[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Führung eines Elektronenstrahls
in einer nach dem Prinzip des Gyrotrons arbeitenden Mikrowellenquelle gemäss dem Oberbegriff
des Anspruchs 1. Eine solche Vorrichtung ist z.B. aus dem Artikel von J.D. Silverstein
et al. in Int. J. Electronics 53 (6), S. 539-546 (1982) bekannt.
[0002] Bei einem Gyrotron, wie es in dem vorstehend zitierten Artikel beschrieben ist, wird
ein aus einer Elektronenkanone stammender, energiereicher Elektronenstrahl durch ein
parallel zur Strahlachse orientiertes, starkes Magnetfeld geschickt. Die Elektronen
laufen dann auf Spiralbahnen mit einer von der magnetischen Induktion abhängigen Zyklotronfrequenz
um die Strahlachse herum.
[0003] Durchquert nun dieser Strahl umlaufender Elektronen einen Mikrowellenresonator geeigneter
Abmessungen, so werden in diesem Resonator elektromagnetische Schwingungen angeregt,
die aus dem Resonator ausgekoppelt werden können.
[0004] Für die Führung des Elektronenstrahls von der Elektronenkanone zum Mikrowellenresonator,
der beim Gyrotron als Hohlraumresonator ausgebildet ist, wird eine Strahlführung (beam
duct) verwendet, die als elektrisch leitende, zylindrische Mantelfläche den Strahl
umschliesst und durch eine Begrenzung von Raumladungseffekten die ungehinderte Ausbreitung
des Elektronenstrahls ermöglicht.
[0005] Die in radialer Richtung geschlossene Mantelfläche einer Strahlführung nach dem Stand
der Technik stellt jedoch einen Wellenleiter dar. Bei hohen Frequenzen (in der Grössenordnung
von 100 GHz) und hohen Leistungen (in der Grössenordnung von 100 kW) ist der Radius
des Elektronenstrahls gross im Vergleich zur Abschneide-Wellenlänge (cut-off wavelength)
des kreisförmigen Wellenleitermodes bei der Betriebsfrequenz. Daher können in der
Strahlführung unerwünschte Wellenmoden angeregt werden, wenn nicht geeignete Massnahmen
zur Dämpfung solcher Moden vorgesehen sind.
[0006] Als geeignete Dämpfungsmassnahme ist es bekannt, innerhalb der Strahlführung längs
der Strahlachse Stapel aus ringförmigen Platten vorzusehen, die abwechselnd aus absorbierender
Keramik (z.B. auf der Basis von SiC) und hochleitfähigem Kupfer bestehen (siehe z.B.
Fig. 5 in der eingangs zitierten Druckschrift).
[0007] Eine solche Strahlführung mit stapelförmigen integrierten Wellenfiltern ist jedoch
kompliziert im Aufbau und bei der Herstellung mit erheblichem Aufwand verbunden.
[0008] Es ist daher die Aufgabe der Erfindung, eine Strahlführung anzugeben, bei der die
Dämpfung unerwünschter Wellenmoden mit vergleichsweise einfachen Mitteln erreicht
wird.
[0009] Die Aufgabe wird bei einer Vorrichtung der eingangs genannten Art durch die Merkmale
aus dem Kennzeichen des Anspruchs gelöst.
[0010] Der Kern der Erfindung besteht darin, dass zur Dämpfung unerwünschter Moden in der
Mantelfläche der Strahlführung Dämpfungsöffnungen mit hinreichend grosser Oeffnungsweite
vorgesehen sind, um eine ausreichende Durchlässigkeit der Mantelfläche für die genannten
Moden und damit eine entsprechende Dämpfung zu erzielen.
[0011] Besonders vorteilhaft ist es, gemäss einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der Erfindung
als Material für die Mantelfläche der Strahlführung Drahtgewebe aus elektrisch gut
leitendem Metalldraht mit geeigneter Maschenweite zu verwenden.
