[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufbringen metallischer Schichten durch
Galvanisieren auf hand- oder seilförmige Materialien, wobei die mit dem Minuspol einer
Stromquelle verbundenen zu beschichtenden Materialien, durch eine in einem geeigneten
Gefäß befindliche Elekrolytlösung, vorbei an einer dort mit dem Pluspol der Stromquelle
verbundenen Anode, kontinuierlich hindurchgeführt werden sowie eine Vorrichtung zur
Durchführung dieses Verfahrens.
[0002] Zum Beschichten der Oberfläche von Drähten, Bändern, Stanzgittern, Seilen oder sonstigen
bandförmigen Materialien durch Galvanisieren, werden diese Materialien kontinuierlich
durch ein Gefäß hindurchgeführt, in dem sich eine Elektrolytlösung (oder auch Salzschmelze)
befindet. Hierbei bildet das zu beschichtende Material die Kathode, an der sich infolge
der Ionenwanderung die im Elektrolyten gelösten Metalle anlagern. Durch diese Ionenwanderung
verarmt der Elektrolyt in der Umgebung der Kathode an abscheidbarrn Metallionen, so
daß stets für die Zufuhr von frischem Elektrolyt gesorgt werden muß. Dies geschieht
bei den bekannten Galvanisierbädern im allgemeinn bereits dadurch, daß das bandförmige
Material durch die Elektrolytlösung hindurchgeführt wird, also stets mit neuer Elektrolytlösung
in Berührung kommt. Bei modernen Anlagen wird außerdem der Elektrolyt stetig umgepumpt
und erneuert, so daß sich zumindest im Gefäß, durch das die bandartigen Materialien
hindurchgeführt werden, stets eine genügend Metallionen auf weisende Elektrolytlösung
befindet. Dies besagt allerdings noch nicht, daß in der unmittelbaren Umgebung der
Kathode, also des zu beschichtenden Materials, ebenfalls genügend Metallioen vorhanden
sind. Nur aber dann, wenn genügend Ionen (beziehunqsweise Anionen) für den Strnmtransport
zur Verfügung stehen, kann entsprechend viel Metal auf der Kathode abgeschieden beziehungsweise
kann mit einer quten Stromausbeute gerechnet werden. Daraus ergibt sich, daß, je besser
der Elektrolytaustausch an der Oberfläche des zu beschichtenden Teiles durchgeführt
wird, desto höher die Abscheidungsgeschwindigkeit und die Stromausbeute ist beziehungsweise
desto schneller das Metall in erwünschter Weise auf dem Material abgeschieden wird
bei gleichzeitig verbessertem Wirkungsgrad der Galvanisierungseinrichtung.
[0003] Um dieser Verarmung in der Nähe des zu beschichtenden Materials zu begegnen, wurde,
wie oben erwähnt, bereits vorgeschlagen, die Elektrolytlösung kontinuierlich zu erneuern
und auch die Elektrolytlösung innerhalb des Elektrolysegefäßes in Rewequng zu halten.
Durch diese Maßnahme sollte erreicht werden, daß sich immer frische Elektrolytlösung
mit genügend abzuscheidenden Metallionen in der Umgebung des zu heschichtenden Materials
befindet.
[0004] Mit diesen bekannten, dem Stande der Technik zuzuzählenden Anlagen, waren bereits
recht hohe Ahscheideneschwindigkeiten zu erzielen. Die Erfindung hat sich jedoch die
Aufgabe gestellt, diese Abscheidegeschwindirgkeiten noch weiter zu erhöhen.
[0005] Dies gelingt nach der Erfindung dadurch, daß die Elektrolytlösunq in Gegenrichtunq
zur ßewegungsrichtung des zu heschichtenden Materials bewegt wird.
