[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein piezoelektrisches Relais mit mindestens einem
piezokeramischen Wandlerelement, dessen Formänderung beim Anlegen einer Spannung zur
Betätigung mindestens eines beweglichen Kontaktelementes relativ zu mindestens einem
Gegenkontaktelement umsetzbar ist.
[0002] Zum Antrieb von Relais werden seit jeher Elektromagnetsysteme in verschiedensten
Ausführungsformen verwendet, deren Erregerspule durch ihre Erwärmung und durch kontaktschädliche
Ausdünstungen der Wicklungsisolierung unerwünschte Auswirkungen auf die Relaisfunktion
haben kann. Auf der Suche nach anderen Antriebssystemen wurde auch bereits vor langer
Zeit eine Ausnutzung des piezoelektrischen Effekts zum Schalten von Relaiskontakten
in Erwägung gezogen. Da die Formänderung piezoelektrischer Wandlerelemente jedoch
im Vergleich zu ihrer Größe nur gering ist, konnten mit derartigen Konstruktionen
bisher die Leistungseigenschaften elektromagnetischer Relais nicht erreicht werden.
[0003] So ist bei bekannten piezoelektrischen Relais (DE-GM 19 17 876, DE-OS 28 11 524)
jeweils das Kontaktelement unmittelbar mit einem Biegewandler verbunden, so daß die
Auslenkung des Biegeelementes unmittelbar den Kontakthub ergibt. Um bei derartigen
Relais einen genügend großen Kontakthub zu erhalten, müssen der Biegewandler und damit
das Relais insgesamt eine Größe erhalten, die für die meisten Anwendungsgebiete einen
wirtschaftlichen Einsatz derartiger Relais nicht ermöglicht. Ist der Wandler gleichzeitig
Träger der Kontaktstücke, der Stromzuführungen und evtl. zusätzlicher magnetischer
Bauteile, so wird die Wandlerfunktion durch das elektrische Feld der Schaltspannung
beeinflußt, während die Erwärmung der Kontaktstücke durch den Schaltstrom das Wandlermaterial
selbst beeinträchtigen kann. Außerdem gibt es Probleme, zwischen dem Kontaktmaterial
und der Wandlerkeramik eine haltbare Verbindung herzustellen, die keine Bimetall-Wirkung
haben darf. Von Nachteil ist auch, daß die Wandler aufgrund ihrer Eigenschaften (Hysterese,
Schleichen, Reihenfolge der Betätigungen) keine konstanten Kontaktkräfte ermöglichen.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein piezoelektrisches Relais zu schaffen, bei dem die
bei elektromagnetischen Relais erreichbare Kraft-Weg-Charakteristik in einer einfachen
und platzsparenden Konstruktion verwirklicht werden kann.
[0005] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß als bewegliches Kontaktelement
eine Knickfeder im wesentlichen parallel zu einem Längswandler eingespannt ist, wobei
ihre Einspannlänge durch Längenänderungen des Längswandlers proportional veränderbar
ist, und daß das bzw. die Gegenkontaktelemente der Knickfeder etwa in deren Mittelbereich
gegenüberstehen.
[0006] Bei der Erfindung wird also die Längenänderung des Längswandlers bzw. Elongators
auf eine Knickfeder, also eine auf Knickung beanspruchte Blattfeder, übertragen. Proportional
zur Länge des Längswandlers wird diese Knickfeder mehr oder weniger durchgebogen,
wobei sich ihr Mittelbereich senkrecht zur Längsachse des Elongators bewegt. Auf diese
Weise läßt sich eine Auslenkung erreichen, die einen brauchbaren Kontaktweg ergibt,
wenn die Knickfeder in ihrem Mittelbereich als Kontaktelement ausgebildet ist. Im
spannungslosen Zustand des Längswandlers ist die Knickfeder im wesentlichen gestreckt,
wobei es zweckmäßig ist, auch in diesem Zustand eine leichte Durchbiegung der Feder
vorzusehen, um beim Ansprechen des Längswandlers eine Ausknickung nur in einer definierten
Richtung zuzulassen. Mit einer derartigen leichten Durchbiegung kann auch bei dieser
Schaltstellung eine genügende Kontaktkraft der Knickfeder gegenüber einem Cegenkontaktelement
aufgebracht werden.
