[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein hochfestes, schrumpfarmes Polyestergarn für
den technischen Einsatz, d.h. den Einsatz insbesondere in Form von Zwirnen, Geweben,
Geflechten usw. als Festigkeitsträger in technischen Produkten wie Planenstoffen,
Reifen, Treibriemen, Förderbändern usw. sowie ein Herstellverfahren derartiger Garne
aus Spinnfäden hoher Vororientierung.
[0002] Die Herstellung hochfester Garne aus Polyesterfilamenten ist bekannt. Nach der Deutschen
Auslegeschrift 1288734 müssen die Spinnbedingungen zu diesem Zweck so gewählt werden,
daß die auf den erstarrenden Faden einwirkenden Spannungen ungewöhnlich niedrig sind
und sich der Spinnfaden daher durch eine sehr geringe Molekularorientierung auszeichnet.
Es werden Doppelbrechungswerte von weniger als 0,003 vorzugsweise sogar weniger als
0,002 gefordert. Werden derartige Spinnfäden später einer hohen Verstrekkung ausgesetzt,
so können Garne mit hohen Festigkeiten erhalten werden. Der Verlauf der Kraft-Dehnungs-Kurve
(KD-Diagramm) eines Polyethylenterephthalat-Garnes zur Herstellung von Reifencord
vom Titer dtex 1100 ist als Kurvenzug a in Figur 1 wiedergegeben. Die Feinheitsfestigkeit
dieses Materials liegt bei etwa 76 cN/tex bei einer Reißdehnung von 11 %. Ein derartiges
Garn weist jedoch noch einen hohen Thermoschrumpf auf; er beträgt beispielsweise bei
200°C Heißluftbehandlung noch etwa 18 %. Die Bestimmung des Thermoschrumpfs bei 200°C
hat sich eingebürgert, da im allgemeinen 200°C die höchste Temperatur ist, die bei
einer Beschichtung von Flächengebilden aus solchen Garnen auftreten kann. Ein Garnmaterial,
das noch einen Schrumpf von beispielsweise 18 % aufweist, führt bei einem derartigen
Beschichtungsvorgang zu starken und unkontrollierbaren Dimensionsänderungen. Es ist
daher erforderlich, den Thermoschrumpf S
200 von den oben angegebenen 18 % zu reduzieren. Das erfolgt in üblicher Weise durch
thermomechanische Schrumpfverfahren, bei denen die Garne unter kontrollierter Spannung
geschrumpft werden. Beispielsweise ist es so möglich, den Thermoschrumpf bei 200
.C S
200 auf z.B. 5 % abzusenken. Diese Maßnahme ist jedoch zwangsläufig mit einer Erhöhung
der Höchstzugdehnung auf z.B. 16 % sowie einem Absinken der Feinheitsfestigkeit von
z.B. 76 cN/tex auf 72 cN/tex verbunden.
[0003] Die Werte von Höchstzugkraftdehnung und Höchstzugkraft sind nicht geeignet, die Eigenschaften
eines solchen Garnes ausreichend zu charakterisieren. Welche Veränderungen in den
physikalischen Eigenschaften sich nach einem Schrumpfprozeß ergeben können, zeigt
der Kurvenzug b in dem KD-Diagramm der Figur 1. Es handelt sich bei diesem Kurvenzug
um die Messung eines handelsüblichen Garns mit geringem Schrumpf. Aus dem Kurvenzug
b der Figur 1 ist die Ausbildung des sogenannten "Schrumpfsattels" deutlich sichtbar.
[0004] Die Forderung nach hohem Anfangsmodul, geringer Dehnung, hohem Elastizitätsgrad und
geringem Schrumpfwert läßt sich also nur schlecht erfüllen, da alle notwendigen thermomechanischen
Maßnahmen zum Senken des Thermoschrumpfs gleichzeitig zu einem Absinken der Feinheitsfestigkeit
und zu einer Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften wie Höchstzugkraftdehnung,
Anfangsmodul und Elastizitätsgrad führen. Man war daher bisher zu einem Kompromiß
gezwungen, d.h. man setzte ausgeschrumpftes Material ein, das zur Erreichung der gewünschten
Werte, die für die Dimensionsstabilität maßgebend sind, wie Elastizitätsgrad und Anfangsmodul
stark überdimensioniert werden mußte. Die Lehre der Deutschen Auslegeschrift 1288734
erfordert zwangsläufig auch geringe Spinnabzugsgeschwindigkeiten, da nur unter dieser
Bedingungen die geforderten geringen Spannungswerte auf die frisch ausgesponnenen
Fäden realisiert werden können. Eine geringe Spinnabzugsgeschwindigkeit bedeutet aber
gleichzeitig eine geringere Förderung pro Spinndüse. Es ist bekannt, daß ein starker
Anstieg der Förderung pro Spinndüse sich mit zunehmender Spinnabzugsgeschwindigkeit
ergibt, wie das z.B. in der Figur 1 der Deutschen Offenlegungsschrift 2207849 dargestellt
ist. Versuche zur Herstellung hochfester Garne allein durch Schnellspinnen scheiterten
bisher alle an der geringen Festigkeit sowie an der hohen Reißdehnung derartig hergestellter
Garne, die erstmals in der US-PS 2604667 beschrieben wurden.
[0005] In der Deutschen Auslegeschrift 2254998 wird ein Verfahren beschrieben, Schnellspinnfäden
erst zu fachen und zu verzwirnen und dann den erhaltenen Cordzwirn anschließend zu
verstrecken. Die notwendige überhöhte Drehung des Cordzwirns vor dem Verstrecken ist
nur aufwendig aufzubringen, das Verfahren ist zu störanfällig und hat daher keine
praktische Bedeutung erlangen können.
