[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anlage zum Reinigen und/oder Trocknen
der Innenwände bei verlegten Fernrohrleitungen, wobei mittels einer oder mehreren
Absaugeinrichtung(en) der durch Verdampfung der an der Rohrinnenwand haftenden Substanz
gebildete Dampf und gegebenenfalls vorhandene Fremdgase aus der Fernrohrleitung abgesaugt
werden.
[0002] Ein Verfahren dieser Art ist aus der Deutschen Offenlegungsschrift 29 50 542 bekannt.
Beim bekannten Verfahren tritt das aus der Fernrohrleitung abgesaugte Medium unmittelbar
in die Absaugeinrichtung ein. Als Absaugeinrichtung dient ein aus einfachen oder mehrstufigen
Saugstrahldüsen bestehendes System, das beispielsweise aus mehreren, in Reihe angeordneten
Düsen besteht, um nacheinander steigende Vakuumstufen zu erreichen. Als weitere geeignete
Absaugeinrichtung für die Vakuumtrocknung von Fernrohrleitungen (Pipelines) werden
Mehrscheibenvakuumpumpen genannt. Soweit in dieser Druckschrift auch Zwischenkondensatoren
angesprochen sind, handelt es sich erfahrungsgemäß um Kondensatoren, die hinter der
ersten Stufe einer mehrstufigen Vakuumanlage vorgesehen werden, an denen - wegen der
bereits erfolgten Teilverdichtung - der auf etwa 60 bis 100°C erhitzte Wasserdampf
an auf 20 bis 30°C gehaltenen Kühlflächen niedergeschlagen wird, um die nachfolgenden
Vakuumstufen vor der Wasserdampfeinwirkung zu schützen.
[0003] Die Trocknungsleistung der bekannten Vakuumtrocknung wird allein durch die Saugleistung
der Vakuumanlage bestimmt. Diese läßt sich nicht beliebig steigern, weil mit steigendem
Unterdruck auch die Druckverluste in den üblichen an einer Molchschleuse vorgesehenen
Anschlußstutzen zunehmen.
[0004] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, die Trocknungsleistung eines
Vakuum-Trocknungsverfahrens der bekannten Art mit einfachen Mitteln ganz wesentlich
zu steigern.
[0005] Die erfindungsgemäße Lösung diese: Aufgabe besteht darin, daß das abgesaugte Medium
nach Verfassen der Fernrohrleitung und vor Eintritt in die Absaugeinrichtung einen
Kondensationsapparat passiert, dessen Kühlflächen auf einer tieferen Temperatur als
die Rohrwandtemperatur gehalten werden.
[0006] Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird die Trocknungsleistung nicht durch die Saugleistung
der Vakuumanlage bestimmt, sondern durch Kälteleistung, die mit Hilfe eines Kühlmittels
eingebracht wird. Die Trocknungsleistung einer solchen Kondesationstrocknung bleibt
konstant, während die Trocknungsleistung einer Vakuumanlage mit abnehmendem Dampfdruck
abnimmt. Im praktischen Betrieb konnte die Trocknungsleistung einer Vakuumanlage,
die ca. 4000 m
3
[0007] Luft/Wasserdampf-Gemisch pro Stunde förderte, durch eine zusätzliche Kälte-Leistung
im Kondensationsapparat von 100 kW um mehr als das Dreifache gesteigert werden.
[0008] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den
Unteransprüchen.
[0009] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren lassen sich aus einer Fernrohrleitung beliebige
Substanzen entfernen, die bei innerhalb der Fernrohrleitung herrschenden Temperaturen
bei technisch erreichbaren Unterdrucken verdunsten und außerhalb der Fernrohrleitung
an den Kühlflächen eines Kondensationsapparates niedergeschlagen werden können. Zu
typischen Substanzen gehört insbesondere Wasser, das erfahrungsgemäß in einer Menge
von ca. 100 g/m
2 Wandoberfläche an der Rohrwand haftet und bei der Trocknung der Fernrohrleitung entfernt
werden muß. Zu weiteren typischen Substanzen gehören Methanol, Äthanol, Glykole und
andere hygroskopische organische Flüssigkeiten, die bei der Reinigung der Fernrohrleitung
mittels Molchen an der Rohrwand haften bleiben und anschließend entfernt werden müssen.
