[0001] Walzstraße für eine vorgeschaltete, kontinuierlich arbeitende Gießanlage zur Drahtherstellung
[0002] Die Erfindung betrifft eine Walzstraße für eine vorgeschaltete, kontinuierlich arbeitende
Gießanla
ge zur Drahtherstellung mit mehreren Horizontal- und Vertikal-Walzgerüsten, die als
Variogerüste jeweils einzeln verstellbare Walzendrehzahlen aufweisen, und mit Horizontal-
und Vertikal-Walzgerüsten, die mit untereinander starren Drehzahlverhältnissen gemeinsam
angetrieben sind.
[0003] Gießwalzanlagen insbesondere zur Herstellung von Kupfer- oder Stahldraht - bestehend
im wesentlichen aus einer kontinuierlich arbeitenden Gießmaschine nebst Kühl-Ausgleichsstrecke
und Treibeinheit sowie aus einer sich anschließenden Walzstraße - sind üblicherweise
zur Anpassung an wechselnde Betriebsbedingungen und zur Vermeidung von Störungen mit
einigen unabhängig drehzahlveränderlichen Einzelgerüsten ausgestattet, die einem mehrgerüstigen
Walzblock mit Zentralantrieb vor- bzw. nachgeschaltet sind.
[0004] Die Ausgestaltung der beiden letzten Walzgerüste als Einzelgerüste ist dabei deshalb
besonders wünschenswert, weil bereits geringe, nicht vermeidbare Temperaturunterschiede
im Strang zu Unterschieden im Drahtdurchmesser führen und daher im Hinblick auf die
geforderten Abmessungstoleranzen aufgefangen werden müssen. Darüber hinaus muß durch
entsprechende Drehzahleinstellung insbesondere in den letzten Walzgerüsten dafür Sorge
getragen werden, daß der Strang zwei benachbarte Walzgerüste möglichst ohne Zug- und
ohne Druckbeanspruchung durchläuft. Insbesondere letztere führt dazu, daß sich der
Strang unter Bildung eines Knotens vor dem nachfolgenden Walzgerüst staut und schließlich
abreißt.
[0005] Bisher wurde der Strang im Bereich der letzten Walzgerüste mittels einer Schlingenregelung
überwacht, das heißt über die fotoelektrische Abtastung einer Schlinge, deren Höhe
durch Drehzahlanpassung der Walzgerüste innerhalb eines vorgegebenen Schwankungsbereichs
gehalten wird.
[0006] Aus der deutschen Patentschrift 970 102 ist bereits ein Gruppenantrieb für mehrere
Walzgerüste einer Walzstraße bekannt. Ausgehend vcn der Grunddrehzahl des Gruppenantriebs
kann die Drehzahl jedes Walzgerüstes über ein zugehöriges Differentialgetriebe verändert
werden, welches mit einem in der Drehzahl regelbaren, auf das Summengetriebe einwirkenden
Nebenantrieb ausgestattet ist.
[0007] Der Nachteil des beschriebenen Standes der Technik besteht darin, daß die Verwendung
von Einzelgerüsten bzw. mit Differentialgetrieben und Nebenantrieben ausgestatteter
Gruppengerüste mit einem beachtlichen Aufwand verbunden ist.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Walzstraße als Bestandteil einer Gießwalzanlage
zu entwickeln, die bei vertretbarem Aufwand auch für Gießwalzanlagen kleinerer Leistung
verwenbar ist, eine Anpassung an wechselnde Betriebsbedingungen gestattet und die
aufgrund der Aussage darüber, ob der Strang auf Zug oder Druck beansprucht wird, die
Gefahr von Betriebsstörungen herabsetzt und die Herstellung eines einwandfreien Erzeugnisses
erleichtert.
[0009] Die gestellte Aufgabe wird durch eine Walzstraße gelöst, welche im wesentlichen die
Merkmale des Anspruchs 1 aufweist.
[0010] Der Grundgedanke der Erfindung besteht darin, sämtliche Walzgerüste der Walzstraße
an einen Zentralantrieb anzuschließen, dabei aber gleichzeitig die beiden ersten und
beiden letzten Walzgerüste als Variogerüste individuell drehzahlveränderlich auszubilden;
die gesamte Walzstraße bildet also einen Walzblock mit vier Variogerüsten. Zur Erfassung
der Zugbeanspruchung im Walzgut weisen das zweite und dritte Variogerüst (also das
in Walzrichtung zweite und vorletzte Walzgerüst) sowie das diesem jeweils benachbarte
Walzgerüst schwenkbar angeordnete Einbaustücke auf, welche das zugehörige Walzenpaar
nebst Antriebselementen anstellbar aufnehmen und welche sich jeweils an zwei Druckmeßdosen
abstützen, die in Walzrichtung bzw. in Gegenwalzrichtung wirksam im Walzenständer
gehalten sind. Im Falle einer Zugbeanspruchung bewegen sich die beiden benachbarten
Einbaustücke aufeinander zu und beanspruchen die bezüglich des Strangabschnitts innenliegenden
Druckmeßdosen.
