[0001] Die Erfindung betrifft eine neue, 1,4-Dihydro-2,6-dimethyl-4-(2-nitrophenyl)-3,5-pyridin-dicarbonsäure-dimethylester
(Nifedipin) als Wirksubstanz enthaltende Darreichungsform, in der das Nifedipin molekulardispers
in Form einer erstarrten Schmelze vorliegt, und zwar in einem Gemisch aus bei Raumtemperatur
flüssigen und festen Polyethylenglykolen oder bei Raumtemperatur flüssigen, halbfesten
und festen Polyethylenglykolen. Das wirkstoffhaltige Gemisch ist bei Raumtemperatur
zähviskos bis fest und nicht mehr fließfähig und wird als Schmelze in Gelatine-Hart-Kapseln
abgefüllt und darin auf Raumtemperatur abgekühlt.
[0002] Der Wirkstoff 1,4-dihydro-2,6-dimethyl-4-(2-nitrophenyl)-3,5-pyridin-di- carbonsäuredimethylester
(Nifedipin) gehört zur Gruppe der Calciumantagonisten und hat wegen seiner ausgeprägten
antianginösen, antiarrhythmischen, antihypertensiven und cardioprotektiven Wirkung
für die Langzeittherapie der koronaren Herzkrankheiten eine große Bedeutung erlangt,
insbesondere beim lebensbedrohlichen Krisenbluthochdruck.
[0003] Aus der DE-OS 22 095 26 sind Gelatinebeißkapseln (Gelatine-Weich-Kapsel) bekannt,
die mit einer Mischung aus einem Gewichtsteil Nifedipin, 650 Gewichtsteilen Polyaklyenglykolen
mit einem Durchschnittsmolekulargewicht von 200 bis 4000, 1-10 Gewichtsteilen niederen
Alkoholen und weiteren Formulierungshilfsmitteln gefüllt sind, wobei diese Gelatine-Weich-Kapseln
neben einem Opakisierungsmittel einen Farbstoff enthalten, der Licht der Wellenlänge
250 nm - 460 nm absorbiert.
[0004] Diese Darreichungsform und insbesondere das Verfahren zu ihrer Herstellung ist mit
dem Nachteil behaftet, daß die Kapselherstellung und Kapselbefüllung in einem Arbeitsgang
erfolgen muß, wozu neben einem großen technischen Aufwand in Form von speziellen Fertigungsmaschinen
ein besonderes know how erforderlich ist. Naturgemäß handelt es sich deshalb bei dieser
Gelatine-Weich-Kapsel um eine der teuersten festen Darreichungsformen. Nachteilig
ist weiterhin, daß die Gelatine-Weich-Kapseln praktisch luftfrei abgefüllt werden
müssen, damit ihre Stabilität gewährleistet ist. Daraus ergibt sich, daß das Füllvolumen
bzw. Füllgewicht einer Kapselgröße nicht variierbar ist. Unterschiedliche Füllmengen
erfordern unterschiedliche Kapselgrößen und damit unterschiedliche, teure Verpackungswerkzeuge.
[0005] Die bekannte Gelatine-Weich-Kapsel stellt aufgrund der Zusammensetzung des Kapselmaterials
und der Tatsache, daß die Kapsel eine völlig geschlossene Einheit bildet, außerdem
an die Füllgüter besondere Anforderungen. So ist bei ihrer Herstellung unbedingt zu
vermeiden, mit den Füllgütern eiweißfällende Stoffe in das Kapselinnere zu bringen,
da diese die Gelatine zu hochmolekularen, wasserunlöslichen Produkten vernetzen. Nach
der Vernetzung (Härtung) wird die Gelatine-Weich-Kapsel nämlich im Verdauungstrakt
nur noch schwer oder überhaupt nicht mehr aufgelöst, so daß der darin enthaltene Arzneistoff
verspätet oder gar nicht zur Resporption freigesetzt wird.
