(19)
(11) EP 0 181 426 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.05.1986  Patentblatt  1986/21

(21) Anmeldenummer: 85102944.7

(22) Anmeldetag:  14.03.1985
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4E04F 15/16, B32B 33/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 07.11.1984 DE 3440572

(71) Anmelder: Firma Carl Freudenberg
D-69469 Weinheim (DE)

(72) Erfinder:
  • Schütze, Gerhard
    D-6711 Hessheim (DE)
  • Kühl, Hans Michael
    D-6944 Hemsbach (DE)
  • Graab, Gerhard, Dr.
    D-6800 Mannheim (DE)

(74) Vertreter: Weissenfeld-Richters, Helga, Dr. 
Höhnerweg 2
69469 Weinheim
69469 Weinheim (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Elektrisch leitender Tisch- oder Bodenbelag


    (57) @ Elektrisch leitender Tisch- oder Bodenbelag, umfassend eine Ableitschicht aus elektrisch leitendem Gummi oder Kunststoff, die zusammenhängend ausgebildet und durch einen metallischen Leiter mit einer Erdleitung verbunden ist sowie eine oberhalb der Ableitschicht angeordnete Nutzschicht, die einen höheren elektrischen Widerstand aufweist als die Ableitschicht, wobei die Ableitschicht in dicht benachbarten Flächenbereichen Vorsprünge aufweist, die die Nutzschicht in Richtung der Nutzfläche ganz durchdringen, wobei die Ableitschicht auf der der Nutzschicht gegenüberliegenden Seite durch eine Isolierschicht eines extrem hohen elektrischen Widerstandes abgedeckt ist und wobei der metallische Leiter einen Verstellwiderstand enthält.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft einen elektrisch leitenden Tisch-oder Bodenbelag, umfassend eine Ableitschicht aus elektrisch leitfähigem Gummi oder Kunststoff, die zusammenhängend ausgebildet und durch einen metallischen Leiter mit einer Erdleitung verbunden ist, sowie aus einer oberhalb der Ableitschicht angeordneten Nutzschicht, die einen höheren elektrischen Widerstand aufweist als die Ableitschicht.

    [0002] Ein Bodenbelag der vorgenannten Art wird beispielsweise in der DE-05 28 24 739 beschrieben. Die Nutzschicht ist dabei kontinuierlich ausgebildet und deckt die Ableitschicht auf der gesamten Oberfläche ab. In ihre Oberfläche eingeleitete elektrische Spannungen müssen daher durch den Werkstoff der Nutzschicht in die Ableitschicht abgeleitet werden, was außerordentlich schwierig in definierter Weise realisierbar ist.

    [0003] Die Verwendung von Bodenbelägen mit einer definierten elektrischen Ableitfähigkeit ist für zahlreiche Räumlichkeiten vorgeschrieben, beispielsweise für Operationssäle und Räume, in denen elektrische Datenverarbeitungsanlagen oder explosionsgefährdete Stoffe untergebracht sind. Die Ableitfähigkeit wird üblicherweise durch den Ableitwiderstand definiert. Dieser hat je nach Anwendungsbereich eine unterschiedliche Größe und soll nach den gesetzlichen Bestimmungen in Operationssälen zwischen 2 x 106 und 104 Ohm betragen, in Räumen, in denen elektrische Datenverarbeitungsanlagen untergebracht sind weniger als 109 Ohm und in Lagerräumen für explosionsgefährdete Stoffe weniger als 106 Ohm. Die Ausstattung der verschiedenen Räumlichkeiten erfordert daher unterschiedlich aufgebaute Fußbodenbeläge, was aus Gründen der Herstellkosten und Lagerhaltung wenig befriedigend ist.

    [0004] Die Einstellung des elektrischen Ableitwiderstandes erfolgt bei Fußbodenbelägen nach der DE-OS 28 24 739 durch Einmischen einer definierten Menge einer antistatisch wirksamen, chemischen Substanz in den für die Herstellung der Nutz- bzw. Ableitschicht verwendeten Werkstoff.

