[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von Kephalinderivaten der Formel I,

worin R
1 und R
2 unabhängig voneinander Wasserstoff oder Niederalkyl, R
3 Wasserstoff, Niederalkoxycarbonyl, Carbamoyl oder freies oder geschütztes Carboxy,
R
4 Wasserstoff oder einen aliphatischen, aromatischen, aromatisch-aliphatischen oder
cycloaliphatischen Rest, W Wasserstoff und Z eine 1,2-Dihydroxy-ethyl-, 2-Hydroxy-ethyl-,
oder Hydroxymethyl-Gruppe, in der mindestens eine Hydroxygruppe mit einer aliphatischen
C
6-30-Carbonsäure verestert oder mit einem aliphatischen C
6-30-Alkohol verethert ist, und in der die andere Hydroxygruppe, falls vorhanden, frei,
mit einer aliphatischen C
2-30-Carbonsäure verestert oder mit einem aliphatischen C
1-30-Alkohol verethert ist, oder W Hydroxymethyl oder eine Hydroxymethylgruppe, die mit
einer aliphatischen C
6-30-Carbonsäure verestert oder mit einem aliphatischen C
6-30-Alkohol verethert ist und Z eine Hydroxymethylgruppe, die mit einer aliphatischen
C
6-30-Carbonsäure verestert oder mit einem aliphatischen C
6-30-Alkohol verethert ist, bedeuten, und von Salzen dieser Verbindungen zur Prophylaxe
und Therapie von Virusinfektionen bei Warmblütern einschliesslich des Menschen sowie
zur Herstellung von pharmazeutischen Präparaten für die Anwendung zur Prophylaxe und
Therapie von Virusinfektionen bei Warmblütern einschliesslich des Menschen oder als
Zwischenprodukte zur Herstellung von Verbindungen der Formel I, die zur Prophylaxe
und Therapie von Virusinfektionen geeignet sind.
[0002] Die Erfindung betrifft auch eine Methode zur Prophylaxe und Therapie von Virusinfektionen
bei Warmblütern einschliesslich des Menschen, dadurch gekennzeichnet, dass man eine
antiviral wirksame Menge einer Verbindung der Formel I oder eines pharmazeutisch verwendbaren
Salzes davon verabreicht.
[0003] Die Erfindung betrifft weiter neue pharmazeutische Präparate, die als Wirkstoff,
insbesondere als alleinigen Wirkstoff, eine solche pharmazeutisch verwendbare Verbindung
der Formel I oder ein pharmazeutisch verwendbares Salz einer solchen Verbindung zusammen
mit einem pharmazeutischen Trägermaterial enthalten.
[0004] Die Erfindung betrifft auch die Verbindungen der Formel I aus der obengenannten Gruppe,
deren Anwendung in einem Verfahren zur therapeutischen Behandlung des menschlichen
oder tierischen Körpers nicht zum Stand der Technik gehört, und pharmazeutisch verwendbare
Salze dieser Verbindungen zur Anwendung in einem Verfahren zur therapeutischen Behandlung
des menschlichen oder tierischen Körpers, pharmazeutische Präparate, enthaltend diese
Verbindungen und Verfahren zu ihrer Herstellung.
[0005] Die Erfindung betrifft ferner die neuen Verbindungen der Formel I und Salze dieser
Verbindungen, pharmazeutische Präparate, enthaltend eine solche Verbindung oder ein
solches Salz als Wirkstoff, deren Verwendung als Arzneimittel sowie Verfahren zur
Herstellung dieser Verbindungen und ihrer Salze.
[0006] Niederalkyl R und R
2 ist insbesondere Methyl oder Ethyl.
[0007] Niederalkoxycarbonyl R ist insbesondere Methoxycarbonyl oder Ethoxycarbonyl.
[0008] Geschütztes Carboxy R
3 ist durch eine Carboxylschutzgruppe geschütztes Carboxy.
[0009] Schutzgruppen, ihre Einführung und Abspaltung sind beispielsweise beschrieben in
"Protective Groups in Organic Chemistry", Plenum Press, London, New York 1973,und
in "Methoden der organischen Chemie", Houben-Weyl, 4. Auflage, Bd. 15/1, Georg-Thieme-Verlag,
Stuttgart 1974 sowie in Theodora W. Greene, "Protective Groups in Organic Synthesis,
John Wiley & Sons, New York 1981. Charakteristisch für Schutzgruppen ist, dass sie
leicht, d.h. ohne dass unerwünschte Nebenreaktionen stattfinden, z.B. solvolytisch,
reduktiv, photolytisch oder auch unter physiologischen Bedingungen abspaltbar sind.
[0010] Carboxylgruppen sind üblicherweise in veresterter Form geschützt, wobei solche Estergruppierungen
unter schonenden Bedingungen leicht spaltbar sind. In dieser Art geschützte Carboxylgruppen
enthalten als veresternde Gruppen in erster Linie in 1-Stellung verzweigte oder in
1- oder 2-Stellung geeignet substituierte Niederalkylgruppen. Bevorzugte, in veresterter
Form vorliegende Carboxylgruppen sind u.a. tert.-Niederalkoxycarbonyl, z.B. tert.-Butyloxycarbonyl,
Arylmethoxycarbonyl mit einem oder zwei Arylresten, wobei diese gegebenenfalls z.B.
durch Niederalkyl, wie tert.-Niederalkyl, z.B. tert.-Butyl, Niederalkoxy, wie Methoxy,
Hydroxy, Halogen, z.B. Chlor, und/oder Nitro, mono- oder polysubstituierte Phenylreste
darstellen, wie gegebenenfalls, z.B. wie oben erwähnt, substituiertes Benzyloxycarbonyl,
z.B. 4-Methoxybenzyloxycarbonyl, oder 4-Nitrobenzyloxycarbonyl, oder gegebenenfalls,
z.B. wie oben erwähnt, substituiertes Diphenylmethoxycarbonyl, z.B. Diphenylmethoxycarbonyl
oder Di-(4-methoxyphenyl)-methoxycarbonyl, 1-Niederalkoxyniederalkoxycarbonyl, wie
Methoxymethoxycarbonyl, 1-Methoxyethoxycarbonyl oder 1-Ethoxymethoxycarbonyl, 1-Niederalkylthioniederalkoxycarbonyl,
wie 1-Methylthiomethoxycarbonyl oder 1-Ethylthioethoxycarbonyl, Aroylmethoxycarbonyl,
worin die Aroylgruppe gegebenenfalls, z.B. durch Halogen, wie Brom, substituiertes
Benzoyl darstellt, z.B. Phenacyloxycarbonyl, 2-Halogenniederalkoxycarbonyl, z.B. 2,2,2-Trichlorethoxycarbonyl,
2-Bromethoxycarbonyl oder 2-Iodethoxycarbonyl, oder 2-(trisubstituiertes Silyl)-ethoxycarbonyl,
worin die Substituenten unabhängig voneinander je einen gegebenenfalls substituierten,
z.B. durch Niederalkyl, Niederalkoxy, Aryl, Halogen, und/oder Nitro substituierten,
aliphatischen, araliphatischen, cycloaliphatischen oder aromatischen Kohlenwasserstoffrest,
wie entsprechendes, gegebenenfalls substituiertes Niederalkyl, Phenylniederalkyl,
Cycloalkyl oder Phenyl, bedeuten, z.B. 2-Triniederalkylsilylethoxycarbonyl, 2-Trimethylsilylethoxycarbonyl
oder 2-(Di-n-butyl-methyl-silyl)-ethoxycarbonyl, oder 2-Triarylsilylethoxycarbonyl,
wie 2-Triphenylsilylethoxycarbonyl.
[0011] Die oben und im folgenden erwähnten organischen Silylreste enthalten vorzugsweise
Niederalkyl, insbesondere Methyl, als Substituenten der Silizium-Atome. Entsprechende
Silylgruppen sind in erster Linie Triniederalkylsilyl, insbesondere Trimethylsilyl,
ferner Dimethyl- tert.-butyl-silyl.
[0012] Bevorzugte geschützte Carboxylgruppen sind tert.-Niederalkoxycarbonyl, wie tert.-Butoxycarbonyl,
und in erster Linie gegebenenfalls, z.B. wie oben erwähnt, substituiertes Benzyloxycarbonyl,
wie 4-Nitrobenzyloxycarbonyl, oder Diphenylmethoxycarbonyl, vor allem 2-(Trimethylsilyl)-ethoxycarbonyl.
[0013] Ein aliphatischer, aromatischer, aromatisch-aliphatischer oder cycloaliphatischer
Rest R
4 ist insbesondere eine Phosphorsäureschutzgruppe, z.B. Niederalkyl, wie insbesondere
Methyl, gegebenenfalls substituiertes Phenyl, z.B. 2-Chlor-phenyl oder im Phenylteil
gegebenenfalls substituiertes Phenylniederalkyl, wie insbesondere Benzyl oder 4-Nitro-benzyl.
[0014] Ein cycloaliphatischer Rest ist insbesondere auch unsubstituiertes oder z.B. durch
Niederalkyl, Hydroxy oder Niederalkanoyloxy, wie Acetoxy, substituiertes Cycloalkyl
mit 5 oder 6 C-Atomen, z.B. 2,3,4,5,6-Pentahydroxy-cyclohexyl, wie 1-Desoxy-myo-inosityl,
oder 2,3,4,5,6-Pentaacetoxy-cyclohexyl.
[0015] Eine aliphatische C
6-30-Carbonsäure hat vorzugsweise eine gerade Anzahl von C-Atomen, in erster Linie 12-24,
vor allem 16-24, hauptsächlich 16-22, C-Atome, ist verzweigt oder vorzugsweise geradkettig
und ist insbesondere eine substituierte oder vorzugsweise unsubstituierte Alkan- oder
Alkensäure, wobei letztere 1-3 isolierte Doppelbindungen enthalten kann, z.B. eine
in der Natur vorkommende Fettsäure, wie insbesondere Palmitin-, Oel- oder Stearinsäure,
oder auch Linol- oder Linolensäure. Daneben seien als Beispiele für eine aliphatische
C6-30-Carbonsäure Caprin-, Laurin-, Nervon- oder Lignocerinsäure genannt.
[0016] Ein aliphatischer C
6-30-Alkohol hat vorzusweise eine gerade Anzahl von C-Atomen, in erster Linie 12-24, vor
allem 16-24, hauptsächlich 16-22, C-Atome, ist verzweigt oder vorzugsweise geradkettig
und ist insbesondere ein substituiertes oder unsubstituiertes Alkanol oder Alkenol,
wobei als Substituenten z.B. Hydroxy, Amino, Alkanoylamino oder Alkenoylamino genannt
seien.
[0017] Die bei der Definition des Restes Z genannte aliphatische C
2-30-Carbonsäure ist insbesondere eine gegebenenfalls substituierte Alken-oder vorzugsweise
Alkansäure, z.B. Essigsäure, Propionsäure oder Buttersäure oder eine der obengenannten
aliphatischen C
6-30-Carbonsäuren.
[0018] Der bei der Definition des Restes Z genannte aliphatische C
1-30-Alkohol ist insbesondere ein substituiertes oder vorzugsweise unsubstituiertes Alken-
oder vorzugsweise Alkanol mit bis zu 30 C-Atomen, z.B. Methanol, Ethanol oder einer
der obengenannten aliphatischen C6-30 Alkohole.
[0019] Die vor- und nachstehend verwendeten Allgemeinbegriffe haben vorzugsweise folgende
Bedeutungen:
Das Präfix "Nieder" bezeichnet Reste bis und mit 7, insbesondere bis und mit 4, Kohlenstoffatomen.
[0020] Substituenten von Phenyl sind insbesondere Niederalkyl, Halogen, Niederalkoxy, Nitro
oder Niederalkoxycarbonyl.
[0021] Niederalkyl ist z.B. n-Propyl, n-Butyl, Isobutyl, sek.Butyl, tert.Butyl, ferner n-Pentyl,
n-Hexyl oder n-Heptyl, in erster Linie aber Methyl, Ethyl oder Isopropyl.
[0022] Halogen ist insbesondere Chlor oder Brom, ferner Fluor oder Iod.
[0023] Niederalkoxy ist insbesondere Methoxy oder Ethoxy.
[0024] Niederalkoxycarbonyl ist insbesondere Methoxycarbonyl oder Ethoxycarbonyl.
[0025] Die Verbindungen der Formel I, worin R
4 Wasserstoff oder R
3 Carboxy bedeutet, können bei geeignetem pH-Wert als innere Salze, d.h. in zwitterionischer
Form, vorliegen.
[0026] Die Verbindungen der Formel I können, z.B. wenn sie mehr als eine basische Gruppe
enthalten, auch Säureadditionssalze mit externen Säuren, z.B. mit anorganischen Säuren,
wie Mineralsäuren, z.B. Salzsäure, Schwefelsäure oder Phosphorsäure, oder mit geeigneten
organischen Carbon- oder Sulfonsäuren, z.B. Trifluoressig-, Essig-, Malein-, Fumar-,
Wein-, Zitronen-, Methansulfon- oder 4-Toluolsulfonsäure, sowie mit Aminosäuren, wie
Arginin und Lysin, bilden.
