[0001] Die Erfindung betrifft eine Kipprinne zur Führung von schmelzflüssigem Material,
insbesondere von mineralischen verspinnbaren Stoffen, wie Schlacke, mit einem um eine
Kippachse mittels eines Schwenkantriebes aus einer Normalbetriebs- in eine Notbetriebsposition
und umgekehrt schwenkbaren, an gegenüberliegenden Enden mit Ausgüssen versehenen muldenförmigen
Rinnenkörper, der zwischen den endseitigen Ausgüssen eine Auftreffstelle für einen
Strahl schmelzflüssigen Materials aufweist.
[0002] Eine Kipprinne ist beispielsweise aus der DE-C - 628 234 bekannt. Sie dient dazu,
das in einem Strahl auf die Kipprinne auftreffende schmelzflüssige Material wahlweise
in verschiedene Richtungen und damit in unterschiedliche Gefäße zu leiten. Die Auftreffstelle
des Strahles ist bei Kipprinnen einer besonders hohen thermischen Belastung ausgesetzt.
Durch den auftreffenden Strahl kommt es an der Auftreffstelle weiters zu Erosionserscheinungen
der feuerfesten Auskleidung der bekannten Rinne und damit zu einer Verschmutzung der
Schmelze durch Feuerfestmaterial. Die feuerfeste Auskleidung muß an der Auftreffstelle
in kurzen Abständen erneuert werden. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der
Strahl des schmelzflüssigen Materials aus einem metallurgischen Gefäß etwa horizontal
austritt, da man dann gezwungen ist, die Längsachse der Kipprinne etwa quer zur Ebene
des Strahles anzuordnen. In diesem Fall tritt an der Auftreffstelle des Strahles zusätzlich
eine Umlenkung des schmelzflüssigen Materials um etwa 90° aus der Ebene des Strahles
heraus auf, wodurch die Auftreffstelle besonders hoch belastet ist und die Kipprinne
dementsprechend oft neu zugestellt werden muß.
[0003] Die Erfindung bezweckt die Vermeidung dieser Nachteile und Schwierigkeiten und stellt
sich die Aufgabe, eine Kipprinne der eingangs beschriebenen Art zu schaffen, bei der
die Auftreffstelle des Strahles eine etwa gleich hohe Lebensdauer aufweist wie die
übrige Rinne und bei der in der Betriebsposition, d.h. in der hauptsächlich verwendeten
Kipposition, eine Umlenkung des Gießstrahles aus seiner Ebene heraus vermieden wird.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der muldenförmige Rinnenkörper
von zwei mit ihren Längsachsen einen Winkel 0<Lf<180°, vorzugsweise einen etwa rechten
Winkel einschließenden Rinnenteilen gebildet ist, wobei der Boden eines ersten Rinnenteiles
gegenüber dem Boden des zweiten Rinnenteiles niveaumäßig tieferliegend engeordnet
ist, die Auftreffstelle des Strahles am ersten Rinnenteil nahe bei der Einmündung
in den zweiten Rinnenteil vorgesehen ist, und die vertikale Mittelebene des ersten
Rinnenteiles bei abwärts geneigter Normalbetriebsposition des ersten Rinnenteiles
in der vom Strahl gebildeten Ebene liegt.
[0005] Durch die winkelförmige Ausbildung des Rinnenkörpers ist es möglich, einen der Rinnenteile
des Rinnenkörpers, u.zw. jenen, der beim Normalbetrieb der Kipprinne durchströmt wird,
in der Ebene des Strahles schmelzflüssigen Materials anzuordnen, so daß eine Umlenkung
des Strahles aus seiner Ebene heraus und damit Erosionserscheinungen weitgehend vermieden
werden. Durch Anordnung der Auftreffstelle am niveaumäßig tieferen Boden eines der
Rinnenteile befindet sich nach Kippen der Rinne in Notbetriebsposition an der Auftreffstelle
ein Sumpf schmelzflüssigen Materials, in den der Strahl trifft, wodurch der Strahl
nicht auf einer Rinnenwand auftrifft und Erosionserscheinungen auch in dieser Position
der Kipprinne weitgehend vermieden werden.
[0006] Eine konstruktiv besonders einfache Ausführungsform ist dadurch gekennzeichnet, daß
der zweite Rinnenteil mit seiner Längsachse parallel zur Kippachse angeordnet ist.
