[0001] Die Erfindung betrifft ein Verbundgewebe als Papiermaschinensieb gemäß dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
[0002] In letzter Zeit wurden viele Versuche unternommen, Verbundgewebe als Papiermaschinensiebe
einzusetzen, die jedoch größtenteils erfolglos blieben. Das Versagen dieser Papiermaschinensiebe
ist im wesentlichen auf die folgenden vier Ursachen zurückzuführen:
1. Das feine Ober- oder Formiergewebe und das grobe Unter- oder Verschleißgewebe sind
in ihrer Bindungsmechanik, beispielsweise was die Querkontraktion im Verhältnis zur
Längsdehnung anbelangt, so verschieden, daß die Siebe nach kurzer Laufzeit in Falten
laufen.
2. Die unterschiedliche Querkontraktion verursacht hohe Spannungen in den Bindefäden,
die nicht nur markierende Vertiefungen in der Sieboberfläche erzeugen, sondern in
Verbindung mit den ständig im Betrieb auftretenden Lastwechseln die Bindefäden zerstören
können.
3. Einen wesentlichen Einfluß auf das Markierungsverhalten des Formiergewebes, also
des Obergewebes, hat die Innenseite des Verschleißgewebes, also des Untergewebes.
Die bisher verwendeten Untergewebe haben auf ihrer Innenseite zu wenig Tragepunkte,
auf denen sich das Formiergewebe abstützen kann. Dieses sackt wegen der relativ großen
Abstände zwischen den Tragepunkten durch und bildet ein Muster von Vertiefungen bzw.
Erhöhungen, die sich zu den Bindepunkt-Vertiefungen addieren und dadurch im Papier
starke Markierungen erzeugen.
4. Die Laufzeiten solcher Verbundsiebe sind deutlich geringer als die Laufzeiten vergleichbarer
doppellagiger Siebe, deren Herstellung im übrigen weniger aufwendig ist.
[0003] Die Aufgabe der Erfindung besteht deshalb darin, das Verbundgewebe der genannten
Art so auszubilden, daß es ein neuartiges Untergewebe aufweist, mit dessen Hilfe die
obengenannten Nachteile beseitigt werden.
[0004] Zu diesem Zweck wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß das Untergewebe zwei Gruppen
von Querfäden enthält, deren erste in 1:1-Bindung und deren zweite in 1:n-Bindung
mit den Kettfäden des Untergewebes verwoben sind, daß sich aufeinanderfolgende Querfäden
unterschiedlichster Bindungsart, die auf der Innenseite des Untergewebes Doppelkröpfungen
bilden, berühren, und daß die langen n-Kröpfungen auf der Außenseite eine Verschleißebene
bilden, wobei n ungerade Zahlen größer als 1 bedeutet.
[0005] Die Bindung des Untergewebes ist demnach so festgelegt, daß ein Teil der Querfäden
mit den Längsfäden im Kröpfungsverhältnis 1:1 und der andere Teil im Kröpfungsverhältnis
1:n verwoben ist, wobei n die Anzahl der Längsfäden bedeutet, die auf der Laufseite,
d.h. der Außenseite, von den Kröpfungen der 1:n-Querfäden überspannt werden. Auf diese
Weise berühren sich aufeinanderfolgende Querfäden unterschiedlicher Bindungsart und
bilden auf der Innenseite Doppelkröpfungen.
[0006] Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0007] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
näher erläutert. In der Zeichnung zeigen:
Figur 1, 2 und 3 eine Draufsicht von Innenseiten der Untergewebe von bekannten Verbundsieben,
Figur 4 eine Draufsicht der Innenseite des erfindungsgemäßen Untergewebes,
Figur 5 und 6 Draufsichten der Außenseite (Laufseite) erfindungsgemäßer Verbundsiebe,
Figur 7 eine Draufsicht auf ein vollständiges Verbundsieb aus Ober- und Untergewebe,
wobei das feinere Obergewebe nur teilweise dargestellt ist,
Figur 8 eine räumliche Darstellung der Laufseite des Untergewebes,
Figur 9 eine schematische Darstellung des Verlaufs der Verschleißfäden über den Längsfäden,
und
Figur 10 zwei Bindungspatronen des erfindungsgemäßen Gewebes.
[0008] In den Fig. 1, 2 und 3 sind die Innenseiten der Untergewebe von bekannten Verbundsieben
dargestellt; die dick gezeichneten Kröpfungen 1,2 und 3 sind die Auflagepunkte für
das Obergewebe. Da die Längsfäden dem Verschleiß nicht ausgesetzt werden sollen, da
anderenfalls die Längsstabilität sehr schnell verloren geht, sind die Auflage-Kröpfungen
in der Regel Querkröpfungen.
