(19)
(11) EP 0 184 741 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
18.06.1986  Patentblatt  1986/25

(21) Anmeldenummer: 85115218.1

(22) Anmeldetag:  30.11.1985
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4C14C 9/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI

(30) Priorität: 08.12.1984 DE 3444864

(71) Anmelder: Henkel Kommanditgesellschaft auf Aktien
40191 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Friese, Hans-Herbert, Dr.
    D-4019 Monheim (DE)
  • Ploog, Uwe, Dr.
    D-5657 Haan (DE)
  • Uphues, Günter
    D-4019 Monheim (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Fettung von Leder und Pelzen


    (57) Verfahren zur Fettung von Leder und Pelzen unter Verwendung eines Amphotensids als Fettungsmittel, das hergestellt ist durch Kondensation von C6-C22-Fettsäuren oder entsprechenden Estern mit Aminoalkylalkanolaminen und nachfolgende Alkylierung mit vinylogen Verbindungen.


    Beschreibung


    [0001] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Fettung von Leder und Pelzen, dadurch gekennzeichnet, daß man als Fettungsmittel ein Amphotensid verwendet, das hergestellt ist durch Kondensation von C6-C22-Fettsäuren oder entsprechenden Fettsäureestern mit Aminoalkylalkanolaminen der allgemeinen Formel

    m = 2 - 6

    n = 2 oder 3


    und nachfolgende Alkylierung durch Umsetzung mit vinylogen Verbindungen.

    [0002] Die Herstellung derartiger Amphotenside ist beispielsweise in der DE-OS 30 18 201 beschrieben. Danach werden diese hergestellt durch Kondensation von C6-C22-Fettsäuren mit den Aminoalkylalkanolamiden der angegebenen allgemeinen Formel im Molverhältnis 1 : 1 bis 1 : 1,5 und nachfolgende Alkylierung mit vinylogen Verbindungen, wobei die Alkylierungsprodukte je nach Struktur und Ausmaß der Umsetzung ggf. quaternierte Stickstoffatome aufweisen können. Da die Kondensationsprodukte aus Fettsäure und Aminoalkylalkanolamin in der Regel einen mehr oder weniger hohen Anteil an Diamid enthalten, wird vorzugsweise vor der Alkylierung eine alkalische Vorbehandlung durchgeführt, wobei das Diamid in das Monoamid übergeführt wird. Dies führt bei der anschließenden Alkylierung zu verbesserten Amphotensiden mit insbesondere erhöhter Lagerstabilität.

    [0003] Zur Herstellung der erfindungsgemäß zu verwendenden Amphotenside geht man vorzugsweise von gesättigten oder ungesättigten C12-C22-Fettsäuren oder entsprechenden Fettsäureestern aus. Diese können als reine Komponenten oder vorzugsweise als Gemische natürlichen oder synthetischen Ursprungs vorliegen. Beispiele hierfür sind Kokosfettsäure-, Talgfettsäure-, Tranfettsäure-, Rübölfettsäuregemische, sowie entsprechende Methylester oder Triglyceride. Die Aminkomponente ist vorzugsweise Aminoethylethanolamin. Die Umsetzung erfolgt vorzugsweise im Molverhältnis von Fettsäure bzw. Fettsäurerest : Aminoalkylalkanolamin wie 1 : 1 bis 1 : 1,5. Als vinyloge Verbindungen eignen sich insbesondere Acrylsäure und Methacrylsäure sowie deren Ester, wie Acrylsäuremethylester oder Methacrylsäureethylester. In letzterem Falle entstehen die Amphotenside durch nachfolgende Verseifung der Alkylierungsprodukte mit wäßriger Natronlauge.

    [0004] Die beschriebenen Amphotenside weisen eine hohe Emulsionsbeständigkeit gegenüber den Härtebildnern des Wassers sowie gegenüber Alkalisalzen auf. Sie ergeben bei der Leder- und Pelzfettung bei guter Durchfettung der Leder einen angenehm weichen, schmalzigen und geschmeidigen Griff. Färbungen fallen bei guter Egalität sehr brillant aus. Bei Veloursledern wird eine seidige Faser mit einem schönen Schreibeffekt erhalten.

    [0005] Die Amphotenside können allein oder in Kombination mit üblichen Lederfettungsmitteln auf der Basis von sulfatierten, sulfitierten oder sulfochlorierten Ölen oder Fetten sowie in Kombination mit anionischen und/oder nichtionischen Emulgatoren, wie Alkylbenzolsulfonaten, Fettalkoholsulfaten, Fettalkoholethosulfaten, Fettsäurealkanolamidethosulfaten, Sulfosuccinaten, Fettalkohol-und Alkylphenol-Ethylenoxidaddukten eingesetzt werden. Der Anteil der Amphotenside kann 10 - 100 Gew.-%, bezogen auf fettende Substanz, betragen. Wegen des amphoteren Charakters der beanspruchten Produkte sind auch Kombinationen mit kationischen Fettungsmitteln bzw. Emulgatoren, wie z. B. Dimethyldistearylammoniumchlorid möglich. Die Amphotenside stellen problemlos anzuwendende Leder- und Pelzfettungsmittel dar. Sie werden in üblicher Weise in Form wäßriger Emulsionen in einer Menge von 3 - 15 Gew.-% Aktivsubstanz, bezogen auf das Falzgewicht des Leders, angewendet.

