[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verbesserung der Stabilitätseigenschaften
von verfestigten radioaktiven Ionenaustausch-Harzpartikeln, bei welchem Verfahren
die Harzpartikeln in ein anorganische oder/und organische Bindemittel enthaltendes
Gemisch eingebettet werden, das danach erhärten gelassen wird.
[0002] In den meisten Kernkraftwerken werden zur Reinigung der verschiedenen Wasserkreisläufe
organische Ionenaustausch-Harze in Form kleiner Kugeln oder in Pulverform verwendet.
Im folgenden sind sowohl die Kugeln als auch die Pulverteilchen der Ionenaustausch-Harze
als Harzpartikeln bezeichnet. Die Ionenaustausch-Harzpartikeln haben die Aufgabe,
allgemeine Verunreinigungen in den Wasserkreisläufen zurückzuhalten, aber auch Radionuklide.
Damit kann die Aktivität der Kreisläufe in Grenzen gehalten werden. Auch in Wiederaufbereitungsanlagen
fallen aktive Ionenaustausch-Harze an. Die Verwendung der Ionenaustausch-Harze erfolgt
fast immer im Mischbett-Verfahren, d.h. Anionen- und Kationen-Austauschharze gemischt.
Es gelangen dabei immer nur frische Harze in der OH'- bzw. H'-Form zum Einsatz, damit
keine Fremdionen in die Kreisläufe eingeschleppt werden. Die Ionenaustausch-Harze
müssen jeweils ausgewechselt werden, wenn ihre Kapazität durch Beladung mit allgemeinen
Verunreinigungen erschöpft ist oder wenn sie keine Aktivität mehr aufnehmen können.
Die ausgewechselten Ionenaustausch-Harze sind als schwach- bis mittelaktiver radioaktiver
Abfall anzusehen, der zu entsorgen ist.
[0003] Für eine Endlagerung, aber auch schon für den Transport, müssen radioaktive Abfälle
generell verfestigt werden, wobei aus Sicherheitsgründen verschiedene Anforderungen
an die verfestigten Abfälle gestellt werden. Dazu gehören eine ausreichend hohe Druckfestigkeit,
eine gute Wasserbeständigkeit, Sulfatbeständigkeit und eine möglichst tiefe Auslaugrate.
Bei der Verfestigung von radioaktiven Ionenaustausch-Harzen werden die Harzpartikeln
zur Bildung einer sogenannten Matrix in anorganische oder/und organische Bindemittel,
wie Zemente, Bitumen oder Kunststoffe, eingebettet. Dabei wird angestrebt, eine möglichst
grosse Menge Abfall in einem gegebenen MatrixVolumen unterzubringen. Das Quell- und
Schrumpfverhalten von organischen Ionenaustausch-Harzen ist Schuld daran, dass nach
ihrer Verfestigung die Matrix unter Umständen nicht wasserbeständig ist. Daher wird
die Zementverfestigung solcher Harze oft skeptisch beurteilt. Tatsächlich kann eine
solche Matrix bei ihrer späteren Lagerung in Wasser Risse bekommen oder sogar zerfallen,
wenn bei der Verfestigung nicht auf besondere Techniken geachtet wird.
[0004] Im Hinblick auf den geschilderten Sachverhalt hat man bisher bei der Verfestigung
von Ionenaustausch-Harzen in einer Zementmatrix die Harzmenge in der Regel auf etwa
20 kg trockene Harzpartikeln pro 100 Liter Matrix beschränkt, wobei eine Druckfestigkeit
von etwas über 20 N/mm
2 resultierte. Erfolgt zudem die Aushärtung der Zementmischung unter überschichtetem
Wasser, so wird die Matrix auch wasserbeständig, sofern sie nicht zwischengetrocknet
wird. Bei einem höheren Anteil von Ionenaustausch-Harz in der Matrix sinkt die Druckfestigkeit
bis unter 10 N/mm
2. Auch eine solche Matrix kann unter Umständen bei Wasserlagerung noch stabil bleiben,
solange vorher keine Trocknung erfolgt. Werden aber Probekörper solcher Zementverfestigungen
z.B. in Luft mit 20 % rel. Feuchtigkeit konditioniert, wobei ein Gewichtsverlust bis
gegen 25 % durch Trocknung auftritt, so sind sie danach bei Wasserlagerung nicht mehr
stabil. Ihre Druckfestigkeit sinkt bereits bei dem Trocknungsvorgang beträchtlich,
wobei sich Schwindrisse bilden. Bei der nachfolgenden Wasserlagerung zerfallen die
Probestücke meistens innerhalb Stunden bis weniger Tage, oder es treten zumindest
grosse Risse auf.
