[0001] Die Erfindung betrifft ein Ventil für eine Brennkraftmaschine, insbesondere Auslaß-
und/oder Abblaseventil für eine aufgeladene Hubkolbenbrennkraftmaschine, mit einem
aus einem hochwarmfesten, korrosionsbeständigen Werkstoff bestehenden Ventilteller
und mit einem aus einem anderen Material als der Ventilteller hergestellten Ventilschaft,
wobei der ventiltellerseitige Endbereich des Ventilschaftes in einem zentral im Ventilteller
vorgesehenen, vorzugsweise bis nahe an den Ventiltellerboden reichenden Aufnahmeraum
angeordnet ist.
[0002] Thermisch hochbelastete Ventile von insbesondere aufgeladenen Hubkolbenbrennkraftmaschinen
wie z. B. die zur Steuerung des Ladungswechsels eingesetzten, üblicherweise als Tellerventile
ausgebildete Ein- und Auslaßventile oder aber die zur Steuerung des Abgasdruckes des
vor einem Abgasturbolader eingesetzten Abblaseventile neigen aufgrund der in zunehmendem
Maße angestrebten Leistungsteigerungen bei Hubkolbenbrennkraftmaschinen zu geringen
Standzeiten infolge Heißkorrosion, Festigkeits- und Härteabfall. Daneben zeigen derartige
Ventile mit zunehmender Betriebsdauer ein vornehmlich auf die Heißkorrosion im Bereich
der Ventilsitzflächen zurückzuführendes mangelhaftes Dichtverhalten. Insbesondere
bei den Auslaßventilen von Brennkraftmaschinen, die mit
Rückstandsölen (Schwerölen) betrieben werden, ist ein mangelhaftes
Dichtverhalten schon
[0003] nach relativ kurzen Einsatzzeiten des Ventils zu beobachten. Daneben können Taupunktunterschreitungen
schwefelhaltiger Abgase im Bereich der Ventilführung Kaltkorrosionen am Ventilschaft
bewirken; ein Mangel, der ebenfalls verstärkt bei mit Rückstandsölen betriebenen aufgeladenen
Hubkolbenbrennkraftmaschinen auftritt.
[0004] Üblicherweise besteht der Ventilteller von Gaswechselventilen aus einem hochwarmfesten,
korrosionsbeständigen hochlegierten Stahl (z. B. X45 CrSi93 oder einem Nimonik-Werkstoff)
entweder in seiner Gesamtheit oder ist mit einer Armierung aus einem korrosionsbeständigen
hochwarmfesten Werkstoff versehen. Bei der Ausbildung eines mit einer Armierung versehenen
Ventiltellers nach der DE-OS 23 33 890 ist dabei die den Ventiltellerboden begrenzende
Armierungs- bzw. Schutzplatte an den eigentlichen Ventilteller angeschraubt, um die
Möglichkeit zu schaffen, daß eine heißkorrodierte Ventilschutzplatte bei Weiterverwendung
des Ventilkörpers ersetzt werden kann. Insgesamt bedingt die in der DE-OS 23 33 890
vorgesehene Gestaltung des Ventils allerdings einen erheblichen konstruktiven und
fertigungstechnischen Aufwand, der zudem die Gefahr von Heißkorrosion im Ventilsitzflächenbereich
und die Gefahr von Kaltkorrosion am ventilschaft unberücksichtigt läßt, so daß dieser
Aufwand in vielen Anwendungsfällen, insbesondere bei mit Rückstandsölen betriebenen
aufgeladenen Hubkolbenbrennkraftmaschinen, das erreichbare Betriebsergebnis nicht
rechtfertigt.
[0005] Daneben ist aus der DE-PS 522 326 ein Ventil der eingangs genannten Art bekannt,
bei dem im wesentlichen der gesamte Ventilteller aus einem den thermischen und mechanischen
Belastungen standhaltenden Werkstoff bestehen soll. Der ventilschaft dagegen soll
aus einem Material bestehen, an
[0006] v das geringere Anforderungen zu stellen sind. Das gesamte Ventil, d. h. sowohl der
Ventilteller als auch der Ventilschaft, sollen dabei durch gleichzeitiges Stauchen
von zwei aus verschiedenen Materialien bestehenden Zylinderrohlingen gefertigt werden,
wobei der Ventilschaft durch sich während des Stauchvorganges einstellende Hinterschneidungen
mit dem Ventilteller verbunden ist. Durch die gleichzeitige Formgebung und Verbindung
des Ventiltellers sind allerdings die konstruktiven Gestaltungsmöglichkeiten des Ventils
erheblichen Beschränkungen unterworfen. Darüber hinaus ist ein sicherer Verbund zwischen
Ventilteller und Ventilschaft, der den mechanischen Belastungen bei hochaufgeladenen
Brennkraftmaschinen gewachsen ist, kaum zu realisieren. Daneben ist auch der hier
aufzubringende Fertigungsaufwand erheblich und die Gefahr von Kaltkorrosion am Ventilschaft
gegeben.
