[0001] Die Erfindung betrifft ein Sinterverfahren für vorlegierte Wolframpulver nach dem
Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Beim konventionellen Sintern mehrphasiger Wolframlegierungen werden die Metalle pulverförmig
gemischt, gepreßt und in der flüssigen Phase gesintert. Bei Wolframlegierungen geschieht
dies bei Temperaturen größer als 1 450°C. Innerhalb der flüssigen Phase müssen mindestens
drei Prozesse ablaufen:
1. Legierungsbildung
2. Umhüllung der Wolframkörner
3. Verdichten des Presslings
[0003] Die dafür erforderliche lange Verweilzeit in der flüssigen Phase führt zu starkem
Kornwachstum, was die Festigkeit verringert.
[0004] Aus der US 39 79 234 ist ein solches Sinterverfahren bekannt, bei dem die Verweilzeit
in der flüssigen Phase ca. 1 bis 2 Stunden beträgt, was zum oben genannten starken
Kornwachstum führt.
[0005] Aus der EP98 944 sind Wolframlegierungspulver bekannt, die bereits vorlegiert sind,
wobie die Wolframkörner bereits von der Binderphase umhüllt sind. Presslinge aus diesem
Pulver werden durch Festphasensintern verdichtet. Die Sinterteile zeichnen sich durch
ein polygonales Gefüge der Wolframphase aus. Das Gefüge ist wesentlich feiner als
das konventioneller Wälframschwermetalle, die aus den Einzelpulvern (W, Ni, Fe) durch
Mischen, Pressen und Sintern in flüssiger Phase hergestellt wurden. Das polygonale
Gefüge weist jedoch eine hohe Durchgängigkeit der Wolframphase (Kontiguität) auf.
Dies bedeutet, dass eine Vielzahl von Wolfram-Wolfram-Korngrenzen existerit, die die
mechanischen Eigenschaften der gesinterten Wolframschwermetalle verschlechtern können.
Eine Verschlechterung der Zugfestigkeit und Bruchdehnung ist insbesondere dann vorhanden,
wenn interstitielle Verunreinigungen wie Sauerstoff, Phosphor, Schwefel und andere
in Wolfram schwerlösliche Bestandteile in der Legierung enthalten sind. Sie scheiden
sich auf den Wolfram-Korngrenzen aus und bewirken die für reines Wolfram charakteristische
KorngrenzenVersprödung.
[0006] In dem Buch von W. Schatt "Pulvermetallurgie, Sinter- und Verbundwerkstoffe", 1.
Auflage 1979, Seiten 423 und 424, ist es bekannt, bereits anlegierte Schwermetallpulver
in der flüssigen Phase zu sintern. Die Sintertemperatur ist dabei so zu wählen, daß
eine optimale Menge flüssiger Phase auftritt. Maßnahmen zur Vermeidung des Kornwachstums
sind nicht offenbart.
[0007] Von R. H. Krock ist in "Proceedings of the 67 annual Meeting of the American Society
Testing Materials", June 21 to 26,1964, Seiten 668 bis 679 im Artikel "Sintering and
particle growth in tungsten-nickel-iron composites" beschrieben, daß beim Flüssigphasensintern
von unter 10 Minuten Dauer bereits "essentially" vollständige Dichte erreichbar ist.
Allerdings erfolgt dabei eine Verdreifachung bis Vervierfachung der Korngröße.
[0008] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Sinterverfahren anzugeben, mit dem
ein Sinterkörper mit hohen Wolframanteil mit feinkörnigem Gefüge (kleiner 10 um der
Wolframphase) zu schaffen, das eine geringe Kontiguität der Wolframphase aufweist.
[0009] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäss gelöst mit den in den Ansprüchen angegebenen
Verfahrensschritten.
[0010] Die erfindungsgemässe Wärmebehandlung in der flüssigen Phase führt zu einer Abrundlung
der vorher polygonen Wolframkörner durch Anlösung in der schmelzflüssigen Binderphase,
ohne dass gleichzeitig nennenswertes Kornwachstum auftritt. Dabei ergibt sich eine
annähernd kugelige Gestalt der Wolframkörner, wordurch die schädliche Durchgängigkeit
der Wolframphase verringert wird, da Kugeln untereinander weniger Berührungsfläche
aufweisen als Polygone.
