[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur kontinuierlichen Verarbeitung von Kupferbleisteinen
mit im Verhältnis zu Kupfer hohem Bleigehalt sowie eine Vorrichtung zur Durchführung
dieses Verfahrens.
[0002] Kupferbleisteine sind bekanntlich Zwischenprodukte der Kupfer- bzw. Bleimetallurgie.
Die chemische Zusammensetzung dieser Kupferbleisteine schwankt in erheblichem Maße
in Abhängigkeit von den eingesetzten Primärrohstoffen, beispielsweise in den Grenzen
Kupfer 15 bis 50%, Blei 10 bis 60%, Eise: 0 bis 30%, Schwefel 10 bis 25%. Zusätzlich
können wechselnde Gehalte an z.B. Arsen, Antimon, Zinn und Nickel in diesen Steinen
enthalten sein.
[0003] In der üblichen Verarbeitungsweise des Standes der Technik werden kupferarme Kupferbleisteine
mit Gehalten unter 35% Kupfer durch eine gemeinsam mit Kupferträgern, wie kupferreiche
Schlacken, durchgeführte Schmelzbehandlung auf Kupfergehalte um 45% aufkonzentriert.
Dieser Prozeß wird im allgemeinen im Schachtofen durchgeführt. Es fällt dabei neben
dem aufkonzentrierten Kupferbleistein unter anderem auch Werkblei an welches der Werkbleiraffination
zugeführt wird. Der aufkonzentrierte Kupferbleistein, der etwa 12 bis 18% Blei enthält,
wird chargenweise in Pierce Smith-Konvertern zu Konverterkupfer verblasen. Dabei werden
vor allem Blei und Eisen nach Oxidation mit Luftsauerstoff durch Zusatz von Kieselsäureträgern
in eine Konverterschlacke übergeführt. Nur ein Teil des Bleis (etwa 20%) und ein Teil
weiterer flüchtiger Stoffe geht in den Flugstaub des Konverters über. Mit einer derartigen
Verarbeitungsweise sind entscheidende Nachteile verbunden, wie hoher Verbrauch an
fossilen Energieträgern, z.B. Koks für den Schachtofenprozeß, aufwendige Möllervorbereitung
am Schachtofen, Auftreten S0
2-armer und nicht zur Schwefelsäureerzeugung verwertbarer Abgase, Verzettelung der
Verunreinigungen des Kupferbleisteines, z.B. Blei, Arsen, auf die verschiedenen Zwischenprodukte
des Schachtofens und des Konverters, diskontinuierlicher Betrieb des Konverters, Umweltschutzprobleme
durch Staub- und Gas-Emissionen im Bereich von Schachtofen und Konverter.
[0004] In der Kupfermetallurgie sind des weiteren verschiedene Verfahren zur kontinuierlichen
Rohkupfererzeugung aus primären Rohstoffen bekannt, in denen als Ausgangsmaterialien
sulfidische Kupfererze bzw. -konzentrate mit im Vergleich zum Kupfergehalt sehr geringen
Gehalten an Verunreinigungen, wie z.B. Blei, Arsen, Antimon, verwendet werden. Neben
wirtschaftlichen, energetischen und verfahrenstechnischen Vorteilen wird mit allen
kontinuierlichen Prozessen auch eine entscheidende Verbesserung des Umweltverhaltens
angestrebt (Engineering anä Mining Journal 173 (8), Seiten 66-68; Journal of Metals
16 (5), Seiten 416-420; Journal of Ketals 24 (4), Seiten 25-32).
[0005] Aus DE-OS 29 41 225 ist ein kontinuierliches Verfahren zur pyrometallurgischen Gewinnung
von Kupfer aus sulfidischen Erzen oder Konzentraten bekannt, wobei die Erze zu Stein
und Primärschlacke geschmolzen und der Stein zu Blister-Kupfer und Konverterschlacke
konvertiert werden. Zur Verminderung der Kupferverluste in Schlacken und insbesondere
Primärschlacken wird der Schmelzprozeß mit hohem Sauerstoffüberschuß durchgeführt
und ein Stein und eine Primärschlacke mit relativ hohem Kupfergehalt erhalten, während
das in der Primärschlacke und Konverterschlacke enthaltene Kupfer durch Reduktion
gewonnen wird. Das Verfahren ist nicht auf kupferarme Erze ausgerichtet und insbesondere
können keine hoch bleihaltigen Kupferbleisteine verarbeitet werden.
