[0001] Die Neuerung bezieht sich auf eine Platte für die Osteosynthese, die in Längsrichtung
mehrere, im Abstand angeordnete Langlöcher zur Aufnahme von Knochenschrauben aufweist.
[0002] Die einfachste Osteosyntheseplatte wird von einem länglichen, flachen, steifen Plattenelement
gebildet, das ein oder zwei Reihen von Kreislöchern aufweist,durch die Knochenschrauben
in den Knochen einschraubbar sind, um die Platte zu beiden Seiten der Bruchfläche
fest mit dem Knochen zu verankern. Eine derartige Platte hat indessen den Nachteil,
daß die Bohrungen im Knochen vom Chirurgen präzis gesetzt werden müssen, damit eine
saubere Anbringung der Platten erzielt wird. Anderenfalls besteht Gefahr, daß die
Brüchflächen zum Beispiel nicht fest gegeneinander liegen.
[0003] Es ist auch bekannt, in Verbindung mit Osteosyntheseplatten Spannvorrichtungen zu
verwenden, um zwischen den Fraktursegmenten einen ausreichenden Preßdruck aufzubauen,
bevor die Platte endgültig fixiert wird.
[0004] Es ist bei Osteosyntheseplatten ferner bekannt, Langlöcher zu verwenden (FR-PS 2
517 536 oder DE-AS 2 806 414). Derartige Langlöcher können an den Enden konisch geformt
sein, so daß mit Hilfe von Knochenschrauben, deren Kopf an der Unterseite konisch
oder ballig ausgebildet ist, eine Zugkraft auf und damit auf die Fraktursegnente die
Platte/ aufgebracht werden kann. Derartige Osteosyntheseplatten werden auch als Kompressionsplatten
bezeichnet. Mit Ihnen soll einPreßdruck in der Bruchfläche erzeugt werden.
[0005] Nachteilig bei derartigen Platten ist, daß auch hier die Bohrungen vom Chirurgen
sehr genau gesetzt werden müssen, um den ohnehin relativ kleinen Verstellweg ausnützen
zu können. Wird bezüglich eines Langlochs dieser Verstellweg nur teilweise oder gar
nicht erreicht, läßg sich auch bezüglich der anderen Langlöcher keine-Spannung mehr
erzeugen.
[0006] Während des Heilungsprozesses stellt sich eine sogenannte Sinterung des Bruches ein,
die mit einer Verkürzung des Knochens in diesem Bereich einhergehen kann. Um sicherzustellen,
daß die Fixierung mit Hilfe der Osteosyntheseplatte dem folgen kann, müssen sich die
Schrauben in den Langlöchern relativ zur Platte bewegen. Zwischen Schraubenkopf und
Platte findet jedoch im wesentlichen nur Punktkontakt statt. Aufgrund der hohen Flächenpressung
an den Kontaktpunkten gräbt sich der Schraubenkopf mehr oder weniger in das Material
der Platte ein und verursacht einen außerordentlich hohen Haftreibungswert, der praktisch
verhindert, daß bei den normalerweise auftretenden Kräften die beschriebene Relativbewegung
erreicht werden kann. Außerdem ist auf diese Weise nicht möglich, reproduzierbar ein
gegebenes Drehmoment auf die Knochenschrauben aufzubringen. Die bekannten Osteosyntheseplatten
haben zudem über die gesamte Länge Langlöcher. Selbst wenn eine Relativbewegung möglich
ist, stellt sich eine Art schwimmende Halterung oder Lagerung der Platte ein und hebt
den gewünschten Fixationseffekt letztlich auf..
[0007] Der Neuerung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Platte für die Osteosynthese
zu schaffen, die eine stabile Fixation der Fraktursegmente ermöglicht bei gleichzeitiger
Anpassung an Relativverschiebungen der Fraktursegmente im wesentlichen parallel zur
Osteosyntheseplatte.
[0008] Diese Aufgabe wird neuerungsgemäß dadurch gelöst, daß die Langlöcher nur in einem
Längsabschnitt der Platte angeordnet sind, während der andere Längsabschnitt Kreislöcher
aufweist und eine auf der Außenseite der Platte anbringbare längliche Schieberplatte
vorgesehen ist mit in Längsrichtung beabstandeten Kreislöchern, deren Durchmesser
annähernd dem kleinen Durchmesser der Langlöcher und deren Teilung der Teilung der
Langlöcher entspricht.
