(19)
(11) EP 0 187 930 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
23.07.1986  Patentblatt  1986/30

(21) Anmeldenummer: 85115114.2

(22) Anmeldetag:  28.11.1985
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F02B 75/24, F01B 1/08, F01B 9/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 28.12.1984 DE 3447663

(71) Anmelder: Ficht GmbH
D-85610 Kirchseeon (DE)

(72) Erfinder:
  • Lutz, Hamann
    D-8019 Assling (DE)

(74) Vertreter: Patentanwälte Dr. Solf & Zapf 
Candidplatz 15
81543 München
81543 München (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Mehrzylinder-Brennkraftkolbenmaschine


    (57) Mehrzylinder-Brennkraftkolbenmaschine, deren Zylinder nach dem Boxer-Prinzip angeordnet sind und bei der die hin- und hergehenden Bewegungen der Kolben über eine Kurbetschleife in eine Drehbewegung umgeformt werden und bei der die Kolben von jeweils vier Zylindern auf einen einzigen Kurbelzapfen wirken; vgl. Figur 1.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Mehrzylinder-Brennkraftkolbenmaschine nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.

    [0002] Durch die DE-PS 241 538 ist eine Mehrzylinder-Brennkraftmaschine bekanntgeworden, deren vier Zylinder in einer Ebene befindlich angeordnet sind, wobei die Arbeitskolben jeweils zweier nebeneinander liegender Zylinder durch jeweils einen Kurbelschleifenrahmen gekoppelt sind. Dabei sind die beiden Kurbelschleifenrahmen koaxial zueinanderliegend angeordnet und ihre Kulissen befinden sich in deckungsgleicher Anordnung, so daß die vier Arbeitskolben der paarweise gegenüberliegenden Zylinder sich stets in gleicher Richtung bewegen. Dieser Gleichlauf aller vier Arbeitskolben mit den Kurbelschleifenrahmen bedingt jedoch große bewegte Massen in einer Richtung, was wiederum große Ausgleichsmassen erfordert. Damit erhöht sich das Baugewicht der Maschinen mit allen nachteiligen Begleitumständen.

    [0003] Bei Mehrzylinder-Brennkraftmaschinen, deren Kolben über übliche Pleuel auf die Kurbelwelle weisen, erfordert jeder Kolben einen eigenen Kurbelzapfen innerhalb der Kurbelwelle, so daß sich sehr schnell eine große Baulänge für die Kurbelwelle mit den daraus resultierenden Schwierigkeiten bei ihrer Lagerung ergibt. Außerdem ist die Herstellung solcher vielfach gekröpfter Kurbelwellen teuer. Auch wird die Baulänge des gesamten Motors groß iFerner sind zwei Zylinder-Brennkraftkolbenmaschinen mit achsgleich gegen- überliegend angeordneten Arbeitszylindern als sog. Boxermotore bekannt, deren hin- und hergehende Arbeitskolben über eine starre Kolbenstange mit dem mittig gelegenen Kurbelschleifentrieb kinematisch gekoppelt sind; vgl. DE-PS 409 919. Sie sind gegenüber Mehrzylinder-Brennkraftkolbenmaschinen mit herkömmlichem Pleuel-Kurbeltrieb vorteilhaft. So werden durch die Kinematik des Kurbelschleifentriebes die Verweilzeiten im oberen und unteren Totpunkt verlängert, was sich günstig auf die Spül- und Ladungsvorgänge und den Verbrennungsablauf auswirkt. Ferner ermöglicht die geradlinige Bewegung der beiden Kolbenstangen eine wirkungsvolle Abdichtung des Zylinderraumes gegenüber dem Kurbelgehäuse durch Trennwände, die nur von den Kolbenstangen durchsetzt werden, deren Lagerungen relativ einfach abgedichtet werden können. Diese Trennwände bewirken außerdem eine steife Bauart für das Motorgehäuse, und die am Kurbelschleifentrieb auftretenden dynamischen Kräfte können im Motorengehäuse problemlos aufgenommen werden. Auch werden die Reibungskräfte insgesamt dadurch verringert, daß der Kurbelschleifenrahmen selbst nicht gelagert zu werden braucht. Durch alle diese Maßnahmen verkürzt sich die motorische Baulänge. Die wirksame Abdichtung des Innenraumes des Kurbelschleifentriebes gegenüber den Zylinderräumen mit deren chemisch aggressivem Klima erhöht die Lebensdauer der Brennkraftmaschine.