[0006] Gemäß dem aus DE-AS 19 22 599 bekannten Verfahren zur Gewin nung von Kupfer aus kupfersulfidhaltigen
Materialien wird das insbesondere beträchtliche Mengen Nickel enthaltende Schmelz
bad bei Temperaturen über 1300 °C in kräftiger Turbulenz gehalten und nach Verflüchtigung
eines Teils der Verunreinigungen oxidativ verblasen und das Kupfersulfid in flüssiges
Kupfer übergeführt und weiter raffiniert. Abgesehen von eine-Ni-Gehalt bis zu ca.
14 % werden in den Beispielen der Vorveröffentlichung für die Verunreinigungen Se,
As, Bi, Pb jeweils Höchstgehalte bis zu max. 0,2 % genannt. Im vorbekannten Verfahren
kommt es entscheidend auf die Kontrolle und Einstellung eines bestimmten Kupfer/Nickel-Verhältnisses
an, um Arsen wirksam beseitigen und die Edelmetalle wirksam in der mit der flüssigen
Steinphase unmischbaren Metallphase konzentrieren zu können. Eine kontinuierliche
Arbeitsweise ist nicht offenbart und es werden keine Kupferbleisteine eingesetzt.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Kupferbleisteine mit im Verhältnis zu Kupfer
hohem Bleigehalt in wirtschaftlichem Weise aufzuarbeiten und ein kontinuierliches
umweltfreunuliches Verfahren hierzu bereitzustellen.
[0008] Demgemäß betrifft die Erfindung ein Verfahren zur kontinuierlichen Verarbeitung von
Kupferbleisteinen einer Zusammensetzung von 15 bis 50% Kupfer, 10 bis 60% Blei, 10
bis 25% Schwefel, 0 bis 30% übliche Verunreinigungen, und die Lösung der Aufgabe besteht
gemäß der Erfindung darin, daß man in kontinuierlich aufeinanderfolgenden Arbeitsschritten
a) in einer Prozeßstufe unter reduzierenden, neutralen oder oxidierenden Bedingungen
bei Temperaturen über 1250 C und unter hoher Turbulenz des Schmelzbades flüchtige
Bleikomponenten und ggf. andere verflüchtigbare Inhaltsstoffe verdampft und in einen
Flugstaub überführt und einen flüssigen Stein mit weniger als 20 Gew.-% Blei sowie
metallisches Blei in Form einer kupferhaltigen Bleilegierung erzeugt,
b) in einer weiteren Prozeßstufe durch Ein- oder Aufblasen von freien Sauerstoff enthaltendem
Gas bei Temperaturen über 1250 °C aus dem gemäß Stufe (a) erzeugten flüssigen Stein
koexistierend eine sauerstoffreiche Konverterschlacke und ein Konverterkupfer mit
einem Bleigehalt von weniger als 1 Gew.-% bildet und gleichzeitig die in dem Stein
noch vorhandenen verflüchtigbaren Verunreinigungen weitgehend in einen Flugstaub überführt
und
c) in einer dritten Prozeßstufe das weniger als 1 Gew.-% Blei und weitere Verunreinigungen,
wie Nickel, Arsen, Antimon, enthaltende Konverterkupfer durch Ein- oder Aufblasen
von freien Sauerstoff enthaltendem Gas raffiniert, wodurch die Verunreinigungen durch
selektive Oxidation unter Zusatz von Schlackenbildnern verschlackt werden und ein
vorraffiniertes Kupfer entsteht.
[0009] Somit umfaßt das erfindungsgemäße Verfahren die kontinuierlich aufeinanderfolgenden
Teilschritte: Einschmelzen und Behandeln des Kupferbleisteines, Verblasen des behandelten
Kupferbleisteines und Raffination des entstandenen Konverterkupfers.
[0010] Die in den Prozeßschritten bestimmenden thermodynamischen Größen sind die Temperatur
und der Sauerstoffpartialdruck. Die Temperatur wird durch den Eintrag an Brennstoff
und die Reaktionswärme der metallurgischen Reaktionen bestimmt. Der erforderliche
Sauerstoffpartialdruck wird durch Vorgabe der Brennstoff/Sauerstoff-Verhältnisse eingestellt.
Zur Verbesserung der Verdampfungskinetik bzw. des Stoffaustausches wird insbesondere
im Einschmelzprozeß eine hohe Badturbulenz herbeigeführt.
