[0001] Die Erfindung betrifft einen Ueberspannungsableiter der im Oberbegriff des Patentanspruchs
1 definierten Gattung.
[0002] Bei solchen Ueberspannungsableitern erfolgt die Begrenzung der an den Elektroden
anliegenden Spannung dadurch, dass bei einer bestimmten Zündspannung eine Gasentladung
im Spalt zwischen den Elektroden entsteht. Um eine definierte niedrige Zündspannung
bei raschem Spannungsanstieg (dynamische Zündspannung) zu erhalten, wie sie insbesondere
bei der Verwendung zum Schutz von Niederspannungsanlagen erforderlich ist, ist es
bekannt, verschiedenartige, zündfördernde Hilfmittel zu verwenden. Die Benützung radioaktiven
Materials zu diesem Zweck stösst jedoch wegen einer möglichen Gesundheitsgefährdung
häufig auf Schwierigkeiten.
[0003] Aus der DE-OS 20 32 899 ist bekannt geworden, bei einem Ueberspannungsableiter der
eingangs erwähnten Art auf der Innenseite des isolierenden Gehäuses eine langgestreckte,
schmale, elektrisch leitende Schicht aufzubringen, deren eines Ende mit einer der
Elektroden elektrisch leitend verbunden sein kann. Dabei wird jedoch bei jedem Ansprechen
und jeder Zündung des Ueberspannungsableiters Elektrodenmaterial verdampft, welches
den Isolationswiderstand zwischen diesen Zündstrichen untereinander und der jeweiligen
Gegenelektrode herabsetzt und den Ueberspannungsableiter schnell unbrauchbar macht.
[0004] Es ist ferner bekannt geworden, das elektrische Feld und die Zündeigenschaften dadurch
zu verbessern, dass die auf der Gehäuseinnenseite aufgebrachten leitfähigen Schichten
eine unregelmässige geometrische Gestalt besitzen, z.B. in der Form von elliptischen,
quadratischen oder dreieckigen Bereichen, welche zum Teil mit den Elektroden verbunden
sind, zum Teil davon isoliert. Hierbei ist die Verteilung der leitenden Stellen äusserst
unregelmässig, so dass sich die dynamische Zündspannung solcher Ableiter ebenfalls
nicht genau reproduzieren lässt. Die Gefahr der Herabsetzung des Isolationswiderstandes
zwischen den leitfähigen Bereichen und den Elektroden ist ebenfalls nicht völlig beseitigt.
Ausserdem ist die Herstellung sehr kompliziert und daher wenig wirtschaftlich.
[0005] Es ist auch bereits versucht worden, von aussen durch das Gehäuse hindurch zusätzliche
Nebenelektroden in die Nähe der Entladungsstrecke zwischen den Hauptelektroden zu
führen, wobei durch eine an die Nebenelektroden angelegte Spannung die Zündung beeinflusst
werden kann. Einerseits ist die Herstellung wegen der zusätzlichen Elektrodendurchführung
schwierig, unsicher und teuer, andererseits können solche Ueberspannungsableiter nicht
direkt zwischen die zu schützenden Leitungen geschaltet werden, da eine Hilfsspannung
erforderlich ist, welche am Schutzort im allgemeinen nicht zur Verfügung steht und
durch eine zusätzliche Schaltung erst erzeugt werden muss. Ueberspannungsableiter
mit Nebenelektroden sind daher nur in Spezialfällen einsetzbar.
[0006] In der DE-AS 17 63 187 wurde eine gasgefüllte Ueberspannungsschutzvorrichtung vorgeschlagen,
bei der zur Verhinderung der Verschlechterung des Isolationswiderstandes durch das
Abstäuben von den Metallelektroden das Isoliergehäuse Abschnitte mit unterschiedlichem
Innendurchmesser und jede Elektrode Abschnitte mit unterschiedlichem Aussendurchmesser
aufwiesen, wobei die Abschnitte der Elektroden im wesentlichen komplementär zu den
Abschnitten des Isoliergehäuses ausgebildet und im Abstand von dessen Innenflächen
angeordnet waren. Nachteilig war hierbei, dass die Abschnitte auf Gehäuse und Elektroden
sehr präzise gearbeitet sein mussten, um eine gleichmässige Zündspannung über längere
Zeiträume zu erreichen.