[0011] Die Anzeige der jeweils beaufschlagten Druckmeßdosen kann also als Ausgangssignal
für eine Änderung der Walzendrehzahl der betreffenden Variogerüste ausgenutzt werden,
um im Strang einen zuglosen Zustand einzustellen.
[0012] Die jedem Variogerüst zugehörige drehzahlverändernde Verstelleinheit kann mechanisch
, hydraulisch oder elektrisch wirksam sein. Vorzugsweise ist sie (unabhängig von ihrer
sonstigen Ausgestaltung) so ausgebildet, daß sie eine stufenlose Drehzahlveränderung
der Variogerüst-Walzen ins Schnelle oder Langsame ermöglicht.
[0013] Als drehzahlverändernde Verstelleinheit kommt insbesondere ein PIV-Getriebe in Frage
(Anspruch 2). Es handelt sich dabei um ein formschlüssig arbeitendes Getriebe, das
im wesentlichen aus zwei Kegelscheibenpaaren mit gegeneinander verschiebbaren Kegelscheiben
und einer Kette als Kraftübertragung besteht. Derartige Getriebe sind insbesondere
für kleine Drehmomente und hohe Drehzahlen geeignet und können daher ohne Zusatzgetriebe
insbesondere an den beiden in Walzrichtung letzten Variogerüsten der Walzstraße zur
Anwendung kommen.
[0014] Bei einer anderen Ausführungsform des Erfindungsgegenstandes sind die Variogerüste
über Hydraulik-verstellgetriebe, bestehend jeweils aus Hydraulikpumpe mit nachgeschaltetem
Hydraulikmotor, an den Zentralantrieb angeschlossen. Die Hydraulikpumpe wird mit der
Primärdrehzahl des Zentralantriebs angetrieben; die Ausgangsdrehzahl des Verstellgetriebes
läßt sich in bekannter Weise stufenlos verändern.
[0015] Die Erfindung läßt sich besonders gut verwirklichen, sofern man die Walzgerüste -
die schwenkbar angeordnete Einbaustücke aufweisen - mit fliegend gelagerten Walzen
ausstattet, deren Anstellung über in den Einbaustücken gehaltene Exzenterbuchsen veränderbar
ist (Anspruch 4). Ein Walzgerüst dieser Bauart ist beispielsweise aus der europäischen
Patentschrift O 042 879 bekannt.
[0016] Bei einer Walzstraße mit mehreren Hauptantriebswellen sind die drehzahlverändernden
Verstelleinheiten vorzugsweise über die freien Enden der Hauptantriebswellen und die
Walzen der Variogerüste über Hohlwellen angetrieben, welche die betreffende Hauptantriebswelle
umschließend zu dieser koaxial liegen (Anspruch 5). Die Verstelleinheit ist also antriebsseitig
an die in Frage kommende Hauptantriebswelle und abtriebsseitig über die Hohlwelle
an das zugehörige Variogerüst angeschlossen.
[0017] Zur Überwachung der Strangbeanspruchung mit geeigneter Drehzahlanpassung sind die
Variogerüste mit Drehzahlgebern ausgestattet (Anspruch 6).
[0018] Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnung im einzelnen erläutert.
