(19)
(11) EP 0 183 078 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
04.06.1986  Patentblatt  1986/23

(21) Anmeldenummer: 85113858.6

(22) Anmeldetag:  31.10.1985
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D06P 3/32, D06P 1/673, D06P 5/10, C14C 11/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
DE GB IT

(30) Priorität: 09.11.1984 DE 3440989

(71) Anmelder: HOECHST AKTIENGESELLSCHAFT
65926 Frankfurt am Main (DE)

(72) Erfinder:
  • Münch, Norbert, Dr.
    D-6233 Kelkheim (Taunus) (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Verbesserung der Lichtechtheit von Lederfärbungen


    (57)  Verfahren zur Verbesserung der Lichtechtheit von in üblicher Weise mit anionischen Lederfarbstoffen gefärbten Ledern, indem man die Leder vor, während oder nach dem Färbeprozeß mit Kupfersalzen behandelt. Dieses Verfahren ermöglicht die Herstellung von Färbungen mit erhöhter Lichtechtheit ausgehend von billigen anionischen Lederfarbstoffen, die für sich nur eine mäßige Lichtechtheit aufweisen.


    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Färbung von Leder unter gleichzeitiger Verbesserung der Lichtechtheit der gefärbten Leder.

    [0002] Leder werden überwiegend mit sauren, substantiven oder Metallkomplex-Farbstoffen in wäßrigem Medium gefärbt. Vereinzelt finden für spezielle Lederarten auch basische Farbstoffe oder ausgewählte Schwefelfarbstoffe Verwendung. Bei sog. Anilinledern, d.h. nur schwach oder garnicht ge-finishten Ledern, ist die Lichtechtheit der Färbung ein entscheidendes Kriterium für die Qualität des fertigen Leders. Das trifft vor allem für Möbel- und Bekleidungsleder zu, die als fertig verarbeitetes Endprodukt fast ständig der Einwirkung von Licht ausgesetzt sind. Hiervon sind Narbenleder und Velourleder gleichermaßen betroffen.

    [0003] Mit den in der Praxis am meisten benutzten sauren Lederfarbstoffen, in der Mehrzahl anionische Azofarbstoffe, können im Normalfall kaum Lichtechtheitswerte über 3 erzielt werden. Dieser Wert liegt an der unteren Grenze der für die genannten Lederarten akzeptablen Lichtechtheit. Entscheidend ist hierbei aber nicht nur der für den Farbstoff charakteristische Lichtechtheitswert, sondern der Wert des Systems Farbstoff-Leder. Es ist deshalb nach Verfahren gesucht worden, die Lichtechtheit dieses Systems durch Variationen der Prozesse Nachgerbung, Färbung und Fettung zu verbessern.

    [0004] Durch die Verwendung sehr lichtechter, synthetischer Gerbstoffe und lichtechter, spezieller Fettungsmittel (siehe DOS 29 39 129) konnten zwar Verbesserungen erzielt werden, die aber zum einen die Lichtechtheitswerte meist nur um 0,5 bis maximal 1 Stufe verbessern können, zum anderen aber auch das Leder in seinen übrigen Eigenschaften, wie Griff, Weichheit, Narbenfestigkeit, Fülle usw. deutlich beeinflussen.

    [0005] In der Praxis werden deshalb für die Färbung hochwertiger Anilinleder nach wie vor überwiegend die besonders lichtechten Metallkomplex-Farbstoffe verwendet. Die Herstellung dieser Farbstoffe ist in zahlreichen Patenten beschrieben, wobei für die Lederfärbung sowohl die 1:1 als auch 1:2 Metallkomplex-Farbstoffe geeignet sind. Für die Metallisierung kommen vor allem Salze des Cr, Fe, Co, Ni und Cu in Betracht. Mit solchen Farbstoffen, deren Lichtechtheitswerte durchschnittlich bei 4 bis 5 liegen, kann auch die Lichtechtheit des Systems Farbstoff-Leder wesentlich verbessert werden.

    [0006] Diese Farbstoffe erfüllen in den meisten Fällen die gestellten Anforderungen, wobei naturgemäß, je nach dem für die Komplexierung verwendeten Metall auch die übrigen Echtheitseigenschaften des Leders, wie Schweißechtheit, Waschechtheit, Wasserechtheit und Migrationsechtheit unterschiedlich beeinfluß werden. Ebenso hängt das färberische Verhalten, wie Egalisiervermögen und Penetration des Farbstoffes, von der Art des Komplexes ab. Nachteilig wirkt sich die Verwendung der handelsüblichen Metallkomplex-Farbstoffe in vielen Fällen auf die Kalkulation des Fertigleders aus, weil durch die zusätzliche Komplexierung bei der Herstellung dieser Farbstoffe Kosten entstehen, die sich in zum Teil beträchtlichen Preisen für die Metallkomplex-Farbstoffe niederschlagen.