[0005] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist die Schaffung eines Verfahrens, durch welches
die Stabilitätseigenschaften von verfestigten radioaktiven Ionenaustausch-Harzpartikeln
beträchtlich verbessert werden und damit auch ermöglicht wird, eine grössere Harzmenge
pro Matrix-Volumeneinheit zu verfestigen.
[0006] Das als Lösung dieser Aufgabe gefundene Verfahren ist im Patentanspruch 1 definiert.
Zweckmässige Weiterbildungen des erfindungsgemässen Verfahrens ergeben sich aus den
abhängigen Ansprüchen und der nachfolgenden erläuternden Beschreibung.
[0007] Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass durch eine geeignete Behandlung der
radioaktiven Ionenaustausch-Harzpartikeln vor oder während des Verfestigungsvorganges
die Quell- und Schrumpfeigenschaften der Harzpartikeln so verbessert werden können,
dass die resultierende verfestigte Matrix bei etwa gleichbleibender Druckfestigkeit
nicht nur erheblich mehr Ionenaustausch-Harz enthalten kann, sondern auch eine gute
Wasserbeständigkeit nach dem Trocknen aufweist. Durch die erfindungsgemässe Behandlung
lassen sich die Ionenaustausch-Harzpartikeln in einen stabilen Zustand überführen,
in welchem sie im Vergleich zu unbehandelten Harzpartikeln ein vermindertes Quellvermögen
und gegebenenfalls auch ein kleineres Volumen aufweisen.
[0008] Nachstehend ist die Erfindung anhand von Beispielen näher erläutert und mit dem Stand
der Technik verglichen.
[0009] Je nach dem Typ des Kernreaktors werden in der Schweiz zwei verschiedene Arten von
Ionenaustausch-Harzen verwendet, nämlich in Siedewasser-Reaktoren grösstenteils Pulverharze,
z.B. die Powdex-Harze der Graver Water Conditioning Co. USA, und in Druckwasser-Reaktoren
fast ausschliesslich Kugelharze, z.B. die Lewatit-Harze von Bayer/Leverkusen, BRD.
Die nachstehenden Beispiele beruhen auf Versuchen mit Kugelharzen der letztgenannten
Art. Praktisch gleiche Ergebnisse zeigen sich aber auch mit Pulverharzen. Als Anionen-Austauschharz
wurde der. Typ Lewatit M-500 und als Kationen-Austauschharz der Typ Lewatit S-100,
beide von Bayer/Leverkusen BRD, verwendet. Die aus Wasserkreisläufen eines Kernkraftwerkes
entnommenen radioaktiven Ionenaustausch-Harze waren zudem wie folgt beladen: Anionen-Austauschharz
M-500 mit ca. 200 g Borsäure (H
3B0
3) pro Liter Harz; Kationen-Austauschharz S-100 mit 4 g Lithium pro Liter Harz.
[0010] Durch Behandlung der Anionen-Harzpartikeln mit einem Polysulfid konnten überraschenderweise
die Harzpartikeln zu einem starken Schrumpfen bei gleichzeitigem Wasseraustritt veranlasst
werden. Nach dem Trocknen bei Raumtemperatur und anschliessendem Wässern der so behandelten
Harzpartikeln wiesen dieselben einen Quellfaktor von lediglich noch 1,5 auf gegenüber
2,0 vor der Behandlung. Der Quellfaktor ist hier definiert als Quotient aus dem Rüttelvolumen
der Harzpartikeln in wassernassem, gequollenem Zustand und dem Rüttelvolumen der gleichen
Harzpartikeln in trockenem Zustand.
[0011] Wurden Anionen-Harzpartikeln anschliessend an die Polysulfid-Behandlung während ca.
24 Stunden bei einer Temperatur von 50 °C getrocknet, dann sank der Quellfaktor sogar
bis gegen 1,0, was bedeutet, dass die Harzpartikeln dann überhaupt nicht mehr quellen
und schrumpfen beim Wässern und Trocknen.
[0012] Wenn während der Behandlung mit Polysulfid den Anionen-Harzpartikeln noch ein Vulkanisationsmittel,
z.B. ein Xanthogenat, zugesetzt wurde, sank auch bei Raumtemperatur der Quellfaktor
auf 1,0 bis 1,1.
