[0001] Die Erfindung betrifft die neue chemische Verbindung 2,5-Di-(4'-aminobutyl)-3,6-dimethylpyrazin
(I), und das Zwischenprodukt 3,7-Bisacetaminoheptanon-(2) (II) ein Verfahren zu deren
Herstellung, ausgehend von Lysin über 3,7-Bisacetamino-heptanon-2 (II) sowie deren
Verwendung als alleiniges oder anteiliges Kettenverlängerungsmittel bei der Herstellung
von Polyurethankunststoffen.

[0002] Die Erfindung betrifft weiterhin ein Verfahren zur Herstellung von 2,S-Di-(4'-aminobutyl)-3,6-dimethylpyrazin,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß man 3,7-Bisacetaminoheptanon-2 mit starken organischen
oder anorganischen Säuren einer sauren Hydrolyse unterwirft und das gebildete Hydrolysat
mit starken Basen umsetzt.
[0003] Es wird auch ein Verfahren zur Herstellung von 3,7-Bisacetaminoheptanon-(2) als Zwischenprodukt
beansprucht, bei dem man Lysin z.B. als Racemat, in seiner D-Form, vorzugsweise aber
in seiner L-Form, in freier Form oder in seiner HCI-Salz-Form,mit Essigsäureanhydrid
in Gegenwart einer tertiären organischen Aminbase und unter Zusatz eines 4-Aminopyridin-Derivates
umsetzt. Bezogen auf 1 Mol Lysin und/oder Lysin-Hydrochlorid können beispielsweise
4 bis 10 Mol Essigsäureanhydrid eingesetzt werden. Vorzugsweise beträgt diese Menge
6 bis 8 Mol.
[0004] Als tertiäre organische Aminbasen kommen beispielsweise Trialkylamine in Frage, die
Alkylgruppen mit 2 bis 6 C-Atomen enthalten. Bevorzugt wird Triethylamin eingesetzt.
Bezogen auf 1 Mol Lysin und/oder Lysin-hydrochlorid können beispielsweise 3 bis 8
Mol einer tertiären organischen Aminbase eingesetzt werden. Vorzugsweise beträgt diese
Menge 4 bis 6 Mol.
[0005] Als 4-Aminopyridin-Derivate kommen beispielsweise solche der Formel (III) in Frage

in der
[0006] R
1 und R
2 unabhängig voneinander für einen einbindigen C
1- bis C
6-Alkylrest oder R
1 und R
2 gemeinsam für einen zweibindigen C
3- bis C
5-Alkylrest stehen.
[0007] Bevorzugt wird N,N-Dimethyl-4-aminopyridin oder 4-Pyrrolidino-pyridin eingesetzt.
Bezogen auf Lysin und/oder Lysin-Hydrochlorid können beispielsweise 0,1 bis 5 Gew.-%
eines 4-Aminopyridin-Derivates eingesetzt werden. Vorzugsweise beträgt diese Menge
0,5 bis 3 Gew.-%.
[0008] Eine beispielhafte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird durch folgendes
Formelschema erläutert:

Der Ablauf der Reaktion kann über die entwickelte Menge C0
2 verfolgt werden. Unterbleibt z.B. der Zusatz eines 4-Aminopyridin-Derivates, so wird
keine C0
2-Entwicklung beobachtet. Die Reaktion wird im allgemeinen solange durchgeführt, bis
die C0
2-Entwicklung beendet ist.
[0009] Geeignete Reaktionstemperaturen sind beispielsweise solche im Bereich von 20 bis
100°C. Vorzugsweise liegt die Reaktionstemperatur im Bereich von 30 bis 70°C.
[0010] Der Zusatz eines Lösungsmittels ist im allgemeinen nicht erforderlich, da das Essigsäureanhydrid
und die tertiäre organische Aminbase gleichzeitig als Lösungsmittel dienen können.
