[0001] Die Erfindung betrifft mehrere Verfahren und eine Einrichtung zum Verstellen einer
oder beider Schmalseitenplatten einer Stranggießkokille beim Stranggießen von Metallen,
insbesondere von Stahl, die auf die jeweilige Konizität des durch Kühlen schrumpfenden
Gußstranges eingestellt und zum Zwecke einer veränderten Strangbreite verstellt werden.
[0002] Die bisherige Verstellpraxis bedeutet eine erhebliche Belastung für den mit einer
äußeren Kruste in der Stranggießkokille nur teilweise abgekühlten Gußstrang. Insbesondere
bei der Verbreiterung besteht damit ein erhöhtes Durchbruchrisiko. Hierbei spielt
die Verstellgeschwindigkeit eine besondere Rolle. Eine weitere Steigerung der Verstellgeschwindigkeit
erscheint aufgrund der bekannten Verfahrenstechnik nicht praktikabel.
[0003] Gemäß einem während der Duisburger Stranggießtage im Februar 1984 gehaltenen Vortrag
"8. Formatverstellung während des Gießens - Notwendigkeit - Technologie - Maschinentechnik
von Dr. Günter Flemming", Seiten 121 bis 143 (Herausgeber: VDEh/Universität-Gesamthochschule
Duisburg), stellt sich der Stand der Technik wie folgt dar: In der technologischen
Entwicklung folgt auf einen etwa 10 Jahre dauernden Zeitabschnitt, der der Leistungssteigerung
durch Erhöhung der Gießgeschwindigkeit gewidmet war, nunmehr ein Zeitabschnitt einer
intensiveren Abkühlung des Gußstranges in der Kokille, womit eine deutliche Höhe der
Sequenzrate verbunden ist. Die Bestrebungen gehen daher dahin, ein Gießprogramm, das
unabhängig vom Walzprogramm lange Sequenzen ermöglicht, zu gestalten. In konventioneller
Technik bedeuteten lange Sequenzen jedoch große Losgrößen und damit großer Bedarf
an Zwischenlagerkapazität für das Warmbreitbandwalzwerk.
[0004] Die Notwendigkeit zur Produktionskostensenkung zwingt dazu, die Zwischenlagergröße
vor der Warmbreitbandstraße so klein wie möglich zu halten und nach Möglichkeit die
in der gegossenen Bramme gespeicherte Wärme unmittelbar für den Walzprozeß zu nutzen,
d.h. den Heißeinsatz zu realisieren.
[0005] Eine wesentliche Voraussetzung für die Verkleinerung der Zwischenlagerkapazität und
für den Heißeinsatz ist die Möglichkeit, walzwerksgerechte Abmessungen bereits auf
der Gießmaschine zu produzieren. Damit ergibt sich, neben der Notwendigkeit zur Leistungssteigerung
der Gießmaschine durch lange Sequenzen die Forderung nach Breiten-Anpassung während
des Gießens. Ziel der Produktionsplanung für eine Gießmaschine ist es nunmehr, den
Walzwerksprogrammen möglichst unmittelbar zu folgen. Dadurch wird in kurzer Zeit eine
große Veränderung zu größerer Breite hin erforderlich. Unmittelbar darauf folgt eine
kontinuierliche Breitenabnahme in geringeren Breitensprüngen bis zum Ende eines solchen
Programmes. Diese Erfordernisse führen unmittelbar zur Technologie der Formatverstellung.
Der kritische Punkt während des Yerstellens der Formatbreite ist die Abstützung der
Schmalseite. Öffnet man die Kokille zur Breitenverstellung, indem man die Schmalseiten
parallel verfährt, so ergibt sich während der Verstellung ein Spalt zwischen Bramme
und Kokillenwand. Ein derartiger Spalt verhindert den Wärmeübergang vom Gußwerkstoff
auf die Kokillenwandung, so daß die einzige Abkühlung durch Wärmestrahlung erfolgt.
