(19)
(11) EP 0 187 900 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
23.07.1986  Patentblatt  1986/30

(21) Anmeldenummer: 85113061.7

(22) Anmeldetag:  15.10.1985
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F42B 12/04
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI SE

(30) Priorität: 19.10.1984 DE 3438305

(71) Anmelder: DIEHL GMBH & CO.
D-90478 Nürnberg (DE)

(72) Erfinder:
  • Lindstädt, Klaus
    D-8501 Schwaig (DE)
  • Rudolf, Karl
    D-8898 Schrobenhausen (DE)
  • Weber, Adolf
    D-8561 Neunkirchen (DE)
  • Lükewille, Heinrich
    D-7777 Salem (DE)
  • Röll, Wilfried
    D-7990 Friedrichshafen (DE)

(74) Vertreter: Hofmann, Gerhard, Dipl.-Ing. Patentassessor et al
Stephanstrasse 49
D-90478 Nürnberg
D-90478 Nürnberg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Unbemanntes Fluggerät für die Bekämpfung von Bodenzielen


    (57) Zum effektiven und kostengünstigen Bekämpfen von gepanzerten Verbänden ist durch eine mit projektilbildenden Ladungen (6 bis 11) versehenes unbemanntes Fluggerät, wie eine Kampfdrohne (1) vorgesehen. Ziele, die im Detektionskorridor (16) der Drohne (1) liegen, werden nacheinander bekämpft, indem entsprechend der Anzahl der Ladungen (6 bis 11) Ziele durch ausstoßbare oder direkt zündbare Ladungen (6 bis 11) bekämpft werden.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein unbemanntes Fluggerät für die Bekämpfung von Bodenzielen nach dem Oberbegriff des Anspruches 1.

    [0002] Aus der DE-PS 29 04 749 ist ein Flugkörper nach Art einer Drohne für die Bekämpfung von Bodenzielen vom Boden aus bekannt. Zur Bekämpfung einer feindlichen, Radarstellung ist die Drohne u.a. mit einem Zielsuchkopf und einem detonationsfähigen Gefechtskopf versehen. Nach Auffassung des Zieles bekämpft die Drohne das Ziel im Sturzflug durch Aufschlag im Ziel.

    [0003] Die Erfolgsaussichten zur Zielbekämpfung sind relativ gering, da die Drohne verhältnismäßig früh geortet und während des Sturzfluges leicht durch Bordmaschinenwaffen des Zieles bekämpft werden kann. Bewegliche Ziele können grundsätzlich während der Sturzflugphase ausweichen.

    [0004] Eine Drohne in der Art eines Flugkörpers mit stark gepfeiltem Tragwerk, insbesondere Deltaflügel, jedoch ohne Gefechtsladungen, ist aus der OE-OS 32 40 903 bekannt.

    [0005] Zur Bekämpfung verhältnismäßig schwergepanzerter Ziele, wie Kampfpanzer, schlägt die DE-PS 27 41 984 einen Gefechtskopf mit mindestens einer stachelbildenden Hohlladung vor. Dieser Gefechtskopf ist Teil einer Granate oder eines Flugkörpers. Stachelbildende Hohlladungen sind aufgrund der relativ großen Kampfentfernung von ca. 100 m nahezu wirkungslos.

    [0006] Daneben sind Maßnahmen, die zu einer achsenstabilen Lage des Gefechtskopfes an Granaten und Flugkörpern führen sehr aufwendig.

    [0007] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, kostengünstig und effektiv Bodenziele, nämlich leicht- und schwergepanzerte Ziele, mittels eines unbemannten Fluggerätes zu bekämpfen.

    [0008] Die Erfindung löst diese Aufgabe mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruches 1.