[0011] Die Aufarbeitung des nach Beendigung der Reaktion vorliegenden Reaktionsgemisches
kann beispielsweise so erfolgen, daß man, falls das Hydrochlorid der eingesetzten
tertiären organischen Aminbase ausgefallen ist, dieses abfiltriert, aus dem Filtrat
oder, falls keine festen Bestandteile vorliegen, aus dem gesamten Reaktionsgemisch
niedrig siedende Anteile im Vakuum entfernt, das verbleibende Rohprodukt in ein geeignetes
Lösungsmittel einrührt, z.B. in Essigsäureethylester oder Toluol und den entstehenden
Niederschlag abfiltriert, wäscht und trocknet.
[0012] Man erhält so 3.7-Bisacetaminoheptanon-2 (II) in guten Ausbeuten und Reinheiten ohne
merkliche Nebenreaktionen. Dieses Ergebnis ist ausgesprochen überraschend, da zum
einen bei einer derart komplexen Reaktion ein eindeutiger Reaktionsverlauf nicht zu
erwarten war und zum anderen ein trifunktionelles Ausgangsprodukt eingesetzt wird
(L-Lysin), das im Prinzip zu einer Fülle von Reaktionen befähigt ist.
[0013] Das 3.7-Bisacetaminoheptanon-2 kann zur Herstellung von Salzen des 3.7-Bisaminoheptanons-2
verwendet werden, indem man es einer sauren Hydrolyse unterwirft.Diese Reaktion kann
beispielsweise durch folgendes Formelschema erläutert werden:

[0014] Diese Hydrolyse kann beispielsweise mit überschüssigen, wäßrigen, organischen oder
anorganischen Säuren durch mehrstündiges Kochen am Rückfluß durchgeführt werden. Als
Säuren kommen insbesondere starke Säuren in Frage, wie Toluolsulfonsäure, Salzsäure
oder Schwefelsäure. Das Hydrolysegemisch kann man beispielsweise aufarbeiten, indem
man zunächst im Vakuum flüchtige Bestandteile abtrennt, daß Rohprodukt mit einem geeigneten
Lösungsmittel verrührt, z.B. Aceton, abfiltriert und trocknet. Salze des 3.7-Bisaminoheptanon-2
sind bekannte und wertvolle Zwischenprodukte. Gemäß der DE-OS 27 55 749 können daraus
durch Umsetzung mit Thiocyanaten Imidazol-2-thione hergestellt werden, die ihrerseits
Vorprodukte für Verbindungen mit pharmakologischer Wirksamkeit gegenüber Histamin-H
2-Rezeptoren sind oder H
2-Antagonisten (siehe DE-OS 27 55 749).Die in der DE-OS 27 55 749 beschriebene Herstellung
von 3,7-Bisaminoheptanon-2-salzen ist dagegen ein sehr aufwendiges, vielstufiges Verfahren,
das für eine Anwendung im technischen Maßstab nicht geeignet ist. Über das neue 3.7-Bisacetaminoheptanon-2
sind dagegen Salze des 3.7-Bisaminoheptanon-2 in beliebiger Menge auf einfache Weise
zugänglich.
[0015] Zur Bildung des erfindungsgemäßen Diamins (I) können beispielsweise wäßrige Lösungen
oder Lösungen in einem wasserhaltigen Lösungsmittelgemisch von 3,7-Bisacetamino-heptanon-2
(II) mit 2 bis 12 Mol, vorzugsweise 3 bis 6 Mol starker Säuren, bezogen auf 1 Mol
3,7-Bisacetamino-heptanon-2, zur sauren Hydrolyse eingesetzt werden. Als starke Säuren
werden organische oder anorganische Säuren mit Diisoziationskonstanten größer als
der von Chloressigsäure verwendet wie organische Sulfonsäuren oder Mineralsäuren,
z.B. Toluolsulfonsäure, Salzsäure oder Schwefelsäure. Diese erste Herstellungsstufe
der "sauren Hydrolyse" ist nach mehrstündigen, z.B. 2 bis 6-stündigem Kochen am Rückfluß
beendet.