[0011] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird eine entscheidenae Verbesserung im Verarbeitungsgang
der Kupferbleisteine erreicht und eine Reihe von Vorteilen erzielt:
1. Die Verarbeitung der Kupferbleisteine erfolgt kontinuierlich.
2. Die im Kupferbleistein enthaltenen verflüchtigbaren Kompcnenten, insbesondere das
Blei, werden im wesentlichen gezielt in einen Flugstaub übergeführt.
3. Ein Teil des vorlaufenden Bleis wird in Form einer bleireichen Legierung aus dem
Prozeß ausgeschleust und kann direkt der Werkbleiverarbeitung zugeführt werden.
4. Im Vergleich zum herkömmlichen Prozeß fallen geringere Schlacken- und Zwischenproduktmengen
an.
5. Die S02-haltigen Abgase können vollständig zur Schwefelsäureerzeugung verwendet werden.
6. Das raffinierte Konverterkupfer wird mit Bleigehalten unter 0,5%, vorzugsweise
unter 0,2%, ausgetragen.
[0012] Zur Durchführung des erfindungsgemäsen Verfahrens wird von
Kupferbleisteinen der Zusammensetzung 15 bis 50% Cu, 10 bis 60% Pb, 10 bis 25% S, 0
bis 30% Fe und üblichen Verunreinigungen ausgegangen. In der Regel liegt das Gewichtsverhältnis
von Kupfer zu Blei zwischen l : 1 und 3 : 1.
[0013] Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachfolgend anhand der schematischen Figuren
eines beispielhaften Ofenaggregats näher beschrieben.
[0014] Vorgebrochener Kupferbleistein 3, beispielsweise der Zusammensetzung 42 % Cu, 40
%Pb, 16 % S, wird über gasdichte Chargierverschlüsse 4 in den Schacht 2 des Einschmelz-
und
Verflüch- tigungsofens der Figur 1 eingegeben. Der Kupferbleistein bildet hierbei eine
Schüttungssäule 5, die auf der Grundfläche des Herdofens 1 ruht und in den Herdraum
hinein abgeböscht ist.
[0015] Mit Hilfe eines oder mehrerer Brenner 6 wird der Kupferbleistein im Bereich der Schüttböschung
aufgeschmolzen und bildet die flüssige Steinschmelze 7. Durch das Abschmelzen der
Steinschüttung im Bereich des Herdes sackt die Möllersäule 5 kontinuierlich und gestattet
damit ein stetiges Nachchargieren von gebrochenem Kupferbleistein. Mit Hilfe eines
oder mehrerer Brenner 6 wird die im Herdraum gebildete Steinschmelze 7 auf Temperaturen
oberhalb 1.250 C gebracht und damit die Voraussetzung für die Verflüchtigung verflüchtigbarer
Elemente, insbesondere von Blei wie auch Arsen, geschaffen. Durch Ein- oder Aufdüsen
von Spülgas 8, wie Luft oder Inertgas, mit Hilfe von Spüldüsen 9 wird innerhalb der
Schmelze eine starke Turbulenz erzeugt und damit eine Optimierung der Verdampfungskinetik
herbeigeführt.
[0016] Der oder die Brenner 6 werden entweder mit reduzierender, neutraler oder oxidierender
Flamme betrieben. Neutrale oder reduzierende Bedingungen in Verbindung mit inertem
Spülgas werden bei der Verarbeitung eisenfreier Kupferbleisteine eingestellt. Oxidierende
Bedingungen in Verbindung mit neutralem oder oxidierendem Spülgas werden bei der Verarbeitung
eisenhaltiger Kupferbleisteine , beispielsweise der Zusammensetzung 46 %
Cu, 18 % Pb, 20 % S, 10 % Fe, verwendet.
[0017] Sofern bei dem Einschmelzvorgang eine Schlacke gebildet wird, wird diese über den
Schlackenstich 11 abgezogen. Bei eisenreichen Steinen wird dem eingesetzten Kupferbleistein
Kalziur oxid, z.B. in Form von Kalkstein, zugesetzt, so daß sich ein
Kalkferritschlacke mit ca. 10 bis 20 Gew.-% CaO bildet. Schlacken dieser Zusammensetzung
besitzen eine geringe Löslichkeit für Blei und begünstigen durch Aktivitätserhöhung
c Bleiverflüchtigung.
[0018] Im Sumpf des Herdes 1 sammelt sich entsprechend dem Schmelzsystem Kupfer-Blei-Schwefel
eine kupferhaltige Bleilegierung 12 mit einem Gehalt von mehr als 50% Pb, die über
den Stich 1. abgestochen wird.