[0006] Augangspunkt der Erfindung war hierbei die Überlegung, daß ein hoher Elektrolytaustausch
an der Überfläche des zu beschichtenden Materials erzielt wird bei hoher Relntivgeschwindiqkeit
zwischen dem zu beschichtenden Material und der Elektrolytlösunq, wobei die höchste
Relativgeschwindinkeit dann erreicht wird, wenn die Bandbewegung und die Elektrolytströmung
in qenau entgegengesetzter Richtung verlaufen. Dadurch ist gewährleistet, daß dann,
wenn die Umgebung der Kathode, also des zu beschichtenden Materials, an abzuscheidenden
Metallionen beginnt zu verarmen, bereits frische Elektrolytflüssigkeit berange führt
wird, so daß stets ein ununterbrochener Zustrom von Metallionen zur Kathode gesichert
ist.
[0007] Es muß allerdings hinzuge fügt werden, daß diese Überlegung zwar theoretisch richtiq,
in der Praxis aber nicht immer zutreffend ist. Insbesondere trifft diese theoretische
Überlegung dann nicht zu, wenn die Elektrolytströmung laminar verläuft. Es wird daher
nach der Erfindung festgelegt, daß die Strömungsgeschwindigkeit des Elektrolyten und
darüber hinaus auch die Relativgeschwindigkeit in der Grenzschicht zwischen der Bewegung
des zu heschichtenden Materials und derjenigen des Elektrolyten im Bereich der turbulenten
Strömunq liegen soll. Dies setzt im allgemeinen voraus, daß die Rewegunqsgeschwindiqkeit
den bandförmigen Materials oberhalb von 0,1 m/s und die Geschwindigkeit der entgegengerichteten
Strömung des Elektrolyten oberhalb von 1 m/s bei einer Reynolds-Zahl oberhnlh 80.000
liegt. Maßgebend für die laminare oder turbulente Strömung ist die Reynolds-Zahl,
also das Verhältnis der Trägheitskräfte zu den Zähiqkeitskräften, wobei die Strömungsgeschwindigkeit
beziehunqsweise die Relativgeschwindiqkeit zwischen dem bandförmigen Material und
dem Elektrolyten in diesem Falle die ausschlaggebende Rolle spielt. Maßgebend ist
ja nicht, daß in dem Elektrolysebad, also in dem die Elektrolytlösuno enthaltenden
Gefäß stets frische Elektrolytlösung zur Verfügung steht, sondern daß diese frische
Elektrolytlösung mit einer hohen Anzahl von abscheidbaren Metallionen in unmittelbaren
Umgebung des zu beschichtenden Materials vorhanden ist. Dies wird zwar nach der Erfindung
dadurch erreicht, daß die Elektrolytlösung in Gegenrichtung zur Rewegungsrichtung
des zu beschichtenden Materials bewegt wird, daß also eine höchste Relativgeschwindigkeit
zwischen dem Material und der Elektrolytlösung herbeigeführt wird. Die Verarmung wird
jedoch mit Sicherheit dann vermieden, wenn auch in der Grenzschicht eine turbulente
Strömung vorherrscht die bewirkt, daß die Metallionen nicht nur in die Nähe der Kathode
gebracht werden, sondern, durch die turbulente Strömung, auch noch die Elektronenwanderung
zur Kathode unterstützt. Es darf in diesem Zusammenhang auch darauf hingewiesen werden,
daß die Grenzschicht bei turbulenter Strömung um Größenordnungen kleiner ist als bei
laminarer Strömung, daß also die nach der Erfindunq angestrebte hohe Relativgeschwindigkeit
und die damit herbeigeführte Turhulenz maßgebend für die hohe Abscheidegeschwindingkeit
ist. Turbulente Strömung herrscht jedoch nach empirisch festqeleqten Werten bereits
ah einer Reynolds-Zahl, die größer als 2.32n ist. Bei einer Reynolds-Zahl, wie dies
von der Erfindung festgelegt wird, von RE 80.000, ist also mit Sicherheit eine turbulente
Strömung vorhanden. Zur Durchführung des Verfahrens wird nach der Erfindung eine Vorrichtunq
vorgeschlagen, die gekennzeichnet ist durch eine aus Isoliermaterial bestehenden Hohlschiene,
deren freier Durchtrittsquerschnitt etwa dem Querschnitt des zu beschichtenden Materials
entspricht, durch in die Hohlschiene eingefügte Anoden sowie durch eine beidseits
an die Hohlschiene angeschlossene, den Elektrolyten führende Ringleitung, in die eine
Umwälzpumpe eingefügt ist. Selbstverständlich kann in diese Ringleitung noch ein Sammelhecken
für Elektrolytflüssigkeit eingefügt werden, dem dann auch stets frische Elektrolytflüssigkeit
zur ßeibehaltung der zuvor bestimmten optimalen Werte binzugefügt werden kann. Die
Länge der Hohlschiene wird hierbei nach der aufzubrinqenden Schichtdicke festgelegt,
wobei, bei konstanten Geschwindigkeiten und Stromstärken, die Schichtdicke der Länge
der Hohlschiene proportional ist. Der Proportionalitätsfaktor ist allerdings materialabhängig;
so müßte zum Abscheiden von Palladium unter sonst gleichen ßedingungen die Länge der
Hohlschiene etwa zehnmal größer sein als für diejenqe zum Beschichten mit Silber.
