[0001] Elektrolyt zur elektrochemischen Behandlung von Metallplatten sowie Verfahren zur
Herstellung anodisierter Metallplatten, vorzugsweise für die Verwendung als Druckplattenträger
[0002] Die vorliegende Erfindung betrifft die elektrolytische Oberflächenbehandlung von
Metallplatten und die Verwendung der dabei erzielten Produkte.
[0003] Die behandelten Metallplatten weisen eine erhöhte Korrosionsbeständigkeit auf und
sind unter anderem zum Einsatz im Flachdruck geeignet. Bei ihrer Verwendung als Träger
für Flachdruckplatten zeichnen sie sich durch eine erhöhte Haftfestigkeit der lichtempfindlichen
Schichten, höhere Druckauflagen, geringere Abnutzung der Bild- und der Nichtbildbereiche,
längere Lagerfestigkeit und verbesserte Hydrophilie in den Nichtbildbereichen aus.
Dies gilt besonders bei der Verwendung von Aluminium oder Aluminiumlegierungen.
[0004] Bei der anodischen Oxidation handelt es sich um ein elektrolytisches Verfahren, bei
dem das metallische Werkstück als Anode geschaltet in einem geeigneten Elektrolyten
behandelt wird. Wenn elektrischer Strom von einer Kathode durch den Elektrolyten zum
metallischen Werkstück fließt, wird die Oberfläche des Metalls in eine seiner Oxidformen
mit dekorativen, schützenden oder anderen Eigenschaften umgewandelt.
[0005] Die Kathode besteht aus Metall oder Graphit, und die einzige bedeutsame Reaktion,
die an ihr abläuft, ist die Entwicklung von Wasserstoff. Die Bildung der Oxidschicht
erfolgt von der Lösungsseite her, das heißt, außerhalb des Metalls, so daß das gebildete
Oxid direkt an das Metall angrenzt. Der für die Oxidbildung notwendige Sauerstoff
stammt aus dem jeweiligen Elektrolyten.
[0006] Auf Aluminium anodisch erzeugte Oxidschichten werden in zwei Hauptklassen unterteilt:
Zum einen gibt es die sogenannte Sperrschicht, die entsteht, wenn der verwendete Elektrolyt
nur eine geringe Fähigkeit zum Anlösen der Oxidschicht besitzt. Diese Schichten sind
im wesentlichen nicht porös. Die Dicke ist begrenzt auf etwa 13 A/Volt. Nach Erreichen
dieser Grenzdicke bildet die Schicht eine wirksame Sperrschicht gegen weiteren Ionen-
oder Elektronenfluß. Der Strom fällt auf einen geringen Wert ab, und die Oxidbildung
hört auf. Für dieses Verfahren werden Bor- und Weinsäure als Elektrolyten eingesetzt.
[0007] Zum anderen erreicht die Oxidschicht nicht ihre endgültige Grenzdicke, wenn der Elektrolyt
eine merkbare Lösung auf das Oxid ausübt: es fließt weiterhin Strom, und die Oxidschicht
enthält eine "poröse" Struktur. Poröse Strukturen können recht dick sein, das heißt,
eine Stärke von einigen 10 pm erreichen, doch bleibt stets eine dünne Sperrschicht
aus Oxid an der Grenze zwischen Metall und Oxid erhalten.
[0008] Untersuchungen unter dem Elektronenmikroskop haben gezeigt, daß auf der gesamten
Oxidschicht kleine, dicht beieinanderliegende Oxidzellen vorhanden sind, die sich
im allgemeinen senkrecht zur Grenzfläche zwischen Metall- und Oxidschicht erstrecken.
[0009] Als Elektrolyt wird in den meisten Fällen Schwefelsäure verwendet, und auch Phosphorsäure
wird häufig eingesetzt. Anodisch erzeugte Aluminiumoxidschichten sind härter als unter
Lufteinwirkung erhaltene Oxidschichten.
[0010] Wenn die anodische Oxidation aus dekorativen oder schützenden Gründen oder zur Verbesserung
der Haftfähigkeit erfolgt, werden starke Elektrolyte, wie Schwefel und Phosphorsäure,
eingesetzt. In der US-A 2 703 781 wird ein Gemisch aus diesen beiden Elektrolyten
benutzt.
[0011] In der US-A 3 227 639 wird die Verwendung eines Gemisches aus Sulfophthal- und Schwefelsäure
zur Erzeugung schützender und dekorativer anodischer Oxidschichten auf Aluminium beschrieben.
Andere aromatische Sulfonsäuren werden gemäß der US-A 3 804 731 im Gemisch mit Schwefelsäure
verwendet.
[0012] An die Anodisierung schließt sich bei zahlreichen Verfahren ein Nachbehandlungsschritt
an, in dem die poröse Oberfläche versiegelt wird, wodurch die endgültigen Eigenschaften
der Schicht festgelegt werden. So kann zum Beispiel reines Wasser bei hohen Temperaturen
dafür angewendet werden. Man nimmt an, daß dadurch ein Teil der Oxidschicht gelöst
und als voluminöses Hydroxid (bzw. hydratisiertes Oxid) innerhalb der Poren wieder
ausgefällt wird. Andere wäßrige Versiegelungsmittel enthalten Metallsalze, deren Oxide
zusammen mit dem Aluminiumoxid ausgefällt werden können.
[0013] In der US-A 3 900 370 wird zum Versiegeln eine Mischung aus Calciumionen und einer
wasserlöslichen Phosphonsäure verwendet, die mit dem zweiwertigen Metallion einen
Komplex bildet, wodurch das anodisierte Aluminium (oder die anodisierten Aluminiumlegierungen)
gegen Korrosion geschützt wird. Als Versiegelungsmittel wird Polyacrylamid vorgeschlagen.
[0014] Nach der US-A 3 915 811 wird für die Erzeugung einer anodischen Oxidschicht auf einer
Platte, die anschließend galvanisiert werden soll, zu einem Gemisch aus Schwefel-
und Phosphorsäure eine organische Säure (Essigsäure, Hydroxyessigsäure oder Aminoessigsäure)
gegeben.
[0015] In der US-A 4 115 211 wird die anodische Oxidation von Aluminium mittels Wechselstrom
oder überlagertem Wechsel- und Gleichstrom beschrieben. Der verwendete Elektrolyt
enthält eine wasserlösliche Säure und ein wasserlösliches Salz eines Schwermetalls.