Der erreichte maximale Spalt bleibt während des gesamten Verstellvorganges bestehen.
Damit wächst die Gefahr eines Durchbruches mit zunehmender Spaltbreite, d.h. mit zunehmender
Verstellgeschwindigkeit, erheblich. Die Gefahr des Strangdurchbruches wächst insbesondere
für das Gießen mit hoher Gießgeschwindigkeit, bei dem die Strangschale naturgemäß
am unteren Ende der Kokille dünner ist.
[0006] Bereits seit einigen Jahren - so der Stand der Technik - werden daher weltweit modifizierte
Bewegungsabläufe für das Verstellen der Schmalseiten untersucht. Nach der bekannten
Technologie wird zum Zweck einer vergrößerten Strangbreite die Schmalseitenplatte
(oder beide Schmalseitenplatten) in drei Schritten verstellt: Beim ersten Schritt
wird zu Beginn der Verstellung die Kokillenschmalseite um einen Punkt im unteren Bereich
der Kokille gekippt. Gemäß einem zweiten Schritt wird während eines parallelen Auffahrens
der Schmalseitenplatte die Verstellgeschwindigkeit der Kokillenschmalseite an die
Schmalseitenneigung und an die Gießgeschwindigkeit angepaßt. In welcher Größenordnung
dieses Anpassen erfolgt, wird jedoch nicht näher erläutert. Gemäß dem dritten Schritt
muß zum Beenden der Verstellung die Schmalseitenplatte wieder zurückgekippt werden.
Hierbei erfolgt die Kippbewegung so, daß im oberen Bereich eine leichte Stauchung
der Brammenschmalseite eintritt, während im unteren Bereich ein kleiner Spalt zwischen
Kokillenwand und Brammenoberfläche zugelassen wird.
[0007] Bei diesem dritten Schritt ist unklar, wie im oberen Bereich eine leichte Stauchung
der Brammenschmalseite eintreten soll, während im unteren Bereich noch ein kleiner
Spalt entstehen könnte.
[0008] Schließlich strebt der Stand der Technik an, auch diese Kippbewegungen in Abhängigkeit
von Gießgeschwindigkeit und Yerstellgeschwindigkeit zu optimieren. Es besteht jedoch
keine Aussage darüber, wie eine optimale Kippbewegung in Abhängigkeit von Gießgeschwindigkeit
und Verstellgeschwindigkeit gestaltet sein soll.
[0009] Die bisherige Praxis kann daher wie folgt zusammengefaßt werden: Die Belastungen
der Strangschale lassen eine weitere Erhöhung der Verstellgeschwindigkei t als nicht
vertretbar erscheinen. Höhere Gießgeschwindigkeiten bewirken zwar eine Reduzierung
der Yerformung bzw. des Spaltes, bedeuten aber gleichzeitig einen längeren Übergangsteil
(Keillänge) zwischen den beiden unterschiedlichen Abmessungen der Strangbreite, den
sog. Verstellkeil. Gegenwärtig sind daher Verstellgeschwindigkeiten um 15 mm/min mal
Seite beim Vergrößern und 20 mm/min mal Seite beim Verkleinern der Strangbreite bei
1,0 bis 1,2 m/min Gießgeschwindigkeit und 700 mm Kokillenlänge als das Maximum anzusehen.
[0010] Für eine nachhaltige Verbesserung des gegenwärtigen Standes der Technik ist die Länge
der Stranggießkokille von erheblicher Bedeutung. Standardlängen beim Gießen von Brammengußsträngen
für die Stranggießkokille sind 704 mm bzw. 904 mm, wobei beachtet werden muß, daß
bei derartigen Längen gewöhnlich eine, zwei oder mehr Fußrollen an den Schmalseitenplatten
(auch an den Breitseitenplatten) befestigt sind, die die sog. "aktive Kokillenlänge"
ergeben. Sodann sind sog. Kurzkokillen von.z.B. 500 mm Länge mit ebenfalls einer,
zwei oder mehr Fußrollen in Gebrauch. Auch hier bildet die Schmalseitenplatte zusammen
mit den Fußrollen die "aktive Kokillenlänge".