    [0005] Alkylsulfate, Alkyloulfonate, quartäre Stickstoffbasen, äthoxylierte Fettamine, Alkylolamine, Phosphorsäureester, Polyglykolester und Ruße werden diesbezüglich in der genannten Druckschrift angegeben. Sie haben indessen entweder den Nachteil einer leichten Auswaschbarkeit durch das während der späteren Reinigung verwendete Wasser oder einer Dunkelfärbung des Fußbodenbelages, was gleichermaßen unbefriedigend ist. Dennoch ist die Erzielung eines definierten Ableitwiderstandes des gesamten Fußbodenbelages nur durch Verwendung einer entsprechend modifizierten Werkstoffmischung äußerst problematisch insofern, als der letztlich erzielte Ableitwiderstand unter anderem auch durch die Dicke der einzelnen Schichten des Fußbodenbelages sowie die Hygroskopizität des verwendeten Werkstoffes mitbestimmt wird, somit durch Größen, die während der späteren Benutzung des Fußbodenbelages erheblichen Veränderungen unterliegen können.

    [0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen standardisierten, elektrisch leitenden Tisch- oder Bodenbelag zu zeigen, der unabhängig von der Belastung mit wäßrigen Flüssigkeiten oder dem eingetretenen Verschleiß den für die verschiedenen Räumlichkeiten geltenden Sicherheitsvorschriften in gleicher Weise gerecht wird. Der Tisch-oder Fußbodenbelag soll darüber hinaus auch mit einer hellfarbigen oder gegebenenfalls bunten Nutzfläche versehen werden können.

    [0007] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß bei einem elektrisch leitenden Tisch- oder Bodenbelag der eingangs genannten Art dadurch gelöst, daß die Ableitschicht in dicht benachbarten Flächenbereichen Vorsprünge aufweist, die die Nutzschicht in Richtung der Nutzfläche ganz durchdringen, daß die Ableitschicht auf der der Nutzschicht gegenüberliegenden Seite durch eine Isolierschicht eines extrem , hohen elektrischen Widerstandes abgedeckt ist und daß der metallische Leiter einen Verstellwiderstand enthält. Auf vorteilhafte Ausgestaltungen nehmen die Unteransprüche Bezug.

    [0008] Die Erzeugung und gegenseitige Verbindung der einzelnen Schichten des erfindungsgemäß vorgeschlagenen elektrisch leitenden Tisch- oder Fußbodenbelages kann prinzipiell an die Verfahrensführungen gemäß der DE-OS 32 37 633 angelehnt sein. Danach wird die Nutzschicht aus einem Werkstoff eines hohen elektrischen Widerstandes erzeugt, mit Durchbrechungen versehen und anschließend mit der Ableitschicht aus einem Werkstoff hoher elektrischer Leitfähigkeit derartig verpreßt, daß der Werkstoff der Ableitschicht die Durchbrechungen der Nutzschicht bis zur Oberfläche ausfüllt. Der gegenseitige Abstand, in dem die so gebildeten und die Nutzschicht durchdringenden Vorsprünge der Ableitschicht angeordnet sind, kann bei Verwendung eines Werkstoffes von guter Leitfähigkeit relativ groß bemessen sein und ca. 40 mm betragen bei Zugrundelegung eines Durchmessers von 2 mm. Das Erscheinungsbild eines entsprechenden Tisch- oder Bodenbelages wird mithin im wesentlichen durch Farbe und Strukturierung der elektrisch nicht leitenden Nutzschicht bestimmt.

    [0009] Die Gestaltungsmöglichkeiten werden durch den Gehalt an elektrisch leitender Substanz nicht beeinträchtigt und sind dementsprechend außerordentlich vielfältig. Helle und bunte Einfärbungen sind ohne weiteres möglich.

    [0010] In das gegenseitige Verpressen der Nutz- und der Ableitschicht kann deren gegenseitige Verbindung und gegebenenfalls die Verbindung der Ableitschicht mit der Isolierschicht einbezogen sein. Eine entsprechende Verfahrensführung empfiehlt sich bei der Verwendung beliebiger polymerer Werkstoffe für die Erzeugung der drei Schichten. In Fällen, in denen ein besonders attraktives Erscheinungsbild der Oberfläche angestrebt wird, hat es sich darüber hinaus als zweckmäßig erwiesen, wenn die Nutzschicht aus einem Werkstoff erzeugt ist, der unter den Bedingungen des Verpressens mit der Ableitschicht eine höhere Fließviskosität aufweist als diese. Hierdurch wird eine gute Konturenschärfe zwischen den verschiedenfarbigen Bereichen erhalten. Die Fließviskosität wird bei gummielastischen Werkstoffen als mooney-Viskosität bezeichnet.