[0019] Der behandelte Kupferbleistein 14, dessen Kupfergehalt bei etwa 60% liegt und der
einen Bleigehalt von weniger als 20% aufweist, fließt am Steinstich kontinuierlich
aus dem Ofen und gelangt dann in den VerblaseprozeB.
[0020] Bei dem Einschmelzprozeß werden mehr als 60% des mit dem Kupferbleistein eingetragenen
Bleis verdampft, in den Flugstaub des Einschmelzofens übergeführt und mit den S0
2-haltigen Gasen 10 ausgetragen. Der entsprechende Flugstaub enthält mehr als 45 Gew.%
Blei.
[0021] Der behandelte Stein 14 wird in einem nachgeschalteten Verblaseofen kontinuierlich
zu Konverterkupfer verblasen. Ein Beispiel für einen geeigneten Verblaseofen ist in
der Figur 2 dargestellt.
[0022] Dieser Verblaseofen besteht aus einem feuerfest ausgekleideten Ofengefäß 15, welches
entweder mit rundem oder rechteckigem Querschnitt rinnenförmig ausgebildet ist. Auf
den Stirnseiten befinden sich jeweils die Zulauföffnung 16 für den behandelten Kupferbleistein
14 und die Auslauföffnung 17 für das Konverterkupfer 18. Der Auslauf für das Konverterkupfer
ist in Form eines kontinuierlichen Syphonstiches (in der Figur nicht dargestellt)
ausgebildet. Räumlich zum Kupferstich 17 versetzt befindet sich entweder auf der Stirn-
oder Seitenfläche eine kontinuierlich betriebene Stichöffnung 19 für die Konverterschlacke
20.
[0023] In der Ofendecke oder in den Seitenwänden des Verblaseofens sind eine oder mehrere
Düsen 21 angeordnet. Mit Hilfe dieser Düsen wird Luft oder mit Sauerstoff angereicherte
Luft zur Durchführung der metallurgischen Verblasereaktionen auf oder in die Schmelze
geblasen. Maßgeblich für die Verflüchtigung von verflüchtigbaren Verunreinigungen
sind wiederum eine Temperatur oberhalb 1250 °C in der Schmelze sowie eine hohe Badturbulenz.
[0024] Im stationären Dauerbetrieb werden der Volumenstrom des
Blas- windes 22 und die Zulaufmenge des Steines 14 aus dem Einschmelzofen so aufeinander
abgestimmt, daß kontinuierlich ein Konverterkupfer mit weniger als l% Blei aus dem
Verblaseofen ausgetragen wird. Die entstehende Konverterschlacke muß dazu ein Kupfer/Blei-Massenverhältnis
von mindestens 1 aufweisen, d.h. ein Teil des Kupfers muß oxidiert werden.
[0025] Der Prozeß wird in solcher Weise geführt und die mit dem Blaswind 22 eingebrachte
Sauerstoffmenge wird so gewählt, daß sich im Verblaseofen neben dem Konverterkupfer
18 eine koexistierende flüssige sauerstoffreiche Schlacke 20 bildet. Diese Schlacke
wird im Bereich des Steinzulaufes mit dem kontinuierlich zufließenden Stein 14 zur
Reaktion gebracht. In vereinfachter Darstellung laufen dabei folgende Reaktionen spontan
ab:


[0026] Durch die Freisetzung des gasförmigen S0
2 entsteht am Reaktionsort eine starke Turbulenz der Schmelze, wodurch die Reaktions-
und Verdampfungskinetik vorteilhaft beeinflußt wird. Durch diese spontane Reaktion
wird verhindert, daß der Blei inhalt des Steines 14 in das Konverterkupfer übergeführt
wird Scatt dessen wird durch die spontane Stein/-Schlacke-Reaktion das verbliebene
Blei rasch verdampft und überwiegend in den Konverterflugstaub übergeführt. Gemeinsam
mit dem Blei werden weitere verflüchtigbare Inhaltstoffe mit dem Flugstaub ausgetragen.
Der Konverterflugstaub wird mit dem S0
2-reichen Abgas 23 abgeführt und in einer Abgasreinigung aus dem Gasstrom abgeschieden.
[0027] Der für die Reaktionen erforderliche Blaswind 22 wird entweder senkrecht oder unter
schrägem Winkel zur Badoberfläche mit hoher kinetischer Energie auf die Schmelze gedüst.
Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, den Blaswind unmittelbar in das Metallbad
über Unterbaddüsen einzuleiten.