[0007] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Ventil der eingangs genannten
Art dahingehend zu verbessern, daß mit möglichst geringem Fertigungs- und Montageaufwand
die Gefahr von Heißkorrosion im Ventiltellerbereich und die Gefahr von Kaltkorrosion
im Ventilschaftbereich wirksam verringert ist.
[0008] Zur Lösung dieser Aufgabe ist das Ventil dadurch gekennzeichnet, daß der Ventilschaft
und der Ventilteller als in ihrer wesentlichen äußeren betriebsgerechten Formgebung
einzeln herzustellende Bauelemente ausgebildet sind, daß der Aufnahmeraum und zumindest
der ventiltellerseitige Endbereich des Ventilschaftes eine im wesentlichen zylindrische
Gestalt aufweisen, daß der Ventilschaft mit einem den ventiltellerseitigen Endbereich
begrenzenden umlaufenden Kragen versehen ist, der formschlüssig mit dem Ventilteller
in wärmeleitender Verbindung steht, und daß der Ventilschaft zumindest an seiner dem
Ventiltellerboden zugewandten Stirnseite und seinen Umfangsbereichen aus einen wärmeleitenden
Material besteht.
[0009] Durch die zweistückige Ausbildung und die jeweils in ihrer äußeren Formgebung separat
herstellbaren Ventilteller und Ventilschaft des Ventiles ermöglicht dabei, daß selbst
geometrisch komplizierte Formgebungen der Kontur z. B. des Ventiltellers bei der Herstellung
in optimaler Weise
Be-rücksichtigung finden können. Daneben ist sichergestellt, daß Ventilschaft und Ventilteller
auf einfache Weise durch Einsetzen des Ventilschaftes in den Aufnahmeraum des Ventiltellers
miteinander zu verbinden sind. Dabei reicht der Ventilschaft ventiltellerseitig bis
an den Ventiltellerboden, und der umlaufende Kragen dient an dem ventilschaftseitigen
Ende des Ventiltellers als Begrenzungselement. Durch die Wärmeleitfähigkeit der den
Ventiltellerboden berührenden Stirnseite und der Umfangsbereiche des Ventilschaftes
ist bei dem Ventil nach der Erfindung darüberhinaus für eine Vergleichmäßigung der
Ventiltemperatur Sorge getragen, indem über den wärmeleitenden Ventilschaft vom Ventiltellerboden
und der Ventilsitzflächen des Ventiltellers Wärme abgeführt und z. B. an die Ventilschaftführungen
des Zylinderkopfes der Brennkraftmaschine weitergeleitet werden. Hierdurch ist der
Gefahr von Heißkorrosion im Ventilteller (Ventiltellerboden, Ventilsitzflächenbereich)
einerseits und der Gefahr von Kaltkorrosion im Bereich der Ventilschaftführung bzw.
des Ventilschaftes wirksam entgegengetreten, da z. B. Taupunktunterschreitungen schwefelhaltige
Abgase im Bereich der Ventilschaftführung aufgrund der Temperaturvergleichmäßigung
weitgehend ausgeschlossen sind. Insgesamt ergibt sich daher durch die Erfindung ein
Ventil, das in hohem Maße geeignet ist, in mit Rückstandsölen (Schwerölen) betriebenen
aufgeladenen Brennkraftmaschinen Verwendung zu finden.
[0010] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen
und der nachfolgenden Zeichnungsbeschreibung, in denen zwei Ausführungsbeispiele der
Erfindung vereinfacht dargestellt sind. Es zeigen:
Fig. 1 in einer Schnittdarstellung in einem Auslaßkanal einer Brennkraftmaschine angeordnetes
Ventil;
Fig. 2 in einer schematischen Schnittdarstellung eine al ternative Ausbildungsmöglichkeit
des Ventils nach dem Ausführungsbeispiel von Fig. 1.
[0011] In den Fig. sind grundsätzlich, soweit im Einzelnen dargestellt, gleichwirkende Elemente
mit gleichen Bezugsziffern versehen. Mit 1 ist allgemein ein erfindungsgemäßes Auslaßventil
bezeichnet, das in dem Ausführungsbeispiel nach Fig. 1 in seiner Anordnung im Auslaßkanal
2 des im einzelnen nicht weiter dargestellten Zylinderkopfes 3 einer Brennkraftmaschine
dargestellt ist. Das Auslaßventil 1 besteht aus einem Ventilteller 4 und einem Ventilschaft
5, wobei sowohl der Ventilteller 4 als auch der Ventilschaft 5 jeweils vor der Montage
in ihrer äußeren Formgebung vollständig separat hergestellt worden sind. Der Ventilteller
4 besteht aus einem hochwarmfesten, korrosionsbeständigen Werkstoff wie beispielsweise
X45 CrSi93, wohingegen der Ventilschaft aus einer äußerst wärmeleitfähigen Kupfer-Beryllium-Bronze-Legierung
hergestellt ist. Die Ventilsitzflächenbereiche 4a des Auslaßventils 1 wirken mit einem
im Zylinderkopf 3 der Brennkraftmaschine angeordneten Ventilsitzring 6 zusammen. Es
ist darauf hinzuweisen ist, daß selbstverständlich z. B. die Ventilsitzflächenbereiche
mit einem zusätzlichen Einsatzkörper armiert sein können. Zur Aufnahme des ventiltellerseitigen
Endbereiches 7 des Ventilschaftes 5 weist der Ventilteller 4 einen zentralen, im wesentlichne
zylindrisch ausgebildeten Aufnahmeraum 8 auf, der bis nahe an den Ventiltellerboden
4b reicht. Der ventiltellerseitige Endbereich 7 des Ventilschaftes 5 wird durch einen
umlaufenden Kragen 9 begrenzt, an den sich unterhalb eine umlaufende Ringnut 10 anschließt,
Zur Verbindung des Ventilschaftes 5 mit dem Ventilteller 4 wird der zylindrisch ausgebildete
Endbereich 7 in den Aufnahmeraum 8 eingesetzt, wobei die Stirnfläche des Ventilschaftes
bis an den Ventiltellerboden reicht, d. h. mit den heißesten Bereichen des Ventiltellers
4 in Berührung steht. Das ventilschaftseitige Ende 4c des Ventiltellers 4 ist nach
dm Einschrauben des Ventilschaftes 5 in den Aufnahmeraum 8 in die Ringnut 10 eingewalzt,
so daß der Ventilschaft 5 sicher in dem Aufnahmeraum 7 gehalten ist und darüber hinaus
der Ventilschaft 5 formschlüssig mit dem Ventilteller in wärmeleitender Verbindung
steht.
