[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Beschichten von Schnittkanten der
ausgestanzten Ausguss- bzw.
Trinköffnungen in metallischen Deckeln für Getränkedosen.
[0002] Metallische Deckel für Getränkedosen, welche üblicherweise aus Stahl oder Aluminium
bzw. einer Aluminiumlegierung bestehen, müssen zum Entleeren des Inhalts mit einer
Einrichtung versehen sein, welche das Aufreissen einer Oeffnung gestattet. Die bekannteste
Einrichtung dieser Art ist das sogenannte "Ring-Pull-System", nach welchem eine Oeffnung
durch eine Kerbe als Sollbruchstelle gekennzeichnet ist. Diese Sollbruchstelle wird
beim Oeffnen aufgerissen. Bei neu entwickelten Systemen wird die Ausguss- bzw. Trinköffnung
zuerst in den Deckel aus lackiertem Blech gestanzt und danach mit einer aufgesiegelten
Abreisslasche verschlossen. Die Schnittkante der ausgestanzten Ausguss- bzw. Trinköffnung
bleibt ungeschützt, was sich - insbesondere bei Deckeln aus Stahlblech - in zweierlei
Hinsicht ungünstig auswirkt:
- Das blanke Metall ist dem chemischen Angriff durch das Füllgut ausgesetzt, und
- das Füllgut kann Metall in gelöster Form aufnehmen, was insbesondere bei Schwermetallen
unerwünscht ist.
Zur Verhinderung von Korrosion am Deckel und Kontamination des Füllguts durch Metalle
ist daher versucht worden, die gebildeten Schnittkanten von Ausgussöffnungen zu schützen.
Dabei hat es sich als besonders problematisch herausgestellt, die Grate, die mit der
Abnützung des Stanzwerkzeuges zunehmend entstehen, zu schützen. Infolge der sogenannten
Kantenflucht eines flüssigen Lackes ist es nicht möglich, mit normalen Spritzverfahren
eine vollständige Abdeckung der Schnittkante zu erreichen. Dies gilt selbst bei zweimaligem
Auftrag des Lackes.
[0003] Weiter ist versucht worden, mit einer dicken Schicht eines PVC-Plastisols die Schnittkanten
von Ausgussöffnungen zu schätzen. Einer Anwendung in industriellem Rahmen sind jedoch
der hohe Materialverbrauch und die im Plastisol enthaltenen Weichmacher - für das
Füllgut eine Migrationsgefahr - entgegengestanden.
[0004] Die Erfinder haben sich die Aufgabe gestellt, ein Verfahren zum Beschichten von Schnittkanten
der ausgestanzten Ausguss- bzw. Trinköffnungen in metallischen Deckeln für Getränkedosen
zu schaffen, das eine vollständige Beschichtung der Schnittkanten, insbesondere auch
von deren Graten, erlaubt und ein lebensmittelkonformes Beschichtungsmaterial anwendet.
Der Porentest (WACO) soll bei einer Spannung von 6 V in einer 1 Gew.-% NaCl-Lösung
für die Stromstärke einen Grenzwert von höchstens 0,4 mA ergeben. Weiter soll sich
das Verfahren durch kurze Beschichtungs- und Trocknungszeiten auszeichnen, eine minimale
Kadenz von 60 Deckeln pro Minute aufweisen und bei minimalem Materialverbrauch in
einer Anlage mit tragbarem Aufwand realisierbar sein.
[0005] Die Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass modifizierte Lacke elektrophoretisch
auf die blanken, nicht isolierten Stellen des Deckels aufgetragen werden.
[0006] Bei einem elektrophoretischen Verfahren zur Herstellung von Lackschichten werden
aus kolloidaler Lösung oder einer Dispersion unter Einwirkung von elektrischem Gleichstrom,
ähnlich einer galvanischen Metallabscheidung, Lackpartikel auf eine Metalloberfläche
abgeschieden. Im Verlauf des Elektrophorese-Prozesses bildet sich eine isolierende
Lackschicht. Die Lackabscheidung erfolgt nur, bis die ganze metallische Oberfläche
des Werkstücks mit einer den Stromfluss verhindernden Isolationsschicht bedeckt ist.
