[0001] Die Erfindung betrifft ein metallurgisches Gefäß zur Erzeugung und/oder Behandlung
von Metallschmelzen, insbesondere Stahlschmelzen.
[0002] Seit Jahren gehört es zum Stand der Technik, derartige metallurgische Gefäße (z.B.
Pfanne, Lichtbogenofen) aus Gründen des Arbeits- und Umweltschutzes nach oben hin
weitgehend abzudecken und an eine Vorrichtung zur Absaugung der bei der Prozeßführung
jeweils entstehenden Gase und Stäube anzuschließen. Eine solche Vorrichtung Ist beispielsweise
aus Techn. Mitt. Krupp, Band 18 (1960) Nr. 3, S.111 oder auch aus der DE-PS 28 48
948 bekannt.
[0003] Andererseits werden zunehmend Metallschmelzen mit besonders hohen Reinheitsgraden
gefordert. Das bedeutet z.B. für Stahlschmelzen die Einhaltung extrem geringer Gehalte
an Sauerstoff und/oder Stickstoff. Diese sind nur zu erreichen, wenn während der Pfannenbehandlung
die Stahlschmelze von der umgebenden Luft möglichst vollständig abgeschirmt wird,
z.B. durch Einsatz von Schutzgas oder durch Prozeßführung Im Vakuum. Für die Erzeugung
von Stählen mit extrem niedrigem Sauerstoffgehalt Ist in der EPC-Patentanmeldung 00
92 652 eine Vorrichtung vorgeschlagen worden, die Im wesentlichen aus einer Pfanne
und einer mit einem Hitzeschild versehenen Absaughaube besteht. Der Hitzeschild deckt
die Pfanne nahezu vollständig ab, wobei allerdings zwischen dem Rand der Pfanne und
dem Hitzeschild ein umlaufender Luftspalt belassen wird. Uber diesen Luftspalt hinweg
nach unten erstreckt sich die Absaughaube, deren äußere Wandung mit der Wandung des
Gefäßes eine umlaufende Öffnung bildet, durch die mittels einer angeschlossenen Absaugvorrichtung
Umgebungsluft angesaugt werden kann. Die Absaughaube und/oder der Hitzeschild weisen
eine oder mehrere Öffnungen auf, durch die jeweils eine Lanze in das Innere der Pfanne
eingeführt werden kann. Die bei der Pfannenbehandlung aus der Schmelze austretenden
Gase und Stäube können über den Luftspalt zwischen Hitzeschild und Pfannenrand in
das Innere der Absaughaube überströmen und werden mit der angesaugten Umgebungsluft
weggeführt.
[0004] Entscheidend für die Funktionsfähigkeit einer solchen Anlage ist neben einer ausreichenden
Dimensionierung der Absaugvorrichtung insbesondere die Größe und zeitliche Konstanz
der wirksamen Ansaugquerschnitte für die Prozeßgase und die Umgebungsluft. In dieser
Hinsicht besteht bei der Vorrichtung gemäß EPC-Patentanmeldung 00 92 652 der Nachteil,
daß sich während des Betriebes auf dem oberen Rand der Pfanne Bären bilden können,
die verhindern, daß der Hitzeschild bis auf die erforderliche Höhe über der Pfanne
abgesenkt werden kann. Der Luftspalt zwischen Pfannenrand und Hitzeschild vergrößert
sich dadurch, so daß die Strömungsgeschwindigkeit im Luftspalt und damit der Saugeffekt
verringert wird. Da die ebenfalls angesaugte Umgebungsluft an diesem Luftspalt vorbeigeführt
wird, kann es vorkommen, daß z.B. infolge einer quer zur Pfanne verlaufenden äußeren
Luftströmung auf einer Seite Luft durch den Luftspalt in das Innere der Pfanne hineingedrückt
wird, während auf der gegenüberliegenden Seite eine entsprechend erhöhte Gasmenge
aus dem Pfanneninneren abgesaugt wird. Somit ist trotz des Einsatzes der Pfannenabsaugung
und der Verwendung von Schutzgas bein Einblasen der erforderlichen Stoffe für die
Pfannenbehandlung und eines gewissen dadurch in Pfanneninneren bestehenden Uberdrucks
nicht gewährleistet, daß die Schmelze vor Sauerstoff und Stickstoff aus der Luft abgeschirmt
wird. Hilfsweise werden üblicherweise zur Vermeidung dieser Nebeneffekte abdichtende,
mit feuerfesten Material gefüllte, wulstförmige Dichtungen auf den Pfannenrand aufgelegt,
um eine Abdfchtung zu erzielen.
