[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Passivierung von Blei-und bleihaltigen Oberflächen.
[0002] Zahlreiche wertvolle spezifische Eigenschaften, wie hohe Korrosionsbeständigkeit,
gute Verarbeitbarkeit, Beständigkeit gegen thermische Wechselbeanspruchung, gute Dämmeigenschaften
gegen Schall und hohe Beständigkeit gegen Chemikalien, haben zu einem weiten Anwendungsspektrum
von Blei- und bleihaltigen Legierungen geführt. So werden bleihaltige Werkstoffe im
Bauwesen, im chemischen Apparatebau, im Strahlenschutz, in der Automobiltechnik und
in anderen Bereichen in zunehmendem Maße verwendet.
[0003] Einer der Gründe für die vielseitige Verwertbarkeit ist darin zu sehen, daß Blei-
und bleihaltige Oberflächen bisher nicht gesondert gegen Korrosion geschützt werden
mußten, da sich derartige Oberflächen an der Luft durch Ausbildung stabiler Uberzüge
aus Bleioxiden, alkalischen Bleicarbonaten, Bleisulfaten bzw. Bleisulfiden wechselnder
Zusammensetzung selbst passivieren. Blei-und bleihaltige Oberflächen wurden bisher
lediglich einer alkalischen Reinigung unterzogen, die ebenfalls zu einer für den Korrosionsschutz
ausreichenden passivierten Oberfläche führte und eine ausreichende Grundlage für die
Applikation weiterer Überzugsmittel, wie z.B. Lacke, abgab.
[0004] Die relativ hohe Toxizität von Blei und gewissen Bleiverbindungen hat jedoch zu der
Forderung geführt, den Korrosionsschutz für Blei- und bleihaltige Oberflächen wesentlich
zu verbessern. Die Hersteller von Werkteilen mit Oberflächen, die aus Blei oder bleihaltigen
Legierungen bestehen, hatten in der Folge hohe Auflagen hinsichtlich des Korrosionsschutzes
der von ihnen gelieferten Werkteile zu erfüllen.
[0005] Mit den gestiegenen Anforderungen an den Korrosionsschutz, der neue Techniken hinsichtlich
der Passivierung von Blei- und bleihaltigen Oberflächen erforderlich machte, stiegen
auch die Anforderungen der Hersteller hinsichtlich der Lackhaftung auf Blei- und bleihaltigen
Oberflächen. Die oben genannten Salze, die bei der Eigenpassivierung von Bleioberflächen
an der Luft entstehen, sind in der Mehrzahl der Fälle nicht für eine langfristig ausreichende
Haftung nachfolgend applizierter Uberzugsmaterialien geeignet.
[0006] Der vorliegenden Erfindung lag damit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Verfügung
zu stellen, daß zu einer Passivierung von Blei- und bleihaltigen Oberflächen führt,
die gleichzeitig einen hohen Schutz gegen Korrosion gewährleistet und die genannten
Oberflächen für die nachfolgende Applikation von Lacken und anderen Beschichtungsmitteln
optimal vorbereitet. Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Passivierung von Blei-
und bleihaltigen Oberflächen, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man die genannten
Flächen, gegebenenfalls nach einer entfettenden Reinigung, mit sauren, Chrom(III)-Ionen
in einer Menge von 0,01 bis
10 g . 1
-1 enthaltenden wässrigen Lösungen in Kontakt bringt.
[0007] Unter "Blei-Oberflächen" werden im folgenden Oberflächen von Werkstücken verstanden,
die zu 100 % aus Blei bestehen oder auch aus einem anderen Metall bestehen können,
das mit einer elektrolytisch oder auf anderem Wege erzeugten Oberfläche aus metallischem
Blei überzogen ist. Unter "bleihaltigen Oberflächen" werden im folgenden Oberflächen
von Werkstücken verstanden, die zu 100 % aus einer binären oder auch höheren Legierung
des Metalls Blei oder aus einem anderen Metall bestehen, das mit einer mehr oder weniger
dünnen Oberfläche einer binären oder auch höheren bleihaltigen Mischung überzogen
ist.