Die wasserlösliche Säure kann Oxal-, Wein-, Citronen-, Malon-, Schwefel-, Phosphor-,
Sulfamin- oder Borsäure sein.
[0016] In der US-A 3 988 217 wird die Verwendung eines Elektrolyten beschrieben, der quaternäre
Ammoniumsalze oder aliphatische Amine und ein wasserlösliches hitzehärtbares Harz
enthält und der zur anodischen Oxidation von Aluminium für schützende und schmückende
Zwecke und zur Verhinderung von Korrosion eingesetzt wird.
[0017] Die Vorteile, die anodisch oxidiertes Aluminium als Trägermaterial für Flachdruckplatten
bietet, sind schon seit langem bekannt, und es wurden in der Vergangenheit zahlreiche
Verfahren vorgeschlagen., bei denen als Elektrolyte Schwefel- und Phosphorsäure eingesetzt
werden. Die Säuren werden dabei entweder allein oder im Gemisch oder nacheinander
eingesetzt. Vor der anodischen Oxidation wird der Träger gegebenenfalls noch mechanisch,
elektrochemisch oder chemisch aufgerauht. Um die Haftung der lichtempfindlichen Schicht
und die Hydrophilie der Nichtbildstellen zu erhöhen, hat es sich als zweckmäßig erwiesen,
vor dem Auftragen der lichtempfindlichen Schicht eine entsprechende Unterschicht anzubringen.
In der US-A 3 181 461 wird dafür die Behandlung mit einer wäßrig-alkalischen Silikatlösung
nach der Anodisierung durchgeführt.
[0018] Aus der US-A 2 594 289 geht hervor, daß poröse anodisch erzeugte Schichten für den
Flachdruck geeignet sind, während unporöse anodisch erzeugte Schichten ungeeignet
sind, da die poröse Schicht den Nichtbildstellen auf der Platte eine Oberfläche mit
verbesserter Wasserführung verleiht und die Haftfestigkeit des die Bildstellen bildenden
Materials auf der Plattenoberfläche dadurch erhöht, daß es in die Poren eindringen
kann.
[0019] In der US-A 3 511 661 werden Aluminiumfolien für den Flachdruck beschrieben, die
in wäßriger Phosphorsäure anodisiert wurden, wobei die Oxidschichten eine Struktur
mit porenartigen öffnungen, der Aluminiumoxidzellen aufweist, deren durchschnittlicher
Durchmesser etwa 200 bis 700 A beträgt, und auf deren Oberfläche sich eine Schicht
aus etwa 10 bis 200 mg/m
2 Aluminiumphosphat befindet.
[0020] In der US-A 3 658 662 wird eine elektrochemische Silikatisierung einer gereinigten,
geätzten Aluminiumplatte zur Verbesserung der Hydrophilie beschrieben.
[0021] Nach der US-A 3 902 976 wird eine auf herkömmliche Weise anodisch oxidierte Aluminiumfolie
in einer wäßrigen Lösung von Natriumsilikat elektrolytisch nachbehandelt, um eine
hydrophile, abrieb- und korrosionsbeständige Schicht und somit einen für den Flachdruck
geeigneten vorsensibilisierten Träger zu erhalten.
[0022] Gemäß der US-A 4 022 670 wird die anodische Oxidation von Aluminiumfolien in einer
wäßrigen Lösung eines Gemisches aus einer polybasischen Mineralsäure, z.B. Schwefelsäure,
und einem größeren Anteil einer polybasischen aromatischen Sulfonsäure, z.B. Sulfophthalsäure,
durchgeführt, wodurch eine poröse anodisch erzeugte Oxidschicht entsteht, die direkt
mit einer lichtempfindlichen Beschichtung versehen werden kann.
[0023] In der US-A 4 090 880 wird ein zweistufiges Verfahren beschrieben, bei dem zunächst
eine gereinigte Aluminiumfolie mit einer Zwischenschicht, z.B. aus Alkasilikat, Fluoriden
von Metallen der Gruppe IV-B, Polyacrylsäure oder Alkalizirkoniumfluorid, versehen
und danach auf herkömmliche Weise in wäßriger Schwefelsäure anodisch oxidiert wird.
Die so vorbehandelte Platte soll nach dem Beschichten mit lichtempfindlichen Diazoverbindungen
eine erhöhte Lagerfähigkeit besitzen.
[0024] Nach der US-A 4 153 461 folgt auf eine herkömmliche anodische Oxidation, die bis
zu einer Oxidschichtdicke von mindestens 0,2 pm durchgeführt wird, eine Nachbehandlung
mit wäßriger Polyvinylphosphonsäure, bei Temperaturen zwischen 40 und 95 °C. Durch
die Behandlung werden die Haftung einer anschließend aufgetragenen Beschichtung, die
Lagerfähigkeit der Platte und die Hydrophilie der Nichtbildbereiche nach dem Belichten
und Entwickeln und die Druckauflage verbessert.
[0025] In den US-A 4 383 897, 4 399 021, 4 448 647 und 4 452 674 werden ähnliche Elektrolyseverfahren
beschrieben.
[0026] Mit Platten der vorstehend beschriebenen Art werden beachtliche kommerzielle Erfolge
erzielt, insbesondere, wenn eine Diazoverbindung für die lichtempfindliche Schicht
verwendet wird. Dennoch erscheinen einige Verbesserungen wünschenswert.
[0027] Es ist deshalb Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Elektrolyten und ein Verfahren
zur Herstellung von Metallplatten zu schaffen, durch das an den Platten gelegentlich
auftretende Fehlstellen in der Beschichtung und gelegentliche unvorhersehbare, überschnelle
Abnutzung in der Druckmaschine ausgeschlossen werden und eine schnelleres, zuverlässigeres
Freilaufverhalten in der Druckmaschine erreicht werden kann. Angestrebt wird durch
das Verfahren auch eine noch höhere Druckauflage, wobei das Verfahren wirtschaftlicher
ist als die herkömmliche anodische Oxidation, an die sich ein zweiter Arbeitsgang
zum Versiegeln und Nachbehandeln der Oxidschicht anschließt, bevor die lichtempfindliche
Beschichtung aufgetragen werden kann.