[0006] Zu den eiweißfällenden Stoffen gehören unter anderem Aldehyde. Polyalkylenglykole
aber bilden während der Lagerung u.a. Aldehyde als Zersetzungsprodukte (Firmenbroschüre
der Fa. Hoechst AG, "Polyglykole Hoechst" 1981). Da nach dem Stand der Technik jedoch
als Polyalkylenglykole, Polyethylenglykole zur Befüllung der Gelatine-Weich-Kapsel
verwendet werden, muß auf den Einsatz von aldehydfreien Polyethylenglykolen besonders
geachtet werden. Polyethylenglykole mit einem Gehalt von mehr als 5 ppm (5 Teile pro
1 Million Teile) Aldehyd können deshalb zur Herstellung derartiger Gelatine-Weich-Kapseln
nicht mehr verwendet werden, um zu vermeiden, daß sich die Kapsel im Verdauungstrakt
nicht mehr auflöst. Dies muß als entscheidender Nachteil der bekannten Darreichungsform
angesehen werden.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Nifedipin enthaltende Darreichungsform
zur Verfügung zu stellen, die den darin enthaltenen Wirkstoff schnell freisetzt und
dadurch rasch ansteigende, therapeutische wirksame Blutspiegel erzeugt, die ohne großen
Aufwand hergestellt werden kann und trotz Verwendung von Polyethylenglykolen nicht
die Gefahr in sich birgt, daß sich die Darreichungsform nicht mehr auflöst und den
enthaltenen Wirkstoff nicht mehr freigibt.
[0008] Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe derart gelöst, daß man das Nifedipin in Polyethylenglykol,
vorzugsweise einer Mischung aus verschiedenen Polyethylenglykolen in der Schmelze
einarbeitet und diese Schmelze etwa 10°C oberhalb ihres Erstarrungspunktes in das
Unterteil von Gelatine-Hart-Kapseln abfüllt, das Kapselunterteil mit dem Kapseloberteil
verschließt, und somit die fertige Darreichungsform erhält.
[0009] Hartgelatine-Kapseln haben den entscheidenden Vorteil, daß sie als Leerkapseln handelsüblich
sind und mittels üblicher Kapselfüllmaschinen, die durch ein zur Flüssigbefüllung
geeignetes Abfüllorgan ergänzt sind, nach Belieben abgefüllt werden können, wobei
die Füllmenge variabel ist und nach oben durch das Volumen des Kapselunterteils begrenzt
ist. Gelatine-Hart-Kapseln haben darüber hinaus den Vorteil, daß sie aus zwei Teilen
bestehen, die nach dem Befüllen ineinander geschoben werden. Dadurch ist kein hermetischer
Verschluß beider Kapselteile gegeben.
[0010] Durch den zwischen Kapselober- und -unterteil bestehenden Spalt kann in jedem Fall
Verdauungsflüssigkeit in das Kapselinnere dringen, selbst dann, wenn das Kapselfüllgut
eiweißfällende Stoffe enthält, die eine Vernetzung der Gelatine bewirken könnten.
[0011] Nifedipin ist eine in Wasser praktisch unlösliche Substanz. Seine Löslichkeit in
niedermolekularen, flüssigen Polyethylenglykolen hingegen ist gut. In höhermolekularen
halbfesten und festen Polyethylenglykolen kann man das Nifedipin zwar in der Schmelze
lösen, wobei jedoch nach Abkühlung auf Raumtemperatur das Nifedipin in den erstarrten
Polyethylenglykolen wieder auskristallisiert. Zur schnellen Resorption innerhalb des
Verdauungstraktes muß aber das Nifedipin dem Organismus in gelöster Form zugeführt
werden, wobei die Lösungsgeschwindigkeit des Nifedipins der für die Resorption geschwindigkeitsbestimmende
Schritt ist. Flüssige, niedermolekulare Polyethylenglykole wiederum lassen sich in
Gelatine-Hart-Kapseln jedoch ohne Zusatz von Verdickungsmitteln nicht abfüllen. Es
besteht die Gefahr des Auslaufens, der nur unter großem zusätzlichem technischen Aufwand
durch Versiegeln der Kapselhälften (Banderolierung, Verklebung) begegnet werden kann.
Verdickungsmittel hingegen können als Kristallkeime dienen und dazu führen, daß das
gelöste Nifedipin aus der Polyethylenglykolmasse wieder rekristallisiert.
[0012] Es wurde nun überraschend gefunden, daß unter Verwendung von flüssigen, halbfesten
und festen Polyethylenglykolen in bestimmten Mischungsverhältnissen sich abfüllfähige
Massen herstellen lassen, in denen das Nifedipin molekular dispers vorliegt, die aber
nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur so viskos anfallen, daß das Auslaufen der Masse
aus den Gelatine-Hart-Kapseln nicht mehr möglich ist und in der das Nifedipin nicht
rekristallisiert.
[0013] Erfindungswesentlich für die Zusammensetzung der abfüllfähigen Massen ist, daß im
Sinne der vorstehenden Definition flüssige und nicht flüssige Polyethylenglykole im
Verhältnis 7:23 bis 23:7, vorzugsweise 12:7 bis 20:12 verwendet werden, die durch
einen Erstarrungspunkt zwischen 25°C und 62°C, vorzugsweise 35°C bis 45°C gekennzeichnet
sind.