[0013] Nicht nur durch die Behandlung mit Polysulfiden liess sich der Quellfaktor von Anionen-Harzpartikeln
stark reduzieren sondern auch durch Ionenaustausch mit speziellen organischen Säuren
oder anionenaktiven organischen Verbindungen. Als solche sind beispielsweise zu nennen:
Mono- und polyfunktionelle Karbonsäuren, deren Salze und deren Derivate, z.B. Stearinsäure,
Acrylsäure, natürliche und modifizierte Wurzelharze, Sebazinsäure usw.; Schwefelsäure-Mono-Ester,
z.B. Laurylsulfat; Sulfonate, z.B. Vinyl-Sulfonate; Phosphorsäure-Mono- und Di-Ester,
z.B. Stearyl-Phosphate, Butyl-Phosphate, Nonylphenol-Phosphate. Diese Stoffe blockieren
die hydrophilen Gruppen der Anionenharze und sind zum Teil dann auch noch vernetzbar.
[0014] Bei dem Anionenharz erwies sich ferner auch ein Thermolyse-Prozess als ebenso geeignet
wie die Behandlung durch Zusetzen von Polysulfid oder einer anderen der vorstehend
genannten Verbindungen. Die Abspaltung von Aminen aus Anionenharzen bei höheren Temperaturen
ist allgemein bekannt. Die Hersteller der Harze warnen ausdrücklich vor zu hohen Temperaturen,
da dadurch die Ionenaustausch-Eigenschaften in Mitleidenschaft gezogen werden. Es
wurde nun aber gefunden, dass diese bisher unerwünschte Erscheinung für die Verbesserung
der Stabilitätseigenschaften von verfestigten radioaktiven Ionenaustausch-Harzpartikeln
nutzbar gemacht werden kann. Werden Anionen-Harzpartikeln längere Zeit auf 150 °C
erhitzt, vorzugsweise in einem Luftstrom bei Rührung, so spalten sich Amine ab, vornehmlich
Trimethylamin. Dabei schrumpfen die Harzpartikeln stark und verlieren ihr Quell- und
Schrumpfvermögen. Durch Zusetzen von Alkali- und Erdalkali-Hydroxiden lässt sich die
Zersetzungstemperatur noch leicht senken. Die Zeitdauer der thermischen Behandlung
richtet sich nach der Behandlungstemperatur. Je höher die Temperatur, desto kürzer
kann die Behandlungsdauer sein. Die Temperatur für die Thermolyse kann im Bereich
von 50 °C bis 250 °C gewählt werden, vorzugsweise zwischen 100 °C und 200 °C, wobei
die Behandlungsdauer z.B. im Bereich von 24 Stunden bis herab zu 1/2 Stunde betragen
kann.
[0015] Von Anionen-Harzpartikeln, die zuvor mit Sulfiden oder Polysulfiden behandelt worden
sind, lassen sich durch eine zusätzliche Wärmebehandlung in den vorstehend beschriebenen
Temperaturgrenzen ebenfalls Amine abspalten. Ueberraschenderweise kann dies bereits
bei einer Temperatur unterhalb 100 °C, z.B. bei 70 - 80 °C, erfolgreich geschehen.
Diese niedrige Zersetzungstemperatur bietet wesentliche technische Vorteile, insbesondere
in der Abgasreinigung. Durch eine anschliessende Oxydation mit H
20
2 lassen sich aus den ursprünglichen Anionenharzen dann sogar kationenaktive Harze
herstellen, die oxydativ einfacher abbaubar sind.
[0016] Das Quell- und Schrumpfvermögen von Kationen-Harzpartikeln konnte durch Ionenaustausch
mit sehr spezifischen Kationen oder kationenaktiven Verbindungen ebenso stark reduziert
werden wie dasjenige von Anionen-Harzpartikeln. Dies erfolgte durch Zusetzen eines
Stoffes aus den folgenden Gruppen: Primäre, sekundäre, tertiäre und quarternäre basische
Amine, die pro Molekül entweder ein, zwei oder mehr Amingruppen aufweisen, wobei die
organischen Reste zusätzlich auch noch vernetzbar sein können; basische organische
Phosphonium-Verbindungen; basische organische Sulfonium-Verbindungen. Eine ähnliche
Wirkung zeigen Ba
++-und Fe
++-Salze. Diese sterisch in die Ionenaustausch-Harze passenden ionogenen Verbindungen
sind zum Teil so stark an die Harze gebunden, dass sie im Milieu
[0017] einer Zementlauge oder in hoch mineralisierten Grundwässern diese Ionen nicht mehr
zurücktauschen und die Harze also volumenstabil bleiben. Diese Haftfestigkeit liess
sich oft durch eine nachträgliche Wärmebehandlung noch verbessern, wobei der Quellfaktor
nochmals erniedrigt werden konnte.