[0028] In den Fällen, wo die anodische Oxidation aus schützenden und dekorativen Gründen
erfolgt, sind bessere Korrosionsbeständigkeit und größere Wirtschaftlichkeit im Vergleich
zu bekannten Verfahren erwünscht.
[0029] Gelöst wird die vorstehend genannte Aufgabe durch einen Elektrolyten zur Anodisierung
von Metallplatten mittels Gleichstrom, der wenigstens eine wasserlösliche organische
Säure enthält, die befähigt ist, einen unlöslichen Organo-Metalloxid-Komplex zu bilden,
dessen kennzeichnendes Merkmal darin besteht, daß der Elektrolyt eine mit diesem verträgliche
Base enthält und einen pH-Wert von 3 bis 10 aufweist sowie ein elektrochemisches Verfahren
mit dessen Hilfe ein festhaftender, unlöslicher Komplex aus Metalloxid und organischer
Komponente auf eine Metalloberfläche aufgebracht wird, wobei das Metall als Anode
dient und als Elektrolyt ein wasserlösliches Gemisch auf der Basis polybasischer organischer
Säure verwendet wird, dessen kennzeichnendes Merkmal darin besteht, daß man eine kompatible
Base in einer Menge zusetzt, die ausreicht, um den pH-Wert des Elektrolyten im Bereich
zwischen etwa 3 und 10 einzustellen.
[0030] Die polybasische Säure kann eine Polyvinylphosphon-, Polycarbon- oder Polysulfonsäure
sein und ist vorteilhafterweise eine polymere Säure. Bevorzugt wird Polyvinylphosphonsäure
(PVPS) als Elektrolyt eingesetzt. Das Verfahren wird mit Gleichstrom betrieben. Der
bei der Elektrolyse entstehende unlösliche Komplex aus Metalloxid und organischer
Komponente besteht aus einer Kombination von anodisch erzeugtem Oxid und Polysäure,
die auf dem Metall eine Schutzschicht mit verbesserter Korrosionsbeständigkeit bildet.
Der Komplex aus Metalloxid und organischer Komponente ist gut geeignet zur Verankerung
lichtempfindlicher Schichten. Erfindungsgemäß hergestellte Druckplattenträgermaterialien
ergeben eine längere Lagerfähigkeit, bessere Druckeigenschaften und eine höhere Druckauflage
als mit herkömmlichen Verfahren hergestellte Träger.
[0031] Das erfindungsgemäße Herstellungsverfahren umfaßt auch das Reinigen eines Metallgegenstandes
und daran anschließend die anodische Oxidation des Metallgegenstandes mittels Gleichstrom
in einer wäßrigen organischen Lösung, in der eine wasserlösliche organische Säure
oder ein Gemisch aus zwei oder mehr organischen Säuren, wobei die Säure im Falle von
Carbonsäuren jeweils mindestens dreibasisch sein sollten, und eine Base gelöst sind,
wobei die Menge an Base so gewählt wird, daß der pH-Wert der Lösung zwischen 3 und
10 liegt. Die Elektrolyse erfolgt unter solchen Bedingungen, daß ein unlöslicher Komplex
aus Metalloxid und organischer Komponente entsteht, in dem die organische.Säure enthalten
ist und der fest an der Oberfläche des Metallgegenstandes haftet. Eine Untersuchung
der Oberfläche des erfindungsgemäß hergestellten Produktes zeigt, daß sie im wesentlichen
unporös ist.
[0032] Die Metallträger werden vor der erfindungsgemäßen elektrochemischen Behandlung gereinigt.
Dies kann mit Hilfe einer Vielzahl verschiedener Lösemittel oder wäßrigalkalischer
Lösungen erfolgen, deren Wahl von der Art des jeweils verwendeten Metalls und dem
Zweck, dem der Träger dienen soll, abhängt.
[0033] Typische alkalische Entfettungsmittel sind zum Beispiel heiße wäßrige Lösungen, die
Alkalien wie Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, Trinatriumphosphat, Natriumsilkat, wäßrige,
alkalisch reagierende Produkte und Netzmittel, enthalten. Solch ein Gemisch ist z.B.
(
R)Ridolene 57 (Hersteller Amchem Products, Pennsylvania). Entfettungsbehandlungen mit
Lösemitteln wie Trichlorethylen, 1,1,1-Trichlorethan und Perchlorethylen werden seit
einiger Zeit wegen gesundheitlicher und ökologischer Bedenken seltener durchgeführt.
Das Entfetten mit Lösemitteln erfolgt durch Tauchen, Sprühen oder Dampfbehandlung.
[0034] Geeignete Metalle, die erfindungsgemäß behandelt werden können, sind Stahl, Magnesium
und vorzugsweise Aluminium und Aluminiumlegierungen. Als Träger für Flachdruckplatten
eignen sich z.B. die Aluminiumlegierungen 1100, 1050, 3003 und A-19, die unter anderem
von den Firmen Alcoa und Consolidated Aluminium Company angeboten werden.
[0035] Typische Aluminiumlegierungen für Flachdruckplatten enthalten die folgenden Bestandteile
(in Gew.-%):

[0036] Vermutlich hat auch die jeweilige chemische Zusammensetzung der verwendeten Legierung
einen gewissen Einfluß auf die Effektivität der elektrolytischen Abscheidung organischer
Elektrolyten. Weitere, normalerweise nicht analysierte Legierungsbestandteile können
ebenfalls einen Einfluß ausüben.
[0037] Die Oberfläche des zu behandelnden Metalls kann glatt oder aufgerauht sein. Das Aufrauhen
geschieht mit Hilfe bekannter Methoden, wie z.B. chemisches Aufrauhen in alkalischen
oder sauren Ätzlösungen, trockenes Bürsten, Naßbürsten mit Schleifmittelsuspensionen,
Aufrauhen mit Schleifkugeln und elektrochemisches Aufrauhen. Jedes dieser Verfahren
führt zu einer unterschiedlichen Aufrauhung und Oberflächentopographie.
