[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Regelung des Walzgutdurchlaufes
in kontinuierlichen Walzstraßen mit regelbaren Hydraulikmotoren für die einzelnen
Gerüste, bei welchem an jedem Gerüst eine sich mit dem Walzgutzug ändernde physikalische
Kenngröße gemessen und sodann die Drehzahl der Hydraulikmotoren entsprechend der Abweichung
der Kenngröße von einem Sollwert geregelt wird.
[0002] Die Verwendung von Hydraulikmotoren bei Walzstraßen bietet gegenüber Elektromotoren
unter anderem den Vorteil wesentlich geringerer Schwungmomente, wodurch eine raschere
Regelung ermöglicht wird. Um die Toleranzen des Walzgutes gering zu halten, ist man
bestrebt, dieses zwischen den einzelnen Gerüsten mit minimalem Zug zu walzen und es
sind verschiedene Verfahren zur Regelung des Walzgutzuges bekannt geworden.
[0003] So ist ein Verfahren der eingangs genannten Art bekannt geworden (AT-PS 356 622),
bei welchem jedem Hydraulikmotor eine Pumpe zugeordnet ist; als Kenngröße wird der
Hydraulikdruck der Hydraulikmotoren herangezogen und bei Abweichungen vom Sollwert
wird die Regelung durch eine Pumpenverstellung des Motors des jeweils nachfolgenden
Gerüstes vorgenommen.
[0004] Der Umstand, daß bei dem bekannten Verfahren jedem Hydraulikmotor eine eigene Pumpe
zugeordnet ist, führt nicht nur zu einem hohem Aufwand, vielmehr wird - da nicht der
Motor sondern die Pumpe gesteuert wird - die Regelstrecke länger, was die Regeldynamik
ungünstig beeinflußt. Hiezu kommt der Umstand, daß die Regelung zwischen zwei Gerüsten,
von einem Gerüst auf das nachfolgende, arbeitet, wodurch der Strangabschnitt zwischen
den Gerüsten einen Teil des Regelkreises bildet.
[0005] Es sind auch von Gleichstrommotoren angetriebene Walzwerke bekannt geworden (AT-PS
371 029), bei welchen an jedem Gerüst die Differenz zwischen Walzgutgeschwindigkeit
und Walzenumfangsgeschwindigkeit ermittelt und diese Differenz als Kenngröße zur Regelung
des Antriebes herangezogen wird.
[0006] Um unerwünschten Längskräften zu begegnen, ist es aus der DE-AS 12 79 589 bekannt
geworden, als Kenngröße zur Regelung den Quotienten aus Walzmoment und Walzkraft heranzuziehen.
[0007] Ziel der Erfindung ist die Schaffung eines Regelverfahrens, das eine rasche Drehzahländerung
bei Abweichungen von einer Sollzugspannung ermöglicht und mit hoher Zuverlässigkeit
arbeitet.
[0008] Dieses Ziel läßt sich mit einem Verfahren der eingangs beschriebenen Art erreichen,
bei welchem erfindungsgemäß die Hydraulikmotoren mit konstantem Druck gespeist und
direkt, z.B. durch Verstellen des Schwenkwinkels, geregelt werden, wobei zur Regelung
des jedem Gerüst zugeordneten Hydraulikmotors in an sich bekannter Weise die an diesem
Gerüst gemessene Kenngröße herangezogen wird.
[0009] Hiedurch läßt sich eine bessere Regeldynamik erzielen, die sich in einer gleichmäßigen
Qualität des hergestellten Walzgutes auswirkt. Besonders günstig wirken sich hiebei
die geringeren Antriebsmassen der verwendeten Hydraulikmotoren aus. Lastspitzen können
durch Speicherbetrieb ausgeglichen werden, wodurch eine ausgeglichene Lastverteilung
und Anpassung an Belastungsverhältnisse erreichbar ist. Auch läßt sich der Vorrichtungsaufwand
geringer halten.
