Gebiet der Erfindung
[0001] Die Erfindung betrifft polymere Verdickungsmittel auf Basis von dialkylaminogruppenhaltigen
Estern oder Amiden der Acryl- bzw. Methacrylsäure.
Stand der Technik
[0002] Die verschiedenen Ölkrisen und die weltweite Versorgungslage mit Erdölprodukten gaben
Anlaß zur verstärkten Suche nach - alternativen Lösungen für Hydraulikflüssigkeiten,
die weniger von Erdöl abhängig sind. Dabei gewannen insbesondere Hydraulikflüssigkeiten
auf der Basis von Wasser, die polymere Verdickungsmittel enthalten, an Bedeutung.
Die Tendenz ging insbesondere in Richtung der Entwicklung von Hydraulikflüssigkeiten
mit hohem Wassergehalt (High water content hydraulic fluids = HWCF's), d.h. mit einem
Wassergehalt von 80 - 95 %. (Vgl. Kirk-Othmer, Encyclopedia of Chemical Technology
3rd. Ed., Vol. 12, S. 712-733, John Wiley, 1980).
[0003] Aus dem europ. Patent 57 875 sind Verdickungsmittel bekannt, wasserlösliche Polymere
mit hydrophoben Gruppen und ein in Wasser dispergierbares oberflächenaktives Mittel,
das hydrophobe Gruppen besitzt, die sich mit den hydrophoben Gruppen des Polymeren
assoziieren, enthalten, wobei das Verhältnis des wasserlöslichen Polymeren und des
Dispersionsmittels so bemessen ist, daß bei Normalbedingungen Wasser mit einem Gehalt
von 0,5 Gew.-% an dem Verdickungsmittel mindestens die doppelte Viskosität wie unbehandeltes
Wasser aufweist.
Aufgabe
[0004] Die Verdickungsmittel des Standes der Technik für wäßrige Systeme konnten jedoch
nicht völlig befriedigen. Die wäßrigen Hydraulikflüssigkeiten, speziell HWCF's, enthalten
in der Regel neben den polymeren Verdickern noch Korrosionsschutzmittel, Verschleißschutzadditive,
Antioxidantien, Tenside u.ä. Problematisch ist häufig die mangelnde Verträglichkeit
von polymeren Verdickungsmitteln einerseits und den übrigen Zusätzen (Paketen) andererseits.
Unbefriedigend war ferner, daß zugleich mit den polymeren Verdickungsmitteln im allgemeinen
auf diese Verdickungsmittel zugeschnittene Emulgier-oder Dispergiermittel zugesetzt
werden mußten. Ein weiteres Problem stellt die vielfach unbefriedigende Scherstabilität
der polymeren Verdickungsmittel dar.
Lösung
[0005] Es wurde gefunden, daß wäßrige Hydraulikflüssigkeiten, die als Verdickungsmittel
Polymerisate P mit einem Gehalt von 95 - 100 Gew.-% an einem oder mehreren wasserlöslichen
Monomeren der allgemeinen Formel I

worin R
1 für Wasserstoff oder eine Methylgruppe,

steht, worin R
2 Wasserstoff oder einen Alkylrest mit 1 bis 3 Kohlenstoffatomen bedeutet,
Y für eine, gegebenenfalls mit C1-C3-Alkylresten oder mit Hydroxylgruppen substituierte Alkylengruppe mit 2 bis 3 Kohlenstoffatcmen
in der Kette und
Z für einen Rest -SO3H, -NR3R4 oder einen Rest

worin R3 und R4 sowie R'3 und
R'4 unabhängig voneinander für Alkylreste mit 1 bis
4 Kohlenstoffatomen bedeuten
oder miteinander, gegebenenfalls unter Einbeziehung eines weiteren Stickstoff- oder
Sauerstoffatoms einen fünf- oder sechsgliedrigen Heterocyclus bilden und zu einem
Gehalt von 0 -5, Gew.-% an Monaneren der allgemeinen Formel II