    [0007] Der Erfindung lag deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu entwickeln, mit dem, unter Verwendung der für die Lederfärbung üblichen, meist preisgünstigen anionischen Azofarbstoffe, durch Abwandlung der praxisüblichen Färbeverfahren eine deutliche Verbesserung der Lichtechtheit der Lederfärbungen erhalten werden kann. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die zu färbenden Leder vor, während oder nach dem Färbeprozeß mit Kupfersalzen behandelt werden. Es muß als überraschend angesehen werden, daß sich unter den für das Färben von Leder im Vergleich zur Textilfärbung sehr milden Bedingungen, und vor allem auch im Hinblick darauf, daß das Leder selbst Kupfersalze anlagern kann, während des Färbeprozesses Kupferkomplexe der anionischen Lederfarbstoffe mit erhöhter Lichtechtheit bilden können.

    [0008] Die Herstellung von Kupferkomplex-Farbstoffen ist bekannt und z.B. in DP 807 289 und in EP 0 022 485 beschrieben. Ebenso ist die Färbung von Leder mit Kupferkomplex-Farbstoffen bekannt. Diese Farbstoffe liegen aber als fertige Metallkomplex-Farbstoffe vor und werden nicht erst unter den Bedingungen der Lederfärbung erzeugt.

    [0009] Bekannt ist auch die Nachbehandlung von Färbungen auf textilem Material, z.B. Wolle oder Cellulosefasern, mit wasserlöslichen Kupfersalzen (siehe IG-Ratgeber für da Färben von Proteinfasern, 1932 bzw. Ullmann, 3. Auflage, 7. Band S. 17 ff.). Hierbei müssen aber spezielle kupferbare Farbstoffe, wie Coprantin-, Cuprophenyl-, Benzocuprol- oder Cuprofix-Farbstoffe, verwendet werden. Außerdem findet die Kupferung unter Bedingungen statt, die für die Lederfärbung nicht in Betracht kommen, z.B. einbis mehrstündiges Behandeln des Färbegutes bei 70 bis 100*C. Darüber hinaus handelt es sich hier um eine reine Nachbehandlung der Färbungen, während bei dem erfindungsgemäßen Verfahren die Kupferung vor, während und nach der Färbung erfolgen kann. Es ergibt sich somit, daß das vorliegende Verfahren sich in mehreren wesentlichen Details von der Nachbehandlung textiler Färbungen unterscheidet. Als Kupfersalze können bei dem erfindungsgemäßen Verfahren das Sulfat, Chlorid, Nitrat, Acetat, Formiat oder die entsprechenden Kupfertetramin-Salze verwendet werden. Die Zugabe kann bei pH-Werten von 2-9, vorzugsweise bei pH 4,5-6 erfolgen, wobei die Mengen der Kupfersalze zwischen 0,01 und 3 Prozent, vorzugsweise 0,1 - 0,5 Prozent, bezogen auf das Gewicht des zu färbenden Leders, variieren können. Die Zugabe des Kupfersalzes erfolgt vorzugsweise vor oder während der Farbstoffzugabe, es kann aber auch nach dem eigentlichen Färbeprozeß zugegeben werden. Außerdem ist es möglich, Kupfersalz und Farbstoff in die Färbeflotte zu geben und das zu färbende Leder erst zuzugeben, wenn sich der Kupfer-Farbstoffkomplex bereits gebildet hat. Diese Arbeitsweise hat sich bei einzelnen Farbstoffen besonders bewährt. Die Temperatur des Färbebades kann 20 - 70'C betragen, vorzugsweise 40 - 50.C. Um die Einfärbung der entstehenden Komplexfarbstoffe zu verbessern, können Zusätze von Ammoniak oder den in der Lederfärbung üblichen anionischen und nichtionischen Färbereihilfsmitteln und Tensiden zweckmäßig sein.

    [0010] Die Anwendung solcher Produkte wird in den Patentschriften CH 325 058, DE 667 744, DE 1 287 554 oder DAS 28 56 628 beschrieben.

    [0011] Als Farbstoffe eignen sich für das Verfahren vor allem Azofarbstoffe mit 0,0'-Dioxy-Azo-, 0-Oxy-OI-Carboxy-Azo-. oder 0-Oxy-Azo-Gruppierungen, wobei sowohl 1,1- als auch 1,2-Kupferkomplexe entstehen können. Dabei ist festzuhalten, daß die Komplexbildung nicht bei allen Farbstoffen mit den oben beschriebenen Gruppierungen gleichermaßen leicht abläuft. Da sich der Farbton durch die Kupferung bei den meisten der genannten Farbstofftypen praktisch nicht ändert, bleibt als Hauptkriterium der Komplexbildung die Prüfung der Lichtechtheit der Färbung.

    [0012] Die Kupferung kann aber auch bei zahlreichen Azofarbstoffen erfolgreich durchgeführt werden, die keine der genannten Strukturmerkmale aufweisen. In diesen Fällen kann durch Zusatz von Oxidationsmitteln, wie Wasserstoffperoxid, Alkaliperoxide, Harnstoffperoxid, Perboraten, Percarbonaten, Persulfate, Persäuren, Alkalichlorite, Perchlorate, Acylperoxiden oder Chromsäure in Mengen von 30 - 300 Prozent, vorzugsweise 100 - 200 Prozent der eingesetzten Menge an Kupfersalz, eine Komplexbildung erzielt werden. Allerdings tritt in diesen Fällen meist eine Parbtonverschiebung ein, deren Ausmaß und Nuance aber durch einen entsprechenden Versuch leicht ermittelt werden kann.