[0011] Für die Einrichtung (Maschinentechnik) zum Verstellen einer oder beider Schmalseitenplatten
ist nach dem Stand der Technik ein optimaler Bewegungsablauf während der Verstellung
und eine hohe Flexibilität des ganzen Systems erforderlich, so daß die Konstruktion
der Schmalseitenverstellung eine unabhängige Bewegung zur Breitenverstellung und zur
Konizitätsverstellung erlaubt. Der Aufbau einer Stranggießkokille, bestehend aus Breitseiten-
und Schmalseiten-Kupferplatten wird als bekannt vorausgesetzt.
[0012] Die Einrichtung zum Verstellen einer oder beider Schmalseitenplatten besteht jeweils
aus einem Paar an einer Schmalseitenplatte angelenkten, axial bewegbaren Muttern,
in denen jeweils drehantreibbare Spindeln gelagert sind, wobei die Spindeln unterschiedlich
schnell antreibbar sind. Beide Spindeln können nunmehr von einem Motor über ein Verteilergetriebe
angetrieben sein. Mit einer solchen Gestaltung kann eine Parallel-Verstellung, d.h.
eine Anpassung der Konizität während der Verstellung, vorgenommen werden. Hier ist
jedoch eine Konizitätsverstellung nicht möglich. Eine Konizitätsveränderung kann jedoch
durch unterschiedliche Steigungen von oberer und unterer Spindel oder durch eine entsprechende
Übersetzung im Getriebe als lineare breitenabhängige Konizitätsveränderung erreicht
werden.
[0013] Eine Modifikation derbekannten Bauart erfolgt durch Wahl einer Kupplung zwischen
den beiden Spindeln in Form einer elektromagnetischen Kupplung, wodurch zusätzlich
zum Verfahren der Schmalseitenplatten durch Lösen dieser Kupplung auch eine Konizitätsanpassung
möglich ist. Damit ist jedoch ein optimiertes Schwenken der Schmalseitenplatten, d.h.
ein Schwenken um den oberen wie auch um den unteren Bereich der Stranggießkokille
nicht möglich.
[0014] Eine weitere Lösung nach dem Stand der Technik bildet die völlige Trennung der beiden
Spindeln mit separatem Antrieb für jede Spindel. Diese Lösung läßt eine freie Verstellbewegung
für die Schmalseitenplatten zu. Eine solche Konstruktion erfordert jedoch eine hohe
Zuverlässigkeit der elektrischen Synchronisierung zwischen oberem und unterem Antrieb,
da sonst eine unkontrollierte, schnelle Konizitätsänderung eintreten kann, die schwere
Durchbrüche zur Folge hat. Zusammenfassend kann (unter genauerer Darstellung des Standes
der Technik) die bisherige Konzeption der Einrichtung wie folgt beschrieben werden:
Ein in der Drehzahl regelbarer Elektromotor treibt über ein Schneckenstirnradgetriebe
die beiden Verstellspindeln. Geringfügige Untersetzungsunterschiede - der oberen zur
unteren Spindel - sorgen für eine konstante Konizität über den gesamten Verstellbereich
der Stranggießkokille. Für die einzelnen Schrittbreiten jeder Verstellung - 25 mm
je Gußstrangseite - ist dieser Unterschied, ca. 0,25 mm, vernachlässigbar klein und
wird in der weiteren Betrachtung nicht berücksichtigt. Es wird ferner bei der Breitenänderung
von einer theoretisch genauen Parallelverschiebung der Schmalseiten ausgegangen.