[0019] Es zeigen:
Fig. 1 als Schemabild den Aufbau einer Gießwalzanlage zur Herstellung von Kupferdraht,
die mit der erfindungsgemäßen Walzstraße ausgestattet ist,
Fig. 2 in schematischer Darstellung die gegenseitige Zuordnung der in Walzrichtung
aufeinanderfolgenden Horizontal- und Vertikal-Walzgerüste mit mittig angeordnetem
Zentralantrieb,
Fig. 3 schematisch einen Schnitt durch das in Walzrichtung erste Horizontal-Walzgerüst,
welches über ein Drehzahlerhöhungsgetriebe und ein PIV-Getriebe als Variogerüst an
den Zentralantrieb der Walzstraße angeschlossen ist,
Fig. 4 schematisch einen Schnitt durch das in Walzrichtung letzte Horizontal-Walzgerüst,
welches über ein PIV-Getriebe als Variogerüst an den Zentralantrieb der Walzstraße
angeschlossen ist,
Fig. 5 schematisch einen Schnitt durch das letzte Horizontal-Walzgerüst, welches über
ein Hydraulik-Verstellgetriebe mit Hydraulikpumpe und Hydraulikmotor als Variogerüst
an den Zentralantrieb der Walzstraße angeschlossen ist,
Fig. 6 schematisch einen Schnitt durch das letzte Horizontal-Walzgerüst, welches zur
Überwachung der Strangbeanspruchung ein schwenkbares Einbaustück und zwei Druckmeßdosen
aufweist,
Fig. 7 als Schemabild das Zusammenwirken der letzten drei Walzgerüste zum Zwecke der
Strangüberwachung und Drehzahlanpassung, und
Fig. 8 stark schematisiert eine Walzstraße mit sechs Horizontal- und Vertikal-Walzgerüsten,
die zum Teil als Variogerüste ausgebildet sind, und mit einem Zentralan- trieb, der
über einen vorgeschalteten Getriebekasten sämtliche Walzgerüste der Walzstraße antreibt.
[0020] Die in Fig. 1 beispielhaft dargestellte Gießwalzanlage zur Herstellung von Kupferdraht
weist die folgenden Hauptbestandteile auf: Einen Zwischenbehälter 1 zur Aufnahme flüssigen
Kupfers, der über einen Zuführkanal 2 mit einer Gießmaschine 3 in Verbindung steht,
eine Kühlstrecke 4 mit einer Treibeinheit 5 zur Weiterbeförderung des die Gießmaschine
verlassenden Strangs 6 und eine sich daran anschließende Walzstraße 7.
[0021] Diese besteht - in Gieß- und Walzrichtung (Pfeil 8) gesehen - aus zwölf Walzgerüsten,
nämlich den Horizontal-Walzgerüsten H1, H3, H5, H7, H9 und H11 sowie den Vertikal-Walzgerüsten
V2, V4, V6, V8, V10 und V12; einem Horizontal-Walzgerüst ist jeweils ein Vertikal-Walzgerüst
nachgeschaltet.
[0022] Die Walzstraße 7 ist über einen mittig angeordneten, allen Walzgerüsten gemeinsamen
Zentralantrieb 9 zu einem Walzblock zusammengefaßt. Der Zentralantrieb liegt zwischen
dem Vertikal-Walzgerüst V6 und dem nachfolgenden Horizontal-Walzgerüst H7.
[0023] Der als Gleichstrommotor ausgestaltete Zentralantrieb 9 treibt über seine Welle 9a
ein nachgeschaltetes Verzweigungsgetriebe 10 vier mit unterschiedlicher Drehzahl umlaufende
Hauptantriebswellen 11 bis 14 an (Fig. 2). Die Hauptantriebswellen 11 und 12, denen
die Horizontal-Walzgerüste H1, H3 und H5 bzw. die Vertikal-Walzgerüste V2, V4 und
V6 zugeordnet sind, weisen dabei eine höhere Drehzahl auf als die Hauptantriebswellen
13 und 14 mit den Horizontal-Walzgerüsten H7, H9 und H11 bzw. V8, V10 und V12.
[0024] Abgesehen von dem in Walzrichtung (Pfeil 8) jeweils ersten und letzten Horizontal-
und Vertikal-Walzgerüst Hl, V2 bzw. H11, V12 sind sämtliche Walzgerüste in bekannter
Weise über Kegelradgetriebe 15 antriebsmäßig starr mit der zugehörigen Hauptantriebswelle
11, 12, 13 bzw. 14 verbunden: Ihre Drehzahl hängt also unveränderlich von der Drehzahl
der Welle 9a ab.
[0025] Im Gegensatz dazu werden das erste und zweite sowie das vorletzte und letzte Walzgerüst
unter Zwischenschaltung einer drehzahlverändernden Verstelleinheit 16, 17, 18 bzw.
19 von der jeweils zugehörigen Hauptantriebswelle 11 bis 14 angetrieben. Die Verstelleinheit
ist dabei derart ausgestaltet, daß sich die Drehzahl der betreffenden Walzgerüste
- die dementsprechend als Variogerüste bezeichnet werden - unabhängig von der Drehzahl
der Hauptantriebswelle stufenlos verändern läßt.
