(19)
(11) EP 0 187 932 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
23.07.1986  Patentblatt  1986/30

(21) Anmeldenummer: 85115175.3

(22) Anmeldetag:  29.11.1985
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F42C 15/20, F42B 8/00, F42B 13/20
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 17.01.1985 DE 3501450

(71) Anmelder: HÜLS TROISDORF AKTIENGESELLSCHAFT
D-53839 Troisdorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Penner, Horst, Dr.
    D-8510 Fürth (DE)
  • Jensen, Ernst
    D-8510 Fürth (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Vorrohrsicherung für Übungsmunition


    (57) Es wird eine Vorrohrsicherung für Übungsmunition aufgezeigt, die durch den zentralen Lauf einer vollkalibrigen Geschoß-Attrappe abgeschossen wird. Die Übungsmunition weist einen Anzünder (4) auf, der beim Aufprall der Übungsmunition im Ziel eine Wirkladung (2) entzündet, sowie einen senkrecht zur Geschoßachse auswerfbaren Sicherungsstift (5), der den Anzünder mindestens so lange fixiert, wie sich die Übungsmunition im Lauf befindet. Der Sicherungsstift ist hierbei durch Gasdruck auswerfbar einen Hohlraum (12) eingesetzt, der mit einem pyrotechnischen Gasgenerator (14) verbunden ist, wobei der Gasgenerator mit einem verzögernd arbeitenden Anzündsystem (6,7,9,10) verbunden ist, das beim Abschuß der Übungsmunition initiiert wird.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrohrsicherung für Übungsmunition, die durch den zentralen Lauf einer vollkalibrigen Geschoß-Attrappe abgeschossen wird.

    [0002] Aus den deutschen Patentschriften 1 207 833, 1 216 156, 1 277 706, 1 453 821, 1 678 492 und aus der DE-OS 30 33 061 ist unterkalibrige Übungsmunition für Mörser bekannt. Dabei wird diese Munition durch einen Lauf abgeschossen, der zentral in eine vollkalibrige Mörsergeschoß-Attrappe eingebaut ist. Um den Aufschlag der Übungsmunition im Ziel verfolgen zu können, enthält das übungsgeschoß eine Wirkladung, oft eine raucherzeugende Signalladung, die beim Aufprall auf das Zielmedium durch einen Anzünder entzündet wird,der wiederum beim Aufprall durch ein System aus Anzündladung und Schlagbolzen entzündet wird.

    [0003] Um eine Fehlauslösung der Wirkladung beim Transport und während der Handhabung der Munition zu vermeiden, wird in der DE-OS 30 33 061 vorgeschlagen, den Anzünder durch einen Sicherungsstift zu sichern. Der Sicherungsstift ist senkrecht zur Geschoßachse in dieses eingesetzt, und greift mit seinem geschoßinneren Ende in eine entsprechende Ausnehmung im Anzünder, so daß dieser nicht auf den ihm gegenüberliegenden Schlagbolzen zubewegt werden kann. Das geschoßäußere Ende des Sicherungsstiftes schließt mit der Geschoßaußenfläche, die an der Wand des Laufes anliegt, bündig ab. Im Geschoß ist eine Feder so am Sicherungsstift angebracht, daß dieser radial nach außen gedrückt wird. Sobald das Geschoß den Lauf in der Mörsergeschoß-Attrappe verläßt, liegt der Sicherungsstift nicht mehr an der Innenwand des Laufes an und wird somit ausgeworfen. Dadurch wird der Anzünder frei beweglich, so daß das Anzündsystem in Scharfstellung ist. Bei Berührung von Widerständen in der Flugbahn wird dann sofort die Wirkladung ausgelöst. Geschieht dies im mündungsnahen Bereich, so ist der Schütze dadurch gefährdet, da das Geschoß sofort nach Verlassen des Laufes in Scharfstellung ist.

    [0004] Ausgehend vom oben genannten Stand der Technik ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Vorrohrsicherung aufzuzeigen, bei der die Wirkladung erst dann entzündet werden kann, wenn sich das Geschoß sicher aus dem geschütznahen Bereich entfernt hat.

