[0001] Die Erfindung betrifft ein System zur Deckung des für Beleuchtung und Heizung benötigten
Energiebedarfes eines Gebäudes, dessen Räume beheizbar und mit Kunstlicht, sowie über
Fenster mit Tageslicht beaufschlagt sind.
[0002] Die Aussenwände von Gebäuden bestehen im allgemeinen teilweise aus durchsichtigen
Bauteilen, z.B. Fenstern, und teilweise aus undurchsichtigen Wandteilen, z.B. Fassadenplatten
oder Mauerwerk und dergleichem; beide genannten Teile zeigen erhebliche Unterschiede
im Wärmedämmvermögen: Für herkömmliche Fenster betragen die Wärmedurchgangszahlen
(k-Werte) bis zu sechsmal so viel (1,0 bis 2,8 W/m
2.K) wie für die undurchsichtigen Wandteile (0,3 bis 0,5 W/m
2.K). Infolgedessen weisen Verglasungen an kalten Tagen eine niedrigere Oberflächentemperatur
auf als die anderen Teile der Aussenwand. Das führt zu einem Kaltluftabfall vor dem
Fenster und zu Zugerscheinungen, sowie einem einseitigen Strahlungsdefizit für die
Rauminsassen. Um für diese den erwünschten Komfort zu gewährleisten, werden Heizanlagen,
wie Radiatoren, Konvektoren, zusätzliche Bodenheizungen usw., unter den Fenstern angeordnet,
um mit dem dadurch erzeugten Warmluftvorhang die Auswirkungen der kalten Fensteroberfläche
zu kompensieren.
[0003] Mit diesen Massnahmen und Anordnungen sind verschiedene, schwerwiegende Nachteile
verbunden:
- Es sind umfangreiche und komplizierte Installationen erforderlich mit Heizleitungen,
die bis an die Peripherie des Gebäudes herangeführt werden müssen,
- durch die Anordnung von Heizungsinstallationen wird die Nutzung im Fensterbereich
stark beeinträchtigt,
- durch den Warmluftvorhang werden die Temperaturdifferenz und der Wärmeübergang am
Fenster erhöht, was zu erhöhten Energieverlusten am Fenster führt.
[0004] Auch die übrigen Funktionen der Fenster - Tageslichtversorgung und Verbindung zur
Aussenwelt - sind in herkömmlichen Bausystemen energetisch ungünstig. Deshalb besteht
heute bei derartigen Gebäuden nur die Wahl zwischen einer grosszügigen Befensterung
mit einem daraus folgenden hohen Energieverbrauch durch grosse Heizungsanlagen oder
einer stark reduzierten Fensterfläche auf Nord-, Ost- und Westseite des Gebäudes mit
ungünstigen Auswirkungen auf die Freiheit der architektonischen Gestaltung, sowie
erheblichen Einschränkungen in bezug auf das Tageslicht und vermehrtem Energiebedarf
für künstliche Beleuchtung.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes und energetisch
sparsames System der eingangs genannten Art zu schaffen, das
- den Energiebedarf und insbesondere die Anforderungen an die für die Haustechnik
notwendige Leistungsspitze erheblich reduziert,
- die für die Haustechnik erforderlichen Installationen verringert und vereinfacht,
- trotz dem hohen Komfort gewährleistet,
- die Versorgung mit Tageslicht optimal gestaltet
- und eine architektonische freie Gestaltung des Fensterbereiches zulässt.
[0006] Diese Aufgabe wird mit der Erfindung dadurch gelöst, dass die Wärmedurchgangszahl
(Gesamt-k-Wert) des gesamten Fensters und der Wärmedurchgangszahl der undurchsichtigen
Wandteile der Aussenwände des Gebäudes je höchstens einen Wert von 1 W/m
2.K haben, und dass zur Deckung des Kunstlicht-und des Heizbedarfes elektrische Beleuchtungskörper
und elektrische Heizkörper mit vergleichbaren Leistungen vorhanden sind.