[0026] Sämtliche Variogerüste H1, V2, H11, V12 weisen Drehzahlgeber 20 auf. Das zweite und
vorletzte Variogerüst V2 bzw. H11 sowie das diesem jeweils benachbarte Walzgerüst
H3 bzw. V10 ist jeweils mit paarweise angeordneten Druckmeßdosen 21L, 21R ausgestattet,
deren Aufgabe und Arbeitsweise später beschrieben werden wird.
[0027] Bei dem in Fig. 3 dargestellten Variogerüst H1 wird eine unabhängige Veränderung
der Drehzahl der Walzen 22 durch Zwischenschalten eines PIV-Getriebes 23 ermöglicht,
welches in bekannter Weise aus zwei Kegelscheibenpaaren 24, 25 mit einer Kette 26
als Übertragungselement besteht. Die Übersetzung zwischen der Eingangswelle 27 und
der Ausgangswelle 28 läßt sich schlupflos und stufenlos dadurch verändern, daß die
Kegelscheiben jedes Kegelscheibenpaares relativ zueinander bewegt werden.
[0028] Die dem Variogerüst H1 zugeordnete Hauptwelle 11 steht über eine Kupplung 29 mit
dem Sonnenrad 30a eines Planetengetriebes 30 in Verbindung, welches über ein Hohlrad
30b, das Sonnenrad 30a und einen Steg 30c die Eingangswelle 27 mit erhöhter Drehzahl
antreibt. Die Ausgangswelle 28 bewegt über eine Kupplung 31, ein Stirnradgetriebe
32a, b und eine Hohlwelle 32c; ein Kegelradgetriebe 33a, b, ein weiteres Stirnradgetriebe
34a, b zwei über ihre Außenverzahnung miteinander im Eingriff stehende Hohlräder 35a,
b; über deren Innenverzahnung werden in bekannter Weise die Stirnräder 36 der Antriebswellen
37 für die beiden zusammenwirkenden Walzen 22 angetrieben.
[0029] Der gegenseitige Abstand der fliegend gelagerten Walzen 22 läßt sich durch Drehen
zweier Exzenterbuchsen 38 stufenlos verändern, in denen die Antriebswellen 37 gelagert
sind und die sich ihrerseits in einem Einbaustück 39 abstützen. Dieses steht über
eine Schwenkachse 40 und einen Führungszapfen 41 beweglich mit dem ortsfesten Ständer
42 des Variogerüstes H1 in Verbindung.
[0030] Da PIV-Getriebe nur bei verhältnismäßig hohen Drehzahlen hohe Leistungen übertragen,
müssen die Variogerüste H1 und V2 - denen die langsam laufenden Hauptantriebswellen
11 bzw. 12 zugeordnet sind - in der erwähnten Weise mit einem Zusatzgetriebe zur Anhebung
der Eingangsdrehzahl in das PIV-Getriebe ausgestattet sein.
[0031] Die Hauptantriebswelle 11 ist koaxial durch die Hohlwelle 32c hindurchgeführt, welche
das Stirnrad 32b und das Kegelrad 33a trägt.
[0032] Bedingt durch die höhere Drehzahl der Hauptantriebswellen 13 und 14 für die in Walzrichtung
hinteren Walzgerüste (vgl. Fig. 2) kann die zugehörige Antriebsanordnung einfacher
ausgebildet sein als die soeben beschriebene.
[0033] Beispielsweise steht die Hauptantriebswelle 13 - welche eine Hohlwelle 43c koaxial
durchdringt - über die Kupplung 29 unmittelbar mit einer Eingangswelle 27 des PIV-Getriebes
23 für das Variogerüst H11 (letztes Horizontal-Walzgerüst der Walzstraße) in Verbindung
(vgl. Fig. 4). Die Ausgangswelle 28 treibt über die Kupplung 31, ein neutrales Stirnradgetriebe
43a, b, eine weitere Kupplung 44 und ein Kegelradgetriebe 45a, b in der bereits beschriebenen
Weise (vgl. Fig. 3) die Walzen 22 an; die Ausgestaltung der Antriebselemente zwischen
dem Kegelrad 45b und den Walzen 22 ist daher nicht dargestellt.
[0034] Die drehzahlverändernde Verstelleinheit 16 bis 19 (vgl. Fig. 2) kann auch aus einem
Hydraulik-Verstellgetriebe bestehen, welches sich an die in Frage kommende Hauptantriebswelle,
beispielsweise die in Fig. 5 dargestellte Hauptantriebswelle 13, anschließt.