[0014] Unter flüssigen Polyethylenglykolen werden solche mit mittleren Molekulargewichten
von 200 bis etwa 600, halbfeste mit mittleren Molekulargewichten bis etwa 1500 und
feste Polyethylenglykole solche mit mittleren Molekulargewichten über 2000 verstanden
(Katalog Pharmazeutische Hilfsstoffe, Vertrieb der Arbeitsgemeinschaft für pharmazeutische
Verfahrenstechnik, 1974).
[0015] Ein weiteres Kennzeichen für die Zusammensetzung der erfindungsgemäß verwendeten
Polyethylenglykolmischungen ist deren Viskosität (gemessen mittels Brookfield Rotationsviskosimeter,
Typ RVT). Da die Mischungen bei Raumtemperatur nicht mehr fließfähig sein dürfen,
ist deren Viskosität bei Raumtemperatur praktisch nicht meßbar. Es werden deshalb
zweckmäßigerweise Mischungen mit bis zu 40 Gew.-% entmineralisiertem Wasser der Polyethylenglykolmischungen
hergestellt, auf 20°C temperiert und mit vorgenanntem Gerät gemessen. Demnach besitzen
erfindungsgemäß verwendbare PolyethylenglykolmischungenViskositäten von ca. 1 Poise
bis etwa 180 000 Poise.
[0016] So hat beispielsweise eine Mischung aus Polyethylenglykolen mit mittleren Molekulargewichten
von 200 und 2000 im Verhältnis 22:8 als 80 Gew.-%ige wässrige Lösung eine Viskosität
von 5,66 Poise und eine Mischung aus Polyethylglykolen mit mittleren Molekulargewichten
von 200 und 35 000 im Verhältnis 8:22 als 60 Gew.-%ige wässrige Lösung eine Viskosität
von 172 000 Poise.
[0017] In die durch die Mischungsverhältnisse, den Erstarrungsbereich und die Viskosität
gekennzeichneten Polyethylenglykolmischungen wird der Wirkstoff Nifedipin derart eingearbeitet,
daß er in dem flüssigen Polyethylenglykol bei Raumtemperatur unter Rühren gelöst wird.
Anschließend wird der nichtflüssige Anteil Polyethylenglykol zugegeben und die Mischung
solange erwärmt, bis eine klare Schmelze entstanden ist, die ca. 10°C oberhalb ihres
Erstarrungspunktes in Gelatine-Hart-Kapseln abgefüllt wird. Der Gehalt an Nifedipin
in der Schmelze beträgt zwischen 1 und 10 Gew.%, vorzugsweise zwischen 3 und 7 Gew.-%.
Der Schmelze können darüber hinaus lösungsvermittelnde und/oder die Viskosität erhöhende
Hilfsstoffe zugesetzt werden, wie zum Beispiel Polyvinylpyrrolidone und/oder hochdisperse
Kieselsäure, wobei die Auswahl so zu treffen ist, daß diese Hilfsstoffe die Rekristallisation
nicht fördern. Selbstverständlich können weitere Hilfsstoffe verwendet werden, beispielsweise
Substanzen, welche die Stabilität der an sich sehr lichtempfindlichen Substanz Nifedipin
gegen die Zersetzung durch Lichteinfluß schützen, wie z.B. der Farbstoff "Gelborange
S". Voraussetzung ist dabei wiederum, daß die Zusätze eine Rekristallisation des Wirkstoffes
nicht begünstigen. Das Füllgewicht der Gelatine-Hart-Kapsel richtet sich nach der
Konzentration des Wirkstoffes in der Schmelze und der gewünschten Dosis in der Darreichungsform.
Die Größe der Gelatine-Hart-Kapsel richtet sich nach der Konzentration des Wirkstoffs
in der Schmelze und der gewünschten Dosis in der Darreichungsform. Bevorzugt werden
Kapseln, welche ein Volumen von 0,68 ml bis 0,21 ml aufnehmen können, insbesondere
solche mit einem Volumen von 0,68 bis 0,3 ml, wie z.B. herkömmliche Gelatine-Hart-Steckkapseln
der Größe Null, Eins, Zwei oder Drei. Der Gehalt an Nifedipin pro Kapsel beträgt 5
bis 20 mg, insbesondere 10 mg.
[0018] Die Herstellung der wirkstoffhaltigen Mischungen erfolgt dadurch, daß Nifedipin unter
strengem Lichtausschluß im niedermolekularen, flüssigen Polyethylenglykol bei Raumtemperatur
gelöst wird. Gegebenenfalls wird anschließend als Lichtschutz ein geeigneter Hilfsstoff,
wie z.B. der Farbstoff "Gelborange S" eingerührt.