worin R'1 für Wasserstoff oder Methyl und R5 für einen
[0006] Alkylrest mit 6 - 18 Kohlenstoffatomen steht, enthalten,
wobei die Polymerisate P mittlere Molmassen (Gewichtsmittel) M zwischen 50 000 und
300 000, vorzugsweise zwischen 100 000 und 200 000 besitzen. Ferner soll die Viskosität
einer 10 Gew.-% an Polymerisat P enthaltenden wäßrigen Lösung
x) vorzugsweise 0,5-5,
≤25 mm
2/s bei 40°C liegen. Besonders bevorzugt sind Polymerisate P, worin die Monomeren der
Formel I aus Dialkylaminoalkylamiden der Acryl- bzw. der Methacrylsäure aufgebaut
sind. Besonders genannt seien die N,N-Dimethyl- und die Diethylaminoalkylverbindungen,
wie z.B. das N,N-Dimethyl- aminoethylacrylamid und -methacrylamid und insbesondere
das N,N-Dimethylaminopropylacrylamid und -methacrylamid sowie das N,N-Dimethyl-N-(2-acrylat-
oder methacryloyl)-oxyethyl)-aminoessigsäurebetain .
[0007] Als Monomere der Formel I kommen insbesondere die Ester von Alkanolen mit C
8-C
18-Kohlenstoffatomen infrage. Genannt seien z.B. die Ester von C
10-Alkoholen, speziell das Isodecylmethacrylat.
[0008] Die Einhaltung des Molekulargewichtsbereichs der erfindungsgemäß anwendbaren Polymerisate
P wird durch Anwendung von Reglern vom Typ der tert.-Alkyl-Mercaptoverbindungen sichergestellt.
Eine zusätzliche Reglerwirkung geht im übrigen von zugesetztem Isopropanol aus, sofern
in Lösung polymerisiert wird.
[0009] Die Herstellung der Polymerisate P kann somit durch radikalische Polymerisation der
Monomeren der allgemeinen Formel I und II in Substanz oder in wäßriger bzw. in wäßrig-alkoholischer
Lösung erfolgen, gewöhnlich unter Zusatz von 0,1 - 1 Gew.-% (bezogen auf die Moncmeren)
radikalbildenden Initiatoren, insbesondere peroxidischer Initiatoren wie z..B. tert.-Butylperisooctoat
oder tert.-Butylperpivalat und den genannten Reglern vcm Typ der tert.-Alkylmercaptane
wie z.B. tert. Dodecylmercaptan in Mengen von 0,2 - 1 Gew.-% (bezogen auf die Moncmeren)
und bei Temperaturen im Bereich 50 - 100°C. vorzugsweise Schwefelregler, insbesondere
[0010] Sofern die Polymerisation in Substanz erfolgt, kann auch die Photopolymerisation
unter Zusatz von Sensibilisatoren bzw. Initiatoren wie aromatische Ketoverbindungen,
z.B. Benzoin oder insbesondere Benzoinether wie z.B. Benzoinethylether in Mengen von
0,1 - 1 Gew.-% (bezogen auf die Moncmeren) und den genannten tert.-Alkylmercaptan-Reglern
in Mengen von 0,2 - 1 Gew.-% angewendet werden.
[0011] Als Lichtquelle eignen sich z.B. UV-Quellen wie Pauslampen. Im übrigen kann im Anschluß
an die Polymerisationsverfahren des Standes der Technik vorgegangen werden. (Vgl.
H. Rauch-Puntigam, Th. Völker, Acryl- und Methacrylverbindungen, Springer-Verlag,
Berlin, 1967).
[0012] Wegen der Wasserlöslichkeit der Polymerisate P gestaltet sich das Einbringen der
Polymerisate in wäßrige Lösung zur Herstellung der Hydraulikflüssigkeiten Hfl problemlos.
[0013] Die erfindungsgemäßen wäßrigen Hydraulikflüssigkeiten Hfl enthalten in der Regel
Anwendungskonzentrationen an Polymerisaten P zwischen 6 und 15 Gew.-%, vorzugsweise
zwischen 6 und 12 Gew.-%. Als vorgegeben müssen die Additive (Pakete) des Standes
der Technik betrachtet werden. Diese enthalten gewöhnlich Dispergiermittel, Antiverschleißmittel,
Rostinhibitoren und gegebenenfalls Biocide in den dafür üblichen Mengen. So gehören
häufig Zinkdithiophosphate, Aminoalkohole, Polyisobutenylsuccinimid mit N-Aminoalkylsubstituenten
sowie oxyethylierte Alkylphenole zum Bestand derartiger AdditivPakete.
[0014] Es muß als ein erheblicher Vorteil der erfindungsgemäß anzuwendenden Polymerisate
P gelten, daß sie sich in der Regel mit handelsüblichen Zusätzen zu wäßrigen Hydraulikflüssigkeiten,
in den üblichen Mengen, d.h. mit handelsüblichen Additiv-Paketen als verträglich erwiesen,
also gewöhnlich nicht zur Phasentrennung. Abscheidung von Additiv-Bestandteilen u.ä.Anlaß
geben.
[0015] Desweiteren zeichnen sich die erfindungsgemäß anzuwendenden Polymerisate P durch
ein der Beanspruchung besonders gut angepaßtes Scherverhalten aus.
[0016] Vom Stand der Technik heben sie sich vorteilhaft dadurch ab, daß auf den Zusatz spezifischer,
speziell auf den Polymerisattyp zugeschnittener Emulgatoren zu der Wasserphase verzichtet