[0027] Die Verbindungen der Formel I können, z.B. wenn sie mehr saure als basische Gruppen
enthalten, z.B. wenn R
4 Wasserstoff und R
3 Carboxy bedeuten, Metall- oder Ammoniumsalze bilden, wie Alkalimetall- und Erdalkalimetall-,
z.B. Natrium-, Kalium-, Magnesium- oder Calciumsalze, sowie Ammoniumsalze mit Ammoniak
oder geeigneten organischen Aminen, wobei in erster Linie aliphatische, cycloaliphatische,
cycloaliphatisch-aliphatische oder araliphatische primäre, sekundäre oder tertiäre
Mono-, Di- oder Polyamine, sowie heterocyclische Basen für die Salzbildung in Frage
kommen, wie Niederalkylamine, z.B. Triethylamin, Hydroxyniederalkylamine, z.B. 2-Hydroxyethylamin,
Bis-(2-hydroxyethyl)-amin, 2-Hydroxy-ethyl-diethyl-amin oder Tri-(2-hydroxyethyl)-amin,
basische aliphatische Ester von Carbonsäuren, z.B. 4-Aminobenzoesäure-2-diethylaminoethylester,
Niederalkylenamine, z.B. 1-Ethylpiperidin, Cycloalkylamine, z.B. Dicyclohexylamin,
oder Benzylamine, z.B. N,N'-Dibenzylethylendiamin, ferner Basen vom Pyridintyp, z.B.
Pyridin, Collidin oder Chinolin.
[0028] Zur Isolierung oder Reinigung können auch pharmazeutisch ungeeignete Salze Verwendung
finden. Zur therapeutischen Anwendung gelangen jedoch nur die pharmazeutisch verwendbaren,
nicht-toxischen Salze, die deshalb bevorzugt werden.
[0029] Die neuen Verbindungen der vorliegenden Erfindung weisen eine Reihe wertvoller pharmakologischer
Eigenschaften auf.
[0030] Erfindungsgemäss wurde überraschenderweise gefunden, dass die obengenannten Phosphatidylverbindungen
der Formel I und ihre pharmazeutisch verwendbaren Salze sowohl zur Prophylaxe als
auch zur Therapie von Virusinfektionen hervorragend geeignet sind, wie sich z.B. aus
Tierversuchen, wie sie im Beispielteil exemplifiziert sind, ergibt. In diesen Tierversuchen
werden Tiere, wie Mäuse oder Meerschweinchen, mit den verschiedensten Virusarten in
einer Dosis, die für alle oder die grosse Mehrzahl der unbehandelten (Kontroll)-Tiere
letal ist, z.B. LD80-90' infiziert und der Infektionsverlauf bei den unbehandelten
Kontrolltieren im Vergleich zu Tieren beobachtet, die vor, gleichzeitig mit oder nach
der Infektion mit einer der obengenannten Verbindungen oder einem Salz davon behandelt
werden.
[0031] Dabei zeigt sich, dass ein prophylaktischer Effekt bei Verabreichung der Verbindungen
der Formel I schon mehrere Tage bis zu einigen, z.B. vier, Wochen vor der Infektion,
und ein therapeutischer Effekt noch bei Verabreichung mehrere Tage, z.B. 1 Woche,
nach der Infektion, eintritt.
[0032] Bemerkenswert ist auch das breite virale Spektrum, gegen das die obengenannten Verbindungen
wirksam sind.
[0033] Die Verbindungen der Formel I können insbesondere zur Prophylaxe und Therapie von
Krankheiten verwendet werden, die durch die nachstehend näher bezeichneten Viren hervorgerufen
werden [zur Nomenklatur vgl. J.L.Melnick, Prog. med. Virol. 26, 214-232 (1980) und
28, 208-221 (1982)]:
DNA-Viren mit kubischer Symmetrie und nacktem Nukleokapsid, DNA-Viren mit umhülltem
Virion sowie RNA-Viren mit kubischer und solche mit helikaler Symmetrie des Kapsids.
[0034] Bevorzugterweise verwendet man die Verbindungen der Formel I im Falle von DNA-Viren
mit umhülltem Virion und kubischer Symmetrie des Kapsids, im Falle von RNA-Viren mit
kubischer Symmetrie des Kapsids und nacktem Virion und im Falle von RNA-Viren mit
helikaler Symmetrie des Kapsids, in denen die Nukleokapsidhülle bei der Oberflächenmembran
gelegen ist, aber auch im Falle von Adenoviridae, Poxviridae und Coronaviridae, wie
insbesondere menschlichen Coronaviren.
[0035] In erster Linie verwendet man die Verbindungen der Formel I im Falle von Herpesviridae,
Picornaviridae und Myxoviren, aber auch im Falle von Mastadenoviren, wie insbesondere
menschlichen Adenoviren, im Falle von Chordopoxvirinae, wie hauptsächlich Orthopoxviren,
wie insbesondere z.B. Vacciniaviren, im Falle von Reoviridae, vornehmlich (insbesondere
menschlichen) Rotaviren, sowie im Falle von Caliciviridae und Rhabdoviridae, wie in
erster Linie Vesiculoviren des Menschen sowie von Pferden, Rindern und Schweinen.
[0036] Hauptsächlich verwendet man die Verbindungen der Formel I im Falle von Alphaherpesvirinae,
wie Varicellaviren, z.B. menschlichen Varicella-Zoster Viren, Rhinoviren, Cardioviren
und Orthomyxoviridae, aber auch im Falle von Betaherpesvirinae, wie insbesondere menschlichen
Cytomegaloviren, im Falle von Aphthoviren, in erster Linie Apthoviren von Paarhufern,
wie hauptsächlich von Rindern, sowie im Falle von Paramyxoviridae, wie in erster Linie
Pneumoviren, z.B. respiratorischen Syncitialviren des Menschen, und wie daneben Morbilliviren
oder Paramyxoviren, wie Parainfluenzaviren, z.B. menschlichen Parainfluenzaviren,
einschliesslich der Sendaiviren sowie im Falle von Arboviren oder Vesiculoviren, z.B.
Vesicular stomatitis Viren.
[0037] In allererster Linie verwendet man die Verbindungen der Formel I im Falle von Simplexviren,
z.B. menschlichen Herpes simplex Viren der Typen 1 und 2, im Falle von menschlichen
Encephalomyocarditisviren, im Falle von Influenzaviren, wie hauptsächlich Influenza
A und Influenza B Viren und ganz besonders im Falle der in den Beispielen genannten
Viren.
[0038] Die Verbindungen der Formel I können erfindungsgemäss verwendet werden, indem man
sie enteral oder parenteral, in erster Linie zusammen mit geeigneten Hilfs- oder Trägerstoffen,
appliziert. Bevorzugterweise appliziert man sie auf die Schleimhaut, z.B. intranasal,
rektal, vaginal oder auf die Bindehaut des Auges, oder oral. Der antivirale Effekt
tritt jedoch auch bei Applikation auf anderen Wegen, z.B. subkutan, intravenös, intramuskulär
oder bei Applikation auf die normale Haut ein.
[0039] Die Dosierung des Wirkstoffes hängt u.a. von der Warmblüterspezies, der Abwehrlage
des Organismus, der Applikationsweise und der Art des Virus ab. Die Dosis-Wirkungsbeziehung
ist relativ schwach ausgeprägt.
[0040] Zur Vorbeugung appliziert man eine einmalige Dosis von etwa 0,01 mg bis etwa 25 mg,
vorzugsweise 0,05 bis 7 mg, z.B. 0,5 mg, Wirkstoff an einen Warmblüter von etwa 70
kg Körpergewicht, z.B. den Menschen. Die prophylaktische Wirkung dieser Dosis erstreckt
sich über mehrere Wochen. Bei Bedarf, z.B. in Zeiten erhöhter Ansteckungsgefahr, kann
man die Verabreichung dieser Dosis wiederholen.
[0041] Die therapeutische Dosis für Warmblüter von etwa 70 kg Körpergewicht liegt zwischen
0,1 mg und 50 mg, vorzugsweise zwischen 1 und 10 mg, z.B. bei 5 mg, insbesondere bei
oraler Applikation. Die Dosierung bei topischer, insbesondere intranasaler Applikation,
liegt bis zum Faktor 10 niedriger. Bei Bedarf kann man die Verabreichung der Verbindungen
der Formel I bis zum Eintritt einer Besserung der Erkrankung wiederholen. Oft genügt
jedoch eine einmalige Applikation.
[0042] Die Erfindung betrifft insbesondere die Verwendung von Verbindungen der Formel I,
worin R
1 und R unabhängig voneinander Wasserstoff oder C
1-2-Alkyl, R
3 Wasserstoff, Carboxy oder Benzyloxycarbonyl, R
4 Wasserstoff, Benzyl, 2-Amino-ethyl, 2,3-Dihydroxy-propyl, Trimethylsilyl, 2,3,4,5,6-Pentahydroxy-cyclohexyl
oder 2-Hydroxy-3-glycyloxy- propyl, W Wasserstoff und Z eine 1,2-Dihydroxyethyl- oder
2-Hydroxyethylgrupe, in der jeweils die 2-Hydroxygruppe mit einer geradkettigen Alkansäure
mit 6, 10, 12, 14, 16, 18 oder 20 C-Atomen oder mit einer geradkettigen, C
18-Alkensäure mit 1-3 Doppelbindungen verestert oder mit einem geradkettigen Alkanol
mit 6, 8, 16 oder 18 C-Atomen verethert ist und in der die 1-Hydroxygruppe, falls
vorhanden, entweder frei oder mit einer geradkettigen Alkansäure mit 6, 10, 12, 14,
16, 18 oder 20 C-Atomen oder mit einer geradkettigen C
18-Alkensäure mit 1-2 Doppelbindungen verestert oder mit einem. geradkettigen Alkanol
mit 1, 6, 8, 16 oder 18 C-Atomen verethert ist, oder W Hydroxymethyl oder Palmitoyloxymethyl
und Z Palmitoyloxymethyl bedeuten, und von pharmazeutisch verwendbaren Salzen dieser
Verbindungen zur Prophylaxe und Therapie von Virusinfektionen bei Warmblütern, wie
insbesondere beim Menschen.
[0043] Besonders betrifft die Erfindung die Verwendung der Verbindungen der Formel I, worin
R
3 Wasserstoff, Niederalkoxycarbonyl oder Carboxy und R4 Wasserstoff bedeuten, und ihrer
pharmazeutisch verwendbaren Salze zur Prophylaxe und Therapie von Virusinfektionen.
Hauptsächlich betrifft die Erfindung die Verwendung von Verbindungen der Formel I,
worin und R
2 Wasserstoff, R
3 Wasserstoff oder Carboxy, R
4 Wasserstoff, W Wasserstoff und Z eine 1,2-Dihydroxy- ethylgruppe, in der die 2-Hydroxygruppe
mit einer geradkettigen C
14-18-Alkansäure mit gerader Anzahl von C-Atomen oder mit einer geradkettigen, einfach
ungesättigten C
18-Alkensäure verestert oder mit einem geradkettigen Alkanol mit 16 oder 18 C-Atomen
verethert ist und in der die 1-Hydroxygruppe entweder frei oder mit einer geradkettigen
C
14-18 Alkansäure mit gerader Anzahl von C-Atomen oder mit einer geradkettigen, einfach ungesättigten
C
1S-Alkensäure verestert oder mit einem geradkettigen Alkanol mit 1, 16 oder 18 C-Atomen
verethert ist, bedeuten, und ihrer pharmazeutisch verwendbaren Salze.
[0044] Bevorzugt ist die Verwendung von Verbindungen der Formel I, worin W Wasserstoff und
Z eine 1,2-Dihydroxy-ethylgruppe, in der die 2-Hydroxygruppe mit einer geradkettigen
C
14-18-Alkansäure mit gerader Anzahl von C-Atomen oder mit einer geradkettigen, einfach
ungesättigten C
18-Alkensäure verestert ist und in der die 1-Hydroxygruppe entweder frei oder mit einer
geradkettigen C
14-18-Alkansäure mit gerader Anzahl von C-Atomen oder mit einer geradkettigen, einfach
ungesättigten C
18-Alkensäure verestert ist, bedeuten, und ihrer pharmazeutisch verwendbaren Salze.
[0045] Besonders bevorzugt ist die Verwendung von Verbindungen der Formel I, worin W Wasserstoff
und Z eine 1,2-Dihydroxyethylgruppe, in der die beiden Hydroxygruppen mit einer geradkettigen
C
14-1S-Alkansäure mit gerader Anzahl von C-Atomen oder mit einer geradkettigen, einfach
ungesättigten C
18-Alkensäure verestert sind,oder W und Z je eine Hydroxymethylgruppe, die mit einer
geradkettigen C
14-18-Alkansäure mit gerader Anzahl von C-Atomen oder mit einer geradkettigen, einfach
ungesättigten C
18-Alkensäure verestert ist, bedeuten, und ihrer pharmazeutisch verwendbaren Salze.
[0046] Ganz besonders betrifft die Erfindung die Verwendung der in den nachstehenden Tabellen
1 bis 3 sowie im Beispielteil aufgeführten Verbindungen und ihrer pharmazeutisch verwendbaren
Salze.
