[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Verbundwerkstoffes aus
Kupfer und mindestens einem der Metalle Molybdän und Wolfram insbesondere als Substratmaterial
für Leistungshalbleiter.
[0002] Beim Inkontaktbringen von Halbleitern, z.B. Silizium, mit wärmeleitfähigen Körpern,
z.B. Kupfer, werden häufig Hart-oder Weichlotgrenzflächen zwischen den verschiedenen
Elementen verwendet, die wiederholter Temperaturwechselbeanspruchung widerstehen sollen.
Bei Werkstoffen mit sehr unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten kann hierbei
während der wechselnden Temperaturbeanspruchung leicht ein Bruch eintreten, insbesondere
wenn eine hohe Stromtragfähigkeit der Halbleiteranordnung gefordert wird.
[0003] Es besteht daher ein erheblicher Bedarf an Werkstoffen, die in ihrem Wärmeausdehnungsverhalten
dem des Halbleitermaterials angepaßt sind gleichzeitig aber eine elektrische Verbindung
mit geringem Widerstand ermöglichen. Es ist bereits bekannt, bei Verbindungen von
wärmeableitenden Elementen mit Halbleitermaterial, z.B. einer Halbleiterscheibe, Zwischenschichten
aus Materialien mit geringem Ausdehnungskoeffizienten, wie z.B. Molybdän oder Wolfram,
vorzusehen. Diese Materialien sind aber bezüglich einer optimalen Wärmeableitung weniger
geeignet, besitzen einen zu hohen elektrischen Widerstand und sind zudem verhältnismäßig
teuer.
[0004] Es ist weiterhin versucht worden, einen Verbundwerkstoff aus einer gesinterten Kombination
von Pulvern zur Bildung eines Ausgleichselementes herzustellen (US-PS 3 097 329).
Hierbei besteht beispielsweise die dem Halbleiterelement zugewandte Oberfläche aus
Molybdän, während die gegenüberliegende in Kontakt mit dem wärmeableitenden Körper
stehende Oberfläche hauptsächlich aus Kupfer besteht. Dazwischen sind Pulver mit einem
allmählich in den jeweiligen Oberflächenbereich übergehenden Mischungsverhältnis angeordnet.
Dieses Element hat auf der einen Seite den niedrigen Ausdehnungskoeffizienten von
Molybdän, so daß diese Seite nahezu ohne Wärmespannungen mit einem Halbleiterkörper
zusammengebracht werden kann und auf der anderen Seite den hohen Wärmeausdehnungskoeffizienten
und die bessere elektrische Leitfähigkeit von Kupfer. Die Herstellung dieser einzelnen
Elemente mit graduell abgestuftem Molybdängehalt ist jedoch sehr aufwendig und läßt
aufgrund des Preßverfahrens nur eine beschränkte Formgebung des Preßkörpers zu. Ferner
weist der gesinterte Körper nachteiligerweise eine hohe Restporosität auf, die die
Leitfähigkeit herabsetzt und dazu führt, daß das kompakte Formteil keiner weiteren
Verformung zur Erhöhung der Dichte und zur Festigkeitssteigerung unterzogen werden
kann.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zur Herstellung eines gegenüber
reinem Molybdän oder Wolfram preisgünstigeren Substratmaterials für Leistungshalbleiter
anzugeben, das eine geeignete Wärmeanpassung zwischen dem Halbleiterkörper und einem
Stütz- bzw. Kühlkörper ermöglicht und insbesondere eine bessere elektrische und thermische
Leitfähigkeit besitzt.
[0006] Bei der vorliegenden Erfindung wird dies bei einem Verbundwerkstoff aus Kupfer und
mindestens einem der Metalle Molybdän und Wolfram durch folgende Verfahrensschritte
erreicht:
a) Mischen von Kupferpulver mit Molybdän- und/oder Wolframpulver
b) Verdichten des Pulvergemisches
c) Sintern des Pulvergemisches bei einer Temperatur oberhalb des Schmelzpunktes von
Kupfer
d) Verformen des gesinterten Körpers um insgesamt mindestens 50 %.
[0007] Die Unteransprüche beziehen sich auf vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens
nach Patentanspruch 1.