[0015] Der Erfindung liegt verfahrenstechnisch die Aufgabe zugrunde, durch ein besseres
Verstellen in den drei angegebenen Schritten (Vorwärtskippen, Parallelverstellen,
Zurückkippen) beim Vergrößern der Strangbreite die Keilstücklänge zwischen zwei unterschiedlichen
Gußstrangbreiten möglichst kurz zu halten, den nachteiligen Spalt im Hinblick auf
rißempfindliche Gießwerkstoffgüten zu verkleinern und die Verstellbewegung derart
auszuführen, daß ein Abreißen der Schmierschicht zwischen zu vergießender Metallschmelze
und der Schmalseitenplatten-Innenseite vermieden wird. Verfahrenstechnische Aufgabe
der Erfindung ist es, beim Verkleinern der Gußstrangbreite nicht nur den-nachteiligen
Spalt zwischen der Schmalseitenplatten-Innenseite und der Metallschmelze und die Keillänge
deutlich zu verkleinern, sondern auch den Verformungsgrad zu verringern.
[0016] Die vorrichtungstechnische Aufgabe besteht darin, die für die verfahrenstechnischen
Verstellbewegungen geeignete Einrichtung unter Berücksichtigung der "aktiven Kokillenlänge"
zu schaffen.
[0017] Die gestellte Aufgabe wird verfahrenstechnisch (zum Vergrößern der Gußstrangbreite)
erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß bei zumindest gleichbleibender Betriebsgießgeschwindigkeit
oder bei gegenüber der Betriebsgießgeschwindigkeit erhöhter Gießgeschwin
- digkeit die "aktive Kokillenlänge" um eine ideelle Drehachse geschwenkt wird, wobei
während des Kippens um eine unterhalb der jeweiligen Schmalseitenplatte liegenden
ideelle Drehachse und während des Einstellens der Endkonizität um eine im Bereich
des Gießspiegels liegende ideelle Drehachse geschwenkt wird. Diese Verfahrensweise
besitzt mehrere Vorteile: Aufgrund von praktischen Versuchen wurde festgestellt, daß
hier die Spaltweiten mit wachsender Gießgeschwindigkeit überraschenderweise abnehmen
und nicht zunehmen, wie früher angenommen wurde. Das bisherige Herabsetzen der Gießgeschwindigkeit
während der Verstellbewegung, z.B. um 50 % von 1,2 m/min auf 0,6 m/min Gießgeschwindigkeit
ist daher nicht mehr erforderlich, sondern geradezu falsch. Es kann daher durch gleichbleibende
Gießgeschwindigkeiten oder durch überhöhte Gießgeschwindigkeiten die Verstellbewegung
weitaus erfolgreicher ausgeführt werden, wodurch sich weitaus geringere Keillängen
ergeben. Außerdem reißt auch die Schmierschicht viel weniger ab als bei den früher
üblichen Verstellbewegungen. Sodann hält sich auch der Verformungsgrad in Grenzen.
Ein besonderer Vorteil liegt darin, daß die mit Fußrollen versehenen Schmalseitenplatten
den Gußstrang weniger beanspruchen.
[0018] Der Spalt zwischen der Schmalseitenplatten-Innenseite und der Metallschmelze kann
über die gesamte Verstellbewegung weitestgehend gleichgroß gehalten werden, indem
nach weiteren Merkmalen der Erfindung während eines mittleren zeitlichen Abschnitts
des Kippens um die unterhalb der jeweiligen Schmalseitenplatten liegende ideelle Drehachse
mit erhöhter Kippgeschwindigkeit geschwenkt wird.
[0019] Die Verstellbewegung wird noch günstiger, wenn zu Beginn der Breitenvergrößerung
die Schmalseitenplatten unter Überlagerung einer horizontalen Parallelverstellungsbewegung
nach außen gekippt werden und wenn vor Beendigung der Breitenvergrößerung noch während
der horizontalen Parallelverstellungsbewegung die Schmalseitenplatten jeweils in die
sich ergebende neue Konizität zurückgekippt werden. Diese überlagernden Bewegungen
führen zu besonders kurzen Keillängen, ohne den Gußstrang nachteilig zu beanspruchen
oder eine unzulässige Verformung hervorzurufen oder die Schmierschicht zu beeinträchtigen.