[0035] Diese treibt über eine volumenveränderliche Hydraulikpumpe 46 mit Druckleitung 47
einen drehzahlverstellbaren Hydraulikmotor 48 an , dessen Antriebswelle 49 mit dem
bereits beschriebenen Stirnradgetriebe 34a, b antriebsmäßig in Verbindung steht.
[0036] Die Teile 46 und 48 sind zusätzlich über eine drucklose Rücklaufleitung 50 miteinander
verbunden.
[0037] Das Hydraulik-Verstellgetriebe kann, abhängig von denErfordernissen, auch in der
Weise ausgebildet sein, daß lediglich die Hydraulikpumpe 46 oder der Hydraulikmotor
48 zum Zwecke der Drehzahlveränderung verstellbar ist.
[0038] Die Drehzahlverstellung der Walzen 22 der Variogerüste H1, V2, H11 und V12 kann auch
mit anderen drehzahlverändernden Verstelleinheiten herbeigeführt werden. Insbesondere
ist es möglich, die Variogerüste über eine schlupfgeregelte Magnetpulverkupplung an
die zugehörige Hauptantriebswelle 11 bis 14 anzuschließen.
[0039] Zum Zwecke der Feststellung, ob der Strang 6 (vgl. Fig. 1) auf Zug oder Druck beansprucht
ist, mit der Möglichkeit einer geeigneten Drehzahlanpassung sind das Horizontal-Walzgerüst
H3 und das in Fig. 6 beispielhaft dargestellte letzte Variogerüst (bzw. letzte Horizontal-Walzgerüst)
H11 - ebenso wie die Vertikal-Walzgerüste V2 und V10 - jeweils mit zwei Druckmeßdosen
21L und 21R ausgestattet, an deren Meßfühlern 21a sich das Einbaustück 39 (welches
die Exzenterbuchsen 38 und Walzenantriebswellen 37 aufnimmt) in Gegenwalzrichtung
bzw. in Walzrichtung abstützt.
[0040] Jede Druckmeßdose ist über eine Befestigungsplatte 51 und eine Unterlage 52 in einer
Ausnehmung 42a im Walzenständer 42 befestigt.
[0041] Die Vertikal-Walzgerüste V2 und V10 unterscheiden sich nur dadurch von dem dargestellten
Ausführungsbeispiel, daß die Schwenkachse 40, das Einbaustück 39 und der Führungszapfen
41 nicht waagerecht, sondern senkrecht liegen.
[0042] Die Aufhängung der Einbaustücke 39 sollte in jedem Fall - beispielsweise durch Verwendung
möglichst reibungsarmer Lager - so beschaffen sein, daß der Schwenkbewegung in Gegenwalzrichtung
bzw. in Walzrichtung möglichst wenig Widerstand entgegengesetzt wird.
[0043] Falls beispielsweise der von links kommende Strang (Pfeil 8 in Fig. 1) das Einbaustück
39 nach rechts drückt, wird die Druckmeßdose 21R ein diesbezügliches Ausgangssignal
erzeugen. Entsprechendes gilt im Hinblick auf die Meßdose 21L, sofern das Einbaustück
unter der vom Strang ausgehenden Zugeinwirkung bezüglich des Walzenständers 42 nach
links geschwenkt wird.
[0044] Das mit der Erfindung ausführbare Verfahren, mit dem sich die Strangbeanspruchung
in den drei letzten bzw. drei ersten Walzgerüsten überwachen und durch Drehzahlanpassung
der jeweils zugehörigen Variogerüste H11, V12 bzw. H1, V2 beeinflussen läßt, wird
nachfolgend anhand der Fig. 7 im einzelnen erläutert:
Falls die Walzendrehzahl des letzten Walzgerüsts V12 bezüglich des vorletzten Walzgerüsts
H11 zu hoch ist, erfährt der dazwischen befindliche Strangabschnitt eine Zugbeanspruchung
mit der Gefahr des Abreißens. Das Einbaustück 39 des Walzgerüsts H11 stützt sich dabei
an der Druckmeßdose 21R ab, welche die Zugbeanspruchung des Strangabschnitts anzeigt.
Durch Absenken der Walzendrehzahl des Variogerüsts V12 läßt sich die Zugbeanspruchung
herabsetzen: Die Druckmeßdose 21R des Walzgerüsts H11 zeigt dann kleinere Beanspruchungswerte
an.
