[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrohrsicherung für Übungsmunition, die durch den zentralen
Lauf einer vollkalibrigen Geschoß-Attrappe abgeschossen wird.
[0002] Aus den deutschen Patentschriften 1 207 833, 1 216 156, 1 277 706, 1 453 821, 1 678
492 und aus der DE-OS 30 33 061 ist unterkalibrige Übungsmunition für Mörser bekannt.
Dabei wird diese Munition durch einen Lauf abgeschossen, der zentral in eine vollkalibrige
Mörsergeschoß-Attrappe eingebaut ist. Um den Aufschlag der Übungsmunition im Ziel
verfolgen zu können, enthält das übungsgeschoß eine Wirkladung, oft eine raucherzeugende
Signalladung, die beim Aufprall auf das Zielmedium durch einen Anzünder entzündet
wird,der wiederum beim Aufprall durch ein System aus Anzündladung und Schlagbolzen
entzündet wird.
[0003] Um eine Fehlauslösung der Wirkladung beim Transport und während der Handhabung der
Munition zu vermeiden, wird in der DE-OS 30 33 061 vorgeschlagen, den Anzünder durch
einen Sicherungsstift zu sichern. Der Sicherungsstift ist senkrecht zur Geschoßachse
in dieses eingesetzt, und greift mit seinem geschoßinneren Ende in eine entsprechende
Ausnehmung im Anzünder, so daß dieser nicht auf den ihm gegenüberliegenden Schlagbolzen
zubewegt werden kann. Das geschoßäußere Ende des Sicherungsstiftes schließt mit der
Geschoßaußenfläche, die an der Wand des Laufes anliegt, bündig ab. Im Geschoß ist
eine Feder so am Sicherungsstift angebracht, daß dieser radial nach außen gedrückt
wird. Sobald das Geschoß den Lauf in der Mörsergeschoß-Attrappe verläßt, liegt der
Sicherungsstift nicht mehr an der Innenwand des Laufes an und wird somit ausgeworfen.
Dadurch wird der Anzünder frei beweglich, so daß das Anzündsystem in Scharfstellung
ist. Bei Berührung von Widerständen in der Flugbahn wird dann sofort die Wirkladung
ausgelöst. Geschieht dies im mündungsnahen Bereich, so ist der Schütze dadurch gefährdet,
da das Geschoß sofort nach Verlassen des Laufes in Scharfstellung ist.
[0004] Ausgehend vom oben genannten Stand der Technik ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung,
eine Vorrohrsicherung aufzuzeigen, bei der die Wirkladung erst dann entzündet werden
kann, wenn sich das Geschoß sicher aus dem geschütznahen Bereich entfernt hat.
[0005] Diese Aufgabe wird bei einer Vorrohrsicherung für übungsmunition, die durch den zentralen
Lauf einer vollkalibrigen Geschoß-Attrappe abgeschossen wird, mit einem Anzünder,
der beim Aufprall der Übungsmunitio im Ziel eine Wirkladung entzündet, mit einem senkrecht
zur Geschoßachse auswerfbaren Sicherungsstift, der den Anzünder mindestens so lange
fixiert, wie sich die Übungsmunition im Lauf befindet, dadurch gelöst, daß der Sicherungsstift
durch Gasdruck auswerfbar in einen Hohlraum eingesetzt ist, der mit einem pyrotechnischen
Gasgenerator verbunden ist, und daß der Gasgenerator mit einem verzögernd arbeitenden
Anzündsystem verbunden ist, das beim Abschuß der Ubungsmunition initiiert wird.
[0006] Durch diese Anordnung ist gewährleistet, daß die Wirkladung zu einem exakt definierbaren
Zeitpunkt in Scharfstellung gebracht wird, nachdem das Geschoß den Lauf verlassen
hat. Dies wird einfach dadurch erreicht, daß die Zeitverzögerung des verzögernd arbeitenden
Anzündsystems eingestellt wird. Darüber hinaus ist auch der Zusammenbau der übungsmunition
einfacher und sicherer, als dies bisher der Fall war.