[0009] Fig. 4 zeigt die Innenseite des erfindungsgemäßen Untergewebes. Da das Obergewebe
des erfindungsgemäßen Verbundsiebes ebenfalls eine einfache Bindung hat, lassen sich
die Kontraktionswerte so aufeinander abstimmen, daß zwischen Ober- und Untergewebe
keine nennenswerten Spannungen entstehen, und zwar unabhängig von der Schußläufereigenschaft
der Verschleißseite des Untergewebes. Solche Verbundsiebe neigen deshalb nicht zur
Faltenbildung.
[0010] Das Untergewebe des erfindungsgemäßen Verbundsiebes hat auf seiner Innenseite 12
Querkröpfungen 4, 5. Da dieses Untergewebe so gestaltet werden kann, daß die Längskröpfungen
6 und Querkröpfungen 4, 5 der Innenseite nahezu in der gleichen Ebene liegen, ohne
daß die Schußläufereigenschaft der Laufseite verloren geht, kann die Anzahl der Auflagepunkte
auf 72 gesteigert werden. Die Praxis zeigt jedoch, daß 12 Querkröpfungen als Auflagepunkte
ausreichen. In den Fig. 5 und 6 sind die Laufseiten zweier erfindungsgemäßer Verbundsiebe
dargestellt. Bei der Laufseite von Fig. 5 überspannt der Verschleißfaden 7 fünf Längsfäden.
Die Kröpfungen sind so verteilt, daß sie Links- und Rechtsdiagonalen unter gleichem
Winkel bilden. Dadurch wird insbesondere der Geradeauslauf des Papiermaschinensiebes
stabilisiert.
[0011] In Fig. 6 sind die über drei Längsfäden verlaufenden Querkröpfungen 8 kreuzköperartig
verteilt, wodurch die gleiche Wirkung erzielt wird. Hierbei ist die Anzahl der 1:1-
gebundenen Querfäden größer als die der 1:3-gebundenen Querfäden.
[0012] In Fig. 7 ist ein vollständiges Verbundsieb der erfindungsgemäßen Art dargestellt,
bestehend aus einem feinen, einfachen Obergewebe 9 und einem groben Untergewebe 10
der in Fig. 4 gezeigten Art. Zur Verdeutlichung des Aufbaus ist jedoch das Obergewebe
nur zum Teil eingezeichnet.
[0013] Die Verbindung zwischen Obergewebe und Untergewebe wird mit Bindeschußfäden 11 hergestellt.
Diese Bindungstechnik ist an sich bekannt.
[0014] Die Laufseite des erfindungsgemäßen Verbundgewebes ist in den Fig. 8 und 9 dargestellt,
wobei insbesondere Fig. 9 den überstand a der Verschleißfäden über die Längsfäden
zeigt. Aus dieser Darstellung geht hervor, daß die Verschleißkröpfungen völlig verschleißen
können, ohne das die Längsfäden angegriffen werden können, wodurch die angestrebten
hohen Laufzeiten des Papiermaschinensiebes erreicht werden.
[0015] Fig. 10 zeigt eine Möglichkeit, die durch die Verschleißkröpfungen gebildete Diagonale
dadurch zu brechen, daß der Bindungspatrone A mit einer S-Diagonalen eine Bindungspatrone
B mit einer Z-Diagnonalen angehängt wird.
1. Verbundgewebe als Papiermaschinensieb, bestehend aus einem feinen Obergewebe in
einfacher Bindung und einem gröberen Untergewebe, dadurch gekennzeich- net, daß das
Untergewebe (10) zwei Gruppen von Querfäden enthält, deren erste in 1:1-Bindung und
deren zweite in 1:n-Bindung mit den Kettfäden des Untergewebes verwoben sind, daß
sich aufeinanderfolgende Querfäden unterschiedlichster Bindungsart, die auf der Innenseite
des Untergewebes Doppelkröpfungen (5) bilden, berühren, und daß die langen n-Kröpfungen
(7) auf der Außenseite eine Verschleißebene bilden, wobei n ungerade Zahlen größer
als 1 bedeutet.
2. Verbundgewebe nach Anspruch 1, dadurch ge- kennzeichnet, daß die Anzahl der Querfäden
der beiden Gruppen von Querfäden des Untergewebes (10) gleich ist.
3. Verbundgewebe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die Anzahl der 1:1-
gebundenen Querfäden des Untergewebes größer ist als die Anzahl der 1:n-gebundenen
Querfäden.
4. Verbundgewebe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die 1:n-gebundenen
Querfäden des Untergewebes (10) aus einem hochverschleißfesten Material bestehen.
5. Verbundgewebe nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das
Obergewebe (9) mit dem Untergewebe (10) durch quergerichtete Bindefäden (11) zusammengewoben
ist.
6. Verbundgewebe nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das
Obergewebe (9) mit dem Untergewebe (10) durch ein Bindefadensystem aus längs- und
quergerichteten Fäden zusammengewoben ist.