[0038] Mit dem erfindungsgemäßen Elektrolyten und dem Verfahren werden die besten Ergebnisse
erreicht, wenn man die gereinigte Oberfläche sofort, das heißt, bevor sich eine Luftoxidschicht
bilden kann, elektrolytisch behandelt. Vor dem Eintauchen der gereinigten, entfetteten
und gegebenenfalls aufgerauhten Platte in die organische Elektrolytlösung zur elektrolytischen
Abscheidung, sollte die Platte zum Entfernen von Luftoxid geätzt werden. Das Ätzen
erfolgt auf bekannte Weise, z.B. in einem der beschriebenen sauren oder alkalischen
Medien oder Elektrolyten. Zum Entfernen von Luftoxid kann die Platte auch mit einem
Ätzmittel, wie z.B. einer Lösung aus Phosphor- und Chromsäure, behandelt werden. Bevorzugt
ist die Metalloberfläche sofort nach dem Reinigen und dem gegebenenfalls durchgeführten
Aufrauhen mit Wasser abzuspülen und im noch nassen Zustand der erfindungsgemäßen elektrolytischen
Behandlung zu unterziehen, obwohl auch zufriedenstellende Ergebnise erreicht werden,
wenn nicht ganz so vorsichtig verfahren wird.
[0039] An die Reinigung und eventuelle Aufrauhung schließt sich gegebenenfalls eine herkömmliche
anodische Oxidation des Metalls an, bevor das erfindungsgemäße elektrolytische Abscheidungsverfahren
durchgeführt wird.
[0040] Zu den organischen Elektrolyten, die erfindungsgemäß für die Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit
geeignet sind, zählen wäßrige Lösungen von Sulfon-, Phosphor- und Carbonsäuren, die
mindestens dreibasisch sind und monomer oder polymer sein können, sowie deren Mischungen.
Als Beispiele für Elektrolyten seien im einzelnen genannt:
Nitrilotriessigsäure, 1,2,4,5-Benzoltetracarbonsäure, das Kondensationsprodukt aus
Benzolphosphonsäure und Formaldehyd (Polybenzolphosphonsäure), ein Copolymer verschiedener
Molekulargewichte aus Methylvinylether und Maleinsäureanhydrid, ein Copolymer aus
Methylvinylether und Maleinsäure, Polyvinylsulfonsäure, Polystyrolsulfonsäure, Phytinsäure,
Alginsäure, Poly-n-butylbenzolsulfonsäure, Polydiisopropylbenzolsulfonsäure, Polyvinylphosphonsäure,
Dodecylpolyoxyethylenphosphorsäure, Tridecylbenzolsulfonsäure, Dinonylnaphthalindisulfonsäure,
2,2-Dinitro-4,4-stilbendisulfonsäure, Diisopropylpolynaphthalindisulfonsäure, 2-Ethylhexylpolyphosphorsäure,
Dodecylnaphtalindisulfonsäure, Di-n-butylnaphthalindisulfonsäure, Polydecylbenzolsulfonsäure,
Polyacrylsäure, Polymethacrylsäure, Diethylendiaminpentaessigsäure, Polynaphthalinsulfonsäure,
Ethylendiamintetraessigsäure, Hydroxyethylethylendiamintriessigsäure sowie Gemische
aus den genannten Verbindungen, die alle wasserlöslich sind.
[0041] Für den Flachdruck werden ein hohes Maß an Hydrophilie und gute Haftung des Bildes
verlangt. Bevorzugte Elektrolyten sind daher das Kondensationsprodukt aus Benzolphosphonsäure
und Formaldehyd, niedermolekulare Copolymere aus Methylvinylether und Maleinsäureanhydrid,
Copolymere aus Methylvinylether und Maleinsäure, Polyvinylsulfonsäure, Phytinsäure,
Polyvinylphosphonsäure, Dodecylpolyoxyethylenphosphorsäure, Diisopropylpolynaphthalinsulfonsäure,
2-Ethylhexylpolyphosphorsäure, Ethylendiamintetraessigsäure, Hydroxyethylethylendiamintriessigsäure
oder Mischungen aus mehreren dieser Verbindungen enthalten.
[0042] Vor allem im Flachdruck werden das,Kondensationsprodukt aus Benzolphosphonsäure und
Formaldehyd, Phytinsäure, Polyvinylphosphonsäure, 2-Ethylhexylpolyphosphorsäure und
Gemische aus diesen Verbindungen ganz besonders bevorzugt eingesetzt.
[0043] Ein sehr gut geeignetes Elektrolytgemisch ist beispielsweise ein Gemisch aus Phytinsäure
und Polyvinylphosphon
- säure.
[0044] Die Eigenschaften des beschichteten Metalls hängen wesentlich von der Konzentration
des Elektrolyten und den Elektrolysebedingungen, wie Spannung, Stromdichte, Zeit oder
Temperatur, ab.
[0045] Der Fachmann wird diese Verfahrensparameter in jedem Einzelfall so kombinieren, daß
die gewünschte Oberflächenbe
- schaffenheit erhalten wird.
[0046] In der erfindungsgemäßen Elektrolytlösung ist eine kompatible Base in einer solchen
Menge enthalten, daß die Lösung einen pH-Wert im Bereich von 3 bis 10 aufweist. Insbesondere
liegt der pH-Wert zwischen 4 und 8, ganz besonders bevorzugt liegt er zwischen 6 und
7. Bei extrem hohen oder niedrigen pH-Werten kommt es zu einer unerwünschten Auflösung
der anodischen Oxidschicht. Es wurde festgestellt, daß die Haftung zwischen dem metallenen
Werkstück und der Säurekomponente umso besser ist, je näher der pH-Wert an der Neutralitätsgrenze
liegt. Außerdem braucht dann das Werkstück im Anschluß an die anodische Oxidation
nicht abgespült zu werden. Durch die Förderung der metallischen Bindung wird auch
die Verankerung der Säurekomponente in der anodischen Oxidschicht verbessert. Dies
zeigt sich in einer höheren Druckauflage einer aus einem erfindungsgemäß behandelten
Träger hergestellten Druckplatte. Erfindungsgemäß geeignete Basen sind zum Beispiel
Hydroxide, wie Natrium-, Lithium-, Kalium- und Ammoniumhydroxid. Es ist möglich, daß
sich in dem angegebenen pH-Bereich aufgrund der abnehmenden Aluminiumoxidlöslichkeit
eine härtere anodische Oxidschicht bildet.