[0006] In der Deutschen Offenlegungsschrift 2747690 wird ein Mehrstufenverfahren aus Spinnstrecken
und anschließenden getrennten mehreren Verstreckstufen beschrieben. Die Spinnabzugsgeschwindigkeit
von der Düse soll zwischen 500 und 3000 m/min liegen, die Beispiele beschreiben allerdings
nur einen Bereich von 500 bis maximal 1300 m/min, so daß die in der Deutschen Auslegeschrift
2207849 für höhere Abzugsgeschwindigkeiten vorteilhafte Mengendurchsatzsteigerung
nicht zum Tragen kommt. Die auf diese unwirtschaftliche Weise hergestellten Filamente
zeigen wohl Verbesserungen gegenüber den bisher bekannten hochfesten Filamenten aus
Polyester hinsichtlich ihrer Thermostabilität, haben aber den großen Nachteil einer
relativ geringen Stabilität gegenüber der Einwirkung von heißem Wasser oder Chemikalien,
Dieser schon in der Europäischen Patentanmeldung 0080906 und in der Japanischen Patentanmeldung
Sho-58-23914 erwähnte Nachteil ist auch auf den in der Patentanmeldung beanspruchten
niedrigen Kristallinitätsgrad zurückzuführen, da die Einwirkungsmöglichkeit der Chemikalien
auf amorphes Polyethylenterephthalat wesentlich größer ist als auf kristallines. Das
Verfahren eignet sich, wie aus den Beispielen ersichtlich ist, nur für feine Einzeltiter,
was die Empfindlichkeit gegen Chemikalien weiter erhöht.
[0007] Auch bei der Europäischen Patentanmeldung 0089912 soll mit einer erhöhten Aufwickelgeschwindigkeit
über 1500 m/min gearbeitet werden. In der Anmeldung ist ein Verfahren beschrieben,
mit welchem durch Änderung der bisher angewandten Spinnbedingungen ein Spinnfaden
bei hoher Abzugsgeschwindigkeit erhalten wird, der zu hohen Festigkeiten nach dem
Verstrecken führt. Obwohl in dieser Patentanmeldung keine Angabe über die thermomechanischen
Eigenschaften der verstreckten Filamente gemacht wird, ist aufgrund des angewandten
Streckzwirnverfahrens zu erwarten, daß die Schrumpfwerte zwangsläufig sehr hoch sein
werden. Wie später ausgeführt wird, sind die Verweilzeiten in der Streckzone viel
zu kurz, um eine weitgehende Fixierung zu erreichen.
[0008] Der Japanischen Patentanmeldung Sho 51-53019 ist zu entnehmen, daß verstreckte Polyesterfäden
mit einem Doppelbrechungswert von 0,03 oder mehr zu hochfesten Fäden verstreckt werden
können, die dann anschließend noch einer Schrumpfbehandlung unterworfen werden. Die
so erhaltenen Garne weisen zwar einen Thermoschrumpf bei 150°C von weniger als 2,5
% auf, ihre Reißdehnungen liegen jedoch oberhalb von 15 meist in Bereichen zwischen
16 und 22 %. Allein aufgrund der hohen Reißdehnung ist belegbar, daß diese Fäden bzw.
Garne einen "Schrumpfsattel" aufweisen, wie er in dem Kurvenzug b der Figur 1 wiedergegeben
wurde.
[0009] Auch gemäß der Japanischen Patentanmeldung Sho 58-46117 sollen vororientierte Fäden,
die eine bestimmte Mindestkristallinität aufweisen, einer Verstreckung bei wenigstens
85°C unterworfen werden. Trotz des Einsatzes einer zweistufigen Verstreckung bei allen
erfindungsgemäßen Beispielen sind die physikalischen Werte der so erhaltenen Fäden
bzw. Garne relativ schlecht. Diese Garne sind nur für Einsatzgebiete vorgesehen, bei
denen vor der Herstellung der Fertigartikel noch eine thermische Behandlung vorgenommen
wird. In der Patentanmeldung wird der bei Reifencordzwirnen übliche Dippprozeß zur
Thermofixierung und Aushärtung der Resorzin/Formaldehyd/Latex-Ausrüstung erwähnt.
Ziel der vorliegenden Erfindung sind dagegen hochfeste, schrumpf- und dehnungsarme
Polyesterfilamente für alle technischen Einsatzgebiete.
[0010] Gemäß der Japanischen Patentanmeldung Sho 58-23914 werden ebenfalls nur Fäden erhalten,
die einen Thermoschrumpf bei 175°C von 7,0 bis 10,0 % aufweisen, ihr Thermoschrumpf
bei 200°C ist entsprechend höher. Auch in der Europäischen Patentanmeldung 0080906
der selben Anmelderin wird ein Verfahren beschrieben, bei dem Kern-Mantel-Unterschiede
innerhalb der Filamente vermieden werden sollen. Der Thermoschrumpf der frisch erhaltenen
Fäden liegt ebenfalls zu hoch. Auch diese Filamente erfüllen demnach nicht die Ansprüche
der vorliegenden Erfindung, da, um zu niedrigen Schrumpfwerten zu kommen, ebenfalls
ein nachträglicher thermischer Behandlungsprozeß, wie schon in der Japanischen Anmeldung
Sho-46117 erwähnt, durchgeführt werden muß. Dieser ist der auch in den beiden Patentanmeldungen
erwähnte Dippprozeß. Ein Test - die Behandlung eines verstreckten Garns bei 240°C
eine Minute lang - soll den Dipprozeß imitieren und zeigen, daß bei dieser Behandlung
der ursprünglich zu hohe Schrumpf des Garns gesenkt werden kann.
[0011] Es bestand also immer noch die Aufgabe, hochfeste Garne aus Polyester zur Verfügung
zu stellen, deren Thermoschrumpf bei 200°C möglichst niedrig liegt und die darüberhinaus
in ihrer KD-Kurve keinen "Schrumpfsattel" aufweisen, d.h. deren Elastizitätsverhalten
möglichst dem von ungeschrumpften Fäden entspricht.