[0007] Vorzugsweise umfaßt das Anzündsystem eine pyrotechnische Verzögerungsladung. Dadurch
wird auf einfache Weise eine exakt definierbare Verzögerungszeit vorgegeben.
[0008] Der Verzögerungsladung ist vorzugsweise ein Übertragungssatz vorgeschaltet, der von
einer durch die Abschußbeschleunigung mittels eines Schlagbolzens initiierten Anzündladung
angezündet wird. Bei einer bevorzugten Ausführungsform wird die Anzündladung gegen
die Kraft einer Feder in Richtung Schlagbolzen bewegbar angeordnet. Auf ihrer dem
Schlagbolzen gegenüberliegenden Seite ist sie mit einem Übertragungskanal verbunden,
der zum Übertragungssatz führt.
[0009] Ein besonders kompakter Aufbau ergibt sich dann, wenn die Symmetrieachsen des Sicherungsstiftes,
des Gasgenerators und des Anzündsystems in einer durch die Geschoßachse führenden
Ebene liegen. Der Sicherungsstift, der Gasgenerator, die Verzögerungsladung und der
Übertragungssatz liegen hierbei auf der einen Seite der Geschoßlängsachse, die Anzündladung,
die Feder und der Schlagbolzen liegen auf der anderen Seite der Geschoßlängsachse.
Dieser bilateral symmetrische Aufbau ermöglicht eine besonders rationelle und kostengünstige
Fertigung, und zwar insbesondere dann, wenn die aufgezählten Bauteile jeweils runde
Querschnitte aufweisen, da dann im wesentlichen nur drei voneinander verschiedene
Bohrungen angebracht werden müssen.
[0010] Eine weitere Vereinfachung der Fertigung ergibt sich dann, wenn die Ubungsmunition
mit einem gegebenenfalls auswechselbaren Kopfstück (gemäß der DE-PS 1 453 821) ausgerüstet
ist und der Übertragungskanal in das geschoßinnere Ende des Kopfstückes als Ringkanal
mit halbrundem Querschnitt eingearbeitet ist.
[0011] Weitere bevorzugte Ausführungsformen ergeben sich aus dem Ausführungsbeispiel, das
im folgenden anhand der Fig. 1 näher erläutert wird.
[0012] Die Fig. 1 zeigt einen Längsschnitt durch die Symmetrieachse eines Ubungsgeschosses,
das in den hier nicht gezeigten Lauf einer vollkalibrigen Mörsergeschoß-Attrappe eingesetzt
wird.
[0013] Das Geschoß enthält in seinem hinteren Teil eine Wirkladung 2, über der ein Anzünder
sitzt. der Anzünder ist (bei gelöstem Sicherungsstift) in einer zentralen Bohrung
gegen ein am Vorderende des Geschosses in den Geschoßkopf 1 eingesetztes Kopfstück
11 zu beweglich,und zwar gegen die Kraft einer Feder. In einem gewissen Abstand über
dem Anzünder 4 sitzt ein Anzündstift 3. Trifft das Geschoß auf dem Ziel auf, so bewegt
sich der
Anzünder 4 nach vorne, prallt auf den Anzündstift 3, wird dadurch initiiert und zündet
die Wirkladung 2 an.