[0019] Nach Zugabe der nichtflüssigen Polyethylenglykole wird die Mischung unter Rühren
erwärmt, bis eine klare Schmelze erreicht wird.
[0020] Gegebenenfalls werden nun viskositätserhöhende und/oder lösungsvermittelnde weitere
Hilfsstoffe eingerührt.
[0021] Die Mischung wird auf ca. 10°C oberhalb ihrer Erstarrungstemperatur abgekühlt und
in Gelatine-Hart-Kapseln abgefüllt.
[0022] Es hat sich nun überraschend gezeigt, daß der Wirkstoff Nifedipin in der erfindungsgemäßen
Darreichungsform überlange Zeit in molekulardisperser Form erhalten bleibt. Wider
Erwarten wird der Wirkstoff in einem künstlichen Freisetzungsmodell nach USP XX innerhalb
30 Minuten zum überwiegenden Teil bis vollständig aus der Darreichungsform freigesetzt.
[0023] Vielmehr wäre zu erwarten gewesen, daß das Nifedipin im Kontakt mit dem wässrigen
Freisetzungsmedium sofort rekristallisiert und damit praktisch unlöslich wird.
[0024] Da in vitro Versuche allein keine Aussage über die Verfügbarkeit des Wirkstoffes
im menschlichen Organismus gestatten, wurde beispielhaft für den erfindungsgemäßen
Gegenstand die Formulierung des Beispiels 6 an zehn gesunden Probanden auf Bioverfügbarkeit
geprüft.
[0025] Als Vergleich diente sowohl eine echte Lösung von Nifedipin in reinem, flüssigen
Polyethylenglykol mit einem mittleren Molekulargewicht von 200, als auch eine herkömmliche
Tablette, in der das Nifedipin kristallin vorlag.
[0026] Die verabreichte Nifedipin-Dosis für die erfindungsgemäße Form und die Lösung betrug
jeweils 10 mg, die für die Tablette 20 mg.
[0027] Die Dosis für die Tablette wurde deshalb doppelt so hoch gewählt, um sicher zu stellen,
daß mit ausreichender Genauigkeit Plasmakonzentrationen gemessen werden können, da
aufgrund der schlechten Löslichkeit des Nifedipin in wässrigen Systemen eine schlechtere
Bioverfügbarkeit mit langsam ansteigender Plasmakonzentration zu erwarten war.
[0028] Die Lösung als direkter Vergleich zur erfindungsgemäßen Form wurde gewählt, weil
zu erwarten war, daß mit dieser Form die beste Bioverfügbarkeit gegenüber einer festen
Arzneiform erreicht wird. Die Überlegenheit von echten Lösungen gegenüber anderen
Arzneiformen hinsichtlich der biologischen Verfügbarkeit zeigt beispielsweise Ritschel,
Angewandte Biopharmazie, Stuttgart 1973, S. 346-347. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen
sind in Abb. 1-3 dargestellt.
[0029] Abb. 1 zeigt den zeitlichen Verlauf der Plasmakonzentration aus der herkömmlichen
Tablette.Erwartungsgemäß ist der Anstieg der Plasmakonzentration wegen der niederen
Lösungsgeschwindigkeit des Nifedipins in wässrigen Systemen langsam, die maximale
Plasmakonzentration wird erst nach ca. 2 Stunden erreicht. Der Kurvenverlauf zeigt,
daß die kristalline Wirksubstanz selbstretardierend wirkt.
[0030] Abb. 2 zeigt den erwarteten zeitlichen Verlauf aus der Lösung, wobei die Plasmakonzentration
bereits nach 30 Minuten auf einen max. Wert ansteigt, was damit zu erklären ist, daß
gegenüber Beispiel 1 der die Resorption bestimmende Schritt, nämlich die Lösungsgeschwindigkeit
des Wirkstoffs, entfällt.
[0031] Überraschend waren jedoch die Ergebnisse aus Abb. 3, die zeigen, daß aus der erfindungsgemäßen
Form annähernd gleich schnell wie bei dem Vergleich aus Abb. 2 hohe Plasmakonzentrationen
erreicht werden; insbesondere unter dem Gesichtspunkt, daß für Nifedipin die untere
Grenze für therapeutisch wirksame Blutplasmaspiegel bei 10 bis 15 Nanogramm pro Milliliter
beträgt (Rämsch, Selecta 10, S. 860, vom 7. März 1983), obwohl die Darreichungsform,
mit der erstarrten Schmelze zunächst gelöst werden muß. Der für die Resorption und
die Resorptionsgeschwindigkeit bestimmende Schritt, die Lösungsgeschwindigkeit des
Kapselinhaltes, behindert das Ausmaß der Resorption offensichtlich nicht.