[0012] Die Erfindung soll nun nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen im Zusammenhang
mit der Zeichnung näher erläutert werden. Es zeigen:
Fig. 1 die schematisierte Darstellung eines Gyrotrons mit einer gedämpften Strahlführung
nach dem Stand der Technik;
Fig. 2 ein Ausführungsbeispiel einer Strahlführung nach der Erfindung für ein Gyrotron
gemäss Fig. 1;
Fig. 3 die prinzipielle Anordnung eines quasi-optischen Gyrotrons mit einer Strahlführung
nach der Erfindung; und
Fig. 4 ein Ausführungsbeispiel einer Strahlführung nach der Erfindung für ein quasi-optisches
Gyrotron gemäss Fig. 3 (in perspektivischer Darstellung).
[0013] Das in Fig. 1 dargestellte Gyrotron bekannter Bauart zur Erzeugung von Mikrowellen
hoher Leistung umfasst im wesentlichen eine Elektronenkanone 1, eine Strahlführung
5, einen Hohlraumresonator 6 und einen Ausgangswellenleiter 7.
[0014] Die aufgezählten Teile sind in einer nicht eingezeichneten Vakuumkammer untergebracht
und von einer ebenfalls nicht eingezeichneten Solenoid-Spule umschlossen, welche das
für den Gyrotron-Effekt unabdingbare starke Magnetfeld erzeugt.
[0015] Die Elektronenkanone 1 emittiert einen Elektronenstrahl 2. Der Durchmesser des Elektronenstrahls
2 ist mit typischerweise 4 mm für ein 120 GHz-Gyrotron klein gehalten, um eine hohe
Effektivität bei der Umwandlung von Strahlenergie in elektromagnetische Wellenenergie
zu erreichen.
[0016] Aufgrund der mit dem kleinen Durchmesser verbundenen hohen Raumladungsdichte innerhalb
des Elektronenstrahls 2 treten Raumladungseffekte wie z.B. eine Strombegrenzung oder
eine Absenkung des Strahlpotentials auf, die den Energietransport im Strahl begrenzen.
[0017] Um eine ungehinderte Ausbreitung des Elektronenstrahls 2 von der Elektronenkanone
1 zum Hohlraumresonator 6, in dem die Wechselwirkung zwischen Strahl und elektromagnetischen
Feld erfolgt, zu ermöglichen, ist zwischen beiden die Strahlführung 5 angeordnet,
die im Inneren eine Stapelfolge von Metallringen 3 und Keramikringen 4 enthält.
[0018] Diese Stapelfolge stellt eine Massnahme zur Dämpfung von unerwünschten Wellenmoden
dar, die durch den Elektronenstrahl 2 in der als Wellenleiter wirkenden, geschlossenen
Mantelfläche der Strahlführung 5 angeregt werden können. Auf diese Weise wird erreicht,
dass ausschliesslich die gewünschten elektromagnetischen Wellen im Hohlraumresonator
6 angeregt und über den Ausgangswellenleiter 7 ausgekoppelt werden.
[0019] Gemäss der vorliegenden Erfindung wird nun eine Modendämpfung in der Strahlführung
5 auf bedeutend einfachere Weise dadurch realisiert, dass anstelle des integrierten
Stapels aus Metallringen 3 und Keramikringen 4 in der Mantelfläche der Strahlführung
eine Vielzahl von Dämpfungsöffnungen vorgesehen sind, die das Austreten elektromagnetischer
Felder gestatten und dadurch die Eigengüte Q der Strahl- führ
'ung auf einen unterkritischen Wert herabsetzen.
[0020] Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel für eine Strahlführung, deren Mantelfläche eine
Vielzahl von Dämpfungsöffnungen aufweist, ist in Fig. 2 in perspektivischer Sicht
wiedergegeben. Die Strahlführung 5 hat in diesem Ausführungsbeispiel eine zylindrische
Mantelfläche aus einem Drahtgewebe oder Drahtnetz, welche den Elektronenstrahl 2 umschliesst.