[0005] Ein weiterer Nachteil dieser Vorrichtung fst, daß beim Einblasen der Stoffe für die
Pfannenbehandlung die Schmelze in Wallung gerät und Gase und Stäube aus der Schmelze
austreten, die durch infolge der hohen Temperaturen stets vorhandene starke nach oben
gerichtete Gasströmungen (Thermik) mitgerissen werden; das führt dazu, daß trotz der
Pfannenabsaugung zumindest ein Teil der Gase und Stäube insbesondere an der zentral
angeordneten Lanze vorbei durch die Öffnungen im Hitzeschild bzw. in der Absaughaube
nach außen dringt. Diese unkontrollierte thermische Strömung hat auch zur Folge, daß
Luft entgegen der gewünschten Strömungsrichtung durch den Ringspalt zwischen Pfanne
und Deckel nach innen strömt und dort eine Aufstockung und Sauerstoffaufnahme des
Stahles bewirkt.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein metallurgisches Gefäß der eingangs erwähnten
Art vorzuschlagen, das eine wirksame Absaugung der Prozeßgase und -stäube und gleichzeitig
eine wirksame Abschirmung der Umgebungsluft von der Metallschmelze gewährleistet.
[0007] Gelöst wird diese Aufgabe erfindungsgemäß durch ein metallurgisches Gefäß mit den
Merkmalen des Patentanspruchs 1. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind in
den Unteransprüchen 2 bis 10 angegeben.
[0008] Die Erfindung wird anhand des nachfolgenden, In der einzigen Figur dargestellten
Ausführungsbeispiels näher beschrieben.
[0009] Das als Pfanne 5 ausgebildete metallurgische Gefäß ist mit einer Stahlschmelze 13
gefüllt. Im Betriebsfall, wenn die Schmelze 13 mittels der Lanze 14 z.B. einer Spülung
unterzogen wird, ist die durch die Leitung 12 an eine nicht dargestellte Absaugvorrichtung
angeschlossene Absaughaube 1 soweit über der Pfanne 5 abgesenkt, daß die Absaughaube
1 mit dem oberen Rand 10 der Pfanne 5 einen Ringspalt 2 bildet. Es ist auch möglich,
aber nicht erforderlich, daß die Absaughaube 1 den oberen Rand 10 der Pfanne 5 übergreift.
Sollte sich auf dem Rand 10 der Pfanne 5 bereits ein Bär gebildet haben, so daß die
Abdeckhaube nicht so weit abgesenkt werden kann, daß nur ein schmaler Ringspalt 2
entsteht, bleibt dennoch die Funktionsfähigkeit des erfindungsgemäßen Gefäßes erhalten.
[0010] Durch den Ringspalt 2 wird Umgebungsluft angesaugt, also verhindert, daß Prozeßgase
und Staub aus der Absaughaube 1 entweichen können. Um sicherzustellen, daß die angesaugte
Umgebungsluft nicht mit der Schmelze 13 In Kontakt kommt, ist an der Absaughaube 1
innen eine Abdeckglocke 3 befestigt, die im Betriebsfall mit ihrem unteren offenen
Teil in die Schlackendecke 11 der Schmelze 13 eintaucht oder zumindest dicht über
der Schlackendecke 11 endet. Die Abdeckglocke 3 ist mindestens so zu bemessen, daß
sie den Spülfleck in der Schlackendecke 11 vollständig überdeckt. Damit die Lanze
14 von außen in die Schmelze 13 eingeführt werden kann, sind in der Absaughaube 1
und in der Abdeckglocke 3 entsprechende Öffnungen 7 bzw. 6 koaxial angeordnet.
[0011] Um die Abdeckglocke 3 unabhängig von der Höhe der Absenkung der Absaughaube 1 gegenüber
der Schlackendecke 11 einstellen zu können und insbesondere um in Betriebspausen die
Abdeckhaube 1 auf dem Boden abstellen zu können, ohne daß dabei die Gefahr einer Beschädigung
der vorzugsweise aus Feuerfestmaterial gebildeten oder mit Feuerfestmaterial ummantelten
Abdeckglocke 3 besteht, ist in Weiterbildung der Erfindung anstelle einer starren
Verbindung vorgesehen, die Abdeckglocke 3 durch eine oder mehrere Hubvorrichtungen
2, die vorzugsweise mit einer elektromotorisch drehbaren Spindel oder mittels Hydraulik-
oder Pneumatikzylinder antreibbar sind, mit der Absaughaube 1 zu verbinden. Die Absaughaube
1 ist auf der Innenseite vorzugsweise mit Feuerfestmaterial 8 ausgekleidet, um Ihr
eine gute Hitzebeständigkeit zu verleihen. Im Bereich über dem Spülfleck rund um die
Eintauchstelle der Lanze 14 kommt es zu einer starken nach oben gerichteten Gasströmung,
durch die aus der Schmelze 13 austretenden Prozeßgase und Stäube, die durch die Ringöffnung
6 in den eigentlichen Absaugberefch der Abdeckhaube 1 gelangen. Normalerweise ist
es nicht erforderlich, die Ringöffnung 7 in der Abdeckhaube 1 besonders eng zu gestalten,
um zu verhindern, daß Gase und Stäube nach außen dringen, da stets eine ausreichende
Absaugung gewährleistet werden kann. Lediglich unter ungünstigen Bedingungen, wenn
z.B. die beiden Ringspalte 6 und 7 sehr dicht beieinander liegen, kann dfe Gefahr
bestehen, daß Gase und Stäube durch die Öffnung 7 nach außen dringen. In solchen Fällen
ist es daher vorteilhaft, die Öffnung 7 in der Absaughaube 1 nach außen abzudichten,
wobei zweckmäßigerweise eine an die Absaugeinrichtung angeschlossene Labyrinthdichtung
(in der Figur nicht dargestellt) verwendet wird. Die Pfanne 5 weist lediglich eine
einzige Zuführung für die Lanze 14 auf, wobei die erforderlichen öffnungen 6 und 7
in der Abdeckglocke 3 bzw. der Absaughaube 1 vorzugsweise zentral angeordnet sind.