[0007] Mit der Erfindung wird nicht nur der grundsätzliche Vorteil eines piezoelektrischen
Relais, nämlich die Vermeidung einer Erregerspule und der mit ihr verbundenen Probleme,
erreicht, vielmehr wird es durch die Trennung des piezokeramischen Wandlers vom Kontaktelement
möglich, das gewünschte Schaltverhalten auf einfachere Weise zu verwirklichen. Der
piezokeramische Längswandler besitzt keine Kontakt-Stromzuführungen, keine Kontaktstücke
oder magnetischen Bauelemente. Seine Längenänderung wird auf die Knickfeder übertragen,
wobei mit einer derartigen Anordnung ausreichende Kontaktwege erreichbar sind. Eine
Vergrößerung des Hubs ist möglich, wenn die Knickfeder von der Achse des Längswandlers
entfernt wird und die Längenänderung des Wandlers über ein Hebelsystem auf die Feder
übertragen wird.
[0008] Bei Verwendung eines Längswandlers mit einer oder mehreren Knickfedern erhält man
ein monostabiles System. Es könnte aber auch eine bistabile Ausführung geschaffen
werden, wenn zwei Wandler verwendet werden, von denen einer über einen Drehpunkt und
einen Hebel eine positive Längenänderung bewirkt. Die Konstruktion wird in diesem
Fall jedoch komplizierter.
[0009] Im spannungslosen Zustand des Längswandlers ist die Knickfeder bei einer Ausführungsform
der Erfindung gestreckt. Um für diese Stellung auch Kontaktkraft zu erhalten, muß
die Feder durch einen Gegenkontakt etwas aus ihrer Ruhelage herausgebogen werden.
Mit dieser Maßnahme wird auch sichergestellt, daß beim Ansprechen des Längswandlers
eine Knickung der Feder nur in definierter Richtung erfolgt. In der Ruhelage läßt
sich also die Kontaktkraft allein durch die Steifigkeit der geringfügig ausgelenkten
Feder erzeugen, ohne daß die Zugwirkung des Längswandlers hierzu einen Beitrag leisten
muß. In bestimmten Anwendungsfällen könnte auch diese Zugwirkung mit herangezogen
werden.
[0010] Die Erfindung wird nachfolgend an Ausführungsbeispielen anhand der Zeichnung näher
erläutert. Es zeigt
Fig. 1 ein piezoelektrisches Relais mit einem Längswandler und einer unmittelbar an
dem Längswandler angebrachten Knickfeder,
Fig. 2 einen Längswandler mit einer über ein Hebelsystem angekoppelten Knickfeder,
Fig. 3 bis 5 verschiedene Abwandlungen eines Längswandlers mit einer Knickfeder,
Fig. 6 einen Längswandler mit zwei rahmenartig angeordneten Knickfedern,
Fig. 7 einen Längswandler mit einem Druckrahmen und einer Knickfeder,
Fig. 8 und 9 ein in den vorhergehenden Ausführungsbeispielen anwendbares Dauermagnetsystem
in zwei Ansichten.
[0011] Alle Zeichnungen zeigen lediglich den schematischen Aufbau des Relaissystems. Die
konstruktive Ausgestaltung kann der Fachmann daraus ableiten.
[0012] Das in Fig. 1 dargestellte piezoelektrische Relais enthält in einem Gehäuse 1 einen
Längswandler 2, der mit einem Ende 2a am Gehäuse befestigt ist und mit seinem freien
Ende 2b in Richtung seiner Längsachse frei beweglich ist. Das bedeutet, daß beim Anlegen
einer Spannung an den Längswandler 2 über nicht dargestellte Anschlußelemente eine
Längenänderung, nämlich eine Verkürzung, des Längswandlers erfolgt, was sich in einer
Verschiebung der Stirnseite am Ende 2b bemerkbar macht. Parallel zum Längswandler
ist eine als Blattfeder ausgebildete Knickfeder 3 vorgesehen, welche mit ihren Enden
jeweils mit den Enden des Längswandlers 2 gekoppelt ist, also am Ende 3a mit dem Ende
2a und am Ende 3b mit dem Ende 2b. Etwa in ihrer Mitte besitzt die Knickfeder 3 ein
Kontaktstück 4, welches zwischen zwei Gegenkontaktelementen 5 und 6 umschaltbar ist.