    [0009] Erfindungsgemäß liegt ein kostengünstiges und effektives Waffensystem vor. Der stabile Anflug des Fluggerätes, bspw. einer Drohne, ist eine ideale Waffenplattform mit den Vorteilen einer sicheren Detektion der Ziele aufgrund der geringen Geschwindigkeit der Drohne von ca. 250 bis 300 km/h bei einer durchschnittlichen Angriffs-Flughöhe von ca. 70 m. Die Bekämpfung der Ziele erfolgt durch projektilbildende Ladungen, die entsprechend den Merkmalen der Unteransprüche in der Drohne stationär oder aus dieser in Form von ausstoßbaren Submunitionen angeordnet sind.

    [0010] Liegt ein Ziel in Wirkrichtung der stationären Ladungsanordnung, so ist die Zündung ohne vorherige Korrektur der Fluglage möglich. Liegt dagegen das Ziel außerhalb der Wirkrichtung der Ladungsanordnung, so reicht eine geringe Korrektur der Fluglage (z.B. durch Rollbewegung) aus um das Ziel zu bekämpfen.

    [0011] Die Effektivität der Drohne wird dadurch vergrößert, daß die Ladungsanordnung aus zwei oder mehreren achsparallel angeordneten P-Ladungen besteht, die simultan gezündet werden. Dadurch wird eine erhöhte Treffer- und Vernichtungswahrscheinlichkeit insbesondere bei schwer zu bekämpfenden Zielen, wie Kampfpanzern, sichergestellt.

    [0012] Die Effektivität der Drohne ist dadurch zu vergrößern, daß mehrere Ziele durch eine einzige Drohne zu bekämpfen sind, indem die Drohne mit wenigstens einer ausstoßbaren Submunition versehen ist. Nach dem Ausstoß einer Submunition erfolgt die Stabilisierung der Drohne für die weitere Detektion von Zielen und Ausstoß einer zweiten Submunition bzw. Zündung der stationären Ladungen.

    [0013] Relativ geringe Korrekturen der Fluglage der Drohne sind dann erforderlich, wenn die ausstoßbaren Submunitionen im Bereich des Schwerpunktes der Drohne angeordnet sind.

    [0014] Bei sehr niedriger Flughöhe der Drohne ist eine sehr hohe Akquisitionswahrscheinlichkeit der ausstoßbaren Submunition dann zu erreichen, wenn diese "nach oben" ausgestoßen wird. Aufgrund der dadurch erreichten größeren Zeitspanne für das aerodynamische Stabilisieren der Submunition mit anschließender Detektion bei größerem nutzbaren Suchradius und Auslösung der projektilbildenden Ladung liegt die erforderliche Treffwahrscheinlichkeit vor.

    [0015] Der Aufmarschraum gepanzerter Verbände oder andere unbemannte Fluggeräte kosteneffektiv zu bekämpfen, indem mehrere Drohnen streifenförmig das Zielgebiet überfliegen. Auch ist in einfacherweise die Mehrfachbekämpfung eines einzigen Zieles durch mehrere Drohnen weitgehend ausgeschlossen.

    [0016] Wesentlich für die Erfindung ist, daß jeder der von einem Fluggerät getragenen, projektilbildenden Ladungen für eine wahlweise unterschiedliche Ausbringungsart aus dem Träger, und zwar in der Art als Submunition oder in der Art mit Abschuß aus dem Fluggerät, vorgesehen ist.

    [0017] Die Wahl der Ausbringungsart der Ladungen als Submunition schließt bei Vorhandensein mehrerer Ladungen Ausbringungskombinationen ein, nach denen die Ausbringung einzeln oder in Gruppen mit zeitlichen Abständen oder auch sämtlicher Ladungen gleichzeitig bewirkt wird.

    [0018] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt. Es zeigt:

    Fig. 1 eine Drohne während der Bekämpfung eines Zieles;

    Fig. 2

    bis 5 die Anordnung von projektilbildenden Ladungen in mehreren Varianten in der Drohne nach Fig. l.