Auf bereits vor Beginn des Elektrophorese-Prozesses lackierte Oberflächen kann keine
Abscheidung erfolgen.
[0007] Je nach angelegtem Spannungspotential, das am zu beschichtenden Werkstück angelegt
wird, erfolgen die Abscheidungsprozesse anodisch (Anaphorese) oder kathodisch (Kataphorese).
Die Art der Abscheidung wird durch die chemische Zusammensetzung der Lacke und deren
Ueberführung in die wässrige kolloidale Lösung bzw. Dispersion bestimmt. Für die Beschreibung
der chemischen Vorgänge der Elektrophorese wird auf den Bericht des Symposiums in
Los Angeles vom 31. März bis 1. April 1973 der American Chemical Society betr. "Electro
Deposition of Coatings" verwiesen, welcher von Brewer G.E. in Washington D.C. 1973
herausgegeben worden ist.
[0008] Dosendeckel werden aus beidseitig lackiertem Metallband hergestellt, das aus Stahl
oder Aluminium bzw. einer Aluminiumlegierung besteht, weshalb nur an den metallisch
blanken Schnittkanten der Ausgussöffnungen, auch
Trinköffnungen genannt, eine elektrophoretische Lackabscheidung möglich ist.
[0009] Nach einer ersten Variante der Erfindung werden Lacke anodischen Typs, die vorzugsweise
aus Acrylpolymeren und/oder Acrylcopolymeren bestehen, eingesetzt. Diese Acrylharze
werden mit mindestens einem Amin bei einem pH-Wert zwischen 8 und 10 in Wasser kolloidal
gelöst bzw. dispergiert. Der kolloidal gelöste bzw. dispergierte Lack wird anaphoretisch
abgeschieden. Bei anaphoretischen Verfahren bildet das Werkstück, also der Deckel
für Getränkedosen, die Anode.
[0010] Nach einer zweiten Variante des erfindungsgemässen Verfahrens werden Lacke kathodischen
Typs, insbesondere Epoxyester, mit einer organischen Säure bei einem pH-Wert zwischen
3,5 und 4,5 in Wasser kolloidal gelöst bzw. dispergiert. Als organische Säuren werden
vorzugsweise Essig-oder Milchsäure eingesetzt. Der in der kolloidalen Lösung bzw.
in der Dispersion enthaltene Lack wird kataphoretisch abgeschieden. Bei kataphoretischen
Lacksystemen bildet das Werkstück die Kathode.
[0011] Versuche haben gezeigt, dass bei der Verwendung von üblicherweise im Elektrophorese-Prozess
eingesetzten Lacken die auf dem Metall abgeschiedene Schicht beim Einbrennen stark
verflüssigt wird und von den Graten abfliesst. Die Lacke müssen deshalb modifiziert
werden. Bevorzugt wird den Lakken ein Thixotropierungsmittel und/oder eine geeignete
Pigmentierung zugesetzt, wodurch die Kantenflucht verhindert werden kann. Als Thixotropierungsmittel
sind z.B. Siliziumoxid mit grosser Oberfläche und/oder Bentonit besonders geeignet.
Als Pigmentpartikel haben sich beispielsweise Glimmerpulver, Titandioxid und/oder
Calciumcarbonat bewährt.
[0012] Die kolloidale Lack-Lösung bez. -Dispersion haben vorteilhaft eine Konzentration
(Festkörpergehalt) von insgesamt 5-15 Gew.-%, vorzugsweise 8-12 Gew.-%, und eine elektrische
Leitfähigkeit von 400-1200 µS (Mikro-Siemens).
[0013] An die Elektroden wird eine gleichgerichtete Spannung von bevorzugt 100-300 V angelegt.