[0047] In den Tabellen 1 bis 3 werden folgende Abkürzungen verwendet:
Abkürzungen
[0049] Die Erfindung betrifft auch Kephalinderivate der Formel I,

worin R
1 und R
2 unabhängig voneinander Wasserstoff oder Niederalkyl, R
3 Wasserstoff, Niederalkoxycarbonyl, Carbamoyl oder freies oder geschütztes Carboxy,
R
4 Wasserstoff oder einen aliphatischen, aromatischen, aromatisch-aliphatischen oder
cycloaliphatischen Rest, W Wasserstoff und Z eine 1,2-Dihydroxy-ethyl-, 2-Hydroxy-ethyl-,
oder Hydroxymethyl-Gruppe, in der mindestens eine Hydroxygruppe mit einer aliphatischen
C
6-30-Carbonsäure verestert oder mit einen aliphatischen C
6-30-Alkohol verethert ist, und in der die andere Hydroxygruppe, falls vorhanden, frei,
mit einer aliphatischen C
2-30-Carbonsäure verestert oder mit einem aliphatischen C
1-30-Alkohol verethert ist, oder W Hydroxymethyl oder eine Hydroxymethyl- gruppe, die
mit einer aliphatischen C
6-30-Carbonsäure verestert oder mit einem aliphatischen C
6-30-Alkohol verethert ist, und Z eine Hydroxymethylgruppe, die mit einer aliphatischen
C
6-30-Carbonsäure verestert oder mit einem aliphatischen C
6-30-Alkohol verethert ist, bedeuten, wobei R von Wasserstoff und C
1-2-Alkyl, oder R
2 von Wasserstoff und C
1-2-Alkyl, oder R3 von Wasserstoff, Carboxy und Benzyloxycarbonyl, oder R
4 von Wasserstoff, Benzyl, 2-Amino-ethyl, 2,3-Dihydroxy-propyl, Trimethylsilyl, 2,3,4,5,6-Pentahydroxy-cyclohexyl
und 2-Hydroxy-3-glycyloxy-propyl, oder, falls W für Wasserstoff steht, Z von einer
1,2-Dihydroxyethyl- und 2-Hydroxy-ethylgruppe, in der jeweils die 2-Hydroxygruppe
mit einer geradkettigen Alkansäure mit 6, 10, 12, 14, 16, 18 oder 20 C-Atomen oder
mit einer geradkettigen C
18-Alkensäure mit 1-3 Doppelbindungen verestert oder mit einem geradkettigen Alkanol
mit 6, 8, 16 oder 18 C-Atomen ver
- ethert ist und in der die 1-Hydroxygruppe, falls vorhanden, entweder frei oder mit
einer geradkettigen Alkansäure mit 6, 10, 12, 14, 16, 18 oder 20 C-Atomen oder mit
einer geradkettigen C
18-Alkensäure mit 1-2 Doppelbindungen verestert oder mit einem geradkettigen Alkanol
mit 1, 6, 8, 16 oder 18 C-Atomen verethert ist, oder, falls W nicht für Wasserstoff
steht, W von Palmitoyloxymethyl und Hydroxymethyl, oder, falls W nicht für Wasserstoff
steht, Z von Palmitoyloxymethyl verschieden ist, und Salze dieser Verbindungen.
[0050] Insbesondere betrifft die Erfindung Verbindungen der Formel I, worin R
1 und R
2 unabhängig voneinander Wasserstoff oder Niederalkyl, R
3 Wasserstoff, Carboxy oder Niederalkoxycarbonyl, R
4 Wasserstoff und W und Z je mit einer geradkettigen C
6-22-Alkansäure, die von Palmitinsäure verschieden ist, oder mit einer geradkettigen C
18-Alkensäure mit 1-3 Doppelbindungen verestertes Hydroxymethyl bedeuten, und ihre pharmazeutisch
verwendbaren Salze.
[0051] worin die Substituenten die obengenannten Bedeutungen haben, oder mit einem reaktionsfähigen
Derivat davon umsetzt und, wenn erforderlich, vorhandene Schutzgruppen abspaltet,
oder
c) eine Verbindung der Formel VIII,

worin n die untengenannte Bedeutung hat, und die übrigen Substituenten die obengenannten
Bedeutungen haben, wobei in einer Verbindung der Formel VIII vorhandene funktionelle
Gruppen mit Ausnahme der an der Reaktion teilnehmenden Gruppe erforderlichenfalls
in geschützter Form vorliegen, oder ein reaktionsfähiges Derivat davon mit einer Verbindung
der Formel IX,

worin m für 1 steht, wenn im Reaktionspartner der Formel VIII n für 0 steht, oder
worin m für 0 steht, wenn n für 1 steht, und die übrigen Substituenten die obengenannten
Bedeutungen haben, wobei in einer Verbindung der Formel IX vorhandene funktionelle
Gruppen mit Ausnahme der an der Reaktion teilnehmenden Gruppe erforderlichenfalls
in geschützter Form vorliegen, oder mit einem reaktionsfähigen Derivat davon umsetzt
und, wenn erforderlich, vorhandene Schutzgruppen abspaltet, oder
d) eine Verbindung der Formel X,

worin die Substituenten die obengenannten Bedeutungen haben, wobei in einer Verbindung
der Formel X vorhandene funktionelle Gruppen mit Ausnahme der an der Reaktion teilnehmenden
Gruppe erforderlichen-Hauptsächlich betrifft die Erfindung die letztgenannten Verbindungen
der Formel I, worin R2 von Methyl verschiedenes Niederalkyl und/oder R3 Carboxy oder Niederalkoxycarbonyl bedeuten, und die übrigen Substituenten die im
vorangehenden Abschnitt genannten Bedeutungen haben, und ihre pharmazeutisch verwendbaren
Salze.
[0052] Die Kephalinderivate der Formel I und ihre Salze werden nach an sich bekannten Methoden
hergestellt. Sie werden z.B. erhalten, indem man
a) zur Herstellung einer Verbindung der Formel I, worin mindestens einer der Reste
R1 und R2 Niederalkyl bedeutet, eine Verbindung der Formel V,

worin mindestens einer der Reste R10 und R11 für Wasserstoff steht und der andere der Reste R10 und R11 Wasserstoff oder Niederalkyl bedeutet, und die übrigen Substituenten die obengenannten
Bedeutungen haben, wobei in einer Verbindung der Formel V vorhandene funktionelle
Gruppen mit Ausnahme der an der Reaktion teilnehmenden Gruppe erforderlichenfalls
in geschützter Form vorliegen, alkyliert, und, wenn erforderlich, vorhandene Schutzgruppen
abspaltet, oder
b) eine Verbindung der Formel VI,

worin X für eine nucleophile Abgangsgruppe steht, und die übrigen Substituenten die
obengenannten Bedeutungen haben, wobei in einer Verbindung der Formel VI vorhandene
funktionelle Gruppen mit Ausnahme der an der Reaktion teilnehmenden Gruppe erforderlichenfalls
in geschützter Form vorliegen, mit einer Verbindung der Formel VII,

falls in geschützter Form vorliegen, oder ein Tautomeres einer Verbindung der Formel
X mit einem Oxidationsmittel oxidiert und, wenn erforderlich, vorhandene Schutzgruppen
abspaltet, oder
e) eine Verbindung der Formel XI,

worin R12 Halogen bedeutet, und die übrigen Substituenten die obengenannten Bedeutungen haben,
wobei in einer Verbindung der Formel XI vorhandene funktionelle Gruppen mit Ausnahme
der an der Reaktion teilnehmenden Gruppe erforderlichenfalls in geschützter Form vorliegen,
hydrolysiert und, wenn erforderlich, vorhandene Schutzgruppen abspaltet, oder
f) eine Verbindung der Formel XII,

worin W' Wasserstoff und Z' 1,2-Dihydroxy-ethyl, 2-Hydroxy-ethyl, Hydroxymethyl oder
1,2-Dihydroxy-ethyl, worin eine der beiden Hydroxygruppen wie oben beschrieben verestert
oder verethert ist oder mindestens einer der Reste W' und Z' freies Hydroxymethyl
und der andere der Reste W und Z' freies Hydroxymethyl oder Hydroxymethyl, das wie
oben beschrieben verestert oder verethert ist, bedeuten, und die übrigen Substituenten
die obengenannten Bedeutungen haben, wobei in einer Verbindung der Formel XII vorhandene
funktionelle Gruppen mit Ausnahme der an der Reaktion teilnehmenden Gruppe erforderlichenfalls
in geschützter Form vorliegen, oder ein reaktionsfähiges Derivat davon mit einer aliphatischen
Carbonsäure oder einem reaktionsfähigen Derivat davon verestert oder mit einem aliphatischen
Alkohol oder einem reaktionsfähigen Derivat davon verethert und, wenn erforderlich,
vorhandene Schutzgruppen abspaltet, oder
g) zur Herstellung einer Verbindung der Formel I, worin W Wasserstoff und Z eine 1,2-Dihydroxy-ethylgruppe
bedeutet, worin die 2-Hydroxygruppe mit einer aliphatischen C6-30-Carbonsäure verestert ist, und R , R , R3 und R die obengenannten Bedeutungen haben, eine Verbindung der Formel I, worin W Wasserstoff
und Z eine 1,2-Dihydroxy-ethylgruppe bedeutet, worin die 2-Hydroxygruppe mit einer
aliphatischen C6-30-Carbonsäure und die 1-Hydroxygruppe mit einer aliphatischen C2-30-Carbonsäure verestert ist, und Rl, R2, R3 und R4die obengenannten Bedeutungen haben, mit einem Enzym umsetzt, das die 1-Acylgruppe
regioselektiv abspaltet, oder
h) in einer Verbindung der Formel I, worin die Substituenten die obengenannten Bedeutungen
haben, wobei in einer Verbindung der Formel I mindestens eine funktionelle Gruppe
durch eine leicht abspaltbare Schutzgruppe geschützt sein muss, die Schutzgruppe(n)
abspaltet
und nach Ausführung einer der obengenannten Verfahrensvarianten a-h) zur Herstellung
eines Salzes erforderlichenfalls eine Verbindung der Formel I in ein Salz überführt
oder zur Ueberführung einer Verbindung der Formel I oder eines Salzes davon in eine
andere Verbindung der Formel 1 oder in ein Salz davon eine im Rest R
3 enthaltene Carboxylgruppe verestert oder amidiert.
[0053] Die obengenannten Verfahrensvarianten werden im folgenden näher erläutert:
Allgemeines:
Funktionelle Gruppen, die erforderlichenfalls geschützt sind, sind in erster Linie
Carboxy, Hydroxy, Amino und/oder die Phosphorsäuregruppe.
[0054] Carboxylschutzgruppen sind z.B. die obengenannten.
[0055] Hydroxyschutzgruppen sind z.B. Acylreste, wie gegebenenfalls, z.B. durch Halogen,
substituiertes Niederalkanoyl, wie 2,2-Dichloracetyl, oder Acylreste von Kohlensäurehalbestern,
insbesondere tert.-Butyloxycarbonyl, gegebenenfalls substituiertes Benzyloxycarbonyl,
z.B. 4-Nitro-benzyloxycarbonyl, oder Diphenylmethoxycarbonyl, oder 2-Halogen-niederalkoxycarbonyl,
wie 2,2,2-Trichlorethoxycarbonyl, ferner Trityl oder Formyl, oder organische Silyl-
oder Stannylreste, ferner leicht abspaltbare verethernde Gruppen, wie tert.-Niederalkyl,
z.B. tert.-Butyl, 2-oxa-oder 2-thia-aliphatische oder -cycloaliphatische Kohlenwasserstoffreste,
in erster Linie 1-Niederalkoxyniederalkyl oder 1-Niederalkylthio-niederalkyl, z.B.
Methoxymethyl, 1-Hethoxy-ethyl, 1-Ethoxy-ethyl, Methylthiomethyl, 1-Methylthioethyl
oder 1-Ethylthioethyl, oder 2-0xa- oder 2-Thiacycloalkyl mit 5-6 Ringatomen, z.B.
Tetrahydrofuryl oder 2-Tetrahydropyranyl oder entsprechende Thiaanaloge, sowie gegebenenfalls
substituiertes 1-Phenylniederalkyl, wie gegebenenfalls substituiertes Benzyl oder
Diphenylmethyl, wobei als Substituenten der Phenylreste z.B. Halogen, wie Chlor, Niederalkoxy,
wie Methoxy und/oder Nitro in Frage kommen.
[0056] Die oben und im folgenden erwähnten organischen Silyl- oder Stannylreste enthalten
vorzugsweise Niederalkyl, insbesondere Methyl, als Substituenten der Silizium- oder
Zinn-Atome. Entsprechende Silyl-oder Stannylgruppen sind in erster Linie Triniederalkylsilyl,
insbesondere Trimethylsilyl, ferner Dimethyl-tert.-butyl-silyl, oder entsprechend
substituiertes Stannyl, z.B. Tri-n-butylstannyl.
[0057] Eine geschützte Aminogruppe kann z.B. in Form einer leicht spaltbaren Acylamino-,
Arylmethylamino-, verätherten Mercaptoamino-, 2-Acyl-niederalk-l-en-yl-amino-, Silyl-
oder Stannylaminogruppe oder als Azidogruppe vorliegen.
[0058] In einer-entsprechenden .Acylaminogruppe ist Acyl beispielsweise der Acylrest einer
organischen Carbonsäure mit z.B. bis zu 18 Kohlenstoffatomen, insbesondere einer gegebenenfalls,z.B.
durch Halogen oder Aryl, substituierten Alkancarbonsäure oder gegebenenfalls, z.B.
durch Halogen, Niederalkoxy oder Nitro, substituierten Benzoesäure, oder eines Kohlensäurehalbesters.
Solche Acylgruppen sind beispielsweise Niederalkanoyl, wie Formyl, Acetyl oder Propionyl,
Halogenniederalkanoyl, wie 2-Halogenacetyl, insbesondere 2-Chlor-, 2-Brom-, 2-Iod-,
2,2,2-Trifluor- oder 2,2,2-Trichloracetyl, gegebenenfalls, z.B. durch Halogen, Niederalkoxy
oder Nitro substituiertes Benzoyl, z.B. Benzoyl, 4-Chlorbenzoyl, 4-Methoxybenzoyl
oder 4-Nitrobenzoyl, oder in 1-Stellung des Niederalkylrestes verzweigtes oder in
1- oder 2-Stellung geeignet substituiertes Niederalkoxycarbonyl, insbesondere tert.-Niederalkoxycarbonyl,
z.B. tert.-Butyloxycarbonyl, Arylmethoxycarbonyl mit einem oder zwei Arylresten, die
vorzugsweise gegebenenfalls, z.B. durch Niederalkyl, insbesondere tert.-Niederalkyl,
wie tert.Butyl, Niederalkoxy, wie Methoxy, Hydroxy, Halogen, z.B. Chlor, und/oder
Nitro,mono- oder polysubstituiertes Phenyl darstellen, wie gegebenenfalls substituiertes
Benzyloxycarbonyl, z.B. 4-Nitro-benzyloxycarbonyl, oder substituiertes Diphenylmethoxycarbonyl,
z.B. Benzhydryloxycarbonyl oder Di-(4-methoxyphenyl)-methoxycarbonyl, Aroylmethoxycarbonyl,
worin die Aroylgruppe vorzugsweise gegebenenfalls, z.B. durch Halogen, wie Brom, substituiertes
Benzoyl darstellt, z.B. Phenacyloxycarbonyl, 2-Halogen- niederalkoxycarbonyl, z.B.
