[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft den elektrostatischen Auftrag von Pulvergemischen
physikalisch unterschiedlicher Systeme, insbesondere den elektrostatischen Pulverauftrag
von Emailpulver und Farbkörpermischungen.
[0002] Aus der deutschen Patentschrift 2 015 072 ist es bekannt, Emailpulver mit hohem elektrischen
Widerstand für den elektrostatischen Pulverauftrag herzustellen, indem man der Emailfritte
elektrisch isolierende Substanzen zusetzt, die mit den SiOH-Gruppen der Frittenoberfläche
reagieren. Auf diese Weise gelingt es, im wesentlichen homogene Emailpulver mit hohem
Oberflächenwiderstand zu erhalten und diese elektrostatisch auf metallische Substrate
aufzubringen und eine gute Haftung zu erzielen.
[0003] Beim elektrostatischen Pulverauftrag von Emails für Farbemaillierungen, die aus einem
Gemisch von Emailfritte und Farbkörper bestehen, treten aufgrund der allgemein unterschiedlichen
Dichte, Teilchengröße und Widerstand von Emailpulver und Farbkörpern während des elektrostatischen
Pulverauftrags Entmischungen auf, die einer breiteren Anwendung des elektrischen Pulverauftrags
von Fritte/Farbkörpersystemen bei Farbemaillierungen bisher entgegenstehen. Infolge
dieser Entmischungen ist es insbesondere bei Pastelltönen nicht mehr möglich, konstante
einheitliche Farbtöne durch pulverelektrostatischen Auftrag zu erzielen.
[0004] Während Emailpulver für den Auftrag im elektrischen Feld üblicherweise mittlere Teilchengrößen
von 10 bis 60 µm und eine Dichte von etwa 2,4 g/cm
3 aufweisen, liegen die entsprechenden Werte für Farbkörper beispielsweise bei 1 bis
5 µm bzw. 4 bis 6 g/cm
3. Werden diese nun gemeinsam unter Zuhilfenahme von Förderluft elektrostatisch versprüht,
kommt es auf dem Weg von der elektrostatischen Sprüheinrichtung zu dem zu beschichtenden
Werkstück aufgrund der Schwerkraft (Dichte), aufgrund aerodynamischer Einflüsse (TeilchengröBe)
sowie des elektrischen Feldes (Widerstand) zu Entmischungen, was zu ungleichmäBigen,
schwankenden Farbtönen am emaillierten Substrat führt. Diese Farbunterschiede werden
bei kontinuierlichem Auftrag durch Rückführung des Pulvers in den Pulverkreislauf
sowie Zugabe von Frischpulver noch verstärkt.
[0005] Es wurde nun gefunden, daB derartige Mischsysteme ohne die nachteilige Entmischung
elektrostatisch versprühbar sind, wenn vor dem elektrostatischen Auftrag aus den Pulverteilchen
mit den physikalisch unterschiedlichen Eigenschaften im wesentlichen einheitliche
Agglomerate, z.B. aus Emailfritteteilchen und Farbkörperpartikeln gebildet werden
und diese Agglomerate versprüht werden. Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist
daher ein Verfahren zum elektrostatischen Versprühen von Gemischen unterschiedlicher
anorganischer Pulver mit hohem Oberflächenwiderstand, insbesondere von Emailpulvern
und Farbkörpern, auf metallische Substrate, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß
vor dem elektrostatischen Versprühen aus den hinsichtlich Dichte, Teilchengröße und
elektrischem Widerstand unterschiedlichen Pulverteilchen im wesentlichen einheitliche
Agglomerate gebildet und diese einheitlichen Agglomerate versprüht werden.
[0006] Die Agglomerate werden erfindungsgemäß dadurch hergestellt, daß man die in Teilchengröße
und Dichte unterschiedlichen Pulver mit einem agglomerationsfördernden Verklebungsmittel
vermischt bzw. gemeinsam vermahlt. Die Konzentration des Verklebungsmittel ist dabei
so zu wählen, daß größere Teilchenzusammenballungen vermieden werden, jedoch kleinere
Teilchen an größeren Teilchen haften bleiben. Im Idealfall werden dabei Agglomerate
erhalten, die jeweils aus einem größeren Emailpulverteilchen mit daran haftenden kleineren
Farbkörperteilchen bestehen.
