[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Überhitzung des Vergasungsrohgases aus bituminösen
Brennstoffen, wie z.B. Braunkohle, nach der im Gegenstromprinzip arbeitenden Festbettvergasung
und eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens. Die Erfindung kann angewendet
werden bei der Vergasung fester Brennstoffe in im Gegenstrom arbeitenden Festbettvergasungsreaktoren.
Reaktoren zur Vergasung von festen Brennstoffen, bei denen in einem Festbett der zu
vergasende Feststoff im Gegenstrom zum Vergasungsmittel geführt wird, sind seit Jahrzehnten
im industriellen Einsatz. Mit der AT-PS 71.275, DE-PS 358.237, GB-PS 247.571 und der
DD-WP 212.087 wurden Möglichkeiten aufgezeigt, dabei entstehendes, aus Schwel- und
Vergasungsprodukten zusammengesetztes, Rohgas so zu überhitzen, daß das Rohgas ohne
Kondensationserscheinungen abproduktfrei zu seinen Verbrauchern, wie Dampferzeugern
und anderen Industriefeuerungen in wärmeisolierten Rohrleitungen und/oder entsprechenden
vorrichtungen bei Drücken bis 5 MPa transportiert bzw. entstaubt werden kann.
[0002] Das wird erreicht, indem ein durch Verbrennung eines fremden Brennstoffes oder durch
Teilstromverbrennung des Rohgases erzeugtes Verbrennungsgas mit hoher Temperatur dem
Rohgas zugemischt wird. Bekannt sind auch Festbettvergasungsverfahren für bituminöse
Brennstoffe, bei denen nur ein Teil des aus dem nach der Schwelung vorliegenden Kokses
erzeugten heißen Vergasungsrohgases durch den bituminösen Brennstoff zur Sicherung
des Schwelprozesses geleitet wird, während der andere Teil des Vergasungsrohgases
als Klargas aus dem Vergasunsreaktor abgezogen wird. Dieser Stand der Technik hat
den Nachteil, daß ein fremder Brennstoff oder ein Teilstrom des Rohgases zur Gas-
überhitzung in separaten Vorrichtungen verbrannt wird, bevor das dabei entstehende
Verbrennungsgas mit dem Rohgas vermischt werden kann. Aus dem Vergasungsreaktor abgezogenes
Klargas hat die Temperatur der Vergasungszone, es muß deshalb vor seiner Fortleitung
abgekühlt werden oder in ausgemauerten Rohrleitungen transportiert werden. Wird das
gesamte Vergasungsgas aus der Vergasungszone eines Festbettreaktors durch die bituminöse
Brennstoffschicht gefahren, dann wird die fühlbare Wärme dieses Gases für endotherme
Vorgänge der Schwelung und Crackung der flüssigen Kohlenwasserstoffe verbraucht, was
zu hoch siedenden großmolekularen Kohlenwasserstoffen führt.
[0003] Das Ziel der Erfindung ist ein Verfahren zur schonenden Schwelung bituminöser Brennstoffe
bei gleichzeitiger Nutzung der dadurch frei werdenden Enthalpiedifferenz des Gases
aus der Vergasungszone von Festbettgeneratoren zur Überhitzung des aus Schwel- und
Vergasungsgas bestehenden Vergasungsrohgases sowie die Vermeidung des Einsatzes von
Zusatzbrennstoffen oder der Verbrennung eines Rohgasteilstrooes sowie eine Einrichtung
zur Durchführung des Verfahrens zu schaffen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, heißes Gas aus der Vergasungszone von Festbettvergasungsverfahren
ohne bedeutende Temperaturabsenkung zur Überhitzung des im Gassammelraum des Festbettvergasungsreaktors
zur Überhitzung des dort aus der Feststoffschüttung austretenden Gemisches von Vergasungs-
und Schwelgas einzusetzen sowie eine Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens zu
schaffen.
[0005] Die Erfindung ist verfahrensmäßig dadurch gekennzeichnet, daß ein Teil, insbesondere
20 bis 35 %, des heißen in der Vergasungszone bei ca. 900
0 C erzeugten Vergasungsgases mit geringen Wärmeverlusten durch Umgehung der Schwelzone
dem aus der Schwelzone der Feststoffschüttung austretenden, teilweise abgekühlten
und auskondensierten Vergasungsrohgas, bestehend aus einem Gemisch von Vergasungs-
und Schwelgas, zugemischt wird, wodurch dessen Temperatur um 50 bis 150
0 C erhöht wird, und die erfindungsgemäße Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
ist dadurch gekennzeichnet, daß in einem Brennstoffvergaser mindestens eine Umgehungsleitung
zur Schwelzone vorgesehen ist, durch welche heiße Vergasungsgase aus der Hochtemperaturzone
direkt in den Gassammelraum oder die Gassammelleitung einleitbar sind. Wesentliche
Erfindungsmerkmale sind in den Unteranspruchen angegeben.
