[0001] Die Erfindung betrifft nach dem sogenannten Space Dyeing-Verfahren gefärbte Polyestergarrie,
ein Verfahren zur Herstellung nach dem Space Dyeing-Verfahren gefärbter Polyestergarne
sowie die Verwendung solcher Garne.
[0002] Unter Space Dyeing versteht man das abschnittsweise Bedrucken bzw. Anfärben von Garn
und Kabelmaterialien in den verschiedensten Verarbeitungsstadien. Das Space Dyeing-Verfahren
ist an sich bereits seit längerem bekannt und wird insbesondere für Garne aus Polyamidfasern
angewandt. Man hat auch schon Polyesterfasertypen nach dem Verfahren des Space Dyeing
bedruckt.
[0003] Beim Einsatz der gängigen Polyestertypen ist beim Space Dyeing jedoch eine Fixierung
bei Temperaturen von etwa 135°C erforderlich. Diese Behandlung ist sehr energieintensiv
und macht im übrigen den Einsatz von speziellen Apparaturen erforderlich.
[0004] Man hat bereits modifizierte Polyestergarne bedruckt, d.h., es wurden Polyestergarne
eingesetzt, die aus einem Polyestermaterial hergestellt worden sind, das bei der Polykondensation
durch Mitverwendung z.B. von Polyglykol chemisch modifiziert wurde. Derartige Polyestergarne
weisen, da der Polyester ein Copolymer ist, eine Reihe von Nachteilen auf. So ist
z.B. die Hydrolysebeständigkeit schlechter. Auch ist ein Abfall der Lichtechtheiten
zu beobachten. Auch bedarf es bei der Herstellung von Copolymeren besonderer Verfahrensmaßnahmen,
welche die Herstellung einer Faser komplizieren und störungsanfälliger machen.
[0005] Es besteht somit noch ein Bedürfnis nach einem Verfahren zum Färben von Polyestergarnen
nach dem Space Dyeing-Verfahren, welches obengenannte Nachteile nicht mit sich bringt.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, ein Verfahren zur Verfügung zu stellen, bei
dem es nicht mehr notwendig ist, beim Space Dyeing von Polyestergarnen höhere Fixiertemperaturen,
z.B. 135°C anzuwenden, sondern bei dem es ausreicht, mit Dampf von Tperaturen bis
zu etwa 100°C oder wenig darüber zu fixieren. Aufgabe der Erfindung ist es weiter,
ein Verfahren zur Verfügung zu stellen, bei dem Polyestergarne nach dem Space Dyeing-Verfahren
gefärbt werden können in Apparaturen, wie sie bei dem für Polyamid weit verbreiteten
Space Dyeing üblich sind, ohne daß an diesen Apparaturen noch wesentliche Veränderungen
baulicher Art und in der Verfahrensweise vorgenommen werden müßten.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es ferner, besonders günstige Verwendungszwecke derart
gefärbter Polyestergarne aufzuzeigen.
[0008] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zum Färben von Polyestergarnen durch
Bedrucken nach dem Space Dyeing-Verfahren, das dadurch gekennzeichnet ist, daB man
zum Bedrucken Garne aus bei Geschwindigkeiten von mindestens 4000 m/min gesponnenen
Polyäthylenterephthalatfasern verwendet und mit Dampf bei Temperaturen bis ca. 105°C,
vorzugsweise bis ca. 102°C fixiert. Vorzugsweise werden bei Geschwindigkeiten von
mindestens 4500 m/min, insbesondere von mindestens 5000 m/min schnellgesponnene Polyäthylenterephthalatfasern
verwendet. Es ist günstig, wenn man die Fixierung mit Sattdampf durchführt; bei der
Fixierung wird das Arbeiten unter Normaldruck bevorzugt. Im Rahmen der Erfindung können
auch Stapelfasermischgarne aus schnellgesponnenen Polyäthylenterephthalatfasern und
Polyacrylnitrilfasern verwendet werden. Vorteilhaft sind auch Stapelfasermischgarne
aus schnellgesponnenen Polyäthylenterephthalatfasern und Wolle. Die schnellgesponnenen
Polyäthylenterephthalatfasern können verstreckt sein und auch einer Texturierung unterworfen
worden sein, wobei insbesondere blasdüsentexturierte schnell gesponnene Polyäthylenterephthalatfasern
sehr geeignet sind.
