[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung von brennbare Bestandteile enthaltenden
Gasen aus der Pyrolyse von Abfallstoffen.
[0002] Die Beseitigung von organischen und anorganischen Abfallstoffen, wie Hausmüll, Industriemüll,
Altreifen, Kunststoffabfällen, Klärschlamm oder dergl., in einer Weise, welche die
Umweltbelastung möglichst gering hält, wird zu einem immer größeren und dringenderen
Problem.
[0003] Ein Verfahrensweg besteht darin, daß durch eine Verschwelung der Abfallstoffe bei
Temperaturen von etwa 300 bis 800°C Schwelgase und ein fester Schwelrückstand erzeugt
werden. Die Schwelgase werden anschließend bei höheren Temperaturen von etwa 850 bis
1200°C gekrackt. Die gekrackten Gase enthalten neben brennbaren Bestandteilen auch
toxische Bestandteile wie NH
3, HCN, H
2S und COS in Mengen, die von der Art der eingesetzten Abfallstoffe abhs gig sind.
Die gekrackten Gase müssen vor ihrer Ver- brenhung von diesen Bestandteilen befreit
werden. Dies geschieht in Gaswäschern. Solche Verfahren sind z.B. beschrieben in der
DE-PS 24 32 504, DE-OS 29 27 240, DE-AS 26 51 302, DE-AS 26 4 041, DE-OS 30 49 259,
DE-OS 32 17 030. In der DE-OS 27 32 418 erfolgt die Gaswäsche durch Kreislaufführung
mit Ca(OH)
2 enthaltendem Waschwasser. Dabei werden jedoch nur wenige Prozente des NH
3 und weniger als die Hälfte des H
2S uno HCN entfernt.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die toxischen Bestandteile aus diesen Gasen
weitgehend zu entfernen und in Formen zu überführen, die aus dem Waschwasser gut beseitigt
werden können.
[0005] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt erfindungsgemäß dadurch, daß
a) das Rohgas 1 in einer ersten Waschstufe 2 mit Wasser 3 und Formalin (HCHO) 4 gewaschen
wird,
b) die Zugabe an Formalin so eingestellt wird, daß neben weitgehender Umsetzung des
Rohgas 1 enthaltenen HCN zu Glyconitril (CH2(OH) CN) mindestens der größte Teil des Ammoniak (NH3) zu Hexamethylentetramin (C6H12N4) umgesetzt wird,
c) das Gas 5 aus der ersten Waschstufe 2 in einer zweiten Waschstufe 6 mit Wasser
7, Lauge 8 und H202 9 gewaschen wird,
d) der pH-Wert in der zweiten Waschstufe auf 8,5 bis 9,5 eingestellt wird,
e) das Reingas 10 aus der zweiten Waschstufe abgeleitet wird und
f) aus der Waschflüssigkeit 3/7 der ersten und zweiten Waschstufe die suspendierten
Stoffe entfernt werden und die in der Waschflüssigkeit gelösten Umsetzungsprodukte
in unschädliche Verbindungen umgesetzt werden.
[0006] Das gekühlte Rohgas 1 enthält je nach Zusammensetzung der Abfallstoffe unterschiedliche
Gehalte an zum Teil toxischen Bestandteilen. So können z.B. 1500 bis 5000 mg NH
3/NM
3 (bezogen auf trockenes Gas), 200 bis 1600 mg HCN/Nm
3, 300 Lis 500 mg H
2S/Nm
3 und 40 bis 100 mg COS/
Nm
3 enthalten sein, die besonders schädlich sind und deshalb weitgehend entfernt werden
müssen. In der ersten Waschstufe 2 werden in den Gasstrom 1 Wasser 3 und Formalin
4 in feinverteilter Form eingedüst und gesprüht. Das Formalin wird z.B. in einer Konzentration
von etwa 37 Gew.% eingesetzt. Dabei wird der HCN-Gehalt des Gases 1 sehr schnell und
weitgehend zu Glyconitril umgesetzt. Die Umsetzung des NH
3-Gehaltes zu Hexamethylentetramin erfolgt langsamer. Die Menge des eingesetzten Formalin
wird so bemessen, daß neben der Umsetzung des HCN auch mindestens der größte Teil
des NH
3 umgesetzt wird. In der zweiten Waschstufe 6 werden in den Gasstrom Wasser 7, Lauge
8 und H
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2 9 in feinverteilter Form eingedüst oder eingespritzt. Die zugegebenen Mengen an Lauge
und H
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2 werden so bemessen, daß sich im Wäscher 6 ein pH-Wert von 8,5 bis 9,5 einstellt und
die im Gas 5 enthaltenen Schwefelkomponenten H
2S und COS weitgehend gelöst und im wesentlichen zu Elementarschwefel oxidiert werden.
