[0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zum Färben von schwer durchfärbbaren Materialien
aus nativen oder synthetischen Fasern, z.B. dichtgedrehte Garne, Seile, Netze sowie
dichtgewebte Bänder und Gurte.
[0002] Ein textiles Gebilde wird im Sinne dieser Erfindung als durchgefärbt bezeichnet,
wenn die Farbstoffe in das Innere, das heißt zwischen die einzelnen Filamente, Fasern
oder Garne, so eingedrungen sind, daß die inneren Filamente oder Fasern ebenso tief
angefärbt sind wie die äußeren. Insbesondere sollen die Schnittflächen, die beim Zerschneiden
des gefärbten Fasermaterials entstehen
jnicht hell erscheinen. Weiterhin sollen bei mechanischer Beanspruchung - wie Aufdrehen
von Seilen, Verziehen von Knoten eines Netzes - keine hellen Stellen auftreten.
[0003] Es wurde gefunden, daß sich die Durchfärbung verbessern läßt, wenn die Farbstoffe
in einem elektromagnetischen Hochfrequenzfeld fixiert werden.
[0004] Bei der praktischen Durchführung des neuen Verfahrens wird das Fasermaterial mit
Färbeflotte imprägniert (z.B. durch Tauchen, Pflatschen, Aufgießen, Sprühen oder dergleichen)
und sofort oder nach einer gewissen Verweilzeit in ein Hochfrequenzfeld gebracht.
Die Frequenz kann zwischen 1 MHz und 300 000 MHz gewählt werden. Bevorzugte Frequenzbereiche
sind: 13,56, 27,12 und 40,68 MHz (Hochfrequenz im engeren Sinne) sowie 396, 915 und
2.450 MHz (Mikrowellen). Die Verweilzeit richtet sich nach dem Typ und der Einstellung
des Aggregates (Frequenz, Feldstärke), der Faser, den Farbstoffen und der Flottenzusammensetzung.
Verweilzeit und Feldstärke sind so anzupassen, daß die Farbstoffe ausreichend fixiert
werden, ohne daß unzulässige Faserschäden auftreten.
[0005] Typische Fixierbedingungen sind für
a) Polyamidfasern 100-130°C, 90 min - 3 min
b) Polyamidfasern 130-150°C, 3 min - 0,1 min
c) Wolle 100-120°C, 90 min - 3 min
d) Polyacrylnitrilfasern 100-110°C, 60 min - 5 min
e) Zellulosefasern 100-140°C, 10 min - 3 min
f) Polyesterfasern 120-140°C, 90 min - 5 min jeweils in einer Dampfatmosphäre, vorzugsweise
von 20 - 100 % realtiver Feuchte; sowie für
g) Polyesterfasern 180-230°C, 5 min - 0,5 min
[0006] in Trockenhitze (das heißt mit einer relativen Feuchte unter 10 %) unter Atmosphärendruck.
Die angegebenen Temperaturen sind diejenigen der das Textil umgebenden Atmosphäre.
[0007] Bevorzugt zu färbendes Fasermaterial sind Netze, insbesondere Fischernetze, aus synthetischem
Polyamid.
[0008] Als Farbstoffe kommen handelsübliche, für die jeweilige Faserart geeignete Typen
in Betracht.
[0009] Die von den Textilien und der mitgeführten Färbeflotte aufgenommene Energie liegt
im Bereich von 0,2 - 10 kJ/g Warengewicht, bevorzugt zwischen 1 und 4 kJ/g Warengewicht.
[0010] Als Aggregate kommen im Fachhandel erhältliche Hochfrequenz-Anlagen sowie Mikrowellenanla
gen, z.B. Mikrowellenöfen in Frage.
[0011] Die Hochfrequenzfixierung von Farbstoffen ist im Prinzip bekannt und beispielsweise
in JSDC 100, 274 (1984) beschrieben.
[0012] Die Fixierzeit kann verkürzt bzw. die Fixierausbeute erhöht werden, wenn der Farbflotte
Substanzen zugesetzt werden, die (a) einen höheren Verlustfaktor aufweisen als Wasser
oder die Faser und/oder (b) einen höheren Siedepunkt besitzen als Wasser. Beispiele
sind: Harnstoff, Glyzerin, Glykole. Die Einsatzmengen liegen zwischen 0 und 400 g/1
Farbflotte, bevorzugt im Bereich 10-100 g
/l.