[0018] In der Praxis gelangen meistens Mischungen aus Anionen- und Kationen-Harzpartikeln
zur Verwendung. Damit gleichzeitig eine Reduktion des Quellfaktors für beide Arten
der Harzpartikeln erzielt werden kann, ist sowohl eine der beschriebenen Behandlungen
für die Anionen-Harzpartikeln als auch eine der beschriebenen Behandlungen für die
Kationen-Harzpartikeln anzuwenden, oder es ist dem Gemisch von Anionen- und Kationen-Harzpartikeln
eine Verbindung zuzusetzen, die sowohl anionen- als auch kationenaktive Komponenten,
also wirksame Anionen und Kationen oder anionenaktive wie auch kationenaktive Bestandteile,
enthält. Die Volumenverhältnisse und die Quellfaktoren so behandelter Mischungen aus
Anionen- und Kationen-Harzen setzen sich proportional dem Mischungsverhältnis aus
den Daten der Einzelkomponenten zusammen und sind somit für Mischungen im voraus berechenbar,
wenn die Daten für die Einzelkomponenten bekannt sind.
[0019] Mit Kationen-Harzpartikeln des Typs Lewatit S-100 und Anionen-Harzpartikeln des Typs
Lewatit M-500 sowie mit einer Mischung aus 50 Gew.% Lewatit S-100 und 50 Gew.% Lewatit
M-500 wurden jeweils eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt, um die Vergleichsvolumina
der Harzpartikeln in wassernassem, gequollenem Zustand und in trockenem Zustand wie
auch den Quellfaktor zu ermitteln, und zwar für Harzpartikeln ohne Behandlung und
für Harzpartikeln nach einer der vorstehend beschriebenen Behandlungen. Die hierbei
erzielten Resultate sind in der Tabelle I zusammengestellt.
[0020] Die in der Tabelle I angegebenen Vergleichsvolumina (Liter/ kg) sind jeweils das
spezifische Rüttelvolumen in Liter einer Menge von 1 kg trockener Ionenaustausch-Harzpartikeln
in der H- bzw. OH-Form wobei das spezifische Rüttelvolumen einmal für die nassen,
gequollenen Harzpartikeln und einmal für die trockenen Harzpartikeln aufgeführt ist.
Der Quellfaktor ist der Quotient Nassvolumen durch Trockenvolumen.
[0021] Der Ausgangszustand der Harzpartikeln war immer die H- bzw. OH-Form. Behandelt wurden
die Harzpartikeln mit Lösungen, die ausschliesslich die in der Tabelle I aufgeführten
Substanzen enthielten. Die Mengen der Behandlungslösungen waren jeweils ausreichend
gross, so dass eine vollständige Beladung der Harze entsprechend ihrer Maximalkapazität
ermöglicht war. Wo nichts anderes vermerkt ist, wurden die Harzpartikeln jeweils während
1/2 Stunde bei 50 °C mit der betreffenden Lösung behandelt, dann auf 20 °C abgekühlt,
wonach bei 20 °C noch während 1/2 Stunde weiter gerührt wurde, ehe abfiltriert und
die Harzpartikeln mit destilliertem Wasser gewaschen wurden. Für die Bestimmung des
spezifischen Rüttelvolumens der trockenen Harzpartikeln wurden die letzteren im Vakuum
bei 40 °C getrocknet bis ihr Wassergehalt weniger als 1 Gew.% betrug.
[0022] Wo in der Tabelle I eine Wärmebehandlung bei 160 °C erwähnt ist, handelte es sich
um eine Trocknung und anschliessende Erhitzung auf 160 °C während 2 Stunden.