Es versteht sich von selbst, daß auch mehrere Öffnungen 6, 7 für die Einführung von
Mitteln zur Schmelzenbehandlung von außen in das Innere des Gefäßes 5 vorgesehen sein
können. Solche Mittel müssen nicht unbedingt Lanzen oder Sonden sein, sondern können
auch z.B. in Elektroden bestehen, so daß die Erfindung also auch z.B. auf ein als
Lichtbogenofen ausgebildetes metallurgisches Gefäß anwendbar ist.
[0012] Während des Betriebes der Pfanne 5 deckt die in die Schlackendecke 11 abgesenkte
Abdeckglocke 3 den Spülfleck vollständig ab. Die beim Spülen aus der Schmelze 13 austretenden
Prozeßgase und Stäube gelangen durch die Öffnung 6 in den eigentlichen Luftraum der
Absaughaube 1, in dem ein Unterdruck herrscht, und werden durch die Zuleitung 12 abgesaugt.
[0013] Gleichzeitig wird auch Umgebungsluft durch den Ringspalt 2 in das Innere der Absaughaube
1 gesaugt und durch die Zuleitung 12 wieder abgeführt. Diese angesaugte Luft kann
durch die Abdeckglocke 3 nicht mit der Schmelze 13 in Berührung kommen, da im Bereich
der Öffnung 6 stets eine starke nach oben gerichtete Gasströmung herrscht; außerhalb
der Abdeckglocke 3 wird die Schmelze 13 von der Schlackendecke 11 sicher geschützt.
[0014] Die erfindungsgemäße Ausführungsform des metallurgischen Gefäßes vermeidet somit
die beim Stand der Technik bestehende Gefahr eines unerwünschten Kontaktes von Schmelze
und Umgebungsluft und gewährleistet darüber hinaus, daß die im metallurgischen Prozeß
entstehenden Gase und Stäube vollständig abgesaugt werden, auch wenn sich am oberen
Rand des metallurgischen Gefäßes bereits Bären gebildet haben.
1. Metallurgisches Gefäß mit einer unter Belassung eines peripheren Luftspaltes darüber
angeordneten, den oberen Rand des Gefäßes übergreifenden Absaughaube, an deren Innenseite
eine Abdeckung mit nach unten offener Wölbung befestigt ist, wobei die Absaughaube
und die Abdeckung jeweils mindestens eine miteinander korrespondierende Öffnung aufweisen,
durch die von außen eine Sonde, Lanze oder Elektrode in den Innenraum des Gefäßes
eingeführt ist, und der Luftraum unter der Absaughaube an eine Absaugvorrichtung angeschlossen
ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Abdeckung als in das Gefäß (5) hineinragende
Abdeckglocke (3) ausgeführt ist, die so bemessen ist, daß sie im Betriebsfall den
Spülfleck in der Schlackendecke (11) noch vollständig überdeckt und mit ihrem unteren
offenen Teil in die Schlackendecke (11) eintaucht oder dicht darüber endet.
2. Metallurgisches Gefäß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Abdeckglocke
(3) durch eine Hubvorrichtung (9) gegenüber der Absaughaube (1) absenkbar ist.
3. Metallurgisches Gefäß nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Hubvorrichtung
als elektromotorisch getriebener Spindelantrieb ausgebildet ist.
4. Metallurgisches Gefäß nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Hubvorrichtung
(9) mittels Hydraulik- oder Pneumatikzylinder antreibbar ist.
5. Metallurgisches Gefäß nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnetdaß
die Absaughaube (1) und die Abdeckglocke (3) jeweils nur eine mittig angeordnete Öffnung
(6 bzw. 7) aufweisen.
6. Metallurgisches Gefäß nach einem der Ansprüche 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Abdeckglocke (3) aus Feuerfestmaterial gebildet ist.
7. Metallurgisches Gefäß nach einem der Ansprüche 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die Abdeckglocke (3) mit Feuerfestmaterial ummantelt ist.
8. Metallurgisches Gefäß nach einem der Ansprüche 1 - 7, dadurch gekennzeichnet, daß
die Absaughaube (1) auf der Innenseite mit Feuerfestmaterial (8) ausgekleidet ist.
9. Metallurgisches Gefäß nach einem der Ansprüche 1 - 8, dadurch gekennzeichnet, daß
die Öffnung oder Öffnungen (7) gegenüber der umgebenden Atmosphäre abgedichtet sind.
10. Metallurgisches Gefäß nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Dichtung
der Öffnung oder Öffnungen (7) jeweils als Labyrinthdichtung ausgebildet ist, die
an die Absaugvorrichtung angeschlossen ist.