[0010] Der für die Regelung benötigte Sollwert läßt sich in einfacher Weise ermitteln, wenn
die beim Anstich ermittelte Kenngröße in an sich bekannter Weise als Sollwert für
die Regelung im weiteren Betrieb gespeichert wird.
[0011] Der Temperatureinfluß auf die Regelung kann minimiert werden, wenn in an sich bekannter
Weise als Kenngröße der Quotient aus Walzmoment und Walzkraft ermittelt wird.
[0012] Eine besonders einfache und genaue Regelung ergibt sich, wenn in an sich bekannter
Weise als Kenngröße die - gegebenenfalls normierte - Differenz zwischen der Walzenumfangsgeschwindigkeit
und der Einlaufgeschwindigkeit des Walzgutes ermittelt wird.
[0013] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrenseignet sich eine Vorrichtung, bei
welcher jedem Walzgerüst ein regelbarer Hydraulikmotor zugeordnet ist und Meßwertgeber
zur Ermittlung einer sich mit dem Walzgutzug ändernden physikalischen Größe vorgesehen
sind und die sich erfindungsgemäß dadurch auszeichnet, daß jedem Walzgerüst ein mit
konstantem Druck gespeister, direkt, z.B. durch Verstellen des Schwenkwinkels, regelbarer
Hydraulikmotor zugeordnet ist und daß für jedes Walzgerüst ein Regelkreis für die
Regelung der Motordrehzahl des betreffenden Walzgerüstes in Abhängigkeit von der an
diesem Gerüst ermittelten Kenngröße vorgesehen ist.
[0014] Die Erfindung samt ihren weiteren Vorteilen und Merkmalen ist im folgenden an Hand
von Ausführungsbeispielen näher erläutert, die in der Zeichnung veranschaulicht sind.
In dieser zeigen Fig. 1 ein Walzgerüst mit dem zugehörigen Antrieb in schematischer
Ansicht in Längsrichtung der Straße gesehen, Fig. 2 ein dem Stand der Technik entsprechendes
Prinzipschaltbild des Antriebes und der Steuerung eines Gerüstes, Fig. 3 das Prinzipschaltbild
einer erfindungsgemäßen Regelung, bei welcher als Kenngröße der Quotient aus Walzmoment
und Walzkraft herangezogen ist und Fig. 4 in einer Darstellung wie vorhin eine andere
Ausführungsform der Erfindung, bei der als Kenngröße die Differenz der Walzenumlaufgeschwindigkeit
und der Einlaufgeschwindigkeit des Walzgutes herangezogen ist.
[0015] Gemäß Fig. 1 ist ein Walzgerüst 1 mit einer Anstellung 2 versehen. Es weist ferner
eine Spindelunterstützung 3, Antriebsspindeln 4, ein Kammwalzgetriebe 5, ein Zwischengetriebe
6 und einen Hydraulikmotor 7 auf. Solche Walzgerüste können in Walzvorstraßen, Walz-,
Zwischen- und Fertigstraßen eingesetzt werden, in denen stangenförmiges, rundes oder
quadratisches Material, aber auch flaches oder rohrförmiges Material aufgrund zu großer
Querschnitte und Widerstandsmomente oder aus Platzgründen ohne Schlingenbildung gewalzt
werden sollen, wobei die Regelung nach der Erfindung eingesetzt wird.
[0016] Nach Fig. 2 arbeitet der Hydraulikmotor 7 auf das Zwischengetriebe 6, das Kammwalzgetriebe
5 usw., wie in Fig. 1 dargestellt. Die Drehzahlsteuerung erfolgt durch eine Schwenkwinkelverstellung.
Zu diesem Zweck ist ein Hydraulikstellantrieb 8 mit einem Proportionalventil 9 vorgesehen.
Der Hydraulikmotor 7, der Stellantrieb 8 und das Ventil 9 sind in der dargestellten
Weise an eine Druckleitung 10, eine Saugleitung 11 und eine Leckölleitung 12 angeschlossen.
An der Druckleitung 10 liegt überdies ein Druckspeicher 13.
