[0001] Auf den verschiedensten Anwendungsgebieten kommen gegebenenfalls dekorativ beflockte
Gebilde oder Gegenstände, z.B. ganzflächig beflockte Flocktuche für z.B. Polstereizwecke
oder dekorativ beflockte T-Shirts, Sportbekleidung mit Vereinsemblemen, Buchstabengruppen,
Zahlen, Werbesprüchen oder Markenzeichen des Herstellers, immer mehr in Mode. Insbesondere
die dekorativ beflockten T-Shirts, Sportbekleidungsstücke und dgl. ersetzen in zunehmendem
Maße T-Shirts oder Sportbekleidungsstücke,auf denen die Dekoration lediglich aufgedruckt
oder aufgebügelt ist.
[0002] Da solche aufgedruckten oder aufgebügelten Dekorationen zwangsläufig keinen textilen
Charakter besitzen, machen sie sich in bestimmten Fällen, z.B. beim Naßwerden der
Bekleidungsstücke, durch unangenehme Trageeigenschaften bemerkbar.
[0003] Gemäß den Lehren der DE-A-30 19 260 können auf textile Gebilde, wie T-Shirts oder
Sportbekleidung, auch bereits nachleuchtende Dekorationen oder Informationen appliziert
werden. Auch hier zeigt jedoch die Dekoration keinen textilen Charakter was sich -wie
beschrieben- durch zumindest zeitweilig unangenehme Trageeigenschaften zu erkennen
gibt.
[0004] Zur Herstellung beflockter Gebilde bedient man sich im wesentlichen dreier bekannter
Maßnahmen, nämlich einer Direktbeflockung, einer Transferbeflockung und einer Aufbügelbeflockung.
Die einschlägigen Verfahrensmaßnahmen sind bekannt und brauchen hier nicht näher erläutert
zu werden. Gemeinsam ist den drei wesentlichen Verfahren jedoch, daß der Flock über
einen Klebstoffbereich bzw. eine Klebstoffschicht an das Substrat gebunden ist. Zur
Aufnahme der den Flock bildenden kurzen Stapelfasern und Verankerung derselben auf
dem Substrat sind die verschiedensten Beflockungsklebstoffe in Form von Dispersionsklebstoffen,
Lösungsmittelklebstoffen oder lösungsmittelfreien Klebstoffen auf der Basis von homo-
und copolymeren PVC-Pasten, Ein- und Mehrkomponenten-Polyurethan-Systemen und dgl.
bekannt. Auf dem textilen Bereich werden vorzugsweise Acrylat-Dispersionen insbesondere
mit hohem Klebkörpergehalt eingesetzt.
[0005] Aus den verschiedensten Gründen kann es von Vorteil sein, die bisher lediglich ein-
oder mehrfarbig beflockten Gebilde nachleuchtend auszurüsten. Unter "nachleuchtend"
ist hier zu verstehen, das nachleuchtend ausgestattete Gebilde nach Bestrahlung mit
aktinischer Bestrahlung eine Zeitlang "nachleuchtet". Nachleuchtend ausgerüstet beflockte
Gebilde besitzen gegenüber nicht-nachleuchtenden beflockten Gebilden folgende Vorteile:
1. Sicherheitseffekt für Bekleidung jeglicher Art, für Fußgänger im Straßenverkehr:
bei Dunkelheit, z. B. auf Jogginganzügen, Radfahrer- und Motorradfahrerbekleidung,
Armbinden für marschierende Kolonnen und ähnliche Anwendungen;
2. Bessere Erkennbarkeit von Startnummern bei Sportveranstaltungen am Abend bei künstlicher
Beleuchtung, wodurch gegebenenfalls auch eine Energieeinsparung möglich wird;
3. Modische Effekte bei Disco-Veranstaltungen und dgl. und
4. Möglichkeit der Anwendung nachleuchtender Flocks im Heimtextilienbereich, z.B.
bei Vorhängen oder Wandbelägen in Versammlungsräumen zur Markierung von Notausgängen
und dgl.
[0006] Um nun-den Flock beflockter Gebilde nachleuchtend zu machen, sind verschiedene Möglichkeiten
denkbar. So wäre es beispielsweise denkbar, ein Nachleuchtpigment in die letztlich
zur Flockherstellung verwendeten Fasern während des Schmelzspinnprozesses einzubauen.