[0011] Damit ist die Verbindung der Vorteile des Festphasensinterns und des Flüssigphasensinterns
möglich, ohne die Nachteile des sonst üblichen Flüssigsphasensinterns - das Kornwachstum
- in Kauf nehmen zu müssen. Feinkörnigkeit ist erforderlich wegen der daraus resultierenden
Festigkeitssteigerung (Erhöhung der Streckgrenze nach Hall-PetchBeziehung a
s - 1W wobei a die mittlere Korngrösse angibt.
[0012] Kornwachstum tritt bei dem erfindungsgemässen Prozess praktisch nicht auf, da lediglich
während sehr kurzer Zeit eine flüssige Phase auftritt. Während der Existenz der Flüssigphase
erfolgt lediglich eine Abrundung der W-Körner aufgrund der hohen Grenzflächenspannung
des Wolframs in Kontakt mit der flüssigen Binderphase. Legierungsbildung und Verdichtung
des porösen Pressgefüges sind bereits bei der Pulverherstellung bzw. während des Festphaseninterns
erfolgt.
[0013] Die Dauer der Wärmebehandlung mit flüssiger Phase beträgt erfindungsgemäß 2 bis 10
min. Nach dieser Zeit sind die Wolframkörner weitgehend abgerundet. Da beim Auftreten
der flüssigen Phase der Sinterkörper bereits dicht gesintert ist (Restporosität -
1%) und eine relativ hohe Durchgängigkeit der Wolframphase vorliegt, wird die beim
üblichen Flüssigphasenintern auftretende Entmischung von Wolfram- und Binderphase
nicht erfolgen.
[0014] Die im Vergleich zum Flüssigphasensintern kurze Verweilzeit in flüssiger Phase ist
ausreichend, um die gewünschte Gefügeumwandlung zu erzielen. Legierungsbildung und
Verdichtung des porösen Teils sind im Gegensatz zum Flüssigphasensintern zum Zeitpunkt
der Gefügeumwandlung bereits erfolgt.
[0015] Während des Festphasensinterns poröser Formteile aus verdichtetem Wolfram-Schwermetallpulver
wird zweckmässigerweise mindestens ein Teil der Sinterung unter strömendem Wasserstoff
durchgeführt, um den in den legierten Wolframpulvern enthaltenen Restsauerstoff zu
entfernen. Dabei ist wichtig, dass im noch offenporigen Zustand des Sinterteils ein
weitgehende Entfernung des Sauerstoffs erfolgt. Im Anschluss an die Sinterung unter
Wasserstoffatmosphäre sollte eine Vakuumglühung zur Entfernung des im Sinterteil gelösten
Wasserstoffs erfolgen. Der gelöste Wasserstoff kann jedoch auch durch Glühung in Schutzgas
(z.B. Argon) entfernt werden. Durch die Entfernung des Wasserstoffswerden die mechanische
Eigenschaften des Sinterteils verbessert.
[0016] Die Festphaseninterung kann auch teilweise im Vakuum durchgeführt werden. Falls sich
daran keine weitere Sinterung unter Wasserstoffatmosphäre anschliesst, kann eine gesonderte
Vakuumglühung zur Entfernung des im Sinterteil gelösten Wasserstoffs entfallen.
[0017] Die Wärmebehandlung mit flüssiger Phase kann unmittelbar nach des Festphasensinterung
oder erst nach erfolgter Vakuumglühung erfolgen. Die dabei vorliegende Atmosphäre
kann sowohl Wasserstoff als auch inertgas sein. Die Wärmebehandlung kann jedoch auch
im Hochvakuum erfolgen.
[0018] Wichtig ist, dass die Zeit, während der die flüssige Phase vorliegt, genau kontrolliert
wird. Zu langes Verweilen in flüssiger Phase führt zu unerwünschtem Kornwachstum und
muss daher vermieden werden. Es ist also erforderlich, Aufheizung und Abkühlung im
Bereich der Flüssigphase möglichst rasch durchzuführen.
[0019] Falls die Wärmebehandlung in H
2-Atmosphäre durchgeführt wird, muss bei der Abkühlung eine Ausscheidung des gelösten
Wasserstoffs im Bereich der Erstarrungstemperatur vermieden werden, da sie zu Porenbildung
führen kann. Zu diesem Zweck sollte die Abkühlgeschwindigkeit in der Nähe der Erstarrungstemperatur
nicht mehr als 3 K/min betragen.
