[0001] Die Erfindung betrifft das katalytische Reformieren unter erhöhtem Druck und erhöhter
Temperatur von Benzinen der im Oberbegriff des Patentanspruches 1 angegebenen Art.
[0002] Das katalytische Reformieren ist eines der wichtigsten Verfahren zur Herstellung
von Otto-Kraftstoffen, die hinsichtlich ihrer Klopffestigkeit den steigenden Anforderungen
in den immer leistungsfähiger gemachten Verbrennungskraftmotoren genügen müssen.
[0003] Durch die beim katalytischen Reformieren unter erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur
ablaufenden Prozesse werden insbesondere Naphthene zu Aromaten dehydriert, Paraffine
oder Naphthene isomerisiert und Paraffine unter Wasserstoffabspaltung dehydrocyclisiert.
Durch Hydrocracking werden längere Kohlenwasserstoffketten in Kohlenwasserstoffe kürzerer
Kettenlänge gespalten, wobei durch Wasserstoffanlagerung an die entstehenden olefinischen
Bruchstücke insgesamt kürzerkettige Paraffine entstehen. Bei diesen Reaktionen erfolgt
eine Nettoproduktion von Wasserstoff sowie von C,- bis C .-Kohlenwasserstoffverbindungen.
Diese bei dem Reformieren nebeneinander ablaufenden Reaktionen führen sämtlich zu
der angestrebten Erhöhung der Klopffestigkeit des erhaltenen Reformat-Benzins, die
quantitativ durch die Angabe von Oktanzahlen charakterisiert wird. Die Klopfstärke
wird unter standardisierten Bedingungen in Prüfmotoren entweder nach der Motormethode
oder der Researchmethode gemessen und entsprechend als MOZ (Motor-Oktan-Zahl) bzw.
ROZ (Research-Oktan-Zahl) angegeben.
[0004] Die Oktanzahl für n-Heptan ist definitionsgemäß 0, die von iso-Oktan 100. Oktanzahlen
von mehr als 100 werden durch Zusatz von Bleitetraethyl zu iso-Oktan erzielt.
[0005] Es ist wünschenswert, den Zusatz von Bleiverbindungen zur Erhöhung der Klopffestigkeit
von Vergaserkraftstoffen möglichst zu beschränken, so daß ein Bedürfnis nach Vergaserkraftstoffen
mit hoher Klopffestigkeit ohne zugesetzte Bleiverbindungen besteht.
[0006] Bei den bekannten katalytischen Verfahren zum Reformieren von Benzinen werden Edelmetallkatalysatoren
wie Platin, ggf. neben anderen Metallen wie beispielsweise Rhenium, auf hochreiner
Tonerde (A1,0,) als Träger eingesetzt. Die angewandten Temperaturen liegen bei etwa
480 - 550 1 C und die Drücke bei etwa 8 - 30 bar, wobei ein hoher Wasserstoffpartialdruck
der Inaktivierung des Katalysators durch Koksbildung auf dem Katalysatorträger entgegenwirkt.
Niedrigere Drücke begünstigen höhere Ausbeuten an Reformat.
[0007] Typische Bedingungen beim Betrieb eines Reformers sind beispielsweise in Hydrocarbon
Processing, Sept.
1980, S. 162 angegeben. Durch geeignete Verfahren zur Regenerierung des Katalysators,
beispielsweise durch Abbrennen des Kohlenstoffs auf dem Katalysator in sogenannten
Swingreaktoren, aber auch durch laufende Ausschleusung eines Teils des Katalysators
aus dem in dem Reformer aufrechterhaltenen Katalysatorwirbelbett wird die ausreichende
Aktivität des Katalysators aufrechterhalten.
[0008] Die bei dem Reformieren auftretende Nettowasserstoffproduktion ist eine wichtige
Quelle für die Deckung des in einer Raffinerie für verschiedene Raffinationsprozesse
und andere Umwandlungsverfahren bestehenden Wasserstoffbedarfes.
[0009] Dagegen ist die bei dem Reformieren auftretende Bildung von C,- bis C.-Gasen als
Nebenproduktbildung mit entsprechend zu bewertenden Kohlenstoffverlusten anzusehen.
[0010] Als Einsatzprodukte für das katalytische Reformieren sind üblich straight run Benzine,
aus unterschiedlichen Crackverfahren gewonnene im Benzinsiedebereich anfallende Fraktionen
(vgl. Hydrocarbon Processing a.a.O.). Aber auch über die Aufarbeitung von aus dem
Exxon Donor Solvent Kohleverflüssigungsverfahren (EDS-Verfahren) erhaltenem Produkt
im Naphthasiedebereich durch katalytisches Reformieren wurde berichtet (vgl. Proc.
Am. Pet. lnst., Refin. Dep. 1979, 58, 373-379).