    [0005] Diese Aufgabe wird bei einer Vorrohrsicherung für übungsmunition, die durch den zentralen Lauf einer vollkalibrigen Geschoß-Attrappe abgeschossen wird, mit einem Anzünder, der beim Aufprall der Übungsmunitio im Ziel eine Wirkladung entzündet, mit einem senkrecht zur Geschoßachse auswerfbaren Sicherungsstift, der den Anzünder mindestens so lange fixiert, wie sich die Übungsmunition im Lauf befindet, dadurch gelöst, daß der Sicherungsstift durch Gasdruck auswerfbar in einen Hohlraum eingesetzt ist, der mit einem pyrotechnischen Gasgenerator verbunden ist, und daß der Gasgenerator mit einem verzögernd arbeitenden Anzündsystem verbunden ist, das beim Abschuß der Ubungsmunition initiiert wird.

    [0006] Durch diese Anordnung ist gewährleistet, daß die Wirkladung zu einem exakt definierbaren Zeitpunkt in Scharfstellung gebracht wird, nachdem das Geschoß den Lauf verlassen hat. Dies wird einfach dadurch erreicht, daß die Zeitverzögerung des verzögernd arbeitenden Anzündsystems eingestellt wird. Darüber hinaus ist auch der Zusammenbau der übungsmunition einfacher und sicherer, als dies bisher der Fall war.

    [0007] Vorzugsweise umfaßt das Anzündsystem eine pyrotechnische Verzögerungsladung. Dadurch wird auf einfache Weise eine exakt definierbare Verzögerungszeit vorgegeben.

    [0008] Der Verzögerungsladung ist vorzugsweise ein Übertragungssatz vorgeschaltet, der von einer durch die Abschußbeschleunigung mittels eines Schlagbolzens initiierten Anzündladung angezündet wird. Bei einer bevorzugten Ausführungsform wird die Anzündladung gegen die Kraft einer Feder in Richtung Schlagbolzen bewegbar angeordnet. Auf ihrer dem Schlagbolzen gegenüberliegenden Seite ist sie mit einem Übertragungskanal verbunden, der zum Übertragungssatz führt.

    [0009] Ein besonders kompakter Aufbau ergibt sich dann, wenn die Symmetrieachsen des Sicherungsstiftes, des Gasgenerators und des Anzündsystems in einer durch die Geschoßachse führenden Ebene liegen. Der Sicherungsstift, der Gasgenerator, die Verzögerungsladung und der Übertragungssatz liegen hierbei auf der einen Seite der Geschoßlängsachse, die Anzündladung, die Feder und der Schlagbolzen liegen auf der anderen Seite der Geschoßlängsachse. Dieser bilateral symmetrische Aufbau ermöglicht eine besonders rationelle und kostengünstige Fertigung, und zwar insbesondere dann, wenn die aufgezählten Bauteile jeweils runde Querschnitte aufweisen, da dann im wesentlichen nur drei voneinander verschiedene Bohrungen angebracht werden müssen.

    [0010] Eine weitere Vereinfachung der Fertigung ergibt sich dann, wenn die Ubungsmunition mit einem gegebenenfalls auswechselbaren Kopfstück (gemäß der DE-PS 1 453 821) ausgerüstet ist und der Übertragungskanal in das geschoßinnere Ende des Kopfstückes als Ringkanal mit halbrundem Querschnitt eingearbeitet ist.

    [0011] Weitere bevorzugte Ausführungsformen ergeben sich aus dem Ausführungsbeispiel, das im folgenden anhand der Fig. 1 näher erläutert wird.

    [0012] Die Fig. 1 zeigt einen Längsschnitt durch die Symmetrieachse eines Ubungsgeschosses, das in den hier nicht gezeigten Lauf einer vollkalibrigen Mörsergeschoß-Attrappe eingesetzt wird.

    [0013] Das Geschoß enthält in seinem hinteren Teil eine Wirkladung 2, über der ein Anzünder sitzt. der Anzünder ist (bei gelöstem Sicherungsstift) in einer zentralen Bohrung gegen ein am Vorderende des Geschosses in den Geschoßkopf 1 eingesetztes Kopfstück 11 zu beweglich,und zwar gegen die Kraft einer Feder. In einem gewissen Abstand über dem Anzünder 4 sitzt ein Anzündstift 3. Trifft das Geschoß auf dem Ziel auf, so bewegt sich der Anzünder 4 nach vorne, prallt auf den Anzündstift 3, wird dadurch initiiert und zündet die Wirkladung 2 an.