[0009] Bei derneuermgsgemäßen Osteosyntheseplatte weist nur ein Längsabschnitt Langlöcher
auf. Dadurch wird die Platte auf einer Seite des Bruches unverschieblich am Knochen
mit Hilfe einer oder mehrerer Knochenschrauben fixiert. Dem Längsabschnitt mit den
Langlöchern ist eine Schieberplatte zugeordnet, die an der dem Knochen abgewandten
Seite der Platte anliegt und mit Kreislöchern versehen ist, deren Teilung der Teilung
der Langlöcher entspricht. Die Knochenschrauben werden durch die Kreislöcher der Schieberplatte
und anschließend durch die Langlöcher hindurchgeführt und in den Knochen geschraubt.
Zwischen den Schraubenköpfen und der Schieberplatte einerseits und der Schieberplatte
und der Osteosyntheseplatte andererseits werden ausreichende Druckkräfte aufgebracht,
so daß bei den normalen Belastungen, wenn die Fraktursegmente gegeneinander anliegen,
eine Relativverschiebung zwischen den genannten Teilen nicht auftritt. Würde sich
jedoch infolge einer Fraktursinterung ein, wenn auch kleiner Spalt im Bereich der
Bruchfläche bilden, ermöglicht die Schieberplatte aufgrund der verhältnis-Anpassungsmäßig
geringen Flächenpressung eine entsprechende/verschiebung. Auf diese Weise ist auch
bei derartigen Vorgängen in der Fraktur eine wirksame Stabilisierung gegeben. Vor
allem wird mit der neuerungsgemäßen Osteosyntheseplatte erreicht, daß die Fraktursegmente
mit der natürlichen Flächenpressung belastet werden, die bei Bewegung des Patienten,
etwa im Femur oder der Tibia, entstehen. Die neuerungsgemäße Osteosyntheseplatte ermöglicht
mithin eine dynamische Bruchbelastung. Eine dynamische Bruchbelastung beschleunigt
den Heilungsprozeß merklich und erlaubt dem Patienten den gebrochenen Knochen innerhalb
relativ kurzer Zeit wieder in annähernd normalem Ausmaß zu belasten.
[0010] In einer weiteren Ausgestaltung der Neuerung ist vorgesehen, daß die Schieberplatte
in Querrichtung gewölbt ist und ihre konkave Seite gegen die Platte anliegt. Die Schieberplatte
entfaltet bei einer derartigen Ausführung Federwirkung, wenn sie mit Hilfe des Kopfes
einer Knochenschrauben gegen die Osteosyntheseplatte angepreßt wird. Auf diese Weise
läßt sich eine gewünschte Anpressung relativ präzise einstellen und dadurch auch die
relative Druckkraft, die erforderlich ist, um eine Verschiebung der Schieberplatte
gegenüber der Osteosyntheseplatte zu erreichen.
[0011] Eine weitere Ausgestaltung der Neuerung sieht vor, daß die Platte einen sich in Längsrichtung
erstreckenden, zur Außenseite offenen Kanal aufweist, dessen Boden die Langlöcher
aufweist und in dem die Schieberplatte geführt ist. Bei Verwendung einer normalen
flachen Osteosyntheseplatte würde der Schieber zu einer entsprechenden Volumenvergrößerung
des Osteosynthesehilfsmittels führen und die Gefahr von Gewebereizungen verstärken.
Die Anbringung der Schieberplatte in einem Kanal verringert die Auftragung durch die
Schieberplatte. Gleichwohl wird das Flächenträgheitsmoment der Osteosyntheseplatte
nicht nennenswert beeinflußt.
[0012] Besonders vorteilhaft ist, wenn in einer weiteren Ausgestaltung der Neuerung die
Osteosyntheseplatte im Querschnitt annähernd U-förmig ist. Um ein etwa gleiches Flächenträgheitsmoment
zu erzielen wie bei flachen Osteosyntheseplatten, müssen zwar die Schenkel etwas länger
gewählt werden als die Dicke der bekannten Platte, dafür liegt jedoch die Schieberplatte,
die relativ zur Osteosyntheseplatte eine geringe Dicke aufweist, völlig im Kanal der
Platte versenkt. Da auch der Kopf der Knochenschraube versenkt liegt und nur minimal
über die Außenseite vorsteht, ist die gesamte Abmessung des Osteosynthesehilfsmittels
in Richtung der Knochenschraubenachsen kaum größer oder sogar kleiner als bei herkömmlichen
Osteosyntheseplatten. An dieser Stelle sei angemerkt, daß es auch vorteilhaft sein
kann, eine derartige neuerungsgemäße Osteosyntheseplatte ohne eine Schieberplatte
zu verwenden.