[0011] Hieraus leitet sich bei einem Verfahren der eingangs angegebenen Art die Aufgabe
ab. eine erhöhte Ausbeute an Flüssigprodukt des Reformers (C5-Ausbeute) mit verbesserten
Werten der Klopffestigkeit für die Verwendung als Otto-Kraftstoffe sowie eine erhöhte
Wasserstoffausbeute bei Erhalt einer Katalysatoraktivität, die zumindest dem für Reformerverfahren
gewohnten Standard entspricht, zu erzielen.
[0012] Diese Aufgabe wird mit der Erfindung gelöst. Sie besteht darin, daß die Maßnahmen
des kennzeichnenden Teils des Patentanspruches 1 verwirklicht sind.
[0013] Der Einsatz der Mischungen von kohlestämmigem Reformereinsatzprodukt mit Reformerfeedspezifikation
und mineralölstämmigem Reformereinsatzprodukt erfolgt bevorzugt in einem Gewichtsverhältnis
von 20 zu 80 bis 40 zu 60.
[0014] Ein typisches mineralölstämmiges Benzin als Reformereinsatzprodukt besteht beispielsweise
zu 44 Gew.-% aus Paraffinen, zu
41 Gew.-% aus MonocycJoparaffinen. zu 2 Gew.-% Dicycloparaffinen und zu 13 % aus Aromaten.
[0015] Die erfindungsgemäß als Reformereinsatzprodukt zugesetzten kohlestämmigen Leichtöle
oder Benzine aus der verflüssigenden Hydrierung einer Gasflammkohle des Ruhrgebiets
nach dem angegebenen Verfahren der Hydrierung in Sumpf- und Gasphase unterscheiden
sich von den mineralölstämmigen Reformereinsatzprodukten hauptsächlich durch einen
geringeren Gehalt an Paraffinen und einen höheren Gehalt an Monocycloparaffinen.
[0016] In einer Sumpfphasenhydrierung bei erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur wird gemahlene
Kohle, ggf. unter Zusatz von katalytisch wirksamen Substanzen, mit einem Anmaischöl
angemaischt unter Zusatz von gasförmigem Wasserstoff umgesetzt, aus dem Abstrom der
Sumpfphasenhydrierung wird der Rückstand ausgeschleust, die rückstandsfreien flüchtigen
Produkte werden abgekühlt, ggf. von einer als Anmaischöl dienenden Fraktion abgetrennt,
einer Gasphasenhydrierung an einem auf einem Trägermaterial aus AI,O, oder Al2O3-SiO02
aufgebrachten NilMo- oder Co/Mo-Katalysator unterzogen und eine raffinierte kohlestämmige
Naphtha- oder Benzinfraktion gewonnen, die als solche oder nach einer weiteren Hydrotreating-Stufe
auf die geforderte Reformereinsatzspezifikation gebracht ist. Weitere geeignete Einsatzprodukte
können aus diesem Verfahren der Sumpf- und der -ggf. unter weitgehender Aufrechterhaltung
von Prozeßdruck und evtl. auch der Prozeßtemperatur nach Abtrennung höhersiedender
Fraktionen durch partielle Kondensation angekoppelten - Gasphasenhydrierung durch
Raffination oder Hydrocracken von Kohlemittelöl und Abtrennen der im Benzinsiedebereich
anfallenden Fraktion gewonnen werden.
[0017] Es ist allerdings zu beachten, daß die Dehydrierung von Monocycfoparaffinen, die
als Hauptreaktion beim Reformieren kohlestämmiger Benzinfraktionen anzusehen ist,
stark endotherm ist. Ein überwiegend aus kohlestämmigen Benzin- oder Naphthafraktionen
bestehendes Einsatzprodukt kann nicht ohne entsprechende Anpassungen des Vorheizsystems
über einen für die üblichen mineralölstämmigen Benzinfraktionen ausgelegten Reformer
gegeben werden. Zur Einbringung der notwendigen Reaktionswärme beim Einsatz von Mischungen
mit einem Anteil von mehr als etwa 40 Gew.-% kohlestämmigen Benzinfraktionen wären
die Vorheizsysteme zu erweitern.
[0018] Es wurde gefunden, daß sich nach dem erfindungsgemäßen Verfahren nicht nur Otto-Kraftstoffe
mit hervorragenden Gebrauchseigenschaften, insbesondere einer verbesserten Klopffestigkeit
herstellen lassen, sondem daß insbesondere auch eine betriebstechnisch günstigere
Fahrweise des Reformerprozesses ermöglicht wird.
[0019] Diese äußert sich in einer erhöhten C
5+-Ausbeute sowie in einer höheren Wasserstoffausbeute und einer entsprechend verminderten
unerwünschten Bildung von C,- bis C.-Gasen bei gleichen Reformerbedingungen. Auch
die Katalysatorstandzeiten, die durch eine vorgegebene Aktivität des beispielsweise
auf einem Trägermaterial aus AI,O, aufgebrachten Platin-Katalysators gekennzeichnet
sind, werden günstig beeinflußt.
