[0001] Die Erfindung betrifft einen elektrisch leitenden Tisch-oder Bodenbelag, umfassend
eine Ableitschicht aus elektrisch leitfähigem Gummi oder Kunststoff, die zusammenhängend
ausgebildet und durch einen metallischen Leiter mit einer Erdleitung verbunden ist,
sowie aus einer oberhalb der Ableitschicht angeordneten Nutzschicht, die einen höheren
elektrischen Widerstand aufweist als die Ableitschicht.
[0002] Ein Bodenbelag der vorgenannten Art wird beispielsweise in der DE-05 28 24 739 beschrieben.
Die Nutzschicht ist dabei kontinuierlich ausgebildet und deckt die Ableitschicht auf
der gesamten Oberfläche ab. In ihre Oberfläche eingeleitete elektrische Spannungen
müssen daher durch den Werkstoff der Nutzschicht in die Ableitschicht abgeleitet werden,
was außerordentlich schwierig in definierter Weise realisierbar ist.
[0003] Die Verwendung von Bodenbelägen mit einer definierten elektrischen Ableitfähigkeit
ist für zahlreiche Räumlichkeiten vorgeschrieben, beispielsweise für Operationssäle
und Räume, in denen elektrische Datenverarbeitungsanlagen oder explosionsgefährdete
Stoffe untergebracht sind. Die Ableitfähigkeit wird üblicherweise durch den Ableitwiderstand
definiert. Dieser hat je nach Anwendungsbereich eine unterschiedliche Größe und soll
nach den gesetzlichen Bestimmungen in Operationssälen zwischen 2 x 10
6 und 10
4 Ohm betragen, in Räumen, in denen elektrische Datenverarbeitungsanlagen untergebracht
sind weniger als 10
9 Ohm und in Lagerräumen für explosionsgefährdete Stoffe weniger als 10
6 Ohm. Die Ausstattung der verschiedenen Räumlichkeiten erfordert daher unterschiedlich
aufgebaute Fußbodenbeläge, was aus Gründen der Herstellkosten und Lagerhaltung wenig
befriedigend ist.
[0004] Die Einstellung des elektrischen Ableitwiderstandes erfolgt bei Fußbodenbelägen nach
der DE-OS 28 24 739 durch Einmischen einer definierten Menge einer antistatisch wirksamen,
chemischen Substanz in den für die Herstellung der Nutz- bzw. Ableitschicht verwendeten
Werkstoff.
[0005] Alkylsulfate, Alkyloulfonate, quartäre Stickstoffbasen, äthoxylierte Fettamine, Alkylolamine,
Phosphorsäureester, Polyglykolester und Ruße werden diesbezüglich in der genannten
Druckschrift angegeben. Sie haben indessen entweder den Nachteil einer leichten Auswaschbarkeit
durch das während der späteren Reinigung verwendete Wasser oder einer Dunkelfärbung
des Fußbodenbelages, was gleichermaßen unbefriedigend ist. Dennoch ist die Erzielung
eines definierten Ableitwiderstandes des gesamten Fußbodenbelages nur durch Verwendung
einer entsprechend modifizierten Werkstoffmischung äußerst problematisch insofern,
als der letztlich erzielte Ableitwiderstand unter anderem auch durch die Dicke der
einzelnen Schichten des Fußbodenbelages sowie die Hygroskopizität des verwendeten
Werkstoffes mitbestimmt wird, somit durch Größen, die während der späteren Benutzung
des Fußbodenbelages erheblichen Veränderungen unterliegen können.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen standardisierten, elektrisch leitenden
Tisch- oder Bodenbelag zu zeigen, der unabhängig von der Belastung mit wäßrigen Flüssigkeiten
oder dem eingetretenen Verschleiß den für die verschiedenen Räumlichkeiten geltenden
Sicherheitsvorschriften in gleicher Weise gerecht wird. Der Tisch-oder Fußbodenbelag
soll darüber hinaus auch mit einer hellfarbigen oder gegebenenfalls bunten Nutzfläche
versehen werden können.
