapplikation, dann Verklebung eines textilen Polypropylen-Bändchen-Zweitrückens:

200 Teile Styrol/Butadien-Latex 50 : 50

0,1 Teile Fluortensid aus Beispiel 1

175 Teile Kreide

15 Teile Verdicker 2,5 %ig

1,2 Teile Zinkoxid akt. 50 %ig verschäumt

Litergewicht 600 g

Naßauflage 600 g/m2

Haftfestigkeit: 0,6677 dan

des Zweitrückens


Bei Verwendung von 0,2 Teilen des gleichen Fluortensids erreicht man eine Haftfestigkeit des Zweitrückens von 0,82 dan. Ohne Fluortensid aber unter sonst gleichen Bedingungen, beträgt die Haftfestigkeit nur 0,497 dan.
 
3. Noppenverfestigung eines Tuftedteppich-Bodenbelags, der einen hydrophoben Flor besitzt (fluorierte PA-Pasern), bei gleichzeitiger Verklebung eines Jutezweitgewebes:


Auftrag: Pflatschapplikation, anschließende Zuführung des Zweitrückens


Arbeitet man in der gleichen Weise, aber ohne Fluortensid, so beträgt die Noppenfestigkeit nur 1,86 kp und die Haftfestigkeit nur 0,6977 dan. Verfahren zur Verbesserung der Gebrauchseigenschaften von Tufted-Bodenbelägen, dadurch gekennzeichnet, daß man bei der Herstellung der Tufted-Bodenbeläge die für den Vorstrich und/oder die für den Zweitstrich erforderlichen Dispersionen oder Latics vor ihrer Compoundierung mit einem Fluortensid der Formel

vermischt, wobei Rf einen Rest C6F13, C8F17, C10F21 oder C12F25, R eine Gruppe der Formeln -(C2H40)n-H, -S03M oder


 
M und M' Na, K oder NH4 und n eine Zahl von 4 bis 8 bedeuten.