[0007] Für den elektrostatischen Pulverauftrag ist es wesentlich, daß die Zugabe des Agglomerationsmittels
nicht gleichzeitig zu einer Verschlechterung der Pulvereigenschaften wie Erniedrigung
des elektrischen Pulverwiderstands oder Verminderung der Fluidität des Pulvergemisches
führt. Bei der Durchführung der vorliegenden Erfindung ist es zweckmäßig, Emailfritte
und Farbkörperpulver, z.B. nach der Deutschen Patentschrift 2 015 072 gemeinsam mit
siliziumorganischen Verbindungen so zu vermahlen, daß sie einen für den elektrostatischen
Pulverauftrag geeigneten elektrischen Widerstand aufweisen. Die agglomerationsfördernden
Substanzen können dabei vor, während oder nach dem Mahlprozeß zugegeben werden. Im
letzteren Fall wird das Gemisch zur besseren Verteilung und Bildung geeigneter Agglomerate
kurze Zeit einer mahlenden Bewegung unterworfen.
[0008] Erfindungsgemäß werden Emailfritte und Farbkörper in Mahlvorrichtungen, z.B. in Kugelmühlen,
unter Zugabe von siliciumorganischen Verbindungen und Agglomerationsmittel auf die
erforderlichen Mahlfeinheit vermahlen.
[0009] Die Si-organischen Verbindungen werden in Mengen von 0,1-1,0 Gew.-% - bezogen auf
den Frittenanteil - vorzugsweise 0,2-0,4 Gew.-%, die Agglomerationsmittel in Mengen
von etwa 0,1 - 0,5 Gew.-% zugegeben.
[0010] Als Si-organische Verbindungen können eingesetzt werden: Organopolysiloxane, Organosilazane,
Organosiloxanole. Bevorzugt sind Methyl-Wasserstoff-siloxane, Dimethylsiloxan, Hexamethyldisilazon,
Methyl-vinyl-siloxan.
[0011] Als Agglomerationsmittel eignen sich insbesondere Siebdrucköle, wie z.B. Pinienöl
oder ungesättigte Fettsäuren wie z.B. Leinöl oder Ricinusöl. Des weiteren können Polyphenole,
wie z.B. Tannin für den erfindungsgemäßen Zweck eingesetzt werden.
[0012] Die Bildung der aus Fritteteilchen und Farbkörpern bestehenden Agglomerate läßt sich
unschwer dadurch nachweisen, daß nach dem Absieben des gemahlenen Pulvers auf einem
Sieb mit einer Maschenweite von 40 um ein homogen gefärbter Rückstand verbleibt, der
aus an sich farblosen Fritteteilchen besteht, an denen Farbkörper angelagert sind.
Falls die erfindungsgemäße Agglomeratbildung nicht zustande kommt, werden durch den
beschriebenen Siebtest Fritteteilchen von den feindispersen Farbkörperpartikel getrennt,
es bleiben auf dem Sieb die groberen farblosen Fritteteilchen zurück.
[0013] Die auf diese Weise erhaltenen Farbpulveragglomerate zeichnen sich durch hohen elektrischen
Widerstand und gute Fluidität aus. Beim Versprühen des auf diese Weise hergestellten
Pulvers auf metallische Substrate tritt keine Separation der Fritte- und Farbkörperteilchen
auf. Emailtechnisch ist dies dadurch nachzuweisen, daß ein pulverelektrostatisch beschichtetes
Stahlblech nach dem Einbrennen die gleiche Farbe (Farbort und Helligkeit) aufweist
wie eine mit rekuperiertem Pulver auf gleiche Weise beschichtete Probe.
[0014] Der Gegenstand der vorliegenden Erfindung soll nun anhand der vorliegenden Beispiele
noch näher erläutert werden (%-Angaben sind jeweils Gew.-%).
Beispiel 1
[0015] In eine 1 kg Porzellan-Kugelmühle wurden 950 g handelsübliche Transparentemailfritte
in Schuppenform, 50 g Rutilfarbkörper, 3,5 kg Aluminiumoxid-Schwermahlkugeln mit einem
mittleren Durchmesser von 20-30 mm, 4 g Methyl-H-Siloxan einer Viskosität von 15 mPa.sec
sowie 2 g Tannin eingefüllt. Danach wurde die Mühle verschlossen und das Mahlgut solange
vermahlen, bis der Rückstand auf dem 40 µm Sieb weniger als 20 % betrug. Das so erhaltene
Pulvergemisch hatte nach einer Lagerzeit von 24 h an der Luft bei Raumtemperatur von
23°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 % einen elektrischen Widerstand über
10
12 Ω.