[0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einem elektrisch leitenden Tisch- oder Bodenbelag
der eingangs genannten Art dadurch gelöst, daß die Ableitschicht in dicht benachbarten
Flächenbereichen Vorsprünge aufweist, die die Nutzschicht in Richtung der Nutzfläche
ganz durchdringen, daß die Ableitschicht auf der der Nutzschicht gegenüberliegenden
Seite durch eine Isolierschicht eines extrem , hohen elektrischen Widerstandes abgedeckt
ist und daß der metallische Leiter einen Verstellwiderstand enthält. Auf vorteilhafte
Ausgestaltungen nehmen die Unteransprüche Bezug.
[0008] Die Erzeugung und gegenseitige Verbindung der einzelnen Schichten des erfindungsgemäß
vorgeschlagenen elektrisch leitenden Tisch- oder Fußbodenbelages kann prinzipiell
an die Verfahrensführungen gemäß der DE-OS 32 37 633 angelehnt sein. Danach wird die
Nutzschicht aus einem Werkstoff eines hohen elektrischen Widerstandes erzeugt, mit
Durchbrechungen versehen und anschließend mit der Ableitschicht aus einem Werkstoff
hoher elektrischer Leitfähigkeit derartig verpreßt, daß der Werkstoff der Ableitschicht
die Durchbrechungen der Nutzschicht bis zur Oberfläche ausfüllt. Der gegenseitige
Abstand, in dem die so gebildeten und die Nutzschicht durchdringenden Vorsprünge der
Ableitschicht angeordnet sind, kann bei Verwendung eines Werkstoffes von guter Leitfähigkeit
relativ groß bemessen sein und ca. 40 mm betragen bei Zugrundelegung eines Durchmessers
von 2 mm. Das Erscheinungsbild eines entsprechenden Tisch- oder Bodenbelages wird
mithin im wesentlichen durch Farbe und Strukturierung der elektrisch nicht leitenden
Nutzschicht bestimmt.
[0009] Die Gestaltungsmöglichkeiten werden durch den Gehalt an elektrisch leitender Substanz
nicht beeinträchtigt und sind dementsprechend außerordentlich vielfältig. Helle und
bunte Einfärbungen sind ohne weiteres möglich.
[0010] In das gegenseitige Verpressen der Nutz- und der Ableitschicht kann deren gegenseitige
Verbindung und gegebenenfalls die Verbindung der Ableitschicht mit der Isolierschicht
einbezogen sein. Eine entsprechende Verfahrensführung empfiehlt sich bei der Verwendung
beliebiger polymerer Werkstoffe für die Erzeugung der drei Schichten. In Fällen, in
denen ein besonders attraktives Erscheinungsbild der Oberfläche angestrebt wird, hat
es sich darüber hinaus als zweckmäßig erwiesen, wenn die Nutzschicht aus einem Werkstoff
erzeugt ist, der unter den Bedingungen des Verpressens mit der Ableitschicht eine
höhere Fließviskosität aufweist als diese. Hierdurch wird eine gute Konturenschärfe
zwischen den verschiedenfarbigen Bereichen erhalten. Die Fließviskosität wird bei
gummielastischen Werkstoffen als mooney-Viskosität bezeichnet.
[0011] Eine entsprechende Abstimmung der Fließviskositäten der Nutzschicht und der Ableitschicht
läßt sich durch Auswahl entsprechend unterschiedlicher Werkstoffe für die beiden Schichten
erzielen. Die Ableitschicht kann beispielsweise aus einem gummielastischen Werkstoff
bestehen, die Nutzschicht aus einem thermoplastischen Werkstoff. Besonders geeignet
sind Polyester und Polyamid, wobei sowohl Folien als auch Gewebe, Gewirke oder Vliesstoffe
in bezug auf die Erzeugung der Nutzschicht zur Anwendung gelangen können.
[0012] Es ist im Einzelfalle lediglich zu prüfen, ob eine ausreichend stabile Haftung zu
der Ableitschicht erzielbar ist, und diese läßt sich gegebenenfalls verbessern durch
Einbringen einer Schicht aus einem Haftvermittler, beispielsweise aus einem Polyurethankleber,
einem Polychloroprenkleber, einem Resorcin-Formaldehydlatex oder einer Chlor-Kautschuklösung.