Derartige Maßnahmen wären jedoch insbesondere auch unter Berücksichtigung der letztendlich
benötigten Mengen höchst kostenaufwendig und unwirtschaftlich. Darüber hinaus dürften
sich auch Festigkeitsprobleme bei den Fasern ergeben. Eine weitere denkbare Möglichkeit
wäre, ein Nachleuchtpigment auf die Faseroberfläche mit Hilfe von Hilfsmitteln, die
zur Erzeugung der erforderlichen elektrischen Eigenschaften sowieso auf den Flock
aufgebracht werden, zu applizieren. Diese Maßnahme ist jedoch aufgrund des hohen spezifischen
Gewichts des benötigten Nachleuchtpigments nicht realisierbar. Darüber hinaus wäre
auch eine dauerhafte Haftung des Pigments auf der Faseroberfläche nicht gewährleistet.
[0007] Der Erfindung lag nun die Aufgabe zugrunde, preisgünstig nachleuchtende, beflockte
Gebilde jeglicher Art, also sowohl mit flächigen als auch dekorativen, nachleuchtenden
Flocks beaufschlagte Substrate, herzustellen, wobei ein guter und dauerhafter Nachleuchteffekt
des Flocks erzielt und bei der Herstellung des Flocks keine durch Pigmenteinlagerungen
geschwächten Stapelfasern verwendet werden sollen.
[0008] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Gebilde in Form eines mit nachleuchtendem
Flock:beaufschlagten Substrats, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß in dem Beflockungsklebstoffbereich
ein Nachleuchtpigment untergebracht ist.
[0009] Es muß in hohem Maße überraschen, daß durch das Einarbeiten des Nachleuchtpigments
in den Klebstoffbereich zwischen Flock und Substrat ein starker und nachhaltiger Nachleuchteffekt
erzielt und gleichzeitig die erforderliche feste Haftung des Flocks im Beflockungsklebstoff
gewährleistet ist.·Ersterer Effekt ist deshalb überraschend, weil sowohl die Bestrahlung
des Nachleuchtpigments mit aktinischer Strahlung als auch die Phosphoreszenz- oder
Nachleuchtstrahlung durch den Flock hindurch erfolgt, wobei praktisch keine Dämpfung
feststellbar ist. Die trotz der relativ starken Pigmenteinlagerung in den Klebstoffbereich
erreichte gute Haftung des Flocks war bei Kenntnis der Nachteile von Pigmenteinlagerungen
in Beflockungsklebstoffschichten auf die Größe der vom Beflockungsklebstoff beaufschlagten
Faserfläche und damit auf die "Haltbarkeit" des Flocks nicht zu erwarten (vgl. U.Zorll
in "Flock" Nr. 33, März 1984, S. 4-15).
[0010] Das Einbringen des Nachleuchtpigments in den Klebstoffbereich kann beispielsweise
derart erfolgen, daß zunächst der Beflockungsklebstoff aufgetragen, danach beflockt
und schließlich das Pigmentpulver zwischen den Flock in den noch offenen Klebstoff
eingeschossen wird. Vorzugsweise wird jedoch das Pigment zusammen, d.h. in Mischung
mit dem Beflockungsklebstoff auf das Substrat aufgetragen und danach erst beflockt.
[0011] In den Beflockungsklebstoffbereich werden, bezogen auf die nasse Klebstoffschicht,
allgemein 10 bis 60, zweckmäßigerweise 20 bis 40, vorzugsweise 30 bis 35 Gew.-% Nachleuchtpigment
eingearbeitet.
[0012] Da ein zu hoher Nachleuchtpigmentanteil im Klebstoffbereich zu Flockhaftungsproblemen
führen kann, kann der Beflockungsklebstoffbereich auch mehrlagig ausgebildet sein.
Im Falle einer zweilagigen Ausbildung.des Klebstoffbereichs wird beispielsweise zunächst
ein hochpigmentierter Klebstoff aufgetragen, dieser dann leicht angetrocknet, mit
einer Schicht eines transparenten Beflockungsklebstoffs versehen und letzerer beflockt.
Das gesamte Nachleuchtpigment befindet sich in diesem Falle in der unteren der beiden
Schichten. Es ist weiterhin auch denkbar, daß das Nachleuchtpigment in einer oder
mehreren Klebstoffschicht(en) in Richtung vom Flock zum Substrat mengenmäBig zunimmt.