[0020] Es ist ferner vorteilhaft, daß der Betrag des Kippens nach außen aufgrund der Gießgeschwindigkeit,
aufgrund der Parallelverstellgeschwindigkeit und in Abhängigkeit der jeweils vorhandenen
"aktiven Kokillenlänge" bestimmt werden.
[0021] Die verfahrenstechnische Aufgabe (zum Verkleinern der Gußstrangbreite) wird erfindungsgemäß
dadurch gelöst, daß beim Verkleinern der Strangbreite bei zumindest gleichbleibender
Betriebsgießgeschwindigkeit oder bei gegenüber der Betriebsgießgeschwindigkeit erhöhter
Gießgeschwindigkeit die jeweilige Schmalseitenplatte mit ihrer "aktiven Kokillenlänge"
zurückgekippt, parallelverstellt und nach Erreichen der kleineren Strangbreite auf
die sich ergebende Konizität eingestellt wird, wobei das Zurückkippen um eine unterhalb
der Schmalseitenplatte liegende ideelle Drehachse und das Einstellen der sich ergebenden
Konizität um eine im Bereich des Gießspiegels liegende ideelle Drehachse erfolgen.
[0022] Die Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens setzt eine Stranggießkokille voraus
mit an einer Schmalseitenplatte angelenkten axial bewegbaren Muttern, in denen jeweils
drehantreibbare Spindeln gelagert sind, wobei die Spindeln unterschiedlich schnell
antreibbar sind, jede Spindel über einen separaten Getriebezug an einen jeweils separaten
Motor angeschlossen ist und wobei die Motoren einzeln elektrisch regelbar sind.
[0023] Der vorrichtungstechnische Teil der Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst,
daß die Schmalseitenplatten jeweils entweder um den untersten Punkt der "aktiven Kokillenlänge"
als untere ideelle Drehachse oder um den Gießspiegelpunkt als obere ideelle Drehachse
schwenkbar bzw. verstellbar ist, wobei die Verstellgeschwindigkeit jeweils im untersten
Punkt der "aktiven Kokillenlänge" oder im Gießspiegelpunkt Null ist und wobei die
Anlenkungsstellen der beiden Gelenkmuttern bezogen auf die einheitliche Ebene der
Fußrollentangentenpunkte und der Schmalseitenplatten-Innenseite in Hebellängen entsprechend
den an der jeweiligen Anlenkstelle vorhandenen Geschwindigkeitsvektoren beim Vergrößern
bzw. Verkleinern der Gußstrangbreite unter jeweiliger Zugrundelegung einer maximalen
Verstellgeschwindigkeit eingeteilt ist. Die Anlenkungsstellen der beiden Gelenkmuttern
sind daher bei der Erfindung nicht wie bekannt durch gleiche Abstände gekennzeichnet,
wobei offenbleibt, in welcher Weise die beiden Antriebsmotore elektronisch geregelt
werden. Es ist vielmehr erforderlich, daß bei einer einmal festgelegten maximalen
Verstellgeschwindig- . keit die Hebellängen entsprechend ihrem Angriffspunkt, bezogen
auf den jeweiligen Null-Punkt der Drehbewegung in ein festgelegtes Übersetzungsverhältnis
gebracht werden. Diese Bedingung erfüllt die Erfindung vorteilhafterweise.
[0024] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im
folgenden näher beschrieben. Es zeigen
Fig. 1 eine Schmalseitenplatte mit befestigten Fußrollen in Seitenansicht für zwei
Stellungen, der Anfangs- und der Endkonizität,
Fig. 2 das Yerstell-Bewegungssystem in den einzelnen Schritten zur Vergrößerung der
Gußstrangbreite,
Fig. 3 das Verstell-Bewegungssystem für das Verkleinern der Gußstrangbreite,
Fig. 4 ein Diagramm über die Zusammenhänge zwischen Spaltweite, Gießgeschwindigkeit
und Verstellgeschwindigkeit,
Fig. 5 Tabellen.für praktische Werte beim "Kokillenauffahren" bzw. "Kokillenzufahren".