[0008] Für das Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung werden wässrige Lösungen verwendet,
die Chrom(III)-Ionen in einer Menge von 0,01 bis 10 g . 1
-1, bevorzugt in einer Menge von 0,02 bis 5 g . 1
-1 Anwendungslösung, enthalten. In der praktischen Anwendung haben sich Lösungen besonders
bewährt, deren Gehalt an Chrom(III)-Ionen im Bereich von 0,4 bis 3 g . 1-1 Anwendungslösung
liegt.
[0009] Die Chrom(III)-Ionen werden in den genannten Mengen in die Anwendungslösungen in
Form von Salzen eingebracht, die sich im Temperaturbereich des Verfahrens gut in Wasser
lösen. Hierfür kommen insbesondere Salze schwacher organischer Säuren in Frage. Beispiele
sind Methanat (Formiat), Ethanat (Acetat), Propanat (Propionat), Butanat (Butyrat)
oder 2.4-Pentandionat (Acetylacetonat). Besonders bevorzugt wird Chrom(III)-ethanat,
da das Anion als Puffer in den Anwendungslösungen wirkt und zudem einen Komplex mit
dem Chrom-(III)-Kation bildet, der eine zur Vermeidung von Umweltschäden der Passivierungslösung
ausreichende Stabilität aufweist.
[0010] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Behandlungslösungen kann Chrom(III)-ethanat
in Analysequalität eingesetzt werden, was jedoch aufgrund der hohen Kosten als nicht
vorteilhaft anzusehen ist. In der industriellen Anwendung wird technisches Chrom(III)-ethanat
eingesetzt, dessen wässrige Lösung in der Regel einen pH-Wert im Bereich von 3 bis
5 aufweist.
[0011] Die wässrigen, Chrom(III)-Ionen enthaltenden Anwendungslösungen weisen erfindungsgemäß
einen pH-Wert im Bereich von 2 bis 6, vorzugsweise im Bereich von 3,2 bis 4,2 auf.
Dieser pH-Wert kann sich durch Auflösen des technischen Chrom(III)-ethanats in Wasser
unmittelbar einstellen. Sollte der pH-Wert nach Lösen des verwendeten Chrom(III)-Salzes
in Wasser außerhalb des pH-Bereiches von 2 bis 6 liegen, so wird er durch Zugabe von
Phosphorsäure oder Essigsäure auf den gewünschten Wert eingestellt.
[0012] Den Lösungen zur Passivierung von Blei- und bleihaltigen Oberflächen kann erfindungsgemäß
gegebenenfalls Phosphat zugesetzt werden. Dies geschieht vorteilhaft in der Weise,
daß man den Lösungen vor der Anwendung Phosphorsäure in einer Menge zusetzt, daß der
Phosphatgehalt der Anwendungslösungen im Bereich von 0,001 bis 10 g . 1
-1, bevorzugt im Bereich von 0,01 bis 5 g . 1-
1 Phosphat-Ionen in der Anwendungslösung liegt. Das erfindungsgemäße Verfahren zur
Passivierung von Blei- und bleihaltigen Oberflächen mittels sauren, Chrom(III)-Ionen
enthaltenden wässrigen Lösungen arbeitet im Temperaturbereich von 20 bis 50°C, bevorzugt
im Bereich von 25 bis 40°C. Behandlungszeiten von ungefähr 1 Minute sind ausreichend,
um selbst bei diesen Temperaturen eine hervorragende Passivierung der Blei-und bleihaltigen
Oberflächen zu erreichen.