Kontaktanschlußelemente für das Kontaktstück 4 und für die Gegenkontaktelemente 5
und 6 sind nicht eigens dargestellt, doch müssen sie in üblicher Weise vorgesehen
werden. Außerdem ist zur Kopplung zwischen Längswandler 2 und Knickfeder 3 eine Andruckfeder
7 vorgesehen, welche das Ende 3b auf die Stirnseite am Wandlerende 2b drückt.
[0013] Solange das Wandlerelement nicht erregt ist, nimmt die Knickfeder 3 die in Fig. 1
durchgezogene Linienform ein. Dabei liegt das Kontaktstück 4 auf dem Gegenkonaktelement
5 auf, wodurch die Knickfeder 3 leicht aus der gestreckten Form nach links durchgebogen
ist. Wird das Wandlerelement 2 über nicht dargestellte Anschlußelemente an Spannung
gelegt, so verkürzt es sich und das Ende 2b verschiebt sich in Fig. 1 nach oben. Damit
wird die Knickfeder 3 stark nach links durchgebogen, wobei das Kontaktstück 4 gegen
den Gegenkontakt 6 gedrückt wird. Die Feder 3 nimmt dann die gestrichelte Form 3c
ein. Nach Abschalten der Spannung am Längswandler 2 kehrt die Feder wieder in ihre
Ausgangslage bzw. Ausgangsform zurück.
[0014] Die Fig. 2 zeigt eine Abwandlung gegenüber Fig. 1 in der Weise, daß die Knickfeder
3 mit ihrer Längsachse gegenüber der Längsachse des Längswandlers 2 versetzt ist,
wobei die Längenänderung des Längswandlers 2 über einen Hebel 8 auf die Knickfeder
3 übertragen wird. Dadurch ist ein größerer Kontakthub erforderlich. Ansonsten entspricht
die Wirkungsweise des Relais der Ausführungsform von Fig. 1. Ein solches System ist
auch in Fig. 3 dargestellt. Der Hebelarm 8 ist auch hier mit seinem Ende 8a im Gehäuse
1 gelagert und wird über eine Blattfeder 17 an das freie Ende des Längswandlers 2
angedrückt.
[0015] Bei der Ausführungsform von Fig. 4 ist der Hebelarm im Gehäuse 1 im Bereich 1a fest
eingespannt, und zwar so, daß er auf das freie Ende des Längswandlers 2 hin eine Vorspannung
erhält. Bei Verkürzung des Längswandlers folgt ihm also der Hebelarm 8 und schaltet
damit das Kontaktstück 4 vom Gegenkontaktelement 5 zum Gegenkontaktelement 6 um.
[0016] In Weiterbildung von Fig. 4 ist bei der Ausführungsform von Fig. 5 die Knickfeder
3 zwischen zwei Hebelarmen 18a und 18b eingespannt, welche ihrerseits in dem Gehäuseteil
19 so verspannt sind, daß sie von beiden Seiten auf die Stirnflächen des Längswandlers
2 drücken. Die Funktion des Relais ist die gleiche wie beim vorhergehenden Beispiel.
[0017] Bei der Ausführungsform von Fig. 6 ist der Längswandler 2 zwischen zwei Druckplatten
28a und 28b eingespannt, welche mit zwei Knickfedern 23a und 23b einen Druckrahmen
bilden, der den Längswandler 2 umgibt. Die beiden Knickfedern 23a und 23b sind dabei
in eine stärker gekrümmte Form vorgespannt; wenn der Längswandler sich verkürzt, biegen
sie sich stärker durch und schalten von den Ruhekontakten 25a und 25b zu den Arbeitskontakten
26a und 26b um. Die beiden Knickfedern 23a und 23b können über die Druckplatten elektrisch
verbunden sein und ohne eigenen Anschluß als Brückenkontakt wirken. Werden diese Knickfedern
23a und 23b voneinander isoliert und mit jeweils eigenen Anschlüssen versehen, so
werden zwei Umschalter gebildet.
[0018] Bei der Ausführungsform gemäß Fig. 7 sind zwei Druckplatten 38a und 38b mit einem
Spannband 39 auf die beiden Stirnseiten des Längswandlers 2 gespannt. Das Spannband
39, von dem in Fig. 7 lediglich eine Seite zu sehen ist, umgibt den Längswandler so,
daß er in seiner Längsrichtung unter Druck steht. Bei Erregung und damit verbundener
Verkürzung des Längswandlers 2 werden die Druckplatten 38a und 38b aneinander angenähert,
so daß die zwischen ihnen gespannte Druckfeder 33 vom Gegenkontakt 35 auf den Gegenkontakt
36 umschaltet.