[0016] Das Hydrolysegemisch wird nachfolgend bis zur basischen Reaktion mit starken Basen
behandelt. Als starke Basen kommen organische oder anorganische Basen in Frage, wie
Triethylamin, Natronlauge, Kalilauge oder die entsprechenden Alkalicarbonate. Bevorzugt
werden starke anorganische Basen. Bezogen auf 1 Mol neutralisiertes Hydrolysegemisch
können beispielsweise 0,5 bis 10 Mol Base verwendet werden. Vorzugsweise beträgt diese
Menge 1 bis 6 Mol Base. Die Umsetzung mit Basen wird üblicherweise bei 0 bis 60°C,
vorzugsweise um Raumtemperatur durchgeführt. Die Nachrührdauer nach Eintritt der basischen
Reaktion beträgt wenige Minuten bis einige Stunden (z.B. 2,5 bis 3,5 Stunden).
[0017] In einer bevorzugten Ausführungsform wird das Hydrolysegemisch vor der Umsetzung
mit Basen soweit von im Vakuum flüchtigen Bestandteilen befreit, daß eine hochkonzentrierte,
wäßrige Lösung zur nachfolgenden Basenbehandlung zum Einsatz kommt. Selbstverständlich
können auch entsprechend aufgearbeitete Produkte der sauren Hydrolyse nachfolgend
mit Basen umgesetzt werden.
[0018] Eine beispielhafte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird durch folgendes
Formelschema erläutert:

Die Aufarbeitung des nach Beendigung der Reaktion vorliegenden Reaktionsproduktes
kann beispielsweise so erfolgen, daß man mit wasserunlöslichen Lösungsmitteln, wie
beispielsweise aromatischen Kohlenwasserstoffen, das Reaktionsprodukt aus der stark
basischen, salzhaltigen, wäßrigen Lösung extrahiert und nachfolgend vom Extraktionsmittel
befreit.
[0019] Man erhält so in hohen Ausbeuten, hoher Selektivität der Reaktion und guter Reinheit
das 2,5-Di-(4'-aminobutyl)-3,6-dimethylpyrazin (I), das durch destillative Maßnahmen
zusätzlich gereinigt werden kann.
[0020] Man kann die Reaktion auch ohne Isolierung der Zwischenstufen direkt aus Lysin (HC1)
durchführen, indem man das nach Behandlung mit Essigsäureanhydrid, tert. Amin und
4-Amino-pyridin-Derivat entstandene 3,7-Bisacetamino-heptanon-2 (II)-haltige Reaktionsgemisch
ohne Isolierung von II nur durch Filtration und gegebenenfalls Abziehen flüchtiger
Produkte direkt weiter mit Säuren und anschließend mit Basen wie beschrieben behandelt
und dann das gebildete Diamin I in organische, wasserunlösliche Lösungsmittel aufnimmt
und isoliert. Dieses Verfahren ist jedoch weniger bevorzugt.
[0021] Das erfindungsgemäße Diamin (I) stellt ein wertvolles Kettenverlängerungsmittel bei
der Herstellung von Polyurethankunststoffen dar. Entsprechende Polyurethane, die exakt
als Polyurethanharnstoffe zu bezeichnen sind, können an der eingebauten Pyrazinstruktur
auch quarterniert und in dispergierbare Polyurethane überführt werden.
[0022] Die Herstellung der gegebenenfalls verschäumten Polyurethankunststoffe LPolyurethan(harnstoffel7,
kann nach den an sich bekannten Verfahren des Isocyanat-Polyadditionsverfahrens und
aus den bekannten Ausgangsmaterialien erfolgen.
[0023] Es sind dies die höhermolekularen, zwei- und/oder höherfunktionellen, vorzugsweise
zwei- bis vierfunktionellen, insbesondere zweifunktionellen Verbindungen mit gegenüber
NCO reaktiven Wasserstoffatomen (wie z.B. Hydroxylgruppen, primären und/oder sekundären
Aminogruppen, Hydrazin- und/oder Hydrazid-Endgruppen) und einem Molekulargewicht von
etwa 400 bis 10 000, vorzugsweise 600 bis 6000, sowie Schmelzpunkten unter 60°C.