2,2,2-Trichlorethoxycarbonyl, 2-Bromethoxycarbonyl oder 2-Iodethoxycarbonyl, oder
2-(trisubstituiertes Silyl)-ethoxycarbonyl, worin die Substituenten unabhängig voneinander
je einen gegebenenfalls substituierten, z.B. durch Niederalkyl, Niederalkoxy, Aryl,
Halogen oder Nitro substituierten, aliphatischen, araliphatischen, cycloaliphatischen
oder aromatischen Kohlenwasserstoffrest mit bis zu 15 C-Atomen, wie entsprechendes,
gegebenenfalls substituiertes Niederalkyl, Phenylniederalkyl, Cycloalkyl oder Phenyl,
bedeuten, z.B. 2-Triniederalkylsilylethoxycarbonyl, wie 2-Trimethylsilylethoxycarbonyl
oder 2-(Di-n-butylmethyl-silyl)-ethoxycarbonyl, oder 2-Triarylsilylethoxycarbonyl,
wie 2-Triphenylsilylethoxycarbonyl.
[0059] Weitere, als Aminoschutzgruppen in Frage kommende Acylreste sind auch entsprechende
Reste organischer Phosphor-, Phosphon- oder Phosphinsäuren, wie Diniederalkylphosphoryl,
z.B. Dimethylphosphoryl, Diethylphosphoryl, Di-n-propylphosphoryl oder Diisopropylphosphoryl,
Dicycloalkylphosphoryl, z.B. Dicyclohexylphosphoryl, gegebenenfalls substituiertes
Diphenylphosphoryl, z.B. Diphenylphosphoryl, gegebenenfalls, z.B. durch Nitro substituiertes
Di-(phenylniederalkyl)-phosphoryl, z.B. Dibenzylphosphoryl oder Di-(4-nitrobenzyl)-phosphoryl,
gegebenenfalls substituiertes Phenyloxy-phenyl-phosphonyl, z.B. Phenyloxyphenyl-phosphonyl,
Diniederalkylphosphinyl, z.B. Diethylphosphinyl, oder gegebenenfalls substituiertes
Diphenylphosphinyl, z.B. Diphenylphosphinyl.
[0060] In einer Arylmethylaminogruppe, die eine Mono-, Di- oder insbesondere Triarylmethylaminogruppe
darstellt, sind die Arylreste insbesondere gegebenenfalls substituierte Phenylreste.
Solche Gruppen sind beispielsweise Benzyl-, Diphenylmethyl- und insbesondere Tritylamino.
[0061] Eine verätherte Mercaptogruppe in einer mit einem solchen Rest geschützten Aminogruppe
ist in erster Linie Arylthio oder Arylniederalkylthio, worin Aryl insbesondere gegebenenfalls,
z.B. durch Niederalkyl, wie Methyl oder tert.-Butyl, Niederalkoxy, wie Methoxy, Halogen,
wie Chlor, und/oder Nitro substituiertes Phenyl ist. Eine entsprechende Aminoschutzgruppe
ist z.B. 4-Nitrophenylthio.
[0062] In einem als Aminoschutzgruppe verwendbaren 2-Acyl-niederalk-l-enl-yl-rest ist Acyl
z.B. der entsprechende Rest einer Niederalkancarbonsäure, einer gegebenenfalls, z.B.
durch Niederalkyl, wie Methyl oder tert.-Butyl, Niederalkoxy, wie Methoxy, Halogen,
wie Chlor, und/oder Nitro substituierten Benzoesäure, oder insbesondere eines Kohlensäurehalbesters,
wie eines Kohlensäure-niederalkylhalbesters. Entsprechende Schutzgruppen sind in erster
Linie 1-Niederalkanoyl-prop-l-en-2-yl, z.B. l-Acetyl-prop-1-en-2-yl, oder 1-Niederalkoxycarbonyl-prop-l-en-2-yl,
z.B. 1-Ethoxycarbonyl-prop-l-en-2-yl.
[0063] Eine Aminogruppe kann auch in protonierter Form geschützt werden; als entsprechende
Anionen kommen in erster Linie diejenigen von starken anorganischen Säuren, wie von
Halogenwasserstoffsäuren, z.B. das Chlor- oder Bromanion, oder von organischen Sulfonsäuren,
wie p-Toluolsulfonsäure, in Frage.
[0064] Bevorzugte Aminoschutzgruppen sind Acylreste von Kohlensäurehalbestern, insbesondere
tert.-Butyloxycarbonyl, gegebenenfalls, z.B. wie angegeben, substituiertes Benzyloxycarbonyl,
z.B. 4-Nitro-benzyloxycarbonyl, oder Diphenylmethoxycarbonyl, oder 2-Halogen-niederalkoxycarbonyl,
wie 2,2,2-Trichlorethoxycarbonyl, ferner Trityl oder Formyl.
[0065] Die Phosphorsäuregruppe ist vorzugsweise in veresterter Form geschützt, wobei die
veresternden Reste vorzugsweise aliphatischer, aromatischer oder aromatisch-aliphatischer
Natur sind, z.B. Niederalkyl, wie insbesondere Methyl, gegebenenfalls, z.B. durch
Nitro oder Halogen, substituiertes Phenyl, oder gegebenenfalls, z.B. durch Nitro oder
Halogen, substituiertes Benzyl.
[0066] Die Abspaltung der obengenannten Schutzgruppen wird z.B. wie unten bei Verfahren
g beschrieben durchgeführt.
[0067] Verfahren a:
Die Alkylierung der Aminogruppe in einer Verbindung der Formel V wird z.B. mit einem
der nachstehend genannten Mittel durchgeführt.
[0068] Geeignete Mittel sind beispielsweise entsprechende Diazoverbindungen, wie gegebenenfalls
substituierte Diazoniederalkane, z.B. Diazomethan, Diazoethan, Diazo-n-butan oder
Diphenyldiazomethan. Diese Reagenzien werden in Gegenwart eines geeigneten inerten
Lösungsmittels, wie eines aliphatischen, cycloaliphatischen oder aromatischen Kohlenwasserstoffs,
wie Hexan, Cyclohexan, Benzol oder Toluol, eines halogenierten aliphatischen Kohlenwasserstoffs,
z.B. Methylenchlorid, oder eines Ethers, wie eines Diniederalkylethers, z.B. Diethylether,
oder eines cyclischen Ethers, z.B. Tetrahydrofuran oder Dioxan, oder eines Lösungsmittelgemisches,
und, je nach Diazoreagens, unter Kühlen, bei Raumtemperatur oder unter leichtem Erwärmen,
ferner, wenn notwendig, in einem geschlossenen Gefäss und/oder unter einer Inertgas-,
z.B. Stickstoffatmosphäre, zur Anwendung gebracht.
[0069] Weitere geeignete Mittel sind Ester entsprechender Alkohole, in erster Linie solche
mit starken anorganischen oder organischen Säuren, wie Mineralsäuren, z.B. Halogenwasserstoffsäuren,
wie Chlorwasserstoff-, Bromwasserstoff- oder Iodwasserstoffsäure, ferner Schwefelsäure,
oder Halogen-schwefelsäure, z.B. Fluorschwefelsäure, oder starken organischen Sulfonsäuren,
wie gegebenenfalls, z.B. durch Halogen, wie Fluor, substituierten Niederalkansulfonsäuren,
oder aromatischen Sulfonsäuren, wie z.B. gegebenenfalls durch Niederalkyl, wie Methyl,
Halogen, wie Brom, und/oder Nitro substituierten Benzolsulfonsäuren, z.B. Methansulfon-,
Trifluormethansulfon- oder p-Toluolsulfonsäure. Solche Ester sind u.a. Niederalkylhalogenide,
Diniederalkylsulfate, wie Dimethylsulfat, ferner Fluorsulfonsäureester, wie -niederalkylester,
z.B. Fluorsulfonsäuremethylester, oder gegebenenfalls Halogen-substituierte Methansulfonsäure-niederalkylester,
z.B. Trifluormethansulfonsäuremethylester. Sie werden üblicherweise in Gegenwart eines
inerten Lösungsmittels, wie eines gegebenenfalls halogenierten, wie chlorierten, aliphatischen,
cycloaliphatischen oder aromatischen Kohlenwasserstoffs, z.B. Methylenchlorid, eines
Ethers, wie Dioxan oder Tetrahydrofuran, oder eines Gemisches davon verwendet. Dabei
wendet man vorzugsweise geeignete Kondensationsmittel, wie Alkalimetallcarbonate oder
-hydrogencarbonate, z.B. Natrium- oder Kaliumcarbonat oder
-hydrogencarbonat (üblicherweise zusammen mit einem Sulfat), oder organische Basen,
wie üblicherweise sterisch gehinderte Triniederalkylamine, z.B. N,N-Diisopropyl-N-ethyl-amin
(vorzugsweise zusammen mit Halogensulfonsäure-niederalkylestern oder gegebenenfalls
halogensubstituierten Methansulfonsäureniederalkylestern) an, wobei unter Kühlen,
bei Raumtemperatur oder unter Erwärmen, z.B. bei Temperaturen von etwa -20°C bis etwa
50°C, und, wenn notwendig, in einem geschlossenen Gefäss und/oder in einer Inertgas-,
z.B. Stickstoffatmosphäre, gearbeitet wird.
[0070] Weitere Mittel sind entsprechende trisubstituierte Oxoniumsalze (sogenannte Meerweinsalze),
oder disubstituierte Carbenium- oder Haloniumsalze, worin die Substituenten die verethernden
Reste sind, beispielsweise Triniederalkyloxoniumsalze, sowie Diniederalkoxycarbenium-
oder Diniederalkylhaloniumsalze, insbesondere die entsprechenden Salze mit komplexen,
fluorhaltigen Säuren, wie die entsprechenden Tetrafluorborate, Hexafluorphosphate,
Hexafluorantimonate, oder Hexachlorantimonate. Solche Reagentien sind z.B. Trimethyloxonium-
oder Triethyloxonium-hexafluorantimonat, -hexachlorantimonat, -hexafluorphosphat oder
-tetrafluorborat, Dimethoxycarbeniumhexafluorphosphat oder Dimethylbromoniumhexafluorantimonat.
Man verwendet diese Mittel vorzugsweise in einem inerten Lösungsmittel, wie einem
Ether oder einem halogenierten Kohlenwasserstoff, z.B. Diethylether, Tetrahydrofuran
oder Methylenchlorid, oder in einem Gemisch davon, wenn notwendig, in Gegenwart einer
Base, wie einer organischen Base, z.B. eines, vorzugsweise sterisch gehinderten, Triniederalkylamins,
z.B. N,N-Diisopropyl-N-ethyl-amin, und unter Kühlen, bei Raumtemperatur oder unter
leichtem Erwärmen, z.B. bei etwa -20°C bis etwa 50°C, wenn notwendig, in einem geschlossenen
Gefäss und/oder in einer Inertgas-, z.B. Stickstoffatmosphäre.
[0071] Verfahren b:
Eine nucleophile Abgangsgruppe X ist insbesondere mit geeigneten Säuren verestertes
Hydroxy.
[0072] Reaktionsfähiges verestertes Hydroxy ist z.B. mit einer starken anorganischen oder
organischen Säure verestertes Hydroxy, wie mit einer Mineralsäure, z.B. Halogenwasserstoffsäure,
wie Chlorwasserstoff-, Bromwasserstoff- oder Iodwasserstoffsäure, ferner Schwefelsäure,
oder Halogenschwefelsäure, z.B. Fluorschwefelsäure, oder mit einer starken organischen
Sulfonsäure, wie einer gegebenenfalls, z.B. durch Halogen, wie Fluor, substituierten
Niederalkansulfonsäure oder einer aromatischen Sulfonsäure, z.B. einer gegebenenfalls
durch Niederalkyl, wie Methyl, Halogen, wie Brom, und/oder Nitro substituierten Benzolsulfonsäure,
z.B. einer Methansulfon-, Trifluormethansulfon- oder p-Toluolsulfonsäure verestertes
Hydroxy, bevorzugterweise ein Chlorid, Bromid oder Iodid.
[0073] Verfahren c:
Ein reaktionsfähiges Derivat einer Verbindung der Formel VIII, worin n für 1 steht,
oder einer Verbindung der Formel IX, worin m für 1 steht, ist z.B. ein Mono- oder
Bisanhydrid mit einer starken Säure, insbesondere einer Mineralsäure, wie vornehmlich
einer Halogenwasserstoffsäure, wie hauptsächlich Chlorwasserstoffsäure. Die zweite
saure Phosphorsäuregruppe kann als solche, als Anhydrid wie oben geschildert oder
in veresterter Form vorliegen, wobei als veresternde Reste solche bevorzugt sind,
die nach erfolgter Reaktion zwischen den Verbindungen VIII und IX regioselektiv wieder
abgespalten werden können, z.B. die Methylestergruppe, die z.B. mittels Lithiumbromid
abgespalten werden kann, oder elektrochemisch abspaltbare Reste, z.B. Benzyl- oder
Phenylesterreste.