    [0011] Eine entsprechende Abstimmung der Fließviskositäten der Nutzschicht und der Ableitschicht läßt sich durch Auswahl entsprechend unterschiedlicher Werkstoffe für die beiden Schichten erzielen. Die Ableitschicht kann beispielsweise aus einem gummielastischen Werkstoff bestehen, die Nutzschicht aus einem thermoplastischen Werkstoff. Besonders geeignet sind Polyester und Polyamid, wobei sowohl Folien als auch Gewebe, Gewirke oder Vliesstoffe in bezug auf die Erzeugung der Nutzschicht zur Anwendung gelangen können.

    [0012] Es ist im Einzelfalle lediglich zu prüfen, ob eine ausreichend stabile Haftung zu der Ableitschicht erzielbar ist, und diese läßt sich gegebenenfalls verbessern durch Einbringen einer Schicht aus einem Haftvermittler, beispielsweise aus einem Polyurethankleber, einem Polychloroprenkleber, einem Resorcin-Formaldehydlatex oder einer Chlor-Kautschuklösung. Bei offenmaschigen ScHichten, beispielsweise einem Gewebe oder einem Vliesstoff, verhindert eine derartige Schicht zugleich das Einbringen des während der Vulkanisation erweichenden, gummielastischen Werkstoffes der Ableitschicht in die Poren der Nutzschicht. Die Gefahr einer Oberflächenverschmutzung der Nutzschicht läßt sich hierdurch beseitigen.

    [0013] In Fällen, in denen die Ableitschicht und die Nutzschicht aus artverwandten Werkstoffen erzeugt werden sollen, beispielsweise aus einem gummielastischen Werkstoff, läßt sich die erwünschte Erhöhung der Fließviskosität des Werkstoffes der Nutzschicht unter den Bedingungen des Verpressens erzielen durch Einmischen eines relativ größeren Gehaltes eines mineralischen Füllstoffes. Im gleichen Sinne läßt sich die Fließviskosität der Ableitschicht vermindern durch Verwendung bzw. durch Einmischen eines copolymeren Werkstoffes mit besonders niedriger Fließviskosität bzw. durch Verwendung eines andersartigen, speziellen Vulkanisiermittels. Es ist auch möglich, die Nutz- und die Ableitschicht aus, abgesehen von dem Gehalt an elektrisch leitenden Zuschlagsstoffen, identischen gummielastischen Werkstoffen zu erzeugen, wenn die Nutzschicht vor der gemeinsamen Verpressung anvulkanisiert und dadurch an einem synchronen Erweichen während des gemeinsamen Verpressens mit der Ableitschicht gehindert wird.

    [0014] Durch die Hinterlegung des erfindungsgemäß vorgeschlagenen, elektrisch leitenden Tisch- oder Bodenbelages mit einer elektrisch isolierenden Schicht ist der Ableitwiderstand vollkommen unabhängig von gegebenenfalls Variationen unterworfenen Ableitwiderständen des tragenden Tisches oder Bodens auf präzise Werte einstellbar. Das geschieht durch Justierung eines Verstellwiderstandes, der in dem metallischen Leiter angeordnet ist, welcher die Ableitschicht mit der Erdleitung verbindet. Eine Nachjustierung ist ohne großen Aufwand gegebenenfalls von Hilfskräften vornehmbar und kann gegebenenfalls auch automatisch erfolgen durch Verbindung des Verstellwiderstandes mit einer selbsttätig arbeitenden Regeleinrichtung. Entsprechende Aggregate sind im Handel erhältlich.

    [0015] Die mit dem erfindungsgemäß vorgeschlagenen Tisch- oder Bodenbelag erzielten Vorteile bestehen vor allem darin, daß dessen elektrischer Ableitwiderstand in Abhängigkeit von den im Einzelfalle bestehenden Erfordernissen durch einfache Betätigung des Verstellwiderstandes auf beliebige Werte einstellbar ist. Es genügt dadurch eine standardisierte Ausführung des erfindungsgemäß vorgeschlagenen Tisch- oder Bodenbelages für die verschiedensten Anwendungsfälle. Die bisher erforderliche Lagerhaltung wird dadurch stark entlastet und die Erzeugung stark vereinfacht. Ein weiterer Vorteil besteht daneben darin, daß die erfindungsgemäß vorgeschlagene Ausführung hellfarbig gestaltbar ist, was im Hinblick auf die Erzielung eines geschmacklich ansprechenden Erscheinungsbildes damit ausgestatteter Räumlichkeiten von großem Vorteil ist.