[0012] Wie in dem Ausführungsbeispiel nach Fig. l durch die durchgezogenen Pfeile angedeutet,
findet insbesondere im thermisch hochbeanspruchten Ventiltellerboden ein stetiger
Wärmefluß durch den wärmeleitenden Ventilschaft 5 in die den Ventilschaft führende
Ventilschaftführung 11 bzw. den Zylinderkopf 3 statt. Insgesamt ist daher die Ventiltemperatur
vergleichmäßigt, so daß der Gefahr von Heißkorrosion im Ventiltellerbereich und der
Gefahr von Kaltkorrosion im Ventilschaftbereich wirksam entgegengetreten ist.
[0013] Das Ventil nach dem Ausführungsbeispiel von Fig. 2 ist in seinem grundsätzlichen
Aufbau im wesentlichen gleich gestaltet wie das Ventil nach dem Ausführungsbeispiel
von Fig. 1. Hier ist jedoch der ventiltellerseitige Endbereich 7 des Ventilschaftes
5 einschließlich des umlaufenden Kragens 9 mit dem Aufnahmeraum 8 und dem ventilschaftseitigen
Endbereich 4c des Ventiltellers 11 durch eine wärmeleitende Lötung verbunden.
1. Ventil (1) für eine Brennkraftmaschine, insbesondere Auslaß- und/oder Abblaseventil
für eine aufgeladene Hubkolbenbrennkraftmaschine, mit einem aus einem hochwarmfesten,
korrosionsbeständigen Werkstoff bestehenden Ventilteller (4) und mit einem aus einem
anderen Material als der Ventilteller (4) hergestellten Ventilschaft (5), wobei der
ventiltellerseitige Endbereich (7) des Ventilschaftes (5) in einem zentral im Ventilteller
(4) vorgesehenen, vorzugsweise bis nahe an den Ventiltellerboden (4b) reichenden Aufnahmeraum
(8) angeordnet ist,
dadurch gekennzeichnet, daß der Ventilschaft (5) und der Ventilteller (4) als in ihrer
wesentlichen äußeren betriebsgerechten Formgebung einzeln herzustellende Bauelemente
ausgebildet sind, daß der Aufnahmeraum (8) und zumindest der ventiltellerseitige Endbereich
(7) des Ventilschaftes (5) eine im wesentlichen zylindrische Gestalt aufweisen, daß
der Ventilschaft (5) mit einem den ventiltellerseitigen Endbereich (7) begrenzenden
umlaufenden Kragen (9) versehen ist, der formschlüssig mit dem Ventilteller (4) in
wärmeleitender Verbindung steht, und daß der Ventilschaft (5) zumindest an seiner
dem Ventiltellerboden (4b) zugewandten Stirnseite und seinen Umfangsbereichen aus
einem wärmeleitenden Material besteht.
2. Ventil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der ventilschaft (5) aus einer
Kupfer-Beryllium-Bronze-Legierung hergestellt ist.
3. Ventil nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der ventiltellerseitige
Endbereich (7) und/oder der umlaufende Kragen (9) des Ventilschaftes (5) mit dem Ventilteller
(4) verlötet sind.
4. Ventil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
ventiltellerseitige Endbereich (7) des Ventilschaftes (5) in den Aufnahmeraum (8)
des Ventiltellers (4) einschraubbar ist.
5. Ventil nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
ventiltellerseitige Endbereich (7) mit einer an den umlaufenden Kragen (9) angrenzenden
Ringnut (10) versehen ist, die mit einem ventilschaftseitigen Endbereich (4c) des
Ventiltellers (4) ausfüllbar ist.
6. Ventil nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß der ventilschaftseitige Endbereich
(4c) des Ventiltellers (4) in die Ringnut (10) eingewalzt ist.