Beispiel 1
[0013] 2,5 g einer Probe eines Polyamid-Fischnetzes werden in 200 ml einer wäßrigen Flotte
getaucht, die sich auf Raumtemperatur befindet und aus 3 g/1 des Farbstoffes Acid
Blue 62 (C.I. 62045) und 100 g/1 Harnstoff besteht und deren pH-Wert mit Ameisensäure
auf 4 eingestellt wurde. Nach 30 min Verweilzeit wird die Ware entnommen, auf 80 %
Flottenaufnahme abgequetscht und um einen Glasstab gewickelt. Die Ware wird in den
Dampfraum eines PolyethylenBehälters gebracht, der 300 ml vorher bis zum Sieden erhitzten
Wassers enthält und abgedeckt wird. Der Behälter wird in einen AEG Mikrowellenofen
Micromat FX 66 LAC gebracht und mit Mikrowellenstrahlung von 2 450 MHz 60 min bestrahlt.
Anschließend wird wie üblich gespült. Man erhält eine blaue Färbung mit ca. 85 %iger
Ausbeute, bei der die Knoten des Fischnetzes weitgehend durchgefärbt sind.
Beispiel 2
[0014] Vergleichend zu Beispiel 1 wurden 2,5 g der gleichen Ware unter üblichen Bedingungen
in 100 ml Farbflotte diskontinuierlich gefärbt. Die Farbflotte enthielt 7,5 mg des
Farbstoffs Acid Blue 62 (C.I. 62045) und wurde mit Ameisensäure auf einen pH-Wert
von 4 eingestellt. Es wurde 60 min bei 90°C gefärbt und wie üblich gespült. Die Knoten
des Netzes sind nicht durchgefärbt.
Beispiel 3
[0015] Vergleichend zu Beispiel 1 wurden 2,5 g der gleichen Ware mit Farbflotte imprägniert
und 60 min in einem Labordämpfer in einer Sattdampf-Atmosphäre bei 102°C gedämpft.
[0016] Die Farbflotte enthielt keinen Harnstoff, entsprach aber im übrigen der Flotte aus
Beispiel 1. Die Flottenaufnahme betrug 80 %. Die Knoten wurden nicht durchgefärbt.
Beispiel 4
[0017] 2,5 g einer Probe eines Polyamid-Fischnetzes werden bei Raumtemperatur mit 2 g einer
wäßrigen Flotte in einem Foulard imprägniert. Die Flotte enthält 60 g/1 des Farbstoffes
Acid Black 52 (C.I. 15711) sowie 50 g/1 Harnstoff und wurde mit Ameisensäure auf einen
pH-Wert von 4 eingestellt. Die Ware wird um einen Glasstab gewickelt und in den Dampfraum
eines Polyethylenbehälters (wie in Beispiel 1) gebracht. Der Behälter wird in einem
Telefunken Hochfrequenz-Generator HFG 126 KW 8/1V 15 sec mit Hochfrequenz-Strahlung
von 27 MHz bestrahlt. Anschließend wird das Fischnetz wie üblich gespült. Man erhält
eine schwarze Färbung. Die Knoten sind durchgefärbt.
Beispiel 5
[0018] 8 g Polyester-Nähgarn werein in einem Foulard mit 3,2 g einer wäßrigen Flotte imprägniert.
Diese enthält 0,3 g/1 des Farbstoffs Disperse Blue. 165 (C.I. 11077), 10 g/1 eines
Polyacrylats (übliches Klotzhilfsmittel), 100 g/1 Harnstoff und wurde mit Essigsäure
auf pH 6 eingestellt. Das Garn wird in einen Druckbehälter gebracht und in einem Mirkowellenofen
(siehe Beispiel 1) in 2 min auf 135°C erwärmt und 15 min bei 135°C behandelt. Es wird
wie üblich reduktiv nachgereinigt. Man erhält ein gut durchgefärbtes Garn.
1. Verfahren zum Färben von dichtgedrehten Garnen, Seilen, Netzen sowie dichtgewebten
Bändern und Gurten aus nativen oder synthetischen Fasern, dadurch gekennzeichnet,
daß die Farbstoffe auf diesen mit einer Färbeflotte imprägnierten Fasermaterialien
in einem elektromagnetischen Hochfrequenzfeld fixiert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man Netze aus Polyamidfasern
färbt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Feldfrequenz 1 MHz bis
300 000 MHz beträgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die dabei von den Fasermaterialien
und der anhaftenden Färbeflotte aufgenommene Energie 0,2-10 kJ/g beträgt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Färbeflotte Substanzen
enthält, die einen höheren Verlustfaktor und/oder höheren Siedepunkt als Wasser aufweisen.