[0007] Die Erfindung stellt sich die Aufgabe, die erwähnten Nachteile vorbekannter Ueberspannungsableiter
zu beseitigen und insbesondere einen Ueberspannungsableiter universeller Verwendbarkeit
zu schaffen, welcher eine gut definierte niedrige Zündspannung bei raschen Spannungsspitzen,
eine reduzierte Zündverzögerung bei schnellem Spannungsanstieg, eine optimale Verteilung
der zündfördernden Schichten und selbst bei wiederholter Zündung eine längere Lebensdauer
ohne Beeinträchtigung des Isolationswiderstandes aufweist und, welcher sicher, genau
und wirtschaftlich herstellbar ist.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss bei einem Ueberspannungsableiter der eingangs
definierten Art durch die im kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs 1 definierten
Merkmale gelöst.
[0009] Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemässen Ueberspannungsableiters
sind die aus elektrisch leitfähigem Material bestehenden Linien abwechselnd mit der
einen und der anderen Elektrode elektrisch leitend verbunden. Gemäss einer weiteren
bevorzugten Ausführungsform weisen die Elektroden auf den einander zugewandten Innenflächen
der Endteile eine Schicht aus emissionsförderndem Material auf.
[0010] Gemäss einer bevorzugten Ausgestaltung des erfindungsgemässen Ueberspannungsableiters
erstrecken sich die Nuten über die ganze Länge des rohrförmigen Gehäuses des Ueberspannungsableiters.
[0011] Gemäss weiteren bevorzugten Ausgestaltungen des erfindungsgemässen Ueberspannungsableiters
weisen die Nuten einen rechteckigen, trapezförmigen, kreisrunden oder T-förmigen Querschnitt
auf, wobei bei trapezförmigen Nuten die Seitenwände vorzugsweise in einem Winkel von
etwa 30° zu einer durch die Achse des Ueberspannungsableiters gedachten Ebene angeordnet
sind.
[0012] Gemäss weiteren, ebenfalls bevorzugten Ausgestaltungen des erfindungsgemässen Ueberspannungsableiters
enthalten die Linien aus elektrisch leitendem Material Graphit oder ein Uebergangsmetall.
[0013] Im folgenden werden anhand der Zeichnungen bevorzugte Ausführungsformen des erfindungsgemässen
Ueberspannungsableiters näher erläutert.
[0014]
Figur 1 zeigt eine bevorzugte Ausführungsform eines erfindungsgemässen Ueberspannungsableiters,
wobei im unteren Teil eine bevorzugte Ausführungsform (Vorhandensein von emissionsfördernden
Material) dargestellt ist.
Figur 2 stellt die Aufsicht auf die Innenseite des rohrförmigen Gehäuses dar, das
in eine Ebene abgewickelt worden ist.
Figur 3 zeigt einen Querschnitt durch einen Teil des Gehäuses, wobei verschiedene
Ausgestaltungen der Nuten dargestellt sind.
Figur 4 zeigt einen Querschnitt durch einen Teil des Gehäuses des Ueberspannungsableiters,
wobei verschiedene Ausgestaltungen der Erhebungen dargestellt sind.
[0015] Bei dem in Figur 1 wiedergegebenen Beispiel eines Ueberspannungsableiters sind in
einem rohrförmigen Gehäuse 1, welches aus isolierendem Material, z.B. Glas oder bevorzugt
aus Keramik ausgeführt ist, an den beiden Enden zwei metallische Elektroden 2 und
3 eingesetzt. Das Material der Elektroden besteht aus Kupfer oder einer Kupfer-Legierung,
aus Eisen oder einer Eisen-Legierung, z.B. aus einer Eisen/Nickel- oder Eisen/Nikkel/Kobalt-Legierung.