[0013] Um die Gefahr von Gewebereizungen zu verringern, sieht eine weitere Ausgestaltung
der Neuerung vor, daß die Höhe der Schenkel zu den Enden stetig abnimmt. An den Enden
nimmt das erforderliche Biegemoment bekanntlich ab, so daß auch ein geringes Flächenträgheitsmoment
in Kauf genommen werden kann. Dementsprechend kann die Höhe der Schenkel reduziert
werden.
[0014] Um eine gute Anlage an einem Röhrenknochen zu erhalten,sieht eine Ausgestaltung der
Neuerung vor, daß die dem Knochen zugeordnete Seite der Platte eine sich in Längsrichtung
erstreckende Hohlkehle aufweist.
[0015] Die Neuerung wird nachfolgend anhand von Zeichnungen näher erläutert.
Fig. 1 zeigt eine Druafsicht auf eine schematisch dargestellte Osteosyntheseplatte
nach der Neuerung.
Fig. 2 zeigt einen Schnitt durch die Platte nach Fig. 1 entlang der Linie 2-2.
Fig. 3 zeigt einen Schnitt durch die Platte nach Fig. 1 entlang der Linie 3-3.
Fig. 4 zeigt eine Draufsicht auf eine Schieberplatte für eine Osteosyntheseplatte
nach den Figuren 1 bis 3.
Fig. 5 zeigt einenSchitt durch die Schieberplatte nach Fig. 4 entlang der Linie 5-5.
[0016] Bevor auf die in den Zeichnungen dargestellten Einzelheiten näher eingegagen wird,
sei vorangestellt, daß jedes der beschriebenen Merkmale für sich oder in Verbindung
mit Merkmalen der Ansprüche von neuerungswesentlicher Bedeutung ist.
[0017] Die Zeichnungen sind lediglich schemahaft und nicht maßstäblich.
[0018] Eine verhältnismäßig schmale längliche Osteosyntheseplatte ist in Figuren 1 bis 3
allgemein mit 10 bezeichnet. Ihre Länge kann z.B. zwischen 200 mm (Femur) und 125
mm (Tibia) schwanken. Entsprechend kann die Breite zwischen 16 und 14 mm betragen.
Die Platte 10 ist beidseits einer Mittellinie 11 in einen ersten Längsabschnitt 12
und einen zweiten Längsabschnitt 13 unterteilt. Wie aus der Gesamtbetrachtung der
Figuren 1 bis 3 hervorgeht, ist die Platte im Querschnitt U-förmig und weist mithin
zwei Schenkel 14, 15 und einen dazwischenliegenden Steg 16 auf. Wie aus Fig. 2 hervorgeht,
nimmt die Höhe der Schenkel 14, 15 zu den Enden allmählich ab.
[0019] Mit dem Mittelpunkt auf der Längsachse sind im Längsabschnitt 12 vier Kreislöcher
17 im Boden oder Steg 16 geformt. Sie haben eine gleichmäßigen Abstand voneinander
und besitzen auf der den Schenkeln 14, 15 zugewandten Seite eine Ansenkung 18. Die
Löcher 17 dienen zur Aufnahme an sich bekannter Knochenschrauben, deren Kopf teilweise
von der Ansenkung 18 aufgenommen wird. Der andere Längsabschnitt 13 besitzt im gleichmäßigenAbstand
angeordnete Langlöcher 19, die beispielsweise eine Länge von 15 mm aufweisen. An den
Enden sind die Langlöcher 19 kreisförmig gerundet. Der kleine Durchmesser der Langlöcher
19 ist so bemessen, daß Knochenschrauben durch die Langlöcher 19 hindurchgeführt werden
können. Die Langlöcher 19 weisen eine glatte achsparallele Wandung auf ohne Einsenkung.