[0012] Überraschend wurde nun gefunden, daß es möglich ist, derartige hochfeste Garne aus
Polyester zur Verfügung zu stellen. Diese ungezwirnten Garne weisen einen Thermoschrumpf
bei 200°C von weniger als 7 % auf, einen Elastizitätsgrad bei einer Belastung von
20 cN/tex von mindestens 90 % und einen Stabilitätsquotienten SQ von mindestens 7,5.
Der zur Definition der erfindungsgemäßen Garne herangezogene Stabilitätsquotient SQ
stellt eine dimensionslose Kenngröße dar. Er errechnet sich nach der folgenden Formel

[0013] Unter dem Begriff ED
20 wird, wie bereits oben definiert, der Elastizitätsgrad bei einer Belastung von 20
cN/tex verstanden, der Wert S
200 stellt den Thermoschrumpf in Prozent bei 200°C dar und der Wert D
54 die Bezugsdehnung bei einer Belastung von 54 cN/tex. Der Verlauf des KD-Diagramms
bei den erfindungsgemäßen Garnen gibt Kurvenzug C in Fig. 1 wieder.
[0014] Die Kristallinität der Einzelfilamente liegt bei 56 bis etwa 65%. Vorzugsweise bestehen
die Garne aus Polyethylenteraphthalat, wobei die fadenbildende Substanz gegebenenfalls
bis zu 2 Gew.-% andere Comonomerbausteine aufweisen kann. Garne mit einem Thermoschrumpf
S200 von weniger als 3% vorzugsweise weniger als 2 % sind bevorzugt. Desgleichen Garne,
die eine Kristallinität von 60% bis 63 % aufweisen. Die Kristallinität wird dabei
aus der Dichte der Fäden berechnet nach der folgenden Gleichung

[0015] Die Dichte d der Fäden kann mit Hilfe einer Gradientensäule bestimmt werden, die
Dichte des amorphen Anteils
da ist mit 1,335 g/ml und die Dichte des kristallinen Materials d
k mit 1,455 g/ml angesetzt worden.
[0016] Die Herstellung derartiger Garne erfolgt erfindungsgemäß durch Verstrecken von Polyestergarnen,
die eine Vororientierung entsprechend einer Doppelbrechung von mindestens 0,025 und
ein mittleres Molekulargewicht entsprechend einer relativen Lösungsviskosität von
etwa 1,9 bis 2,2 aufweisen. Derartige Fäden werden einer Heißverstreckung unterworfen,
wobei das angewandte Verstreckverhältnis mindestens 90 % des maximalen Kaltverstrekkungsverhältnisses
beträgt, und die Streckspannung bei dieser Verstreckung unter den gewählten Bedingungen
zwischen 19 und 23 cN/tex liegt. Bevorzugte Bereiche für diese Streckspannung sind
20 bis 23 cN/tex.
[0017] Ungezwirnte Garne weisen keinen oder nur einen geringen Schutzdrall auf; für 1100
dtex-Garne sind z.B. 60T/m weit verbreitet. Diese Garne werden entweder direkt als
Festigkeitsträger, z.B. in Beschichtungsgeweben, eingesetzt oder dienen als Ausgangsmaterial
für Zwirne, Z.B. im Reifenbau.
[0018] Hochfeste Garne weisen meist Feinheitsfestigkeiten über 65 cN/tex auf. Der Thermoschrumpf
S
200 ist dabei nach DIN 53 866 die relative Längenänderung eines Garnes, das 10 Minuten
bei 200°C Lufttemperatur frei geschrumppft ist.
[0019] Der Elastizitätsgrad ED
20 wird nach DIN 53835 bestimmt. Hierzu wird in einer Zugprüfmaschine das Garn bis zu
einer festgelegten Kraftgrenze belastet und dann wieder vollständig entlastet. Dabei
wird festgestellt, wie hoch die Gesamtdehnung an der festgelegten Belastungsgrenze
(ε
ges.) und die verbleibende Restdehnung (ε
Rest) nach der Entlastung des Garnes ist. Ein Maß für das elastische Verhalten ist das
elastische Dehnungsverhältnis (ED) oder auch Elastizitätsgrad genannt. Dieser errechnet
sich nach der Formel

[0020] Abbildung 2 zeigt die Abhängigkeit des Elastizitätsgrades von der angewandten Belastung
bei einem handelsüblichen schrumpfarmen Garn (Kurve a). Bei dieser Kurve ist ein spontaner
Abfall des Elastizitätsgrades ab etwa 10 cN/tex zu beobachten. Zur Beschreibung des
elastischen Verhaltens dient in dieser Patentschrift der Elastizitätsgrad bei einer
Last von 20 cN/tex, dieser Elastizitätsgrad trägt die Bezeichnung ED
20. Bei den erfindungsgemäßen Garnen wird statt dessen eine Abhängigkeit gemäß Kurve
b in Fig. 2 gefunden.
[0021] Auch die Bezugsdehnung D
54 dienet zur Charakterisierung des mechanischen Verhaltens des erfindungsgemäßen Garns
in dieser Anmeldung. Sie ist der Wert der Dehnung bei einer Belastung von 54 cN/tex.
Der Wert der Belastung von 54 cN wurde willkürlich gewählt. Er entspricht etwa 75
% Prozent der Feinheitsfestigkeit bei diesen Garnen und gestattet ebenfalls eine gute
Aussage über das elastische Verhalten der Garne, insbesondere aber ob ein "Schrumpfsattel"
in dem KD-Diagramm des untersuchten Garnes vorliegt oder nicht. Natürlich hat die
Wiedergabe des vollständigen Kraft-Dehnungs-Diagramms die beste Aussagekraft über
das mechanische Verhalten eines untersuchten Garnes für Vergleiche sind aber Zahlenwerte
besser geeignet.