[0019] Für alle Ausführungsformen kann zusätzlich zur Erzeugung einer Kippcharakteristik
und zur Verstärkung der Kontaktkraft ein Dauermagnetsystem vorgesehen werden. In Fig.
8 und 9 ist schematisch eine Ausführungsform für ein derartiges Dauermagnetsystem
vorgesehen. Dabei ist ein Dauermagnet 40 zwischen zwei Polschuhen 41 und 42 angeordnet,
deren freie Polflächen jeweils an die Gegenkontakelemente 5 und 6 herangeführt sind.
Ein derartiges Dauermagnetsystem kann in dieser oder in einer abgewandelten Form für
alle vorher beschriebenen Relaissysteme zur Anwendung kommen.
1. Piezoelektrisches Relais mit mindestens einem piezokeramischen Wandlerelement (2),
dessen Formänderungen beim Anlegen einer Spannung zur Betätigung mindestens eines
beweglichen Kontaktelementes (3; 23a, 23b; 33) relativ zu mindestens einem Gegenkontaktelement
(5, 6; 25a, 25b, 26a, 26b; 35, 36) umsetzbar ist, dadurch ge- kennzeichnet, daß als
bewegliches Kontaktelement eine Knickfeder (3; 23a, 23b; 33) im wesentlichen parallel
zu einem Längswandler (2) eingespannt ist, wobei ihre Einspannlänge durch Längenänderungen
des Längswandlers (2) proportional veränderbar ist, und daß das bzw. die Gegenkontaktelemente
(5, 6; 25a, 25b, 26a, 26b; 35, 36) der Knickfeder (3; 23a, 23b; 33)'etwa in deren Mittelbereich gegenüberstehen.
2. Relais nach Anspruch 1, dadurch gekenn- zeichnet, daß die Knickfeder (3) mit ihren
beiden Enden (3a, 3b) unmittelbar an die Enden (2a, 2b) des Längswandlers (2) gekoppelt
und in ihrem Mittelbereich mit Kontaktoberflächen (4) versehen ist.
3. Relais nach Anspruch 1, dadurch gekenn- zeichnet, daß die Enden der Knickfeder
(3) über ein Hebelsystem (7) an die Enden des Längswandlers (2) gekoppelt sind.
4. Relais nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Knickfeder
(3) bzw. ein Hebelarm (8) des Hebelsystems mittels einer Druckfeder (7; 17) an den
Längswandler (2) in dessen Reaktionsrichtung angedrückt wird.
5. Relais nach Anspruch 3, dadurch gekenn- zeichnet, daß ein Hebelarm (8) für die
Knickfeder (3) über eine feste Einspannung (1a) in einem Gehäuserahmen (1) in Reaktionsrichtung
des Längswandlers (2) vorgespannt ist.
6. Relais nach Anspruch 3, dadurch gekenn- zeichnet, daß zwei in einer Halterung (19)
eingespannte Hebelarme (18a, 18b) für die Enden der Knickfeder (3) eine Vorspannung
auf beide Stirnflächen des Längswandlers (2) ausüben.
7. Relais nach Anspruch 3, dadurch gekenn- zeichnet, daß zwei Druckplatten (38a, 38b)
mittels eines den Längswandler (2) umschließenden Druckrahmens (39) auf die Stirnflächen
des Längswandlers (2) gedrückt werden und mit ihren freien Enden mindestens eine Knickfeder
(33) einschließen.
8. Relais nach Anspruch 3 oder 7, dadurch ge- kennzeichnet, daß beiderseits des Längswandlers
(2) je eine Knickfeder (23a, 23b) angeordnet ist und daß auf beiden Stirnseiten des
Längswandlers (2) jeweils eine Druckplatte (28a, 28b) aufliegt, wobei die an ihren
Enden miteinander verbundenen Knickfedern (23a, 23b) und Druckplatten (28a, 28b) einen
Druckrahmen für den Längswandler (2) bilden, dessen Druckkräfte durch eine Vorspannung
der Knickfedern (23a, 23b) erzeugt wird.
9. Relais nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der kontaktgebende
Abschnitt der Knickfeder (3) zumindest teilweise ferromagnetisch ist und zwischen
den Polschuhen (41, 42) eines Dauermagnetsystems liegt.