[0020] In den Figuren 4 und 5 ist eine Schieberplatte 20 dargestellt, die aus dem gleichen
körperverträglichen Material wie die Platte 10 bestehen kann. Die Schieberplatte 20
ist weitaus dünner als die Platte lO (die Schnittdarstellungen nach den Figuren 3
und 5 sind vergrößert und geben diese Dickenrelation nicht wieder). Während der Steg
oder Boden 16 z.B. eine Dicke von 2,8 bis 3,4 mm aufweisen kann, hat die Schieberplatte
20 eine Dicke von etwa 1,5 mm. Die Schieberplatte 20 ist an den Enden kreisförmig
abgerundet, wie bei 21 gezeigt. Wie aus Fig. 5 erkennbar, ist die Schieberplatte 20
in Querrichtung gebogen. Sie besitzt drei im gleichen Abstand zueinander angeordnete
Kreislöcher 22 mit einem Durchmesser, der dem kleinen Durchmesser der Langlöcher 19
entspricht. Die Kreislöcher 22 haben eine Ansenkung_23.
[0021] Bei der Applikation wird zunächst der Endabschnitt 12 der Osteosyntheseplatte 10
am Knochen fixiert mit Hilfe von nicht gezeigten Knochenschrauben, die durch die Kreislöcher
17 geführt sind. Anschließend wird die Schieberplatte 20 in den durch die Schenkel
14, 15 und den Boden 16 gebildeten Kanal eingelegt, wie gestrichelt in den Figuren
1 und 3 angedeutet. Die Teilung der Löcher 22 der Schieberplatte 20 entspricht der
Teilung der Langlöcher 19. Knochenschrauben werden durch die Kreislöcher 22 der Schieberplatte
20 und durch die Langlöcher 19 in den Knochen eingeschraubt, nachdem die Fraktursegmente
gerichtet worden sind. Die Knochenschrauben bzw. die Löcher 22 der Platte 20 sind
derart angeordnet, daß sie nach Möglichkeit nahe dem in Fig. 1 rechten Ende der Langlöcher
19 liegen. Der Kopf der Knochenschrauben preßt die Schieberplatte fest gegen den Boden
16, wobei sich die Schieberplatte 20 federnd verformt unter teilweiser Aufhebung der
z.B. 2,5 Nm Wölbung. Durch ein entsprechendes Drehmoment,/an den Knochenschrauben
wird eine ausreichende Pressung zwischen den Teilen erhalten, um eine ausreichende
Stabilisierung des Bruches zu erzielen. Die maximale Flächenpressung ist jedoch verhältnismäßig
gering, so daß sich die Knochenschrauben in den Langlöchern bewegen können, wenn die
Fraktursegmente näher aneinander rücken. Eine derartige Relativbewegung der Knochenschrauben
ist jedoch mit einer Verschiebung der Schieberplatte 20 gekoppelt. Aufgrund der relativ
niedrigen Flächenpressung kann die Schieberplatte unter entsprechender Reibung im
Kanal der Platte 10 gleiten.
[0022] Es versteht sich, daß alle Kanten der Platte 10 und der Schieberplatte 20 ausreichend
verrundet sind, um Gewebereizungen nach Möglichkeit auszuschließen.
1. Platte für die Osteosynthese, die in Längsrichtung mehrere, im Abstand angeordnete
Langlöcher zur Aufnahme von Knochenschrauben aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß
die Langlöcher (19) nur in einem Längsabschnitt (13) der Platte (10) angeordnet sind,
während der andere Längsabschnitt (12) Kreislöcher (17) aufweist und eine auf der
Außenseite der Platte anbringbare längliche Schieberplatte (20) vorgesehen ist mit
in Längsrichtung beabstandeten Kreislöchern (22), deren Durchmesser annähernd dem
kleinen Durchmesser der Langlöcher (19) und deren Teilung der Langlöcher (19) entspricht.
2. Platte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Schieberplatte (20) in
Querrichtung gewölbt ist und ihre konkave Seite gegen die Platte (10) anliegt.
3. Platte nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Kreislöcher (22)
der Schieberplatte (20) an der Außenseite eine Ansenkung (23) aufweisen.
4. Platte nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß sie einen
sich in Längsrichtung erstreckenden, zur Außenseite offenen Kanal aufweist, dessen
Boden (16) die Langlöcher (19) aufweist und in dem die Schieberplatte (20) geführt
ist.
5. Platte nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß sie im Querschnitt annähernd
U-förmig ist.
6. Platte nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Höhe der Schenkel zu den
Enden stetig abnimmt.
7. Platte nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die dem Knochen
zugewandte Seite der Platte (10) eine sich in Längsrichtung erstreckende Hohlkehle
(18) aufweist.