[0074] Die Bildung reaktionsfähiger Phosphorsäurederivate kann auch in situ in Gegenwart
von Verbindungen erfolgen, die mit Phosphorsäure oder deren Monoestern zumindest intermediär
reaktionsfähige Verbindungen mit anhydrid- oder enolesterartigem Charakter einzugehen
vermögen, z.B. in Gegenwart von p-Toluolsulfonsäurechlorid, Cyanurchlorid, N-Alkyl-5-phenylisoxazoliumsalzen,
Ethoxyacetylen oder bevorzugterweise Trichloracetonitril oder insbesondere einem Carbodiimid,
wie hauptsächlich Dicyclohexylcarbodiimid. Beispielsweise kann man einen Phosphorsäuremonoester
der Formeln VIII oder IX, worin n bzw. m für 1 stehen, mit überschüssigem Alkohol
der Formeln IX bzw. VI
II, worin n bzw. m für 0 stehen, in Gegenwart der mehrfachen, z.B. fünffachen, molaren
Menge von Dicyclohexylcarbodiimid in An- oder Abwesenheit eines tertiären Amins umsetzen.
[0075] Wenn in einem Phosphorsäuremonoester beide sauren Gruppen als Anhydrid mit einer
Halogenwasserstoffsäure vorliegen, kann man zunächst neben dem Triester auch Phosphorsäurediester-halogenide
erhalten, die anschliessend durch Wasser, wasserabgebende Mittel oder durch Erhitzen
mit tertiären Alkoholen, wie tert.-Butanol oder Tetrahydropyranol, zu Diestern hydrolysiert
werden können.
[0076] Wenn man von einem Phosphorsäuremonoester-dihalogenid, z.B. einem Phosphorsäuremonoester-dichlorid,
ausgeht, führt man die Umsetzung bevorzugterweise in Anwesenheit eines tertiären Amins,
wie Triethylamin, Pyridin, Lutidin oder Chinolin durch, wobei eine zusätzliche Aktivierung
des Esterchlorids durch Dimethylformamid bewirkt wird.
[0077] Eine bevorzugte Ausführungsform des Verfahrens c ist die Umsetzung eines Phosphorsäuremonoester-dichlorids
mit dem entsprechenden Alkohol in Gegenwart eines tertiären Amins, gefolgt von der
Hydrolyse des zunächst erhaltenen Phosphorsäurediesterhalogenids.
[0078] In einem reaktionsfähigen Derivat einer Verbindung der Formeln VIII oder IX, worin
n bzw. m für 0 stehen, liegt die an der Reaktion teilnehmende Hydroxygruppe in reaktionsfähiger,
veresterter Form vor.
[0079] Reaktionsfähiges verestertes Hydroxy ist z.B. wie bei Verfahren b) beschrieben verestertes
Hydroxy.
[0080] Die Reaktion kann so durchgeführt werden, dass man ein reaktionsfähiges Phosphorsäurederivat
der Formeln VIII oder IX mit einem Alkohol der Formeln IX bzw. VIII in unaktivierter
Form umsetzt, oder indem man einen reaktionsfähigen veresterten Alkohol der Formeln
VIII oder IX mit einem Phosphorsäurederivat der Formeln IX bzw. VIII in unaktivierter
Form oder einem reaktionsfähigen Salz davon umsetzt.
[0081] Als Salze von Verbindungen der Formeln VIII oder IX verwendet man im Hinblick auf
die beabsichtigte nucleophile Substitutionsreaktion besonders reaktionsfähige Salze,
z.B. Salze, wie Silbersalze, die mit der nucleophilen Abgangsgruppe im Reaktionspartner,
z.B. einem der obengenannten Halogenidionen, einen schwerlöslichen Niederschlag zu
bilden vermögen, oder Salze mit grossem Kation, z.B. Cäsiumsalze, in denen die Nucleophilie
des Phosphatrestes erhöht ist. Zur Erhöhung der Nucleophilie des Phosphatrestes kann
das Gegenion auch räumlich entfernt werden, z.B. durch Zugabe von Komplexbildnern,
wie Kronenethern, z.B. 18-Krone-6. Bei Verwendung von 18-Krone-6 kann man die Reaktion
mit einem Kaliumsalz durchführen.
[0082] Eine bevorzugte Ausführungsform des Verfahrens b ist die Umsetzung des Cäsium- oder
Silbersalzes eines Phosphorsäuremonoesters der Formeln VIII oder IX, worin eine der
beiden sauren Gruppen durch eine leicht abspaltbare Schutzgruppe, z.B. eine der oben
beschriebenen, geschützt ist, z.B. als Benzyl- oder Phenylester, mit einem reaktionsfähigen
Alkohol der Formel IX bzw. VIII, worin die OH-Gruppe durch Chlor, Brom oder Iod ersetzt
ist. Nach erfolgter Umsetzung wird die Schutzgruppe abgespalten, z.B. eine Benzyl-
oder Phenylesterschutzgruppe wie oben beschrieben.
[0083] Verfahren d:
Die Verbindungen der Formel X, worin R4 für Wasserstoff steht, liegen zum überwiegenden Teil in der tautomeren Form vor,
worin ein Proton direkt an Phosphor gebunden ist. Die Oxidation kann z.B. mit wässerigem
Kaliumpermanganat bei Temperaturen um 0°C durchgeführt werden. In wässerigem Medium
sind auch Alkalijodate, -perjodate und -hypochlorite, Peressigsäure, N-Chlor-4-methyl-benzol-sulfonsäureamid
u.a. als Oxidationsmittel geeignet.
[0084] Verfahren e:
In einer Verbindung der Formel XI steht R12 für ein Halogen, wie Brom oder Iod, in allererster Linie aber für Chlor.
[0085] Die Hydrolyse wird mit Wasser oder einem wasserabgebenden Mittel, vorzugsweise bei
erhöhter Temperatur, z.B. zwischen 30 und 95°C, durchgeführt.
[0086] Die Ausgangsstoffe sind z.B. wie bei Verfahren c beschrieben oder durch Chlorierung
der entsprechenden Phosphorigsäurediester, z.B. mit elementarem Chlor, erhältlich.
[0087] Verfahren f:
In einem reaktionsfähigen Derivat einer Verbindung der Formel XII liegt die an der
Reaktion teilnehmende Hydroxygruppe in reaktionsfähiger, veresterter Form vor, z.B.
wie bei Verfahren b beschrieben.
[0088] Reaktionsfähige Carbonsäurederivate sind in erster Linie reaktionsfähige aktivierte
Ester oder reaktionsfähige Anhydride, ferner reaktionsfähige cyclische Amide; dabei
können reaktionsfähige Carbonsäurederivate auch in situ gebildet werden.
[0089] Aktivierte Ester von Säuren sind insbesondere am Verknüpfungskohlenstoffatom des
veresternden Restes ungesättigte Ester, z.B. vom Vinylester-Typ, wie eigentliche Vinylester
(die man z.B. durch Umesterung eines entsprechenden Esters mit Vinylacetat erhalten
kann; Methode des aktivierten Vinylesters), Carbamoylvinylester (die man z.B. durch
Behandeln der entsprechenden Säure mit einem Isoxazoliumreagens erhalten kann; 1,2-Oxazolium-
oder Woodward-Methode), oder 1-Niederalkoxyvinylester (die man z.B. durch Behandeln
der entsprechenden Säure mit einem Niederalkoxyacetylen erhalten kann; Ethoxyacetylen-Methode),
oder Ester vom Amidinotyp, wie N,N'-disubstituierte Amidinoester (die man z.B. durch
Behandeln der entsprechenden Säure mit einem geeigneten N,N'-disubstituierten Carbodiimid,
z.B. N,N'-Dicyclohexylcarbodiimid, erhalten kann; Carbod iimid-Methode), oder N,N-disubstituierte
Amidinoester (die man z.B. durch Behandeln der entsprechenden Säure mit einem N,N-disubstituierten
Cyanamid erhalten kann; Cyanamid-Methode), geeignete Arylester, insbesondere durch
Elektronen-anziehende Substituenten geeignet substituierte Phenylester (die man z.B.
durch Behandeln der entsprechenden Säure mit einem geeignet substituierten Phenol,
z.B. 4-Nitrophenol, 4-Methylsulfonyl-phenol, 2,4,5-Trichlorphenol, 2,3,4,5,6-Pentachlor-phenol
oder 4-Phenyldiazophenol, in Gegenwart eines Kondensationsmittels, wie N,N'-Dicyclohexyl-carbodiimid,
erhalten kann; Methode der aktivierten Arylester), Cyanmethylester (die man z.B. durch
Behandeln der entsprechenden Saure mit Chloracetonitril in Gegenwart einer Base erhalten
kann; Cyanmethylester-Methode), Thioester, insbesondere gegebenenfalls, z.B. duch
Nitro, substituierte Phenyl-thioester (die man z.B. durch Behandeln der entsprechenden
Säure mit gegebenenfalls, z. B. durch Nitro, substituierten Thiophenolen, u.a. mit
Hilfe der Anhydrid-oder Carbodiimid-Methode, erhalten kann; Methode der aktivierten
Thiolester), Amino-oder Amidoester (die man z.B. durch Behandeln der entsprechenden
Säure mit einer N-Hydroxy-amino- bzw. N-Hydroxy-amido-Verbindung, z.B. N-Hydroxy-succinimid,
N-Hydroxy-piperidin, N-Hydroxyphthalimid oder 1-Hydroxy-benztriazol, z.B. nach der
Anhydrid- oder Carbodiimid-Methode, erhalten kann; Methode der aktivierten N-Hydroxyester)
oder Silylester (die man z.B. durch Behandeln der entsprechenden Säure mit einem Silylierungsmittel,
z.B. Hexamethyldisilazan, erhalten kann).
[0090] Anhydride von Säuren können symmetrische oder vorzugsweise gemischte Anhydride dieser
Säuren sein, so z.B. Anhydride mit anorganischen Säuren, wie Säurehalogenide, insbesondere
Säurechloride (die man z.B. durch Behandeln der entsprechenden Säure mit Thionylchlorid,
Phosphorpentachlorid oder Oxalylchlorid erhalten kann; Säurechloridmethode), Azide
(die man z.B. aus einem entsprechenden Säureester über das entsprechende Hydrazid
und dessen Behandlung mit salpetriger Säure erhalten kann; Azidmethode), Anhydride
mit Kohlensäurehalbderivaten, wie mit entsprechenden Estern, z.B. Kohlensäureniederalkylhalbestern
(die man z.B. durch Behandeln der entsprechenden Säure mit Halogen-, wie Chlorameisensäure-niederalkylestern
oder mit einem 1-Niederalkoxycarbonyl-2-niederalkoxy-1,2-dihydro-chinolin, z.B. l-Niederalkoxycarbonyl-2-ethoxy-l,2-dihydrochinolin,
erhalten kann; Methode der gemischten 0-Alkyl-kohlensäureanhydride), oder Anhydride
mit dihalogenierter, insbesondere dichlorierter Phosphorsäure (die man z.B. durch
Behandeln der entsprechenden Säure mit Phosphoroxychlorid erhalten kann; Phosphoroxychloridmethode),
oder Anhydride mit organischen Säuren, wie gemischte Anhydride mit organischen Carbonsäuren
(die man z.B. durch Behandeln der entsprechenden Säure mit einem gegebenenfalls substituierten
Niederalkan-. oder Phenylalkancarbonsäurehalogenid, z.B. Phenylessigsäure-, Pivalinsäure-
oder Trifluoressigsäurechlorid erhalten kann; Methode der gemischten Carbonsäureanhydride)
oder mit organischen Sulfonsäuren (die man z.B. durch Behandeln eines Salzes, wie
eines Alkalimetallsalzes, der entsprechenden Säure, mit einem geeigneten organischen
Sulfonsäurehalogenid, wie Niederalkan- oder Aryl-, z.B. Methan- oder p-Toluolsulfonsäurechlorid,
erhalten kann; Methode der gemischten Sulfonsäureanhydride), sowie symmetrische Anhydride
(die man z.B. durch Kondensation der entsprechenden Säure in Gegenwart eines Carbodiimids
oder von 1-Diethylaminopropin erhalten kann; Methode der symmetrischen Anhydride).
[0091] Geeignete cyclische Amide sind insbesondere Amide mit fünfgliedrigen Diazacyclen
aromatischen Charakters, wie Amide mit Imidazolen, z.B. Imidazol (die man z.B. durch
Behandeln der entsprechenden Säure mit N,N'-Carbonyldiimidazol erhalten kann; Imidazolid-Methode),
oder Pyrazolen, z.B. 3,5-Dimethyl-pyrazol (die man z.B. über das Säurehydrazid durch
Behandeln mit Acetylaceton erhalten kann; Pyrazolid-Methode).
[0092] Wie erwähnt können reaktionsfähige Carbonsäurederivate auch in situ gebildet werden.
So kann man z.B. N,N'-disubstituierte Amidinoester in situ bilden, indem man das Gemisch
des Ausgangsmaterials der Formel XII und der aliphatischen Carbonsäure in Gegenwart
eines geeigneten N,N-disubstituierten Carbodiimids, z.B. N,N'-Dicyclohexylcarbodiimid,
zur Reaktion bringt. Ferner kann man Amino- oder Amidoester der aliphatischen Carbonsäure
in Gegenwart des zu acylierenden Ausgangsmaterials der Formel XII bilden, indem man
das Gemisch der Ausgangsstoffe in Gegenwart eines N,N'-disubstituierten Carbodiimids,
z.B. N,N'-Dicyclohexyl-carbodiimid, und eines N-Hydroxy-amins oder N-Hydroxy-amids,
z.B. N-Hydroxysuccinimid, gegebenenfalls in Anwesenheit einer geeigneten Base, z.B.
4-Dimethylaminopyridin, umsetzt.