    B e i s p i e l e


    A. Herstellung verschiedener Amphotenside


    1. Basis Talgfettsäure



    [0006] 2117,0 g (8,0 Mol) Talgfettsäure wurden in Gegenwart von 3 g 50%iger unterphosphoriger Säure (zwecks Farbstabilisierung) mit 915 g (8,8 Mol) Aminoethylethanolamin in einem Dreihalskolben, versehen mit Rührer, Thermometer, Stickstoffspülung und Destillationsaufsatz, unter langsamen Aufheizen auf 200 °C zur Reaktion gebracht; bei ca. 151 °C setzte die Wasserabspaltung ein. Nach 1 Std. Rühren bei 200 °C unter Normaldruck sowie einer weiteren Stunde bei 20 mbar wurden als Rückstand erhalten: 2626 g Aminoamid (talgartige, gelbliche Masse der Aminzahl 144)

    [0007] Zur Herstellung des Amphotensids wurden 97,2 g (0,25 Mol) des Aminoamids in einem Dreihalskolben mit Rührung und Thermometer bei 90 °C mit 4 g 50%iger Natronlauge und 25 g Wasser versetzt und 1 Std. bei 90 - 95 °C zur Zerstörung von Diamid gerührt. Dann wurden 316,6 g Wasser und 18,0 g (0,25 Mol) Acrylsäure hinzugefügt und das Gemisch 5 Std. bei 85 °C nachgerührt. Es wurde eine feinteilige Dispersion mit 25 % Aktivsubstanz erhalten.

    2. Basis Rübölfettsäure, erucareich (55 % Erucasäure)



    [0008] 2191 g (7,0 Mol) Rübölfettsäure, erucareich, 800,8 g (7,7 Mol) Aminoethylethanolamin und 3,0 g 50%ige unterphosphorige Säure wurden wie unter 1 angegeben zum Aminoamid umgesetzt.

    [0009] Ausbeute: 2635 g eines viskosen, braunen Öls, Aminzahl 124.

    [0010] Zur Herstellung des Amphotensids wurden 862,5 g (1,9 Mol) des Aminoamids, 30,5 g 50%ige Natronlauge, 2969,5 g Wasser und 137,5 g (1,91 Mol) Acrylsäure in der angeführten Reihenfolge wie unter 1 angegeben, umgesetzt. Auch hier wurde ein feindisperses Produkt mit 25 % Aktivsubstanz erhalten.

    Basis Rüböl, erucasäurearm ( 2 % Erucasäure )



    [0011] 1109 g (1,25 Mol) Rüböl, erucasäurearm,und 391 g (3,75 Mol) Aminoethylethanolamin wurden in einem Dreihalskolben, versehen mit Rührer, Thermometer, StickstoffSpülung und Destillationsaufsatz in Gegenwart von 22,5 g 30%iger Natriummethylatlösung in 3 Std. auf 180 °C aufgeheizt, dann 3 Std. bei 180 °C gerührt. Das rohe Umsetzungsprodukt (Aminoamid) war ein bräunliches Ö1, Aminzahl 142.

    [0012] Zur Herstellung des Amphotensids wurden 847 g (2,14 Mol) des Aminoamids in 2000 g Wasser dispergiert und mit 153 g (2,13 Mol) Acrylsäure durch 8 Std. Rühren bei 80 - 90 °C zur Umsetzung gebracht. Das erhaltene Produkt war eine viskose braune Flüssigkeit mit 33 % Aktivsubstanz.

    Basis Tranfettsäure



    [0013] 2014 g (7 Mol) Tranfettsäure (J. Z. 117), 800,8 g (7,7 Mol) Aminoethylethanolamin und 3,0 g unterphosphorige Säure wurden wie unter 1 angegeben zum Aminoamid umgesetzt.

    [0014] Ausbeute: 2450 g braunes Ö1, Aminzahl 155.

    [0015] Zur Herstellung des Amphotensids wurden 1267 g (3,5 Mol) des Aminoamids, 252 g (3,5 Mol) Acrylsäure und 4500 g Wasser umgesetzt. Es wurde eine viskose braune Flüssigkeit mit 25 % Aktivsubstanz erhalten.

