[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung für den Bodenabstich einer Metallschmelze
aus einem Schmelzofen oder einer Gießpfanne der im Oberbegriff des Schutzanspruchs
1 angegebenen Gattung.
[0002] An Metalle, einschließlich Eisenmetallen, wofür die erfindungsgemäße Vorrichtung
vorzugsweise bestimmt ist, werden ständig steigende Forderungen bezüglich des Reinheitsgrades
gestellt. Beim Abgießen einer Metallschmelze aus einem Schmelzofen oder dergleichen
in eine Gießpfanne oder von einer Gießpfanne in Kokillen ist aber der Gießstrahl atmosphärischen
Einflüssen ausgesetzt, so daß die Metallschmelze über den Gießstrahl mit Sauerstoff,
Stickstoff und Wasserstoff angereichert wird. Diese Elemente oder ihre Verbindungen
verschlechtern den Reinheitsgrad der Metallschmelze. Diese Verschlechterung kann begrenzt
werden, indem man die Gießzeiten und die Gie3wege verkürzt. Hierzu ist es bekannt,
die Metallschmelze aus dem Schmelzofen bzw. der Gießpfanne am Boden abzustechen. Diese
Arbeitsweise ist als Bodenabstich bekannt.
[0003] Zwar ist es bekannt, den Gießstrahl vor atmosphärischen Einflüssen durch Anordnung
des gesamten Schmelzofens und der Gießpfanne in einem geschlossenen Raum, welcher
evakuiert oder unter Schutzgas gesetzt wird, zu schützen (GB-A 812 216), jedoch ist
diese Verfahrensweise wegen der Durchführbarkeit und Wirtschaftlichkeit nur auf kleine
Einheiten beschränkt.
[0004] Der Schutz des Gießstrahls vor atmosphärischen Einflüssen muß sich deshalb auf die
Verkürzung des Gießstrahls und der Gießzeit durch den Bodenabstich beschränken. Dabei
läßt die Verkürzung der Abgießzeit der Metallschmelze aus dem Schmelzofen oder dergleichen
auch eine niedrigere Abstichtemperatur zu, was wiederum eine Verkürzung der Gesamtchargenzeit
zur Folge hat und gleichzeitig Energie einspart. Trotz dieser Vorteile sind die bekannten
Boden-bstichvorrichtungen mit einigen Nachteilen behaftet, weil sie mit Klappen arbeiten,
welche die Bodenabstichöffnung über Pneumatik- oder Hydraulikzylinder öffnen und schließen,
wobei während des Schmelzvorganges und der metallurgischen Arbeiten der gesamte statische
Druck der Metallschmelze auf der Klappe und über das zugehörige Gestänge auf dem pneumatischen
bzw. hydraulischen Antrieb ruht. Deshalb können Unregelmäßigkeiten im pneumatischen
oder hydraulischen System dieser Bodenabstichvorrichtungen während der Chargenzeit
und während des Abstiches zu Störungen und erheblichen Schäden führen. Auch erfordern
sie aufgrund ihrer Arbeitsweise einen bestimmten Abstand zwischen den einzelnen Aggregaten,
was einen längeren Gießstrahl zur Folge hat.
[0005] Bei der erwähnten bekannten Anlage (GB-A 812 216) ist eine Verschlußplatte am Schmelztiegel
des Schmelzofens vorgesehen, womit der Nachteil der Aufnahme des statistischen Druckes
der Metallschmelze durch ein Hydrauliksystem oder Pneumatiksystem vermieden ist. Die
Verschlußplatte hält den statischen Druck der Metallschmelze mechanisch und wird über
eine Schwenkachse und Kegelräder mittels eines Handrades betätigt. Der Nachteil dieser
Verschlußplatte ist, daß sie zur Vermeidung des Abfließens der Metallschmelze sehr
eng an der Mündung der Abstichöffnung im Boden des Schmelztiegels anliegen muß. Dies
läßt sich bei der großen und ständig unterschiedlichen thermischen Belastung der Verschlußplatte
nicht sicher erreichen, weswegen sie nur kurzzeitig zum Verschluß der Bodenabstichöffnung
herangezogen wird. Im allgemeinen wird die Metallschmelze vor der Verschlußplatte
bzw. in der Bodenabstichöffnung eingefroren und erst kurz vor dem Abstich wird dieser
Teil der Schmelze durch elektrische Energie in der Bodenabstichöffnung aufgeschmolzen.