[0016] Das so erhaltene Pulvergemisch wurde mit einer handelsüblichen Elektrostatikpistole
unter Anlegen von 80 KV Spannung an die Koronaelektrode auf ein 10 x 10 cm, in üblicher
Weise entfettetes und gebeiztes Stahlblech aufgesprüht. Nach dem Aufbringen von 4-5
g Pulver/dm
2 wurde die pulverelektrostatisch beschichtete Probeplatte bei 820°C 3,5 min eingebrannt.und
anschließend farbmetrisch vermessen.
[0017] Das nicht auf der Platte abgeschiedene Pulvergemisch wurde gesammelt und unter den
gleichen Bedingungen auf ein zweites Stahlblech derselben Größe aufgesprüht und wiederum
eingebrannt. Die farbmetrische Messung dieses rekuperierten Pulvers ergab keine Unterschiede
zum ersten Auftrag. Dies zeigt eindeutig, daß sich durch das erfindungsgemäBe Verfahren
Agglomerate gebildet haben und keine farbverändernde Entmischung der Fritte und Farbkörperpartikel
auftrat.
Beispiel 2
[0018] Wie in Beispiel 1 beschrieben, wurde in die gleiche Kugelmühle wiederum 950 g handelsübliche
Transparentemailfritte, 50 g Rutilfarbkörper, 4 g Siloxan gemäß Beispiel 1 sowie 1
g Ricinusöl eingefüllt und solange vermahlen, bis das Kornverteilungsmaximum des Pulvergemisches
unter 40 um lag und weniger als 20 % Rückstand auf dem Sieb verblieb.
[0019] Der elektrische Widerstand des Pulvergemisches lag nach 24-stündigem Lagern bei Raumtemperatur
und 50 % relativer Luftfeuchtigkeit bei 8.10
11 Ω. Das so erhaltene FritteFarbkörper-Pulvergemisch wurde wie im Beispiel 1 beschrieben
durch Aufsprühen und Einbrennen emailtechnisch geprüft. Die mit Frischpulver und rekuperiertem
Pulver beschichteten Testplatten zeigten keine Farbunterschiede.
[0020] Die Bildung von einheitlichen Agglomeraten aus Farbkörper und Fritteteilchen läßt
sich in einfacher Weise dadurch nachweisen, daB man das Pulvergemisch auf einem 40
um Sieb absiebt. Der Siebrückstand ist gefärbt; unter dem Mikroskop sieht man Fritte/Farbkörper-Agglomerate.
Ohne Ricinusölzugabe werden die feinen Farbkörper beim Absieben von dem transparenten
Frittepulver getrennt, es verbleiben als Siebrückstand farblose Frittepartikel.
1. Verfahren zum elektrostatischen Versprühen von Gemischen unterschiedlicher anoganischer
Pulver mit hohem Oberflächenwiderstand, insbesondere von Emailpulvern und Farbkörpern,
auf metallische Substrate, dadurch gekennzeichnet, daß vor dem elektrostatischen Versprühen
aus den hinsichtlich Dichte, TeilchengröBe und elektrischem Widerstand unterschiedlichen
Pulverteilchen einheitliche Agglomerate gebildet und diese einheitlichen Agglomerate
versprüht werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man den Emailfritte-/Farbkörpergemischen
vor oder während der Vermahlung siliziumorganische Verbindungen, die mit den Si-OH
Gruppen der anorganischen Pulver reagieren und weiter ungesättigte organische, vorzugsweise
Hydroxylgruppen enthaltende Verbindungen zur Agglomeratbildung zugibt und gemeinsam
vermahlt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß als siliziumorganische Verbindungen'Methyl-H-Polysiloxan
und als agglomerierende Substanzen Pinienöl und Ricinusöl zugesetzt und gemeinsam
vermahlen werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als siliziumorganische Verbindung
Methyl-H-Polysiloxan und als agglomerierende Substanz Tannin zugegeben und gemeinsam
vermahlen werden.