    [0004] Die Erfindung hat sich die Aufgabe gestellt, durch eine neue Bauform der genannten Boxermotorgattung weitere, konzeptionelle Verbesserungen zu erreichen, insbesondere unter Anwendung des Boxer-Prinzips Mehrzylinder-Brennkraftmaschinen zu schaffen, deren über starre Kolbenstangen miteinander gekoppelten Kolben möglichst auf einen Kurbelza"pfen wirken können.

    [0005] Diese Aufgabe ist gemäß der Erfindung durch die in den Patentansprüchen niedergelegten Merkmale gelöst.

    [0006] Durch die Erfindung wird also auf verblüffend einfache Weise eine kompakte Motorbauweise erreicht und werden eine Vielzahl von Lagerstellen eingespart, wodurch sich das Leistungsgewicht verbessert und das Bauvolumen verkleinert, dabei Insbesondere die Baulänge verkürzt. Außerdem werden konstruktive Vereinfachungen in bezug auf den Kurbelabtrieb erzielt, was auch die Motorfertigung verbilligt, da nur eine Kurbelwellenkröpfung mit einem Kurbelzapfen für einen Vierzylindermotor erforderlich ist. Durch die bauliche bzw. kinematische Trennung der beiden Kurbelschleifenrahmen für jedes gegenüberliegende Arbeitskolbenpaar und insbesondere die sternförmige Anordnung der beiden Arbeitszylinderpaare erfolgen bei einem Kurbelwellenumlauf bestimmte Gegenläufigkeiten der beiden senkrecht zueinander bewegten Massen, so daß ein teilweiser Massenausgleich zwischen diesen beiden Massensystemen auftritt. Die Ausgleichsmassen können verringert werden und die Laufruhe der Brennkraftmaschine verbessert sich. Damit erhöht sich auch die Lebensdauer. Ferner ist auf einfache Weise das sog. Baukastenprinzip durchführbar, so daß mit gleichen Baueinheiten Motoren unterschiedlicher Leistungsbereiche realisierbar sind.

    [0007] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel gemäß der Erfindung anhand einer Vierzylinder-Brennkraftmaschine dargestellt, das nachfolgend beschrieben ist. Es zeigen

    Figur 1 die Brennkraftmaschine nach der Erfindung in einer Schnittebene durch das eine Paar der achsgleich gegenüberliegenden Zylinder,

    Figur 2 die Brennkraftmaschine nach Figur 1 in einer zur ersten Schnittebene parallelen Schnittebene durch das zweite Paar der achsgleich gegenüberliegenden Zylinder und

    Figur 3 in vergrößerter Darstellung einen Querschnitt durch den Kurbelwellenbereich der Brennkraftmaschine nach Figur 1.



    [0008] Wie Figur 1 zeigt, besteht das erste Zylinderpaar aus den beiden Arbeitszylindern 1 und 2, die achsgleich gegenüberliegen. In ihnen laufen Arbeitskolben 3 und 4, an denen Kolbenstangen 5 und 6 starr befestigt sind. Diese sind andererseits mit einem Kurbelschleifenrahmen 7 fest verbunden, der eine geradlinige Kulisse 8 einschließt, deren Längsachse L8 in einem Winkel von 90° quer zur Längsachse L1, 2 der beiden Arbeitszylinder 1 und 2 gerichtet ist. In der Kulisse 8 bewegt sich ein Gleitstein 9, der auf einem Kurbelzapfen 10 eines Kurbelabtriebes 20 mit seiner Kurbelwelle 21 drehbar gelagert ist , vgl. Figur 3.

    [0009] Das zweite Zylinderpaar besteht gemäß Figur 2 aus den beiden Arbeitszylindern 11 und 12, die ebenfalls achsgleich gegenüberliegen. In ihnen laufen Arbeitskolben 13 und 14, an denen Kolbenstangen 15 und 16 starr befestigt sind. Diese sind andererseits mit einem Kurbelschleifenrahmen 17 fest verbunden, der eine geradlinige Kulisse 18 einschließt, deren Längsachse L 18 in einem Winkel von 900 quer zur Längsachse L11, 12 der beiden Arbeitszylinder 11 und 12 gerichtet ist. In der Kulisse 18 bewegt sich ein Gleitstein 19, der ebenfalls auf dem Kurbelzapfen 10 des Kurbeltriebes 20 drehbar gelagert ist. Die beiden Längsachsen L8 und L18 der beiden Kulissen 8 und 18 kreuzen sich ebenfalls senkrecht.