[0025] Die Metallschmelze 1, insbesondere Stahlschmelze, strömt in Stranglaufrichtung in
der Stranggießkokille 2, von der auf einer die Breite begrenzenden Seite nur die Schmalseitenplatte
3 dargestellt ist, mit der Gießgeschwindigkeit vC. Die Schräglage der Schmalseitenplatte
3 entspricht der bis zum Stranggießkokillenausgang 4 zu errechnenden Schrumpfung des
Gußstrangs 5, dessen äußere Kruste 5a erstarrt ist. An den Schmalseitenplatten 3 sind
jeweils Fußrollen 6,7 und 8 befestigt, die mit der Stranggießkokille 2 oszillieren.
Die Schmalseitenplatten-Innenseite 3a und die Tangentenpunkte 6a, 7a und 8a der Fußrollen
6, 7 und 8 bilden eine einheitliche Ebene 9. In diesem Fall stellt sich als unterster
Punkt 10 der "aktiven Kokillenlänge" 18 der Fußrollen-Tangentenpunkt 8a dar. Bei zwei
Fußrollen oder nur einer Fußrolle verschiebt sich dieser Punkt 10 entsprechend. Der
Punkt 10 wird als ideelle Drehachse 11 senkrecht zur Zeichenblattebene betrachtet.
Die Drehachse 11 wirkt beim Vergrößern der Gußstrangbreite über die Verschwenkbewegung
a (Fig. 2) als Voreinstellung für die Parallelverstellung b. Entsprechend wirkt die
Drehachse 11 beim Verkleinern der Gußstrangbreite (Fig. 3) über die Verschwenkbewegung
a als Voreinstellung für die Parallelverstellung b. Der Gießspiegelpunkt 12 bildet
eine ideelle Drehachse 13 senkrecht zur Zeichenblattebene. Die Drehachse 13 wirkt
beim Vergrößern der Gußstrangbreite (Fig. 2) über die Verschwenkbewegung c zur Einstellung
der Endkonizität 3b. Entsprechend wirkt die Drehachse 13 beim Verkleinern der Gußstrangbreite
(Fig. 3) über die Verschwenkbewegung c zur Einstellung der Endkonizität 3b.
[0026] Die Anlenkungsstellen 14 und 15 für die Gelenkmuttern 16 und 17 (Fig. 1) liegen projiziert
in der Ebene 9. Aus der "aktiven Kokillenlänge" 18, den Drehachsen 11 und 13 sowie
den Hebellängen 19a bzw. 19b und 20a bzw. 20b und einer in bezug auf eine hohe Gießgeschwindigkeit
(die sich nach den metallurgischen Abkühlbedingungen richtet) hohe (maximale) Verstellgeschwindigkeit
läßt sich jeweils in den Anlenkungsstellen 14 und 15 die örtliche Verstellgeschwindigkeit
vCH1 und vCH2 bestimmen, die durch entsprechende Steuerung der einzelnen elektronisch
regelbaren Motoren für die Gelenkmuttern 16 und 17 (bzw. der von den Motoren angetriebenen
Spindeln - nicht gezeichnet -) erzeugt werden.
[0027] Die Vorgänge gemäß den Fig. 2 und 3 laufen nunmehr bei gleichbleibender Gießgeschwindigkeit
oder sogar bei erhöhter Gießgeschwindigkeit ab. Beim Vergrößern der Gußstrangbreite
(Fig. 2) kann die Verstellgeschwindigkeit für die Verschwenkbewegungen a und c zusätzlich
erhöht werden. Eine andere Variante der Verstellbewegungen liegt darin, die verschwenkbewegung
a und die Parallel- verstellung b bzw. letztere und die Verschwenkbewegung c einander
überdeckend zu fahren. Der Gesamtverstellweg (delta Breite) wird z.B. auf 25 mm festgelegt
oder auch auf einen anderen Wert.