[0022] In der Literatur findet man deshalb häufig einzelne Punkte dieses Diagramms angegeben.
Am meisten wird die Höchstzugkraft und die Höchstzugkraftdehnung angegeben. Wie bereits
weiter oben ausgeführt, sind jedoch diese Angaben für hochfeste Filamente, vor allem,
wenn sie geschrumpft worden sind, wenig aussagekräftig. Bekanntlich nimmt beispielsweise
die Reißdehnung mit zunehmendem Verstreckverhältnis ab, nachträglicher Schrumpfzulassung
in einem thermomechanischen Verfahren jedoch wieder zu. Man kann demnach durch Angabe
der Höchstzugkraftdehnung nicht unterscheiden, ob es sich um einen hohen Verstreckgrad
mit anschließender Schrumpfzulassung handelt oder um einen niedrigen Verstreckgrad
mit geringerer oder keiner Schrumpfzulassung. Außerdem zeigen fehlerhafte Filamente
niedrigere Bruchfestigkeiten und damit auch niedrigere Bruchdehnungen. Zur Charakterisierung
der Dehnungseigenschaften eines Filaments ist es deshalb besser, einen Punkt des KD-Diagramms
in einem Bereich zu wählen, der nicht durch derartige Einflüsse zu unsicher ist. Im
vorliegenden Fall wurde die Bezugsdehnung D
54 zur Charakterisierung ausgewählt. Auch der hauptsächlich in der angelsächsischen
Literatur anzutreffende Anfangsmodul (auch Young-Modul genannt), der die Steigung
der KD-Linie in ihrem Anfangsbereich angibt, ist zur Charakterisierung von Hochfestfasern
weniger geeignet. Eine Schlußfolgerung über den gesamten Arbeitsbereich der Fäden
ist jedoch aus dem Anfangsmodul nur für verstreckte jedoch nicht geschrumpfte Filamente
möglich. Wie beispielsweise aus der Figur 1 Kurve b ersichtlich, verändert sich das
KD-Diagramm bei geschrumpften Filamenten in charakteristischer Weise. Nach einem zunächst
übereinstimmenden Anstieg der Kurven a und b, das heißt übereinstimmendem Anfangsmodul,
beginnt die Kurve b ab etwa 10 cN/tex mit einer mehr oder weniger starken Abflachung,
die dann bei hohen Belastungen und hohen Dehnungswerten wieder zunimmt. Für den praktischen
Gebrauch sagt die Dehnungsangabe in einem Punkt des KD-Diagramms, der oberhalb des
Schrumpfsattels, jedoch deutlich genug unterhalb der Reißdehnung liegt, am meisten
aus.
[0023] Es wurde gefunden, daß es möglich ist, mit einem einfachen und wirtschaftlichen Verfahren
hochfeste, thermo-und dimensionsstabile und hochelastische Filamente herzustellen,
die auch ohne weitere thermische Nachbehandlung der daraus gefertigten Textilien die
erwünschten Eigenschaften erbringen und für viele Einsatzgebiete wertvoll sind.
[0024] Wesentlich zum Erreichen der beanspruchten Filamenteigenschaften ist ein Verstreckprozeß,
wie er im Folgenden beschrieben ist und nur mit Spinnware höherer Vororientirung durchführbar
ist.
[0025] Verstreckverfahren werden meist unter Angaben von Verstreckverhältnissen und Verstrecktemperaturen
definiert. Zur Kennzeichnung des erfindungsgemäßen Verstreckverfahrens wurde auf die
weit verbreitete Angabe der "Verstrecktemperatur" verzichtet, da derartige Angaben
kaum ohne erhebliche Fehler von Dritten reproduziert werden können, selbst wenn gleichzeitig
Angaben über die Verweilzeit in der Verstreckzone gemacht werden. Eine Angabe der
effektiven Garntemperatur in einem Heizer ist praktisch nicht möglich.
[0026] In diesem Text wurde statt dessen ein Mindestverstreckverhältnis definiert und ein
Bereich für die zu erreichende Verstreckspannung.
[0027] Das Einhalten einer ausreichenden Verweilzeit von Fäden auf einem Heizer ist insbesondere
bei hochtitrigen Filamenten für den technischen Einsatz von besonderer Wichtigkeit.
Welchen Effekt dabei die Wärmeübertragung haben kann zeigt z.B. Aleksandrijskij (Sowjet.
Beiträge zur Faserforschung und Textiltechnik 1971, S. 521). Bei Übertragung der Wärme
über beheizte Metalloberflächen wie z.B. beheizte Walzen für den Titer dtex 1100 wird
eine Verweilzeit von mindestens 0,5 Sekunden benötigt, um bei einer Fixierung verstreckter
Filamente einen konstanten Schrumpf zu erhalten. Bei Übertragung der Wärme durch beheizte
Luft (Konvektion) sollte die Verweilzeit mindestens 3 Sekunden betragen (Pakshver,
Khimicheskie Volokna, 1983, 1, S. 59 - 61). Bei schnellen Spinnstreckverfahren, wie
sie z.B. in der Europäischen Patentanmeldung 80906 beschrieben sind, müßten beispielsweise
bei 5000 m/min Fadenendgeschwindigkeit die Berührungslänge der Filamente mit der heißen
Walze 71,7 m bei einer Verweilzeit von 0,5 Sekunden betragen. Bei einer üblichen zehnmaligen
Umschlingung einer Heizgalette mit einem Durchmesser von 20 cm, wie sie bei handelsüblichen
Spinnstreckanlagen üblich ist, errechnet sich eine Berührungslänge von weniger als
6 m entsprechend einer Verweilzeit von weniger als 0,07 Sekunden. Aus diesen Zahlen
ist ersichtlich, daß über einen schnellen Spinnstreckprozeß eine vollständige Fixierung
der erzeugten Fäden nicht möglich ist, und die gewünschten niedrigen Schrumpfeigenschaften
bei niedriger Dehnung und hoher Elastizität nicht erhalten werden können.