Die Dicke der abgeschiedenen Schicht ist von dieser elektrischen Gleichspannung und
der Leitfähigkeit der Lackschicht abhängig, weshalb diese so aufeinander abgestimmt
werden müssen, dass eine vollständige und gleichmässige Beschichtung entsteht.
[0014] Die mit dem erfindungsgemässen elektrophoretischen Verfahren behandelten Deckel werden
vorzugsweise während 0,5-5 sec, insbesondere während 1-3 sec, in das Elektrophoresebad
eingetaucht. Somit wird in einem kontinuierlichen Verfahren ein Durchsatz von mindestens
60 Deckeln pro Minute erreicht.
[0015] Die optimale Temperatur des Elektrophoresebades liegt im Bereich von 20-30°C, insbesondere
22-25°C, also etwa bei Raumtemperatur oder knapp darüber.
[0016] Mit dem erfindungsgemässen Verfahren werden die Hauptanforderungen nach vollständiger
Beschichtung der Schnittkanten und lebensmittelkonformen Beschichtungsmaterialien
erfüllt. Mit dem Porentest (WACO) sind bei einer Spannung von 6 V Stromstärken von
0-0,2 mA gemessen worden. Auch in bezug auf die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens
werden in industriellem Rahmen die erwarteten Ergebnisse erzielt oder übertroffen.
[0017] Die Erfindung wird anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert. Die schematischen Vertikalschnitte zeigen in
- Fig. 1 den Uebergangsbereich eines Deckels zu einer Heissklebelasche, mit blanker
Schnittkante
- Fig. 2 den Uebergangsbereich eines Deckels zu einer Heissklebelasche, mit geschützter
Schnittkante, und
- Fig. 3 eine Anlage zur elektrophoretischen Lackierung der Schnittkanten von ausgestanzten
Ausguss- bzw. Trinklöchern in Deckeln für Getränkedosen.
[0018] Das in Fig. 1 dargestellte Deckelmaterial 10 aus in der Verpackungsindustrie üblichem
Stahlblech ist beidseits mit einer Schicht aus Lack 12 geschützt. Beim Ausstanzen
der Ausguss- bzw. Trinköffnung 14 ist eine blanke Schnittkante 16 entstanden, die
in Stanzrichtung in einen Grat 18 ausmündet. Die Ausguss- bzw. Trinköffnung 14 ist
mit einer Heissklebelasche verschlossen, die aus einem Dünnband 20 aus einer Aluminium-Dosenlegierung
und einer in Richtung des Deckels aufgebrachten bekannten siegelfähigen Schicht 22
besteht. Die Heissklebelasche ist mittels einer Siegelnaht 24 aufreissbar mit dem
Deckel verbunden. In Fig. 1 wird also der bekannte Stand der Technik dargestellt.
[0019] In Fig. 2 wird eine erfindungsgemäss abgeschiedene elektrophoretische Schicht 26
dargestellt, welche den vorher blanken Bereich der Schnittkante 16 gegen korrosive
Angriffe schützt und die Verunreinigung des Füllguts mit Metall in gelöster Form verhindert.
[0020] Die in Fig. 3 dargestellte Anlage zur elektrophoretischen Lackierung der Schnittkanten
von Ausguss- bzw. Trinköffnungen in Deckeln für Getränkedosen arbeitet kontinuierlich.
Auf einer Führungsschiene 28 sind Gleitkörper 30 verschiebbar und torsionsfest angeordnet.
Diese Gleitkörper 30 sind mit in vertikaler Richtung verschiebbaren Deckelhalterungen
32 ausgerüstet, die mit ihrem im oberen Teil abgerundeten Schaft mittels Federkraft
auf eine als Elektrode wirkende Kontaktschiene 34 gedrückt werden. Im Bereich des
Elektrophoresebades weist die Kontaktschiene eine Führungskurve nach unten auf, wodurch
die Deckelhalterungen bei einer Horizontalbewegung nach unten verschoben und die wegen
der Uebersichtlichkeit nicht eingezeichneten Federn gespannt werden.