[0045] Falls das Walzgerüst V12 bezüglich des vorhergehenden Walzgerüsts eine zu niedrige
Walzendrehzahl aufweist, unterliegt der zugehörige Strangabschnitt einer Druckbeanspruchung
mit der Gefahr der Stau-und Knotenbildung. Die Druckmeßdose 21L des Walzgerüsts H11
zeigt dabei erhöhte Werte an. Diese lassen sich dadurch beeinflussen, daß die Walzendrehzahl
des letzten Walzgerüsts V12 durch Eingriff in die zugehörige Verstelleinheit (vgl.
dazu Fig. 3 bis 5) erhöht wird.
[0046] Durch geeignete Einstellung der Walzendrehzahl des Variogerüsts V12 bezüglich des
vorhergehenden Walzgerüsts H11 kann also dafür Sorge getragen werden, daß der zugehörige
Strangabschnitt ohne Beanspruchung durchläuft; dieser Zustand ist daran erkennbar,
daß beide Druckmeßdosen 21L und 21R des vorletzten Walzgerüsts H11 normale Werte anzeigen.
[0047] Die Einstellung eines Zustandes, bei dem der Strangabschnitt zwischen den Walzgerüsten
V10 und H11 ohne Beanspruchung durchläuft, könnte grundsätzlich in einer entsprechenden
Weise herbeigeführt werden, wie dies soeben für die beiden letzten Walzgerüste beschrieben
worden ist. Dabei ist das Variogerüst H11 (wie vorher das letzte Variogerüst V12)
als letztes Walzgerüst anzusehen, an dem die erforderliche Drehzahlanpassung vorgenommen
wird; die Anzeige des Zustandes des durchlaufenden Strangabschnitts erfolgt über die
Druckmeßdosen 21L und 21R des Walzgerüsts V10.
[0048] Bei der Überwachung des Strangabschnitts zwischen den Walzgerüsten V10 und H11 ist
allerdings zu berücksichtigen, daß jede Drehzahlanpassung am Walzgerüst H11 den vorher
eingestellten, beanspruchungslosen Zustand des Strangabschnitts zwischen den Walzgerüsten
H11 und V12 wieder verändert. Damit die Arbeitsbedingungen zwischen den beiden letzten
Walzgerüsten - unabhängig von einer Drehzahlanpassung des vorletzten Variogerüsts H11
im Hinblick auf das drittletzte Walzgerüst V10 - unverändert bestehen bleiben, muß
jede Änderung der Walzendrehzahl des Walzgerüsts
H11 gleichzeitig und im selben Verhältnis auch am letzten Variogerüst V12 durchgeführt
werden.
[0049] Da die zuletzt erwähnte Drehzahlanpassung am letzten Walzgerüst V12 nicht von Hand
ausführbar ist, besteht eine Maßnahme des Verfahrens darin, die jeweils in Frage kommenden
beiden letzten (bzw. beiden ersten) Walzgerüste mit Drehzahlgebern 20 auszurüsten
und die mittels dieser gewonnenen Meßsignale mit einem elektronischen Steuergerät
zu verarbeiten, welches einen Rechner und eine Vergleichseinheit umfaßt.
[0050] Der Rechner rechnet die Drehzahlveränderung des Variogerüsts H11

in das folgende Verhältnis E um:

[0051] Das Ausgangssignal des Drehzählgebers 20 am Walzgerüst V12 entsprechend n (12) vorher
wird ebenfalls in den Rechner eingegeben, der den Wert

ermittelt. Zur Drehzahlanpassung werden diesem Wert entsprechende Stellsignale an
die Schalteinheit des Variogerüsts V12 übermittelt.
[0052] Die bereits erwähnte Vergleichseinheit, die während der Anpassung der
Walzendrehzahl des Variogerüsts V12 laufend den Differenzwert

ermittelt, zeigt an, wann der Differenzwert Null erreicht und die Drehzahlanpassung
am Variogerüst V12 abgeschlossen ist.
[0053] Das Verfahren besteht grundsätzlich darin, zunächst durch Drehzahlanpassung des letzten
Variogerüsts V12 den Betriebszustand zwischen den Walzgerüsten H11 und V12, anschließend
durch Drehzahlanpassung des Variogerüsts H11 den Betriebszustand zwischen diesem und
dem drittletzten Walzgerüst V10 einzustellen und mit Rücksicht auf die Drehzahlveränderung
am Variogerüst H11 zur Aufrechterhaltung des bereits eingestellten Betriebszustands
zwischen den beiden letzten Walzgerüsten im selben Verhältnis eine Drehzahlanpassung
am letzten Walzgerüst V12 vorzunehmen.