Die Verbindung der Elektroden mit dem Gehäuse kann in bekannter Weise mittels einer
Metall-Keramik-Verbindung vorgenommen werden. Die Endteile 4 und 5 der beiden Elektroden
2 und 3 sind einander zugekehrt und stehen sich gegenüber, so dass zwischen diesen
Endteilen 4 und 5 ein Funkenstreckenspalt 6 gebildet wird. Das Innere des Ueberspannungsableiters,
nämlich die durch das Gehäuse 1 und die beiden Elektroden 2 und 3 gebildete Kammer
11 und der Funkenstreckenspalt 6 zwischen den beiden Elektroden 2 und 3, ist mit einem
geeigneten Gas gefüllt, je nach den gewünschten elektrischen Eigenschaften. Der Funkstreckenspalt
6 bildet dabei die eigentliche Spannungsbegrenzungsstrecke.
[0016] Im unteren Teil der Figur 1 ist eine bevorzugte Ausführungsform eines erfindungsgemässen
Ueberspannungsableiters dargestellt, bei welchem die Elektroden als Hohlelektroden
3 ausgebildet sind. In die Vertiefung der Hohlelektroden 3 ist ein geeignetes, an
sich bekanntes emissionsförderndes Material 9 aufgebracht. Als emissionsförderndes
Material kommen beispielsweise Substanzen in Frage, die Alkali- oder Erdalkalimetalle
enthalten, z.B. eine Barium/Aluminium-Legierung, wie sie aus der DE-AS 1 950 090 bekannt
ist.
[0017] Auf der Innenseite des rohrförmigen Gehäuses 1 sind parallel zur Achse des Ueberspannungsableiters
im Abstand von einander Linien 7, 8 aus elektrisch leitendem Material in innigem Kontakt
mit dem Material des Gehäuses 1 aufgebracht. Die Anordnung der Linien ist in Figur
2, in der die Gehäuseinnenseite in eine Ebene abgewickelt dargestellt ist, besonders
klar erkenntlich. Dabei sind immer abwechselnd die Linien 7 mit der einen Elektrode
und die Linien 8 mit der anderen Elektrode elektrisch leitend verbunden. Zwischen
den Linien 7, 8 aus elektrisch leitfähigem Material befinden sich nutenförmige Vertiefungen
12 oder leistenförmige Erhebungen 13, welche den Kriechweg zwischen den Linien 7,
8 aus elektrisch leitfähigem Material erhöhen. Dadurch wird verhindert, dass durch
das Abscheiden des von den Elektroden abgestäubten Materials auf den Innenwänden des
Gehäuses 1 die elektrische Leitfähigkeit soweit erhöht wird, dass ein Kurzschluss
zwischen den Linien 7, 8 aus elektrisch leitfähigem Material - und damit zwischen
den Elektroden 2 und 3 - eintritt.
[0018] In Figur 3 ist ein Querschnitt durch einen Teil der Wand des Gehäuses 1 dargestellt.
Die Figur 3 zeigt verschiedene Ausführungsformen der zwischen den Linien 7, 8 aus
elektrisch leitfähigem Material angebrachten Nuten 12. Der Querschnitt der Nuten kann
entweder trapezförmig, wobei vorzugsweise die Oeffnung der Nute enger ist als der
innere Teil, kreisförmig, T-förmig oder rechteckig sein. Zwischen je 2 Linien 7, 8
kann entweder eine Nut, oder aber auch mehrere Nuten 12 angebracht sein.
[0019] In Figur 4 ist ein Querschnitt durch einen Teil der Wand des Gehäuses 1 dargestellt.
Zwischen den parallel zur Achse des Gehäuses angeordneten Linien 7, 8 aus elektrisch
leitfähigem Material befinden sich leistenförmige Erhebungen 13, wobei in der Figur
4 verschiedene Ausführungsformen der Leisten 13 dargestellt sind. Der Querschnitt
der Leisten 13 kann entweder trapezförmig, wobei vorzugsweise der Fuss der Leiste
schmaler ist als der obere Teil, kreisförmig, T-förmig oder rechteckig sein.