[0093] Ein reaktionsfähiges Derivat des aliphatischen Alkohols ist z.B. ein Alkohol, in
dem die Hydroxygruppe in reaktionsfähiger, veresterter Form vorliegt, z.B. wie bei
Verfahren b beschrieben. Geeignete Mittel zur Veretherung einer Hydroxygruppe im Rest
W' oder Z' sind z.B. auch die bei Verfahren a genannten Mittel. Die Reaktion wird
z.B. durchgeführt, indem man eine Verbindung der Formel XII in unaktivierter Form
mit dem reaktionsfähigen Carbonsäure- oder Alkoholderivat umsetzt, wobei die Aktivierung
der Carbonsäure auch in situ, in Gegenwart der Verbindung der Formel XII, erfolgen
kann, z.B. wie oben beschrieben. Alternativ kann die Reaktion durchgeführt werden,
indem man eine Verbindung der Formel XII, worin die an der Reaktion teilnehmende(n)
Hydroxygruppe(n) in reaktionsfähiger, veresterter Form vorliegt (vorliegen), z.B.
als Halogenid, mit einer Carbonsäure oder einem Alkohol in jeweils unaktivierter Form
oder mit einem reaktionsfähigen Carbonsäuresalz, z.B. einem Cäsiumsalz, umsetzt.
[0094] Verfahren g:
Die Reaktion wird z.B. mit dem Enzym Phospholipase A2 in Gegenwart von Calciumchlorid durchgeführt.
[0095] Verfahren h:
Funktionelle Gruppen in einer Verbindung der Formel I, die gegebenenfalls durch eine
leicht abspaltbare Schutzgruppe geschützt sind, sind insbesondere eine Aminogruppe
N(R ,R ), freies Carboxy R3, die Phosphorsäuregruppe oder freies Hydroxy im Rest W oder Z. Schutzgruppen für
die genanten funktionellen Gruppen sind z.B. die oben bei "Allgemeines" genannten.
[0096] Die Abspaltung der Schutzgruppen erfolgt in an sich bekannter Weise, z.B. mittels
Solvolyse, insbesondere Hydrolyse, Alkoholyse oder Acidolyse, oder mittels Reduktion,
insbesondere Hydrogenolyse oder chemische oder elektrochemische Reduktion, oder enzymatisch,
stufenweise oder gleichzeitig.
[0097] So kann man tert.-Niederalkoxycarbonyl oder in 2-Stellung durch eine organische Silylgruppe
oder in 1-Stellung durch Niederalkoxy oder Niederalkylthio substituiertes Niederalkoxycarbonyl
oder gegebenenfalls substituiertes Diphenylmethoxycarbonyl z.B. durch Behandeln mit
einer geeigneten Säure, wie Ameisensäure oder Trifluoressigsäure, gegebenenfalls unter
Zugabe einer nucleophilen Verbindung, wie Phenol oder Anisol, in freies Carboxyl überführen.
Gegebenenfalls substituiertes Benzyloxycarbonyl kann z.B. mittels Hydrogenolyse, d.h.
durch Behandeln mit Wasserstoff in Gegenwart eines metallischen Hydrierkatalysators,
wie eines Palladiumkatalysators, freigesetzt werden. Ferner kann man geeignet substituiertes
Benzyloxycarbonyl, wie 4-Nitrobenzyloxycarbonyl, auch mittels chemischer Reduktion,
z.B. durch Behandeln mit einem Alkalimetall-, z.B. Natriumdithionit, oder mit einem
reduzierenden Metall, z.B. Zink, oder Metallsalz, wie einem Chrom-II-salz, z.B. Chrom-II-chlorid,
üblicherweise in Gegenwart eines Wasserstoff-abgebenden Mittels, das zusammen mit
dem Metall nascierenden Wasserstoff zu erzeugen vermag, wie einer Säure, in erster
Linie einer geeigneten Carbonsäure, wie einer gegebenenfalls, z.B. durch Hydroxy,
substituierten Niederalkancarbonsäure, z.B. Essigsäure, Ameisensäure, Glycolsäure,
Diphenylglycolsäure, Milchsäure, Mandelsäure, 4-Chlor-mandelsäure oder Weinsäure,
oder eines Alkohols oder Thiols, wobei man vorzugsweise Wasser zugibt, in freies Carboxyl
überführen. Durch Behandeln mit einem reduzierenden Metall oder Metallsalz, wie oben
beschrieben, kann man auch 2-Halogen-niederalkoxycarbonyl (gegebenenfalls nach Umwandlung
einer 2-Brom-niederalkoxycarbonylgruppe in eine entsprechende 2-Iod-niederalkoxycarbonylgruppe)
oder Aroylmethoxycarbonyl in freies Carboxyl umwandeln, wobei Aroylmethoxycarbonyl
ebenfalls durch Behandeln mit einem nucleophilen, vorzugsweise salzbildenden Reagens,
wie Natriumthiophenolat oder Natriumjodid, gespalten werden kann. Substituiertes 2-Silylethoxycarbonyl
kann auch durch Behandeln mit einem, das Fluoridanion liefernden Salz der Fluorwaserstoffsäure,
wie einem Alkalimetallfluorid, z.B. Natrium-oder Kaliumfluorid, in Anwesenheit eines
macrocyclischen Polyethers ("Kronenether"), oder mit einem Fluorid einer organischen
quaternären Base, wie Tetra-niederalkylammoniumfluorid oder Triniederalkyl-aryl-ammoniumfluorid,
z.B. Tetraethylammoniumfluorid oder Tetrabutylammoniumfluorid, in Gegenwart eines
aprotischen polaren Lösungsmittels, wie Dimethylsulfoxid oder N,N-Dimethylacetamid,
in freies Carboxyl übergeführt werden. Mit einer organischen Silylgruppe, wie Triniederalkylsilyl
z.B. Trimethylsilyl, verestertes Carboxyl kann in üblicher Weise solvolytisch, z.B.
durch Behandeln mit Wasser, einem Alkohol oder Säure freigesetzt werden.
[0098] Eine geschützte Aminogruppe setzt man in an sich bekannter und je nach Art der Schutzgruppen
in verschiedenartiger Weise, vorzugsweise mittels Solvolyse oder Reduktion, frei.
2-Halogen-niederalkoxycarbonylamino (gegebenenfals nach Umwandlung einer 2-Brom-niederalkoxycarbonylaminogruppe
in eine 2-Iod-niederalkoxycarbonylaminogruppe), Aroylmethoxycarbonylamino oder 4-Nitrobenzyloxycarbonylamino
kann z.B. durch Behandeln mit einem geeigneten chemischen Reduktionsmittel, wie Zink
in Gegenwart einer geeigneten Carbonsäure, wie wässriger Essigsäure, gespalten werden.
Aroylmethoxycarbonylamino kann auch durch Behandeln mit einem nucleophilen, vorzugsweise
salzbildenden Reagens, wie Natriumthiophenolat, und 4-Nitro-benzyloxycarbonylamino
auch durch Behandeln mit einem Alkalimetall-, z.B. Natriumdithionit, gespalten werden.
Gegebenenfalls substituiertes Diphenylmethoxycarbonylamino, tert.-Nieder- alkoxycarbonylamino
oder 2-trisubstituiertes Silylethoxycarbonylamino kann durch Behandeln mit einer geeigneten
Säure, z.B. Ameisen-oder Trifluoressigsäure, gegebenenfalls substituiertes Benzyloxycarbonylamino
z.B. mittels Hydrogenolyse, d.h. durch Behandeln mit Wasserstoff in Gegenwart eines
geeigneten Hydrierkatalysators, wie eines Palladiumkatalysators, gegebenenfalls substituiertes
Triarylmethylamino oder Formylamino z.B. durch Behandeln mit einer Säure, wie Mineralsäure,
z.B. Chlorwasserstoffsäure, oder einer organischen Säure, z.B. Ameisen-, Essig- oder
Trifluoressigsäure, gegebenenfalls in Gegenwart von Wasser, und eine mit einer organischen
Silylgruppe geschützte Aminogruppe z.B. mittels Hydrolyse oder Alkoholyse freigesetzt
werden. Eine durch 2-Halogenacetyl, z.B. 2-Chloracetyl, geschützte Aminogruppe kann
durch Behandeln mit Thioharnstoff in Gegenwart einer Base, oder mit einem Thiolatsalz,
wie einem Alkalimetallthiolat, des Thioharnstoffs und anschliessende Solvolyse, wie
Alkoholyse oder Hydrolyse, des entstandenen Kondensationsprodukts freigesetzt werden.
Eine durch 2-substituiertes Silylethoxycarbonyl geschützte Aminogruppe kann auch durch
Behandeln mit einem Fluoridanionen liefernden Salz der Fluorwaserstoffsäure, wie oben
im Zusammenhang mit der Freisetzung einer entsprechend geschützten Carboxylgruppe
angegeben, in die freie Aminogruppe übergeführt werden.
[0099] In Form einer Azidogruppe geschütztes Amino wird z.B. durch Reduktion in freies Amino
übergeführt, beispielsweise durch katalytische Hydrierung mit Wasserstoff in Gegenwart
eines Hydrierkatalysators, wie Platinoxid, Palladium oder Raney-Nickel, oder auch
durch Behandeln mit Zink in Gegenwart einer Säure, wie Essigsäure. Die katalytische
Hydrierung wird vorzugsweise in einem inerten Lösungsmittel, wie einem halogenierten
Kohlenwasserstoff, z.B. Methylenchlorid, oder auch in Wasser oder einem Gemisch von
Wasser und einem organischen Lösungsmittel, wie einem Alkohol oder Dioxan, bei etwa
20°C bis 25°C, oder auch unter Kühlen oder Erwärmen, durchgeführt.
[0100] Eine durch eine geeignete Acylgruppe, eine organische Silylgruppe oder durch gegebenenfalls
substituiertes 1-Phenylniederalkyl geschützte Hydroxygruppe wird analog einer entsprechend
geschützten Aminogruppe freigesetzt. Eine durch 2,2-Dichloracetyl geschützte Hydroxygruppe
wird z.B. durch basische Hydrolyse, eine durch tert.-Niederalkyl oder durch einen
2-oxa- oder 2-thia-aliphatischen oder -cycloaliphatischen Kohlenwasserstoffrest veretherte
Hydroxygruppe durch Acidolyse, z.B. durch Behandeln mit einer Mineralsäure oder einer
starken Carbonsäure, z.B. Trifluoressigsäure, freigesetzt. Zwei Hydroxygruppen, die
zusammen mittels einer vorzugsweise substituierten Methylengruppe, wie durch Niederalkyliden,
z.B. Isopropyliden, Cycloalkyliden, z.B. Cyclohexyliden, oder Benzyliden, geschützt
sind, können durch saure Solvolyse, besonders in Gegenwart einer Mineralsäure oder
einer starken organischen Säure, freigesetzt werden.
[0101] Phosphorsäureniederalkylester, z.B. -methylester, werden vorzugsweise mittels Lithiumbromid,
aber auch durch alkalische Verseifung gespalten. Phosphorsäurephenyl- oder -benzylester
werden vorzugsweise elektrochemisch gespalten, oder auch hydrogenolytisch, wobei Benzylester
z.B. in Gegenwart von Palladiumkatalysatoren, wie Palladium-auf-Kohlenstoff, und Phenylester
z.B. in Gegenwart von Platin- oder gemischten Platin-Palladium-Katalysatoren gespalten
werden können.
[0102] Die oben beschriebenen Verfahren, inklusive die Verfahren zur Abspaltung von Schutzgruppen
und die zusätzlichen Verfahrensmassnahmen, werden in an sich bekannter Weise, z.B.
in An-oder Abwesenheit von Lösungs- und Verdünnungsmitteln, wenn notwendig, in Anwesenheit
von Kondensationsmitteln oder Katalysatoren, bei erniedrigter oder erhöhter Temperatur,
z.B. in einem Temperaturbereich von etwa -20°C bis etwa 150°C, in einem geschlossenen
Gefäss und/oder in einer Inertgas-, z.B. Stickstoffatmosphäre, durchgeführt.
[0103] Dabei sind unter Berücksichtigung aller im Molekül befindlichen Substituenten, wenn
erforderlich, z.B. bei Anwesenheit leicht hydrolysierbarer Reste, besonders schonende
Reaktionsbedingungen, wie kurze Reaktionszeiten, Verwendung von milden sauren oder
basischen Mitteln in niedriger Konzentration, stöchiometrische Mengenverhältnisse,
Wahl geeigneter Katalysatoren, Lösungsmittel, Temperatur- und/oder Druckbedingungen,
anzuwenden.
[0104] Die Erfindung betrifft auch diejenigen Ausführungsformen des Verfahrens, bei denen
man von einer auf irgendeiner Stufe des Verfahrens als Zwischenprodukt erhältlichen
Verbindung ausgeht und die fehlenden Verfahrensachritte durchführt oder das Verfahren
auf irgendeiner Stufe abbricht oder einen Ausgangsstoff unter den Reaktionsbedingungen
bildet oder in Form eines reaktionsfähigen Derivats oder Salzes verwendet. Dabei geht
man vorzugsweise von solchen Ausgangsstoffen aus, die verfahrensgemäss zu den oben
als besonders wertvoll beschriebenen Verbindungen führen.
[0105] Neue Ausgangsstoffe und/oder Zwischenprodukte sowie Verfahren zu ihrer Herstellung
sind ebenfalls Gegenstand der vorliegenden Erfindung. Vorzugsweise werden solche Ausgangsstoffe
verwendet und die Reaktionsbedingungen so gewählt, dass man zu den in dieser Anmeldung
als besonders bevorzugt aufgeführten Verbindungen gelangt.
[0106] Gemische von Isomeren können in an sich bekannter Weise, z.B. durch fraktionierte
Kristallisation, Chromatographie etc. in die einzelnen Isomeren, Racemate z.B. unter
Bildung von Derivaten mit optisch aktiven Verbindungen und Trennung der so erhältlichen
Diastereomerengemische in die optisch aktiven Antipoden, aufgetrennt werden.
[0107] Die Erfindung betrifft auch neue pharmazeutische Präparate, die als Wirkstoff, vorzugsweise
als alleinigen Wirkstoff, eine zur Prophylaxe oder Therapie von Virusinfektionen wirksame
Menge einer Verbindung der Formel I, gegebenenfalls zusammen mit pharmazeutisch verwendbaren
Trägerstoffen enthalten, die sich zur enteralen, z.B. oralen oder rektalen, oder parenteralen
Verabreichung eignen, und anorganisch oder organisch, fest oder flüssig sein können.