[0006] Hier setzt die Erfindung ein, welcher die Aufgabe zugrunde liegt, eine Vorrichtung
für den Bodenabstich einer Metallschmelze aus einem Schmelzofen oder einer Gießpfanne
der im Oberbegriff des Schutzanspruches 1 angegebenen Gattung zu schaffen, die bei
billigem und einfachstem Aufbau mit keinem der genannten Nachteile behaftet ist und
bei größter mechanischer sowie thermischer Belastung betriebssicher arbeitet und wartungsfrei
ist,
[0007] Diese Aufgabe ist durch die im kennzeichnenden Teil des Schutzanspruchs 1 angegebenen
Merkmale gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Vorrichtung sind
in den restlichen Schutzansprüchen angegeben.
[0008] Bei der erfindungsgemäßen Vorrichtung erfolgt der Abschluß der Abstichöffnung im
Boden des Schmelzofens bzw. der Gießpfanne mittels einer Platte in Verbindung mit
einem losen, trockenen, feuerfesten Granulat, womit die Abstichöffnung oder eine Teillänge
der Abstichöffnung gefüllt ist. Die Platte verhindert das Abfließen des Granulats
nach unten, nimmt den statischen Druck der Metallschmelze auf und ist direkt unter
der Mündung der Abstichöffnung angeordnet. Zum Öffnen und Schließen der Abstichöffnung
wird die Platte einfach in horizontaler Richtung verschoben oder gedreht. Um die erforderliche
Beweglichkeit der Platte sicherzustellen, hat die Oberkante der Platte einen Abstand
von 2 bis 15 mm, vorzugsweise 5 bis 8 mm, von der Unterkante der Mündung der Abstichöffnung,
wobei der Abstand von der Körnigkeit des Granulats abhängt. Damit sichergestellt ist,
daß kein Granulat bei geschlossener Abstichöffnung abfließt, ist der Durchmesser der
Platte 2 bis 3 mal so groß wie der Durchmesser der Abstichöffnung oder sogar noch
größer. Zusätzlich kann die Platte mit einer Vertiefung versehen und/oder aufgerauht
werden.
[0009] Zum Öffnen der Abstichöffnung wird die Platte einfach von deren Mündung wegbewegt,
so daß das Granulat aus der Abstichöffnung herausfällt bzw. durch den statischen Druck
der Metallschmelze herausgedrückt wird und die Metallschmelze ausfließen kann. Die
Bewegung der Platte erfolgt entweder geradlinig auf Gleitschienen, die fest am Schmelzofen
bzw. an der Gießpfanne angebracht sind, oder von einer vertikalen Schwenkachse aus,
an der die Platte angebracht ist, so daß letztere sich beim Drehen der Schwenkachse
entlang einer kreisbogenförmigen Bahn bewegt. Die erfindungsgemäße Vorrichtung zeichnet
sich durch eine extrem niedrige Bauhöhe aus.
[0010] Die Bewegung der Platte wird vorzugsweise mittels eines Pneumatikzylinders bewirkt,
welcher aus dem normalen Werksnetz gespeist wird. Dabei kann dafür Vorsorge getroffen
werden, daß bei Ausfall der Druckluft Platte und Schwenkachse mittels eines Handhebels
betätigt werden können, und daß bei Reparaturarbeiten im Bereich der Bodenabstich-Vorrichtung
die Platte mittels Steckbolzen gesichert werden kann.
[0011] Überraschenderweise läßt sich mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung ohne wirtschaftlichen
Aufwand der Gießstrahl beim Abstich vor atmosphärischen Einflüssen vollkommen schützen.
Dies geschieht in der Weise, daß gleichzeitig mit dem Wegbewegen der Platte von der
Abstichöffnung ein Schutzrohr eingefahren oder eingeschwenkt wird, welches den Gießstrahl
abschirmt und mit der Platte gekoppelt ist, so daß für seine Bewegung eine zusätzliche
Steuerung oder ein zusätzlicher Antrieb nicht erforderlich ist. Es ist lediglich vorzusehen,
daß in der entsprechenden Endstellung des gemeinsamen Bewegungsantriebes für die Platte
und das Schutzrohr die Achse des letzteren mit derjenigen der Abstichöffnung zusammenfällt.