Bei verflüssigtes Erdgas führenden Pipelines stellt sich bei Reinigungszwecken das
Problem, den an der Rohrwand haftenden Flüssiggasfilm zu entfernen. Das erfindungsgemäße
Verfahren erlaubt die Entfernung der oben genannten Substanzen und weiterer, die typischerweise
bei der Trocknung und/oder Reinigung von Fernrohrleitungen (Pipelines) auftreten.
[0010] Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird der Druck innerhalb der Fernrohrleitung wenigstens
auf einen Wert gesenkt, der dem Dampfdruck der zu entfernenden Substanz bei der jeweiligen
Rohrwandtemperatur entspricht. Eine solche Druckabsenkung begünstigt die Verdampfung
der zu entfernenden Substanz und entfernt nicht-kondensierbare Fremdgase aus der Pipeline,
die ansonsten die Strömung des Dampfes behindern würden. In der Praxis wurden gute
Ergebnisse erzielt, wenn der Druck innerhalb der Fernrohrleitung auf einen Absolut-Wert
im Bereich zwischen 1 bis 40 mbar abgesenkt wurde. Vorzugsweise wird für in nördlichen
Gefilden verlegte Pipelines, die im Mittel eine Rohrwandtemperatur von etwa 6°C aufweisen,
innerhalb der Rohrleitung ein Druck zwischen 3 und 13 mbar eingestellt. Für in tropischen
Gegenden, etwa in Australien oder im südchinesischen Meer verlegte Pipelines, deren
Rohrtemperatur 11
0C und .mehr betragen kann, wird innerhalb der Rohrleitung vorzugsweise ein Druck zwischen
10 und 30 mbar eingestellt.
[0011] Zur Gewährleistung der vorgesehenen Unterdrucke mit den angegebenen Absolut-Werten
innerhalb der Fernrohrleitung muß eine Absaugeinrichtung ausreichender Leistung vorgesehen
werden. Da solche Fernrohrleitungen Längen von 200 km und mehr erreichen können, tritt
naturgemäß ein Druckgefälle auf, das von der Länge und dem Durchmesser der Rohrleitung
abhängt.
[0012] Die Kühlflächen des Kondensationsapparates werden auf einer tieferen Temperatur als
die-Rohrwandtemperatur gehalten. In der Praxis werden bereits mit relativ geringen
Temperaturdifferenzen von etwa 4 bis 5°C gute Ergebnisse erhalten. Beispielsweise
kann zur Entfernung von Wasser (Trocknung) die Kühlflächentemperatur um 0°C herum
gehalten werden, so daß das sich kondensierende Wasser in flüssiger Form anfällt und
abgezogen werden kann. Nach einer alternativen Ausführungsform können die Kühlflächen
auf einer so tiefen Temperatur gehalten werden, daß sich die zu entfernende Substanz
in fester Form auf diesen Kühlflächen niederschlägt. In diesem Falle werden vorzugsweise
mehrere regenerativ arbeitende Kondensationsapparate vorgesehen. Abwechselnd kann
einer Gruppe von Kondensationsapparaten das abgesaugte Medium zugeführt und dort die
Substanz abgeschieden werden. Eine andere gerade nicht benutzte Gruppe von Kondensationsapparaten
wird in der Zwischenzeit auf höhere Temperatur gebracht, um die niedergeschlagene
Substanz zu entfernen. Eine dritte Gruppe von Kondensationsapparaten kann für andere
Aufgaben zur Vertügung stehen. Beispielsweise können zwei regenerativ arbeitende Kondensationsapparate
vorgesehen werden, wobei abwechselnd dem einen oder dem anderen Kondensationgsapparat
das abgesaugte Medium zugeführt und die Substanz abgeschieden wird. Der gerade nicht
benutzte Kondensationsapparat wird in der Zwischenzeit auf höhere Temperatur gebracht,
um die niedergeschlagene Substanz zu entfernen.
