[0001] Die Erfindung betrifft wäßrige, gegebenenfalls methanolhaltige pumpbare und fließfähige
Kohledispersionen mit einem speziellen, ethoxylierten, geradkettigen, gesättigten
Fettalkoholgemisch als nichtionischem Dispergiermittel sowie die Verwendung dieser
Dispergiermittel in Kohle-Wasser--Dispersionen.
[0002] Wäßrige Kohledispersionen haben in neuerer Zeit zunehmend an Bedeutung gewonnen,
insbesondere im Hinblick auf ihre günstigen Transportmöglichkeiten, z.B. in Pipelines.
[0003] Aus der US-PS 4 358 293 sind wäßrige Kohledispersionen bekannt, die als nichtionische
oberflächenaktive Dispergiermittel höhermolekulare Polyalkylenoxide enthalten. U.a.
werden Polyalkylenoxide von Alkylphenolen, wie Nonylphenoxypolyethylenoxid mit mehr
als hundert Ethylenoxideinheiten, beschrieben.
[0004] Die verschiedenen Tenside erweisen sich bei der Anwendung nicht in allen Fällen als
besonders gut geeignet, d.h. sie sind nicht für alle Kohlearten anwendbar. Weiterhin
sind die bisher verwendeten Dispergiermittel teilweise schwierig zu handhaben, da
sie u.U. in Wasser eine sehr langsame Lösungsgeschwindigkeit aufweisen und teilweise
konzentrierte wäßrige Lösungen nicht herstellbar sind.
[0005] Aus den PCT-Anmeldungen WO 83/04044 und WO 83/04047 gehen in allgemeiner Form ethoxylierte
aliphatische Alkohole mit 10 bis 24 C-Atomen und 40 bis 200 Ethylenoxid (EO)-Einheiten
für die Herstellung von wäßrigen Kohledispersionen hervor. Dabei sind für die bevorzugten
Alkohole mit 10 bis 24 C--Atomen 40 bis 100 Eo-Einheiten oder ein Verhältnis von EO-Einheiten
zur Zahl der C-Atome von 3,5 bis 6,0, d.h. etwa 150 EO-Einheiten, bevorzugt. Aber
auch hier ist die beschriebene Lösung nicht immer für die Praxis ausreichend: nachteilig
ist insbesondere die zu hohe Viskosität der damit hergestellten Kohledispersionen.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, neue Dispergiermittel für Kohledispersionen mit unterschiedlichen
Kohletypen zur Verfügung zu stellen.
[0007] Es wurde gefunden, daß spezielle, ethoxylierte geradkettige, gesättigte primäre Fettalkoholgemische
hervorragend als Dispergiermittel für wäßrige Kohledispersionen geeignet sind.
[0008] Demnach sind Gegenstand der Erfindung wäßrige, pumpbare und fließfähige Kohledispersionen,
enthaltend, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht, 65 bis 80 Gew.% gemahlene Kohle,
35 bis 20 Gew.% Wasser, von dem gegebenenfalls 1 bis 60 Gew.% durch Methanol ersetzt
ist, und übliche Zusätze, dadurch gekennzeichnet, daß die Dispersion als nichtionisches
Dispergiermittel 0,1 bis 1,5 Gew.%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Mischung, des
Ethoxylierungsprodukts eines Gemisches von geradkettigen, gesättigten primären Fettalkoholen
der Zusammensetzung
0,1 bis 2,0 Gew.% C12-Alkohol,
3,0 bis 6,0 Gew.% C14-Alkohol,
20,0 bis 35,0 Gew.% C16-Alkohol,
55,0 bis 75,0 Gew.% C18-Alkohol und
0,5 bis 3,0 Gew.% C20-Alkohol
mit 180 bis 230 Ethylenoxideinheiten, bezogen auf das mittlere Molekulargewicht der
Alkohole, enthält und die Verwendung dieser nichtionischen Dispergiermittel in wäßrigen
Kohledispersionen.
[0009] Davon ist das Ethoxylierungsprodukt eines Gemisches von geradkettigen, gesättigten
primären Fettalkoholen der Zusammensetzung 0,3 bis 0,7 Gew.% C
12-Alkohol, 3,0 bis 5,0 Gew.% C
14-Alkohol, 25 bis 35 Gew.% C
16-Alkohol, 65 bis 70 Gew.% C18-Alkohol und 0,5 bis 3,0 Gew.% C
20-Alkohol mit 190 bis 220 Ethylenoxideinheiten bevorzugt.
[0010] In überraschender und nicht vorhersehbarer Weise wird durch die erfindungsgemäße
Mischung gegenüber den als Einzelverbindungen ethoxylierten gesättigten Fettalkohole
eine wesentlich bessere Wirkung im Hinblick auf eine Viskosiätsreduzierung der damit
hergestellten Kohledispersionen erreicht. Das gefundene Optimum hat in keiner Weise
nahegelegen.