[0012] Statt des Schutzrohres können auch andere Hilfseinrichtungen für metallurgische Zwecke
eingefahren bzw. eingeschwenkt werden, beispielsweise eine Sonde zur Erfassung des
Metallstrahlendes, die aber auch mit dem Schutzrohr kombiniert sein kann, oder ein
Siphon zur vollkommenen Trennung von Metall und Schlacke.
[0013] Im folgenden sind Ausführungsbeispiele der Vorrichtung nach der Erfindung anhand
von Zeichnungen näher erläutert. Es zeigt:
Fig. 1 einen Schnitt eines Elektrolichtbogenofens mit geöffneter Bodenabstichöffnung;
Fig. 2 einen Schnitt eines Elektrolichtbogenofens mit geöffneter Bodenabstichöffnung,
wobei ein Schutzrohr für den Gießstrahl vorgesehen ist;
Fig. 3 eine Ansicht von unten einer Vorrichtung mit einer als Drehverschluß ausgebildeten
Platte zum Abdecken der Bodenabstichöffnung gemäß Fig. 1 oder 2 in geschlossener Stellung;
Fig. 4 den Schnitt entlang der Linie A-B in Fig. 3;
Fig. 5 die Ansicht entsprechend derjenigen gemäß Fig. 3 einer Vorrichtung mit der
Platte nach Fig. 3 und dem Schutzrohr gemäß Fig. 2, wobei die Platte sich in geschlossener
Stellung befindet;
Fig. 6 die Ansicht gemäß Fig. 5, wobei die Platte sich in geöffneter Stellung befindet;
Fig. 7 den Schnitt entlang der Linle A-B in Fig. 6;
Fig. 8 die Ansicht entsprechend derjenigen gemäß Fig. 3 einer Vorrichtung mit einer
als Schiebeverschluß ausgebildeten Platte zum Abdecken der Bodenabstichöffnung gemäß
Fig. 1 oder 2 in geschlossener Stellung;
Fig. 9 den Schnitt entlang der Linie A-B in Fig. 8;
Fig. 10 die Ansicht entsprechend derjenigen gemäß Fig. 8 einer Vorrichtung mit der
Platte nach Fig. 8 und dem Schutzrohr gemäß Fig. 2, wobei die Platte sich in geöffneter
Stellung befindet; und
Fig. 11 den Schnitt entlang der Linie A-B in Fig. 10.
[0014] Gemäß Fig. 1 und 2 fließt die in einem Elektrolidnbogenofen 1 befindliche Metallschmelze
2 in einem Gießstrahl 3 in eine Gießpfanne 4, und zwar durch eine geöffnete Abstichöffnung
5 im Boden des Elektrolichtbogenofens 1 hindurch. Zum Abdecken der Abstichöffnung
5 ist gemäß Fig. 1 eine Platte 6 vorgesehen. Beim Elektrolichtbogenofen 1 nach Fig.
2 ist zusätzlich ein Schutzrohr 9 für den aus der Abstichöffnung 5 austretenden Gießstrahl
3 vorhanden.
[0015] Gemäß Fig. 3 und 4 wird die Platte 6 zum Verschließen der Abstichöffnung 5 über eine
Schwenkachse 10 mit Hilfe eines doppeltwirkenden pneumatischen Zylinders 11 mit der
Abstichöffnung 5 in Deckung gebracht, so daß sich ein Spalt 7 zwischen der Platte
6 und der Abstichöffnung 5 ergibt. Danach wird die Abstichöffnung 5 mit einer Füllung
8 versehen, indem ein Granulat mit einer bestimmten Körnung mittels eines Trichters
von oben in die Abstichöffnung 5 eingebracht wird. Anschließend kann ein Einschmelzvorgang
in gewohnter Weise Im Elektrolichtbogenofen 1 durchgeführt werden.
[0016] Wenn die Metallschmelze 2 abgestochen werden soll, wird einfach über ein Ventil der
Zylinder 11 betätigt, der die Platte 6 über die Schwenkachse 10 aus dem Bereich der
Abstichöffnung 5 herausschwenkt. Sobald die Platte 6 diesen Bereich verlassen hat,
fällt das Granulat der Füllung 8 aus der Abstichöffnung 5 bzw. wird es vom statischen
Druck der Metallschmelze 2 aus derselben herausgedrückt, so daß die Metallschmelze
2 in die Gießpfanne 4 abfließen kann. Die Platte 6 kann bei etwaigem Ausfall der Druckluft
von Hand über einen Handhebel 13 geschlossen und geöffnet werden.
