[0001] Die Erfindung betrifft eine Kugelmühle zum kontinuierlichen Zerkleinern und Dispergieren
eines in einer Flüssigkeit mitgeführten festen Mahlgutes, mit einem ringspaltförmigen,
rotationssymmetrischen Mahlraum, welcher zwischen einem Stator und einem mit einem
Antrieb gekoppelten Rotor gebildet wird, beidseits der vertikalen Mittelachse einen
mindestens annähernd V-förmigen Querschnitt aufweist und mit einem Einlauf und einem
Auslauf für das zirkulierende Mahlgut versehen ist, wobei der Mahlraum teilweise mit
Mahlkugeln gefüllt ist, die im Betrieb der Kugelmühle zusammen mit dem Mahlgut unter
dem Einfluss der Rotordrehung kontinuierlich umlaufen.
[0002] Eine Kugelmühle der hier in Betracht kommenden Bauart ist beispielsweise in der DE-OS
28 11 899 beschrieben. Das Mahlgut, beispielsweise eine mehr oder weniger dünnflüssige
Masse, durchströmt den von zwei annähernd "gugelhupfförmigen" Mantelflächen begrenzten
Mahlraum und wird dabei von den mitgeführten Mahlkugeln zerkleinert bzw. dispergiert.
Vor dem Mahlgutauslauf werden die Mahlkugeln vom Mahlgut getrennt und dem Mahlraum
wieder zugeleitet.
[0003] Im Hinblick auf die Erzielung eines optimalen Mahleffektes müssen bei konstanter
Kugelgrösse die einander widersprechenden Forderungen in Einklang gebracht werden,
dass einerseits eine möglichst kurze Umlaufzeit der Mahlkugeln, andererseits ein hoher
Mahlkugeln-Füllgrad vom 75 bis 80 % erreicht werden sollten. Ein derart hoher Füllgrad
führt bei Verwendung der bisher bekannten Kugelmühlen zu unzulässig hohen Umlaufzeiten;
andererseits wäre die Realisierung eines derart optimalen Füllgrades im Hinblick auf
eine optimale Vermahlung wünschenswert.
[0004] Die Praxis zeigt somit, dass einer optimalen Füllgraderhöhung durch die damit verbundene
rapide Abnahme der Umlaufgeschwindigkeit eine deutliche Grenze gesetzt wird. Bei relativ
hohen Füllgraden ergibt sich ferner die Schwierigkeit, dass die Mahlkugeln während
der Stillstandzeiten eine feste Masse bilden, welche ein ausserordentlich - hohes
Anlaufdrehmoment erfordert und in extremen Fällen die Mühle überhaupt blockiert.
[0005] Um diese Nachteile zu beheben und insbesondere ein sicheres Anlaufen der Kugelmühle
bei relativ hohem Füllgrad zu erzielen, wurde bereits vorgeschlagen (DE-OS 30 22 809),
die lichte Weite des Mahlspaltes während des Anfahrvorganges um 0,1 bis 0,5 mm zu
verbreitern, um dadurch die Haftkräfte zwischen den den Mahlraum begrenzenden Wänden
von Rotor und Stator herabzusetzen. Der mit dieser Lösung verbundene konstruktive
Aufwand ist jedoch erheblich.
[0006] Eine positive Beeinflussung der Umlaufgeschwindigkeit der Mahlkörper soll auch durch
die in der europäischen Patentanmeldung 111 703 beschriebenen Erfindung erzielt werden,
gemäss welcher für die Rückführung der Mahlkörper ein gesondertes Förderorgan eingesetzt
ist und damit auch wieder eine aufwendige und kostspielige Mühlenkonstruktion in Kauf
genommen werden muss.
[0007] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Kugelmühle der vorgenannten Art
vorzuschlagen, welche bei kurzer Umlaufzeit (bzw. hoher Umlaufgeschwindigkeit) der
Mahlkugeln einen hohen Mahlkugelnfüllgrad zulässt und damit eine gegenüber den bekannten
Konstruktionen verbesserte Vermahlung bei höherem Gesamtwirkungsgrad ergibt. Auch
soll gleichzeitig das Anlaufen der Kugelmühle trotz relativ hohen Füllgrades unabhängig
von der Viskosität des Mahlgutes sichergestellt sein.