[0013] In der Praxis wird das erfindungsgemäße Verfahren so durchgeführt, daß mit einer
alkalischen wässrigen Lösung bei 55 bis 65°C während 60 bis 180 Sekunden durch Spritzbehandlung
gereinigte Blei- oder bleihaltige Oberflächen gemäß dem vorliegenden Verfahren mit
einer sauren, Chrom(III)-Ionen enthaltenden Lösung im Temperaturbereich von 20 bis
40°C behandelt werden. Derartige Lösungen können dadurch erhalten werden, daß man
Chrom(III)-Ionen in geeigneter Menge enthaltende feste oder flüssige Konzentrate in
an sich bekannter Weise in Wasser löst. Für die Behandlung der Blei-oder bleihaltigen
Oberflächen sind Spritzverfahren, Tauchverfahren oder andere, dem Fachmann bekannte
Verfahren der Auftragung, wie z.B. Spritztauchen oder Fluten, für die Passivierung
geeignet. Die Behandlungszeit beträgt im Regelfall 1 Minute. Die derart passivierten
Blei- oder bleihaltigen Oberflächen werden mit vollentsalztem Wasser gespült und anschließend
mit Druckluft getrocknet. Danach wird gefunden, daß sich auf den Oberflächen eine
sichtbare, gleichmäßige Passivierungsschicht ausgebildet hat.
[0014] Die entsprechend dem erfindungsgemäßen Verfahren passivierten Blei- oder bleihaltigen
Oberflächen sind für eine anschließende Beschichtung mit Anstrichen, Lacken und dergleichen
hervorragend geeignet. Insbesondere bieten die derart passivierten Bleioberflächen
einen hervorragend geeigneten Grund für Polyurethanlacke, sind jedoch auch für andere
Nachbehandlungsverfahren geeignet.
[0015] Die Erfindung wird durch die nachstehenden Beispiele näher erläutert.
Beispiel 1
[0016] Es wurde eine Anwendungslösung hergestellt, die 15 g technisches Chrom(III)-ethanat
(entsprechend 3 g . 1
-1 Cr
3+) enthielt. Der pH-Wert dieser Lösung lag bei ca. 3,5.
[0017] Verbleite Stahlbleche, die zuvor mit einer alkalischen Reinigungslösung bei 50°C
während 60 sec. durch Spritzbehandlung gereinigt worden waren, wurden mit der vorgenannten
Lösung 60 sec. bei 30°C im Spritzen behandelt. Anschließend wurden die Bleche mit
Wasser und vollentsalztem Wasser gespült und durch Aufblasen von Preßluft getrocknet.
[0018] Danach wurden die Bleche mit einem Polyurethanlack der Fa. Winkelmann beschichtet.
[0019] Anschließend wurden die Bleche mit einem Einzelschnitt nach DIN 53167 versehen und
dem Salzsprühtest gemäß DIN 50021 während einer Zeitdauer von 240 h unterworfen. Die
Auswertung nach DIN 53167 ergab eine Unterwanderung von <3 mm.
[0020] Die Beurteilung des Blasengrades nach DIN 53209 ergab m0/g0.
Beispiel 2
[0021] Es wurde eine Lösung hergestellt, die 2 g . 1
-1 technisches Chrom(III)-ethanat (entsprechend 0,4 g . 1
-1 Cr
3+) und 0,1 g . 1
-1 Phosphorsäure (entsprechend 0,1 g . 1
-1 PO
43-) enthielt. Die Lösung hatte einen pH-Wert von 3,9.
[0022] Verbleite Stahlbleche, die zuvor mit einer alkalischen Reinigungslösung bei 55°C
während 60 sec. durch Spritzbehandlung gereinigt worden waren, wurden mit der vorgenannten
Lösung 60 sec. bei 40°C im Spritzen behandelt. Anschließend wurde mit Wasser und vollentsalztem
Wasser gespült und durch Aufblasen von Preßluft getrocknet.
[0023] Danach wurden die Bleche mit einem Polyurethanlack der Fa. Winkelmann beschichtet.
[0024] Anschließend wurden die Bleche mit einem Einzelschnitt nach DIN 53167 versehen und
dem Salzsprühtest gemäß DIN 50021 während einer Zeitdauer von 240 h unterworfen. Die
Auswertung nach DIN 53167 ergab eine Unterwanderung von < 3 mm.
[0025] Die Beurteilung des Blasengrades nach DIN 53209 ergab m0/g0.