[0023] Die in der Tabelle I unter den Nr. 1 bis 3 aufgeführten Kennwerte betreffen unbehandelte
Ionenaustausch-Harze. Die Versuche Nr. 4 bis 61 wurden mit Kationen-Harzpartikeln
und die Versuche Nr. 62 bis 83 mit Anionen-Harzpartikeln durchgeführt. Die Angaben
unter den Nr. 84 bis 103 betreffen Versuche mit einem Gemisch aus 50 Gew.% Kationen-und
50 Gew.% Anionen-Harzpartikeln.
[0024] Aus der Tabelle I ist ersichtlich, dass die unbehandelten Ionenaustausch-Harzpartikeln
einen Quellfaktor zwischen 2,10 und 2,24 bei einem spezifischen Rüttelvolumen in nassem,
gequollenem Zustand von 2,50 bis 3,23 Liter pro kg Trockensubstanz aufweisen. Ferner
zeigt die Tabelle I, dass durch eine geeignete Behandlung der Harzpartikeln der Quellfaktor
sich beträchtlich reduzieren lässt bis oder nahezu bis 1,0. Für die Praxis interessant
sind alle jene Behandlungsarten, bei welchen ein Quellfaktor von weniger als 1,7 resultiert.
Von Bedeutung sind aber auch die der Tabelle I entnehmbaren Angaben betreffend das
Nassvolumen der behandelten Harzpartikeln. Je kleiner nämlich das spezifische Nassvolumen
ist, desto grösser ist die Menge der Harzpartikeln, die in einem gegebenen Volumen
verfestigt werden kann. Vorzugsweise wird man also eine Behandlungsart auswählen,
die ein Optimum zwischen möglichst niedrigem Quellfaktor und zugleich möglichst geringem
spezifischem Nassvolumen ergibt. Um die Auswirkungen der Reduktion des Quellfaktors
auf die Stabilitätseigenschaften von verfestigten radioaktiven Ionenaustausch-Harzpartikeln
zu ermitteln, wurden die nachstehend beschriebenen Vergleichsuntersuchungen einerseits
an einer bekannten Standard-Zementverfestigung von unbehandelten Harzpartikeln und
anderseits an einer Zementverfestigung von zur Reduktion des Quellfaktors behandelten
Harzpartikeln durchgeführt.
[0025] In beiden Fällen wurde ausgegangen von einer Mischung aus 50 Gew.% Kationen-Austauschharz
des Typs Lewatit S-100 und 50 Gew.% Anionen-Austauschharz des Typs Lewatit M-500,
wie sie z.B. im schweizerischen Kernkraftwerk Gösgen als radioaktiver Abfall anfällt.
a) Zementverfestigung der unbehandelten Harzpartikeln
[0026] 60 Gew.-Teile der unbehandelten Harzpartikel-Mischung mit 50 % Wassergehalt, also
voll aufgequollen, wurden vermischt mit
[0027] 100 Gew.-Teilen künstlicher Portland-Zement mit hohem Silikatgehalt, Bezeichnung
CPA 55 HTS, hergestellt durch Ciments Lafarge France, F-92214 St. Cloud, (entspricht
der französischen Norm NF P 15301, Dez. 1978, und der amerikanischen Norm ASTM als
Typ V, Qualität "low alkali cement"),
[0028] 40 Gew.-Teilen hydraulischer Nettetaler Trass nach DIN 51043, hergestellt durch Trass-Werke
Meurin, Andernach/Rhein, BRD, Werk Kruft,
[0029] 10 Gew.-Teilen Kalziumhydroxid, Ca(OH)
2
[0030] 4,2 Gew.-Teilen Superverflüssiger (Naphtalin-Formaldehyd-Kondensat), Bezeichnung
Sikament, hergestellt durch Sika AG, CH-8048 Zürich, und
[0031] 30,8 Gew.-Teilen Wasser.
[0032] Die Mischung gemäss vorstehender Rezeptur wurde mit Wasser- überschichtung aushärten
gelassen. Die hierbei entstandene, verfestigte Matrix wies die in der Tabelle II ersichtlichen
Kennzahlen auf.
b) Vorbehandlung der Harzpartikeln
[0033] 63,65 Gew.-Teile der Harzpartikel-Mischung mit 16,4 Gew.% Wassergehalt (Festkörper
trocken 83,6 Gew.%) wurden mit den folgenden Zusätzen zu einem dünnen Brei vermischt:
36,0 Gew.-Teile BaS4-Lösung mit 72,4 Gew.% Wassergehalt (Festkörper trocken 27,6 Gew.%) und
43,35 Gew.-Teile Ba(OH)2 . 8H20.