[0047] Die Haftung einer elektrolytisch abgeschiedenen Schicht ist viel besser als bei einem
herkömmlichen thermischen Tauchverfahren, das nach der anodischen Oxidation angewandt
wird. Durch eine 1,0 N NaOH-Lösung wird der größte Teil einer solchen thermisch angelagerten
Schicht entfernt, während eine elektrolytisch abgeschiedene Schicht praktisch unversehrt
bleibt; dies bedeutet, daß letztere in Reagentien der gleichen oder geringerer Aggressivität
unlöslich ist.
[0048] Platten, die für den Flachdruck bestimmt sind, werden unmittelbar nach der elektrolytischen
Abscheidung des Komplexes aus Metalloxid und organischer Komponente, das heißt, noch
vor dem Auftragen der lichtempfindlichen Schicht, einem Test unterworfen. Die Platten
werden naß oder trocken gefärbt, wobei der zweite Test strenger ist. Nach der Anfärbung
wird die Platte unter fließendem Wasser abgespült oder mit Wasser besprüht und leicht
abgerieben. Die Leichtigkeit und Vollständigkeit, mit der sich die Farbe entfernen
läßt, ist ein Maß für die Hydrophilie der Plattenoberfläche.
[0049] Von erfindungsgemäß hergestellten Druckplatten, die trokken eingefärbt und bei 100
°C getrocknet wurden, läuft die Druckfarbe beim Spülen mit Wasser vollständig ab.
Im Gegensatz dazu kommt es bei Druckplatten, die nicht oder auf herkömmliche Weise
anodisiert und einer thermischen Tauchbehandlung in einer wäßrigen Polyvinylphosphonsäurelösung
unterworfen wurden, zu einer irreversiblen Schleierbildung, auch wenn bei der Wärmebehandlung
mildere Versuchsbedingungen angewendet werden.
[0050] In den Färbeversuchen werden Platten mit und ohne lichtempfindliche Beschichtung
über verschiedene Zeitspannen und bei verschiedenen Temperaturen einer Alterungsbehandlung
unterworfen. Anschließend wird untersucht, inwieweit sie ihre hydrophilen Eigenschaften
beibehalten haben. Mit verschiedenen Diazoverbindungen beschichtete Platten werden
nach der Behandlung im Hinblick auf Stufenkeilbeständigkeit, Bildauflösung, Beibehaltung
der Hydrophilie an den Bildhintergrundstellen und leichte Entwickelbarkeit untersucht.
Geeignete lichtempfindliche Materialien werden nachstehend beschrieben.
[0051] Schließlich werden die erfindungsgemäßen Druckplatten nebst Vergleichsmustern in
einer Druckmaschine eingesetzt. Es werden die Unterschiede in Oberflächenabrieb, der
Rasterpunktauflösung des Stufenkeilverlaufs, der Geschwindigkeit und Reinheit des
Freilaufens und die Höhe der Druckauflage beurteilt.
[0052] Im allgemeinen sind erfindungsgemäß elektrolytisch behandelte Platten, wobei Konzentration,
Zeitdauer, Temperatur, Spannung und Stromdichte in weiten Grenzen variiert werden
können, herkömmlichen Platten stets überlegen. Dabei spielt offenbar das Verhältnis
der Variablen untereinander keine entscheidende Rolle. Einige Variablen haben sich
erfindungsgemäß jedoch als wichtiger erwiesen als andere, und bestimmte Parameter
dieser Variablen sind wiederum entscheidender für die Erzielung optimaler Ergebnisse
als andere. Darauf wird später noch näher eingegangen.
[0053] Nachstehend folgt eine Beschreibung der Vorgänge, die während eines typischen elektrolytischen
Abscheidungsversuchs ablaufen:
Als Elektrolyt dient beispielsweise 1,5 %ige Polyvinylphosphonsäure, die mit Natriumhydroxid
auf einen pH-Wert von 6 eingestellt wurde, bei einer Temperatur von 23 °C und einem
Gleichstrom von 60 Volt, wobei eine gereinigte und geätzte Aluminiumplatte des Typs
1050 als Anode und ein Kohlestab als Gegenelektrode dient.
[0054] Der Komplex aus Aluminiumoxid und organischer Verbindung, aus dem die Oberflächenschicht
besteht, bildet sich zunächst sehr rasch. Nach einer Sekunde beträgt die Schichtdicke
bereits mehr als 0,12 pm. Nach drei Sekunden beträgt sie bis zu 0,17_pm und nach fünf
Sekunden hört die Zunahme der Schichtdicke bei 0,20 pm langsam auf. Auch nach 120
Sekunden ist keine weitere nennenswerte Zunahme mehr zu verzeichnen.
[0055] Während der gesamten Zeitdauer der elektrolytischen Abscheidung wird die Spannung
praktisch konstant gehalten.
[0056] Die Amperezahl ist keine selbständige Variable, sondern hängt von den anderen Verfahrensbedingungen,
insbesondere der Spannung und Elektrolytkonzentration, ab. Die Amperezahl beginnt
bereits sehr kurze Zeit nach Beginn der Elektrolyse abzusinken.
[0057] Es ergibt sich der Eindruck eines sich selbst begrenzenden Prozesses, in dem sich
eine elektrolytisch abgeschiedene Sperrschicht aus einem Komplex aus Metalloxid und
organischer Verbindung bildet, durch die der weitere Stromfluß gedrosselt wird. Die
Drosselung ist jedoch nicht so stark wie bei der Anodisierung mit Q Borsäure, wo die
maximale Schichtdicke 13 bis 16 A/V beträgt. Dies wurde mit Hilfe gebräuchlicher Oberflächenuntersuchungsverfahren
(z.B. Auger-Analyse), gekoppelt mit Ionensputtern, herausgefunden.