[0017] Mittels eines Tachodynamos 14 wird die Motordrehzahl laufend gemessen, ein Winkelgeber
15 erfaßt den jeweiligen SchwenkwinkelcZ. Die erfaßten Größen werden einem Regler
16 zugeführt, der einen Steuereingang 17 aufweist (Drehzahlsollwert).
[0018] In Fig. 3 sind zwei Walzgerüste 1, 1' schematisch angedeutet, die Teil einer Walzstraße
zum Walzen eines Stranges 18 sind, der in der Zeichnung, wie durch den Pfeil A angedeutet,
von links nach rechts läuft.
[0019] Jedem Gerüst ist ein regelbarer Antrieb nach Fig. 2 zugeordnet, der nicht mehr näher
erläutert zu werden braucht. Weiters gehört zu jedem Gerüst ein Regelsystem 19, 19'
und der gesamten Straße ist ein Antriebs-Führungssystem 20 zugeordnet.
[0020] An jedem Gerüst 1, 1' ist ein Geber 21 vorgesehen, der die jeweilige Walzkraft f
W ermittelt. Das entprechende Signal wird über einen Mittelwertbildner 22 dem Regelsystem
19 zugeführt. In diesem ist auch ein Multiplikator 23 vorgesehen, dem ein Signal,
welches eine Funktion f(α) des Schwenkwinkels « des Motors 7 ist, zugeführt wird.
Als zweites Eingangssignal erhält der Multiplikator ein Signal Δp welches der Druckdifferenz
des Hydraulikmotors 7 proportional ist. Der Multiplikator 23 bildet das Signal M
w =Δp.f (α) , welches ein Maß für das Walzmoment M darstellt. Dieses Signal M
W sowie das der Walzkraft entsprechende Signal F
W werden einem Quotientenbildner 24 zugeführt, welcher den Quotienten Q = M
w/F
w errechnet.
[0021] Dieser Quotient wird als Kenngröße zur Zugregelung herangezogen, da durch die Quotientenbildung
eine weitgehende Temperaturunabhängigkeit der Kenngröße erreichbar ist, wogegen das
Walzmoment M
w eine ausgeprägte Temperaturabhängigkeit aufweist.
[0022] Das Signal Q ist einerseits einem Speicher 25, andererseits einem Schalter 26 zugeführt.
Das Ausgangssignal Q des Speichers 25 bzw. das Signal Q werden einem Regler 27 zugeführt,
dessen Ausgang wiederum über einen Summenbildner 28 an den Steuereingang 17 des Regler
16 gelangt. Das Antriebsführungssystem 20 kann über die Summenbildner 28, 28',. auf
sämtliche Motorregler 16, 16', .. einwirken.
[0023] Zur Wirkungsweise der erfindungsgemäßen Regelung sei erläutert: Beim Anstich des
Stabes im ersten Gerüst 1 wird der Quotient M
w/F
w bestimmt und im Speicher 25 als Sollwert Q abgespeichert. Während des Betriebes des
Walzwerkes werden die jeweiligen Werte Q = M
W/F
W zugfrei laufend mit diesem Sollwert Q verglichen. Sobald Zug oder Druck im Strang
18 auftritt, kommt es zu einer Änderung des Quotienten Q, der Komparator 27 liefert
ein Ausgangssignal, welches über den Regler 16 die Motordrehzahl ändert, bis sich
wieder ein längskraftfreier Quotient einstellt.
[0024] Diese Art der Regelung ist über die gesamte Stranglänge an jedem Gerüst im Einsatz,
wobei gegebenenfalls die einzelnen Regelsysteme 19, 19',... ihren Status an das zentrale
Antriebs-Führungssystem melden können, sodaß über die Summenbildner 28, 28',... auch
eine übergeordnete Steuerung bzw. Regelung möglich ist. Auch kann an jedem Gerüst
eine Ablaufsteuerung vorgesehen sein, über die zusätzliche Parameter in das Antriebs-Führungssystem
20 eingegeben werden können und über die zusätzlich in die Regelung eingegriffen werden
kann.