[0009] Gegenstand der Erfindung sind auch die nach den vorstehend angeführten Verfahren
erhältlichen gefärbten Polyestergarne.
[0010] Gegenstand der Erfindung sind weiter die Verwendung der erfindungsgemäB gefärbten
Polyestergarne bei der Herstellung von Autopolsterstoffen, Möbelbezugsstoffen und
Teppichen.
[0011] Die Herstellung von schnellgesponnenen Polyesterfasern ist an sich bekannt; sie wird
z.B. in der EP-OS 56963 oder in der EP-OS 95712 beschrieben. Im Rahmen der Erfindung
sind unter schnellgesponnenen Polyäthylenterephthalatfasern Polyäthylenterephthalatfasern
zu verstehen, die nach dem Polyester-Schmelzspinnprozeß bei Abzugsgeschwindigkeiten
von mindestens 4000, insbesondere mindestens 4500 und vorzugsweise mindestens 5000
m/min hergestellt worden sind. Es handelt sich dabei um Polyesterfasern, die eine
sogenannte Vorzugsorientierung besitzen, die dadurch entsteht, daß der Polyesterfaden
beim Spinnen zwischen Düse und Erstarrungspunkt auf Grund der hohen Abzugsgeschwindigkeiten
geschwindigkeiten bis zu 4000 m/min abgezogen werden.
[0012] Nähere Einzelheiten über die Vorgänge beim Schnellspinnen von Polyesterfasern sind
in dem Aufsatz "Untersuchungen zum PES-SchmelzspinnprozeB bei Abzugsgeschwindigkeiten
von 5000 bis 10 000 m/min" von W. Dietrich und Mitarbeitern in Chemiefasern, September
1982, Seite 612 bis 625 wiedergegeben. Auf diese Offenbarung wird sich hier ausdrücklich
bezogen.
[0013] Unter Polyäthylenterephthalat im Rahmen der Erfindung ist zu verstehen das im wesentlichen
unmodifizierte durch Umesterung und Polykondensation aus Dimethylterephthalat und
Äthylenglykol erhaltene Polyesterkondensat bzw. auch das durch direkte Kondensation
von Terephthalsäure und Äthylenglykol erhaltene Polymer. Im wesentlichen unmodifiziert
bedeutet, daß es nicht durch Einkondensieren von Verbindungen wie Polyglykol u.dgl.
chemisch modifiziert worden ist.
[0014] Die Polyäthylenterephthalatfasern, aus denen die Garne bestehen, können durchgehend
sein, d.h. praktisch eine unbegrenzte Länge aufweisen, d.h. sogenannte Filamente sein,
auch Endlosfasern genannt, sie können aber auch aus Fasern von begrenzter Länge sein,
z.B. aus Stapelfasern, wie sie durch Schneiden oder Reißen von Endlosfasern erhalten
werden.
[0015] Die schnellgesponnenen Polyäthylenterephthalatfasern können unverstreckt aber auch
verstreckt zu Garnen verarbeitet und erfindungsgemäß gefärbt werden.
[0016] Die Verstreckung der schnellgesponnenen Garne kann auf übliche Weise geschehen. Bevorzugt
sind Verfahren, die mit üblichen Streckstiften arbeiten. Werden schnellgesponnene
Polyäthylenterephthalatfasern in verstrecktem Zustand erfindungsgemäß gefärbt, so
können sie vor dem Space Dyeing-Verfahren auch noch texturiert werden, insbesondere
blasdüsentexturiert. Das Texturieren kann aber auch an unverstreckten schnellgesponnenen
Fasern vorgenommen werden.
[0017] Blasdüsentexturierte Garne aus Polyesterfasern, wie sie im Rahmen der Erfindung zum
Einsatz gelangen, werden durch Texturieren mittels einer nach dem Luftstrahlprinzip
arbeitenden Texturierdüse hergestellt.
[0018] Vorrichtungen, mit welchen derartige blasdüsentexturierte Garne hergestellt werden
können, sind z.B. in der Zeitschrift Chemiefasern /Textilindustrie , Oktober 1975,
Seiten 929 ff. beschrieben.