[0058] Aufgrund von Versuchen bei unterschiedlicher Spannung und Zeitdauer wird davon ausgegangen,
daß die auf der Plattenoberfläche vorhandene Schicht aus dem Komplex von Metalloxid
und organischer Verbindung als Kondensator wirkt. Solange die dielektrische Durchschlagsfestigkeit
während der Elektrolyse nicht überschritten wird, erfolgt mit fortschreitender Dauer
keine weitere Gewichtszunahme und die Schicht bleibt durchgehend erhalten. Wird die
dielektrische Durchschlagsfestigkeit überschritten, kommt es zu einer Perforation
der Schicht und zu dem Verlust ihrer Unversehrtheit. Man geht zwar davon aus, daß
diese Annahme den Sachverhalt zutreffend beschreibt, doch beruht sie lediglich auf
reinen Spekulationen und stellt keineswegs die Grundlage für die vorliegende Erfindung
dar. Der erwähnte Zusammenbruch hängt in erster Linie von der Spannung ab, wobei es
ab einem Potential von 70 V rasch zum Zusammenbruch kommt. Doch wird ein gewisser
Zusammenbruch auch bereits bei 30 V registriert, wenn die Zeit auf über 250 Sekunden
ausgedehnt wird.
[0059] Die Grenzen der Bedingungen für den Zusammenbruch hängen also von den jeweiligen
Variablen des Verfahrens ab. Innerhalb dieser Grenzen, die mittels beschriebener Methoden
bestimmt werden, liegen die optimalen Bedingungen für die Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens und die Herstellung entsprechender Produkte. Darüber hinaus werden jedoch
in einem weitaus größeren Bereich relativ unwesentlicher Bedingungen Produkte erhalten,
die gegenüber dem Stand der Technik immer noch entscheidende Vorteile aufweisen.
[0060] Die Konzentration des eingesetzten Elektrolyten liegt zwischen etwa 0,01 % und der
Sättigungsgrenze und ist von seiner chemischer Zusammensetzung im wesentlichen unabhängig.
Lösungen einer Konzentration von über 30 % werden im allgemeinen nicht eingesetzt,
während bei Konzentrationen nahe der Untergrenze die Leitfähigkeit der Lösung sehr
gering ist; im Fall von 0,001%iger Polyvinylphosphonsäure liegt sie z.B. bei 61 000
a. Dennoch entsteht auch bei einer Konzentration von 0,05 % eine Schicht aus einem
Komplex von Metalloxid und organischer Komponente, dank derer Produkte erhalten werden,
die sich im Vergleich mit bekannten Produkten, wie z.B. Aluminiumplatten, die auf
herkömmliche Art anodisch oxidiert und anschließend unter Wärmeeinwirkung mit einer
Polyvinylphosphonsäurelösung versiegelt wurden, durch bessere Korrosionsbeständigkeit,
Beständigkeit, Hydrophilie und Druckeigenschaften auszeichnen.
[0061] Die Stromleitfähigkeit des Elktrolyten wächst mit zunehmender Konzentration rasch,
was zu kürzeren Behandlungszeiten und geringerem Spannungsbedarf führt.
[0062] Produkte, die bei einer Konzentration zwischen 1 % und 5 % erhalten wurden, weisen
hinsichtlich ihrer Eigenschaften nur geringfügige Unterschiede auf, doch werden charakteristische
Eigenschaften auch noch bei einer Konzentration von 30 % erhalten, trotz der hohen
Viskosität, die der Elektrolyt dann hat. Bei gleichbleibender Spannung nimmt der Umfang
der Schichtbildung ab, wenn die Konzentration steigt. Unter Berücksichtigung der erhaltenen
Eigenschaften, der Leichtigkeit der Verarbeitung, der erreichten Schichtdicke und
der Kosten für den Elektrolyten liegt der bevorzugte Konzentrationsbereich zwischen
etwa 0,8 % und 5 %.
[0063] Zwischen dem Flächengewicht der Schicht aus unlöslichem Komplex von Metalloxid und
organischer Komponente und der verwendeten Gleichstromspannung besteht ein annähernd
linearer Zusammenhang. Sobald die Spannung mehr als 5 Volt beträgt, verleiht die elektrolytisch
abgeschiedene Schicht dem Material eine Korrosionsbeständigkeit und Druckeigenschaften,
die herkömmlichen Materialien überlegen sind.
[0064] Wenn die Spannung über 70 V (Gleichstrom) steigt, wird die Geschlossenheit der Schicht
zerstört und die Schicht wird stellenweise "perforiert", was vermutlich darauf zurückzuführen
ist, daß die dielektrische Durchschlagsfestigkeit überschritten wird. Die beste Korrosionsbeständigkeit
wird demzufolge bei Spannungen unterhalb 70 V erzielt.
[0065] Für das Verfahren ist Gleichstrom erforderlich, er kann aber auch durch Wechselstrom
überlagert sein. Auch gepulster Gleichstrom kann eingesetzt werden. Rechteckwellen
von gepulsten Anodisierungsstromquellen sind besonders geeignet.
[0066] Bei konstanter Spannung ist die Amperezahl bei Beginn der elektrischen Abscheidung
am größten, und sie nimmt im Lauf der Zeit mit wachsender Stärke der Schicht aus dem
Komplex von Metalloxid und organischer Verbindung auf dem metallischem Träger ab und
senkt so die Stromleitfähigkeit. Innerhalb 30 Sekunden sinkt sie auf ein Niveau, bei
dem der weitere Stromverbrauch minimal ist. Dies trägt wesentlich zur Wirtschaftlichkeit
des Verfahrens bei, da bereits zu diesem Zeitpunkt die erwünschte nützliche Schicht
abgeschieden wurde.
[0067] Bei Verwendung einer 1,5%-igen Lösung aus Polyvinylphosphonsäure, deren pH-Wert mit
Natriumhydroxid auf 6 eingestellt worden war, stieg die Amperezahl zunächst auf etwa
10 A/dm
2 und fiel nach 5 Sekunden auf etwa 0,1 A/dm
2 ab. Dieser Abfall auf sehr geringe Stromwerte ist kennzeichnend für Verfahren, bei
denen die erfindungsgemäßen organischen Elektrolyten eingesetzt werden. Im Gegensatz
dazu geht der Stromabfall bei herkömmlichen Anodisierungsverfahren mit starken Elektrolyten
nur langsam vonstatten und pendelt sich bei etwa 10 bis 15 Ampere ein.
[0068] Die Amperezahl ist also eine abhängige Variable, deren Größe von den unabhängigen
Variablen Elektrolytzusammensetzung, Konzentration und Spannung bestimmt wird. Stromdichten
zwischen etwa 1 und 5 A/dm
2 sind kennzeichnend für günstige Verfahrensbedingungen und werden daher bevorzugt.