[0008] Diese Aufgabe wird durch die im unabhängigen Patentanspruch 1 definierte Merkmalskombination
gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen sind in den abhängigen Patentansprüchen gekennzeichnet.
[0009] Wie durch Versuche bestätigt wurde, bringt die erfindungsgemässe Ausbildung der Kugelmühle
die folgenden überraschenden Resultate:
- Die allmähliche bzw. stufenweise Erweiterung des Mahlraumes in Förderrichtung bringt
ein entsprechendes Anwachsen des Mahlraumvolumers mit sich, da einerseits die den
Mahlraum begrenzenden Wände und andererseits die Vergrösserung des Füllgrades der
Mahlkugeln für mehr Berührung und gegenseitige Friktionswirkung sorgen.
- Dank dem wachsenden Mahlraumquerschnitt erreicht diese Verbesserung der Mahlwirkung
in absolut wünschenswerter Weise gerade dort ihr Maximum, wo die vorgemahlenen feineren
Partikel an sich schwer zu vermahlen sind.
- Das Anlaufdrehmoment hält sich innerhalb beherrschbarer Grenzen, ohne dass ein durch
zusätzliche Kupplungen etc. bedingter konstruktiver Aufwand erforderlich wäre.
- Dank dem verbesserten Mahlkugelumlauf und der Vermeidung von Kugelstaus reduziert
sich der Verschleiss der den Mahlraum begrenzenden Wände, der für die Lebensdauer
der Kugelmühle ausschlaggebend ist.
- Durch die Erweiterung des Mahlspaltes lassen sich Fertigungstoleranzen ohne das
Risiko einer unerwünschten Mahlspaltverengung auffangen.
[0010] Nachstehend wird anhand der beiliegenden Zeichnung ein Ausführungsbeispiel des Erfindungsgegenstandes
beschrieben.
Figur 1 ist eine Schnittdarstellung einer Ausführungsform der erfindungsgemässen Kugelmühle
und
Figur 2 zeigt anhand eines Diagrammes die Abhängigkeit zwischen Umlaufzeit und Mahlkugel- Füllgrad.
[0011] Gemäss Figur 1 ist ein ortsfestes Gehäuse 1 (Stator) durch einen Deckel 2 verschlossen,
in welchem in bekannter Weise ein aus einem Trennspalt gebildeter Mahlgutauslauf 3
vorgesehen ist. In den von zwei gegeneinander geneigten, annähernd kegelförmigen Begrenzungswänden
la und lb umgrenzten Raum ragt ein Mitnahmekörper 4 (Rotor), welcher ebenfalls von
zwei praktisch konischen, gegeneinander geneigten Wänden 4a und 4b begrenzt wird und
der über einen oberen, zentralen Steg 5 mit einer rotierend angetriebenen Welle 6
gekoppelt ist. Der zwischen dem Gehäuse 1 und dem Mitnahmekörper 4 gebildete, mit
M bezeichnete Mahlraum ist über den Einlassspalt 7 mit einem Produkteeinlauf 8 verbunden.
Ausserhalb des Gehäuses 1, oberhalb des Deckels 2, sowie innerhalb des als Hohlkörper
ausgebildeten Mitnahmekörpers 4 befindet sich ein Kühlmedium K.
[0012] Der ringspaltförmige Mahlraum M ist teilweise mit Mahlkugeln gefüllt und wird im
Betrieb vom Mahlgut durchströmt, das durch den Einlassspalt 7 einströmt und den Mahlraum
M durch den Auslassspalt wieder verlässt. Die im Kontakt mit dem rotierenden Mitnahmekörper
4 mitgenommenen Mahlkugeln zirkulieren im Mahlraum M mit dem Mahlgut, können denselben
aber durch den Auslassspalt 3 nicht verlassen und kehren zwangsläufig durch Rückführkanäle
9 in den Mahlraum M zurück.
