[0001] Die Erfindung betrifft eine Planheitsregelung mit Meßeinrichtungen zur Ermittlung
der Walzkraft und Walzkraftänderung sowie Stelleinrichtungen zur Ausregelung von Planheitsfehlern
ausgestatteten Bandwalzgerüsten nach Vorgabe von manuell oder automatisch abrufbaren
Soll-Werten und durch ein Meßsystem ermittelten, die Planheit erfassenden Ist-Werten.
[0002] Beim Walzen von Flachmaterial wird erst nach dem Anwalzen des Bandes bzw. nach der
Einfädelphase die Walzgeschwindigkeiten auf die Betriebsgeschwindigkeiten erhöht.
Bei den meisten Werkstoffen tritt mit der Änderung der Umformgeschwindigkeit auch
eine Änderung der Formänderungsfestigkeit ein, die zu berücksichtigen ist, weil eine
sich ändernde Walzgeschwindigkeit eine Änderung der Walzkraft hervorruft. Durch diese
Änderung der Walzkraft wird die Dicke des auslaufendes Bandes verändert, wenn nicht
mit Hilfe der Walzkraft als Stellgröße die Dicke des Bandes konstant gehalten wird.
Weil die bloße Veränderung der Walzkraft nicht die sich ändernde elastische Verformung
der Arbeits- oder Stützwalzen des Gerüstes berücksichtigt, so daß aufgrund der Verletzung
des Profils des Bandquerschnittes eine Beeinträchtigung der Bandplanheit zu erwarten
ist, genügt dies für die gestellten Qualitätsanforderungen allein jedoch nicht.
[0003] Es ist bekannt, daß durch geschlossene Regelkreise die Auswirkungen einer Walzkraftänderung
auf die Bandplanheit ausgeregelt werden können, nachdem Planheitsfehler durch Planheitsmeßsysteme
erkannt sind. Solche Meßsysteme beruhen auf der berührenden bzw. berührungslosen Ermittlung
der Bandplanheit auf der Basis der Zugspannungsverteilung oder der Welligkeit des
Bandes. Nachteilig ist es, daß die im Walzspalt erzeugten Änderungen der Bandplanheit
aufgrund der Anordnung der Meßsysteme erst im endlichen Abstand vom Walzspalt am auslaufenden
Band gemessen werden können. Die bekannten Systeme sind zudem nur in der Lage, die
im Walzspalt erzeugten Fehler integrierend zu erfassen, so daß die darauf beruhenden
Regelkonzepte gegen kurzzeitige, bei Walzkraftänderungen z. B. aufgrund von Geschwindigkeitsänderungen
oder Bandzugkraftschwankungen auftretende Fehler der Bandplanheit unempfindlich und
ungeeignet sind. Aus diesem Grund werden beimAnwalzen bzw. beim Einfädeln des Bandes
[0004] derart ausgerüstete Walzanlagen häufig ohne geschlossenen Regelkreis zur Planheitsregelung
gefahren, d. h. der Bedienungsmann der Anlage greift, basierend auf seinen visuellen
Eindrücken und Erfahrungen manuell in das System ein.
[0005] Ausgehend von den vorstehend beschriebenen Problemen und Nachteilen bekannter Regelkonzepte
liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Planheits-regelung für
Bandwalzgerüste zu schaffen, die bei Änderung der Walzkraft bzw. des Umformwiderstandes
des zu walzenden Bandes eine konstante Planheit des Bandes sicherstellt.
[0006] Zur Lösung der Aufgabe wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß dem Regelkreis der
Planheitsregelung mittels einer Vorsteuerung ein durch die Walzkraftänderung bestimmter
theoretisch oder durch Meßreihen ermittelter Korrekturwert aufgeschaltet wird. Basierend
auf der Erkenntnis, daß die Abhängigkeit zwischen der Walzkraft und der elastischen
Verformung der Arbeits-, Zwischen- bzw. Stützwalzen und der plastischen Verformung
des Walzgutes theoretisch mindestens näherungsweise ermittelbar ist, wird durch die
Vorsteuerung die aufgrund des Abstandes zwischen Walz
- spalt und Planheitsmeßsystem verursachte Trägheit bekannter Regelsysteme ausgeschaltet;
die Planheitsfehler werden bereits am Ort ihres Entstehens kompensiert, so daß das
Auftreten von Änderungen der Planheit des Bandes z. B. bei Geschwindigkeitsänderungen
ausgeschlossen ist. Änderungen der Bandplanheit mit großen Zeitverhalten, wie z. B.
Änderungen des Profils des Vorbandes oder thermische Einflüsse, sind in vorteilhafter
Weise weiterhin mit den bekannten Regelkonzepten der Bandplanheitsregelung zu begegnen.