[0007] Die Wärmedurchgangszahl des gesamten Fensters, der Gesamt-k-Wert, setzt sich zusammen
aus den beiden Einzel-K-Werten für die Verglasung und für den Rahmen; der Gesamt-k-Wert
kann dabei entweder gesamthaft experimentell bestimmt oder als arithmetischer Mittelwert
aus den Einzel--k--Werten berechnet werden, wobei diese entsprechend den Flächenanteilen
von Verglasung und Rahmen anteilmässig in die Rechnung eingehen.
[0008] Unter "vergleichbaren Leistungen" wird dabei verstanden, dass die installierte Heizleistung
zwischen 50 und 150 K der installierten Beleuchtungsleistung, d.h. der von den Beleuchtungskörpern
aufgenommenen Leistung, beträgt.
[0009] Die niedrigen k-Werte für das Fenster können beispielsweise durch über eine doppelte
Verglasung hinausgehende Mehrfachverglasungen oder durch die Massnahmen erreicht werden,
die in der EP-A- 117 885 beschrieben sind; eine weitere Möglichkeit besteht in der
Verwendung von hochwärmeisolierenden und gleichzeitig hochtransparenten Stoffen, wie
zum Beispiel Aerogelen. Die Einhaltung der k-Werte für die Wandteile erfolgt mit Hilfe
von bekannten Wärmedämm-Massnahmen und/oder -Materialien.
[0010] Aufgrund der besonderen Ausgestaltung der Aussenwand in thermischer Hinsicht können
Heizungsinstallationen vor oder unter dem Fenster zum Abfangen des Kaltluftabfalls
entfallen; weiterhin bewirken die nahe beieinander liegenden k-Werte von Fenster und
Wandteil eine über die ganze Aussenwandfläche weitgehend gleiche Oberflächentemperatur,
so dass Zugerscheinungen vermieden werden. Darüberhinaus kann die mittlere Raumtemperatur
ohne Komfortverlust abgesenkt werden. Der zum Heizen benötigte Energieanteil ist,
besonders bei Belegung des Raumes mit Personen, wegen der geringen Wärmeverluste so
niedrig, dass er durch die künstliche Beleuchtung oder - falls kein Kunstlicht benötigt
wird - durch elektrische Heizkörper mit etwa gleicher Leistung gedeckt werden kann.
Mit Vorteil können daher die Beleuchtungs- und die Heizkörper gemeinsam in mit kombinierten
Fassungen versehenen Reflektoren, vorzugsweise an der Decke, angeordnet sein.
[0011] Sollten in Sonderfällen an Decke, Fussboden oder Innenwänden wärmeisolierende Massnahmen
erforderlich sein, so sind die k-Werte dieser Elemente selbstverständlich an diejenigen
der Aussenwände angepasst.
[0012] Da häufig die von einem Abnehmer dem Netz zu entnehmende Maximalleistung durch die
Elektrizitätswerke beschränkt wird, so dass sie beispielsweise nicht für eine elektrische
Beheizung herkömmlicher Art ausreicht, ist es in Weiterentwicklung der vorliegenden
Erfindung vorteilhaft, wenn die Maximalleistung der installierten Heizkörper diejenige
der installierten Beleuchtungskörper nicht übersteigt; zusätzlich kann dabei noch
die Massnahme getroffen sein, dass das Einschalten der Beleuchtungs- und der Heizkörper
so gesteuert ist, dass die jeweils abgegebene Gesamtleistung beider auf den Wert der
installierten Beleuchtungsleistung begrenzt ist.
[0013] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen im Zusammenhang
mit der Zeichnung näher erläutert.
Fig. 1 zeigt schematisch in einer räumlichen Skizze einen erfindungsgemäss ausgebildeten
Raum in einem Gebäude;
Fig. 2 ist ein Grundriss dieses Raumes mit Blickrichtung gegen die Decke
Fig. 3 stellt den Schnitt III - III von Fig. 2 dar, während
Fig. 4 in gleicher Darstellung wie Fig. 1 einen Raum wiedergibt, in dem die Anordnung
der Heizkörper gegenüber der ersten Ausführungsform modifiziert ist.