[0013] Von der Einmündung der Einlasskanäle 7 bis zu der mit U bezeichneten Umlenkstelle,
von welcher das Mahlgut über einen radial nach innen führenden Rückströmraum 10 zu
den Auslasskanälen 3 strömt, ist der Mahlraumquerschnitt kontinuierlich verrrössert,
was die eingangs aufgeführten Vorteile mit sich bringt. Diese Querschnittsverbreiterung
kann einerseits in Uebereinstimmung mit Figur 1 in Form einer stetigen, stufenlosen
Querschnittszunahme bestehen; andererseits ist es aber auch möglich, den Mahlraum
in mehrere, in Förderrichtung hintereinander liegende Abschnitte konstanten Querschnitts
zu unterteilen, wobei der Querschnitt der einzelnen Abschnitte in Förderrichtung stufenartig
anwächst.
[0014] Ausschlaggebend für den durch Experimente bestätigten überraschenden Erfolg ist die
Querschnittszunahme vom Einlass 7 bis etwa zu Stelle U, wodurch nicht nur das Anfahrverhalten,
sondern auch der Mahlbetrieb in erheblichem Masse beeinflusst wird.
[0015] Figur 2 veranschlaulicht anhand eines Kurvendiagramms das Resultat durchgeführter
Vergleichsversuche. Die Kurve 1 zeigt die Abhängigkeit der Umlaufzeit vom Füllgrad
(prozentualer Anteil des Einfüllvolumens der Mahlkugeln am Gesamt-Mahlraumvolumen)
einer bekannten Kugelmühle, während Kurve II die mit einer erfindungsgemäss ausgebildeten
Kugelmühle erzielten Ergebnisse wiedergibt. Es zeigt sich, dass die erfindungsgemässe
Erweiterung des Mahlraumes bei gleicher Umlaufzeit einen erheblich grösseren Füllgrad
zulässt, wodurch der Mahlvorgang ohne Zuhilfenahme aufwendiger Zusatzapparaturen erheblich
intensiviert werden konnte.
[0016] Die gemäss Ausführungsform nach Figur 1 vorzunehmende Erweiterung des Mahlraumes
kann - als Abweichung von den bekannten parallelen Begrenzungswänden - zwischen 0,1
und 2° liegen, beträgt aber bevorzugt etwa 0,3°. Bei der erwähnten stufenförmigen
Erweiterung sollte die jeweilige Spaltbreitendifferenz zweier benachbarter Mahlraumabschnitte
zwischen 0,1 und 0,3 mm liegen.
1. Kugelmühle zum kontinuierlichen Zerkleinern und Dispergieren eines in einer Flüssigkeit
mitgeführten festen Mahlgutes, mit einem ringspaltförmigen rotationssymmetrischen
Mahlraum (M), welcher zwischen einem Stator (1) und einem mit einem Antrieb gekoppelten
Rotor (4) gebildet wird, beidseits der vertikalen Mittelachse einen mindestens annähernd
V-förmigen Querschnitt aufweist und mit einem Einlauf (7) und einem Auslauf (3) für
das zirkulierende Mahlgut versehen ist, wobei der Mahlraum (M) teilweise mit Mahlkugeln
gefüllt ist, die im Betrieb der Kugelmühle zusammen mit dem Mahlgut unter dem Einfluss
der Rotordrehung kontinuierlich umlaufen, dadurch gekennzeichnet, dass der Mahlraum
(M) vom Mahlguteinlauf (7). in Förderrichtung des Mahlgutes gesehen, einen zunehmenden
Querschnitt aufweist.
2. Kugelmühle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Mahlraumquerschnitt
vom Mahlguteinlauf (7) bis zur Einmündung (U) in einen oberen radial nach innen führenden
Rückströmraum (10) kontinuierlich anwächst.
3. Kugelmühle nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Abweichung der den
Mahlraum (M) begrenzenden Wände (la, lb; 4a, 4b) von einer parallelen Anordnung zwischen
0,1 und 2°, vorzugsweise etwa 0,3°, beträgt.
4. Kugelmühle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Mahlraumquerschnitt
in Richtung der Mahlgutförderung stufenweise zunimmt und der gesamte Mahlraum somit
in mehrere Abschnitte konstanten Querschnitts unterteilt ist, der Mahlraumquerschnitt
aber von Abschnitt zu Abschnitt in Förderrichtung wächst.