[0007] Eine weitere bevorzugte Ausführungsform, bei der der Schwenkantrieb im wesentlichen
keine Hubarbeit zu leisten hat, ist dadurch gekennzeichnet, daß beide Rinnenteile
mit ihren Längsachsen mit der Kippachse einen spitzen Winkel einschließen, vorzugsweise
einen Winkel von 45°, wobei die Kippachse im Bereich der Einmündung des ersten Rinnenteiles
in den zweiten Rinnenteil angeordnet ist. Die beiden Rinnenteile halten einander um
die Kippachse etwa das Gleichgewicht, so daß der Schwenkantrieb beim Verschwenken
lediglich das Trägheitsmoment der Kipprinne um die Kippachse zu überwinden bzw. die
Kipprinne in den unterschiedlichen Stellungen sicher zu halten hat.
[0008] Vorzugsweise ist der erste Rinnenteil um seine Längsachse gegenüber dem zweiten Rinnenteil
verdreht angeordnet.
[0009] Eine einfach herzustellende Ausführungsform ist dadurch gekennzeichnet, daß die Rinnenteile
einen V-förmigen, bei Schmelzendurchfluß auf der Spitze stehenden Querschnitt aufweisen
und jeweils von zwei im gleichen Winkel zueinander stehenden Seitenwänden, vorzugsweise
im rechten Winkel zueinander stehenden Seitenwänden, gebildet sind, wobei eine Seitenwand
des niveaumäßig höherliegenden zweiten Rinnenteiles in die Oberkante einer Seitenwand
des ersten Rinnenteiles übergeht.
[0010] Um ein Herausspritzen des schmelzflüssigen Materials aus der Kipprinne in Notbetriebsposition
zu vermeiden, geht eine Seitenwand des niveaumäßig höherliegenden zweiten Rinnenteiles
in einen eine Seitenwand des ersten Rinnenteiles überhöhenden Wandteil über.
[0011] Vorzugsweise sind die Seitenwände hohl ausgebildet und mit einer Wasserkühlung versehen,
wodurch sich der Vorteil ergibt, daß sich an den Innenseiten des Rinnenkörpers eine
erstarrte Materialschicht, d.h. eine artgleiche Isolierung bildet, die eine Ausmauerung
erübrigt und eine Verschmutzung des schmelzflüssigen Materials durch Fremdmaterial
verhindert.
[0012] Die Erfindung ist nachfolgend anhand der Zeichnung an zwei Ausführungsbeispielen
näher erläutert, wobei Fig. l einen Schnitt durch einen Elektroofen, an dessen Ausguß
die erfindungsgemäße Kipprinne gemäß einer ersten Ausführungsform montiert ist, zeigt.
Fig. 2 stellt einen entlang der Linie II-II der Fig. 1 geführten Schnitt durch den
Ofen dar. In den Fig. 3 und 4 ist die Kipprinne gemäß der ersten Ausführungsform im
vergrößerten Maßstab in Schrägrißdarstellung in unterschiedlichen Kippositionen gezeigt.
Fig. 5 veranschaulicht in zu Fig. 3 analoger Darstellung eine weitere Ausführungsform
der Kipprinne.
[0013] Die in einem Elektroofen 1 geschmolzenen Materialien 2 sammeln sich als Schmelze
3 am Boden 4 des Elektroofens 1. Sobald der Gießspiegel 5 die Unterkante 6 des Abstichloches
7 erreicht, strömt Schmelze 3 durch das Abstichloch 7 aus dem Elektroofen 1. Hierbei
besteht das Problem, die zu Beginn aus dem Abstichloch 7 austretende Schmelze 3 in
einen Notauffangbehälter zu leiten, da die Schmelze 3 zu Beginn Verunreinigungen aufweist
und z.B. nicht in einen nachgeordneten Spinner zum Verspinnen der Schmelze gelangen
darf.
[0014] Um die wahlweise Führung des schmelzflüssigen Materials in einen Notauffangbehälter
oder zur weiteren regulären Verwertung zu ermöglichen, ist unterhalb des Abstichloches
7 eine Kipprinne 8 angeordnet, die zwei mit ihren Längsachsen 9, 10 einen etwa rechten
Winkel 11 einschließende Rinnenteile 12, 13 aufweist, wobei der Boden 14 des in Richtung
des aus dem Abstichloch 7 austretenden Strahles 15 verlaufenden ersten Rinnenteiles
12 gegenüber dem Boden 16 des rechtwinkelig dazu und damit etwa rechtwinkelig zur
Ebene 17 des Strahles 15 angeordneten zweiten Rinnenteiles 13 niveaumäßig tieferliegend
angeordnet ist. Die Kipprinne 8 ist am Elektroofen derart befestigt, daß die Auftreffstelle
18 des Strahles im ersten Rinnenteil 12 liegt, u.zw. nahe der Einmündung in den zweiten
Rinnenteil 13.