[0028] Zur Verbesserung der Verflüchtigungsbedingungen im Konverter kann ggf. Kalk 24 zur
Bildung einer kalkhaltigen Konverterschlacke zugesetzt werden.
[0029] Das gebildete Konverterkupfer 18 enthält neben anderen Verunreinigungen noch Blei
in einer Menge von weniger als 1 Gew.%. Dieses Konverterkupfer wird in einem dem Konverter
nachgeschalteten Raffinationsofen raffiniert, wodurch Bleigehalte von weniger als
0,2% erzielt werden.
[0030] Ein Beispiel für einen geeigneten Raffinationsofen ist in der Figur 3 dargestellt.
[0031] In diesem Ofen werden in an sich bekannter Weise durch partielle Oxidation Verunreinigungen
des Kupfers, wie Blei und Antimon, mit Luft oder sauerstoffangereicherter Luft 27
oxidiert und als Oxide mit Hilfe von Schlackenbildnern abgebunden. Für die Schlackenbildung
wird vorzugsweise eine Schlacke verwendet, die Kieselsäure enthält. Durch geeignete
Zusätze zu dieser Schlacke, wie Boroxid, kann der Raffinationseffekt deutlich gesteigert
werden, da hierdurch die Aktivität der Verunreinigungen in der Schlacke herabgesetzt
wird.
[0032] Die anfallende Schlacke 29 kann in einem separaten Reduktionsprozeß durch Reduktion
der aufgenommenen Verunreinigungen, wie z.B. Blei, Antimon, und durch Bildung einer
Bleilegierung aufbereitet werden und damit erneut als Raffinierschlacke 28 für die
Raffination des Konverterkupfers 18 Verwendung finden.
[0033] Die Behandlung des Konverterkupfers 18 erfolgt kontinuierlich. Die zur Oxidation
der im Kupfer 18 enthaltenen Verunreinigungen erforderliche Luft 27 wird durch Aufblaslanzen
30 auf die Schmelze gedüst. Die entstehende Schlacke 29 läuft über den Stich 31 aus
dem Raffinationsofen. Das raffinierte Konverterkupfer 33 verläßt den Ofen über einen
Stich 34. Zur Deckung von Wärmeverlusten wird der Raffinationsofen mit dem Brenner
32 beheizt.
[0034] Die Erfindung betrifft des weiteren eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens. Eine geeignete Vorrichtung weist die Ofenäggregate E,V, und R der Figuren
1 bis 3 auf, die durch geeignete Mittel verbunden sind, um einen kontinuierlichen
Massenfluß zwischen den einzelnen öfen zu gewährleisten. Demgemäß umfaßt die erfindungsgemäße
Vorrichtung die Aggregate:
a) ein Einschmelzaggregat E, bestehend aus einem Schachtteil 2 und einem damit verbundenen
Herdteil 1, mit Mitteln 4 zum kontinuierlichen Zuführen des zu schmelzenden Kupferbleisteins 3, mit mindestens einem Brenner 6 sowie mit Mitteln 6, 9 zum kontinuierlichen
und regelbaren Zuführen von Brennstoff, freien Sauerstoff enthaltendem Gas und Spülgas
und mit Mitteln 10, 11, 13 zum getrennten Abziehen von behandelter Steinschmelze 14,
Schlacke lla, kupferhaltiger Bleilegierung 12 und Abgas 10;
b) einem Ofen V zum Verblasen von behandelter Steinschmelze 14 zu Konverterkupfer,
mit Vorrichtungen 16 zur Zufuhr von Steinschmelze 14 aus dem Schmelzaggregat E sowie
zur Zufuhr von Reaktionsmittel 22, 24 und mit Öffnungen 17, 19 zum getrennten Abziehen
von flüsssigem Konverterkupfer 18, flüssiger Konverterschlacke 20 und Abgas 23;
c) einen Raffinationsofen R für das Konverterkupfer mit Einrichtungen 25, 28, 30 zum
Zuführen von flüssigem Konverterkupfer 18 sowie von Reaktionsmitteln, wie freien Sauerstoff
enthaltenden Gasen, Schlacke oder Schlackenbildnern, und Öffnungen 31, 34 zum getrennten
Abziehen von Raffinationsschlacke 29 und gereinigtem Konverterkupfer 33 und Abgas
35.