    [0010] Wie aus Figur 3 zu entnehmen ist, liegen beide Kurbelschleifenrahmen 7 und 17 nebeneinander auf dem Kurbelzapfen 10 des Kurbelabtriebes 20. Die Lagerung der Kurbelwelle 21 ist, da nicht zur Erfindung gehörig, weder beschrieben noch näher dargestellt.

    [0011] x Nimmt man die Drehrichtung R des Motors in Uhrzeigersinn an, so bewegen sich die beiden Arbeitskolben 13 und 14 nach rechts oben, während sich die beiden Arbeitskolben 3 und 4 nach rechts unten bewegen. Diese Bewegungen werden über die Kurbelschleifen 7 und 17 auf den Kurbelzapfen 10 der Kurbelwelle 21 übertragen, der dadurch eine Drehbewegung aufgezwungen wird.

    [0012] Wie aus der vorstehenden Beschreibung der neuen Brennkraftmaschine sofort zu ersehen ist, hat der durch die gewählte Anordnung von zwei Kurbelschleifen auf einen Kurbelzapfen erzielte Gleichlauf aller vier Arbeitskolben den Vorteil, daß die Ausgleichsmasse der der sich translatorisch bewegenden Masse einer üblichen Zwei-ZylinderEinheit entspricht. Dadurch ist die Fliehkraft in jeder Kurbelwellenstellung genau so große wie die resultierende Masse von zwei Zwei-Zylinder-Einheiten. Es verbleibt lediglich eine Restmassenkraft, resultierend aus dem geringen Abstand der um 90° vesetzt angeordneten Kolbenstangen und der sich mit diesen translatorisch bewegenden Massen.

    [0013] Dieser Vorteil wird auch dann erzielt, wenn mehr als vier Zylinder, nämlich jeweils das geradzählige Vielfache von zwei, auf eine einzige Kurbelwelle in der beschriebenen Art und Weise wirken, die dann die entsprechende Anzahl von Kurbelzapfen aufweisen muß.


    Ansprüche

    1. Mehrzylinder-Brennkraftkolbenmaschine, deren Arbeitszylinder jeweils paarweise und achsgleich gegenüberliegend angeordnet sind, mit Kurbelschleifentrieb zur Umwandlung der Translationsbewegung der Arbeitskolben und deren starr mit ihnen verbundenen Kolbenstangen in Rotationsbewegung des Kurbelabtriebes, wobei jeweils zwei Kolbenstangen mit ihren inneren Enden am Kurbelschleifenrahmen unbeweglich befestigt sind, in dessen geradliniger, senkrecht zur Längsachse des Arbeitszylinderpaares verlaufenden Kulisse der Kurbelzapfen des Kurbelabtriebes gleitet, dadurch gekennzeichnet , daß auf jedem Kurbelzapfen (10) die Kulissen (8 und 18) jeweils zweier Kurbelschleifenrahmen (7 und 17) laufen, die zur Verbindung jeweils zweier gegenüberliegender Arbeitskolben (3 und 4 sowie 13 und 14) von vier in Achsrichtung hintereinander angeordneten Arbeitszylindern (1 und 2 sowie 11 und 12) dienen, und daß die Längsachse der Kurbelwelle und damit auch des Kurbelzapfens (10) in Richtung der hintereinander angeordneten Zylinderpaare (1 und 2 sowie 11 und 12) verläuft, mit Hintereinanderanordnung auch der einem jeden Zylinderpaar mit achsgleich gegenüberliegenden Zylindern (1 und 2 sowie 11 und 12) zugeordneten Kurbelschleifenrahmen (7 und 17).
     
    2. Mehrzylinder-Brennkraftkolbenmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Längsachsen (L1, 2 und L11, 12) jeweils zweier gegenüberliegender Arbeitszylinderpaare (1 und 2 sowie 11 und 12) einen Winkel von 90° einschließen und sich kreuzen und die Längsachse (L8 und L18) der auf dem Kurbelzapfen (10) gleitenden Kulissen (8 und 18) der beiden hintereinander angeordneten Kurbelschleifenrahmen (7 und 17) senkrecht zueinander gerichtet sind und sich dabei kreuzen.
     
    3. Mehrzylinder-Brennkraftkolbenmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere jeweils das geradzählige Vielfache von zwei bildende Arbeitszylinder-Einheiten (1/2, 11/12) einer Kurbelwelle (21) mit einer entsprechenden Anzahl von Kurbelzapfen (10) zugeordnet sind.
     




    Zeichnung