In diesem pH-Bereich wird eine sehr gute Umsetzung bei relativ niedrigem Verbrauch
an Reagenzien erzielt. Evtl. in die zweite Waschstufe 6 mit dem Gas 5 eintretende
Spuren von Formaldehyd werden durch das H
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2 beseitigt. Als Lauge 8 werden NaOH-Lösungen hzw. Kalkmilch oder Gemische dieser Stoffe
eingesetzt. Bei der Zugabe von Ca(OH)
2-Lösung bzw. Kalkmilch werden evtl. gebildete Sulfate in schwerlösliches Ca-Sulfat
umgewandelt. Die Waschstufen 2, 6 werden vorteilhafterweise mit einer Kreislaufführung
der abgeschiedenen Waschflüssigkeit 11, 12 betrieben, wobei aus dem Kreislauf eine
Menge abgezogen wird, die der neu anfallenden Menge an Flüssigkeit entspricht. Die
Waschstufen 2, 6 kc nen ein- oder mehrstufig ausgebildet sein. Die aus den Kreisläufen
der ersten und zweiten Waschstufe abgezogene Waschflüssigkeit wird in eine Reinigung
11 geleitet, in der zunächst die suspendierten Stoffe entfernt werden und dann die
gelösten bzw. chemisch gebundenen Schadstoffe in unschädliche Verbindungen umgesetzt
werden. Bei der Zugabe von Ca(OH)
2-Lösung bzw. Kalkmilche wird das gebildete Ca-Sulfat mit den suspendierten Stoffen
entfernt.
[0007] Eine vorzugsweise Ausgestaltung besteht darin, daß der pH-Wert gemäß (d) auf 8, 9
bis 9,1 eingestellt wird. Innerhalb dieses Bereiches wird eine besonders gute Umsetzung
bei relativ niedrigem Verbrauch an Reagenzien erzielt.
[0008] Eine vorzugsweise Ausgestaltung besteht darin, daß die Waschflüssigkeit in (a) und
(c) im Kreislauf geführt weraen. Durch die Kreislaufführung wird eine sehr gute Ausnutzung
der Reagenzien erzielt, der Gehalt der Waschflüssigkeit an Umsetzungsprodukten wird
erhöht und die Menge der in die Reinigung 11 geleiteten Waschflüssigkeiten wird verringert.
Die M
Lnge des Waschwassers 3 im Kreislauf der ersten Waschstufe 2 wird entweder durch die
Menge der kondensierten Feuchtigkeit des Gases oder durch Zugabe von frischem Wasser
konstant gehalten. Die aus der ersten Waschstufe ablaufende Flüssigkeit wird zweckmäßigeiweise
in Separatoren 12 geleitet, in denen sich der ausgewaschene Staub und auskondensierte
Teere abscheiden. Die Lösung wird in den Kreislauf gepumpt und die Schlammfraktion
13 in die Wasserreinigung 11 geleitet. Die Menge des Waschwassers im Kreislauf der
zweiten Waschstufe wird durch kontinuierliche oder diskontinuierliche Wasserzugabe
konstant gehalten.
[0009] Eine vorzugsweise Ausgestaltung besteht darin, daß aus der Waschflüssigkeit gemäß
(f) die suspendierten Umsetzungsprodukte 13 abgetrennt werden, die restliche Lösunmit
H
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2 und Lauge in einer ersten Behandlungsstufe 1
4 behandelt wird, dananch in einer zweiten Behandlungsstufe 15 mit weiterem H
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2 behandelt und über 16 maximal auf 70°C aufgeheizt wird und anschließend neutralisiert
wird. Die Abtrennung der suspendierten Feststoffe erfolgt in bekannter Weise z.B.
durch Flockung, Abtrennung und Filtration. Als Lauge werden NaOH-Lösungen oder Ca(OH)
2-Lösungen bzw. Kalkmilch oder Gemische dieser Stoffe eingesetzt. Bei der Zugabe von
Ca(OH)
2-Lösung bzw. Kalkmilch fällt das schwerlösliche Ca-Salz der Glycolsäure aus. In der
ersten Behandlungsstufe 14 wird durch das H
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2 der überwiegende Teil des Glyconitril zu Glycolsäure, der Schwefelverbindungen zu
Sulfat bzw. elementarem Schwefel und das Formaldehyd zu Na- bzw. Ca-Formiat umgesetzt.