[0028] Die für eine ausreichende Fixierung benötigten Verweilzeiten können technisch nur
erreicht werden, wenn die Geschwindigkeit des zu behandelnden Garnes oder Kabels auf
einige 100 m/min reduziert wird. Unter diesen Bedingungen arbeitende Streckwerke für
die Verstreckung einelnder Fäden oder Garne können zu ausfixierten und thermostabilen
Filamenten führen. Aus wirtschaftlichen Gründen werden jedoch vor allem schrumpfarme
technische Filamente auf sogenannten Bandstraßen hergestellt, bei denen eine große
Anzahl von Filamenten nebeneinander als Schar zwischen Walzenwerken verstreckt und
geschrumpft werden. Auf einer derartigen Bandstraßen-Streckvorrichtung werden auch
die erfindungsgemäßen Filamente bevorzugt hergestellt. Den prinzipiellen Aufbau einer
solchen Bandstraße ist in der Figur 3 wiedergegeben.
[0029] Wie bereits oben ausgeführt, muß das Verstreckverhältnis zur Herstellung hochfester
Filamente so hoch wie nur irgend möglich sein, um die den Filamenten innewohnende
Festigkeit möglichst vollständig zu erreichen. Erfindungsgemäß liegt das Verstreckverhältnis
bei mindestens 90 % des maximalen Kaltverstreckverhältnisses (max. VV), das folgendermaßen
bestimmt wird:
Ein Spinnfaden wird bei Raumtemperatur an einer Zugprüfmaschine bei einer Einspannlänge
von 100 mm und einer Klemmengeschwindigkeit von 400 m/min gerissen. Daraus ergibt
sich

Eine weitere, das Verstreckverfahren definierende Größe ist die Verstreckspannung.
Diese ist eine eindeutige Funktion des Verstreckverhältnisses, der Verstrecktemperatur
und der Verweilzeit im Streckfeld. Die Verstreckspannung ist der Quotient aus der
z.B. mittels eines Tensiometers gemessenen Zugkraft und dem um das eingestellte Verstreckverhältnis
verminderten Titer des Zuliefergarns.
[0030] Es wurde nun gefunden, daß die Verstreckspannung sehr wichtig für die Erfüllung der
erfindungsgemäß gewünschten Schrumpfeigenschaften der fertig verstreckten Fäden ist.
Die von der Verstreckspannung den Fäden eingeprägten inneren Spannungen werden vom
Thermoschrumpf wiedergegeben, wie aus der Figur 4 zu ersehen ist. In dieser Figur
4 ist die Abhängigkeit des Schrumpfes bei 200°C (S200) von der Verstreckspannung eines
Garnes mit dem Endtiter von 1100 dtex und einer Doppelbrechung von 0,0025 wiedergegeben
(Kurvenzug a). Dasselbe wurde mit einem Spinnfaden einer Doppelbrechnung von 0,033
und einem max. VV von 90% durchgeführt, der mit einer Aufwickelgeschwindigkeit von
3000 m/min ersponnen wurde. Die Meßwerte ergaben den Kurvenzug b in Figur 4.
[0031] Um einen Faden mit konstanten Dehnungseigenschaften, die sich aus dem konstanten
Verstreckverhältnis ergeben, und möglichst geringen Thermoschrumpf zu erhalten, wird
man bestrebt sein, die Verstreckspannung so niedrig wie möglich zu halten. Da hohe
Verstreckspannungen auch leichter zum Abriß einzelner Kapillaren führen, die die Weiterverarbeitbarkeit
der Filamente zu Zwirnen und Geweben sehr erschweren können, ist dies ein weiterer
Grund, mit möglichst niedriger Verstreckspannung zu arbeiten. In der betrieblichen
Praxis hat sich nun gezeigt, daß Verstreckspannungen im Bereich zwischen 19 und 23
cN/tex, vorzugsweise im Bereich zwischen 20 und 23 cN/tex, bezogen auf den Titer des
Fadens am Ende der Verstreckzone, zu optimalen Ergebnissen führen. Erhöht man die
Verstreckspannungen durch Reduzierung der Temperatur oder durch Verkürzung der Verweilzeit,
so wird nicht nur ein höhere Thermoschrumpf erhalten, sondern die Anzahl der Kapillarbrüche
nimmt auch zu. Eine Erniedrigung der Verstreckspannungen wäre nur durch weitere Temperaturerhöhung
zu erreichen, durch langsamere Fahrweise oder durch Absenkung des Verstreckverhältnisses.
Eine Absenkung des Verstreckverhältnisses muß jedoch wegen der damit verbundenen Verschlechterung
der Festigkeitswerte vermieden werden. Ein langsamere Fahrweise und damit erhöhte
Verweilzeit im Streckfeld bringt nur dann einen Erfolg, wenn die Zeit der vollständigen
Fixierung bei der schnelleren Fahrweise zu kurz war. War diese ausreichend, so bringt
eine weitere Verlangsamung keine weitere Reduzierung der Verstreckspannung, sondern
verschlechtert nur die Festigkeit des Fadens. Eine Erhöhung der Temperatur ist nur
bis zu dem Punkt möglich, in welchem die Höchstzugkraft der Filamente oder des Garns
bei diesen hohen Temperaturen noch nicht überschritten wird. Es verbleibt also nur
ein verhältnismäßig kleiner Bereich, in welchem man optimal die Verstreckung durchführen
kann. Dieser befindet sich in dem oben angegeben Bereich zwischen 19 und 23 bzw. 20
bis 23 cN/tex.