[0054] Das beschriebene Verfahren läßt sich entsprechend an den ersten drei Walzgerüsten
H1, V2 und H3 durchführen, wobei die Drehzahlanpassung zwischen H1 und V2 über das
Variogerüst H1 bzw. die Drehzahlanpassung zwischen V2 und H3 über das Variogerüst
V2 bewirkt wird.
[0055] Auch die in Rede stehenden vorderen Walzgerüste H1 und V2 sind mit Drehzahlgebern
2
0 ausgestattet, deren Meßsignale in der bereits beschriebenen Weise in einem elektronischen
Steuergerät mit einem Rechner und einer Vergleichseinheit verarbeitet werden.
[0056] Der zunächst zwischen den beiden Variogerüsten H1 und V2 eingestellte Betriebszustand
wird dabei auch nach einer Drehzahlanpassung zwischen dem
[0057] Variogerüst V2 und dem nachfolgenden Walzgerüst H3 dadurch aufrechterhalten, daß
die Walzendrehzahl des ersten Variogerüstes B3 mit der Drehzahländerung am zweiten
Variogerüst V2 gleichzeitig und im selben Verhältnis beeinflußt wird.
[0058] Die Erfindung ist nicht auf Walzstraßenmit Hauptantriebswellen beschränkt; sie läßt
sich vielmehr auch dann anwenden, wenn sämtliche Walzgerüste über einen Getriebekasten
von einem Zentralantrieb angetrieben sind.
[0059] Bei der Ausführungsform gemäß Fig. 8 ist dem Zentralantrieb 9 mit der Welle 9a ein
Getriebekasten 53 vorgeschaltet, von dem aus die in Walzrichtung (Pfeil 8) aufeinander
folgenden Horizontal- und Vertikal-Walzgerüste h1, v2, h3, v4, h5 und v6 ihre Antriebsenergie
erhalten. Die ersten beiden und letzten beiden Walzgerüste h1, v2 bzw. h5, v6 sind
als Variogerüste mit einzeln veränderlicher Drehzahl ausgebildet; die Walzendrehzahl
der mittleren Walzgerüste h3 und v4 hängt unveränderlich von der Drehzahl der Welle
9a des Zentralantriebs 9 ab.
[0060] Hinsichtlich ihrer grundsätzlichen Funktion und Ausstattung entsprechen die Walzgerüste
h1, v2, h5 und v6 den vorher beschriebenen Variogerüsten H1, V2, H11 und V12, die
mittleren Walzgerüste h3, v4 den Walzgerüsten H3 und V10 (vgl. dazu Fig. 2).
[0061] Die Welle 9a steht über Stirnräder 54a, b bzw. 55a, b, c antriebsmäßig mit einer
Walzenantriebswelle 56 bzw. 57 der Walzgerüste h3 und v4 in Verbindung. Die Walzenantriebswellen
56 und 57 treiben ihrerseits über Stirnräder 58a, b bzw. 59a, b eine Hohlwelle 60
bzw. 61 und von dieser aus über Stirnräder 62a, b bzw. 63a, b eine weitere Hohlwelle
64 bzw. 65 an.
[0062] Jede Hohlwelle ist über ein Zusatzgetriebe (welches der Einfachheit halber übereinstimmend
mit 66 bezeichnet ist) mit der Eingangswelle 27 einer drehzahlverändernden Verstelleinheit
16, 17, 18 bzw. 39 verbunden, deren Ausgangswelle 28 mit stufenlos veränderbarer Drehzahl
die Walzen 22 des betreffenden Variogerüstes h1, v2, h5 bzw. v6 in Drehung versetzt.
[0063] Die an die Ausgangswelle 28 angekuppelte Walzenantriebswelle 67, 68, 69 bzw. 70 ist
durch die in Frage kommende Hohlwelle 64, 60, 61 bzw. 65 hindurchgeführt.
[0064] Als drehzahlverändernde Verstelleinheiten kommen insbesondere die bereits vorher
erwähnten PIV-Getriebe (vgl. dazu Fig. 3 und 4) in Frage.
[0065] Der mit der Erfindung erzielte Vorteil besteht darin, daß sich auch im Bereich der
ersten Walzgerüste (H1, V2 und H3 bzw. h1, v2 und h3) trotz der dort vorhandenen großen
Strangquerschnitte (welche den Einsatz einer Schlingenregelung mit optischer Beobachtung
ausschließen) ein Betriebszustand einstellen läßt, in dem die Strangabschnitte zwischen
den betreffenden Walzgerüsten keiner Beanspruchung unterliegen.