[0034] Dabei wurde das Kationen-Harz mit Ba
++ und das Anionen-Harz mit S
4-- beladen. Das vom Anionen-Harz abgelöste Borat wurde mit weiterem Ba
++ als unlösliches Barium-Metaborat gefällt. Durch diese beim Zusammenmischen auftretenden
Reaktionen wurde Wärme frei, wodurch die Mischung sich von selbst von Raumtemperatur
auf ca. 50
0C erwärmte. Dann wurde die Mischung während einiger Stunden auf 50 °C gehalten. Die
Zementverfestigung erfolgte etwa 24 Stunden nach der beschriebenen Vorbehandlung.
In der Zwischenzeit wurde die Mischung weiter gerührt, um ein Absetzen der Feststoffe
und die Bildung von grösseren Kristallen zu verhindern. Ein Wasserverlust durch Verdunstung
in dieser Zeit wurde durch Zugeben von weiterem Wasser kompensiert. Die so vorbehandelten
Harzpartikeln wiesen die in der Tabelle I unter der Nr. 89 aufgeführten Kennzahlen
auf.
c) Zementverfestigung der vorbehandelten Harzpartikeln
[0035] Der im Abschnitt b) beschriebenenMischung mit den vorbehandelten Ionenaustausch-Harzpartikeln
wurde eine vorher zubereitete Mischung zugesetzt, bestehend aus
[0036] 100 Gew.-Teilen künstlicher Portland-Zement der gleichen Qualität wie im Abschnitt
a) beschrieben, und
[0037] 40 Gew.-Teilen hydraulischer Nettetaler Trass der gleichen Qualität wie im Abschnitt
a) beschrieben.
[0038] Dabei wurde anfänglich nur soviel von der letztgenannten Mischung zugesetzt und homogen
eingerührt, bis ein dicker Brei entstand, der aber noch von selbst zusammenlief. Dann
folgte eine Zugabe von
[0039] 2,5 Gew.-Teilen Betonzusatzmittel zur Verbesserung der Zement-Dichtigkeit und -Festigkeit,
Bezeichnung Sperrbarra Plus OL, geliefert durch Meynadier + Cie AG, CH-8048 Zürich.
[0040] Beim Zumischen dieses Betonzusatzmittels wurde der Brei merklich dünnflüssiger. Der
Rest der Portland-Zement/Trass-Mischung konnte hierauf unter ständiger Rührung ebenfalls
zugegeben werden. Der schliesslich gebildete Brei wies eine gerade noch pumpbare Konsistenz
auf und wurde noch 10 Minuten lang fertig homogen gemischt. Durch Vibration wurden
eingemischte Luftblasen entfernt. Nach etwa 2 Stunden war die Mischung ausreichend
thixotrop erstarrt, so dass sie für die Aushärtung mit Wasser überschichtet werden
konnte. Die Aushärtung durch das Abbinden des Zementes setzte nach 5 bis 6 Stunden
ein, was durch einen Temperaturanstieg erkennbar war. Die schliesslich entstandene,
verfestigte Matrix wies die in der Tabelle II aufgeführten Kennzahlen auf.
d) Vergleich der Eigenschaften der verfestigten Matrix mit unbehandelten bzw. behandelten
Ionenaustausch-Harzpartikeln
[0041] In der Tabelle II sind die einander entsprechenden Kennzahlen der gemäss dem Abschnitt
a) (Stand der Technik) hergestellten verfestigten Matrix und der gemäss den Abschnitten
b) und c) hergestellten Matrix einander gegenübergestellt.
[0042] Aus der Tabelle II ist deutlich erkennbar, dass durch die beschriebene erfindungsgemässe
Vorbehandlung der Ionenaustausch-Harzpartikeln zwecks Reduktion des Quellfaktors zwei
bedeutende Vorteile gegenüber dem Stand der Technik erzielt werden. Der Hauptvorteil
ist darin zu sehen, dass die Wasserbeständigkeit der verfestigten Matrix auch dann
gewährleistet ist, wenn die Matrix bis zur Gewichtskonstanz bei 20 % rel. Feuchtigkeit
getrocknet und nachher wieder in Wasser gelagert wird, wogegen bei der Matrix gemäss
dem Stand der Technik die Wasserbeständigkeit nur solange gewährleistet ist als keine
Zwischentrocknung erfolgt. Der andere Vorteil ist, dass in einem gegebenen Matrixvolumen,
z.B. 100 Liter, eine beträchtlich grössere Menge Harzpartikeln, nämlich 35,1 kg gegenüber
22 kg Trockensubstanz der Ausgangs-Harzpartikeln, eingeschlossen werden können. Hierdurch
wird die Entsorgung und Endlagerung der radioaktiven Abfall-Ionenaustausch-Harze fühlbar
erleichtert. Als weiterer Vorteil des neuen Verfahrens ist zu erwähnen, dass die übrigen
Eigenschaften der verfestigten Matrix, insbesondere die Druckfestigkeit und die Sulfat-Beständigkeit,
durch die erfindungsgemässe Vorbehandlung der Ionenaustausch-Harzpartikeln nicht beeinträchtigt
werden.