[0006] Die Erfindung ist in den angeschlossenen Fig. 1 und 2 beispielsweise und schematisch
dargestellt. Fig. 1 zeigt im Schnitt einen Brennstoffvergaser im Aufriß und Fig. 2
hiezu eine Konstruktionsvariante.
[0007] In Fig. 1 ist ein Brennstoffvergaser für bituminöse Brennstoffe wie z.B. Braunkohle
nach der im Gegenstromprinzip arbeitenden Festbettvergasung dargestellt. Bei dieser
Einrichtung wird der zu vergasende Brennstoff über die Einfüllöffnung 11 in den Vergaser
eingebracht und der Rückstand aus der Vergasung in Form von Asche und Schlackenteilchen
über den Auslaß 12 abgeführt. Im Brennstoffvergaser 1 schichtet sich der zu vergasende
Brennstoff von unten nach oben, wobei im Betriebszustand unten eine Ascheschicht 13
gebildet wird und sich daran eine Hochtemperaturzone 4 anschließt, aus welcher die
heißen Vergasungsgase nach oben entweichen und den Brennstoff in der Schwelzone 3
zum Schwelen bringen und in der darüberliegenden Vorwärmzone 14 auf Schweltenperatur
aufwärmen. Beim Durchgang durch diese Schichten wird das Vergasungsgas aus der Hochtemperaturzone
4 von etwa 900 ° C auf etwa 300 ° C abgekühlt, wobei in der Schwelzone 3 teerreiche
Schwelgase hinzugemischt werden, so daß es bereits in der darüberliegenden Vorwärmzone
zur Teerkondensatbildung kommt. Diese Teerkondensate schlagen sich an der Kohle nieder
und wandern so schließlich wieder in die Hochtemperaturzone, wo sie durch das durch
den Gasverteiler 7 eintretende Reduktionsgas aufgespalten werden. Im Raum oberhalb
der Vorwärmezone wird das im Gasgemisch enthaltene Teer durch Wärmeabstrahlung noch
weiter unterkühlt, so daß es in diesem Bereich zu Teerabscheidungen an den Wandungen
kommen kann, die letzten Endes zu Schwierigkeiten im Generator bzw. in den nachgeschalteten
Leitungen führen können. Um derartige Kondensatbildungen im Feststoffvergaser zu verhindern,
werden die Wandungen isoliert und auch beheizt. Diese Maßnahmen sind aber in den nachgeschalteten
Leitungen nur mehr schwer durchzuführen. Um diesen Nachteil zu beheben, ist oberhalb
der Hochtemperaturzone oder noch in dieser ein Gassammler 8 vorgesehen, der das heiße
Vergasungsrohgas aus der Hochtemperaturzone 4 sammelt und über eine Umgehungsleitung
2 in die Gassanmelleitung 6 führt, so daß das im Gassammelraum bereits teilweise abgekühlte
Vergasungsrohgas erhitzt, bzw. auf den Teergehalt gesehen, überhitzt wird und damit
der Teerkondensatbildung entgegengewirkt wird. Die Überhitzungstenperatur wird nun
so gewählt, daß im Hinblick auf die unvermeidlichen Wärmeverluste bis zum Verbraucher
die Temperatur des Vergasungsrohgases nicht unter den Wert der Temperatur im Gassammelraum
5 absinken kann. Zu diesem Zweck ist in der Umgehungsleitung 2 ein gesteuertes Drosselventil
vorgesehen, von dem Steuerleitungen zu einem Temperaturfühler 15 im Gassammelraum
5 bzw. zur Temperaturmessung in der Umgehungsleitung 2 führen. Da das heiße Vergasungsgas
in der Umgehungsleitung 2 einen höheren Druck als das Vergasungsrohgas im Gassammelraum
5 aufweist, läßt sich dieser Druckunterschied in einer Mischdüse zur besseren Durchmischung
des Gasgemisches und zu einer Erhöhung des Durchflusses in der Gassammelleitung 6
verwenden. In Fig. 2 ist eine Konstruktionsvariante zur Fig. 1 dargestellt, bei der
anstelle der außen liegenden Umgehungsleitung 2 mehrere parallel angeordnete innen
liegende Umgehungsleitungen 2' vorgesehen sind, die zur Erreichung des Regelzwekkes
eventuell einzeln abschaltbar sind. Ein weiterer Unterschied in der Konstruktion besteht
ferner darin, daß in Fig.2 der Brennstoffvergaser 1 eine seitliche Einfüllöffnung
11 aufweist, so daß durch die zentrale Einfüllung die Umgehungsleitungen 2' nicht
gestört werden.