[0007] Nach einem besonders günstigen Merkmal der Erfindung ist vorgesehen, daß der Korrekturwert
über eine unter Berücksichtigung der konstruktiven Abmessungen des Walzgerüstes, der
Breite und des Profiles des zu walzenden Bandes und der Walzkraft durch Simulationsrechnung
erstellte Kennlinie ermittelt wird. Das vorgeschlagene Verfahren verwendet somit die
Änderung der Walzkraft zur Vorsteuerung des Regelkreises der Bandplanheitsregelung
mittels Kennlinien, indem unter Berücksichtigung der Bandgeometrie (Profil und Breite
des einlaufenden Bandes) eine Biegekraftänderung der Arbeits-, Zwischen- oder Stützwalzen
anhand der Kennlinien durch einen Prozeßrechner bestimmt wird, mit der Vorgabe, bei
Walzkraftänderungen die Konstanz des auslaufenden Bandprofiles zu gewährleisten. Die
Simulationsrechnung wird anhand von Stichplandaten mit einem Rechenmodell auf einer
EDV Anlage durchgeführt, mit dem durch Vergleich der theoretische ermittelten Bandprofile
mit dem Soll-Bandprofil durch Näherungsverfahren diejenige Stellgröße ermittelt wird,
die zu einer bestmöglichen Obereinstimmung von Soll- und Ist-Bandprofilkurzve des
Walzgutes führt. Die z. B. so ermittelten Wertepaare Walzkraft/Biegekraft können nach
Bandbreite und Stichen sortiert graphisch aufgetragen werden. Mit Hilfe eines Rechners
können weiterhin Ausgleichs-Geradengleichungen ermittelt und aufgezeichnet werden,
wobei sich gezeigt hat, daß die Abhängigkeit Walzkraft/Biegekraft in allen untersuchten
Fällen sehr gut durch eine Geradengleichung darstellbar ist.
[0008] Nachfolgend wird die erfindungsgemäße Planheitsregelung anhand eines Bock-Schaltbildes
erläutert.
[0009] Mit 1 sind im dargestellten Block-Schaltbild die Arbeitswalzen eines Bandwalzgerüstes
bezeichnet. Bei 3 ist eine Meßrolle eines Meßsystemes zur Erfassung der Bandplanheit
bezeichnet, über die das ausgewalzte Band 4 geführt wird.
[0010] Das Bandwalzgerüst ist, wie bei 5 angedeutet, mit einer Meßeinrichtung zur Erfassung
der Walzkraft Fw bzw. der Walzkraftänderung Fw ausgestattet. Des weiteren enthält
das Walzgerüst Stelleinrichtungen 8 zur Ausregelung von Planheitsfehlern, wie bei
S, FB, Q und HZr angedeutet ist.
[0011] Der bekannte Regelkreis bestand aus dem Meßsystem für die Bandplanheit, das bei 6
angedeutet ist, dessen Meßwert mit Soll-Kurven in der Planheitsregelung (bei 7 angedeutet),
verglichen wurde und ggfs. ein Signal an die Stelleinrichtungen zur Ausregelung von
Planheitsfehlern (bei 8 angedeutet), abgegeben wurde. In diesen Regelkreis konnte
in der Anfahrphase des Bandes der Bedienungsmann, wie ebenfalls bei 2 angedeutet,
eingreifen, um durch Veränderung der Walzkraft Planheitsfehler auszuregeln.
[0012] Die vorliegende Erfindung sieht hingegen vor, die bei 9 angedeutete Vorsteuerung
zu verwenden, um mittels vorgegebener, durch Simulationsrechnung erstellter Kennlinien
einen durch Walzkraftänderung Fw bestimmten Korrekturwert dem bekannten Regelsystem
aufzuschalten, mit dem Planheitsfehler verzögerungsfrei ausgesteuert werden können.
Der herkömmliche Regelkreis bleibt aufrechterhalten, so daß nach wie vor Änderungen
der Bandplanheit mit großen Zeitverhalten durch den herkömmlichen Regelkreis kompensiert
werden können. Die erfindungsgemäße Vorsteuerung ist, obgleich sie während des gesamten
Walzprozesses einsetzbar ist, in erster Linie geeignet, Bandplanheitsänderungen in
der Einfädelphase beim Anwalzen des Bandes und beim Bandauslauf hervorgerufenen durch
Geschwindigkeitsveränderungen zu kompensieren.
1. Planheitsregelung an mit Meßeinrichtungen zur Ermittlung der Walzkraft und Walzkraftänderung
sowie Stelleinrichtungen zur Ausregelung von Planheitsfehlern ausgestatteten Bandwalzgerüsten
nach Vorgabe von manuell oder automatisch abrufbaren Sollwerten und durch ein Meßsystem
ermittelten, die Planheit des Bandes erfassenden Ist-Werten, dadurch gekennzeichnet,
daß dem Regelkreis der Planheitsregelung mittels einer Vorsteuerung ein durch die
Walzkraftänderung bestimmter theoretisch oder durch Meßreihen ermittelter Korrekturwert
aufgeschaltet wird.
2. Planheitsregelung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Korrekturwert über eine unter Berücksichtigung der konstruktiven Abmessungen
des Walzgerüstes, der Walzkraft, sowie der Breite und des Profiles des zu walzenden
Bandes durch Simulationsrechnung erstellte Kennlinie ermittelt wird.