Diese Präparate können z.B. in Dosiseinheitsform vorliegen. So verwendet man Tabletten
oder Gelatinekapseln, welche den Wirkstoff zusammen mit Verdünnungsmitteln, z.B. Lactose,
Dextrose, Sukrose, Mannitol, Sorbitol, Cellulose und/oder Glycerin, und/oder Schmiermitteln,
z.B. Kieselerde, Talk, Stearinsäure oder Salze davon, wie Magnesium- oder Calciumstearat,
und/oder Polyethylenglykol, enthalten. Tabletten können ebenfalls Bindemittel, z.B.
Magnesiumaluminiumsilikat, Stärken, wie Mais-, Weizen- oder Reisstärke, Gelatine,
Methylcellulose, Natriumcarboxymethylcellulose und/oder Polyvinylpyrrolidon, und,
wenn erwünscht, Sprengmittel, z.B. Stärken, Agar, Alginsäure oder ein Salz davon,
wie Natriumalginat, und/oder Brausemischungen, oder Adsorptionsmittel, Farbstoffe,
Geschmackstoffe und Süssmittel enthalten. Ferner kann man die pharmakologisch wirksamen
Verbindungen der vorliegenden Erfindung in Form von parenteral verabreichbaren Präparaten
oder von Infusionslösungen verwenden. Solche Lösungen sind vorzugsweise isotonische
wässrige Lösungen oder Suspensionen, wobei diese z.B. bei lyophilisierten Präparaten,
welche die Wirksubstanz allein oder zusammen mit einem Trägermaterial, z.B. Mannit,
enthalten, vor Gebrauch hergestellt werden können. Die pharmazeutischen Präparate
können sterilisiert sein und/oder Hilfsstoffe, z.B. Konservier-, Stabilisier-, Netz-und/oder
Emulgiermittel, Löslichkeitsvermittler, Salze zur Regulierung des osmotischen Drucks
und/oder Puffer enthalten. Die vorliegenden pharmazeutischen Präparate, die, wenn
erwünscht, weitere pharmakologisch wirksame Stoffe, wie Antibiotika, enthalten können,
werden in an sich bekannter Weise, z.B. mittels konventioneller Misch-, Granulier-,
Dragier-, Lösungs- oder Lyophilisierungsverfahren, hergestellt und enthalten von etwa
0,001 % bis 99 %, insbesondere von etwa 0,01 % bis etwa 10 %, in erster Linie zwischen
0,1 % und 5 %, des bzw. der Aktivstoffe, wobei eine Wirkstoffkonzentration unterhalb
von 1 % insbesondere für topisch zu applizierende Präparate geeignet ist.
[0108] Als topisch zu applizierende Darreichungsformen sind die folgenden bevorzugt: Cremes,
Salben oder Pasten mit einem Wirkstoffgehalt von 0,001 % bis 1 %, insbesondere von
0,01 % bis 0,1 %, z.B. 0,05 %, z.B. Salben zur intranasalen Applikation oder Lippenstifte,
oder wässrige Lösungen mit einem Wirkstoffgehalt von 0,001 % bis 1 %, insbesondere
0,05 % bis 0,5 %, z.B. 0,1 %, vorzugsweise isotonische, sterile und physiologisch
verträgliche Lösungen, z.B. Augentropfen, vorzugsweise in Mikrobehältern zur einmaligen
Verwendung, oder Sprays zur Anwendung im Mund- und Rachenraum.
[0109] Besonders geeignet sind die in den Beispielen beschriebenen pharmazeutischen Präparate.
[0110] Cremes sind Oel-in-Wasser-Emulsionen, die mehr als 50 % Wasser aufweisen. Als ölige
Grundlage verwendet man in erster Linie Fettalkohole, z.B. Lauryl-, Cetyl- oder Stearylalkohole,
Fettsäuren, z.B. Palmitin- oder Stearinsäure, flüssige bis feste Wachse, z.B. Isopropylmyristat,
Wollwachs oder Bienenwachs, und/oder Kohlenwasserstoffe, z.B. Vaseline (Petrolatum)
oder Paraffinöl. Als Emulgatoren kommen oberflächenaktive Substanzen mit vorwiegend
hydrophilen Eigenschaften in Frage, wie entsprechende nichtionische Emulgatoren, z.B.
Fettsäureester von Polyalkoholen oder Ethylenoxidaddukte davon, wie Polyglycerinfettsäureester
oder Polyoxyethylen-sorbitan-fettsäureester (Tweens), ferner Polyoxyethylen-fettalkoholether
oder -fettsäureester, oder entsprechende ionische Emulgatoren, wie Alkailmetallsalze
von Fettalkoholsulfaten, z.B. Natriumlaurylsulfat, Natriumcetylsulfat oder Natriumstearylsulfat,
die man üblicherweise in Gegenwart von Fettalkoholen, z.B. Cetylalkohol oder Stearylalkohol,
verwendet. Zusätze zur Wasserphase sind u.a. Mittel, welche die Austrocknung der Cremes
vermindern, z.B. Polyalkohol, wie Glycerin, Sorbit, Propylenglykol und/oder Polyethylenglykole,
ferner Konservierungsmittel, Riechstoffe, etc.
[0111] Salben sind Wasser-in-Oel-Emulsionen, die bis zu 70 %, vorzugsweise jedoch von etwa
20 % bis etwa 50 % Wasser oder wässrige Phase enthalten. Als Fettphase kommen in erster
Linie Kohlenwasserstoffe, z.B. Vaseline, Paraffinöl und/oder Hartparaffine in Frage,
die zur Verbesserung des Wasserbindungsvermögens vorzugsweise geeignete Hydroxyverbindungen,
wie Fettalkohole oder Ester davon, z.B. Cetylalkohol oder Wollwachsalkohole, bzw.
Wollwachs, enthalten. Emulgatoren sind entsprechende lipophile Substanzen, wie Sorbitan-fettsäureester
(Spans), z.B. Sorbitanoleat und/oder Sorbitanisostearat. Zusätze zur Wasserphase sind
z.B. Feuchthaltungsmittel, wie Polyalkohole, z.B. Glycerin, Propylenglykol, Sorbit
und/oder Polyethylenglykol, wie Konservierungsmittel, Riechstoffe, etc. Fettsalben
sind wasserfrei und enthalten als Grundlage insbesondere Kohlenwasserstoffe, z.B.
Paraffin, Vaseline und/oder flüssige Paraffine, ferner natürliche oder partialsynthetische
Fette, z.B. Kokosfettsäuretriglycerid, oder vorzugsweise gehärtete Oele, z.B. hydriertes
Erdnuss- oder Rizinusöl, ferner Fettsäurepartialester des Glycerins, z.B. Glycerinmono-
und -distearat, sowie z.B. die im Zusammenhang mit den Salben erwähnten, die Wasserstoffaufnahmefähigkeit
steigernden Fettalkohole, Emulgatoren und/oder Zusätze.
[0112] Pasten sind Cremes und Salben mit
gekretabsorbierenden Puderbestandteilen, wie Metalloxiden, z.B. Titanoxid oder Zinkoxid,
ferner Talk und/oder Aluminiumsilikate, welche die Aufgabe haben, vorhandene Feuchtigkeit
oder Sekrete zu binden.
[0113] Schäume werden aus Druckbehältern verabreicht und sind in Aerosolform vorliegende
flüssige Oel-in-Wasser-Emulsionen, wobei halogenierte Kohlenwasserstoffe, wie Chlorfluorniederalkane,
z.B. Dichlordifluormethan und Dichlortetrafluorethan, als Treibmittel verwendet werden.
Als Oelphase verwendet man u.a. Kohlenwasserstoffe, z.B. Paraffinöl, Fettalkohole,
z.B. Cetylalkohol, Fettsäureester, z.B. Isopropylmyristat, und/oder andere Wachse.
Als Emulgatoren verwendet man u.a. Gemische von solchen mit vorwiegend hydrophilen
Eigenschaften, wie Polyoxyethylen-sorbitan-fettsäureester (Tweens), und solchen mit
vorwiegend lipophilen Eigenschaften, wie Sorbitanfettsäureester (Spans). Dazu kommen
die üblichen Zusätze, wie Konservierungsmittel, etc.
[0114] Tinkturen und Lösungen weisen meistens eine wässrig-ethanolische Grundlage auf, der
u.a. Polyalkohole, z.B. Glycerin, Glykole, und/oder Polyethylenglykol, als Feuchthaltemittel
zur Herabsetzung der Verdunstung, und rückfettende Substanzen, wie Fettsäureester
mit niedrigen Polyethylenglykolen, d.h. im wässrigen Gemisch lösliche, lipophile Substanzen
als Ersatz für die der Haut mit dem Ethanol entzogenen Fettsubstanzen, und, falls
notwendig, andere Hilfs- und Zusatzmittel beigegeben sind.
[0115] Die Herstellung der topisch verwendbaren pharmazeutischen Präparate erfolgt in an
sich bekannter Weise, z.B. durch Lösen oder Suspendieren des Wirkstoffs in der Grundlage
oder in einem Teil davon, falls notwendig. Bei Verarbeitung des Wirkstoffs als Lösung
wird dieser in der Regel vor der Emulgierung in einer der beiden Phasen gelöst; bei
Verarbeitung als Suspension wird er nach der Emulgierung mit einem Teil der Grundlage
vermischt und dann dem Rest der Formulierung beigegeben.
[0116] Die Erfindung betrifft insbesondere pharmazeutische Präparate in Dosiseinheitsform
zur Prophylaxe oder Therapie einer Virusinfektion des Menschen, die als alleinigen
Wirkstoff 0,1 mg bis 5 mg einer Verbindung der Formel I zusammen mit einem pharmazeutischen
Trägermaterial enthalten.
[0117] Die nachfolgenden Beispiele illustrieren die Erfindung, ohne sie in irgendeiner Form
einzuschränken.
[0118] Beispiel 1: Gruppen von 30 weiblichen Tif:MF2f (SPF)-Mäusen oder weiblichen BALB/c
AnCbif Tif (SPF) Mäusen mit einem Körpergewicht von 14-16 g werden unter leichter
Narkose mit einem Gemisch aus gleichen Teilen Diethylether, Ethanol und Chloroform
mit letalen Dosen (ungefähr eine LD
80-90; 1-4 plaque forming units [PFU]) in Form von je 0,05 ml einer Suspension von Influenza
A/Texas/1/77 (Maus-adaptierter Stamm) Viren intranasal infiziert.
[0119] 10 von diesen Mäusen werden zum unten angegebenen Zeitpunkt [Tage] bezogen auf den
Tag der Infektion einmal (Einzeldosis) die in Tabelle 4 genannten Mengen der jeweiligen
Wirksubstanz in 0,05 bzw. in 0,2 ml einer 0,005 Gew.Xigen Lösung von Carboxymethylcellulose-natriumsalz
in doppelt destilliertem pyrogenfreiem Wasser, im Falle von intranasaler bzw. oraler
Applikation auf die in Tabelle 4 genannte Art appliziert.
[0120] Die restlichen der obengenannten Mäuse, d.h. 20 dienen zur Kontrolle, d.h. sie erhalten
ein Placebo (0,005 Gew.%ige Lösung von Carboxymethylcellulose-natriumsalz).
[0121] Die intranasale Applikation der Wirksubstanz wird unter leichter Narkose mit einem
Gemisch aus gleichen Teilen Diethylether, Ethanol und Chloroform durchgeführt.
[0122] Verbindung I = 2-(1,2-Dipalmitoyl-sn-glycero-3-hydroxyphosphoryl- oxy)-ethylamin;
Verbindung II = 1-Carboxy-2-(1,2-dioleoyl-sn- glycero-3-hydroxyphosphoryloxy)-ethylamin-natriumsalz;
[0123] Verbindung III = 2-(3-Palmitoyl-rac-glycero-l-hydroxyphosphoryloxy)-ethylamin;
[0124] Verbindung IV = 2-(1-0-Palmitoyl-propandiol-3-0-hydroxyphosphoryl- oxy)-ethylamin;
[0125] Verbindung V = 2-(1,3-Dipalmitoyl-glycero-2-hydroxyphosphoryloxy)-ethylamin.
[0126]

[0127] Beispiel 2: 4,5 g N-Boc-2-(1,3-dilauroyl-glycero-2-hydroxyphosphor- yloxy)-ethylamin-lithiumsalz
werden in 50 ml Methylenchlorid gelöst. Die Lösung wird bei 0-5
0 mit 10 ml Trifluoressigsäure versetzt, 2 Stunden bei 10° ausgerührt und schliesslich
unter Vakuum vollständig eingedampft. Der Rückstand wird in ca. 200 ml eines Gemisches
von CHCl
3:CH
3OH:H
2O = 1:1,2:1 aufgenommen. Die wässrige Phase wird bei 0-5° mit ca. 10 ml 2 N Natriumhydroxid-Lösung
neutralisiert (pH 5,0-5,5). Die organische (untere) Phase wird abgetrennt, auf ca.
1/2 des Volumens eingeengt und bei einer Bad- temperatur von 50° mit 60 ml Aceton
versetzt. Beim Abkühlen fällt 2-(1,3-Dilauroyl-glycero-2-hydroxyphosphoryloxy)-ethylamin
in gut filtrierbarer Form aus; Smp. 144-149°, R
f = 0,51 (CHCl
3:CH
3OH:H
2O:Essigsäure = 15:5:1:0,1).