Das Drahtgewebe enthält als Dämpfungsöffnungen 13 die Maschen des Gewebes bzw. Netzes.
Die charakteristische Oeffnungsweite a der Maschen ist dabei so gewählt, dass sie
ungefähr gleich der oder grösser als die Wellenlänge der zu dämpfenden Wellenmode
ist. Auf der anderen Seite ist es im Fall der zylindrischen Strahlführung 5 besonders
vorteilhaft, wenn die charakteristische Oeffnungsweite a kleiner ist als die halbe
Differenz zwischen dem Radius der Mantelfläche und dem Radius des Elektronenstrahls
2, weil dann die Führungseigenschaften der Strahlführung 5 besonders ausgeprägt sind.
Beide Dimensionierungsvorschriften für die charakteristische Oeffnungsweite a lassen
sich für hohe Frequenzen oberhalb 100 GHz leicht erfüllen.
[0021] Das Drahtgewebe der Strahlführung 5 aus Fig. 2 besteht vorzugsweise aus Kupfer, Silber
oder ähnlichen, elektrisch gut leitenden Materialien. Der Radius der zylindrischen
Mantelfläche liegt zwischen 2 und 8 mm und beträgt typischerweise 5 mm, wobei ein
Radius des Elektronenstrahls von etwa 2 mm vorausgesetzt ist.
[0022] Der genaue Zylinderradius wird durch die maximal mögliche Potentialabsenkung des
Elektronenstrahls bestimmt. Liegt dieser Zylinderradius fest, ergibt sich die charakteristische
Oeffnungsweite a aus den oben genannten Dimensionierungsvorschriften.
[0023] Neben dem Gyrotron, das in der eingangs zitierten Druckschrift beschrieben und für
Wellenlängen im cm-Bereich geeignet ist, sind als Weiterentwicklungen für den Millimeterwellenbereich
das quasi-optische Gyrotron und das quasi-optische Gyroklystron bekannt (A. Bondeson
et al. in Int. J. Electronics 53 (6), S. 547 ff. (1982)).
[0024] Bei dem quasi-optischen Gyrotron, das hier als Beispiel herausgegriffen ist, wird
gemäss Fig. 3 der von der Elektronenkanone 1 emittierte Elektronenstrahl zur Wechselwirkung
mit einem elektromagnetischen Wechselfeld in einen quasi-optischen offenen Resonator
10 geschickt, der aus zwei gegenüberliegenden, konkaven Resonatorspiegeln 8 und 9
besteht. Die Geometrie der Anordnung macht es hierbei erforderlich, in der Mantelfläche
der Strahlführung 5, die in dem Ausführungsbeispiel der Fig. 3 als Dämpfungsöffnungen
13 Durchgangslöcher in einer leitenden Platte (z.B. aus Blech) aufweist, zusätzliche
Durchgangsöffnungen 11 und 12 im Bereich des offenen Resonators 10 vorzusehen, durch
welche die Resonatorwellen ungehindert hindurchtreten können.
[0025] Die Ausführung einer Strahlführung 5 für ein quasi-optisches Gyrotron gemäss Fig.
3, bei der die Mantelflächen wiederum durch Drahtgewebe realisiert werden, ist in
Fig. 4 perspektivisch dargestellt. Die Strahlführung weist senkrecht zur Achse des
Elektronenstrahls 2 einen rechteckigen Querschnitt auf, dessen Höhe h konstant ist
und z.B. 10 mm beträgt und dessen Breite in der Mitte ein Maximum von z.B. 80 mm erreicht
und zu beiden Seiten hin linear abnimmt.
