[0001] Die Erfindung betrifft einen Fliehkraft-Rührapparat zum Verändern der Gestalt, Oberfläche
und/oder Größe von schüttbaren Partikeln oder Werkstücken mit einem Arbeitsgefäß und
mit einem am Boden des Arbeitsgefässes um eine Drehachse drehbar gelagerten, rotierend
angetriebenen Rührteller zum Umwälzen der Partikel und Werkstücke im Arbeitsgefäß.
[0002] Ein derartiger Rührapparat ist beispielsweise aus der DE-OS 33 20 891 bekannt. Der
Apparat beruht auf dem Prinzip des sogenannten "Gleitschleifens", mit dessen Hilfe
insbesondere Oberflächenpolierungen an Werkstücken und Zerkleinerungen, Granulierungen
oder Agglomerierungen von Partikeln vorgenommen werden können. Typisch für den Vorgang
des Gleitschleifens ist das ständige Umwälzen und Mischen einer Schüttung von Partikeln
oder Werkstücken unter vorwiegend scherender Beanspruchung, die sich häufig in einem
Rollen der behandelten Partikel oder Werkstücke bemerkbar macht. Insbesondere beim
Gleitschleifen von Werkstücken können auch Behandlungsmittel, beispielsweise Poliermittel
oder Polierkörper zugesetzt werden. Während der Behandlung von Partikeln ändert sich
deren Gestalt in Richtung größerer Kugelähnlichkeit. Die Partikelgröße nimmt beim
Gleitschleifen und Zerkleinern ab, beim Granulieren oder Agglomerieren meistens zu.
[0003] Es gibt eine Reihe von Apparaten zum Durchführen von Gleitschleifverfahren, z.B.
Drehtrommeln, Drehglocken, Drehteller, Vibratoren und Rührbehälter. Näheres über diese
Apparate und Verfahren ist zu finden in H.E. Hinz "Gleitschleifen", Expert-Verlag,
Grafenau 1980 und über Granulieren bzw. Agglomerieren in P.J. Charrington und R. Oliver
"Granulation", Haeyden & Son, Rheine 1981.
[0004] Besonders günstig sind Fliehkraft-Rührapparate. Sie bestehen aus einem zylindrischen
Gefäß mit einem rotierenden Rührwerkzeug, gewöhnlich in Form eines Rührtellers am
Gefäßboden. Das zu behandelnde Schüttgut führt darin eine torusartige Bewegung aus.
Diese wird durch die Froude-Zahl charakterisiert, welche definiert ist als das Verhältnis
von Zentrifugal- zu Erdbeschleunigung. Sie liegt in der Größenordnung zwischen etwa
10 und 100. Ferner ist die spezifische Volumenleistung für die Verfahren sehr wichtig.
Man strebt möglichst hohe Werte an, etwa 100 KW/m .
[0005] Von Nachteil ist bei allen bekannten Fliehkraft-Rührapparaten, daß sie nur chargenweise
betrieben werden können,- nur eine geringe spezifische Volumenleistung aufweisen und
bei Rührwerkzeugen mit konvexerProfilierung hohem Verschleiß unterliegen.
[0006] Unter einem chargenweise Betrieb versteht man dabei, daß die Apparate in umständlicher
und zeitraubender Weise, gewöhnlich manuell, vor Beginn der Behandlung mit dem Schüttgut
gefüllt und nach Abschluß der Behandlung wieder entleert werden müssen. Ein stetiger
Betrieb mit insbesondere automatischer Eingabe und Ausgabe des zu behandelnden Gutes
ist bisher nicht möglich.
[0007] Es ist Aufgabe der Erfindung, einen gattungsgemäßen Fliehkraft-Rührapparat derart
zu verbessern, daß ein stetiger Betrieb, also insbesondere ohne Stillsetzung der Rührteller
möglich ist, wobei eine hohe spezifische Volumenleistung gewährleistet sein soll.
[0008] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß wenigstens zwei Arbeitsgefäße
mit rotierenden Rührtellern nebeneinander angeordnet und durch je eine gemeinsame
Uberströmöffnung miteinander verbunden sind, deren Querschnittsfläche mit Bezug auf
Höhe und Durchmesser der Arbeitsgefäße eingeengt ist und durch welche die behandelten
Partikel oder Werkstücke unmittelbar von dem einen in das andere Arbeitsgefäß überströmen.