[0008] Im Gegensatz zu dem aus der US-PS 3 097 329 bekannten aus einem massiven Schichtverbund
bestehenden Sinterkörper weist der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte
Verbundwerkstoff bzw. ein aus diesem Material bestehender Körper keinen Ausdehnungsgradienten
zwischen gegenüberliegenden Kontaktflächen auf. Dies rührt insbesondere daher, daß
die nach dem kennzeichnenden Verfahrensschritt d) vorgesehene Verformung des gesinterten
Körpers zu einer homogenen Verteilung der jeweiligen Pulverteilchen und zu einer ausgeprägten
Faserstruktur mit gestreckten Kupferteilchen in der Matrix des hochschmelzenden Metalls
führt. Der Verformungsschritt zur Erzielung der Faserstruktur kann dabei vorzugsweise
durch Walzen oder Strangpressen des verdichteten Körpers im Temperaturbereich von
500 bis 1000°C erfolgen. Es ist von besonderem Vorteil, daß das erfindungsgemäß Verfahren
die Herstellung beliebiger Halbzeugformen, wie beispielsweise Band und Draht, ermöglicht.
[0009] Anhand von einigen Ausführungsbeispielen und einer Figur soll die Erfindung nachstehend
noch näher erläutert werden.
[0010] Die Figur zeigt einen Längsschliff des Gefüges eines nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten Kupfer-Molybdän-Pulververbundwerkstoffes in 250-facher Vergrößerung.
[0011] Die Legierungssysteme Cu-Mo, Cu-W und Cu-(Mo,W) besitzen bei Raumtemperatur keine
bzw. nur geringe gegenseitige Löslichkeit. In einem Pulververbund der Komponenten
Kupfer mit Molybdän und/oder Wolfram bleiben daher die jeweiligen Eigenschaften im
wesentlichen erhalten. So besitzt Molybdän einen thermischen Ausdehnungskoeffizienten
d. im Temperaturbereich von 20 bis 400°C von 5,5·10
-6 K
-1, eine Wärmeleitfähigkeit λ bei Raumtemperatur von 137 W/ (K·m) und einen spezifischen
elektrischen Widerstand ϑvon 5,4 µΩcm bei 20°C. Kupfer besitzt einen thermischen Längenausdehnungskoeffizienten
α von etwa 16·10
-6 K
-1, eine Wärmeleitfähigkeit λ von 380 W/(K-m) und einen spezifischen elektrischen Widerstand
ϑ von 1,7 µΩcm. Je nach Anteil der jeweiligen Komponenten im Pulververbund ist es
möglich, die gewünschten Eigenschaften einzustellen.
[0012] Geeignete Substrat- bzw. Elektrodenwerkstoffe, die in engem Kontakt zu dem Halbleitermaterial
stehen, sollen insbesondere folgende Eigenschaften aufweisen:
- einen über einen größeren Temperaturbereich nahezu konstanten thermischen Längenausdehnungskoeffizienten
α < 12·10-6 K-1,
- eine Wärmeleitfähigkeit, die größer ist als die von Reinmolybdän oder Reinwolfram
- sowie einen spezifischen elektrischen Widerstand von nicht größer als 5 µΩcm.
[0013] Besonders bevorzugt sind Werkstoffe mit einem thermischen Längenausdehnungskoeffizienten
von etwa 8 bis 10·10
-6 K
-1 und einem spezifischen elektrischen Widerstand von 2 bis 4 µΩcm.
[0014] Nach einer besonders bevorzugten Ausführungsform werden sehr feine Pulver mit einer
im Bereich von 1,5 bis 6 µm liegenden mittleren Teilchengröße verwendet und die Sinterung
mit flüssiger Kupferphase in einer reduzierenden Sinteratmosphäre durchgeführt. Mit
diesen Verfahrensbedingungen genügt bereits ein einziger Sinterschritt, um eine sehr
hohe Dichte mit einer geringen, geschlossenen Restporosität zu erhalten.
[0015] Die anschließende weitere Verdichtung zu einem nahezu porenfreien Körper kann entweder
durch heiß-isostatisches Pressen oder - gleichzeitig mit einer Verformung - durch
Strangpressen und/oder Walzen erfolgen.