[0032] Wenn man nun diese an Spinnfäden mit niedriger Vororientierung gemachten Erfahrungen
über die Abhängigkeit von Verstreckspannung, Verstreckverhältnis, Verstrecktemperatur
und Verweilzeit auf solche mit höher vororientierten Spinnfäden übertragen will, stößt
man auf Schwierigkeiten. Versucht man höher vororientierte Spinnfäden unter den Temperatur-
und Verweilzeitbedingungen, die für niedrig orientierte Spinnfäden optimal sind, zu
verstrecken, so treten bei Verstreckverhältnissen, die 90 % des max. VV betragen viel
höhere Verstreckspannungen auf, die dann auch zu den oben erwähnten Schwierigkeiten
führen. Man ist also gezwungen, will man einwandfreie Filamente erhalten, das Verstreckverhältnis
zu reduzieren. Diese Reduzierung hat jedoch zur Folge, daß die Fadenfestigkeiten deutlich
vermindert werden und die Filamente trotzdem noch hohe Schrumpfwerte aufweisen. Ein
derartiger Effekt ist in den nachfolgenden Vergleichsbeispielen 4 gegenüber 5 bzw.
12 gegenüber 13 deutlich sichtbar.
[0033] Es konnte nun überraschend gefunden werden, daß Spinnfäden mit hoher Vororientierung
sich bei so hohen Temperaturen verstrecken lassen, bei denen Spinnfäden mit niedriger
Vororientierung nicht mehr sicher verstreckt werden können, da sie abreißen. Durch
die Erhöhung der Temperatur bei der Verstreckung ist es jedoch wieder möglich, Verstreckspannungen
zwischen 19 und 23 bzw. bevorzugt 20 und 23 cN/tex zu erhalten. Diese deutlich erhöhte
Strecktemperatur bei den Spinnfäden mit höherer Vororientierung führt zu Fäden mit
besonders günstigen Schrumpfeigenschaften, und erlaubt wieder ein Verstreckverhältnis,
das wenigstens 90 % des maximalen Kaltverstreckverhältnisses (max. VV) beträgt.
[0034] Auch beim erfindungsgemäßen Verfahren wäre die Angabe einer Verstrecktemperatur nicht
aussagekräftig, da es sich bei derartigen Angaben bei Temperaturen beispielsweise
um die Temperatur des Heizmediums handeln würde, statt um die einzig wichtige Temperatur
des Fadens. Die Messung der Fadentemperaturen innerhalb eines Ofens ist nicht durchführbar.
Sobald der Faden den Ofen verläßt, beginnt er sich sehr rasch abzukühlen. Lediglich
durch Messungen der Fadentemperatur in verschiedenen Entfernungen vom Austritt aus
dem Heizbereich des Ofens und Anwendung der von Kaufmann in "Faserforschung und Textiltechnik"
28 (5), S. 297 - 301 (1977) angegebenen Näherungsformel kann man auf die eigentlichen
Fadentemperaturen am Ende des Ofens schließen. Bei einem Ofen mit queranströmender
beheizter Luft kann man nur bei genügend langer Verweilzeit im Ofen schließen, daß
der Faden die Temperatur der anströmenden Luft vor dem Verlassen des Ofens angenommen
hat. Bei einem Ofen der durch Infrarotstrahler beheizt ist, ist eine Messung überhaupt
nicht mehr möglich, da im Ofen auch in Fadennähe befindliche Thermofühler durch die
Strahlung eine andere Temperatur annehmen als die Fäden selbst. Eine Regelung der
Strahlungsintensität kann über solche Fühler jedoch gut erfolgen, ebenso wie auch
die Temperatur der beheizten Luft in einem Ofen gut geregelt werden kann. In den Beispielen
wird gezeigt, welche Temperatureinstellungen vorgenommen werden müssen, um entsprechende
Effekte zu erreichen und, daß es genügt, zur Charakterisierung der Verstreckung die
Verstreckspannung sowie den Anteil des erreichten maximalen Verstreckverhältnisses
anzugeben.
[0035] Eine schematische Darstellung einer bevorzugten Vorrichtung zur Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens zeigt die Figur 3.
[0036] Die Spinnfäden Y werden von den im Spulengatter aufgesteckten Spulen 1 abgezogen
und gemeinsam als Fadenschar dem Walzenwerk 2 zugeführt. Dieses besteht aus 5 bis
7 beheizbaren Walzen, deren Oberflächentemperaturen je nach Fadengeschwindigkeit 75
bis 100°C betragen. Die Fadenschar passiert dann den beheizten Ofen 3, der die Fadenschar
völlig umschließt und gelangt dann zum Walzenwerk 4 mit ebenfalls 5 bis 7 Walzen.
Die Geschwindigkeit des Walzenwerks 4 ist um den Faktor der Verstreckung höher als
die des Walzenwerks 2. Von hier gelangen die Fäden dann entweder direkt zur Aufspulung
6 oder sie werden zuvor über das aus im allgemeinen 3 Walzen aufweisende Walzenwerk
5 geführt.
[0037] Die Beheizung des Ofens kann entweder so erfolgen, daß dessen Wände elektrisch oder
mittels eines flüssigen Wärmeträgers beheizt sind; gleichzeitig kann beheizte Luft
den Fäden entgegenströmen. Eine andere Version ist die Beheizung der Fadenschar mit
Infrarotstrahlern, die in dem Ofen angebracht sind. Eine weitere Möglichkeit besteht
in der Beheizung durch heiße Luft, die die Fadenschar quer zu ihrer Laufrichtung anströmt.
Wird anschließend an die Verstreckung ein Relaxierprozeß nachgeschaltet, so wird lediglich
das Walzenwerk 4 auf eine entsprechend hohe Temperatur beheizt, die Schrumpfzulassung
erfolgt dann zwischen dem Walzenwerk 4 und dem Walzenwerk 5 oder zwischen Walzenwerk
4 und der Aufspulung 6. Im letzteren Fall muß die Schrumpfzulassung exakt zwischen
diesen beiden Aggregaten einstellbar sein.