werden kann. Auch die erforderlichen Zusatzmengen zu den Hydraulikflüssigkeiten Hfl
liegen in einem anderen Bereich als im Stand der Technik gewöhnlich vorgesehen. Es
konnte nicht erwartet werden, daß durch die vom Stand der Technik abweichenden Maßnahmen
maßgebliche Verbesserungen in den Anwendungscharakteristiken erzielt werden könnten.
Hervorzuheben ist z.B., daß bei Anwendung von signifikanten Anteilen von Acrylamid,
Methacrylamid, Fumarsäureamid u.a. als Bestandteile der polymeren Verdickungsmittel
diese verbesserten Gebrauchseigenschaften nicht erreicht werden können.
[0017] Die folgenden Beispiele dienen zur Erläuterung der Erfindung. Die Viskositätsmessungen
werden im Kapillar-Viskosimeter nach Ubbelohde (vgl. L. Ubbelohde, Zur Viskosimetrie,
7. Auflage, S. Hirzel-Verlag, Stuttgart, 1965) vorgenommen.
[0018] Zur Bestimmung der Scherstabilität wird eine Hydraulik-Zahnradpumpe vom Typ "Tyrone
Mobil-Master P 16-45 herangezogen. (Techn. Daten: Fördervolumen 14,4 cm
3/w; Druck: 70 bar; Temperatur 48°C; Motor: Drehstrommotor Leistung 4,0 kw, Drehzahl:
1425 U/min).
[0019] Prüfbedingungen: HWCF-Füllung gemäß Erfindung. Spüllauf: 3000 g; Prüflauf: 3500 g,
Fließrate: 15 1/min, Laufzeit: 14 Stunden, Entnahme von 50 ml - Proben nach 0,5; 1,
2; 4; 6; 8; 10 und 14 Stunden Laufdauer.
Beispiel 1
[0020] Ein Gemisch aus 1560 g (97,5 Gew.Teile, 9,18 mol) N-Dimethylaminopropylmethacrylamid,
40 g (2,5 Gew.Teile, 0,18 mol) Isodecylmethacrylat und 8 g (0,5 Gew.Teile) tert.-Butylperpivalat
wird in 1200 g Isopropanol gelöst und im Verlauf von 3 Stunden in 1200 g auf 70°C
geheiztes Isopropanol in N
2-Atmosphäre unter Rühren eingetropft. Nach 5 Stunden werden 4 g des Peroxids nachgegeben
und der Ansatz auspolymerisiert. Anschließend wird das Lösungsmittel im Vakuum entfernt.
Eine 10 % Polymerisat enthaltende Lösung in Wasser hat bei 40°C eine Viskosität von
8,1 mm
2/s. Eine 10 %ige Polymerisatlösung, die zusätzlich ein handelsübliches Additiv (HWBF-Konzentrat
"Gulf TS 905") enthält, hat bei 40°C eine Viskosität von 22 mm
2/s. Die Scherstabilität dieser Lösung wird in einer Zahnradpumpe von Typ Tyrone Mobil-Master
P16-45 (14,4 em
3/w) nach 14 Stunden Laufzeit bei 48°C, 70 bar Druck, Füllmenge 3,5 1 und Fördermenge
15 1/min gemessen. Der Viskositätsverlust beträgt 27,5 %.
Beispiel 2
[0021] Eine Lösung aus 2000 g (11,76 mol) N-Dimethylaminopropylmethacrylamid, 20 g tert.-Butylperpivalat,
70 g (0,35 mol) tert.-Dodecylmercaptan und 300 ml Isopropanol werden im Verlaufe von
3 Stunden unter Rühren in 2000 g auf 75°C geheiztes Isopropanol in N
2-Atmosphäre getropft. Nach dem Auspolymerisieren unter weiterer Zugabe von 10 g Peroxid
und 35 g Mercaptan wird das Isopropanol im Vakuum abgezogen. Die Viskosität einer
10 % Polymerisat enthaltenden Lösung in Wasser beträgt bei 40°C 8 mm
2/s. Eine 10 % Polymerisat und 5 % eines handelsüblichen Additivs (HWBF-Konzentrat
"Lubrizol 5601 B") enthaltende Lösung in Wasser hat bei 40°C eine Viskosität von 40
mm
2/s und zeigt bei der Prüfung der Scherstabilität in der Zahnradpumpe (s. Beispiel
1) einen Viskositätsverlust von 40 %.
Beispiel 3
[0022] 1200 g (95 Gew.Teile, 5,58 mol) N,N-Dimethyl-N-(2-methacryloyl- oxyethyl)aminoessigsäurebetain,
63 g (5 Gew.Teile, 0,28 mol) Isodecylmethacrylat, 12,6 g (1 Gew.Teil) tert.-Butylperpivalat
und 15 g (0,08 mol) tert.-Dodecylmercaptan werden in 1263 g Isopropanol bei 75°C in
N
2-Atmosphäre unter Rühren polymerisiert. Nach dem Auspolymerisieren wird das Isopropanol
im Vakuum abgezogen und durch Wasser ersetzt. 10 % Polymerisat enthaltende Lösungen
in Wasser haben bei 40°C eine Viskosität von 10 mm
2/s. Eine Lösung von 10 % des Polymerisates und 1 % eines handelsüblichen Additivs
(HWBF-Konzentrates "Lubrizol 5601 B") zeigen bei 40°C eine Viskosität von 32,7 mm
2/s. Der Viskositätsabfall in der Zahnradpumpe (s. Beispiel 1) beträgt nach 14 Stunden
Prüfdauer 45 %.
1. Wäßrige Hydraulikflüssigkeiten, die polymere Verdickungsmittel enthalten,
dadurch gekennzeichnet,
daß als Verdickungsmittel Polymerisate P mit einem Gehalt von
95 - 100 Gew.-% an einem oder mehreren wasserlöslichen Monomeren der allgemeinen Formel
I