[0028] Die Vorgänge beim Verkleinern der Gußstrangbreite unterliegen der Beanspruchbarkeit
des durch die Kruste 5a gebildeten Gußstranges 5. Bei der Verschwenkbewegung a wird
daher eine Verformungsarbeit geleistet, die der Gußstrang 5, ohne Rißbildung befürchten
zu müssen, erträgt. Die Lagen der Drehachsen 11 und 13 ermöglichen jedoch, die Verformung
auch für rißempfindliche Gießwerkstoffe in zulässigen Grenzen zu halten.
[0029] Für diese Grenzen ergeben sich aus den Erfahrungswerten der Fig.4 die wichtigsten
Anhaltspunkte. Zugrundegelegt ist eine "aktive Kokillenlänge" 18 von 700 mm Länge.
Bei Verstellgeschwindigkeiten vCH von 5, 10, 15 und 20 mm/min können nunmehr die auftretenden
Spaltweiten (delta S) abgelesen werden. Z.B. tritt bei einer Gießgeschwindigkeit von
1,2 m/min bei einer Verstellgeschwindigkeit von vCH = 10 mm/min ein Spalt von ca.
5,5 mm auf. Der Gußstrang 5 wird sich hierbei wieder sehr schnell an die Schmalseitenplatte
3 anlegen, so daß die Gefahr eines Durchbruches der Kruste 5a äußerst gering ist.
[0030] In der Praxis ergeben sich Werte gemäß Fig. 5. Hier wird eine "aktive Kokillenlänge"
(Abstand Gießspiegel - Mitte untere Fußrolle) von 1400 mm vorausgesetzt. Es wurde
eine Gießgeschwindigkeit von 1,6 m/min zugrundegelegt und die Breitenänderung delta
S beträgt 25 mm.
[0031] In der Tabelle "Kokille auffahren" ist ablesbar, daß bei einer maximalen Verstellgeschwindigkeit
von 30 mm/min lediglich ein Spalt von 2,1 mm auftritt und eine maximale Verformung
von 3,7 mm, so daß die Keillänge nur 2,3 m beträgt. Diese Keillänge kann jedoch bei
einer geringfügig erhöhten Spaltweite von maximal 4,4 mm und bei einer geringfügig
größeren Verformung von maximal 4,1 mm sogar noch auf 1,6 m gesenkt werden.
[0032] Gemäß der Tabelle "Kokille zufahren" treten bei vergleichbaren Verstellgeschwindigkeiten
vCH in mm/min ähnlich geringe Spaltbreiten (3,7 bzw. 1,7 mm) auf und eine ebenso geringe
Verformung bei noch geringeren Keillängen (1,4 bzw. 1,9 m). Gerade bei der erhöhten
Verstellgeschwindigkeit vCH ergeben sich daher überraschenderweise für das "Kokille
zufahren" vergleichbare Verformungswerte gegenüber "Kokille auffahren".
1. Verfahren zum Verstellen einer oder beider Schmalseitenplatten einer Stranggießkokille
beim Stranggießen von Metallen, insbesondere von Stahl, die auf die jeweilige Konizität
des durch Kühlen schrumpfenden Gußstranges eingestellt und zum Zweck einer vergrößerten
Strangbreite verstellt werden, indem die Schmalseitenplatten gekippt, parallel verstellt
und nach Erreichen der größeren Strangbreite auf die.sich ergebende Konizität eingestellt
werden,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei zumindest gleichbleibender Betriebsgießgeschwindigkeit oder bei gegenüber
der Betriebsgießgeschwindigkeit erhöhter Gießgeschwindigkeit die "aktive Kokillenlänge"
um eine ideelle Drehachse geschwenkt wird, wobei während des Kippens um eine unterhalb
der jeweiligen Schmalseitenplatte liegenden ideelle Drehachse und während des Efnstellens.
der Endkonizität um eine im Bereich des Gießspiegels liegende ideelle Drehachse geschwenkt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß während eines mittleren zeitlichen Abschnitts des Kippens um die unterhalb der
jeweiligen Schmalseitenplatte liegenden ideelle Drehachse mit erhöhter Kippgeschwindigkeit
geschwenkt wird.