    Beispiel 1



    [0016] Eine Gummimischung, bestehend aus der Rezeptur A wird in einem Innenmischer homogenisiert. Die Mischung wird anschließend auf einen Kalander gegeben, und zu einer Folie mit einer Dicke von 0,5 bis 1 mm ausgewalzt. Die Folie wird aufgewickelt und anschließend in einen Bandkalander überführt, in dem sie bei einer Oberflächentemperatur von 180 °C und einer Laufgeschwindigkeit von 80 m/h, d.h. einer Verweilzeit von ca. 3 Minuten vorvulkanisiert wird.

    [0017] In den Innenmischer werden anschließend die Komponenten der Rezeptur I eingegeben und nach vollständiger Homogenisierung der Mischung zu einer Folie mit einer Dicke von 1,5 bis 2 mm ausgewalzt.

    [0018] Ein Teil der Folie der Zusammensetzung A wird in einem Rollenstanzwerkzeug mit sie ganz durchdringenden Aussparungen versehen. Diese sind zylindrisch begrenzt und haben bei einem gleichbleibenden Abstand in Längs-und Querrichtung von 20 mm einen Durchmesser von 1,8 mm. Die Aussparungen bilden in ihrer Gesamtheit ein Mosaik, das an ein Kachelmuster erinnert. Die Folie bildet im Sinne des vorgeschlagenen Gegenstandes die Nutzschicht. Sie ist derart eigenfest, daß sie ohne die Gefahr einer Beschädigung oder Verzerrung des aus Aussparungen gebildeten Musters manipuliert werden kann.

    [0019] Anschließend wird die aus der Mischung nach Rezeptur I erzeugte Folie genommen, und oberseitig mit der gelochten Nutzschicht beschichtet und unterseitig mit der ungelochten Restfolie gleicher Zusammensetzung gemäß Rezeptur A. Das so erhaltene dreischichtige Laminat wird in einen beheizten Kalander überführt. Die mit den Durchbrechungen versehene Nutzschicht ist der polierten Kalanderwalze zugewandt. Diese hat bei einer Oberflächentemperatur von 180 °C eine Laufgeschwindigkeit von 36 m/h, was einer Verweildauer des dreischichtigen Gebildes von 6 Minuten entspricht.Die drei Schichten werden während dieser Zeit vulkanisiert und untrennbar miteinander verbunden. Die Oberfläche zeichnet sich durch eine durchgehende, kontinuierliche Vulkanisationshaut aus, die lediglich farblich durch den in die Aussparungen eingepreßten Werkstoff der Ableitschicht unterbrochen ist. Ein gleichwertiges Ergebnis läßt sich erzielen, wenn anstelle der polierten Kalanderwalze eine solche verwendet wird, die eine waffel- oder lederartig strukturierte Oberfläche aufweist oder ein entsprechendes Pressenwerkzeug.

    [0020] Die Ableitschicht wird anschließend mit einem metallischen Leiter verbunden, der einen Verstellwiderstand enthält. Der Ableitwiderstand kann dadurch stufenlos im Bereich von 5 x 103 bis 5 x 108 Ohm variiert werden.



    [0021] Angaben in Prozent, bezogen auf das Gesamtgewicht der Mischung.


    Ansprüche

    1. Elektrisch leitender Tisch- oder Bodenbelag, umfassend eine Ableitschicht aus elektrisch leitendem Gummi oder Kunststoff, die zusammenhängend ausgebildet und durch einen metallischen Leiter mit einer Erdleitung verbunden ist, sowie eine oberhalb der Ableitschicht angeordnete Nutzschicht, die einen höheren elektrischen Widerstand aufweist als die Ableitschicht, dadurch gekennzeichnet, daß die Ableitschicht in dicht benachbarten Flächenbereichen Vorsprünge aufweist, die die Nutzschicht in Richtung der Nutzfläche ganz durchdringen, daß die Ableitschicht auf der der Nutzschicht gegenüberliegenden Seite durch eine Isolierschicht eines extrem hohen, elektrischen Widerstandes abgedeckt ist und daß der metallische Leiter einen Verstellwiderstand enthält.
     
    2. Gegenstand nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schichten unlösbar verbunden sind.
     
    3. Gegenstand nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Schichten seitlich durch eine nicht leitende Randeinfassung abgedeckt sind.
     
    4. Gegenstand nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Randeinfassung mit den Schichten verschweißt ist.
     
    5. Gegenstand nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Schichten aus Gummi bestehen.
     
    6. Gegenstand nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Verstellwiderstand selbsttätig justierbar ist.