[0011] Die erfindungsgemäßen Kohledispersionen enthalten bevorzugt eine flotierte, gemahlene
Kohle mit einer zweckmäßigen Korngrößenverteilung von kleiner 300 µ.
[0012] Eine beispielhafte und besonders zweckmäßige Verteilung bedeutet 100 % kleiner 300
µ, 80 % kleiner 200 µ und 50 % kleiner 50 µ.
[0013] Es ist selbstverständlich, daß Kohle mit einem hohen Aschegehalt in der Regel schwerer
dispergiert werden kann als Kohle mit einem niederen Aschegehalt. Hoher Aschegehalt
bedeutet ca. 8 bis 12 %, niederer Aschegehalt weniger als 4 % Asche. Der Schwefelgehalt
der bevorzugt eingesetzten flotierten Kohle beträgt in der Regel weniger als 1 %.
[0014] Die Eigenschaften pumpbar und fließfähig betreffen die Viskosität der Kohledispersion.
In der Regel ist eine Dispersion mit 2000 mPa.s gerade noch fließfähig. Für die Praxis,
damit mit möglichst geringem Energieaufwand transportiert werden kann, liegen die
gewünschten Werte bei 1000 mPa.s und darunter. Der optimal gewünschte Bereich kann
mit kleiner 800 mPas angegeben werden. Er wird, wie in den Beispielen gezeigt, in
den erfindungsgemäßen Kohledispersionen ohne weiteres erreicht.
[0015] Wie bereits erwähnt, können 1 bis 60 Gew.% des Wassers durch Methanol ersetzt werden.
Der Zusatz von Methanol dient zum Zwecke der Viskositätserniedrigung (Pumpbarkeit)
der Kohledispersionen bei Temperaturen unter 0°C (z.B. bis -20°C).
[0016] Darüberhinaus enthalten die erfindungsgemäßen Kohledispersionen die dem Fachmann
an sich bekannten üblichen Zusätze:
Schaumdämpfer, an sich übliche Schaumdämpfer wie Fettsäurepolyalkoxylate, z.B. Stearylalkoholpropoxylat
mit 10 bis 50 Propylenoxideinheiten oder Silikonöle, etc.; als Viskositätsregler lösliche
anorganische Salze, z.B. Ammoniumchlorid und -carbonat, sowie Alkali- und Erdalkalichloride
und -carbonate, insbesondere des Natriums, Calciums und Magnesiums, wasserlösliche
Phosphate und Silicate, wie Natrium-hexametaphosphat oder Natrium--metasilikat-9-hydrat;
pH-Wert-Regulatoren, da für die praktische Anwendung ein pH-Wert von 8 bis 10 besonders
zweckmäßig ist, wie Alkali- und Erdalkalihydroxide, Ammoniak sowie primäre und sekundäre
Amine; Stabilisierhilfsmittel mit Schutzkolloid- und/oder Verdickerwirkung, hierfür
kommen in Betracht Polyether (z.B. Polyethylenoxid, Copolymere von Polyethylenoxid
und Polypropylenoxid), Carboxymethylcellulose, Hydroxyethylcellulose, Polysaccharide
(z.B. Alginate), Polyalkohole, Polyacrylate und Copolymere davon; als übliche Zusätze
seien auch Biocide genannt.
[0017] Die Herstellung der erfindungsgemäß zu verwendenden Dispergiermittel ist an sich
bekannt und erfolgt nach beschriebenen Verfahren. Der Grad der Ethoxylierung wird
auf das mittlere Molekulargewicht, das sich aus der Hydroxylzahl des Gemisches ergibt,
bezogen.
[0018] Die Herstellung der erfindungsgemäßen wäßrigen Kohledispersionen erfolgt in üblicher
Weise. In der Regel wird eine konzentrierte wäßrige Lösung, die 40 bis 70 Gew.X erfindungsgemäßes
Dispergiermittel enthält und die sich im Gegensatz zu manchen Dispergiermitteln des
Standes der Technik leicht herstellen läßt, der Wassermenge zugegeben, der unter starkem
Rühren die gemahlene Kohle und gegebenenfalls weitere Zusätze zugeführt werden.
Beispiele
[0019] A. Herstellung der erfindungsgemäßen Dispergiermittel
[0020] Das Alkoholgemisch wird mit 1 Gew.X Kaliumhydroxid versetzt und unter Rühren bei
120-130°C portionsweise mit Ethylenoxid umgesetzt, wobei der Druck 10 bar nicht übersteigt.