[0008] Die Anoden können in erfindungsnemägßer Weise die gesamte Innenwandfläche des freien
Durchgangsguerschnitts der Hohlschiene bedecken oder auch nur Teile hiervon. So können
die Anoden beispielsweise nur einseitig angebracht sein, um vorzugsweise eine Seite
eines bandförmigen Materials zu beschichten, wobei zweckmäßigerweise die den Anoden
abgekehrte Bandseite durch eine in der Hohlschiene angebrachte oder mitlaufende Maske
abgedeckt wird. Es können jedoch auch die Anoden streifenförmig in Langsrichtung der
Hohlschiene verlaufen, um einen ßeschichtungsstreifen auf einem bandförmigen Material
oder selbstverständlich auch mehrere derartige Streifen zu erzeugen. Auch dann, wenn
die gesamte Fläche des bandförmigen Materials zu beschichten ist, empfiehlt es sich,
die Annden streifenförmig innerhalb der Hohlschiene anzuordnen, wobei die einzelnen
Steifen zweckmäßigerweise in Längsrichtung unterteilt und gegeneinander versetzt anzuordnen
sind. Möglich ist auch, die Anoden in gleichmäßigem Abstand hintereinander innerhalb
der Hohlschiene anzubringen und eine Worrichtung vorzusehen, die das zu beschichtende
Material jeweils im Abstand der Anoden voneinander taktweise vorbeweqt. Dadurch können
sowohl in der Breite wie auch in der Länge des bandförmigen Materials selektierte
ßeschichtungslinien beziehungsweise ßeschichtungspunkte erzeugt werden.
[0009] Zweckmäßigerweise wird der Abstand der Anoden von dem zu beschichtenden Material
einstellbar ausgcführt, indem die Anoden an quer zur Längsrichtung der bandförmigen
Materialien verstellbaren Justierschrauben angebracht werden. Dadurch kann, durch
Änderung des ßandwiderstandes, Einfluß auf die Abscheidungsgeschwindigkeit, jedoch
auch auf die geometrischen Abmessungen der Abscheidunq genommen werden.
[0010] Es wurde schon erwähnt, daß es vorteilhaft sein kann, in der Hohlschiene eine das
durchlaufende Material teilweise abdeckende Maske anzuordnen. Um nur selektiv zu beschichten,
besteht selbstverständlich auch die Möglichkeit, auf dem Band mitlaufende Abdeckunnen
vorzusehen.
[0011] Hinsichtlich der Aufstellung der Hohlschiene hat es sich, wie Versuche gezeigt haben,
bewährt, daß die Hohlschiene senkrecht aufgestellt wird, so, daß das bandförmige.
Material von unten nach oben bewegt wird und der Elektrolyt die Hohlschiene von oben
nach unten durchströmt.
[0012] Auf der Zeichnung ist schematisch ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung
dargestellt. Durch eine Hohlschiene 1 mit einem Durchtrittsquerschnitt, der etwa dem
Querschnitt des durchzuführenden bandförmigen Materials 2 entspricht, wird von unten
nach oben, wie dies die Pfeile 3 andeuten, das bandförmige Material 2 hindurchgeführt.