[0014] Als Ausschnitt aus einem grösseren Gebäude 1 zeigt Fig. 1 einen Raum 2, der auf drei
Seiten von gleichartigen Räumlichkeiten, die nicht näher dargestellt sind, umgeben
ist. Auf einer Seite, die in Fig. 1 rechts und in den Fig. 2 und 3 links angeordnet
ist, ist der Raum 2 durch eine Aussenwand 3 abgeschlossen, in der ein Fenster 4 vorhanden
ist.
[0015] In der Decke 5 des Raumes 2 befinden sich in Abständen voneinander angeordnete Strahlungsreflektoren
6, in denen je eine Leuchtstoffröhre als Beleuchtungskörper 7 und ein handelsüblicher
Heizstab, beispielsweise aus Keramik, als Heizkörper 8 installiert sind. Jeder Reflektor
6 bzw. jeder Strahlungskörper 7 bzw. 8 in ihm ist, einzeln und getrennt, von Hand
ein-und ausschaltbar.
[0016] Die Beleuchtungskörper 7 und die Heizkörper 8 sind so ausgewählt, dass die von ihnen
aufgenommene Leistung gleich ist. Sie beträgt beispielsweise 25 W/m
2 Raumfläche. Die Leistungsaufnahme in den einzelnen Reflektoren 6 kann dabei ebenfalls
gleich, aber auch verschieden sein.
[0017] Weiterhin sind Beleuchtungs- und Heizkörper 7 und 8 eines Reflektors 6 - im einfachsten
Fall über einen von Hand zu betätigenden Umschalter - in ihrer elektrischen Schaltung
so miteinander gekoppelt, dass in einem Reflektor 6 wahlweise nur der eine oder der
andere der beiden energieabgebenden Strahler 7 bzw. 8 in Betrieb stehen kann.
Berechnungsbeispiel:
[0018] Der Raum 2, der eine Höhe von 3 m hat, misst 5 x 4 m
2; die Fläche des über seine ganze Breite verlaufenden, 2 m hohen Fensters 4 beträgt
8 m
2. Es ist doppeltverglast, und sein k-Wert ist durch Verlegen von durchsichtigen, beschichteten
Kunststoffolien zwischen den Scheiben auf etwa 0,7 W/m
2.K abgesenkt, während derjenige der undurchsichtigen Aussenwandteile 3 0,5 W/m
2,K beträgt.
[0019] Daraus ergeben sich für den Raum 2 ein Volumen V von 60 m
3 und eine Aussenwandfläche von 12 m
2, wovon, wie erwähnt, 8 m
2 Fensterfläche und
4 m2 undurchsichtige Brüstungsfläche sind.
[0020] Unter der Annahme eines Luftwechsels von 0,3 h
-1 resultieren daraus Energieverluste für die Luftwechsel von 6 W/K sowie für den Wärmedurchgang
nach aussen durch das Fenster 5,6 W/K und durch die Brüstung von 2 W/K, was einen
Gesamtenergieverlust von 13,6 W/K ergibt.
[0021] Die zur Deckung dieses Energiebedarfes benötigte Leistung beträgt bei einer Aussentemperatur
von -10°C (übliche Auslegungstemperatur) und geforderter Raumtemperatur von 20°C 408
W. Die installierte Beleuchtungs- bzw. Heizleistung von 500 W ist also ausreichend,
selbst wenn keine zusätzliche Wärmeabgabe durch Rauminsassen stattfindet, die eine
zusätzliche "Beheizung" von 80 W/Person darstellt.
