[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Einrichtung zur Regelung des Entnahmedrucks einer
Entnahme-Kondensationsturbine, bei der aus einer Stufe-des Schaufelkanals des Mitteldruckteils
bzw. des Hochdruckteils Dampf für Heizzwecke oder chemische Prozeßzwecke entnommen
wird und bei der der in der Turbine verbleibende Dampf einem zweiflutigen Niederdruckteil
zugeführt wird, mit schwenkbaren Schaufeln oder Schaufelteilen von stromabwärts der
Dampfentnahmestelle (n) angeordneten Leitgittern, wobei die Schaufelschwenkbewegung
über Verstellhebel oder -arme durch Axialverschiebung von die Verstellhebel oder yarme
abstützenden Verstellringen erfolgt.
[0002] Um den Druck bei erhöhter Entnahmemenge zu halten oder sogar noch zu steigern, ist
es beispielsweise bekannt, in die Überströmleitung zwischen Mitteldruck- und Niederdruckteil
eine entsprechend steuerbare Drosselklappe einzubauen. Nachteilig ist, daß die Drosselung
mit einem Gefälleverlust verbunden ist, der einen Verlust an elektrischer Leistung
zur Folge hat.
[0003] Um den vorgenannten Nachteil zu vermeiden, ist es bei Heizkraftwerken bekannt, stromabwärts
der Dampfentnahmestelle angeordnete, mittels einer Vorrichtung verschwenkbare Leitschaufeln
vorzusehen. - Eine solche Regelungseinrichtung ist beispielsweise aus der DE-OS 25
13 581 bekannt, jedoch fehlen dort konkrete Angaben über die Mittel zum Axialverschieben
des mit den Verstellarmen verbundenen Verstellringes.
[0004] Soweit der Anmelderin bekannt, scheiterte bisher die praktische Verwirklichung verstellbarer
Leitschaufeln in großen Entnahme-Kondensationsturbinen, weil Verstelleinrichtungen
im Innern mehrgehäusiger Turbinen sich als zu kompliziert gestalteten und meist ölhydraulisch
zu betätigen sind. Die Verwendung von Öl ist jedoch problematisch, da Öl wegen der
Brandgefahr von heißem Dampf fernzuhalten ist.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, die Einrichtung der eingangs genannten
Art derart zu vereinfachen, daß sie überwiegend als interne Regeleinrichtung eingesetzt
werden kann; außerdem soll ein motorischer Axialverschiebetrieb Anwendung finden,
dessen Druckfluid mit-dem Turbinenarbeitsmittelgut verträglich ist.
[0006] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 beanspruchten
Merkmale gelöst.
[0007] Werden zwei Anzapfdampfmengen unterschiedlichen Druckes für Heiz- oder chemische
Prozeßzwecke entnommen, dann ist in weiterer Ausgestaltung der Erfindung zwischen
den beiden Ringscheibenkolben eine vollwandige, axial unverschiebliche Trennwand vorgesehen
und ist im mit den Räumen niedrigen Druckes hinter den verstellbaren Leitschaufeln
verbundenen Radialspalt zwischen radialer innerer Ringehäusewand und Rotorwelle im
Bereich zwischen den den Saugraum jedes Ringscheibenkolbens mit dem Radialspalt verbindenden
Bohrungen eine Labyrinthdichtung angeordnet.
[0008] In der Zeichnung sind zwei Ausführungsbeispiele der erfindungsgemäßen internen Regeleinrichtung
schematisch dargestellt. Es zeigt:
Fig. 1 die obere Hälfte eines Längsmittelschnitts durch den Einströmteil eines zweiflutigen,
symmetrischen Niederdruckturbine,
Fig. 2 eine für zwei Dampfentnahmen verwendbare Regelein- . richtung, wobei die verstellbaren
Leitschaufeln, die Verstellhebel und die Verstellringe jedoch weggelassen worden sind,
und
Fig. 3 eine Variante einer verstellbaren Leitschaufel im Querschnitt.
[0009] Die Verstelleinrichtung ist größtenteils im Ringraum 1 - also einem bereits vorhandenen
Raum - zwischen den beiden ersten Laufradstufen 2a, 2b einer zweiflutigen, bezüglich
der Turbinenstufen symmetrischen Niederdruckturbine angeordnet. - Die Niederdruckturbine
ist vorzugsweise Teil einer Heizdampf-Entnahmeturbine, wobei die Heizdampfabzapfung
am Austritt des Mitteldruckteils 3 erfolgt und wobei der Dampfstrom, der nach der
Entnahme in der Turbine verbleibt, über eine Überströmleitung vom Mitteldruck-Austritt
dem Ringraum 1 ungedrosselt zugeführt wird.