[0020] Nach Durchlaufen des Erstarrungsbereichs führt eine weitere rasche Abkühlung (ca.
100 K/min) auf Temperaturen unterhalb von ca. 800°C ebenfalls zu einer weiteren Verbesserung
der mechanischen Eigenschaften. Der Grund dafür ist vermutlich die Verhinderung von
Korngrenzensegregation durch störende Verunreinigungen.
[0021] Unterhalb von 800°C verläuft der Segregationsprozess so langsam, dass eine normale
Ofenabkühlung (ca. 20 K/min) ausreicht, um eine Verschlechterung der mechanischen
Eigenschaften zu verhindern.
[0022] Durch das erfindungsgemässe Verfahren wird die Zähigkeit der Sinterteile erhöhlt.
Die Bruchdehnung steigt durch die Gefügeumwandlung ohne wesentliche Abnahme der Festigkeit
z.B. von 15% auf 40%.
[0023] Festigkeits- und Dehnungseigenschaften der gesinterten Teile lassen sich in weiten
Grenzen durch die Einstellung der Wolfram-Korngrösse über die Verweilzeit in flüssiger
Phase bei der Gefügeumwandlung verändern.
[0024] Steigende Korngrösse durch länger andauernde Wärmebehandlung in flüssiger Phase führt
zu abnehmender Festigkeit bei steigender Bruchdehnung.
[0025] Die Wirkung des erfindungsgemässen Verfahrens wird anhand zweier Schliffbilder gezeigt.
[0026] Fig. 1 zeigt ein festphasengesintertes Werkstück,
[0027] Fig. 2 zeigt ein Werkstück, das der erfindungsgemässen Behandlung unterzogen wurde.
[0028] Fig. 1 zeigt den metallographischen Schliff eines festphasengesinterten Wolfram-Schwermetells
mit 90% Wolframanteil. Man erkennt die polygonale Struktur der Wolframkörner, die
eine erhebliche Kontiguität der Wolframphase erzeugt.
[0029] Fig. 2 zeigt ein Schliffbild eines Wolfram-Schwermetalls nach Durchführung einer
Wärmebehandlung mit flüssiger Phase. Die Wolframkörner sind unwesentlich grösser als
im festphasengesinterten Zustand. Durch ihre Abrungung ergibt sich jedoch eine deutlich
geringere Kontiguität.
Beispiel 1
[0030] Ein legiertes Wolframschwermetallpulver der Zusammensetzung 90% W, 6% Ni, Co, 2%
Fe wird mit einem Druck von 300 N/mm
2 verdichtet. Der Pressling wird in strömendem Wasserstoff bei 1 300°C 5 Stunden lang
gesintert und danach im Vakuum von 10-
5 mbar bei 1 050°C 6 Stunden lang entgast. Anschliessend wird das gesinterte Teil im
Vakuum bei 1 470°C 5 Minuten wärmebehandelt und danach rasch abgekühlt. Die Zugfestigkeit
der Probe beträgt 1 150 N/mm
2 bei einer Bruchdehnung von 30%.
Beispiel 2
[0031] Ein Wolframschwermetallpulver wie in Beispiel 1 wird mit einem Druck von 300 N/mm
2 verdichtet. Der Pressling wird in strömendem Wasserstoff bei 900°C 10 Stunden lang
vorgesintert und danach im Vakuum bei 1 360°C 20 Stunden lang fertiggesintert. Anschliessend
wird eine Wärmebehandlung des gesinterten Teils im Vakuum bei 1 470°C 10 min durchgeführt.
Die Zugfestigkeit der Probe beträgt 1 100 N/mm
2 bei einer Bruchdehnung von 40%.