[0014] In der in Fig. 1 gezeigten Stellung, bei der sich das übungsgeschoß noch im Lauf
befindet, sitzt das innere Ende eines Sicherungsstiftes 5 in einer ringförmigen Ausnehmung
des Anzünders 4. Der Sicherungsstift 5 weist einen geschoßaußenseitig angeordneten
kolbenförmigen Kopf auf, an den sich ein zylindrischer Schaft anschließt. Das Ende
dieses zylindrischen Schaftes sitzt in der Ausnehmung des Anzünders 4. Der Sicherungsstift
5 ist unter Abdichtung in eine Bohrung im Geschoßkopf 1 eingesetzt, deren Achse senkrecht
zur Geschoßlängsachse verläuft. Diese Bohrung besteht aus zwei Teilabschnitten, wobei
der geschoßäußere Teilabschnitt den Kopf des Sicherungsstiftes, der im Durchmesser
geringere geschoßinnere Abschnitt der Bohrung den zylindrischen Teil des Sicherungsstiftes
unter Abdichtung aufnimmt. Die geschoßäußere, größere Bohrung ist hierbei tiefer als
dies zur Aufnahme des Kopfes des Sicherungsstiftes notwendig ist. Dadurch ist hinter
dem Kopf des Sicherungsstiftes, also auf dessen geschoßinneren Seite ein Hohlraum
12 ausgebildet.
[0015] Der Hohlraum 12 steht über eine Bohrung mit einem pyrotechnischen Gasgenerator 14
in Verbindung, wobei diese Bohrung parallel aber versetzt zur Geschoßlängsachse, also
senkrecht zur Achse des Sicherungsstiftes in den GeschoBkopf 1 eingearbeitet ist.
über dem Gasgenerator 14 sitzt eine pyrotechnische Verzögerungsladung 10, über dieser
ein Übertragungssatz 9. Ubertragungssatz 9, Verzögerungsladung 10 und Gasgenerator
14 sind in eine gemeinsame zylindrische Hülse eingesetzt.
[0016] Diametral gegenüber dieser ersten seitlich versetzten Bohrung ist eine zweite ebenso
seitlich versetzte Bohrung parallel zur GeschoBlängsachse in den Geschoßkopf 1 eingearbeitet.
Diese Bohrung ist als Sackbohrung ausgeführt, wobei im wesentlichen am unteren, geschlossenen
Ende der Bohrung ein Schlägbolzen 6 für die Verzögerungskette sitzt. Auf dem Schlagbolzen
6 sitzt eine Feder 13, die eine darüber befindliche Anzündladung 7 für die Verzögerung
abstützt. Die Anzündladung 7 befindet sich in einer Hülse, die in der Bohrung entgegen
der Kraft der Feder 13 verschiebbar ist.
[0017] In das Vorderende des Geschoßkopfes 1 ist ein Kopfstück 11 eingesetzt. Das Kopfstück
11 weist an seinem unteren, geschoßinneren Ende eine ringförmige Ausnehmung auf, die
direkt über den Bohrungen für den Ubertragungssatz 9 und die nachfolgenden Teile sowie
über der Anzündladung 7 mit den nachfolgenden Teilen liegt. Durch diesen Übertragungskanal
besteht somit eine Strömungsverbindung zwischen dem Oberende der Anzündladung 7 sowie
dem Oberende des Übertragungssatzes 9.
[0018] Die hier beschriebene Vorrohrsicherung funktioniert folgendermaßen: Durch den Abschußimpuls
der Treibladung des Übungsgeschosses prallt die gegen die Kraft der Feder 13 bewegliche
Anzündladung 7 auf den Schlagbolzen 6 und wird von diesem initiiert. Die ausgangsseitige
Flamme der Anzündladung 7 durchläuft den Ubertragungskanal 8 und trifft auf die Eingangsseite
der diametral gegenüberliegenden Verzögerungsstecke bzw. auf den Ubertragungssatz
9. Der Übertragungssatz 9 wird dadurch entzündet und zündet die Verzögerungsladung
10 an. Nachdem diese abgebrannt ist, wird der Gasgenerator
14 angezündet. Die von diesem entwickelten Gase strömen in den Hohlraum 12 und treiben
den kolbenförmigen Sicherungsstift 5 aus. Dieses Austreiben geschieht somit erst,
nachdem die Verzögerungsladung 10 abgebrannt ist. Durch geeignete Maßnahmen wird die
Abbrennzeit so gewählt, daß sich das Geschoß bereits in seiner freien Flugbahn befindet,
also außerhalb des Gefahrenbereiches für die Mannschaft ist. Nach Austreiben des Sicherungsstiftes
5 befindet sich der Aufschlagzünder 3/4 in Scharfstellung und kann beim Aufprall im
Ziel die Wirkladung 2 entzünden.