    [0019] Eine Drohne 1 mit Deltaflügeln 2, 3 weist einen mehrteiligen Rumpf 4 auf.

    [0020] In einem Bugabschnitt 5 sind gemäß den Figuren 2 bis 5 projektilbildende Ladungen 35 in Form von stationär angeordneten Ladungen 6 bis 8 und ausstoßbare Submunitionen 9 bis 11 angeordnet.

    [0021] In einem anschließenden Abschnitt 15 ist eine nicht dargestellte Detektionseinrichtung zur Erfassung eines Detektionskorridors 16 untergebracht.

    [0022] In einem Mittelabschnitt 20 mit dem Schwerpunkt 21 ist die nach oben ausstoßbare Submunition 9 angeordnet.

    [0023] Im Heckabschnitt 25 befindet sich ein nicht dargestellter Motor für einen Propeller 26.

    [0024] Im Zielkorridor 16 ist durch die Detektionseinrichtung ein Kampfpanzer 30 identifiziert mit entsprechenden Zieldaten.

    [0025] Die Submunition 9 ist über eine Ausstoßladung 31 aus einem Behälter 32 ausgestoßen und über einen Fallschirm 33 stabilisiert. In bekannter Weise führt die Submunition 9 am Fallschirm 33 hängend eine kreisende Bewegung aus. Eine autarke Detektionseinrichtung

    [0026] der Submunition 9 löst bei Zielerfassung die projektilbildende Ladung 35 aus. Ein danach detektiertes Ziel 40 wird durch die projektilbildende Ladung 10 bekämpft.

    [0027] Ein anschließend detektiertes drittes Ziel 45 wird durch die stationär in der Drohne angeordnete projektilbildende Ladung 6 bekämpft. Hierzu ist die Drohne 1 um ihre Hauptachse 46 durch entsprechende Steuermanöver der Drohne in Pfeilrichtung 47 soweit gedreht, daß das Ziel 45 in dem Wirkungsbereich derprojektilbildenden Ladung 6 liegt. Die Bahn des Projektils ist mit 48 bezeichnet.

    [0028] Nach Fig. 2 sind in schematischer Darstellung die projektilbildenden Ladungen 6 bis 8 im Bugabschnitt 5 gezeigt. Zwischen den genannten Ladungen 6 bis 8 sind stoßwellenreflektierende Dämmschichten 51, 52 angeordnet. Damit wird erreicht, daß bei gleichzeitiger Detonation der projektilbildenden Ladungen 6 bis 8 eine gegenseitige Beeinflussung, die die Projektilbildungen stören könnte, unterbleibt. Bei diesen Ladungen ist vorgesehen, daß ein Ziel durch die Ladungen 6 bis 8 gleichzeitig bekämpft wird. Die Detonation der Ladungen führt dabei zur Zerstörung des Bugabschnittes 5, die dann zum Absturz der Drohne 1 führt.

    [0029] Nach Fig. 3 sind neben den projektilbildende Ladungen 6, 7 und den Dämmschichten 51, 52 die nach unten ausstoßbare Submunition 9 angeordnet. Die Unterseite der Drohne 1 ist mit 53 und die Oberseite mit 54 bezeichnet.

    [0030] Nach Fig. 4 sind im Bugabschnitt 5 die stationär angeordnete Ladung 6 und die ausstoßbare Submunition 10 untergebracht. Im Rumpfabschnitt 4 ist entsprechend Fig. 1 die ausstoßbare Submunition 9 im Bereich des Schwerpunktes 21 angeordnet. Die Wirkrichtungen der Ladung 6 und der Submunition 10 sind mit 41, 42 bezeichnet.

    [0031] Nach Fig. 5 sind im Bugabschnitt 5 der Drohne l'und im Rumpfab - schnitt 4 nach unten gerichtete, ausstoßbare Submunitionen 9 bis 11 angeordnet.

    [0032] Mit der Anordnung nach Fig. 2 ist nur ein Ziel zu bekämpfen.