    [0014] In der in Fig. 1 gezeigten Stellung, bei der sich das übungsgeschoß noch im Lauf befindet, sitzt das innere Ende eines Sicherungsstiftes 5 in einer ringförmigen Ausnehmung des Anzünders 4. Der Sicherungsstift 5 weist einen geschoßaußenseitig angeordneten kolbenförmigen Kopf auf, an den sich ein zylindrischer Schaft anschließt. Das Ende dieses zylindrischen Schaftes sitzt in der Ausnehmung des Anzünders 4. Der Sicherungsstift 5 ist unter Abdichtung in eine Bohrung im Geschoßkopf 1 eingesetzt, deren Achse senkrecht zur Geschoßlängsachse verläuft. Diese Bohrung besteht aus zwei Teilabschnitten, wobei der geschoßäußere Teilabschnitt den Kopf des Sicherungsstiftes, der im Durchmesser geringere geschoßinnere Abschnitt der Bohrung den zylindrischen Teil des Sicherungsstiftes unter Abdichtung aufnimmt. Die geschoßäußere, größere Bohrung ist hierbei tiefer als dies zur Aufnahme des Kopfes des Sicherungsstiftes notwendig ist. Dadurch ist hinter dem Kopf des Sicherungsstiftes, also auf dessen geschoßinneren Seite ein Hohlraum 12 ausgebildet.

    [0015] Der Hohlraum 12 steht über eine Bohrung mit einem pyrotechnischen Gasgenerator 14 in Verbindung, wobei diese Bohrung parallel aber versetzt zur Geschoßlängsachse, also senkrecht zur Achse des Sicherungsstiftes in den GeschoBkopf 1 eingearbeitet ist. über dem Gasgenerator 14 sitzt eine pyrotechnische Verzögerungsladung 10, über dieser ein Übertragungssatz 9. Ubertragungssatz 9, Verzögerungsladung 10 und Gasgenerator 14 sind in eine gemeinsame zylindrische Hülse eingesetzt.

    [0016] Diametral gegenüber dieser ersten seitlich versetzten Bohrung ist eine zweite ebenso seitlich versetzte Bohrung parallel zur GeschoBlängsachse in den Geschoßkopf 1 eingearbeitet. Diese Bohrung ist als Sackbohrung ausgeführt, wobei im wesentlichen am unteren, geschlossenen Ende der Bohrung ein Schlägbolzen 6 für die Verzögerungskette sitzt. Auf dem Schlagbolzen 6 sitzt eine Feder 13, die eine darüber befindliche Anzündladung 7 für die Verzögerung abstützt. Die Anzündladung 7 befindet sich in einer Hülse, die in der Bohrung entgegen der Kraft der Feder 13 verschiebbar ist.

    [0017] In das Vorderende des Geschoßkopfes 1 ist ein Kopfstück 11 eingesetzt. Das Kopfstück 11 weist an seinem unteren, geschoßinneren Ende eine ringförmige Ausnehmung auf, die direkt über den Bohrungen für den Ubertragungssatz 9 und die nachfolgenden Teile sowie über der Anzündladung 7 mit den nachfolgenden Teilen liegt. Durch diesen Übertragungskanal besteht somit eine Strömungsverbindung zwischen dem Oberende der Anzündladung 7 sowie dem Oberende des Übertragungssatzes 9.

    [0018] Die hier beschriebene Vorrohrsicherung funktioniert folgendermaßen: Durch den Abschußimpuls der Treibladung des Übungsgeschosses prallt die gegen die Kraft der Feder 13 bewegliche Anzündladung 7 auf den Schlagbolzen 6 und wird von diesem initiiert. Die ausgangsseitige Flamme der Anzündladung 7 durchläuft den Ubertragungskanal 8 und trifft auf die Eingangsseite der diametral gegenüberliegenden Verzögerungsstecke bzw. auf den Ubertragungssatz 9. Der Übertragungssatz 9 wird dadurch entzündet und zündet die Verzögerungsladung 10 an. Nachdem diese abgebrannt ist, wird der Gasgenerator 14 angezündet. Die von diesem entwickelten Gase strömen in den Hohlraum 12 und treiben den kolbenförmigen Sicherungsstift 5 aus. Dieses Austreiben geschieht somit erst, nachdem die Verzögerungsladung 10 abgebrannt ist. Durch geeignete Maßnahmen wird die Abbrennzeit so gewählt, daß sich das Geschoß bereits in seiner freien Flugbahn befindet, also außerhalb des Gefahrenbereiches für die Mannschaft ist. Nach Austreiben des Sicherungsstiftes 5 befindet sich der Aufschlagzünder 3/4 in Scharfstellung und kann beim Aufprall im Ziel die Wirkladung 2 entzünden.