[0019] Die Feder 13, welche die Anzündladung 7 gegen den Schlagbolzen 6 abstützt, ist so
dimensioniert, daß erst durch den relativ starken AbschuBimpuls des Geschosses eine
Entzündung des Sicherungssystems möglich wird. Solange das Geschoß jedoch im zentralen
Lauf der vollkalibrigen Attrappe sitzt, kann selbst bei Fehlauslösung der Anzündladung
und damit der Druckerzeugung durch den Gasgenerator 14 keine Entsicherung des Wirkladungsanzünders
erfolgen, weil der Sicherungsstift nicht ausgeworfen werden kann.
[0020] Selbstverständlich kann die hier gezeigte Vorrohrsicherung nicht nur bei Mörser-Übungspatronen
eingesetzt werden, sondern stellt eine ganz allgemeine und billige Lösung in den Fällen
dar, in denen andere Vorrohrsicherungen zu aufwendig oder aus anderen Gründen nicht
praktikabel erscheinen.
1. Vorrohrsicherung für Übungsmunition, die durch den zentralen Lauf einer vollkalibrigen
Geschoß-Attrappe abgeschossen wird, mit einem Anzünder, der beim Aufprall der Übungsmunition
im Ziel eine Wirkladung entzündet, mit einem senkrecht zur Geschoßachse auswerfbaren
Sicherungsstift, der den Anzünder mindestens so lange fixiert, wie sich die Ubungsmunition
im Lauf befindet,
dadurch gekennzeichnet ,
daß der Sicherungsstift (5) durch Gasdruck auswerfbar in einen Hohlraum (12) eingesetzt
ist, der mit einem pyrotechnischen Gasgenerator (14) verbunden ist, und daß der Gasgenerator
(14) mit einem verzögernd arbeitenden Anzündsystem (6, 7, 9, 10) verbunden ist, das
beim Abschuß der Ubungsmunition initiiert wird.
2. Vorrohrsicherung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß das verzögernd arbeitende
Anzündsystem (6, 7, 9, 10) eine pyrotechnische Verzögerungsladung (10) umfaßt.
3. Vorrohrsicherung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet , daß der Verzögerungsladung
(10) ein Übertragungssatz (9) vorgeschaltet ist, der von einer durch die Abschußbeschleunigung
mittels eines Schlagbolzens (6) initiierten Anzündladung (7) angezündet wird.
4. Vorrohrsicherung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet , daß die Anzündladung
(7) gegen die Kraft einer Feder (13) in Richtung Schlagbolzen (6) bewegbar angeordnet
ist und auf ihrer dem Schlagbolzen (6) gegenüberliegenden Seite mit einem Übertragungskanal
(8) in Verbindung steht, der zum Übertragungssatz (9) führt.
5. Vorrohrsicherung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet , daß die Symmetrieachsen
des Sicherungsstiftes (5), des Gasgenerators (11) und des Anzündsystems (6, 7, 9,
1O) in einer durch die Geschoßachse führenden Ebene liegen, wobei Sicherungsstift
(5), Gasgenerator (14), Verzögerungsladung (10) und Ubertragungssatz (9) auf der einen
Seite der Geschoßlängsachse, Anzündladung (7), Feder (13) und Schlagbolzen (6) auf
der anderen Seite der Geschoßlängsachse angeordnet sind.
6. Vorrohrsicherung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet , daß der Übertragungskanal
(8) als Ringkanal in einem an sich bekannten Kopfstück (11) ausgebildet ist.