[0009] Am ersten Arbeitsgefäß ist eine Eingabeöffnung und am letzten Arbeitsgefäß eine Ausgabeöffnung
für die Partikel oder Werkstücke vorgesehen.
[0010] Auf diese Weise kann das zu behandelnde Gut kontinuierlich oder partienweise eingegeben
und nach Durchlaufen des mehrere Rührteller umfassenden Apparats kontinuierlich wieder
abgezogen werden. Die Qualität und Intensität der Behandlung läßt sich dabei durch
Verändern der Anzahl der durchlaufenden Rührstationen, durch Verändern von Drehgeschwindigkeit
und Drehrichtung der Rührteller sowie durch entsprechende Einstellung des Querschnitts
und des Niveaus der Überströmöffnungen steuern. Durch die nebeneinander Anordnung
mehrerer Arbeitsgefäße mit Rührtellern läßt sich insbesondere die erforderliche Verweilzeit
des behandelten Guts in den nebeneinander liegenden Behandlungsstationen entsprechend
einstellen.
[0011] Die nachstehende Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen der Erfindung dient im
Zusammenhang mit beiliegender Zeichnung der weiteren Erläuterung.
[0012] Es zeigen:
Fig. 1 eine schematische Seitenansicht eines Fliehkraft-Rührapparats mit mehreren
Behandlungsstationen;
Fig. 2 eine Draufsicht des Apparats aus Fig. 1;
Fig. 3 eine Teildraufsicht ähnlich Fig. 2;
Fig. 4-7 verschiedene Arbeitsflächen von Rührtellern im Schnitt und in Draufsicht;
Fig. 8 einen Rührapparat mit insgesamt 10 Rührstationen, wobei Eingabe-und Ausgabestelle
einander benachbart sind, und
Fig. 9 eine Überströmöffnung mit verschiedenen Blenden zur Veränderung des öffnungsquerschnitts.
[0013] Die Figur 1 zeigt einen Rahmen oder ein Untergestell 1, auf welchem drehbar nebeneinander
insgesamt 5 Rührteller 2 gelagert sind. Um die Rührteller 2 herum sind beispielsweise
t/opfförmigeoder zylindrische Arbeitsgefäße 3 angeordnet, in dem sich die zu behandelnden
Partikel oder Werkstücke 4 in Form einer Schüttung befinden. Die einzelnen Arbeitsgefäße
3 sind, wie in Figur 2 schematisch angedeutet, durch Engstellen oder Einengungen 8
in Form von Überströmöffnungen miteinander verbunden. Die Schüttung wird an einer
Eingabeöffnung A am ersten Arbeitsgefäß 3 in den Rührapparat eingebracht und nach
Abschluß der Behandlung an einer am letzten Arbeitsgefäß vorgesehenen Abgabeöffnung
B abgezogen. Der Abzug kann vorzugsweise auch in Richtung des gestrichelten Pfeiles
B erfolgen, also in derjenigen Richtung, in welcher das Schüttgut die einzelnen Arbeitsgefäße
3 durchfließt. Ein Motor 5 treibt über einen Riemen oder eine Kette 6 die einzelnen
Rührteller 2 an. Eine an sich bekannte Vorrichtung 7, z.B. eine Schraubspindel erlaubt
es, die Einstellung des Rührapparates gegenüber der Horizontalen zu verändern, sodaß
die Fließrichtung des Schüttgutes über die einzelnen Rührteller unter Unterstützung
der Schwerkraft leicht nach abwärts geneigt verlaufen kann.
[0014] Die Drehachsen der einzelnen Rührteller sind mit dem Bezugszeichen 9 versehen. Beim
Durchlauf der einzelnen Arbeitsgefäße 3 mit den jeweiligen Rührtellern 2 verweilt
das Schüttgut gewisse Zeit zum Zwecke seiner Behandlung in den einzelnen Arbeitsgefäßen
und strömt dann durch die Überströmöffnung in das nächste Gefäß über, bis es schließlich
an der Abgabeöffnung B fertigbehandelt aus dem Apparat austritt.
[0015] Die Figur 3 zeigt im einzelnen eine die Überströmöffnung bildende Einengung 8 zwischen
zwei Arbeitsgefäßen 3. Die Überströmöffnung hat an dieser Stelle eine Breite b.