    [0019] Die Feder 13, welche die Anzündladung 7 gegen den Schlagbolzen 6 abstützt, ist so dimensioniert, daß erst durch den relativ starken AbschuBimpuls des Geschosses eine Entzündung des Sicherungssystems möglich wird. Solange das Geschoß jedoch im zentralen Lauf der vollkalibrigen Attrappe sitzt, kann selbst bei Fehlauslösung der Anzündladung und damit der Druckerzeugung durch den Gasgenerator 14 keine Entsicherung des Wirkladungsanzünders erfolgen, weil der Sicherungsstift nicht ausgeworfen werden kann.

    [0020] Selbstverständlich kann die hier gezeigte Vorrohrsicherung nicht nur bei Mörser-Übungspatronen eingesetzt werden, sondern stellt eine ganz allgemeine und billige Lösung in den Fällen dar, in denen andere Vorrohrsicherungen zu aufwendig oder aus anderen Gründen nicht praktikabel erscheinen.


    Ansprüche

    1. Vorrohrsicherung für Übungsmunition, die durch den zentralen Lauf einer vollkalibrigen Geschoß-Attrappe abgeschossen wird, mit einem Anzünder, der beim Aufprall der Übungsmunition im Ziel eine Wirkladung entzündet, mit einem senkrecht zur Geschoßachse auswerfbaren Sicherungsstift, der den Anzünder mindestens so lange fixiert, wie sich die Ubungsmunition im Lauf befindet,
    dadurch gekennzeichnet ,
    daß der Sicherungsstift (5) durch Gasdruck auswerfbar in einen Hohlraum (12) eingesetzt ist, der mit einem pyrotechnischen Gasgenerator (14) verbunden ist, und daß der Gasgenerator (14) mit einem verzögernd arbeitenden Anzündsystem (6, 7, 9, 10) verbunden ist, das beim Abschuß der Ubungsmunition initiiert wird.
     
    2. Vorrohrsicherung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß das verzögernd arbeitende Anzündsystem (6, 7, 9, 10) eine pyrotechnische Verzögerungsladung (10) umfaßt.
     
    3. Vorrohrsicherung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet , daß der Verzögerungsladung (10) ein Übertragungssatz (9) vorgeschaltet ist, der von einer durch die Abschußbeschleunigung mittels eines Schlagbolzens (6) initiierten Anzündladung (7) angezündet wird.
     
    4. Vorrohrsicherung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet , daß die Anzündladung (7) gegen die Kraft einer Feder (13) in Richtung Schlagbolzen (6) bewegbar angeordnet ist und auf ihrer dem Schlagbolzen (6) gegenüberliegenden Seite mit einem Übertragungskanal (8) in Verbindung steht, der zum Übertragungssatz (9) führt.
     
    5. Vorrohrsicherung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet , daß die Symmetrieachsen des Sicherungsstiftes (5), des Gasgenerators (11) und des Anzündsystems (6, 7, 9, 1O) in einer durch die Geschoßachse führenden Ebene liegen, wobei Sicherungsstift (5), Gasgenerator (14), Verzögerungsladung (10) und Ubertragungssatz (9) auf der einen Seite der Geschoßlängsachse, Anzündladung (7), Feder (13) und Schlagbolzen (6) auf der anderen Seite der Geschoßlängsachse angeordnet sind.
     
    6. Vorrohrsicherung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet , daß der Übertragungskanal (8) als Ringkanal in einem an sich bekannten Kopfstück (11) ausgebildet ist.
     




    Zeichnung







    Recherchenbericht