[0026] Das Drahtgewebe der Mantelfläche wird vorzugsweise von einem Rahmen 14 gehalten,
welcher der Strahlführung 5 die notwendige Stabilität verleiht und zugleich die Durchgangsöffnungen
11 und 12 für die Wellen des offenen Resonators 10 begrenzt.
[0027] Die Maschen des Drahtgewebes bilden wiederum die Dämpfungsöffnungen 13, deren charakteristische
Oeffnungsweite a nach den bereits beschriebenen Dimensionierungsvorschriften bestimmt
ist.
[0028] In analoger Weise ergibt sich die Ausführung einer Strahlführung für ein quasi-optisches
Gyroklystron, mit dem Unterschied, dass in diesem Durchgangsöffnungen für zwei offene,
quasi-optische Resonatoren vorgesehen werden müssen.
[0029] Insgesamt steht mit der Erfindung eine Moden-gedämpfte Strahlführung für Gyrotrons
zur Verfügung, die sich durch einen besonders einfachen und robusten Aufbau auszeichnet
und mit entsprechend wenig Aufwand realisiert werden kann.
B e z e i c h n u n g s 1 i s t e
[0030]
1 Elektronenkanone
2 Elektronenstrahl
3 Metallring
4 Keramikring
5 Strahlführung
6 Hohlraumresonator
7 Ausgangswellenleiter
8, 9 Resonatorspiegel
10 offener Resonator
11, 12 Durchgangsöffnung
13 Dämpfungsöffnung
14 Rahmen
a Oeffnungsweite
h Höhe
1. Vorrichtung zur Führung eines Elektronenstrahls von einer Elektronenkanone zu einem
Mikrowellenresonator in einer nach dem Prinzip des Gyrotrons arbeitenden Mikrowellenquelle,
welche Vorrichtung eine Strahlführung aus einem elektrisch leitenden Material umfasst,
die den Elektronenstrahl entlang seiner Ausbreitungsrichtung in der Gestalt einer
Mantelfläche umschliesst, und welche Vorrichtung innerhalb der Strahlführung Mittel
zur Dämpfung unerwünschter Wellenmoden aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass die
Dämpfungsmittel eine Vielzahl von Dämpfungsöffnungen (13) in der Mantelfläche umfassen,
und die charakteristische Oeffnungsweite (a) der Dämpfungsöffnungen (13) grösser oder
ungefähr gleich der Wellenlänge der zu dämpfenden Wellenmoden ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Strahlführung (5)
als zylindrische Mantelfläche ausgebildet ist, und die charakteristische Oeffnungsweite
(a) der Dämpfungsöffnungen (13) kleiner als die oder ungefähr gleich der halben Differenz
zwischen dem Radius der Mantelfläche und dem Radius des Elektronenstrahls (2) ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Radius der zylindrischen
Mantelfläche zwischen 2 mm und 8 mm, vorzugsweise etwa 5 mm, beträgt.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1 für eine Mikrowellenquelle mit quasi-optischem, offenen
Resonator (10), dadurch gekennzeichnet, dass die Mantelfläche senkrecht zur Ausbreitungsrichtung
des Elektronenstrahls (2) einen rechteckigen Querschnitt mit konstanter Höhe (h) und
einer veränderlichen Breite aufweist, und die Mantelfläche im Bereich des offenen
Resonators (10) mit Durchgangsöffnungen (11, 12) für den ungehinderten Durchgang der
Resonatorwellen versehen ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, dass die Mantelfläche
der Strahlführung im wesentlichen aus einem Drahtgewebe besteht, dessen Maschenweite
gleich der charakteristischen Oeffnungsweite (a) ist.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1-4, dadurch gekennzeichnet, dass die Mantelfläche
der Strahlführung (5) im wesentlichen aus einem mit einer Vielzahl von Durchgangslöchern
versehenen Blech besteht, und die Durchmesser der Durchgangslöcher gleich der charakteristischen
Oeffnungsweite (a) sind.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass die
Strahlführung im wesentlichen aus Cu besteht.