Das zu ethoxylierende Ausgangsmaterial hat folgende Zusammensetzung:
0,5 Gew.% Laurylalkohol
4 Gew.% Myristinalkohol
28 Gew.% Cetylalkohol
66 Gew.X Stearylalkohol
1,5 Gew.X Eicosylalkohol
[0021] B. Anwendungsbeispiele
[0022] Zusammensetzung der Kohlen-Wasser-Dispersionen:
70 Gew.X polnische Importkohle (Steinkohle, flotiert, gemahlen) 0,5 Gew.X Dispergiermittel
gemäß Tabelle I 29,5 Gew.X Wasser
[0023] Das Dispergiermittel wird in Wasser gelöst und die Kohle unter Rühren unter Zuhilfenahme
eines Technikumdissolvers bei ca. 1000 bis 3000 U/min innerhalb von 3 min zugegeben
und anschließend bei 6500 U/min 20 min lang dispergiert.
[0024] Die Viskosität der Dispersion [mPas] wird mit einem Rotationsviskosimeter bestimmt
bei 20°C und einer Schergeschwindigkeit D von 220 s
-1.

[0025] In der Tabelle I bedeutet "nicht meßbar" eine Viskosität größer 20.000. Die Vergleichsbeispiele
1 bis 14 entsprechen der PCT-Anmeldung WO-83-04044. Sie sind für die praktische Anwendung
nicht geeignet. Die erfindungsgemäßen Beispiele 15 bis 18 zeichnen sich durch überlegene
Viskositäten aus. Die Beispiele 19 bis 22 belegen, daß eine Optimierung in dem erfindungsgemäßen
Bereich vorliegt. Ein niederer oder höherer Ethoxylierungsgrad führt zu höheren Viskositätswerten.
1. Wäßrige, pumpbare und fließfähige Kohledispersionen, enthaltend, jeweils bezogen
auf das Gesamtgewicht, 65 bis 80 Gew.X gemahlene Kohle, 35 bis 20 Gew.% Wasser, von
denen gegebenenfalls 1 bis 60 Gew.X durch Methanol ersetzt sind, und übliche Zusätze,
dadurch gekennzeichnet, daß die Dispersion als nichtionisches Dispergiermittel 0,1
bis 1,5 Gew.%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Mischung, des Ethoxylierungsprodukts
eines Gemisches von geradkettigen, gesättigten primären Fettalkoholen der Zusammensetzung
0,1 bis 2,0 Gew.X C12-Alkohol,
3,0 bis 6,0 Gew.X C14-Alkohol,
20,0 bis 35,0 Gew.X C16-Alkohol,
55,0 bis 75,0 Gew.% C18-Alkohol und
0,5 bis 3,0 Gew.X C20-Alkohol
mit 180 bis 230 Ethylenoxideinheiten, bezogen auf das mittlere Molekulargewicht der
Alkohole, enthält.
2. Wäßrige Kohledispersion nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dispersion
als nichtionische Dispergiermittel das Ethoxylierungsprodukt eines Gemisches von geradkettigen,
gesättigten primären Fettalkoholen der Zusammensetzung 0,3 bis 0,7 Gew.% C12-Alkohol, 3,0 bis 5,0 Gew.% C14-Alkohol, 25 bis 35 Gew.% C16-Alkohol, 65 bis 70 Gew.X C18-Alkohol und 0,5 bis 3,0 Gew.% C20-Alkohol mit 190 bis 220 Ethylenoxideinheiten, bezogen auf das mittlere Molekulargewicht
der Alkohole, enthält.
3. Wäßrige Kohledispersionen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Dispersionen
0,2 bis 1 Gew.X des nichtionischen Dispergiermittels nach Anspruch 1 oder 2, bezogen
auf das Gesamtgewicht der Mischung, enthalten.
4. Verwendung von nichtionischen Dispergiermitteln nach Anspruch 1 oder 2 in wäßrigen
Kohledispersionen in einer Menge von 0,1 bis 1,5 Gew.X, bezogen auf das Gesamtgewicht
der Mischung.
5. Verfahren zur Herstellung wäßriger, pumpbarer und fließfähiger Kohledispersionen
enthaltend, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht, 65 bis 80 Gew.% gemahlene Kohle,
35 bis 20 Gew.X Wasser, von denen gegebenenfalls 1 bis 60 Gew.X durch Methanol ersetzt
sind, und übliche Zusätze, dadurch gekennzeichnet, daß man der Dispersion als nichtionisches
Dispergiermittel 0,1 bis 1,5 Gew.%, bezogen auf das Gesamtgewicht der Mischung, des
Ethoxylierungsprodukts eines Gemisches von geradkettigen, gesättigten primären Fettalkoholen
der Zusammensetzung
0,1 bis 2,0 Gew.% C12-Alkohol,
3,0 bis 6,0 Gew.X C14-Alkohol,
20,0 bis 35,0 Gew.X C16-Alkohol,
55,0 bis 75,0 Gew.X C18-Alkohol und
0,5 bis 3,0 Gew.X C20-Alkohol
mit 180 bis 230 Ethylenoxideinheiten, bezogen auf das mittlere Molekulargewicht der
Alkohole, zusetzt.