[0016] Der Durchmesser des Arbeitsgefäßes beträgt D, der Achsabstand zweier Rührteller ist
a, die Höhe der Arbeitsgefäße 3 ist mit H bezeichnet (Figur 1). Eine günstige Geometrie
für die praktische Ausgestaltung des Rührapparats ist: b/D = 0,2 bis 0,6;H/D = 1 bis
2 und a/D = 1,05 bis 1,2. Die Zahl der Rührteller 2 kann zwischen 5 und 15, vorzugsweise
zwischen 8 und 12 liegen. Der Antrieb der Rührteller kann als Gruppenantrieb mittels
eines einzigen Motors 5 oder als Einzelantrieb durch mehrere Elektromotore von unter
oder oben ausgebildet sein.
[0017] Die Figuren 4 bis 7 zeigen verschiedene Rührteller, deren Arbeitsfläche in Umfangsrichtung
nicht konvex, also konkav oder hohl ausgebildet ist. Die Raumformen der Arbeitsflächen
sind, wie ebenfalls aus Figur 4 bis 9 hervorgeht, mit Bezug auf die Drehachse 9 nicht
rotationssymetrisch. So ist die Arbeitsfläche des Rührtellers 2 in Figur 4 ein schiefer
Kegelstumpf, in Figur 5 ein eliptischer Kegelstumpf,in Figur 6 ein Pyramidenstumpf
und in Figur 7 nach Art einer Arena ausgebildet. Es sind jedoch auch zur Drehachse
9 rotationssymnetrische Arbeitsflächen geeignet. In Figur 8 sind insgesamt z
Mölf Arbeitsgefäße 3 mit Rührtellern 2 hintereinander angeordnet, wobei das Schüttgut
die ersten fünf Arbeitsgefäße von links nach rechts und die darauf folgenden Arbeitsgefäße
von rechts nach links durchströmt, weil zwischen dem fünften und sechsten Arbeitsgefäß
die Überströmöffnung gegenüber der Durchströmrichtung um 90° versetzt ist. Auf diese
Weise liegen Eingabeöffnung A und Ausgabeöffnung B bequem nebeneinander und die Anordnung
ist insgesamt platzsparend.
[0018] Figur 9 schließlich zeigt schematisch eine an einer Einengung zwischen zwei benachbarten
Arbeitsgefäßen 3 angeordnete Überströmöffnung 11. Durch eine erste Blende 12, die
in Richtung des Doppelpfeils C auf und ab verschieblich ist, kann die Unterkante der
öffnung 11, also die relative Höhenlage der Uberströmöffnung zu dem benachbarten Rührteller
[0019] verändert werden. Hierdurch kann das Fließverhalten des Schuttgütes im Apparat beeinflußt
werden. Durch eine in Richtung des Pfeiles D verschiebliche Blende 13 kann der öffnungsquerschnitt
der Überströmöffnung 11 verändert werden. Das gleiche kann mit Hilfe einer bei 14
in Richtung des Pfeiles E schwenkbar gelagerten Blende 15 erfolgen. Durch entsprechende
Einstellung des öffnungsquerschnitts läßt sich die Verweilzeit des Schüttgutes im
Rührapparat in gewünschter Weise einstellen.
[0020] Bei einer besonders günstigen Ausführungsform der Erfindung kann vorgesehen werden,
daß hintereinander folgende Rührteller 2 jeweils gegensinnige Drehrichtungen ohne
oder mit Drehzahldifferenz aufweisen. Man erreicht hierdurch, daß das Schüttgut beim
Durchlauf durch die Arbeitsgefäße 3 gleichmäßig scherend beansprucht wird.
[0021] Bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist vorgesehen, daß alle oder einige
der Rührteller 2 gleichsinnige Drehrichtugen ohne oder mit Drehzahldifferenz aufweisen.
Für manches Schüttgut ist eine zeitweise Beanspruchung durch Prall zweckmäßig. Dies
erreicht man durch eine solche Ausführungsform.
[0022] Von Vorteil bei der Verwirklichung der Erfindung ist es ferner, wie bereits ausgeführt,
wenn die Arbeitsfläche der Rührteller 2 in Umfangsrichtung nicht konvex und bezüglich
der Drehachse 9 nicht als Rotationskörper ausgebildet ist. Dadurch wird eine formschlüssige
übertragung des Drehmoments vom Rührteller auf die Schüttung erreicht, ohne daß konvexe,
dem Verschleiß unterliegende Partien nötig sind.