3. Verfahren nach den Ansprüchen 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß zu Beginn der Breitenvergrößerung die Schmalseitenplatten unter Überlagerung einer
horizontalen Parallelverstellungsbewegung nach außen gekippt werden und daß vor Beendigung
der Breitenvergrößerung, noch während der horizontalen Parallelverstellungsbewegung,
die Schmalseitenplatten jeweils in die sich ergebende neue Konizität zurückgekippt
werden.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Betrag des Kippens nach außen aufgrund der Gießgeschwindigkeit, aufgrund der
Parallelverstellgeschwindigkeit und in Abhängigkeit der jeweils vorhandenen "aktiven
Kokillenlänge" bestimmt werden.
5. Verfahren zum Verstellen einer oder beider Schmalseitenplatten einer Stranggießkokille
beim Stranggießen von Metallen, insbesondere von Stahl, die auf die jeweilige Konizität
des durch Kühlen schrumpfenden Gußstranges eingestellt und zum Zwecke einer verkleinerten
Strangbreite verstellt werden,
dadurch gekennzeichnet,
daß beim Verkleinern der Strangbreite bei zumindest gleichbleibender Betriebsgießgeschwindigkeit
oder bei gegenüber der Betriebsgießgeschwindigkeit erhöhter Gießgeschwindigkeit die
jeweilige Schmalseitenplatte mit ihrer "aktiven Kokillenlänge" zurückgekippt, parallel
verstellt und nach Erreichen der kleineren Strangbreite auf die sich ergebende Konizität
eingestellt wird, wobei das Zurückkippen um eine unterhalb der Schmalseitenplatte
liegende ideelle Drehachse und das Einstellen der sich ergebenden Konizität um eine
im Bereich des Gießspiegels liegende ideelle Drehachse erfolgen.
6. Einrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 bis 5, mit an
einer Schmalseitenplatte angelenkten axial bewegbaren Muttern, in denen jeweils drehantreibbare
Spindeln gelagert sind, wobei die Spindeln unterschiedlich schnell antreibbar sind,
jede Spindel über einen separaten Getriebezug an einen jeweils separaten Motor angeschlossen
ist und wobei die Motoren einzeln elektrisch regelbar sind,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Schmalseitenplatten (3) jeweils entweder um den untersten Punkt (10) der "aktiven
Kokillenlänge" als untere ideelle Drehachse (11) oder um den Gießspiegelpunkt (12)
als obere ideelle Drehachse (13) schwenkbar verstellbar ist, wobei die Verstellgeschwindigkeit
jeweils im untersten Punkt (10) der "aktiven Kokillenlänge" oder im Gießspiegelpunkt
(12) Null ist und wobei die Anlenkungsstellen (14,15) der beiden Gelenkmuttern (16,17),
bezogen auf die einheitliche Ebene (9) der Fußrollentangentenpunkte (6a,7a,8a) und
der Schmalseitenplatten-Innenseite (3a) in Hebellängen (19a,19b bzw. 20a,20b) entsprechend
den an der jeweiligen Anlenkstelle (14,15) vorhandenen Geschwindigkeitsvektoren (vCHl
bzw. vCH2) beim Vergrößern bzw. Verkleinern der Gußstrangbreite unter jeweiliger Zugrundelegung
einer maximalen Verstellgeschwindigkeit eingeteilt ist.