Bei offenmaschigen ScHichten, beispielsweise einem Gewebe oder einem Vliesstoff, verhindert
eine derartige Schicht zugleich das Einbringen des während der Vulkanisation erweichenden,
gummielastischen Werkstoffes der Ableitschicht in die Poren der Nutzschicht. Die Gefahr
einer Oberflächenverschmutzung der Nutzschicht läßt sich hierdurch beseitigen.
[0013] In Fällen, in denen die Ableitschicht und die Nutzschicht aus artverwandten Werkstoffen
erzeugt werden sollen, beispielsweise aus einem gummielastischen Werkstoff, läßt sich
die erwünschte Erhöhung der Fließviskosität des Werkstoffes der Nutzschicht unter
den Bedingungen des Verpressens erzielen durch Einmischen eines relativ größeren Gehaltes
eines mineralischen Füllstoffes. Im gleichen Sinne läßt sich die Fließviskosität der
Ableitschicht vermindern durch Verwendung bzw. durch Einmischen eines copolymeren
Werkstoffes mit besonders niedriger Fließviskosität bzw. durch Verwendung eines andersartigen,
speziellen Vulkanisiermittels. Es ist auch möglich, die Nutz- und die Ableitschicht
aus, abgesehen von dem Gehalt an elektrisch leitenden Zuschlagsstoffen, identischen
gummielastischen Werkstoffen zu erzeugen, wenn die Nutzschicht vor der gemeinsamen
Verpressung anvulkanisiert und dadurch an einem synchronen Erweichen während des gemeinsamen
Verpressens mit der Ableitschicht gehindert wird.
[0014] Durch die Hinterlegung des erfindungsgemäß vorgeschlagenen, elektrisch leitenden
Tisch- oder Bodenbelages mit einer elektrisch isolierenden Schicht ist der Ableitwiderstand
vollkommen unabhängig von gegebenenfalls Variationen unterworfenen Ableitwiderständen
des tragenden Tisches oder Bodens auf präzise Werte einstellbar. Das geschieht durch
Justierung eines Verstellwiderstandes, der in dem metallischen Leiter angeordnet ist,
welcher die Ableitschicht mit der Erdleitung verbindet. Eine Nachjustierung ist ohne
großen Aufwand gegebenenfalls von Hilfskräften vornehmbar und kann gegebenenfalls
auch automatisch erfolgen durch Verbindung des Verstellwiderstandes mit einer selbsttätig
arbeitenden Regeleinrichtung. Entsprechende Aggregate sind im Handel erhältlich.
[0015] Die mit dem erfindungsgemäß vorgeschlagenen Tisch- oder Bodenbelag erzielten Vorteile
bestehen vor allem darin, daß dessen elektrischer Ableitwiderstand in Abhängigkeit
von den im Einzelfalle bestehenden Erfordernissen durch einfache Betätigung des Verstellwiderstandes
auf beliebige Werte einstellbar ist. Es genügt dadurch eine standardisierte Ausführung
des erfindungsgemäß vorgeschlagenen Tisch- oder Bodenbelages für die verschiedensten
Anwendungsfälle. Die bisher erforderliche Lagerhaltung wird dadurch stark entlastet
und die Erzeugung stark vereinfacht. Ein weiterer Vorteil besteht daneben darin, daß
die erfindungsgemäß vorgeschlagene Ausführung hellfarbig gestaltbar ist, was im Hinblick
auf die Erzielung eines geschmacklich ansprechenden Erscheinungsbildes damit ausgestatteter
Räumlichkeiten von großem Vorteil ist.
Beispiel 1
[0016] Eine Gummimischung, bestehend aus der Rezeptur A wird in einem Innenmischer homogenisiert.
Die Mischung wird anschließend auf einen Kalander gegeben, und zu einer Folie mit
einer Dicke von 0,5 bis 1 mm ausgewalzt. Die Folie wird aufgewickelt und anschließend
in einen Bandkalander überführt, in dem sie bei einer Oberflächentemperatur von 180
°C und einer Laufgeschwindigkeit von 80 m/h, d.h. einer Verweilzeit von ca. 3 Minuten
vorvulkanisiert wird.