Exakt in Geqenrichtunq hierzu strömt Elektrolytflüssiqkeit durch diese Hohlschiene
1, dargestellt durch die qestrichelten Pfeile 4. Die Elektrolytflüssigkeit wird von
einem Sammelbehälter 5 mittels einer Umwälzpumpe 6 über eine Rinqleitung 7, die beidseits
an die Hohlschiene 1 angeflanscht ist, im Kreislauf gefiihrt.
[0013] Bei Einhaltung der oben engegebenen ßedingungen, also einer Bewegungsgeschwindigkeit
des bandförmigen Materials 2 oherhalb von 0,1 m/s und einer unteren Strömunnsgeschwindigkeit
des Elektrolyten von 1 m/s erqehen sich damit tatsächlich, wie Versuche gezeigt haben,
deutlich erhöhte Abscheidegeschwindigkeiten, die bis zum zehnfachen der Abscheidegeschwindigkeit
reichen, die bei den zum Stande der Technik gehörenden Anlagen zu erzielen sind, bei
einer Stromausbeute zwischen 97 % und 100 %.
1. Verfahren zum Aufbringen metallischer Schichten durch Galvanisiern auf band- oder
seilförmige Materialien, wobei die mit dem Minuspol einer Stromquelle verbundenen
zu beschichtenden Materialien durch eine in einem geeigneten Gefäß befindlichen Elektrolytlösunq,
vorbei an einer dort mit dem Pluspol der Stromquelle verbundenen Anode kontinuierlich
hindurchgeführt werden,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Elektrolytlösunq in Gegenrichtunq (4) zur ßewegungsrichtung (3) des zu beschichtenden
Materials (2) bewegt wird.
2. Verfahren nach Anspruch l,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Strömungsgeschwindiqkeit des Elektrolyten im Bereich der turbulenten Strömung
liegt.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeicnet,
daß die Relativgeschwindigkeit in der Grenzschicht zwischen der Bewegung des zu beschichtenden
Materials (2) und derjenigen des Elektrolyten im ßereich der turbulenten Strömung
legt.
4. Verfahren nach einem oder mehreren
der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die ßewegungsgeschwindigkeit des Materials (2) oberhalb 0,1 m/s und die Geschwindigkeit
der entgegengerichteten Strömung des Elektrolyten oberhalb von 1 m/s bei einer Reynolds-Zahl
oberhalb 80.000 lient.
5. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
nach den Ansprüchen 1 bis 4,
gekennzeichnet
durch eine aus Isoliermaterial bestehende Hohlschiene (1), deren freier Durchtrittsquerschnitt
etwa dem Querschnitt des zu beschichtenden Materials (2) entspricht, durch in die
Hohlschiene (1) eingefügte Anoden sowie durch eine beidseits an die Hohlschiene (1)
angeschlossene, den Elektrolyten führende Ringleitung (7), in die eine Umwälzpumpe
(6) eingefügt ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Länge der Hohlschiene (1) proportional der aufzubringenden Schichtdicke ist.
7. Vorrichtung nach Annpruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Anoden die gesamte Innenwandfläche des freien Durchgangsguerschnittes
der Hohlschiene (1) bedecken oder auch nur Teile hiervon.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Anoden streifenförmig in Längsrichtung der Hohlschiene (1) verlaufen.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7 oder 8,
.dadurch gekennzeichnet,
daß die Anoden in Längsrichtung unterteilt und verschiedenen Stromkreisen zugeordnet
sind.
10. Vorrichtung nach einem oder mehreren
der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Anoden in gleichmäßigem Abstand hintereinander innerhalb der Hohlschiene (1)
angebracht sind und daß eine Vorrichtung zum taktweisen Vorbewegen des zu beschichtenden
Materials (2), jeweils im Abstand der Anoden voneinander, vorgesehen ist.
11. Vorrichtung nach einem oder mehreren
der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Abstand der Anoden vom zu beschichtenden Material (2) einstellbar ist.
12. Vorrichtung nach einem oder mehreren
der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Hohlschiene (1) eine das durchlaufende Material (2) teilweise abdeckende
Maske angeordnet ist.
13. Vorrichtung nach einem oder mehreren
der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Hohlschiene (1) senkrecht aufgestellt ist.