Durch die Zugabe von Lauge wird der pH-Wert erhöht und die Umsetzung durch Erhöhung
des Hydrolyse-und Oxidationspotentials verbessert. In der zweiten Behandlungsstufe
15 wird die Umsetzurgdurch Erhöhung des Hydrolyse- und Oxidationspotentials verbessert.
In der zweiten Behandlungsstufe 15 wird die Umsetzung optimiert, wodurch in der ersten
Behandlungsstufe 14 kein Überschuß an H
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2 zugegeben werden muß. Durch die Temperaturerhöhung in der zweiten Behandlungsstufe
wird die Reaktion beschleunigt. Eine Erhöhung über 70°C ergibt jedoch einer negativen
Effekt. Die Neutralisation 17 erfolgt im allgemeinen mit Schwefelsäure 18. Nach einer
Filtration enthält die Lösung an organischen Bestandteilen nur biologisch abbaubare
Verbindungen.
[0010] In der Gaswäsche wird ein Gesamtabscheidegrad erzielt

Das Verfahren ist in dem Fließschema dargestellt.
[0011] Die Vorteile der Erfindung bestehen darin, daß die gekrackten Schwelgase 1 weitgehendst
von schädlichen Bestandteilen befreit werden, das Waschwasser 3, 7 ebenfalls weitgehendst
von nicht abbaubaren Bestandteilen befreit werden kann und der Verbrauch an Chemikalien
relativ gering gehalten werden kann.
Bezugszeichenliste (VPA 84 P 8533 DE)
[0012]
Rohgas 1
erste Waschstufe 2
Wasser (H20) 3
Formalin (HCHO) 4
Gas 5
zweite Waschstufe 6
Wasser 7
Lauge 8
Wasserstoffsuperoxyd 9
Reingas 10
Reinigung 11
Seperator 12
Schlammfraktion 13
erste Behandlungsstufe 14
zweite Behandlungsstufe 15
Wärme 16
Neutralisationsstufe 17
Säure 18
1. Verfahren zur Reinigung von brennbare Bestandteile enthaltenden Gasen aus der Pyrolyse
von Abfallstoffen, dadurch gekennzeichnet, daß
a) das Gas (1) in einer ersten Waschstufe (2) mit Wasser (3) und Formalin (HCHO) (4)
gewaschen wird,
b) die Zugabe an Formalin so eingestellt wird, daß neben weitgehender Umsetzung des
im Gas (1) enthaltenen HCN zu Glyconitril (CH2(OH) CN) mindestens der größte Teil des Ammoniak (NH3) zu Hexamethylentetramin (C6H12N4) umgesetzt wird,
c) das Gas (5) aus der ersten Waschstufe (2) in einer zweiten Waschstufe (6) mit Wasser
(7), Lauge (8) und H2O2 (9) gewaschen,
d) der pH-Wert in der zweiten Waschstufe (6) auf 8,5 bis 9,5 eingestellt wird,
e) das Reingas (10) aus der zweiten Waschstufe (6) abgeleitet wird und
f) aus der Waschflüssigkeit (3/7) der ersten und zweiten Waschstufe (2, 6) die suspendierten
Stoffe (13) entfernt werden und die in der Waschflüssigkeit gelösten Umsetzungsprodukte
in undschädliche Verbindungen umgesetzt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der pH-Wert gemäß (d) auf 8,9 bis 9,1 eingestellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet ,
daß die Waschflüssigkeiten (3, 7) in (a) und (c) im Kreislauf geführt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet ,
daß aus der Waschflüssigkeit gemäß (f) die suspendierten Umsetzungsprodukte (13) abgetrennt
werden, die restliche Lösung mit H202 (9) und Lauge (8) in einer ersten Behandlungsstufe (14) behandelt wird, danach in
einer zweiten Behandlungsstufe (15) mit weiterem H202 (9) behandelt und maximal auf 70°C aufgeheizt wird und anschließend neutralisiert
(18, 19) wird.