[0010] Die Verstelleinrichtung weist ein koaxial zur Rotorwelle 4 angeordnetes und diese
mit Abstand (Radialspalt 5) umgebendes, im Türbineninnern liegendes Ringgehäuse auf,
das einen radial äußeren Mantel 7, zwei sich senkrecht zur Rotorlängsmittelachse 8
erstrechende Ringscheiben 9 und einen radial inneren Mantel 10 umfaßt. Im Ringraum
6 des Ringgehäuses sind zwei Ringscheibenkolben 11, 12 angeordnet, die auf einer oder
mehreren (vorzugsweise - zwecks Erzielen einer stabilen Führung der Ringscheibenkolben
- zmehreren) koaxialen Führungsstangen 13 axial verschieblich gelagert sind. Die Ringscheibenkolben
11, 12 sind an ihren radial äußeren und radial inneren Umfangsflächen mit Dichtspitzen
14 versehen, die Labyrinthdichtungen in den Radialspalten zwischen den Ringscheibenkolben
11, 12 und den äußeren und inneren Umfangsflächen der Ringscheibenkolben bilden, wobei
geringe Leckagestrome durch die Labyrinthdichtungen für die Aufrechterhaltung einer
Druckdifferenz auf die Ringscheibenkolben 11, 12 sorgen. Mit den Ringscheibenkolben
11, 12 ist auf deren der Laufradstufe 2 zugewandten Seite je ein Verstellring 15 fest
verbunden. Auf den Verstellringen 15 stützen sich Verstellhebel 16 ab; die anderen
Enden der Verstellhebel 16 sind mit den radial inneren Enden je einer radial gerichteten
Achse 17 drehstarr verbunden. Die Achsen 17 durchsetzen die zugeordnete Leitschaufel
in deren Längsrichtung und sind mit der Leitschaufel oder einem Teil davon relativ
zu ihr undrehbar verbunden und mit ihren radial äußeren Enden in einer Ausnehmung
19 im Einströmgehäuse 20 bzw. einem Leitschaufelträger drehbar gestützt und geführt.
Die Verdrehung der Leitschaufeln 18 bzw. Leitschaufelteile erfolgt durch eine Axialverschiebung
der Ringscheibenkolben 11, 12, wobei es, wie an sich bekannt, zu einer Schwenkbewegung
der Verstellhebel 16, und, daraus folgend, zu einer Drehbewegung der Leitschaufeln
18 bzw. deren verschwenkbaren Teile kommt.-Es sind jedoch auch abweichende konstruktive
Lösungen der mechanischen Verstellgestänge 15, 16, 17 möglich.
[0011] Die Axialverstellung der Ringscheibenkolben 11, 12 erfolgt durch turbineneigenen
Dampf ausreichend hohen Druckes, der über eine Steuerdruckleitung 21, und Bohrungen
22 im äußeren Mantel, öder entsprechende Leitungen, in die beiden Druckräume 23a,
23b am dem entsprechenden Verstellring 15 und den Verstellhebeln 16 zugewandten Ende
der Ringscheibenkolben 11, 12 geleitet wird. Der Raum (Saugraum) zwischen den inneren
Ringscheibenkolben-Stirnflächen ist über eine oder mehrere Bohrungen 24,oder Ausnehmungen,im
inneren Mantel mit dem Radialspalt 5, und damit - als Folge der Axialspalte 29 - mit
den Räumen niedrigen Druckes hinter den Leitschaufeln 18 verbunden.
[0012] Die Axialverschiebung der Ringscheibenkolben 11, 12 hat gegen die Summe der axialen
Dampfkraftkomponenten der verstellbaren Leitschaufeln 18 zu erfolgen. Je nach der
Größe der Druckfläche der Ringscheibenkolben 11, 12 muß der Druck in den Druckräumen
23a, 23b eingestellt werden, um der gesamten Axialkraft aus den axialen Dampfkraftkomponenten
das Gleichgewicht zu halten. Da die Axialkraftkomponenten an den Leitschaufeln 18
stets im Öffnungssinn wirken, ist die Richtung der Druckkraft an jedem Ringscheibenkolben
11, 12 stets gleich. Um in den Druckräumen 23a, 23b jeweils den erforderlichen Druck
zur Verfügung .zu haben, ist in der Steuerdruckleitung 21 außerhalb des Turbinengehäuses
ein Stellventil 25 vorgesehen, das vorzugsweise mit einer Turbinenanzapfung für die
regenerative Speisewasservorwärmung : höheren Drucks in Wirkverbindung steht. - Die
Steuerung des Stellventils 25 erfolgt entsprechend der bekannten Steuerung der (externen)
Drosselklappe in der Überströmleitung, so daß auf dieses Detail nicht näher eingegangen
werden muß.
[0013] Es braucht nicht die gesamte Leitschaufel 18 verschwenkt werden. Jede Leitschaufel
18 kann aus einem feststehenden Vorderteil 18a, der Drehachse 17 und einem verstellbaren
(verschwenkbaren) Teil 18b bestehen.(Figur 3). Die feststehenden Teile 18b tragen
die Verstelleinrichtung und verbinden sie mit dem Einströmgehäuseteil der Niederdruckturbine.