[0024] Beispiele sind insbesondere Polyhydroxyl- oder Polyaminoverbindungen wie z.B. Polyesterpolyole
(einschließlich Polylactonesterpolyolen und Polycarbonatpolyolen), Polyetherpolyole,
Polyacetalpolyole oder entsprechende Polyesterpolyamine, Polyetherpolyamine oder Polyetherpolyhydrazide.
Beispielsweise seien genannt Polyester aus Dicarbonsäuren wie Adipinsäure und Diolen
wie Ethylenglykol, Butandiol-1,4, Hexandiol-1,6, Neopentylglykol oder beliebigen Diolgemischen,
Polycaprolactonester oder Hexandiolpolycarbonate; Polyether wie α,ω-Dihydroxypolyoxytetramethylenether
oder Propylenoxid- und/oder Ethylenoxid-Addukte an Diole oder Polyole bzw. (Di)amine
oder Polyamine. Polyamine können auch nach den Verfahren wie sie beispielsweise in
der DE-OS 31 31 252 beschrieben sind, durch alkalische Hydrolyse von NCO-Prepolymeren
oder nach dem dort angegebenen Stand der Technik erhalten werden.
[0025] Als Polyisocyanate können aliphatische, cycloaliphatische, araliphatische, aromatische
oder heterocyclische Di-und/oder Polyisocyanate, vorzugsweise mit Molekulargewichten
bis 500, eingesetzt werden. Auch entsprechende Abwandlungsprodukte der Polyisocyanate,
z.B. durch Urethanisierung mit unterschüssigen Mengen an Di- oder Polyolen, durch
Harnstoffbildung, Di- und/oder Trimerisierung, Allophanatisierung, Biuretisierung,
Carbodiimidisierung oder nach anderen bekannten Verfahren abgewandelte Di- und/oder
Polyisocyanate können eingesetzt werden.
[0026] Als Polyisocyanate können insbesondere zur Schaumstoffherstellung auch die Gemische
von zwei- und mehrkernigen Polyisocyanaten verwendet werden, welche Phosgenierungsprodukte
von Formaldehyd/Anilin-Kondensationsprodukte darstellen.
[0027] Bevorzugt sind jedoch Diisocyanate wie 4,4'- und/oder 2,4'-Diphenylmethandiisocyanat,
die isomeren Toluylendiisocyanate, der 4,4'-Dimethyl-3,3'-diisocyanatodiphenyl- harnstoff,
3,3'-Dimethyl-4,4'-diisocyanatodiphenyl, das α,α,α',α'-Tetramethyl-paraxylylen-diisocyanat,
das 4,4'-Diphenylethan-diisocyanat, das Isophorondiisocyanat, das 4,4'-Dicyclohexylmethan-diisocyanat
oder das Hexan-1,6-diisocyanat.
[0028] Neben den höhermolekularen Verbindungen können auch niedermolekulare Verbindungen
mit zwei oder mehreren, vorzugsweise 2 bis 4, insbesondere mit 2, gegenüber NCO reaktiven
H-Atomen und mit Molekulargewichten von 18, 32 und 60 bis etwa 399 (sogenannte Kettenverlängerungsmittel
bzw. Vernetzer) zum Polyurethanaufbau verwendet werden, z.B. Di- und/oder Polyole,
aliphatische oder aromatische Di- und/oder Polyamine, Aminoalkohole, Hydrazino-alkohole,
Di- und Polyhydrazide, Aminohydrazide, Aminosemicarbazide, Amidine, Guanidine oder
Thiolverbindungen.
[0029] Beispiele sind Wasser, Hydrazin(hydrat), Ethylenglykol, Butandiol, Neopentylglykol,
1,4-Dihydroxycyclohexan, Hydrochinon-bis(ß-hydroxyethylether), N-Methyl-bis-N,N-(2-hydroxypropyl)-amin,
Trimethylolpropan, Pentaerythrit, Isosorbide, Aminoethanol, Ethylendiamin, Propylendiamin,
Piperazin, Isophorondiamin, 3,3'-Dimethyl-dicyclohexylmethan-4,4-diamin, 2-Hydroxyethyl-hydrazin,
Carbodihydrazid, β-Semicarbazidopropionsäurehydrazid, 2-Aminoessigsäurehydrazid, Toluylendiamin,
4,4'- bzw. 2,2'-Diamino-diphenylmethan und andere übliche Kettenverlängerungsmittel
bzw. Vernetzer.