[0022] Für eine ausreichende Beheizung des Raumes 2 ergeben sich somit folgende Möglichkeiten:
- Bei einer Belegung werden unter Berücksichtigung der durch Insassen abgegebenen
Wärme je nach Tageslichtbeleuchtung nur ein Teil der Beleuchtungs- und/oder Heizkörper
7 bzw. 8, d.h. nur einer oder einzelne der Reflektoren 6, eingeschaltet.
- Während kurzzeitiger Nichtbelegungen, bei Bürogebäuden beispielsweise nachts oder
an Wochenenden, ist bei den gebräuchlichen Baumassen die Auskühlung des Gebäudes 1
mit den erfindungsgemässen Massnahmen so gering (1 bis 2°C Temperaturabfall), dass
auf ein Heizen während der genannten Nichtbelegungszeiten verzichtet werden kann.
Falls erforderlich, können die Heizkörper 8 oder ein Teil von ihnen eingeschaltet
werden.
- Während längerer Belegungsunterbrüche erfolgt von Zeit zu Zeit je nach Auskühlung
des Raumes 2 durch die Heizkörper 8 eine Aufheizung; zu diesem Zweck werden die Heizkörper
8 - beispielsweise von einer Schaltuhr periodisch oder von einem Raumthermostaten
in Abhängigkeit vom Temperaturabfall gesteuert - in zeitlichen Abständen eingeschaltet.
[0023] Das Ausführungsbeispiel nach Fig. 4 unterscheidet sich von demjenigen nach Fig. 1
bis 3 nur dadurch, dass die Reflektoren 6 nur Beleuchtungskörper 7 enthalten, während
als Heizkörper an der Innenwand 9 des Raumes 2 ebenfalls elektrisch beheizte Flächenstrahler
11 vorgesehen sind.
[0024] Diese können wiederum mit den Beleuchtungskörpern 7 schaltungsmässig so gekoppelt
sein, dass wahlweise nur ein Beleuchtungskörper 7 oder ein ihm "zugeordneter" Flächenstrahler
11 in Betrieb stehen können. Selbstverständlich ist es jedoch auch möglich, die Heizkörper
oder Flächenstrahler 11, deren Heizleistung kontinuierlich oder stufenweise veränderbar
sein kann, vollständig oder nur mit ihren unteren Leistungsstufen zusätzlich zum Kunst-
oder Tageslicht als Energiequelle nutzen.
[0025] Die Erfindung ist nicht auf die diskutierten Ausführungsbeispiele beschränkt, insbesondere
können beispielsweise die Heizkörper statt als direkt in den Raum abstrahlende Wärmequellen
auch als dem Raum zuzuführende Luft vorwärmende Wärmetauscher ausgebildet sein.
1. System zur Deckung des für Beleuchtung und Heizung benötigten Energiebedarfes eines
Gebäudes, dessen Räume beheizbar und mit Kunstlicht, sowie über Fenster mit Tageslicht
beaufschlagt sind, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärmedurchgangszahl (der Gesamt-k-Wert
kF) des gesamten Fensters (4) und die Wärmedurchgangszahl (kW) der undurchsichtigen Wandteile der Aussenwände (3) des Gebäudes (1) je höchstens
einen Wert von 1 W/m2.K haben, und dass zur Deckung des Kunstlicht- und des Heizbedarfes elektrische Beleuchtungskörper
(7) und elektrische Heizkörper (8, 11) mit vergleichbaren Leistungen vorhanden sind.
2. System nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Beleuchtungs-und die Heizkörper
(7 bzw. 8) gemeinsam in mit kombinierten Fassungen versehenen Reflektoren (6), vorzugsweise
an der Decke (5) des Raumes (2), angeordnet sind.
3. System nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Maximalleistung
der installierten Heizkörper (8, 11) diejenige der installierten Beleuchtungskörper
(7) nicht übersteigt.
4. System nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Einschalten der Beleuchtungs-
und der Heizkörper (7 bzw. 8, 11) so gesteuert ist, dass die jeweils abgegebene Gesamtleistung
beider auf den Wert der installierten Beleuchtungsleistung begrenzt ist.