[0032] Vergleicht man darüber hinaus die Flächen unter der Plasmakonzentrations-Zeitkurve,
AUC (Area under the curve), welche üblicherweise als Maß für die Bioverfügbarkeit
dienen, so wird überraschend deutlich, daß die erfindungsgemäße Form gegenüber dem
Vergleich 100 % bioäquivalent ist.
AUC für erfindungsgemäße Form (Abb. 3) 154 ng Std/ml
AUC für Vergleich (Abb. 2) 154 ng Std/ml
[0033] Es war vielmehr zu erwarten gewesen, daß das Nifedipin im Verdauungstrakt während
der Lösungsphase teilweise rekristallisiert, was zu einer gegenüber dem Vergleich
verminderten Bioverfügbarkeit hätte führen müssen.
[0034] Demnach liegt mit dem erfindungsgemäßen Gegenstand eine Darreichungsform für Nifedipin
vor, die gegenüber dem Stand der Technik unter wirtschaftlichen Vorteilen mit handelsüblichen
Geräten hergestellt werden kann, die unempfindlich ist gegen die sich nachteilig auswirkende
Gelatinehärtung durch aus Polyethylenglykolen sich abspaltende Aldehyde, die in der
Dosierung je Kapselgröße einen weiten Spielraum bietet, eine exakte Dosierung des
Wirkstoffes erlaubt und wegen der vollständigen Freisetzung des Wirkstoffes aus der
Darreichungsform als Einzeldosis den gleichen therapeutischen Vorteil einer echten
Lösung besitzt, wobei die rasche Anflutung des Wirkstoffes in therapeutisch wirksamen
Konzentrationen im Blutplasma diese Form auch besonders zur Behandlung des Krisenhochdruckes
geeignet macht.
[0035] An den Beispielen 1 bis 10 der nachstehenden Tabelle 1 wird die Erfindung erläutert.

1. Nifedipin enthaltende Gelatine-Hart-Kapsel, dadurch g e - kennzeichnet, daß das
Nifedipin in einem Gemisch aus bei Raumtemperatur flüssigen und halbfesten Polyethylenglykolen
oder bei Raumtemperatur flüssigen und festen Polyethylenglykolen oder bei Raumtemperatur
flüssigen und halbfesten und festen Polyethylenglykolen molekulardispers als erstarrte
Schmelze vorliegt, wobei das Verhältnis von flüssigen zu nichtflüssigen Polyethylenglykolen
7:23 bis 23:7 beträgt, der Erstarrungspunkt des Gemisches zwischen 25°C und 62°C liegt
und das Gemisch Viskositäten von etwa 1 bis 180 000 Poise aufweist, gemessen an einer
Mischung aus bis zu 40 Gew.-% Wasser und Polyethylenglykolmischungen bei 20°C.
2. Nifedipin enthaltende Gelatine-Hart-Kapsel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Verhältnis von flüssigen zunichtflüssigen Polyethylenglykolen 12:7 bis 20:12
beträgt.
3. Nifedipin enthaltende Gelatine-Hart-Kapsel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der Erstarrungspunkt des Gemisches aus Polyethylenglykolen zwischen 25 und 62°C
liegt.
4. Nifedipin enthaltende Gelatine-Hart-Kapsel nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß der Gehalt an Nifedipin in der Mischung 1-10 Gew.-%, insbesondere 3-7 Gew.-% beträgt.
5. Nifedipin enthaltende Gelatine-Hart-Kapsel nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet
, daß die wirkstoffhaltige Polyethylenglykolmischung zusätzlich viskositätserhöhende
und/oder lösungsvermittelnde und/oder die Stabilität des Nifedipins begünstigende
Zusätze enthält.
6. Nifedipin enthaltende Gelatine-Hart-Kapsel nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet
, daß als viskositätserhöhende und/oder lösungsvermittelnde und/oder die Stabilität
begünstigende Zusätze Polyvinylpyrrolidone und/oder der Farbstoff "Gelborange S" enthalten
ist.
7. Verfahren zur Herstellung von Nifedipin enthaltende Gelatine-Hart-Kapseln nach
Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das wirkstoffhaltige Polyethylenglykolgemisch
als Schmelze in Gelatine-Hart-Kapseln abgefüllt wird, deren Füllvolumen zwischen 0,21
und 0,68 ml liegt.