[0030] Geringe Anteile an Kettenabbrechern (monofunktionelle Polyole, Monoamine, Monohydrazide
oder ähnliche) können in untergeordneten Mengen mitverwendet werden, ebenso die üblichen
Katalysatoren, Zusatz- und Hilfsstoffe der Polyurethanchemie.
[0031] Geeignete höhermolekulare Verbindungen, Polyisocyanate, Kettenverlängerungsmittel
oder Vernetzer und Beispiele für Katalysatoren und Zusatzstoffe sind beispielsweise
ausführlicher in den DE-OS 26 37 115, 20 02 090, 29 20 501 und 31 11 093 aufgeführt.
[0032] Die Umsetzung zu den Polyurethankunststoffen kann im Einstufen- oder bevorzugt Mehrstufenverfahren
erfolgen.
[0033] Im Einstufenverfahren können beispielsweise ein höhermolekulares Diamin mit aliphatischen
Aminoendgruppen, ein Diisocyanat und das erfindungsgemäße Diamin - vorzugsweise in
Lösungsmitteln - miteinander umgesetzt werden.
[0034] Im Mehrstufenverfahren werden beispielsweise zunächst NCO-Prepolymere gebildet, die
als solche mit den Kettenverlängerungsmitteln und gegebenenfalls weiteren Ausgangsverbindungen,
umgesetzt werden. Das erfindungsgemäße Diamin (I) kann hier als alleiniges Kettenverlängerungsmittel
oder anteilig, vorzugsweise 1 bis 90 % aller eingesetzten aktiv-H-Äquivalente, besonders
2 bis 50 %, neben anderen Verbindungen mit gegenüber NCO-Gruppen reaktiven H-Atomen
(vorzugsweise anderen Kettenverlängerungsmitteln oder Vernetzern) verwendet werden.
Die Umsetzungen können in der Schmelze, vorzugsweise jedoch in organischen Lösungsmitteln
wie Aceton, Methylethylketon, Essigester, Dioxan, Dimethylformamid oder Dimethylacetamid
oder auch in wäßriger Lösung oder Dispersion erfolgen.
[0035] Die erfindungsgemäße Verbindung (I) zeigt eine hohe Reaktivität gegenüber Polyisocyanaten.
Sie kann daher auch in Form ihrer Salze mit C0
2 oder S0
2 zur Umsetzung gebracht werden oder in andersartig blockierter Form, z.B. in Form
ihrer Ketimin-Derivate, die sich bei der Umsetzung des erfindungsgemäßen Diamins mit
Ketonen (z.B. Aceton oder Methylethylketon) bilden und (vorzugsweise in Form eines
Gemisches aus Bis- und Monoketimin, freiem Diamin und etwas Wasser - z.B. 1 bis 4
Gew.-% Wasser -) zur Reaktion eingesetzt werden.
[0036] Das erfindungsgemäße Diamin eignet sich insbesondere als alleiniges oder anteiliges
Kettenverlängerungsmittel bei der Umsetzung mit NCO-Prepolymeren, z.B. zur Herstellung
von PU-Dispersionen. Da das erfindungsgemäße Diamin an seiner Pyrazinstruktur quarternierbar
ist, kann nach Quarternierung eine kationische PU-Dispersion hergestellt werden.
[0037] Das erfindungsgemäße Diamin kann auch als (gegebenenfalls anteiliges) Kettenverlängerungsmittel
zur Herstellung von Polyurethanbeschichtungen auf harten Substraten, Textilien oder
Leder eingesetzt werden, indem man blockierte (z.B. Ketoxim-blockierte) NCO-Prepolymere
mit dem Diamin oder mit seinen Ketiminderivaten (und gegebenenfalls weiteren Di- oder
Polyaminen) - vorzugsweise in möglichst lösungsmittelarmer Form (z.B. 70 bis 95 %
Feststoff) - als sogenannte "high solid" Reaktiv-Beschichtung aufträgt und thermisch
ausheizt.