1. Verfahren zur Verbesserung der Stabilitätseigenschaften von verfestigten radioaktiven
Ionenaustausch-Harzpartikeln, bei welchem Verfahren die Harzpartikeln in ein anorganische
oder/und organische Bindemittel enthaltendes Gemisch eingebettet werden, das danach
erhärten gelassen wird, dadurch gekennzeichnet, dass die radioaktiven Ionenaustausch-Harzpartikeln
vor oder während des Verfestigungsprozesses durch mindestens einen Zusatz und/oder
durch-thermische Behandlung so verändert werden, dass ihr Quell- und Schrumpfverhalten
auf einen Quellfaktor unter 1,7 reduziert wird, wobei der Quellfaktor gleich dem Quotienten
aus dem Rüttelvolumen der Harzpartikeln in wassernassem, gequollenem Zustand und dem
Rüttelvolumen der gleichen Harzpartikeln in trockenem Zustand ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der auf die Anionen-Harzpartikeln
wirksame Bestandteil des Zusatzes anorganische oder organische Anionen oder organische
anionenaktive Verbindungen aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der auf die Kationen-Harzpartikeln
wirksame Bestandteil des Zusatzes anorganische oder organische Kationen oder organische
kationenaktive Verbindungen aufweist.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass als Zusatz zur Behandlung
eines Gemisches von Anionen-und Kationen-Harzpartikeln eine Verbindung verwendet wird,
die sowohl anionen- als auch kationenaktive Komponenten enthält, also wirksame Anionen
und Kationen oder anionenaktive wie auch kationenaktive Bestandteile.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Zusatz
organische oder anorganische Gruppen enthält, die miteinander oder mit wenigstens
einem Teil des Ionenaustausch-Harzes vernetzbar sind.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die mit
dem Zusatz behandelten Harzpartikeln nachher einer Wärmebehandlung bei einer Temperatur
im Bereich von 50 °C bis 250 °C, vorzugsweise 100 °C bis 200 °C, unterworfen werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Harzpartikeln zwecks
Veränderung ihres Anionen-Harzanteils einer Wärmebehandlung bei einer Temperatur im
Bereich von 50 °C bis 250 °C, vorzugsweise 100 °C bis 200 °C, unterworfen werden.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 und 7, dadurch gekennzeichnet, dass während
der Wärmebehandlung ein gasförmiges Medium, vorzugsweise Luft, als Transportmittel
zum Abführen von flüchtigen Zersetzungsprodukten durch oder über die Harzpartikeln
gefördert wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass als Zusatz
zur Behandlung der Harzpartikeln ein Stoff oder eine Verbindung gewählt wird, die
ausser der Reduktion des Quellfaktors auch eine Schrumpfung der Harzpartikeln und
somit eine Verminderung des Nassvolumens derselben zur Folge hat.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Zusatz
zur Behandlung von Anionen-Harzpartikeln ausgewählt wird aus der folgenden Gruppe:
anorganische und organische Mono- und Polysulfide, mono- und polyfunktionelle Karbonsäuren,
deren Salze und deren Derivate, Schwefelsäure-Monoester, Sulfonate, Phosphorsäure-Mono-
und Di-Ester.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Zusatz
zur Behandlung von Kationen-Harzpartikeln ausgewählt wird aus der folgenden Gruppe:
primäre, sekundäre, tertiäre und quaternäre basische Amine, die auch zwei oder mehr
Aminogruppen enthalten können, basische organische Phosphonium-Verbindungen, basische
organische Sulfonium-Verbindungen, Barium++- und Eisen++-Verbindungen.
12. Verfahren nach den Ansprüchen 4, 10 und 11.