worin R1 für Wasserstoff oder eine Methylgruppe
X für -0- oder -NR2 steht, worin R2 Wasserstoff oder einen Alkylrest mit 1 bis 3 Kohlenstoffatomen bedeutet,
Y für eine, gegebenenfalls mit C1-C3-Alkylresten oder mit Hydroxygruppen substituierte Alkylengruppe mit 2 bis 3 Kohlenstoffatomen
in der Kette und
Z für einen Rest -SO3H, -NR3R4 oder einen Rest

worin R3 und R4, sowie R3 und R4 unabhängig voneinander für Alkylreste mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen
bedeuten oder miteinander, gegebenenfalls unter Einbeziehung eines weiteren Stickstoff-
oder Sauerstoffatoms einen fünf- oder sechsgliedrigen Heterocyclus bilden und mit
einem Gehalt von
0 - 5 Gew.-% an Monomeren der allgemeinen Formel II

worin R'1 für Wasserstoff oder Methyl und R5 für einen Alkylrest mit 6 - 18 Kohlenstoffatanen steht,
enthalten, wobei die Polymerisate P mittlere Molmassen M zwischen 50 000 und 300 000
besitzen.
2. Wäßrige Hydraulikflüssigkeiten gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Viskosität einer 10 Gew.-% des Polymerisats P enthaltenden Hydraulikflüssigkeit unterhalb
25 mm2/s bei 40°C liegt.
3. Wäßrige Hydraulikflüssigkeiten gemäß den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß sie handelsübliche Additive enthalten.
4. Wäßrige Hydraulikflüssigkeiten gemäß Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß sie
ein handelsübliches Additivpaket enthalten.
5. Wäßrige Hydraulikflüssigkeiten gemäß den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß sie ohne Zusatz weiterer, auf die Polymerisate P abgestimmter Dispergiermittel
stabile Anwendungsformen insbesondere Lösungen bilden.