[0008] Das Wesen der Erfindung wird darin gesehen, daß ein Teilstrom des Vergasungsgases
aus der Vergasungszone durch die Schwelzone mit Hilfe von Rohren, Kanälen oder über
einen Sammelkanal direkt in den Gassammelraum der Festbettvergasung oder in den Gasabgang
des Vergasungsreaktors geleitet und dort mit dem aus der Brennstoffschüttung austretenden
Gemisch aus Schwel- und Vergasungsgas vermischt wird. Der höhere Druck des Gases aus
der Vergasungszone kann unter Nutzung des Venturiprinzipes dabei zur Sicherung einer
weitgehend homogenen Mischung der Gase und der Regelung der Mischung verwendet werden.
Ausführungsbeispiel
[0009] Bei einem mit Braunkohlenbriketts arbeitenden Festbettschwachgasgenerator fällt bei
Vollast im Gassammelraum des Vergasungsreaktors ein Gemisch aus Schwel- und Vergasurjgsgas
mit einer Temperatur zwischen 200 ° C bis 300 ° C an. Durch Ableitung von 20 bis 35
% des in der Vergasungszone entstehenden 750 ° bis 900 ° C heißen Vergasungsgases
über Rohre durch die Schwelzone oder über ein mit einem horizontalen Sammelkanal über
der Vergasungszone verbundenes Rohr bzw. verbundene Rohre und Zumischung zum im Gassammelraum
über der Brennstoffschüttung austretenden Gasgemisches wird eine Temperaturerhöhung
um 50 ° bis 150 ° C erreicht und damit die zum abproduktfreien Transport des Vergasungsrohgases
notwendige Überhitzung.
1) Verfahren zur Überhitzung des Vergasungsrohgases aus bituminösen Brennstoffen,
wie z.B. Braunkohle, nach der im Gegenstromprinzip arbeitenden Festbettvergasung,
dadurch gekennzeichnet, daß ein Teil, insbesondere 20 bis 35 %, des heißen in der
Vergasungszone bei ca. 900 0 C erzeugten Vergasungsabgases mit geringen Wärmeverlusten durch Umgehung der Schwelzone
dem aus der Schwelzone der Feststoffschüttung austretenden, teilweise abgekühlten
und auskondensierten Vergasungsrohgas, bestehend aus einem Gemisch von Vergasungs-
und Schwelgas, zugemischt wird, wodurch dessen Temperatur um 50 bis 150 0 C erhöht wird.
2) Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der gegenüber dem aus der
Feststoffschüttung austretenden Vergasungsrohgas höhere Druck des Vergasungsgases
zur Durchmischung der beiden unterschiedlich temperierten Gase in einer Venturidüse
genutzt wird.
3) Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Menge des zugemischten
heißen Vergasungsgases in Abhängigkeit von der Temperatur des aus der Feststoffschüttung
austretenden Vergasungsrohgases geregelt wird.
4) Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß in einem Brennstoffvergaser 1 mindestens eine Umgehungsleitung
2 zur Schwelzone 3 vorgesehen ist, durch welche heiße Vergasungsgase aus der Hochtemperaturzone
4 direkt in den Gassammelraum 5 oder die Gassammelleitung 6 einleitbar sind.
5) Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß in der Hochtemperaturzone
4, insbesondere oberhalb eines Gasverteilers 7, ein Gassamler 8 für einen Teil des
Vergasungsgases vorgesehen ist, von welchem die Umgehungsleitung 2 zu einer venturirohrartigen
Mischdüse 9 geführt ist.
6) Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß in der Umgehungsleitung
2 ein gesteuertes Drosselventil 10 vorgesehen ist, welches von der Temperatur des
im Gassammelraum 5 befindlichen Vergasungsrohgases steuerbar ist.
7) Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Umgehungsleitungen
2 vorgesehen sind, die einzeln absperrbar sind und als Treibdüsen für den engsten
Querschnitt der Mischdüse 9 ausgebildet sind.