[0013] Eine andere Möglichkeit der Vermeidung von Flockhaftungsproblemen (z.B. einer Verschlechterung
der Abrieb- und Waschbeständigkeit) bei Verwendung von Beflockungsklebstoffen mit
hoher (Nachleucht-)Pigment- füllung besteht darin, mit Hilfe einer unter dem Klebstoff
angeordneten Hochspannungselektrode, die nach dem Klebstoffauftrag und vor dem Beflockungsvorgang
kurzzeitig aktiviert wird, die gleichmäßig im Klebstoff verteilten Pigmente in Richtung
Substrat abzusenken und so in der unteren, dem Substrat nahen Schicht des Klebstoffes
zu konzentrieren. Dadurch wird der Pigmentanteil in der oberen Schicht des Klebstoffes
stark reduziert, so daß der Klebkörperanteil des Klebstoffes für die Flockhaftung
zur Verfügung steht. Die Hochspannungsversorgung hat je nach verwendetem Pigment negatives
oder positives Ladungsvorzeichen und ist von 0 - 100 KV regelbar.
[0014] Die zu wählende Spannungsgröße ist abhängig von der relativen Dielektrizitätskonstante
des Pigmentes und vom Isolationswert des Substrates.
[0015] Als Hochspannungsführende Elektroden eignen sich solche in Form von Stäben, Drähten,
Gittern oder Platten, metallisch blank oder von nicht leitendem Kunststoff, ganz oder
teilweise umkleidet.
[0016] Als Nachleuchtpigment eignet sich jedes übliche Nachleuchtpigment, vorzugsweise jedoch
nachleuchtendes ZnS, einer Teilchengröße von etwa 10-20 µm vorzugsweise unter etwa
15 µm.
[0017] Befindet sich das Nachleuchtpigment in dem auch den Flock aufnehmenden Beflockungsklebstoffbereich,
sollte das Nachleuchtpigment aus Gründen einer guten Beflockbarkeit des Klebstoffbereichs
vorzugsweise rundlich oder kugelig sein. Befindet sich dagegen das Nachleuchtpigment
an einer_von der Beflockungsstelle getrennten Stelle, kann es auch eine andere Form
besitzen, z.B. nadel- oder tafelförmig sein.
[0018] Das erfindungsgemäße Konzept läßt sich bei sämtlichen bekannten Beflockungsmaßnahmen,
z.B. der Direkt-, Transfer- oder Aufbügelbeflockung, verwirklichen, wobei lediglich
dafür Sorge zu tragen ist, daß das Nachleuchtpigment (im Endzustand) in dem unter
dem Flock liegenden Klebstoffbereich untergebracht ist. Ob sich hierbei etwa zwischen
Klebstoffbereich und Substrat noch eine weitere Klebstoffschicht befindet oder nicht
spielt keine Rolle.
1. Gebilde in Form eines mit nachleuchtendem Flock beaufschlagten Substrats, dadurch
gekennzeichnet, daß in dem Beflockungsklebstoffbereich ein Nachleuchtpigment, untergebracht
ist.
2. Gebilde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Beflockungsklebstoffbereich
mindestens zweilagig ausgebildet ist, wobei das Nachleuchtpigment vollständig oder
überwiegend in der dem Substrat benachbarten Klebstofflage untergebracht ist.
3. Gebilde nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß im Beflockungsklebstoffbereich
10 bis 60 , zweckmäßigerweise 20 bis 40, vorzugsweise 30 bis 35 Gew.-% (jeweils bezogen
auf den nassen Klebstoffauftrag) Nachleuchtpigment untergebracht sind.
4. Gebilde nach einem der vorhergehenden Ansprüche dadurch gekennzeichnet, daß das
Nachleuchtpigment aus nachleuchtendem ZnS besteht.
5. Verfahren zur Herstellung eines Gebildes nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man auf ein Substrat einen ein nachleuchtendes Pigment enthaltenden Beflockungsklebstoff
appliziert und diesen dann in üblicher bekannter Weise beflockt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß man zur Anreicherung des
Pigments im Klebstoffbereich an einer Stelle nahe dem Substrat vor der Beflockung
kurzzeitig eine unter dem mit Klebstoff beaufschlagten Substrat angeordnete Hochspannungselektrode
aktiviert.
7. Verfahren zur Herstellung eines Gebildes nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß man auf ein Substrat einen ein Nachleuchpigment enthaltenden Klebstoff appliziert,
diesen leicht antrocknet, auf die Klebstoffschicht zumindest eine weitere Schicht
eines transparenten Beflockungsklebstoffs aufbringt und diese in üblicher bekannter
Weise beflockt.
8. Verfahren nach Ansprüchen 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß man auf das Substrat
einen 10 bis 60, zweckmäßigerweise 20 bis 40, vorzugsweise 30 bis 35 Gew.-% Nachleuchtpigment
enthaltenden Klebstoff aufbringt.
9. Vorrichtung insbesondere zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 6, gekennzeichnet
durch eine unter dem mit Klebstoff beaufschlagten Substrat angeordnete Hochspannungselektrode.