[0069] Das Verfahren kann bei Temperaturen von etwa -2 °C (nahe dem Gefrierpunkt des Elektrolyten)
bis etwa 60 °C durchgeführt werden. Gemessen an den Kriterien Oberflächenhärte, Bildhaftung,
Hydrophilie und Beständigkeit werden die besten Ergebnisse bei 10 °C erhalten, wobei
jedoch der Leistungsabfall bei Temperaturen zwischen 10 °C und Raumtemperatur, bis
hinauf zu 40 °C, nur sehr gering ist. Für eine Durchführung des Verfahrens bei sehr
niedrigen Temperaturen wären aufwendige Kühlvorrichtungen notwendig. Aus Gründen der
Wirtschaftlichkeit und wegen der nur geringen Leistungsabnahme liegt daher der bevorzugte
Temperaturbereich bei etwa 10 bis 35 °C, insbesondere bei etwa 20 bis 25 °C.
[0070] Mehr als 60 % der Schicht aus dem Komplex von Metalloxid und organischer Komponente
werden in den ersten 5 Sekunden des Elektroyseverfahrens gebildet. Eine Behandlungsdauer
von mehr als 5 Minuten ist für Flachdruckzwecke nicht nötig, da kein weiterer Schichtaufbau
stattfindet; sie schadet aber auch nicht, solange die Spannung niedrig gehalten wird.
Bevorzugt beträgt die Behandlungszeit etwa 0,16 bis 1 Minute.
[0071] Verfahrenstechnisch stellen die kurze Zeitdauer, die niedrige Temperatur (Raumtemperatur,
so daß kaum zusätzliche Heiz- oder Kühlvorrichtungen nötig sind) und der geringe Stromverbrauch
günstige wirtschaftliche Faktoren dar im Vergleich zu herkömmlichen Anodisierungsverfahren,
die im Regelfall noch eine zusätzliche Wärmebehandlung des Trägermaterials einschließen.
[0072] Als lichtempfindliche Gemische, die zur Herstellung von Druckformen auf die erfindungsgemäßen
Schichten aus dem Komplex von Metalloxid und organischer Komponente aufgetragen werden
können, eignen sich beispielsweise Iminochinondiazide, o-Chinondiazide und Kondensationsprodukte
aromatischer Diazoniumverbindungen in Verbindung mit geeigneten Bindemitteln. Solche
Verbindungen sind z.B. in den US-A 3 175 906, 3 046 118, 2 063 631, 2 667 415 und
3 867 147 beschrieben. Die in der letztgenannten Schrift beschriebenen Gemische werden
im allgemeinen bevorzugt. Des weiteren können Photopolymersysteme auf der Basis ethylenisch
ungesättigter Monomere mit Photoiniatoren, in denen Matrixpolymerbinder enthalten
sein können, eingesetzt werden. Photodimerisationssysteme, wie z.B. Polyvinylcinnamate
und Systeme auf der Basis von Diallylphtalatpräpolymeren, sind ebenfalls geeignet.
Solche Systeme sind in den US-A 3 497 356, 3 615 435, 3 926 643, 2 670 286, 3 376
138 und 3 376 139 beschrieben.
[0073] Die angeführten Beispiele für erfindungsgemäß geeignete lichtempfindliche Systeme
betreffen gebräuchliche Gemisehe. Zwar sind grundsätzlich alle angegebenen Gemische
geeignet, doch werden die Diazoverbindungen im allgemeinen bevorzugt, da sie in der
Regel am besten auf dem Komplex aus Metalloxid und organischer Komponente haften und
beim Drucken eine höhere Bildauflösung ergeben.
[0074] Die Erfindung wird anhand des folgenden Beispiels näher erläutert, wobei jedoch keine
Einschränkung auf das Beispiel besteht.
Beispiel
[0075] Zwei Platten einer für Druckzwecke geeigneten, in einer Schleifmittelsuspension aufgerauhten
Aluminiumlegierung des Typs 3003 werden 30 Sekunden in einer 1 N Natriumhydroxidlösung
behandelt und bei Raumtemperatur mit destilliertem Wasser gespült.
[0076] Jedes der beiden Plattenstücke wurde in einer der im folgenden beschriebenen Elektrolytlösungen
anodisiert:
1. Wäßrige Polyvinylphosphorsäurelösung von 1 Gew.-% mit einem pH-Wert von 2;
2. Wäßrige Polyvinylphosphorsäurelösung von 1 Gew.-%, deren pH-Wert mit konzentriertem
Ammoniumhydroxid (29 %) auf etwa 6,5 eingestellt wurde.
[0077] Die Anodisierung erfolgt während 60 Sekunden mit Blei als Gegenelektrode bei einer
Spannung von 30 V und maximal 5 A/d
m2.
[0078] Die so behandelten Plattenstücke werden mit dem folgenden Gemisch, das in einem geeigneten
Lösemittel gelöst ist, schleuderbeschichtet:

[0079] Das Trockenschichtgewicht beträgt etwa 750 mg/m
2. Die erhaltenen Druckplatten werden mit einer Belichtungsvorrichtung (Berkey Ascor)
durch eine geeignete Vorlage so belichtet, daß man auf einem Staufferkeil eine voll
gedeckte Stufe 7 erhält. Die Platten werden mit einem Entwickler (Enco Negative Subtractive
Developer) entwickelt und anschließend konserviert (Enco Subtractive Finisher). Beide
Platten werden unter harten Versuchsbedingungen (überstarker Druck auf die Platten
und Druckfarbe mit starken Abriebeigenschaften) in einer Druckmaschine (Miehle) eingesetzt.
Beim Drucken herrschen folgende Bedingungen: unbeschichtetes Papier, Feuchtwaser mit
einem pH-Wert von 4,35, relative Feuchtigkeit 53 %, nichtalkoholisches Feuchtwerk.
[0080] Gemessen an den Dichteveränderungen des gedruckten Stauffer-Belichtungsindikators
war die Abnutzung der Platte (2) um 46 % geringer als die der Platte (1). Bei einer
Wiederholung des Versuchs ergab sich eine Verringerung der Abnutzung um 38 %. Aus
den beiden Versuchen ergibt sich also eine durchschnittliche Verbesserung der Druckleistung
von Platte (2) um 42 % gegenüber der Leistung von Platte (1).