[0015] Die Kipprinne 8 ist um eine Kippachse 19 schwenkbar, die parallel zum zweiten Rinnenteil
13 angeordnet ist und mittels zweier Konsolen 20, die am Ofenmantel 21 befestigt sind,
am Elektroofen 1 gelagert. Zum Schwenken der Kipprinne dient ein Schwenkantrieb 22,
der als Druckmittelzylinder ausgebildet ist und einerseits nahe beim Ausguß 23 des
ersten Rinnenteiles 12 und andererseits am Ofenmantel 21 angelenkt ist.
[0016] Wie aus den Fig. 3 und 4 ersichtlich ist, weisen beide Rinnenteile 12, 13 einen V-förmigen
Querschnitt auf, wobei die Seitenwände 24, 25, 26, 27 der Rinnenteile 12, 13 von jeweils
zwei im etwa rechten Winkel zueinander stehenden, hohlen, kühlmitteldurchflossenen
Platten gebildet sind. Der erste Rinnenteil 12 ist um seine Längsachse 9 gegenüber
dem zweiten Rinnenteil 13 verdreht angeordnet, wobei die Seitenwand 27 des niveaumäßig
höherliegenden zweiten Rinnenteiles 13 in die Oberkante 28 der Seitenwand 25 des ersten
Rinnenteiles 12 übergeht. Die zweite Seitenwand 26 des zweiten Rinnenteiles 13 stößt
an einen, die entsprechende Seitenwand 24 des ersten Rinnenteiles 12 überhöhenden
Wandteil 29.
[0017] Der erste Rinnenteil 12 weist nahe bei seinem Ausguß 23 einen Kühlmittelzuführstutzen
30 auf, so daß das Kühlmittel diesen Rinnenteil 12 entgegen der Strömungsrichtung
des schmelzflüssigen Materials durchströmt. Das Kühlmittel gelangt anschließend in
den zweiten Rinnenteil 13, von dem es durch den am Ausguß 31 des zweiten Rinnenteiles
13 angeordneten Austrittsstutzen 32 austritt.
[0018] Die Funktion der Kipprinne ist folgende:
In Normalbetriebsposition A, die in den Fig. 1, 2 und 3 dargestellt ist, ergießt sich
der Strahl 15 in den ersten Rinnenteil 12, wobei der Strahl aus seiner Ebene 17 nicht
ausgelenkt wird, da, wie aus Fig. 3 ersichtlich, die vertikale Mittelebene 33 des
ersten Rinnenteiles 12, bei in abwärts geneigter Stellung dieses Rinnenteiles (also
in Normalbetriebsposition A), in der vom Strahl 15 gebildeten Ebene 17 liegt. In Notbetriebsposition
B, die in Fig. 4 dargestellt ist, und die dann eingenommen werden muß, wenn das schmelzflüssige
Material nicht zu der dem Ausguß 23 des ersten Rinnenteiles anschließenden Einrichtung,
beispielsweise einem Spinner, gelangen soll, - also bei Betriebsbeginn (verunreinigte
Schmelze) oder bei Störungen des Elektroofens 1 oder des Spinners -, liegt die Auftreffstelle
18 des Gießstrahles 15 nach wie vor im ersten Rinnenteil 12, so wie bei in Normalbetriebsposition
A befindlicher Kipprinne 8. Der in Notbetriebsposition B aufwärts gerichtete erste
Rinnenteil 12 bedingt jedoch eine Sumpfbildung über der Auftreffstelle 18, und das
schmelzflüssige Material gelangt erst nach Eintritt in den Sumpf in den zweiten Rinnenteil
13, der das schmelzflüssige Material zu einem Notauffangbehälter 34 führt.