[0023] Bei einer weiterhin vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, daß
die Arbeitsgefäße 3 als gerade oder ringförmige Rinne (Figur 8) ausgebildet sind.
Dies stellt eine platzsparende und für einen zentralen Antrieb günstige, konstruktive
Lösung dar. Die allen Rührtellern 2 gemeinsame Rinne weist zwischen je zwei Rührtellern
eine eingeengte Überströmöffnung 11 auf. Eingeengt heißt dabei, daß der Durchmesser
der Überströmöffnung 11 kleiner als der Durchmesser D des Arbeitsgefäßes und die Höhe
H ist. Die eingeengten Uberström- öffnungen zwischen den einzelnen Arbeitsgefäßen
ermöglichen schließlich eine Steuerung des durchlaufenden Schüttgutes derart, daß
zwischen den einzelnen Rührtellern das Gut im wesentlichen gleichmäßig und ohne Rücklauf
in Fließrichtung vorwärts strömt und eine genaue Verweilzeitverteilung einstellbar
ist.
[0024] Die Überströmöffnung 11 (Figur 9) braucht nicht von geraden Kanten begrenzt zu sein.
Die Begrenzung könnte auch durch gebogene Kanten erfolgen, so daß die Uberströmöffnung
rund oder oval ist.
1. Fliehkraft-Rührapparat zum Verändern der Gestalt, Oberfläche und/oder Größe von
schüttbaren Partikeln oder Werkstücken mit einem Arbeitsgefäß und mit einem am Boden
des Arbeitsgefäßes um eine Drehachse drehbar gelagerten, rotierend angetriebenen Rührteller
zum Umwälzen der Partikel und Werkstücke im Arbeitsgefäß, dadurch gekennzeichnet,
daß wenigstens zwei Arbeitsgefäße mit rotierenden Rührtellern nebeneinander angeordnet
und durch je eine gemeinsame Überströmöffnung miteinander verbunden sind, deren Querschnittfläche
mit Bezug auf die Höhe und den Durchmesser der Arbeitsgefäße eingeengt ist und durch
welche hindurch die behandelten Partikel oder Werkstücke unmittelbar von dem einen
in das andere Arbeitsgefäß übertreten können.
2. Rührapparat nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß am ersten Arbeitsgefäß eine Eingabeöffnung (A) und am letzten Arbeitsgefäß eine
Ausgabeöffnung (B) für die Partikel oder Werkstücke vorgesehen sind.
3. Rührapparat nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Querschnittsfläche der Überströmöffnungen durch Blenden oder dergleichen einstellbar
ist.
4. Rührapparat nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet ,
daß die Höhenlage der Überströmöffnungen mit Bezug auf die Rührteller einstellbar
ist.
5. Rührapparat nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Arbeitsgefäße mit den Rührtellern in einer im wesentlichen geradlinigen Reihe
hintereinander angeordnet sind.
6. Rührapparat nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Arbeitsgefäße mit den Rührtellern in einer in sich geschlossenen Reihe derart
hintereinander angeordnet sind, daß das Arbeitsgefäß mit der Eingabeöffnung (A) im
wesentlichen in der Nähe des Arbeitsgefäßes mit der Ausgabeöffnung (B) liegt.
7. Rührapparat nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet ,
daß die Rührteller mindestens teilweise gegensinnige Drehrichtungen aufweisen.
8. Rührapparat nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Rührteller mindestens teilweise mit unterschiedlichen Drehzahlen rotieren.
9. Rührapparat nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet ,
daß die Arbeitsfläche der Rührteller in Umfangsrichtung konkav ausgebildet ist.
10. Rührapparat nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Arbeitsfläche der Rührteller mit Bezug auf die Drehachse keine Rotationssymetrie
zeigt.
11. Rührapparat nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Arbeitsgefäße als eine allen Rührtellern gemeinsame Rinne ausgebildet ist,
die zwischen je zwei Rührtellern eine eingeengte Überströmöffnung aufweist.
12. Rührapparat nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
ein die Arbeitsgefäße mit den Rührtellern abstützendes Untergestell, das mit Bezug
auf die Horizontale schräg einstellbar ist.