[0038] Entsprechende Verfahren sind beispielsweise in der DE-PS 26 37 115 beschrieben.
[0039] Ein weiteres Beispiel zur Verwendung des erfindungsgemäßen Diamins ist seine Verwendung
als alleiniges oder anteiliges Kettenverlängerungsmittel bei der Umsetzung von im
wesentlichen linearen NCO-Prepolymeren, z.B. auf Polyester- oder Polyetherpolyolen
und Diisocyanaten, in hochpolaren Lösungsmitteln wie Dimethylformamid oder Dimethylacetamid
unter Bildung hochviskoser Lösungen von Polyurethan(harnstoffen), die nach Naß- oder
Trockenspinnverfahren zu Elasthanfäden (Polyurethanelastomerfäden) versponnen oder
zur Beschichtung von Substraten verwendet werden können.
[0040] Das erfindungsgemäße Diamin (I) läßt sich auch aus wäßriger Lösung zur Kettenverlängerungsreaktion
linearer oder verzweigter NCO-Prepolymerer unter Bildung von dispergierten, gegebenenfalls
vernetzten PU-Teilchen, welche gegebenenfalls andere Stoffe includiert enthalten können,
einsetzen.
[0041] Das aus der Reaktion des Diamins mit dem Polyisocyanat gebildete Segment ergibt günstige
Eigenschaften im Polyurethan(harnstoff), wie relativ hohen Schmelzpunkt, geringe Verfärbungstendenz
in Licht und gegenüber Atmosphärilien. Wie im Beispiel gezeigt, ist es auch quarternierbar.
[0042] Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung, ohne sie in irgendeiner Weise zu
beschränken.
Beispiele
[0043] Beispiel 1 (Herstellungsbeispiel für 3,7-Bisacetamino- heptanon-2 (II)
[0044] In eine Mischung aus 1230 g Essigsäureanhydrid und 810 g Triethylamin wurden 365
g L-Lysinhydrochlorid und 5 g 4-Pyrrolidino-pyridin unter Rühren eingetragen.
[0045] Die Reaktionstemperatur wurde bei 40 bis 50°C bis zur Beendigung der Gasentwicklung
(ca. 40 1) gehalten. Dann wurde das ausgefallene Triethylaminohydrochlorid abfiltriert
und das Filtrat im Vakuum von niedrigsiedenden Anteilen befreit.
[0046] Das verbleibende Rohprodukt wurde in 3 Liter Essigester eingerührt, der entstehende
Niederschlag abgesaugt, mit Essigester nachgewaschen und getrocknet. Es wurden 402
g (88 % der Theorie) 3,7-Bisacetamino-heptanon-2 (II) mit einem Schmelzpunkt von 111
bis 113°C erhalten.
Analyse:
[0047]

Kernresonanzspektrum:
[0048] 1H-NMR (60 MHz, CD, Cl
3)δ: NH (breit 6,4 und 6,8), CH (breit 4,5), CH
2 (breit, zentriert bei 3,2), CH
3 (Singuletts bei 2,0, 2,06, 2,23), -(CH
2)
3 (Multiplett, zentriert bei 1,5). Beispiel 2 (erfindungsgemäßes Verfahren)
[0049] 114 g 3,7-Bisacetamino-heptanon-2 wurden in 0,4 1 18 %iger Salzsäure 5 h unter Rückflußbedingungen
der Hydrolyse unterworfen. Danach wurden im Vakuum flüchtige Bestandteile bis auf
ca. 200 ml Rohlösung abgetrennt und in die verbleibende Rohlösung unter starkem Rühren
und Eiskühlung 500 g 45 %ige Natronlauge so eingetropft, daß die Temperatur 20°C nicht
überstieg. Man rührte 30 Minuten nach, schüttelte die wäßrige Phase mit Chlorbenzol
portionsweise aus, bis das gesamte entstandene Rohamin (I) extrahiert war (ca. 0,5
1 Chlorbenzol), trocknete über Kaliumcarbonat und erhielt nach Abtrennung des Chlorbenzols
58 g Rohamin (I) (gaschromatographische Reinheit 94 %), welches als solches oder auch
nach destillativer Reinigung für die erfindungsgemäße Verwendung geeignet ist.