[0019] Ein Verfahren zur Herstellung von blasdüsentexturierten Polyesterfilamentgarnen,
die erfindungsgemäß verwendet werden können, wird in der DE-OS 2 749 867 beschrieben.
Von Bedeutung ist, daß die Fäden mit einer Überlieferung der Texturierdüse zugeführt
werden. Nach Verlassen der Texturierzone kann das Garn stabilisiert werden. Die blasdüsentexturierten
Garne weisen Schlingen auf. Ein Teil der Schlingen kann zerrissen werden, wie z.B.
in der De-OS 3 210 784 beschrieben wird. Zur Durchführung des Space Dyeing-Verfahrens
können an sich übliche Verfahren angewandt werden. Derartige Space Dyeing-Färbeverfahren
werden z.B. in der Bayer-Farbenrevue Heft Nr. 26 der Bayer AG, Leverkusen beschrieben.
Grundsätzlich sind die dort angegebenen sechs Arbeitsmethoden möglich, nämlich
· Druck auf Gestrick
. Druck auf Garnscharen (Kettdruck)
Druck auf Stranggarn
Mehrfarbeneffekte auf Stranggarn
Mehrfarbeneffekte auf Wickelkörpern
Mehrfarbeneffekte auf Gestricken, Gewirken,
Geweben, Tuftings und Faservliesen.
[0020] Im Rahmen der Erfindung wird jedoch das Kettdruckverfahren und das Verfahren Druck
auf Gestrick bevorzugt.
[0021] Die Garne, welche erfindungsgemäß gefärbt werden, können aus einer einzigen Faserart
bestehen, d.h. lediglich aus Polyäthylenterephthalat aufgebaut sein. Es kann sich
dabei um Garne aus Endlosfasern oder aus Stapelfasern handeln. Es ist auch möglich,
Garne aus Fasergemischen, d.h. aus schnellgesponnenem Polyäthylenterephthalat und
Polyacrylnitril oder Polyäthylenterephthalat und Wolle zu verwenden. Selbstverständlich
können auch gemische aus Polyäthylenterephthalat, Polyacrylnitril und Wolle eingesetzt
werden.
[0022] Es ist möglich, die schnellgesponnenen Polyäthylenterephthalatfasern mit Verstreckung
und ohne Texturierung, ohne Verstreckung und mit Texturierung oder mit Verstreckung
und Texturierung einzusetzen.
[0023] Als Farbstoffe zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens sind übliche für
das Bedrucken von Polyestermaterial geeignete Farbstoffe einsetzbar, insbesondere
Dispersionsfarbstoffe. Die üblichen Komponenten für Druckpasten für das Space Dyeing
von Polyesterfasern gemäß der Erfindung sind im Handel erhältlich. Die Druckpasten
können vom Durchschnittsfachmann an Hand von an sich bekannten oder naheliegenden
Rezepturen zusammengesetzt werden.
[0024] Es war besonders überraschend, daß man mit dem erfindungsgemäßen Verfahren eine gute
Anfärbung von Polyestergarnen, die schnellgesponnene Polyäthylenterephthalatfasern
enthalten, erzielen kann und daB es nicht mehr notwendig ist, bei höheren Temperaturen,
wie bei 135°C, zu fixieren. Man ist also in der Lage, mit einem besonders wirtschaftlichen
Verfahren zu arbeiten, das weniger Energie verbraucht. Ein weiterer großer Vorteil
ist, daß das - erfindungsgemäße Verfahren es erlaubt, das Space Dyeing von Polyestergarnen
auf Apparaturen durchzuführen, die an sich für die Färbung von Polyamidgarnen ausgelegt
sind. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es weder notwendig, apparative Veränderungen
vorzunehmen noch die Verfahrensbedingungen abzuändern. Werden auf übliche Weise hergestellte,
nicht schnellgesponnene Polyestergarne verwendet, so ist unter diesen Bedingungen
die Farbaufnahme erheblich niedriger, so daß keine zufriedenstellenden Färbungen erhalten
werden können.