[0066] Da die Walzstraße lediglich einen gemeinsamen Zentralantrieb aufweist, kann die beim
Gießwalzen erforderliche Anpassung zwischen Gießmaschine und Walzstraße durch Eingriff
in einen einzigen Antrieb vorgenommen werden, wobei - obwohl einige Walzgerüste (H1,
V2, H11, V12 bzw. h1, v2, h5, v6) als Variogerüste mit einzeln veränderlicher Walzendrehzahl
ausgebildet sind - die Walzendrehzahlen sämtlicher Walzgerüste der Walzstraße gemeinsam
verändert werden.
[0067] Beim Gießwalzen können die Verformungsbedingungen deshalb nicht in dem gewünschten
Umfang konstant gehalten werden, weil die Strangtemperatur in einem nicht vermeidbaren
Umfang schwankt. Die Walzstraße kann daher über die in Walzrichtung vornliegenden
Variogerüste an die betreffenden Schwankungen angepaßt werden. Durch geeignete Einstellung
der Betriebsverhältnisse in den letzten Walzgerüsten lassen sich bei der Herstellung
des Walzdrahtes enge Toleranzen einhalten, und zwar für beliebige Drahtfertigdurchmesser.
[0068] Die vorgeschlagene Lösung ist auch in wirtschaftlicher Hinsicht bereits deshalb interessant,
weil anstelle mehrerer Einzelantriebe nebst Zusatzeinrichtungen lediglich ein Zentralantrieb
Verwendung findet.
1. Walzstraße für eine vorgeschaltete, kontinuierlich arbeitende Gießanlage zur Drahtherstellung,
mit mehreren Horizontal-und Vertikal-Walzgerüsten, die als Variogerüste jeweils einzeln
verstellbare Walzendrehzahlen aufweisen, und mit Horizontal- und Vertikal-Walzgerüsten,
die mit untereinander starren Drehzahlverhältnissen gemeinsam angetrieben sind, dadurch
gekennzeichnet, daß das erste, zweite,vorletzte und letzte Walzgerüst (H1, V2, H11
bzw. V12) als Variogerüst jeweils über eigene drehzahlverändernde Verstelleinheiten
(16, 17, 18 bzw. 19) an einen mittig angeordneten Zentralantrieb (9) für sämtliche
Walzgerüste (H1, V2, H3, V4, H5, V6, H7, V8, H9, V10, H11 und V12) angeschlossen sind
und daß zur Erfassung der Zugbeanspruchung im Walzgut das zweite und dritte Variogerüst
(V2 bzw. H11) sowie das diesem jeweils benachbarte Walzgerüst (H3 bzw. V10) schwenkbar
angeordnete Einbaustücke (39) aufweisen, welche das zugehörige Walzenpaar (22) nebst
Antriebselementen anstellbar aufnehmen und welche sich jeweils an zwei Druckmeßdosen
(21L, 21R) abstützen, die in Walzrichtung (Pfeil 8) bzw. in Gegenwalzrichtung wirksam
im Walzenständer (42) gehalten sind.
2. Walzstraße nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Variogerüste (H1, V2,
H11 bzw. V12) jeweils über ein PIV-Getriebe (23) an den Zentralantrieb (9) angeschlossen
sind.
3. Walzstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Variogerüste
(H1, V2, H11 bzw. V12) über Hydraulik-Verstellgetriebe, bestehend jeweils aus Hydraulikpumpe
(46) mit nachgeschaltetem Hydraulikmotor (48), an den Zentralantrieb (9) angeschlossen
sind.
4. Walzstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Walzgerüste
(V2, H3, V10, H11) mit schwenkbar angeordneten Einbaustücken (39) fliegend gelagerte
Walzen (22) aufweisen, deren Anstellung über in den Einbaustücken gehaltene Exzenterbuchsen
(38) veränderbar ist.
5. Walzstraße mit mehreren Hauptantriebswellen nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Verstelleinheiten (16, 17, 18 bzw. 19) über die freien Wellenenden
der Hauptantriebswellen (12, 13, 14 bzw. 15) und die Walzen (22) der Variogerüste
(H1, V2, H11 bzw. V12) über Hohlwellen (32c bzw. 43c) angetrieben sind, welche die
betreffende Hauptantriebswelle (11 bzw. 13) umschließend zu dieser koaxial liegen.
6. Walzstraße nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Variogerüste
(H1, V2, H11 bzw. V12) mit Drehzahlgebern (20) ausgestattet sind.