[0019] Gemäß der in Fig. 5 dargestellten Ausführungsform ist die Kippachse 19' der Kipprinne
8'nicht mehr parallel zum zweiten Rinnenteil 13 angeordnet, sondern sie schließt mit
den beiden Längsachsen 9 und 10 der Rinnenteile 12, 13 jeweils einen spitzen Winkel
35 ein, der etwa 45° beträgt. Die Kippachse 19' ist weiters nicht horizontal wie in
Fig. l, sondern schräg im Raum liegend angeordnet, und sie erstreckt sich etwa durch
den Schwerpunkt der Kipprinne 8'. Durch diese Maßnahme ist die Kipprinne 8' mit geringem
Kraftaufwand verschwenkbar.
[0020] Die Erfindung beschränkt sich nicht auf die in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiele,
sondern ist in verschiedener Hinsicht modifizierbar. Der Querschnitt der Rinnenteile
kann rechteckförmig oder trapezförmig gestaltet sein. Der Winkel, den die beiden Rinnenteile
miteinander einschließen, ist vorteilhaft ein rechter Winkel, jedoch können die beiden
Rinnenteile auch einen davon abweichenden Winkel einschließen. Dieser Winkel richtet
sich nach den örtlichen Gegebenheiten, d.h. dem zur Verfügung stehenden Platz.
l. Kipprinne (8, 8') zur Führung von schmelzflüssigem Material (3), insbesondere von
mineralischen verspinnbaren Stoffen, wie Schlacke, mit einem um eine Kippachse (19,
19') mittels eines Schwenkantriebes (22) aus einer Normalbetriebs- (A) in eine Notbetriebsposition
(B) und umgekehrt schwenkbaren, an gegenüberliegenden Enden mit Ausgüssen (23, 31)
versehenen muldenförmigen Rinnenkörper (12, 13), der zwischen den endseitigen Ausgüssen
(23, 31) eine Auftreffstelle (18) für einen Strahl (15) schmelzflüssigen Materials
(3) aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß der muldenförmige Rinnenkörper von zwei
mit ihren Längsachsen (9, 10) einen Winkel (11) δ< <1800, vorzugsweise einen etwa
rechten Winkel einschließenden Rinnenteilen (12, 13) gebildet ist, wobei der Boden
(14) eines ersten Rinnenteiles (12) gegenüber dem Boden (16) des zweiten Rinnenteiles
(13) niveaumäßig tieferliegend angeordnet ist, die Auftreffstelle (18) des Strahles
(15) am ersten Rinnenteil (12) nahe bei der Einmündung in den zweiten Rinnenteil (13)
vorgesehen ist und die vertikale Mittelebene (33) des ersten Rinnenteiles (12) bei
abwärts geneigter Normalbetriebsposition (A) des ersten Rinnenteiles (12) in der vom
Strahl (15) gebildeten Ebene (17) liegt.
2. Kipprinne nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Rinnenteil (13)
mit seiner Längsachse (10) parallel zur Kippachse (19) angeordnet ist.
3. Kipprinne nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß beide Rinnenteile (12, 13)
mit ihren Längsachsen (9, 10) mit der Kippachse (19') einen spitzen Winkel (35) einschließen,
vorzugsweise einen Winkel von 450, wobei die Kippachse (19') im Bereich der Einmündung des ersten Rinnenteiles (12)
in den zweiten Rinnenteil (13) angeordnet ist.
4. Kipprinne nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der erste Rinnenteil
(12) um seine Längsachse (9) gegenüber dem zweiten Rinnenteil (13) verdreht angeordnet
ist.
5. Kipprinne nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Rinnenteile
(12, 13) einen V-förmigen, bei Schmelzendurchfluß auf der Spitze stehenden Querschnitt
aufweisen und jeweils von zwei im gleichen Winkel zueinander stehenden Seitenwänden
(24 bis 27), vorzugsweise im rechten Winkel zueinander stehenden Seitenwänden (24
bis 27), gebildet sind, wobei eine Seitenwand (27) des niveaumäßig höherliegenden
zweiten Rinnenteiles (13) in die Oberkante (28) einer Seitenwand (25) des ersten Rinnenteiles
(12) übergeht.
6. Kipprinne nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß eine Seitenwand (26) des
niveaumäßig höherliegenden zweiten Rinnenteiles (13) in einen eine Seitenwand (24)
des ersten Rinnenteiles (12) überhöhenden Wandteil (29) übergeht.
7. Kipprinne nach den Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Seitenwände
(24 bis 27) hohl ausgebildet und mit einer Wasserkühlung versehen sind.