1. Verfahren zur kontinuierlichen pyrometallurgischen Verarbeitung von Kupferbleisteinen
einer Zusammensetzung 15 bis 50% Kupfer, 10 bis 60% Blei, 10 bis 25% Schwefel, 0 bis
30% Eisen und üblichen Verunreinigungen, dadurch gekennzeichnet, daß man in kontinuierlich
aufeinanderfolgenden Arbeitsschritten
a) in einer Prozeßstufe unter reduzierenden, neutralen oder oxidierenden Bedingungen
bei Temperaturen über 1250 °C und unter hoher Turbulenz des Schmelzbades flüchtige
Bleikomponenten und ggf. andere verflüchtigbare Inhaltsstoffe verdampft und in einen
Flugstaub überführt und einen flüssigen Stein mit weniger als 20 Gew.-% Blei sowie
metallisches Blei in Form einer kupferhaltigen Bleilegierung erzeugt,
b) in einer weiteren Prozeßstufe durch Ein- oder Aufblasen von freien Sauerstoff enthaltendem
Gas bei Temperaturen über 1250 °C aus dem gemäß Stufe (a) erzeugten flüssigen Stein
koexistierend eine sauerstoffreiche Konverterschlacke und ein Konverterkupfer mit
einem Bleigehalt von weniger als 1 Gew.-% bildet und gleichzeitig die in dem Stein
vorhandenen verflüchtigbaren Verunreinigungen weitgehend in einen Flugstaub überführt
und
c) in einer dritten Prozeßstufe das weniger als 1 Gew.-% Blei und weitere Verunreinigungen,
wie Nickel, Arsen, Antimon, enthaltende Konverterkupfer durch Ein- oder Aufblasen
von freien Sauerstoff enthaltendem Gas raffiniert, wodurch die Verunreinigungen durch
selektive Oxidation verschlackt werden und ein vorraffiniertes Kupfer entsteht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man bei eisenhaltigen Kupferbleisteinen
das Eisen während des Einschmelzprozesses durch Ein- oder Aufblasen von freien Sauerstoff
enthaltendem Gas oxidiert und durch Zusatz von CaO-Trägern in eine Kalkferritschlacke
mit etwa 10 bis 20 Gew.-% Ca0 überführt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man bei eisenarmen Kupferbleisteinen
die zum Schmelzen und Überhitzen des Kupferbleisteines verwendeten Brennstoffe neutral
oder reduzierend verbrennt und die für die Verflüchtigung von Verunreinigungen notwendige
Badturbulenz durch Ein- oder Aufblasen eines inerten Gases erzeugt.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man im Schmelzprozeß
einen teilentbleiten Stein einer der im Zustandssystem Kupfer-Blei-Schwefel vorhandenen
Mischungslücke entsprechenden Zusammensetzung und eine koexistierende metallische
Legierung mit Bleigehalten über 50 Gew.-% gewinnt und die beiden Phasen getrennt voneinander
abzieht.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man der bei
der Raffination des Konverterkupfers entstehenden Schlacke oxidische Verbindungen,
wie Si02, B203' zusetzt.
6. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß die Vorrichtung folgende Aggregate umfaßt:
a) ein Einschmelzaggregat (E), bestehend aus einem Schachtteil (2) und einem damit
verbundenen Herdteil (1), mit Mitteln (4) zum kontinuierlichen Zuführen des zu schmelzenden
Kupferbleisteins (3), mit mindestens einem Brenner (6) sowie mit Mitteln (6, 9) zum
kontinuierlichen und regelbaren Zuführen von Brennstoff, freien Sauerstoff enthaltendem
Gas und Spülgas und mit Mitteln (10, 11, 13) zum getrennten Abziehen von behandelter
Steinschmelze (14), Schlacke (lla), bleireicher Kupferlegierung (12) und Abgas (10);
b) einem Ofen (V) zum Verblasen von behandelter Steinschmelze (14) zu Konverterkupfer,
mit Vorrichtungen (16) zur Zufuhr von Steinschmelze (14) aus dem Schmelzaggregat (E)
sowie zur Zufuhr von Reaktionsmittel (22, 24) und mit Öffnungen (17, 19) zum getrennten
Abziehen von flüsssigem Konverterkupfer (18), flüssiger Konverterschlacke (20) und
Abgas (23);
c) einen Raffinationsofen (R) für das Konverterkupfer mit Einrichtungen (25, 28, 30)
zum Zuführen von flüssigem Konverterkupfer (18) sowie von Reaktionsmitteln und Öffnungen
(31, 34) zum getrennten Abziehen von Raffinationsschlacke (29) und gereinigtem Konverterkupfer
(33) und Abgas (35).