1. Sinterverfahren für vorlegierte Wolframpulver, deren Wolframkörner bereits von
einer Binderphase umhüllt sind, wobei ein poröses Formteil aus verdichtetem Pulver
in fester Phase gesintert wird, dadurch gekennzeichnet, daß sich an das Sintern eine
kurze Wärmebehandlung von 2 bis 10 Minuten mit flüssiger Phase anschließt, die so
lange durchgeführt wird, bis alle Wolframkörner abgerundet sind und ein feinkörniges
Gefüge mit kleiner 10 pm der Wolframphase erreicht wird, und daß die Wärmebehandlung
mit flüssiger Phase begonnen wird, wenn der Pressling durch die vorausgegangene Festphasensinterung
auf weniger als 1 % Porosität kompaktiert ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in strömendem Wasserstoff
gesintert wird und die Wärmebehandlung im Hochvakuum ≤10-5 mbar erfolgt.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
vor der Wärmebehandlung durch Halten auf Sintertemperatur im Hochvakuum bei einem
Druck unterhalb von 10-5 mbar entgast wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
am Ende mit ca. 100 K/min abgekühlt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
eine Legierung aus 90 bis 97% W, Rest Ni:Fe:Co im Gewichtsverhältnis 3:1:1,5 h in
strömendem Wasserstoff bei 1,300°C gesintert, bei 1.300°C im Hochvakuum ≤10-5 mbar 0,5 h lang entgast, bei 1.470°C im Hochvakuum für 5 min einer Wärmebehandlung
unterzogen und schließlich auf Raumtemperatur abgekühlt wird.
1. Procédé de frittage de poudres du tungstène préalliées dont les grains de tungstène
sont déjà enrobés par une phase de liaison, une pièce moulée poreuse en poudre compactée
étant frittée à l'état solide, caractérisé en ce que le frittage est suivi d'un bref
traitement thermique de 2 à 10 minutes avec phase liquide qui est poursuivi jusqu'à
ce que tous les grains de tungstène soient arrondis et qu'une structure à grains fins
inférieurs à 10 pm de la phase de tungstène soit obtenue, et que le traitement thermique
avec la phase liquide débute lorsque le comprimé a été compacté à une porosité inférieure
à 1% par le frittage à l'état solide effectué préalablement.
2. Procédé selon la revendication 1, caractérisé en ce que le frittage est effectué
dans de l'hydrogène courant et que le traitement thermique est réalisé sous vide poussé
≤10-5 mbar.
3. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce qu'un dégazage
est effectué avant le traitement thermique par le maintien à la température de frittage
sous vide poussé à une pression inférieure à 10-5 mbar.
4. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce que le refroidissement
final se fait à environ 100 K/min.
5. Procédé selon l'une des revendications précédentes, caractérisé en ce qu'un alliage
de 90 à 97% de W, avec un reste de Ni:Fe:Co dans un rapport de poids de 3:1:1, est
fritté pendant 5 heures dans le hydrogène courant à 1300°C, dégazé pendant 0,5 heure
sous vide poussé ≤ 10-5 mbar à 1300°C, soumis pendant 5 minutes à un traitement thermique sous vide poussé
à 1470°C et finalement refroidi à la température ambiante.
1. Sintering process for prealloyed tungsten powder the grains of which are already
enveloped in a binder phase, in which process a porous moulded part of compressed
powder is sintered in the solid phase, characterised in that sintering is followed
by a short heat treatment for 2 to 20 minutes with liquid phase, which treatment is
continued until all the tungsten grains have been rounded off and a fine grained structure
with less than 10 um of the tungsten phase is obtained and in that the heat treatment
with the liquid phase is begun when the compressed material has been compacted to
a porosity of less than 1 % by the preceding solid phase sintering.
2. Process according to claim 1, characterised in that sintering is carried out in
a stream of hydrogen and the heat treatment is carried out in a high vacuum of ≤10-5 mbar.
3. Process according to one of the preceding claims, characterised in that degasification
is carried out before the heat treatment by maintaining the temperature at the sintering
temperature in a high vacuum at a pressure below 10-5 mbar.
4. Process according to one of the preceding claims, characterised in that cooling
is carried out at the end at about 100 kmin.
5. Process according to one of the preceding claims, characterised in that an alloy
of 90 to 97% W, remainder Ni:Fe:Co in ratios by weight of 3:1:1, is sintered for 5
hours in a stream of hydrogen at 1,300°C, degasified in a high vacuum of ≤10-5 mbar at 1,300°C for 0.5 hours, subjected to a heat treatment at 1,470°C in a high
vacuum for 5 minutes and finally cooled to room temperature.