    [0013] Das erfindungsgemäß beschriebene Verfahren kann auf allen gängigen Lederarten, wie reinem Chromleder, nachchromiertem Vegetabilleder, vegetabil-synthetisch übersetztem Chromleder oder auch Ledern mit spezieller Gerbung auf Basis von Aluminiumsalzen, Aldehyden und/oder synthetischen Weißgerbstoffen angewandt werden.

    Beispiel 1



    [0014] Zwei Stücke eines zwischengetrockneten Chromspaltleders werden wie folgt gefärbt. Die Prozentangaben beziehen sich auf das Trockengewicht des Leders.

    [0015] A. 600,0 % Wasser 50°C 1,0 % Acid Brown 338 1,0 % Derminol HL konz. Plv. (anionisches Färbereihilfsmittel) 0,4 % Kupfersulfat 0,3 % Ammoniak techn. 60 Minuten laufen lassen, dann zusetzen 3,0 % Derminol-Licker M ) synthetische 3,0 % Derminol-Licker ASN ) Lederfettungsmittel 30 Minuten laufen lassen, ausrecken, trocknen, schleifen, entstauben

    [0016] B. Färbeprozeß wie bei A beschrieben, aber ohne Kupfersulfat.

    [0017] Die Lichtechtheit gemäß IUF 402 beträgt für Färbung A 4-5, für Färbung B 3.

    Beispiel 2



    [0018] Zwei Stücke eines zwischengetrockneten Chromspaltleders werden wie folgt gefärbt. Die Prozentangaben beziehen sich auf das Trockengewicht des Leders.

    [0019] A. 600,0 % Wasser 50°C 1,0 % Acid Brown 102 1,0 % Tributylphenol mit 13 Mol Ethylenoxid 0,4 % Kupfersulfat 0,3 % Ammoniak techn. 1,0 % Wasserstoffperoxid 30%ig 60 Minuten laufen lassen, dann zusetzen 3,0 % Derminol-Licker ASN (synthetisches Lederfettungsmittel) 3,0 % Derminol-Licker EMB (synth. Lederfettungsmittel) 30 Minuten laufen lassen, dann zusetzen 0,5 % Ameisensäure 85%ig 30 Minuten laufen lassen, ausrecken, trocknen, schleifen, entstauben

    [0020] B. Färbeprozeß wie bei A beschrieben, aber ohne Kupfersulfat und Peroxid. Bei der Färbeweise gemäß A wird die Nuance im Vergleich zu B trüber und dunkler. Der Lichtechtheitswert der Färbung A beträgt 4-5, der Färbung B nur 1-2.

    Beispiel 3



    [0021] Zwei Stücke eines auf übliche Weise chromgegerbten, gefalzten Rindleders von der Stärke 1,2 mm werden wie folgt gearbeitet. Die Prozentangaben beziehen sich auf das Falzgewicht des Leders.

    [0022] A. 100,0 % Wasser 30°C 1,0 % Natriumbicarbonat 0,8 % Calciumformiat 60 Minuten laufen lassen, 10 Minuten waschen 150,0 % Wasser 40°C 0,5 % Acid Brown 101 0,1 % Kupfersulfat 0,2 % Ammoniak techn. 0,2 % Nonylphenol mit 8 Mol Ethylenoxid 15 Minuten laufen lassen, dann Leder zugeben. Weitere 45 Minuten laufen lassen, dann zusetzen 3,0 % Derminol-Licker EMB ) synthetische 3,0 % Derminol-Licker M ) Lederfettungsmittel 30 Minuten laufen lassen, dann zusetzen 0,2 % Ameisensäure 85 %ig ausrecken, vakuumtrocknen B. Färbeweise wie unter A beschrieben, aber ohne Kupfersulfat.

    [0023] Die Lichtechtheit der Färbung A beträgt 4, die der Färbung B 2-3.

    [0024] In der nachfolgenden Tabelle sind noch einige Beispiele für Farbstoffe angegeben, die bei der Kupferung während des Färbeprozesses eine deutliche Verbesserung der Lichtechtheitswerte ergeben.




    Ansprüche

    1. Verfahren zur Verbesserung der Lichtechtheit von in üblicher Weise mit anionischen Lederfarbstoffen gefärbten Ledern, dadurch gekennzeichnet, daß man die Leder vor, während oder nach dem Färbeprozess mit Kupfersalzen behandelt.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Leder mit Kupfersalzen bei pH-Werten von 2 bis 9, vorzugsweise 4,5 bis 6 behandelt.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Leder mit 0,01 bis 3, vorzugsweise 0,1 bis 0,5 % Kupfersalz, bezogen auf das Gewicht des zu färbenden Leders, behandelt.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Leder mit Kupfersalzen bei einer Temperatur von 20 bis 70°C, vorzugsweise 40 bis 50"C behandelt.
     





    Recherchenbericht