[0025] Das Verfahren läßt sich auf alle schnellgesponnenen Poly- äthylenterephthalatgarne
anwenden. Es ist nicht erforderlich, das Polyäthylenterephthalat chemisch zu modifizieren,
auch kann mit carrierfreien Druckpasten gearbeitet werden. Dadurch ist das erfindungsgemäße
Verfahren wesentlich ökonomischer und umweltfreundlicher.
[0026] Die Erfindung wird durch folgendes Beispiel näher erläutert:
Polyäthylenterephthalat, das in üblicher Weise durch Umesterung aus Dimethylterephthalat
und Äthylenglykol und Polykondensation erhalten wurde, wird bei einer Spinntemperatur
von 285°C mit Abzugsgeschwindigkeiten von 4500 und mit 5000 m/min zu Filamentgarnen
gesponnen.
[0027] Die erhaltenen Filamente werden einmal ohne Verstreckung und einmal mit Verstreckung
und jeweils darauf anschließend Blasdüsentexturierung zu Garnen verarbeitet. Aus den
Garnen wurden jeweils auf übliche Weise ein Strickschlauch hergestellt. Auf die Strickschläuche
wird jeweils eine im folgenden näher beschriebene Farbpaste aufgebracht. Nach Applizieren
der Farbpaste wird 15 Minuten bei 102°C in Sattdampf fixiert, sodann gespült und in
üblicher Weise reduktiv nachgereinigt. Der Strickschlauch wird sodann wieder aufgezogen
und die Garne auf Spulen aufgewickelt. Die Garne weisen das typische für das Space
Dyeing charakteristische Farbbild mit Farbeffekten auf.
[0028] Zusammensetzung der Farbpaste:
300 g Stammverdickung (8%ige Indalca PA-3-Verdickung). Bei Indalca PA 5 handelt es
sich um ein bei der Firma Cesalpinia S.A., via B. Bono 6, I-2400 Bergamo käufliches
Produkt auf Basis von Kernmehläther.
5 g Fixierhilfsmittel Emulphor EL, ein oxyäthyliertes Rizinusöl der Fa. BASF, Ludwigshafen.
5 g Mononatriumphosphat zur pH-Einstellung.
50 g Resolin blau FBL-Farbstdff der Fa. Bayer AG, Leverkusen. Rest zu 1000 Wasser.
[0029] In gleicher Weise wird eine Farbpaste jedoch unter Verwendung von 60 g Resolin rot
BRL hergestellt.
1. Verfahren zum Färben von Polyestergarnen durch Bedrucken nach dem Space Dyeing-Verfahren,
dadurch gekennzeichnet, daß man zum Bedrucken Garne aus bei Geschwindigkeiten von
mindestens 4.000 m/min schnellgesponnenen Polyäthylenterephthalatfasern verwendet
und mit Dampf bei Temperaturen bis zu ca. 105°C fixiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man mit Dampf bei Temperaturen
bis zu ca. 102°C fixiert.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man bei Geschwindigkeiten
von mindestens 4.500 m/min schnellgesponnene Polyäthylenterephthalatfasern verwendet.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß man bei Geschwindigkeiten
von mindestens 5.000 m/min schnellgesponnene Polyäthylenterephthalatfasern verwendet.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man mit
Sattdampf fixiert.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man unter
Normaldruck fixiert.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man Stapelfasermischgarne
aus schnellgesponnenen Polyäthylenterephthalatfasern und aus Polyacrylnitrilfasern
verwendet.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man Stapelfasermischgarne
aus schnellgesponnenen Polyäthylenterephthalatfasern und Wolle verwendet.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß man verstreckte
schnellgesponnene Polyäthylenterephthalatfasern verwendet.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß man texturierte,
schnellgesponnene Polyäthylenterephthalatfasern verwendet.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß man blasdüsentexturierte
schnellgesponnene Polyäthylenterephthalatfasern verwendet.
12. Nach dem Space Dyeing-Verfahren gefärbte Polyestergarne, erhältlich nach einem
der Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 bis 11.
13. Verwendung der Polyestergarne nach Anspruch 12 zur Herstellung von Autopolsterstoffen.
14. Verwendung der Polyestergarne nach Anspruch 12 zur Herstellung von Möbelbezugsstoffen.
15. Verwendung der Polyestergarne nach Anspruch 12 zur Herstellung von Teppichen.