    [0033] Mit der Anordnung nach Fig. 3 sind zwei Ziele zu bekämpfen, indem das erste Ziel mit der Submunition 9 und das zweite Ziel gleichzeitig mit den stationären Ladungen 6 und 7 zu bekämpfen ist.

    [0034] Mit der Anordnung nach Fig. 4 sind drei Ziele unabhängig voneinander zu bekämpfen, wobei für das letzte Ziel die stationäre Ladung 6 vorgesehen ist, deren Detonation zur Zerstörung der Drohne führt.

    [0035] Neben der beschriebenen Ausführungsbeispielen bezüglich der Lage und Anordnung der Ladungen 6 bis 10 können auch nur eine einzige Ladung in der Drohne stationär oder ausstoßbar angeordnet sein. Auch können die stationären Ladungen in der Drohne - in Flugrichtung gesehen - quer dazu in einem Winkel zur vertikalen Längsebene angeordnet sein.

    [0036] Die auswerfbare Submunition ist auch in der Art einer stationären Ladung direkt zu zünden.

    [0037] Die Anordnung der Submunition in der Drohne bezüglich der Wirkrichtung der Submunition ist beim Ausstoß nach "oben" abhängig von der Art der aerodynamischen Stabilisierung der ausgestoßenen Submunition. Die Submunition kann daher in der Drohne so angeordnet sein, daß ihre Wirkrichtung "nach oben" oder "nach unten" gerichtet ist. Bei der Wirkrichtung "nach oben" ist die Drohne auch gegen Hubschrauber einsetzbar, indem sie das Ziel unterfliegt und die Submunition direkt zündet. Anstelle der Submunition ist auch eine "nach oben" gerichtete stationäre Ladung der Drohne vorzusehen.


    Ansprüche

    1. Unbemanntes Fluggerät, wie Drohne, Kampfmittelbehälter, Rakete, für die Bekämpfung von Bodenzielen mit einer Zielsucheinrichtung und einer detonationsfähigen Gefechtsladung, dadurch gekennzeichnet, daß das Fluggerät (1) wenigstens eine projektilbildende Ladung (6 bis 10) als Gefechtsladung aufweist.
     
    2. Fluggerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Ladungen (6 bis 8) in dem Fluggerät (1) stationär angeordnet sind.
     
    3. Fluggerät nach Ansprch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in dem Fluggerät (1) ausstoßbare, das Ziel (30, 40, 45) selbständig bekämpfende Submunitionen (9, 10) angeordnet sind.
     
    4. Fluggerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Bugabschnitt (5) des Fluggerätes (1) stationäre Ladungen (6 bis 8), durch Stoßwellen absorbierende Dämmschichten (51, 52) getrennt angeordnet sind.
     
    5. Fluggerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich des Schwerpunktes (21) im Rumpfbereich (20) des Fluggerätes (1) ausstoßbare Submunitionen (9) mit projektilbildenden Ladungen angeordnet sind.
     
    6. Fluggerät nach den Ansprüchen 1 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Ladungen (6 bis 10) im Bugabschnitt (5) und im Bereich des Schwerpunktes (21) des Fluggerätes (1) angeordnet sind.
     
    7. Fluggerät nach den Ansprüchen 2 und 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Submunitionen (9, 10) nach oben ausstoßbar sind.
     
    8. Fluggerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Einbaulage der Ladungen (6-10) bezüglich ihrer Wirkrichtungen (41, 42) "nach oben" oder "nach unten" ist bezogen auf das Fluggerät (1) in horizontaler Lage.
     
    9. Verfahren zur Auslösung von projektilbildenden Submunitionen je nach Anforderung separat für je ein Ziel gezielt ausstoßbar oder mindestens zwei gleichzeitig auf ein einziges Ziel einsetzbar oder alle simultan vom Fluggerät aus gegen ein einziges Ziel einsetzbar.
     




    Zeichnung