[0050] 30 g Rohamin wurden unter vermindertem Druck destilliert. Man erhielt 26 g Diamin
(I) vom KP
1 mbar: 170-173°C (Ausbeute 87 %).
Analyse:
[0051]

[0052] (bezogen auf C
14H
26N
4).
Beispiel 3
[0053] 114 g 3,7-Bisacetamino-heptanon-2 wurden in 0,5 1 18 %iger Salzsäure 6 h unter Rückflußbedingungen
der Hydrolyse unterworfen. Anschließend wurden im Vakuum flüchtige Bestandteile abgetrennt,
man erhielt 110 g Rückstand, der mit 100 ml Aceton gewaschen wurde. Man versetzte
den Rückstand mit 100 ml Wasser und tropfte unter starkem Rühren und Eiskühlung 400
g 45 %ige Natronlauge bei 0 - 10°C zu. Danach wurde 1 Stunde bei Raumtemperatur nachgerührt
und das entstandene Amin (I) portionsweise mit Toluol extrahiert. Man trocknete über
Kaliumcarbonat und erhielt nach Abtrennung des Toluols 61 g Rohamin (I) von einer
Reinheit von 96 % nach gaschromatographischer Analyse.
Beispiel 4 (Verwendungsbeispiel) - PU-Dispersion -
[0054] Zu 495 g einer 46 %igen NCO-Polyesterprepolymerlösung (s.u.) in Aceton fügte man
in Abständen von zwei Minuten bei ca. 40°C
1. 7,6 g (0,030 Mol) des erfindungsgemäßen Diamins in 20 ml Aceton
2. 1,0 g (0,020 Mol) Hydrazinhydrat in 10 ml Wasser
3. 6,4 g (0,0173 Mol) 2-Aminomethyl-ß-aminoethansulfonsäure-Natriumsalz (als 51 %ige
Lösung in Wasser)
[0055] Nach weiteren 7 Minuten wurde mit 300 g vollentsalztem Wasser innerhalb von ca. 3
Minuten dispergiert und das Aceton im Vakuum abgezogen.
[0056] Man erhielt eine feinteilige, anionisch nichtionische (oxyethylengruppenhaltige)
Polyesterurethanharnstoff-Dispersion mit folgenden Daten:

[0057] Beim Trocknen lieferte die Dispersion einen klaren, glänzenden, weichen und hochelastischen
Überzug. Das Material ist für Beschichtung von Textil, Leder und anderen Substraten
geeignet.
Herstellung der NCO-Prepolymerlösung
[0058] Aus 400 g Hexandiol-1,6/Neopentylglykol(65/35-Diol-Verhältnis)-polyadipat (MG 1700),
13,6 g eines auf n-Butanol gestarteten Polyethylenoxidpolypropylenoxidpolyethers (MG
2150) und einer Mischung aus 59,2 g Isophorondiisocyanat und 44,8 g 1,6-Diisocyanatohexan
wurde bei 100°C in ca. 90 Minuten ein NCO-endständiges Polyesterprepolymer (NCO-Gehalt
4,38 %) hergestellt. Die Prepolymerschmelze wurde mit Aceton auf einen Festkörpergehalt
von 46 % eingestellt. Man erhielt eine klare, dünnflüssige acetonische Lösung des
NCO-endständigen Prepolymers.