[0128] Das Ausgangsmaterial erhält man folgendermassen:
Stufe 2.1: Bei -10° wird eine Lösung von 1,51 ml Phosphoroxychlorid und 3,1 ml Triethylamin
in 25 ml Methylenchlorid tropfenweise mit einer Lösung von 6,85 g 1,3-Dilauroyl-glycerin
in 50 ml Methylenchlorid versetzt. Das Reaktionsgemisch wird 2 Stunden bei 10° ausgerührt,
dann wieder bis 0° abgekühlt und bei dieser Temperatur tropfenweise mit einer Lösung
von 2,5 ml Triethylamin und 2,9 g N-Boc-ethanolamin in 10 ml Methylenchlorid versetzt.
Das Reaktionsgemisch wird während 1 Stunde bei 30° ausgerührt und anschliessend mit
Wasser, Citronensäure- und Natriumhydrogencarbonat-Lösung extrahiert. Die organische
Phase wird eingedampft und der ölige Rückstand mit Methylenchlorid-Essigsäureethylester
(5:1) an Kieselgel chromatographiert. Aus der Fraktion mit Rf = 0,40 erhält man N-Boc-2-(1,3-dilauroyl-glycero-2-methoxyphosporyloxy)-ethylamin
als farbloses Oel.
[0129] Stufe 2.2: 4,5 g N-Boc-2-(l,3-dilauroyl-glycero-2-methoxyphosphoryl- oxy)-ethylamin
werden in 45 ml Aceton gelöst. Die Lösung wird mit 1,6 g Lithiumbromid versetzt und
während 2 Stunden zum Rückfluss erwärmt. Das Lösungsmittel wird dann unter Vakuum
abdestilliert und der Rückstand in 90 ml eines Gemisches von Chloroform-Methanol-Wasser
(1:1,2:1) aufgenommen. Es bilden sich zwei klare Phasen. Die organische (untere) Phase
wird eingedampft und am Hochvakuum entgast. Man erhält N-Boc-2-(l,3-dilauroyl-glycero-2-hydroxyphosphoryl-
oxy)-ethylamin-lithiumsalz als 0e1, das beim Stehen fest wird; R
f = 0,41 (CHCl
3:CH
3OH:NH
3 [konz.] = 100:20:1).
[0130] Beispiel 3: Analog Beispiel 2 erhält man ausgehend von Caprinsäure-2-hydroxyethylester
anstelle von 1,3-Dilauroyl-glycerin (vgl. Stufe 2.1) 2-Caprinoyloxyethyl-2-aminoethyl-phosphat
als weisses Pulver; Smp. 181-185°, R
f = 0,17 (CHCl
3:CH
3OH:H
2O:Essigsäure 15:5:1:0,1).
1. Verwendung von Kephalinderivaten der Formel I,

worin
R1 und R
2 unabhängig voneinander Wasserstoff oder Niederalkyl, R 3 Wasserstoff, Niederalkoxycarbonyl,
Carbamoyl oder freies oder geschütztes Carboxy, R
4 Wasserstoff oder einen aliphatischen, aromatischen, aromatisch-aliphatischen oder
cycloaliphatischen Rest, W Wasserstoff und Z eine 1,2-Dihydroxy-ethyl-, 2-Hydroxy-ethyl-,
oder Hydroxymethyl-Gruppe, in der mindestens eine Hydroxygruppe mit einer aliphatischen
C
6-30-Carbonsäure verestert oder mit einem aliphatischen C
6-30-Alkohol verethert ist, und in der die andere Hydroxygruppe, falls vorhanden, frei,
mit einer aliphatischen C
2-30-Carbonsäure verestert oder mit einem aliphatischen C
1-30-Alkohol verethert ist, oder W Hydroxymethyl oder eine Hydroxymethylgruppe, die mit
einer aliphatischen C
6-30-Carbonsäure verestert oder mit einem aliphatischen C
6-30-Alkohol verethert ist und Z eine Hydroxymethylgruppe, die mit einer aliphatischen
C
6-30-Carbonsäure verestert oder mit einem aliphatischen C
6-30-Alkohol verethert ist, bedeuten, und von pharmazeutisch verwendbaren Salzen dieser
Verbindungen zur Herstellung von pharmazeutischen Präparaten für die Anwendung zur
Prophylaxe und Therapie von Virusinfektionen bei Warmblütern einschliesslich des Menschen.
2. Verwendung nach Anspruch 1 von Verbindungen der Formel I, worin R1 und R2 unabhängig voneinander Wasserstoff oder CI-2-Alkyl, R3 Wasserstoff, Carboxy oder Benzyloxycarbonyl, R4 Wasserstoff, Benzyl, 2-Amino-ethyl, 2,3-Dihydroxy-propyl, Trimethylsilyl, 2,3,4,5,6-Pentahydroxy-cyclohexyl
oder 2-Hydroxy-3-glycyloxy-propyl, W Wasserstoff und Z eine 1,2-Dihydroxyethyl- oder
2-Hydroxyethylgrupe, in der jeweils die 2-Hydroxygruppe mit einer geradkettigen Alkansäure
mit 6, 10, 12, 14, 16, 18 oder 20 C-Atomen oder mit einer geradkettigen C18-Alkensäure mit 1-3 Doppelbindungen verestert oder mit einem geradkettigen Alkanol
mit 6, 8, 16 oder 18 C-Atomen verethert ist und in der die 1-Hydroxygruppe, falls
vorhanden, entweder frei oder mit einer geradkettigen Alkansäure mit 6, 10, 12, 14,
16, 18 oder 20 C-Atomen oder mit einer geradkettigen C18-Alkensäure mit 1-2 Doppelbindungen verestert oder mit einem geradkettigen Alkanol
mit 1, 6, 8, 16 oder 18 C-Atomen verethert ist, oder W Hydroxymethyl oder Palmitoyloxymethyl
und Z Palmitoyloxymethyl bedeuten, und von pharmazeutisch verwendbaren Salzen dieser
Verbindungen.
3. Verwendung nach Anspruch 1 von Verbindungen der Formel I, worin R1und R Wasserstoff,
R3 Wasserstoff oder Carboxy, R4 Wasserstoff, W Wasserstoff und Z eine 1,2-Dihydroxy-ethylgruppe, in der die 2-Hydroxygruppe
mit einer geradkettigen C14-18-Alkansäure mit gerader Anzahl von C-Atomen oder mit einer geradkettigen, einfach
ungesättigten C18-Alkensäure verestert oder mit einem geradkettigen Alkanol mit 16 oder 18 C-Atomen
verethert ist und in der die 1-Hydroxygruppe entweder frei oder mit einer geradkettigen
C14-18- -Alkansäure mit gerader Anzahl von C-Atomen oder mit einer geradkettigen, einfach
ungesättigten C18-Alkensäure verestert oder mit einem geradkettigen Alkanol mit 1, 16 oder 18 C-Atomen
verethert ist, bedeuten, und ihrer pharmazeutisch verwendbaren Salze.
4. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 - 3 von Verbindungen der Formel I, worin
W Wasserstoff und Z eine 1,2-Dihydroxy-ethylgruppe, in der die 2-Hydroxygruppe mit
einer geradkettigen C14-1S-Alkansäure mit gerader Anzahl von C-Atomen oder mit einer
geradkettigen, einfach ungesättigten C18-Alkensäure verestert ist und in der die 1-Hydroxygruppe entweder frei oder mit einer
geradkettigen C14-18-Alkansäure mit gerader Anzahl von C-Atomen oder mit einer geradkettigen, einfach
ungesättigten C18-Alkensäure verestert ist, bedeuten, und ihrer pharmazeutisch verwendbaren Salze.
5. Verwendung nach einem der Ansprüche 1-3 von Verbindungen der Formel I, worin W
Wasserstoff und Z eine 1,2-Dihydroxyethylgruppe, in der die beiden Hydroxygruppen
mit einer geradkettigen C14-18-Alkansäure mit gerader Anzahl von C-Atomen oder mit einer geradkettigen, einfach
ungesättigten C18-Alkensäure verestert sind, oder .W und Z-je eine Hydroxymethylgruppe, die mit einer
geradkettigen C14-18-Alkansäure mit gerader Anzahl von C-Atomen oder mit einer geradkettigen, einfach
ungesättigten C18-Alkensäure verestert ist, bedeuten, und ihrer pharmazeutisch verwendbaren Salze.
6. Verwendung nach Anspruch 1 von 2-(1,2-Dipalmitoyl-sn-glycero-3-hydroxyphosphoryloxy)-ethylamin.
7. Verwendung einer Verbindung der Formel I oder eines pharmazeutisch verwendbaren
Salzes davon nach einem der Ansprüche 1 - 6 zur Herstellung von pharmazeutischen Präparaten
für die Anwendung zur Prophylaxe oder Therapie von Infektionen durch Paramyxoviridae,
Orthomyxoviridae, Picornaviridae, Chordopoxvirinae oder Alphaherpesvirinae.
8. Verwendung einer Verbindung der Formel I oder eines pharmazeutisch verwendbaren
Salzes davon nach einem der Ansprüche 1 - 6 zur Herstellung von pharmazeutischen Präparaten
für die Anwendung zur Prophylaxe oder Therapie von Infektionen durch Parainfluenza,
Herpes simplex, Encephalomyocarditis oder Vaccinia Viren.
9. Verwendung einer Verbindung der Formel I oder eines pharmazeutisch verwendbaren
Salzes davon nach einem der Ansprüche 1 - 6 zur Herstellung von pharmazeutischen Präparaten
für die Anwendung zur Prophylaxe oder Therapie von Infektionen durch Influenza Viren.
10. Kephalinderivate der Formel I,

worin R1und R
2 unabhängig voneinander Wasserstoff oder Niederalkyl, R
3 Wasserstoff, Niederalkoxycarbonyl, Carbamoyl oder freies oder geschütztes Carboxy,
R
4 Wasserstoff oder einen aliphatischen, aromatischen, aromatisch-aliphatischen oder
cycloaliphatischen Rest, W Wasserstoff und Z eine 1,2-Dihydroxy-ethyl-, 2-Hydroxy-ethyl-,
oder Hydroxymethyl-Gruppe, in der mindestens eine Hydroxygruppe mit einer aliphatischen
C
6-30-Carbonsäure verestert oder mit einem aliphatischen C
6-30-Alkohol verethert ist, und in der die andere Hydroxygruppe, falls vorhanden, frei,
mit einer aliphatischen C
2-30-Carbonsäure verestert oder mit einem aliphatischen C
1-30-Alkohol verethert ist, oder W Hydroxymethyl oder eine Hydroxymethylgruppe, die mit
einer aliphatischen C
6-30-Carbonsäure verestert oder mit einem aliphatischen C
6-30-Alkohol verethert ist, und Z eine Hydroxymethyl- gruppe, die mit einer aliphatischen
C
6-30-Carbonsäure verestert oder mit einem aliphatischen C
6-30-Alkohol verethert ist, bedeuten, wobei R1von Wasserstoff und C
1-2-Alkyl, oder R von Wasserstoff und C
1-2-Alkyl, oder R
3 von Wasserstoff, Carboxy und Benzyloxycarbonyl, oder R
4 von Wasserstoff, Benzyl, 2-Amino-ethyl, 2,3-Dihydroxy-propyl, Trimethylsilyl, 2,3,4,5,6-Pentahydroxy-cyclohexyl
und 2-Hydroxy-3-glycyloxy-propyl, oder, falls W für Wasserstoff steht, Z von einer
1,2-Dihydroxyethyl- und 2-Hydroxy-ethylgruppe, in der jeweils die 2-Hydroxygruppe
mit einer geradkettigen Alkansäure mit 6, 10, 12, 14, 16, 18 oder 20 C-Atomen oder
mit einer geradkettigen C
18-Alkensäure mit 1-3 Doppelbindungen verestert oder mit einem geradkettigen Alkanol
mit 6, 8, 16 oder 18 C-Atomen verethert ist und in der die 1-Hydroxygruppe, falls
vorhanden, entweder frei oder mit einer geradkettigen Alkansäure mit 6, 10, 12, 14,
16, 18 oder 20 C-Atomen oder mit einer geradkettigen C18-Alkensäure mit 1-2 Doppelbindungen
verestert oder mit einem geradkettigen Alkanol mit 1, 6, 8, 16 oder 18 C-Atomen verethert
ist, oder, falls W nicht für Wasserstoff steht, W von Palmitoyloxymethyl und Hydroxymethyl,
oder, falls W nicht für Wasserstoff steht, Z von Palmitoyloxymethyl verschieden ist,
und Salze dieser Verbindungen.
11. Verbindungen der Formel I nach Anspruch 10, worin R1 und R2 unabhängig voneinander Wasserstoff oder Niederalkyl, R3 Wasserstoff, Carboxy oder Niederalkoxycarbonyl, R 4 Wasserstoff und W und Z je mit
einer geradkettigen C6-22-Alkansäure, die von Palmitinsäure verschieden ist, oder mit einer geradkettigen C18-Alkensäure mit 1-3 Doppelbindungen verestertes Hydroxymethyl bedeuten, und ihre pharmazeutisch
verwendbaren Salze.
12. 2-(1,3-Dilauroyl-glycero-2-hydroxyphosphoryloxy)-ethylamin nach Anspruch 10.
13. Eine Verbindung nach Anspruch 10, 11 oder 12 zur Anwendung in einem Verfahren
zur therapeutischen Behandlung des menschlichen oder tierischen Körpers.
14. Pharmazeutische Präparate in Dosiseinheitsform zur Prophylaxe oder Therapie einer
Virusinfektion des Menschen, die als alleinigen Wirkstoff 0,1 mg bis 5 mg einer Verbindung
der Formel I gemäss einem der Ansprüche 1-6 und 10-12 zusammen mit einem pharmazeutischen
Trägermaterial enthalten.
15. Pharmazeutische Präparate, die als Wirkstoff eine Verbindung nach Anspruch 10,
11 oder 12 zusammen mit einem pharmazeutischen Trägermaterial enthalten.
16. Pharmazeutische Präparate, die als alleinigen Wirkstoff eine Verbindung nach Anspruch
11 oder 12 zusammen mit einem pharmazeutischen Trägermaterial enthalten.