[0038] Ohne eine Relaxierung führt die erfindungsgemäße Verstrekkung hochvororientierter
Polyestergarne zu einem Thermoschrumpf S
200 von etwa 6 %. Diese Garne eignen sich bevorzugt zum Einsatz in Flächengebilden, die
vor ihrer Einarbeitung in einen Verbundartikel noch thermisch behandelt werden, wie
etwa Zwirne für Autoreifen, Antriebsriemen und Förderbänder.
[0039] Die Temperatur-, Zeit- und Spannungsbedingungen der thermischen Behandlung bestimmen
dann die Eigenschaften der Flächengebilde hinsichtlich Schrumpf und Dehnung. Auch
nach dieser weiteren thermischen Behandlung erweisen sich die erfindungsgemäßen Materialien
als den bisher bekannten überlegen. Auch die fertig ausgerüsteten Flächengebilde haben
günstigere Schrumpf-, Dehnungs- und Elastizitätseigenschaften als die bisher bekannten
und übertreffen sie in der thermischen und der Dimensionsstabilität. Außerdem hat
sich gezeigt, daß gegenüber den bisher bekannten Materialien eine kürzere Zeit der
Wärmeeinwirkung möglich ist, um die endgültigen Eigenschaften ten der ausgerüsteten
Materialien zu erhalten. Das heißt, es kann unter milderen Bedingungen bei kürzeren
Verweilzeiten die thermische Nachbehandlung der Textilien erfolgen, was auch hinsichtlich
der Festigkeit von Vorteil ist.
[0040] Bei einigen technischen Artikeln, wie z.B. Heizschläuchen, PVC-beschichteten Geweben
und anderen ist dieser Schrumpf noch zu hoch, da diese Verstärkungsmaterialien ohne
weitere thermische Vorbehandlung direkt vulkanisiert oder beschichtet werden. Hier
ist es nötig, Filamente mit noch niedrigerem Schrumpf einzusetzen. Diese erhält man,
wenn das Walzenwerk 4 der Verstreckstraße eine Oberflächentemperatur von mehr als
200°C hat und es den Fäden erlaubt wird, zwischen dem Walzenwerk 4 und dem Walzenwerk
5 oder zwischen dem Walzenwerk 4 und der Aufspulung 6 kontrolliert zu schrumpfen.
[0041] Läßt man auf diese Weise Fäden aus Spinnware mit niedriger Vororientierung oder Fäden
die eine höhere Vororientierung haben aber nicht erfindungsgemäß verstreckt worden
sind, schrumpfen, so ist es nötig, diese Fäden stärker relaxieren zu lassen, um zu
einem niedrigen Thermoschrumpf bei 200°C von etwa 2 bis 3 % zu kommen. Dies hat die
früher erwähnten Folgen, daß die Dehnung stark ansteigt und der Elastizitätsgrad absinkt.
[0042] Bei den erfindungsgemäß hergestellten Garnen bleibt dagegeben auch nach einer Relaxierung
noch ein hoher Elastizitätsgrad erhalten, was sich auch in einem hohen Stabilitätsquotienten
SQ wiederspiegelt. Die erfindungsgemäßen Garne eignen sich sowohl für den Einsatz
in Zwirnen für z.B. die Herstellung von Reifen usw., die bei der Latexierung nochmals
thermisch behandelt werden, als auch - mit einer der Verstreckstufe nachgeschalteten
Relaxierungsstufe - für den Einsatz von PVC-beschichteten Gewebe usw. Die nachfolgenden
Beispiele sollen das Verfahren ausführlich erläutern. Ihnen ist zu entnehmen, daß
die erfindungsgemäßen Filamente nur dann erhalten werden, wenn die Bedingungen des
erfindungsgemäßen Verfahrens eingehalten werden. Sofern nicht anders angegeben, beziehen
sich Prozente und Teileangaben auf Gewichtseinheiten.
Beispiele
[0043] Die für die nachfolgend beschriebenen Verstreckversuche eingesetzte Spinnware wurde
nach bekannter Technik wie im Folgenden beschrieben hergestellt.
[0044] Das für die Beispiele 1 bis 7 und 12 bis 14 verwendete Granulat aus Polyethylenterephthalat
zeigte eine relative Lösungsviskosität in Dichloressigsäure von 2,120. Bei den Beispielen
8 und 9 wurde ein Material mit einer relativen Lösungsviskosität von 1,990 und für
das Beispiel 10 ein Material mit einer relativen Lösungsviskosität von 2,308 eingesetzt.
Die relative Lösungsviskosität wurde üblicherweise an Lösungen von 1,0
9 des Polymerisats in 100 ml Dichloressigsäure bei 25°C bestimmt durch Messung der
Durchlaufzeiten der Lösung durch ein Kapillarviskosimeter und durch Bestimmung der
Durchlaufzeit des reinen Lösungsmittels unter den gleichen Bedingungen. Die eingesetzten
Polyethylenterephthalat-Granulate wurden über einen Extruder aufgeschmolzen, einer
Spinnpumpe zugeführt und über ein Spinnpack versponnen. Die in Spinnpack befindliche
Düsenplatte hatte jeweils 100 Bohrungen mit einem Durchmesser von jeweils 0,45 mm.
Die aus den Spinndüsen austretenden Fäden wurden im Fall der Rohstoffe mit relativer
Lösungsviskosität 2,120 und 2,308 durch eine unterhalb der Spinndüsenplatte befindliche
Vorrichtung, wie sie in dem Deutschen Patent 21 15 312 beschrieben ist, nacherhitzt
und anschließend mit Luft von 26°C und einer Geschwindigkeit von 0,5 m/sec quer angeblasen.