[0017] Nach dem Abfließen der Metallschmelze 2 wiederholt sich der oben geschilderte Vorgang.
Die Platte 6 wird in die Abdeckstellung gebracht und Granulat wird in die Abstichöffnung
5 eingefüllt, so daß sich die Füllung 8 ergibt. Danach kann ein neuer Einschmelzvorgang
beginnen.
[0018] Die erweiterte Vorrichtung nach Fig. 5 bis 7 unterscheidet sich von derjenigen gemäß
Fig. 3 und 4 im wesentlichen nur dadurch, daß zusätzlich zur Platte 6 das Schutzrohr
9 gemäß Fig. 2 vorgesehen und der Bewegungsmechanismus für die Platte 6 auch dem Schutzrohr
9 für den Gießstrahl 3 (Fig. 2) zugeordnet ist, so daß die Platte 6 und das Schutzrohr
9 gleichzeitig verschwenkt werden, um wechselweise unter die Abstichöffnung 5 zu gelangen,
wie in Fig. 5 bzw. 6, 7 dargestellt.
[0019] Die Vorrichtung nach Fig. 8 und 9 entspricht im wesentlichen derjenigen nach Fig.
3 und 4, abgesehen davon, daß die Platte 6 in Gleitschienen 12 verschiebbar ist.
[0020] Die erweiterte Vorrichtung nach Fig. 10 und 11 unterscheidet sich von derjenigen
gemäß Fig. 8 und 9 im wesentlichen nur dadurch, daß analog der Ausführungsform gemäß
Fig. 5 bis 7 zusätzlich zur Platte 6 das Schutzrohr 9 nach Fig. 2 vorgesehen und der
Bewegungsmechanismus gemäß Fig. 8 und 9 so ausgebildet Ist, daß die Platte 6 und das
Schutzrohr 9 für den Gießstrahl 3 (Fig. 2) bezüglich der Abstichöffnung 5 analog dem
anhand von Fig. 5 bis 7 geschilderten Verschwenken in den Gleitschienen 12 verschoben
werden.
[0021] Das Schutzrohr 9 kann auch durch andere, nicht dargestellte metallurgische Einrichtungen
ersetzt sein.
1. Vorrichtung für den Bodenabstich einer Metallschmelze (2) aus einem Schmelzofen
(1) oder einer Gießpfanne mit einer unterhalb der Abstichöffnung (5) beweglich angeordneten
Platte (6),
dadurch gekennzeichnet, daß die Platte (6) in einem Abstand von 2 bis 15 mm, vorzugsweise
5 bis 8 mm, von der Mündung der Abstichöffnung (5) und in der Abstichöffnung (5) sowie
dem Spalt (7) zwischen deren Mündung und der Platte (6) eine Füllung (8) aus einem
feuerfesten Granulat angeordnet ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die Breite der Platte (6) mindestens dem Zweifachen des
lichten Durchmessers der Abstichöffnung (5) entspricht.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die Platte (6) abstich- öffnungsseitig mit einer Vertiefung
versehen ist.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Platte (6) abstich- öffnungsseitig aufgerauht ist.
5. Vorrichtung nach einem der vorstehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Platte (6) in einer Ebene zwischen einer Schließ-
und einer Öffnungsstellung für die Abstichöffnung (5) schwenk- oder verschiebbar ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Platte (6) bis in eine Öffnungsstellung schwenk- oder
verschiebbar ist, in welcher die Abstichöffnung (5) vollkommen freigegeben ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Abstichöffnung (5) in der Öffnungsstellung der Platte
(6) durch ein keramisches Schutzrohr (9) für den Gießstrahl (3) verlängert ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß das Schutzrohr (9) durch den Bewegungsmechanismus (11)
der Platte (6) antreibbar ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet, daß das Schutzrohr (9) mit einer Schlackenmeldesonde versehen
ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 7, 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet, daß das Schutzrohr (9) durch einen Siphon zur Trennung von
Stahl und Schlacke ersetzt ist.