[0017] In den Innenmischer werden anschließend die Komponenten der Rezeptur I eingegeben
und nach vollständiger Homogenisierung der Mischung zu einer Folie mit einer Dicke
von 1,5 bis 2 mm ausgewalzt.
[0018] Ein Teil der Folie der Zusammensetzung A wird in einem Rollenstanzwerkzeug mit sie
ganz durchdringenden Aussparungen versehen. Diese sind zylindrisch begrenzt und haben
bei einem gleichbleibenden Abstand in Längs-und Querrichtung von 20 mm einen Durchmesser
von 1,8 mm. Die Aussparungen bilden in ihrer Gesamtheit ein Mosaik, das an ein Kachelmuster
erinnert. Die Folie bildet im Sinne des vorgeschlagenen Gegenstandes die Nutzschicht.
Sie ist derart eigenfest, daß sie ohne die Gefahr einer Beschädigung oder Verzerrung
des aus Aussparungen gebildeten Musters manipuliert werden kann.
[0019] Anschließend wird die aus der Mischung nach Rezeptur I erzeugte Folie genommen, und
oberseitig mit der gelochten Nutzschicht beschichtet und unterseitig mit der ungelochten
Restfolie gleicher Zusammensetzung gemäß Rezeptur A. Das so erhaltene dreischichtige
Laminat wird in einen beheizten Kalander überführt. Die mit den Durchbrechungen versehene
Nutzschicht ist der polierten Kalanderwalze zugewandt. Diese hat bei einer Oberflächentemperatur
von 180 °C eine Laufgeschwindigkeit von 36 m/h, was einer Verweildauer des dreischichtigen
Gebildes von 6 Minuten entspricht.Die drei Schichten werden während dieser Zeit vulkanisiert
und untrennbar miteinander verbunden. Die Oberfläche zeichnet sich durch eine durchgehende,
kontinuierliche Vulkanisationshaut aus, die lediglich farblich durch den in die Aussparungen
eingepreßten Werkstoff der Ableitschicht unterbrochen ist. Ein gleichwertiges Ergebnis
läßt sich erzielen, wenn anstelle der polierten Kalanderwalze eine solche verwendet
wird, die eine waffel- oder lederartig strukturierte Oberfläche aufweist oder ein
entsprechendes Pressenwerkzeug.
[0020] Die Ableitschicht wird anschließend mit einem metallischen Leiter verbunden, der
einen Verstellwiderstand enthält. Der Ableitwiderstand kann dadurch stufenlos im Bereich
von 5 x 10
3 bis 5 x 10
8 Ohm variiert werden.

[0021] Angaben in Prozent, bezogen auf das Gesamtgewicht der Mischung.
1. Elektrisch leitender Tisch- oder Bodenbelag, umfassend eine Ableitschicht aus elektrisch
leitendem Gummi oder Kunststoff, die zusammenhängend ausgebildet und durch einen metallischen
Leiter mit einer Erdleitung verbunden ist, sowie eine oberhalb der Ableitschicht angeordnete
Nutzschicht, die einen höheren elektrischen Widerstand aufweist als die Ableitschicht,
dadurch gekennzeichnet, daß die Ableitschicht in dicht benachbarten Flächenbereichen
Vorsprünge aufweist, die die Nutzschicht in Richtung der Nutzfläche ganz durchdringen,
daß die Ableitschicht auf der der Nutzschicht gegenüberliegenden Seite durch eine
Isolierschicht eines extrem hohen, elektrischen Widerstandes abgedeckt ist und daß
der metallische Leiter einen Verstellwiderstand enthält.
2. Gegenstand nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schichten unlösbar
verbunden sind.
3. Gegenstand nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schichten seitlich
durch eine nicht leitende Randeinfassung abgedeckt sind.
4. Gegenstand nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Randeinfassung mit
den Schichten verschweißt ist.
5. Gegenstand nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Schichten aus
Gummi bestehen.
6. Gegenstand nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Verstellwiderstand
selbsttätig justierbar ist.