Beispiel 5
[0059] Verwendungsbeispiel zur Herstellung einer kationischen Polyurethandispersion
[0060] Zu 405 g einer 46 %igen NCO-Polyesterprepolymerlösung (s.Beispiel 4) in Aceton wurden
die Komponenten 1 bis 4 in Abständen von jeweils etwa zwei Minuten bei ca. 40°C
1. 6,9 g (0,040 Mole) Isophorondiamin in 20 ml Aceton
2. 0,5 g (0,010 Mole) Hydrazinhydrat in 10 ml Wasser
3. 4,3 g (0,017 Mole) Diamin I in 20 ml Aceton
4. 2,18 g (0,017 Mole) Dimethylsulfat zugefügt.
[0061] Nach weiteren 15 Minuten wurde mit 470 g vollentsalztem Wasser innerhalb von ca.
3 Minuten dispergiert und das Aceton im Vakuum abgezogen. Man erhielt eine stabile,
kationische Polyesterurethanharnstoff-Dispersion mit folgenden Daten:
Festkörpergehalt: 30,4 %
pH-Wert: 4,2 + 0,2
Teilchengröße: 360 nm (Lichtstreuung)
Gehalt N+: 0,122 %
Gehalt: 3,3 % bezogen auf Polymer am Strukturelement

[0062] Beim Trocknen lieferte die Dispersion einen klaren, glänzenden, weichen und hochelastischen
überzug mit hoher Beständigkeit gegen Verfärbung durch Licht und Stickoxide, sowie
einer leichten Anfärbbarkeit mittels Säurefarbstoffen.
[0063] Das Material ist für Beschichtungen von Textil, Leder, Glas und Kunststoffen geeignet,
wobei insbesondere eine gute Haftung auf dem Substrat beobachtet wird.
Beispiel 6
[0064] In eine Mischung aus 820 g Essigsäureanhydrid und 610 g Triethylamin wurden 183 g
L-Lysin-Hydrochlorid und 3 g 4-Pyrrolidino-pyridin unter Rühren eingetragen. Die Reaktionstemperatur
wurde bei 35°C bis 40°C gehalten bis zur Beendigung der Gasentwicklung. Die Aufarbeitung
erfolgte gemäß Beispiel 1, wobei das Rohprodukt in 1 Liter Toluol eingerührt wurde.
Der gebildete Niederschlag wurde abgesaugt, mit Toluol nachgewaschen und getrocknet.
Es wurden 178 g (78 % der Theorie) 3.7-Bisacetaminoheptanon-2 mit einem Schmelzpunkt
von 109 bis 111°C erhalten.
Beispiel 7
[0065] 160 g 3.7-Bisacetaminoheptanon-2 wurden in 1 Liter 18 %iger Salzsäure 6 Stunden unter
Rückflußbedingungen der Hydrolyse unterworfen. Anschließend wurden im Vakuum flüchte
Bestandteile abgetrennt, der Rückstand mit 300 ml Aceton verrührt, abfiltriert und
getrocknet. Es wurden 144 g (95 % der Theorie) 3.7-Bisaminoheptanon-2-dihydrochlorid
mit einem Schmelzpunkt von 160 bis 164°C (Zersetzung) erhalten.
Analyse:
[0066]

Beispiel 8
[0067] 114 g 3.7-Bisacetaminoheptanon-2 und 190 g p-Toluolsulfonsäure-monohydrat wurden
in 1 Liter Wasser 6 Stunden unter Rückflußbedingungen der Hydrolyse unterworfen. Anschliessend
wurden im Vakuum flüchtige Bestandteile abgetrennt, der Rückstand mit 300 ml Aceton
verrührt, abfiltriert und getrocknet. Es wurden 207 g (85 % der Theorie) 3.7-Bisaminoheptanon-2-di-p-toluolsulfonsäure
mit einem Schmelzpunkt von 160 bis 162°C erhalten.
Kernresonanzspektrum:
[0068] 1H-NM
R (60 MHz, D
2O) δ: CH aromatisch (AB-System, zentriert bei 7,5), CH (breit 4,3), CH
2 (breit 3,0), CH
3 (Singuletts bei 2,33 und 2,30), -(CH
2)
3 (Multiplett, zentriert bei 1,7).