Die verstellbaren Teile 18b dienen-der Regelung des Dampfentnahmedrucks durch Veränderung
des Durchflußquerschnitts der beiden ersten Leitgitter 18.
[0014] Die Achse 17 kann,- vergleiche Fig. 1 - integraler Bestandteil des verstellbaren
Teils 18b sein; sie kann aber auch - vergleiche Figur 3 - durch entsprechende Ausnehmungen
der Teile 18a, 18b hindurchgesteckt und mit dem verstellbaren Teil 18b über eine bekannte
Keilverbindung 26, bei der ein Drehmoment durch Reibschluß und Formschluß übertragen
werden kann, verbunden sein.
[0015] Der axiale Verschiebeweg der Ringscheibenkolben kann durch Anschläge begrenzt werden.
[0016] Zum sicheren Öffnen der Leitschaufeln 18 können, was nicht weiter gezeichnet ist,
Druckfedern zwischen die Ringscheibenkolben 11, 12 geschaltet sein.
[0017] Die vorbeschriebene Einrichtung kann mit einfachen Maßnahmen dahingehend erweitert
werden, daß zwei Entnahmedrücke für Heiz- oder Prozeßzwecke geregelt werden können
(Figur 2).
[0018] Dieser Fall setzt einen hinsichtlich der Stufenzahl unsymmetrischen Niederdruckteil
mit zwei getrennten Einströmbereichen voraus. Die dafür einsetzbare Verstelleinrichtung
unterscheidet sich von der Verstelleinrichtung gemäß Figur 1 (nur) dadurch, daß zwischen
den Ringscheibenkolben 11, 12 eine vollwandige, axial unverschiebliche Trennwand 27
vorgesehen ist, daß jeder Druckraum 23a bzw. 23b über je eine Steuerdruckleitung 21'
und je ein Stellventil 25' mit der zugeordneten Steuerdampfquelle verbunden ist, daß
jeder Saugraum über je eine Bohrung 24' mit dem Radialspalt 5 in Verbindung steht,
und daß im Radialspalt 5 zwischen den Bohrungen 24
t eine Wellendichtung (Labyrinthdichtung) mit vorzugsweise am inneren Mantel 10 befestigten
Dichtspitzen 28 vorgesehen ist.
1. Einrichtung zur Regelung des Entnahmedrucks einer Entnahme-Kondensationsturbine,
bei der aus einer Stufe des Schaufelkanals des Mitteldruck-Teils bzw. des Hochdruck-Teils
Dampf für Heizzwecke oder chemische Prozeßzwecke entnommen wird und bei der der in
der Turbine verbleibende Dampf einem zweiflutigen Niederdruckteil zugeführt wird,
mit schwenkbaren Schaufeln oder Schaufelteilen von stromabwärts der Dampfentnahmestelle
(n) angeordneten Leitgittern, wobei die Schaufelschwenkbewegung über Verstellhebel
oder -arme durch Axialverschiebung von die Verstellhebel oder -arme abstützenden Verstellringen
erfolgt, dadurch gekennzeichnet, daß die Verstellringe (15) fest mit Ringscheibenkolben
(11, 12) verbunden sind, die im Ringraum (6) eines koaxial zur Rotorwelle (4) angeordneten
und die Rotorwelle (4) umgebenden Ringgehäuses (7, 9, 10) auf einer oder-mehreren,.
koaxialen Stangen(13) oder dergleichen Führungenzaxial verschiebbar gelagert und an
ihren radial äußeren und radial inneren Umfangsflächen mit Dichtspitzen (14) versehen
sind, daß die Druckräume (23a, 23b) der beiden Ringscheibenkolben (11, 12) über Leitungen
(21, 22) mit turbineneigenem Dampf entsprechend hohen Druckes versorgbar sind, während der bzw. jeder Saugraum
über entsprechende Verbindungen (24, 5, 29) mit den Räumen niedrigen= Druckes hinter
den Leitschaufeln (18) verbunden ist, und daß - abgesehen von einem Teil der Steuerdruckleitung
(21), einem in der Steuerdruckleitung (21) angeordneten Stellventil (25) und dessen
Stellorganbetätigung und - steuerung - die Leitschaufelverstelleinrichtungen im Ringraum
(1) zwischen den beiden ersten Laufschaufelgittern (2a, 2b) des Niederdruckteils angeordnet
sind.
2. Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen den beiden Ringscheibenkolben
(11, 12) eine vollwandige, axial unverschiebliche Trennwand (27) vorgesehen ist, und
daß im mit den Räumen niedrigen Druckes hinter den verstellbaren Leitschaufeln (18)
verbundenenRadialspalt (5) zwischen radial.innerer Ringgehäusewand (10) und Rotorwelle
(4) im Bereich zwischen den den Saugraum jedes Ringscheibenkolbens (11, 12) mit dem
Radialspalt verbindenden Bohrungen (241) eine Labyrinthdichtung (28) angeordnet ist.