[0020] Die zwischen den Linien 7, 8 aus elektrisch leitfähigem Material angeordneten Nuten
12 bzw. Erhebungen 13 können auch andere als die vorstehend aufgeführten Querschnitte
aufweisen, ohne dass ihre Wirksamkeit eingeschränkt wird wenn nur erreicht wird, dass
auf der Innenwand des Gehäuses 1 Bereiche vorhanden sind, die von den vorzugsweise
sich radial zum zylindrischen Gehäuse 1 bewegenden, d.h. senkrecht auf die Innenwand
des Gehäuses 1 auftreffenden Teilchen des Elektrodenmaterials nicht oder nur schwer
getroffen werden (Abschattungseffekt).
1. Ueberspannungsableiter, der aus einem rohrförmigen, isolierenden Gehäuse (1), auf
dessen Innenwand sich eine langgestreckte, schmale, elektrisch leitfähige oder halbleitende
Schicht (7, 8), deren eines Ende mit einer der Elektroden (2, 3) elektrisch leitend
verbunden ist, befindet, und aus zwei in die Enden des Gehäuses (1) gasdicht eingesetzten
Elektroden (2, 3) besteht, die einen Funkenstreckenspalt (6) zwischen sich einschliessende
Endteile (4, 5) aufweisen und zwischen sich und dem Gehäuse (1) eine besondere Kammer
(11) begrenzen, dadurch gekennzeichnet, dass die elektrisch leitfähige Schicht (7,
8) auf der Innenwand des Gehäuses (1) so aufgebracht ist, dass sie aus parallel zur
Achse des Gehäuses (1) im Abstand voneinander angeordneten Linien (7, 8) besteht,
die mit einer der Elektroden (2, 3) elektrisch leitend verbunden sind und dass sich
zwischen den Linien (7, 8) aus elektrisch leitfähigem oder halbleitendem Material
jeweils mindestens eine Nut (12) oder mindestens eine leistenförmige Erhebung (13)
befindet.
2. Ueberspannungsableiter gemäss Patentanspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die
aus elektrisch leitfähigem oder halbleitendem Material bestehenden Linien (7, 8) abwechselnd
mit der einen (2) und der anderen Elektrode (3) elektrisch leitend verbunden sind.
3. Ueberspannungsableiter gemäss einem der Patentansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
dass die Linien (7, 8) aus elektrisch leitfähigem oder halbleitendem Material Graphit
enthalten.
4. Ueberspannungsableiter gemäss einem der Patentansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
dass die aus elektrisch leitfähigem oder halbleitendem Material bestehenden Linien
(7, 8) ein Uebergangsmetall enthalten.
5. Ueberspannungsableiter gemäss einem der Patentansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
dass mindestens eine der beiden Elektroden (2, 3) auf der der anderen Elektrode zugewandten
Innenfläche der Endteile (4, 5) ein emissionsförderndes Material (9) aufweist.
6. Ueberspannungsableiter gemäss einem der Patentansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
dass sich die Nuten (12) über die ganze Länge des rohrförmigen Gehäuses (1) erstrekken.
7. Ueberspannungsableiter gemäss einem der Patentansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
dass die Nuten (12) einen trapezförmigen Querschnitt aufweisen.
8. Ueberspannungsableiter gemäss Patentanspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die
Seitenwände der trapezförmigen Nuten (12) in einem Winkel von etwa 30° zu einer durch
die Achse des Ueberspannungsableiters gedachten Ebene angeordnet sind.
9. Ueberspannungsableiter gemäss einem der Patentansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
dass die Nut (12) einen kreisrunden Querschnitt aufweist.
10.Ueberspannungsableiter gemäss einem der Patentansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
dass die Nut (12) einen T-förmigen Querschnitt aufweist.