[0021] In der ebenen, horizontalen Sohle 36 der Deckelhalterungen 32 ist im Zentrum ein
Permanentmagnet 38 verankert, welcher die Stahldeckel 40 anzieht. Weiter werden Kontaktnadeln
42 in elektrisch leitende Berührung mit den Stahldeckeln 40 gebracht. Der elektrische
Strom wird von der Kontaktschiene 34 über die Deckelhalterungen 32 und die Kontaktnadeln
an die Deckel 40 angeschlossen.
[0022] In einer Wanne 44 ist eine als Elektrophoresebad 46 fungierende kolloidale Lösung
eingefüllt, in welche eine horizontal angeordnete Elektrode 48 getaucht ist. Die Wanne
44 ist mit einem Zufuhrstutzen 50 für das Elektrophoresebad und mit einem der Haltung
des Badniveaus dienenden Ueberlauf 52 versehen.
[0023] Der elektrische Gleichstrom wird über Leiter 54, 56 von den Spannungspolen 58, 60
zu den Elektroden 34, 48 geführt. Die elektrische Stromzufuhr ist so ausgestaltet,
dass die Elektrode 48 sowohl als Anode als auch als Kathode eingesetzt werden kann,
ebenso die Kontaktschiene 34.
[0024] Während des Betriebs der Anlage werden die Deckelhalterungen 32 in Pfeilrichtung
62 mittels der Gleitkörper 30 entlang der Führungsschiene 28 geleitet. Durch die Kontaktschiene
34 werden die Deckelhalterungen 32 im Bereich des Elektrophoresebades 46 so nach unten
geführt, dass die Stahldeckel 40 dessen Oberfläche gerade berühren. Die Stahldeckel
40 werden nun entlang der Oberfläche des
Elek- trophoresebades geführt, bis die Kontaktschiene 34 am andern Ende des Elektrophoresebades
den Weg nach oben wieder frei gibt. Nach der elektrophoretischen Beschichtung werden
die Stahldeckel 40 in nicht gezeichnete Spül- und Trocknungszonen geführt und dann
von den Deckelhalterungen 32 abgestreift.
1. Verfahren zum Beschichten von Schnittkanten der ausgestanzten Ausguss- bzw. Trinköffnungen
in metallischen Deckeln für Getränkedosen,
dadurch gekennzeichnet, dass
modifizierte Lacke elektrophoretisch auf die blanken, nicht isolierten Stellen (16)
des Deckels (40) aufgetragen werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Lacke anodischen Typs,
vorzugsweise Acrylpolymere und/ oder Acrylcopolymere, mit mindestens einem Amin bei
einem pH-Wert zwischen 8 und 10 in Wasser kolloidal gelöst bzw. dispergiert und anaphoretisch
abgeschieden werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Lacke kathodischen Typs,
vorzugsweise Epoxyester, mit einer organischen Säure, insbesondere Essig- oder Milchsäure,
bei einem pH-Wert zwischen 3,5 und 4,5 in Wasser kolloidal gelöst bzw. dispergiert
und kataphoretisch abgeschieden werden.
4. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
dass Lacke mit einem Thixotropierungsmittel, vorzugsweise Siliziumoxid mit grosser
Oberfläche und/oder Bentonit, eingesetzt werden.
5. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
dass Lacke mit Pigmenten, vorzugsweise Glimmerpulver, Titandioxid und/oder Calci- wncarbonat eingesetzt werden.
6. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
dass eine kolloidale Lacklösung bzw. Lackdispersion mit einem Festkörpergehalt von
5-15 Gew.-%, vorzugsweise 8-12 Gew.-%, eingesetzt wird.
7. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
dass an die Elektroden (34,48) eine gleichgerichtete Spannung von 100-300 V angelegt
wird.
8. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
dass die Deckel (40) während 0,5-5 sec, vorzugsweise während 1-3 sec, in das Elektrophoresebad
(46) eingetaucht werden.
9. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
dass die Temperatur des Elektrophoresebades (46) bei 20-30°C, vorzugsweise 22-25°C,
eingestellt wird.