Beispiel 3
[0026] Es wurde eine Lösung hergestellt, die 4 g . 1
-1 Chrom-(III)-ethanat (entsprechend 0,8 g . 1
-1 Cr
3+) und 0,3 g . 1
-1 Phosphorsäure (entsprechend 0,3 g . 1
-1 PO
43-) enthielt. Die Lösung hatte einen pH-Wert von 3,5.
[0027] Verbleite Kraftstoffbehälter industriemäßiger Ausführung, die zuvor mit einer alkalischen
Reinigungslösung bei 65°C während 3 min durch Tauchbehandlung gereinigt worden waren,
wurden mit der vorgenannten Lösung 2 min bei 22°C im Tauchen behandelt. Anschließend
wurden die Behälter mit Wasser und vollentsalztem Wasser gespült und durch Aufblasen
von Preßluft getrocknet.
[0028] Danach wurden die Behälter mit einem Polyurethanlack der Fa. Winkelmann beschichtet.
[0029] Anschließend wurden die Behälter mit einem Einzelschnitt nach DIN 53167 versehen
und dem Salzsprühtest gemäß DIN 50021 während einer Zeitdauer von 240 h unterworfen.
Die Auswertung nach DIN 53167 ergab eine Unterwanderung von< 3 mm.
[0030] Die Beurteilung des Blasengrades nach DIN 53209 ergab m0/g0.
Vergleichsbeispiel
[0031] Verbleite Stahlbleche wurden mit einer alkalischen Reinigungslösung bei 55°C während
60 sec. durch Spritzen gereinigt. Anschließend wurde mit Wasser und mit vollentsalztem
Wasser gespült und durch Aufblasen von Preßluft getrocknet. Danach wurden die Bleche
mit einem Polyurethanlack der Fa. Winkelmann beschichtet.
[0032] Anschließend wurden die verbleiten Stahlbleche mit einem Einzelschnitt nach DIN 53167
versehen und dem Salzsprühtest gemäß DIN 50021 während einer Zeitdauer von 240 h unterworfen.
Die Auswertung nach DIN 53167 ergab eine Unterwanderung von >20 mm.
[0033] Die Beurteilung des Blasengrades nach DIN 53209 ergab m5/g5.
[0034] Das Vergleichsbeispiel veranschaulicht, daß das erfindungsgemäße Verfahren eine deutliche
Verbesserung des Korrosionsschutzes erbringt.
1. Verfahren zur Passivierung von Blei- und bleihaltigen Oberflächen, dadurch gekennzeichnet,
daß man die genannten Flächen, gegebenenfalls nach einer entfettenden Reinigung, mit
sauren, Chrom(III)-Ionen in einer Menge von 0,01 bis 10 g . 1-1 enthaltenden wässrigen Lösungen in Kontakt bringt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man den Gehalt an Chrom(III)-Ionen
auf einen Bereich von 0,02 bis 5 g . 1-1 Anwendungslösung einstellt.
3. Verfahren nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß man in die Anwendungslösungen
Chrom(III)-Ionen als wasserlösliche Chrom(III)-Salze schwacher organischer Carbonsäuren,
bevorzugt als Chrom(III)-ethanat, einbringt.
4. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man den pH-Wert
der Behandlungslösungen auf Werte zwischen 2 und 6, bevorzugt zwischen 3,2 und 4,2,
einstellt.
5. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man die Blei- oder
bleihaltigen Oberflächen mit Chrom(III)-Ionen enthaltenden Lösungen in Kontakt bringt,
die zusätzlich 0,001 bis 10 g . 1-1, bevorzugt 0,01 bis 5 g . 1-1, PO43- -Ionen enthalten.
6. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man Blei- oder bleihaltige
Oberflächen
a) mit einer alkalischen Reinigungslösung reinigt,
b) mit sauren, Chrom(III)-Ionen in einer Menge von 0,01 bis 10 g . 1-1 enthaltenden wässrigen Lösungen bei 20 bis 40°C im Spritz- oder Tauchverfahren behandelt
und anschließend
c) mit Wasser und vollentsalztem oder salzarmem Wasser spült und trocknet.