[0081] Daraus kann geschlossen werden, daß Platten, die bei einem höheren pH-Wert anodisch
oxidiert werden, eine höhere Druckleistung erbringen als gleiche Platten, die lediglich
bei einem geringeren pH-Wert anodisch oxidiert werden.
1. Elektrolyt zur Anodisierung von Metallplatten mittels Gleichstrom, der wenigstens
eine wasserlösliche organische Säure enthält, die befähigt ist, einen unlöslichen
Organo-Metalloxid-Komplex zu bilden, dadurch gekennzeichnet, daß der Elektrolyt eine
mit diesem verträgliche Base enthält und einen pH-Wert von 3 bis 10 aufweist.
2. Elektrolyt nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß er als Säure eine Säure
aus der Gruppe Phosphon-, Phosphor-, Sulfon- oder eine wenigstens dreibasische Carbonsäure
oder Mischungen davon enthält.
3. Elektrolyt nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß er als
Säure Nitrilotriessigsäure, 1,2,4,5-Benzoltetracarbonsäure, ein Kondensationsprodukt
aus Benzolphosphonsäure und Formaldehyd (Polybenzolphosphonsäure), ein Copolymer aus
Methylvinylether und Maleinsäureanhydrid, ein Copolymer aus Methylvinylether und Maleinsäure,
Polyvinylsulfonsäure, Polystyrolsulfonsäure, Phytinsäure, Alginsäure, Poly-n-butylbenzolsulfonsäure,
Polydiisopropylbenzolsulfonsäure, Polyvinylphosphonsäure, Dodecylpolyoxyethylenphosphorsäure,
Tridecylbenzolsulfonsäure, Dinonylnaphthalindisulfonsäure, 2,2-Dinitro-4,4-stilbendisulfonsäure,
Diisopropylpolynaphthalindisulfonsäure, 2-Ethylhexylpolyphosphorsäure, Dodecylnaphtalindisulfonsäure,
Di-n-butylnaphthalindisulfonsäure, Polydecylbenzolsulfonsäure, Polyacrylsäure, Polymethacrylsäure,
Diethylendiaminpentaessigsäure, Polynaphthalinsulfonsäure, Ethylendiamintetraessigsäure,
Hydroxyethylethylendiamintriessigsäure oder Gemische davon enthält.
4. Elektrolyt nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß er als
Base Alkali-und/oder Ammoniumhydroxid enthält.
5. Elektrolyt nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß er einen
pH-Wert von 4 bis 8 aufweist.
6. Elektrolyt nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß er einen pH-Wert von 6
bis 7 aufweist.
7. Verfahren zur Anodisierung von Metallplatten, wobei man die Platten reinigt und
anschließend einer elektrolytischen Behandlung mittels Gleichstrom in einem Elektrolyten,
der wenigstens eine wasserlösliche organische Säure enthält, die befähigt ist, einen
unlöslichen Organo-Metalloxid-Komplex zu bilden, unterwirft, dadurch gekennzeichnet,
daß man dem Elektrolyten eine mit diesem verträgliche Base zusetzt und den pH-Wert
auf 3 bis 10 einstellt.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß man die Base in einer solchen
Menge zusetzt, daß der pH-Wert auf 4 bis 8 eingestellt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der pH-Wert auf 6 bis 7
eingestellt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß man als
Säure eine Säure aus der Gruppe Phosphon-, Phosphor-, Sulfon- oder eine wenigstens
dreibasische Carbonsäure oder Mischungen davon zusetzt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß man als
Säure Nitrilotriessigsäure, 1,2,4,5-Benzoltetracarbonsäure, ein Kondensationsprodukt
aus Benzolphosphonsäure und Formaldehyd (Polybenzolphosphonsäure), ein Copolymer aus
Methylvinylether und Maleinsäureanhydrid, ein Copolymer aus Methylvinylether und Maleinsäure,
Polyvinylsulfonsäure, Polystyrolsulfonsäure, Phytinsäure, Alginsäure, Poly-n-butylbenzolsulfonsäure,
Polydiisopropylbenzolsulfonsäure, Polyvinylphosphonsäure, Dodecylpolyoxyethylenphosphorsäure,
Tridecylbenzolsulfonsäure, Dinonylnaphthalindisulfonsäure, 2,2-Dinitro-4,4-stilbendisulfonsäure,
Diisopropylpolynaphthalindisulfonsäure, 2-Ethylhexylpolyphosphorsäure, Dodecylnaphtalindisulfonsäure,
Di-n-butylnaphthalindisulfonsäure, Polydecylbenzolsulfonsäure, Polyacrylsäure, Polymethacrylsäure,
Diethylendiaminpentaessigsäure, Polynaphthalinsulfonsäure, Ethylendiamintetraessigsäure,
Hydroxyethylethylendiamintriessigsäure oder Gemische davon zusetzt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß man als
Base Alkali- und/ oder Ammoniumhydroxid zusetzt.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß man Platten
aus Aluminium oder dessen Legierungen behandelt.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß man mit
einer Säurekonzentration von 0,5 % bis 30,0 %, bei 1 bis 90 V, einer Stromdichte von
1 bis 10 A/dm2, während einer Zeit von 0,08 bis 5 Minuten, bei einer Temperatur von - 2 bis 60 °C
anodisiert.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß mit einer Säurekonzentration
von 0,8 % bis 5 %, bei 5 bis 70 V, einer Stromdichte von 1 bis 5 A/dm2, während einer Zeit von 0,16 bis 1 Minute, bei einer Temperatur von 10 bis 35 °C
anodisiert.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß man nach
der Anodisierung eine lichtempfindliche Schicht aufbringt.
17. Verfahren nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Schicht, ausgewählt
aus der Gruppe o-Chinondiazide, kondensierten aromatischen Diazoniumverbindungen und
Photopolymeren, aufbringt.
18. Verwendung eines Elektrolyten nach den Ansprüchen 1 bis 6 zur Anodisierung von
Metallplatten für lithographische Zwecke.
19. Verwendung eines Elektrolyten nach Anspruch 18 zur Anodisierung von Platten aus
Aluminium oder dessen Legierungen für lithographische Zwecke.