[0025] In Fig. 4 ist eine Regelung ähnlicher jener nach Fig. 3 veranschaulicht, jedoch wird
eine andere Kenngröße verwendet. Gleiche Teile sind mit den gleichen Bezugszeichen
versehen wie in Fig. 3.
[0026] An jedem Gerüst 1, 1' wird die Geschwindigkeit des Stranges 18 mittels eines Geschwindigkeitsdetektors
29 vorzugsweise berührungslos gemessen. Der Detektor 29 liefert ein Signal v
i, das der Einlaufgeschwindigkeit (Geschwindigkeits-Istwert) des Stranges entspricht.
In einem Multiplikator 30 wird aus einem der Walzendrehzahl entsprechenden Signal
n
o und einem dem Walzendurchmesser D
wo entsprechenden Signal die wirksame Walzenumfangsgeschwindigkeit v ermittelt. Sodann
wird in einer Rechenschaltung 31 die normierte Geschwindigkeitsdifferenz (v v
i)/v
u errechnet. Diese Größe dient als Kenngröße der Regelung.
[0027] Die Geschwindigkeitsdifferenz (Rückstaudifferenz) ist ein Maß für auftretenden Zug
oder Druck zwischen den Gerüsten. Auch bei dieser Variante der erfindungsgemäßen Regelung
wird ein Sollwert im Speicher 25 abgespeichert, und zwar jener Wert (v
u - v
i)/v
u, der beim Anstich im freien Auslauf vor dem Anstich des nächsten Gerüstes ermittelt
wird. Nach dem Anstich verstellt das Regelsystem die Drehzahl des zu regelnden Gerüstes
so, daß sich der gespeicherte, längskraftfreie Rückstauwert (Geschwindigkeitsdifferenz)
am vorhergehenden Gerüst wieder einstellt. Die folgenden Gerüste werden um gleiche
ermittelte Drehzahlbeträge (Folgeverstellung) verstellt, sodaß sich zwischen anderen
Gerüsten keine Längszug-oder Druckkräfte aufbauen. Dies kann über das Antriebs-Führungssystem
20 erfolgen.
1. Verfahren zur Regelung des Walzgutdurchlaufes in kontinuierlichen Walzstraßen mit
regelbaren Hydraulikmotoren für die einzelnen Gerüste, bei welchem an jedem Gerüst
eine sich mit dem Walzgutzug ändernde physikalische Kenngröße gemessen und sodann
die Drehzahl der Hydraulikmotoren entsprechend der Abweichung der Kenngröße von einem
Sollwert geregelt wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Hydraulikmotoren mit konstantem
Druck gespeist und direkt, z.B. durch Verstellen des Schwenkwinkels,geregelt werden,
wobei zur Regelung des jedem Gerüst zugeordneten Hydraulikmotors in an sicL bekannter Weise die an diesem Gerüst gemessene Kenngröße herangezogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die beim Anstich ermittelte
Kenngröße in an sich bekannter Weise als Sollwert für die Regelung im weiteren Betrieb
gespeichert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Kenngröße in
an sich bekannter Weise der Quotient aus Walzmoment und Walzkraft ermittelt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß in an sich bekannter
Weise als Kenngröße die - gegebenenfalls normierte - Differenz zwischen der Walzen-Umfangsgeschwindigkeit
und der Einlaufgeschwindigkeit des Walzgutes ermittelt wird.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 4, bei
der jedem Walzgerüst ein regelbarer Hydraulikmotor zugeordnet ist und Meßwertgeber
zur Ermittlung einer sich mit dem Walzgutzug ändernden physikalischen Kenngröße vorgesehen
sind, dadurch gekennzeichnet, daß jedem Walzgerüst (1) ein mit konstantem Druck gespeister,
direkt, z.B. durch Verstellen des Schwenkwinkels,regelbarer Hydraulikmotor (7) zugeordnet
ist und daß für jedes Walzgerüst (1) ein Regelkreis (17, 19) für die Regelung der
Motordrehzahl des betreffenden Walzgerüstes in Abhängigkeit von der an diesem Gerüst
ermittelten Kenngröße vorgesehen ist.