[0013] Gute Ergebnisse wurden beispielsweise mit einer Kältemaschine mit einer Leistung
von 100 kW erzielt, deren Kühlflächen mittels Luft oder mittels eines Solestromes
aus Wasser/Glykol gekühlt wurden.
[0014] Insbesondere bei langen Fernrohrleitungen hat es sich als zweckmäßig erwiesen, wenigstens
an beiden Enden der Fernrohrleitung das Medium aus Substanz-Dampf und Fremdgasenabzusaugen,
im Kondensationgsapparat den Dampf niederzuschlagen, und die nicht-kondensierbaren
Fremdgase über die Vakuumanlage zu entfernen. Bei sehr langen Rohrleitungen, etwa
mit einer Länge über 100 km, kann zusätzlich an weiteren Stellen, etwa an den Ventilstationen,
Medium abgesaugt und in gleicher Weise aufgearbeitet werden. An jeder Absaugstelle
können zwei oder noch mehr Kondensationsapparate vorgesehen werden, die im Wechsel
betrieben werden. Hierdurch kann die erforderliche Zeitspanne bis zur vollständigen
Trocknung wesentlich stärker verringert werden, als durch eine entsprechende Steigerung
der Apparateleistung.
[0015] Nachstehend wird die Erfindung mehr im einzelnen anhand einer bevorzugten Ausführungsform
mit Bezugnahme auf eine Zeichnung erläutert; die letztere zeigt in schematischer Form
die Schaltung und Ausbildung der erfindungsgemäßen Anlage.
[0016] Die mit Restwasser behaftete Rohrwand der Fernrohrleitung 1 weist die mittlere Erdbodentemperatur
T
1 auf. Der dargestellte Fernrohrleitungs-Abschnitt endet in einer Molchschleuse 2.
Eine erste Verbindungsleitung 3 verbindet diese Molchschleuse 2 mit dem Kondensationsapparat
5. Mittels eines Absperrventiles 4 kann diese erste Verbindungsleitung 3 gesperrt
werden. Eine zweite Verbindungsleitung 7 verbindet den Kondensationsapparat 5 mit
der Absaugeinrichtung 9, bei der es sich beispielsweise um ein Sauggebläse oder um
eine Vakuumanlage handeln kann. Mittels eines zweiten Absperrventils 8 kann die zweite
Verbindungsleitung 7 gesperrt werden. Die Kühlflächen 6 innerhalb des Kondensationsapparates
5 werden auf einer Temperatur T
2 gehalten, die tiefer liegt, als die Temperatur T
1, wozu Kühlmittel über die Kühlmittelleitung 13 dem Kondensationsapparat 5 zugeführt
und über die Kühlmittel- leitung 14 weggeführt werden kann.
[0017] Nach Inbetriebnahme der Absaugeinrichtung 9 und Öffnung der Absperrventile 8 und
4 wird das Wasserdampf/Luft-Gemisch aus der Fernrohrleitung 1 abgesaugt, passiert
die Kühlflächen 6 im Kondensationsapparat 5 und gelangt daraufhin in die Absaugeinrichtung
9. An den Kühlflächen 6 scheidet sich Wasser in flüssiger Form ab und gelangt über
eine dritte Verbindungsleitung 10 in einen Kondensatsammelbehälter 11. Aus diesem
Kondensatsammelbehälter 11 kann das Kondensat von Zeit zu Zeit mittels einer Kondensatpumpe
12 abgezogen werden.