Beispiel 1:
[0016] Zur Herstellung eines 40 Gew.-% Molybdän, Rest Kupfer enthaltenden Pulvergemisches
wurden 180 g Kupferpulver mit einer mittleren Teilchengröße von etwa 4 µm und 120
g Molybdänpulver mit einer mittleren Teilchengröße von etwa 3 µm miteinander in einem
Turbula-Schüttelmischer gemischt. Diese Pulvermischung wurde anschließend in einem
elastischen Schlauch isostatisch zu einem Rundstab von etwa 17 mm Durchmesser gepreßt,
wobei der Preßdruck 2500 bar betrug. Der Preßkörper wurde dann einer 1-stündigen Sinterung
bei 105000 in reinem Wasserstoff unterzogen. Nach der Sinterung betrug die Dichte
des Sinterkörpers 8,41 g/cm
3, entsprechend etwa 89,5 % der theoretischen Packungsdichte.
[0017] Der Sinterkörper konnte weder warm- noch kaltverformt werden, da er noch eine offene
Porosität aufwies.
Beispiel 2:
[0018] Mit den im Beispiel 1 genannten Verfahrensbedingungen wurde ein weiterer Preßkörper
aus 40 Gew.-% Molybdän, Rest Kupfer hergestellt. In Abänderung des Verfahrens nach
Beispiel 1 wurde der Rundstab jedoch bei 1180°C, also oberhalb der Schmelztemperatur
der Kupferkomponente, eine halbe Stunde lang gesintert. Nach der Sinterung betrug
die Dichte des Sinterkörpers 9,15 g/cm
3, entsprechend einer Porosität unterhalb von etwa 3 %. Im ersten Verformungsschritt
wurde der Rundstab bei 800°C vom Ausgangsdurchmesser 17 mm auf 6,5 mm heißgewalzt.
Zur weiteren Querschnittsverminderung wurde der Rundstab anschließend durch Kaltwalzen
und Hämmern auf 3 mm reduziert. Untersuchungen an dem hochdichten CuMo40-Verbundwerkstoff
ergaben folgende Eigenschaften (jeweils in Faserrichtung gemessen):
spezifischer elektrischer Widerstand: 2,4 µΩcm thermischer Längenausdehnungskoeffizient:
9,9·10-6 K-1 im Bereich von 20 bis 100°C bzw. 9,6·10-6 K-1 im Bereich von 20 bis 400°C.
[0019] Eine Aufnahme des Gefüges des entsprechenden Werkstoffs in 250-facher Vergrößerung
ist in der Figur dargestellt. Deutlich ist die durch starke Verformung eingestellte
Faserstruktur zu erkennen, wobei es sich um in der Molybdänmatrix gestreckte Kupferteilchen
handelt. Eine ergänzende metallographische Analyse des Gefüges ergab eine gleichmäßige
Verteilung der Komponenten Kupfer und Molybdän.
Beispiele 3 bis 6:
[0020] Für die folgenden Beispiele wurden zunächst Kupfer-Molybdän-Preßkörper aus Feinpulvermischungen
(mittlere Teilchengröße etwa 4 µm) mit unterschiedlichen Kupferanteilen hergestellt
und diese dann oberhalb einer Temperatur von 1150°C einer Sinterung unter Wasserstoffatmosphäre
unterworfen. Die genauen Sinterbedingungen sowie die jeweiligen Dichten des gesinterten
und anschließend verformten Körpers lassen sich der Tabelle 1 entnehmen.
[0021]

Vor der querschnittsverringernden Bearbeitung wurden die Sinterkörper, die einen Durchmesser
von 72 mm aufwiesen, zunächst in ein 800 mm langes Rohr aus einer niedriglegierten
Stahllegierung, z.B. Stahl der Gütegruppe St37, eingekapselt. Die Wandstärke des Hüllrohres
betrug 15 mm. Die Rohrenden wurden mit Verschlußstücken vakuumdicht zugeschweißt.
Über ein in einem der Verschlußstücke angebrachtes Abpumpröhrchen wurde der Innenraum
evakuiert und dann verschlossen. Anschließend wurden die gekapselten Sinterbolzen
bei einer Temperatur von 830 bis 1000°C zu Brammen heißgewalzt und dann mit einem
Gesamtverformungsgrad von mindestens 50 % zu Band mit einer Dicke von 2 bis 9 mm kaltgewalzt.
Teilweise wurde zwischen den Kaltverformungsschritten eine Zwischenglühung bei 800°C
eingeschoben.