Zwei derartige Spinnfäden wurden gemeinsam einer Präpariereinrichtung zugeführt, mit
einer Spinnpräparation versehen und mit den in den Beispielen angegebene Geschwindigkeiten
abgezogen und aufgespult. Je nach der Vororientierung der Spinnware wurden die Fäden
dann unter verschiedenen Bedingungen und auf verschiedenen Verstreckanlagen verstreckt
und teilweise geschrumpft. Die Verstreckeinrichtungen unterschieden sich durch die
Art des Verstreckofens.
[0045] In den Beispielen ist unter "IR" ein Heizkanal zu verstehen, bei dem die Fäden durch
keramische Infrarotstrahler erhitzt wurden, unter "Luft" wird ein Ofen verstanden,
bei dem die Fäden durch queranströmende Heißluft erwärmt werden. Die angegebenen Temperaturen
beziehen sich in beiden Fällen auf die Temperaturen der Fühler. Bei dem Ofen "IR"
befanden sich die Fühler etwa 15 mm oberhalb der Padenschar, bei dem Ofen "Luft" waren
sie unterhalb der Fadenschar angebracht und gaben die Temperatur der erhitzten Luft
an, bevor diese auf die Fadenschar auftrifft.
[0046] Beispiel 1 gibt die Fahrweise der Verstreckung eines Spinnfadens mit niedriger Vororientierung
an. Die angegebene Temperatur konnte nicht weiter erhöht werden, da es sonst zu Fadenbrüchen
kam. In Beispiel 5 wurden die gleichen Verstreckbedingungen hinsichtlich Verweilzeit
und Temperatur wie in Beispiel 1 eingesetzt, das Zuliefergarn wies jedoch eine hohe
Vororientierung auf. Bei einem Vergleich der in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellten
Werte sieht man, daß, bedingt durch die hohe Vororientierung der Schrumpf geringfügig
geringer und der Stabilitätsquotient unwesentlich höher ist als in Beispiel 1, der
Fortschritt gegenüber dem ebenfalls gut fixierten Faden des Beispiels 1 ist nicht
groß. Die Werte des Beispiels 4 zeigen jedoch, daß durch Erhöhung der Fühlertemperatur
um 20°C ein Faden mit wesentlich erniedrigtem Schrumpf erhalten werden konnte, der
alle Forderungen der Patentansprüche sicher erfüllt. Im Beispiel 6 wurde die Temperatur
des Heizers auf die des Beispiels 4 angehoben, durch Verdoppelung der Arbeitsgeschwindigkeit
jedoch die Verweilzeit halbiert. Diese Maßnahme führte zu einem starken Anstieg der
Verstreckspannung, die Werte für Schrumpf und Stabilitätsquotient liegen deutlich
außerhalb der beanspruchten Bereiche. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig die Einhaltung
der geforderten Verstreckbedingungen ist, da sonst trotz der den Schrumpf vermindernden
hohen Vororientierung der Spinnware nur ein Garn erhalten wird, das hinsichtlich Thermostabilität
den klassischen Fäden bzw. Garnen sogar unterlegen ist. Bei den Beispielen 8 und 10
werden die erfindungsgemäßen Verstreckbedingungen an Spinnfäden hoher Vororientierung
angewendet. Die eingesetzten fadenbildenden Substanzen weisen jedoch unterschiedliche
mittlere Molekulargewichte entsprechend unterschiedlichen relativen Lösungsviskositäten
auf.
[0047] In den Beispielen 7 und 9 wurde ein Verfahren angewandt, bei dem anschließend an
die Verstreckung ein Schrumpfprozeß stattgefunden hat. In beiden Fällen ist trotz
des erzielten sehr geringen Thermoschrumpfes des Garnmaterials die Elastizität noch
praktisch 100 %ig vorhanden und auch der beanspruchte Stabilitätsquotient übertroffen.
[0048] Versucht man dagegen, wie in den Beispielen 2 und 3 gezeigt, dieses Verfahren bei
einem Spinnfaden mit niedriger Vororientierung anzuwenden, so ist bei gleichem Elastizitätsgrad
in Beispiel 2 der Thermoschrumpf des Garnmaterials sehr viel höher als im Beispiel
7. Eine weitere Relaxierung, wie im Beispiel 3 aufgezeigt, senkt den Wert des Thermoschrumpfes
wohl noch etwas herab, dieser erreicht jedoch keineswegs die niedrigen Werte der Beispiele
7 und 9. Auf der anderen Seite weist die Bezugsdehnung bei 54 cN/tex, die auf einen
sehr hohen Wert angestiegen ist, und der Elastizitätsgrad ED
20, der stark abgesunken ist, auf die Ausbildung eines deutlichen "Schrumpfsattels"
im KD-Diagramm hin. Das Beispiel 14 zeigt, daß bei einer Erhöhung der Vororientierung
durch Anheben der Abzugsgeschwindigkeit auf eine Doppelbrechung, die noch unterhalb
der beanspruchten Größe von 0,025 liegt, zwar eine Verbesserung der thermischen Stabilität
erreicht wird, da auch schon die Verstrecktemperatur etwas angehoben werden konnte.
Die beanspruchten Bereiche der physikalischen Werte der Garne konnten jedoch nicht
erreicht werden. Bei den

Beispielen 11 bis 13 wurde ein Verstreckofen mit quer anströmender Luft benutzt. Auch
hier zeigt sich wiederum, daß erst durch eine Erhöhung der Verstrecktemperatur, die
diesmal vermutlich auch die Temperatur des Fadens am Ende des Streckfeldes sein könnte,
ein erfindungsgemäßer Faden erhalten werden kann. Eine Erhöhung der Verstrecktemperatur
im Beispiel 11 auf 250°C führte zu einem ständigen Reißen der Fäden. Auch bei 245°C
rissen einzelne Fäden ab, andere zeigten jedoch sehr viele Kapillarbrüche. Im Beispiel
11 wurde ein wenigvororientiertes Zuliefergarn eingesetzt, das nur eine Doppelbrechung
von 0,0033 aufwies.