[0020] Aus den Figuren
1 bzw. 2 der Zeichnung, in denen auf der Ordinate die Motoroktanzahl (MOZ) bzw. die
Research-Oktanzahl (ROZ) und auf der Abszisse die C5-Ausbeute in Gew.-% aufgetragen
sind, sind aus den für verschiedene Mischungen von Reformereinsatzprodukten geltenden
Kurven die erzielten Verbesserungen der C5+-Ausbeute und der Oktanzahl unmittelbar
abzulesen. Die drei Kurven in Figur 1 entsprechen von unten nach oben gesehen einem
üblichen eingesetzten mineralöistämmigen Benzin (als Vergleichsbeispiel) sowie einer
Mischung eines aus einem solchen Benzin mit einem kohlestämmigen Reformerfeed im Gewichts-Verhäftnis
80 : 20 bzw. im Gewichts-Verhältnis 60 : 40 zusammengesetzten Reformereinsatzprodukt.
[0021] Die drei Kurven in Figur 2 gelten für analoge Zusammensetzungen.
[0022] Die Kurven gemäß Figur 1 bzw. Figur 2 gelten für die nachfolgend angegebenen Reformerversuchsbedingungen:
Druck 30 bar, Temperatur 490 iC, Katalysatorbelastung (WHSV) 1 bis 4 kg Feed/kg Kontakt.
h mit den Einzelwerten der Katalysatorbelastung von 1, 2 bzw. 4.
[0023] Es ist zu sehen, daß bei einem Reformereinsatzgemisch im Gewichts-Verhältnis 60 :
40 gegenüber einem solchen Gemisch im Gewichts-Verhältnis 80 : 20 von mineralölstämmigem
Benzin zu kohleölstämmigem Benzin bzw. gegenüber einem rein mineralölstämmigen Benzin
jeweils höhere Oktanzahlen und höhere C
5+ -Ausbeuten erzielt werden.
[0024] Beispielsweise wird gemäß Figur 2 mit einem üblichen Benzin als Reformereinsatzprodukt
eine C5,+ -Ausbeute von 79 Gew.-% bei einer ROZ von etwas unterhalb 97 erzielt.
[0025] Bei gleichen Reformerversuchsbedingungen wird mit einem 80 : 20-Gemisch von mineralölstämmigem
Benzin zu kohlestammigem Reformerfeed eine C 5+-Ausbeute von etwa 83 Gew.-% bei einem
Wert von etwas oberhalb 97 für die ROZ erzielt.
[0026] Bei Einsatz eines 60 : 40-Gemisches (gewichtsmäßig) von mineralölstämmigem Reformereinsatzprodukt
zu kohlestämmigem Reformerfeed wird eine C
5+-Ausbeute von 85 Gew.-% und eine ROZ von etwa 98 erzielt.
[0027] Darüber hinaus wird bei den erfindungsgemäß zum Einsatz kommenden Gemischen eine
erhöhte Wasserstoffausbeute gefunden.
[0028] Unter der Voraussetzung, daß der Anteil an höhersiedenden Dicycloparaffinen in den
eingesetzten kohlestämmigen Fraktionen durch Festlegung geeigneter Siedeschnitte in
den für mineralölstämmige Benzinfraktionen geltenden Größenordnungen bleibt, sind
die Katalysatorstandzeiten bei vergleichbarer Katalysatoraktivität voll befriedigend.
[0029] Um die gleiche Produktspezifikation in der Oktanzahl beim Einsatz der erfindungsgemäß
eingesetzten Gemische einzustellen wie sie für rein mineralölstämmiges Reformat zur
Verwendung als Ottokraftstoff gefordert wird, kann sogar die Severität der Reformerstufe
gesenkt werden.
1. Katalytisches Reformieren unter erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur von Benzinen
aus der Gruppe Straightrun-Benzin. Benzin oder Naphtha aus Dampfcracking- oder Fluidkatalytik-Cracking-Verfahren
bzw. Hydrocracking-Verfahren, dadurch gekennzeichnet, daß Gemische eines mineralölstämmigen
Reformereinsatzproduktes und kohlestämmiger Reformereinsatzprodukte mit Reformerfeedspezifikation
aus der Gruppe raffiniertes Kohleleichtöl, Leichtöl aus der Kohle-Mittelöl-Raffination,
Benzin aus einem Hydrocracken von kohlestämmigem Mittelöl oder auch Benzin, das bei
der Raffination des gesamten Heißabscheiderkopfproduktes der Kohlehydrierung, entsteht,
eingesetzt werden.
2. Verfahren zum katalytischen Reformieren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß Gemische kohlestämmiger Reformereinsatzprodukte mit Reformerfeedspezifikation
und mineralölstämmigen Reformereinsatzproduktes in einem Gewichtsverhältnis von 20
zu 80 bis 40 zu 60 eingesetzt werden.