    5. Basis Kokosölfettsäure



    [0016] 412,0 g (2,0 Mol) Kokosölfettsäure wurden in Gegenwart von 0,5 ml 50%iger unterphosphoriger Säure mit 228,8 g (2,2 Mol) Aminoethylethanolamin in einem Dreihalskolben, versehen mit Rührer, Thermometer, Stickstoffspülung und Destillationsaufsatz unter langsamem Aufheizen auf ca. 200 °C zur Reaktion gebracht. Nach lstündigem Rühren bei 200 °C hatten sich 46,5 ml Reaktionswasser abgeschieden. Es wurde eine weitere Stunde bei ca. 20 mbar gerührt, wobei weiteres Reaktionswasser sowie überschüssiges Amin abdestillierten (insgesamt 47 g). Als Rückstand verblieben 540,5 g eines schwach gelben, bei Raumtemperatur langsam erstarrenden Öls, Aminzahl 180.

    [0017] a) Zur Herstellung des Amphotensids wurden 311,8 g (1 Mol) des Aminoamids, 16,2 g 50%ige Natronlauge, 599,0 g Wasser und 72,0 g (1 Mol) Acrylsäure in der angegebenen Reihenfolge wie unter 1 angegeben, umgesetzt. Das erhaltene Produkt war eine viskose, klare Flüssigkeit mit ca. 40 % Aktivsubstanz.

    [0018] b) Eine weitere Umsetzung wurde wie unter a) angegeben durchgeführt, jedoch wurden statt 72,0 g Acrylsäure 86 g (1 Mol) Acrylsäuremethylester eingesetzt. Nach 4stündigem Rühren bei 70 "C wurde nicht umgesetzter Acrylsäuremethylester im Vakuum abgezogen und das rohe Umsetzungsprodukt durch Zugabe von 40 g NaOH und 650 ml Wasser durch 4stündiges Erwärmen auf 80 "C verseift. Es wurde eine viskose, klare Flüssigkeit mit ca. 40 % Aktivsubstanz erhalten.

    B. Anwendungsbeispiele


    6. Herstellung von Schafbekleidungsleder



    [0019] Material: wet-blue Gew.-% auf Falzgewicht



    Weiches Leder mit vollem, rundem Griff. Gleichmäßige, blumige Färbung

    7. Streichfettung von Kaninfellen



    [0020] 50 Teile Produkt Beispiel 3 50 Teile sulfitiertes Esteröl 1 : 1 bis 1 : 2 mit Wasser emulgieren und mit der Bürste auftragen. Weiche, mollige, leichte Pelze.

    8. Herstellung von Möbelleder



    [0021] Material: wet-blue Gew.-% auf Falzgewicht

    Es werden tuchweiche, mollige, leicht schmalzige Möbelleder erhalten.

    9. Herstellung von Rindvelour



    [0022] Material: Crustleder Gew.-% auf Trockengewicht

    gut waschen Es wird eine seidige Velourfaser mit brillanter Färbung und schönem Schreibeffekt erhalten.

    10. Herstellung von Rindoberleder



    [0023] Material: wet-blue

    [0024] Gew.-% auf Falzgewicht



    [0025] Das Leder ist sehr weich (Softyleder) mit guter Fülle, gleichmäßiger, brillanter Anilinfärbung.


    Ansprüche

    1. Verfahren zur Fettung von Leder und Pelzen, dadurch gekennzeichnet, daß man als Fettungsmittel ein Amphotensid verwendet, das hergestellt ist durch Kondensation von C6-C22-Fettsäuren oder entsprechenden Fettsäureestern mit Aminoalkylalkanolaminen der allgemeinen Formel

    m = 2 - 6

    n = 2 oder 3,


    und nachfolgende Alkylierung durch Umsetzung mit vinylogen Verbindungen.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, .daß man ein Amphotensid verwendet, das hergestellt ist durch Kondensation von gesättigten oder ungesättigten C12-C22-Fettsäuren oder entsprechenden Fettsäureestern mit Aminoalkylalkanolamin im Molverhältnis von Fettsäure bzw. Fettsäurerest : Aminoalkylalkanolamin wie 1 : 1 bis 1 : 1,5 und nachfolgende Alkylierung mit Acrylsäure oder Methacrylsäure oder deren Ester und ggf. nachfolgende Verseifung.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Kondensationsprodukt aus Fettsäure und Aminoalkylalkanolamin vor der Alkylierung einer alkalischen Vorbehandlung gemäß DE-OS 30 18 201 unterworfen wird.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Amphotenside in Form wäßriger Emulsionen in einer Menge von 3 - 15 Gew.-% Aktivsubstanz, bezogen auf das Falzgewicht der Leder oder Pelze, in der Lickerflotte eingesetzt werden.
     
    5. Verfahren nach Anspruch 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Amphotenside in Kombination mit üblichen Lederfettungsmitteln auf der Basis von sulfatierten, sulfitierten oder sulfochlorierten Ölen oder Fetten, ggf. in Verbindung mit anionischen und/oder nichtionischen, oder kationischen Emulgatoren, angewendet werden.