[0022] Die gemeinsame Verformung des Verbundwerkstoffes in einem Hüllrohr hat sich als fertigungstechnisch
außerordentlich günstiges Verfahren erwiesen. Für die weitere Bearbeitung kann das
verbliebene Hüllmaterial dann abgefräst bzw. abgezogen werden. Nach einer gegebenenfalls
zusätzlich durchzuführenden Zwischenglühung läßt sich der Querschnitt des Bandes ohne
Schwierigkeiten weiter reduzieren. Weitere Feinbearbeitungsschritte, wie Schleifen
und galvanische Beschichtung, können sich in bekannter Weise anschließen. An feingeschliffenen
Ronden wurden die in der Tabelle 2 angegebenen Größen für die elektrische und thermische
Leitfähigkeit und für den Längenausdehnungskoeffizienten α im Temperaturbereich von
20 bis 400
00 gemessen.

[0023] Bei einem Vergleich der in Tabelle 2 zusammengefaßten Meßergebnisse fällt insbesondere
auf, daß sowohl die elektrische als auch die thermische Leitfähigkeit der untersuchten
Kupfer-Molybdän-Proben den geforderten Eigenschaftswerten für Substratwerkstoffe besonders
gut entsprechen. Obwohl die thermische Leitfähigkeit lediglich für das Beispiel 3
gemessen wurde, kann man jedoch für alle untersuchten Verbundwerkstoffe eine entsprechend
gute thermische Leitfähigkeit erwarten, da die elektrische und thermische Leitfähigkeit
bei metallischen Leitern in enger Beziehung zueinander stehen.
[0024] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Verbundwerkstoffe verfügen
nicht nur über eine außergewöhnliche Eigenschaftskombination, sondern weisen gegenüber
der Herstellung von reinem Molybdän oder Wolfram auch besondere verfahrenstechnische
Vorteile auf. So erfordern Molybdän bzw. Wolfram Sintertemperaturen nahe 2000°C bzw.
oberhalb von 2500°C, während für die Verbundwerkstoffe gemäß der Erfindung vorzugsweise
Temperaturen von etwa 1150 bis 1250°C ausreichend sind. Ein weiterer wesentlicher
Vorteil ist auch darin zu sehen, daß die Temperaturen für den erfindungsgemäßen Verformungsschritt
1000°C nicht überschreiten müssen.
[0025] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Verbundwerkstoffe werden vorzugsweise
als Substratmaterial für Leistungshalbleiter verwendet, wobei sie in engem Kontakt
zu dem Halbleiter- und dem wärmeableitenden Material stehen. Diese Verbundwerkstoffe
sind aber auch für alle anderen Anwendungsfälle geeignet, bei denen es auf eine hohe
elektrische und thermische Leitfähigkeit und einen relativ niedrigen Ausdehnungskoeffizienten
ankommt, wie z.B. für Elektroden bzw. Kontaktelemente von Vakuumschaltern.
1. Verfahren zur Herstellung eines Verbundwerkstoffes aus Kupfer und mindestens einem
der Metalle Molybdän und Wolfram insbesondere als Substratmaterial für Leistungshalbleiter,
gekennzeichnet durch
folgende Verfahrensschritte:
a) Mischen von Kupferpulver mit Molybdän- und/oder Wolframpulver
b) Verdichten des Pulvergemisches
c) Sintern des Pulvergemisches bei einer Temperatur oberhalb des Schmelzpunktes von
Kupfer
d) Verformen des gesinterten Körpers um insgesamt mindestens 50 %.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Pulvermischung aus 30 bis 80 Gew.-% Molybdän und/oder Wolfram, Rest Kupfer,
verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine Pulvermischung aus 40 bis 65 Gew.-% Molybdän, Rest Kupfer, verwendet wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Pulvermischung etwa 53 Gew.-% Molybdän und als Rest Kupfer enthält.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß von Metallpulvern ausgegangen wird, deren mittlere Teilchengröße unter 10 µm beträgt.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die mittlere Teilchengröße etwa 1,5 bis 6 µm beträgt.
7. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Pulverkörper bei einer Temperatur von etwa 1085 bis 1350°C unter Schutzgasatmosphäre
gesintert wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Pulverkörper bei einer zwischen 1150 und 1250°C liegenden Temperatur gesintert
wird, wobei die Sinterung wenigstens eine halbe Stunde dauert.
9. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß der gesinterte Körper zunächst bei einer unterhalb 1000°C liegenden Temperatur
heißgewalzt und dann anschließend zur weiteren Querschnittsreduzierung wenigstens
einem Kaltwalzschritt unterworfen wird.