[0018] Mit einer Anlage des geschilderten Aufbaus wurden beispielsweise die nachstehenden
Ergebnisse erzielt:
Beispiel 1:
[0019]

Beispiel 2:
[0020]

1. Verfahren zum Reinigen und/oder Trocknen der Innenwände bei verlegten Fernrohrleitungen,
bei dem mittels einer oder mehreren Absaugeinrichtung(en) der durch Verdampfung der
an der Rohrinnenwand haftenden Substanz gebildete Dampf und gegebenenfalls vorhandene
Fremdgase aus der Fernrohrleitung abgesaugt werden,
dadurch gekennzeichnet, daß
das abgesaugte Medium nach Verlassen der Fernrohrleitung und vor Eintritt in die Absaugeinrichtung
einen Kondensationsapparat passiert, dessen Kühlflächen auf einer tieferen Temperatur
als die Rohrwand-Temperatur gehalten werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
aus der Fernrohrleitung eine Substanz entfernt wird, die bei innerhalb der Fernrohrleitung
herrschenden Temperaturen bei technisch erreichbaren Unterdrucken verdunstet und außerhalb
der Fernrohrleitung an den Kühlflächen des Kondensationsapparates niedergeschlagen
werden kann.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Druck innerhalb der Fernrohrleitung wenigstens auf einen Wert abgesenkt wird,
der dem Dampfdruck der zu entfernenden Substanz bei der jeweiligen Rohrwandtemperatur
entspricht.
4. Verfahren nach einer der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
innerhalb der Fernrohrleitung ein Druck im Bereich von 1 bis 40 mbar eingestellt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Kühlflächen auf einer ausreichend tiefen Temperatur gehalten werden, um den Dampf
der Substanz in flüssiger Form niederzuschlagen.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
als zu entfernende Substanz Wasser dient; und die Kühlflächen auf einer Temperatur
im Bereich um 0°C herum gehalten werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Kühlflächen auf einer ausreichend tiefen Temperatur gehalten werden, um den Dampf
der Substanz in fester Form auf diesen Kühlflächen niederzuschlagen.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
an beiden Enden der Fernrohrleitung Medium abgesaugt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, daß
zusätzlich an weiteren Stellen, etwa an den Ventilstationen, Medium abgesaugt wird.
10. Anlage zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
mit wenigstens einer, an die Fernrohrleitung anschließbaren Absaugeinrichtung,
dadurch gekennzeichnet, daß
eine erste Verbindungsleitung (3) von der Fernrohrleitung (1) zu einem Kondensationsapparat
(5) führt; und eine zweite Verbindungsleitung (7) von diesem Kondensationsapparat
(5) zur Absaugeinrichtung (9) führt, so daß das aus der Fernrohrleitung (1) abgesaugte
Medium vorher die Kühlflächen (6) innerhalb des Kondensationsapparates (5) passiert,
bevor es in die Absaugeinrichtung (9) gelangt.
11. Anlage nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, daß
die erste Verbindungsleitung (3) zu einer Molchschleuse (2) führt, die mit der Fernrohrleitung
(1) verbunden ist.
12. Anlage nach Anspruch 10 oder 11,
dadurch gekennzeichnet, daß
eine dritte Verbindungsleitung (10) von dem Kondensationsapparat (5) zu einem Kondensatsammelbehälter
(11) führt.
13. Anlage nach einem der Ansprüche 10 bis 12,
dadurch gekennzeichnet, daß
zwei oder mehr regenerativ arbeitende Kondensationsapparate vorhandenn sind, und das
aus der Fernrohrleitung (1) abgesaugte Medium abwechselnd dem einen oder dem anderen
Kondensationsapparat zuführbar ist.
14. Anlage nach einem der Ansprüche 10 bis 13,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Kühlflächen (6) des Kondensationsapparates (5) mit einem flüssigen oder gasförmigen
Kühlmittel kühlbar sind, das über eine erste Kühlmittel-Leitung (13) herangeführt
und über eine zweite Kühlmittel-Leitung (14) weggeführt wird.
15. Anlage nach einem der Ansprüche 10 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Absaugeinrichtung (8) ein Sauggebläse oder eine Vakuumanlage ist.