[0001] Die Erfindung betrifft neue Riechstoffe. Es handelt sich dabei um die Verbindungen
der Formel

worin R Wasserstoff, Methyl oder Aethyl ist.
[0002] Die Formel I soll die syn- und die anti-Formen der Oxime I umfassen. Die anti-Form
ist bevorzugt.
[0003] Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung der Verbindungen I.
[0004] Dieses Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass man ein Keton der Formel

worin R obige Bedeutung besitzt, mit Hydroxylamin bzw. einem seiner Salze umsetzt.
[0005] Die Umsetzung der Verbindung der Formel II mit Hydroxylamin bzw. einem Salz davon
kann nach an sich bekannten Methoden durchgeführt werden, siehe z.B. Organikum, Organisch-chemisches
Grundpraktikum, Autorenkollektiv; 7. Auflage; VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften;
Berlin 1967, 375, 555: Man lässt das Oxim zweckmässigerweise als Salz, z.B. als Hydrochlorid
oder Sulfat in Pyridin oder Natriumacetat enthaltender alkoholischer Lösung bzw. in
wässrig-alkoholischer Lösung mit dem Keton II reagieren; die Reaktionstemperatur ist
dabei vorzugsweise die Rückflusstemperatur des Reaktionsgemisches.
[0006] Die Aufarbeitung erfolgt zweckmässigerweise nach an sich bekannten Methoden: Abdestillieren
des grössten Teiles des Alkohols, Zugabe eines organischen Lösungsmittels, Waschen
mit Wasser und schliesslich Entfernen des nicht umgesetzten Ketones.
[0007] Die Ausgangsketone II sind bekannt oder können nach an sich bekannten Methoden hergestellt
werden, z.B. durch Kettenverlängerung des, handelsüblichen, Diisopropylketons, beispielsweise
mittels Arylalkylhalogeniden.
[0008] Die Verbindungen I weisen besondere organoleptische Eigenschaften auf, auf Grund
derer sie sich vorzüglich als Riechstoffe eignen.
[0009] Die Erfindung betrifft demgemäss auch die Verwendung der Verbindungen I als Riechstoffe.
[0010] Die erfindungsgemässen Oxime zeichnen sich durch eine besondere Kombination von parfümistisch
wertvollen Eigenschaften aus. Sie sind entweder farblos oder schwach gefärbt, leicht
zugänglich, die einzelnen Ansätze sind konstant im Geruch, nicht irritierend, stabil
und bequem in der Handhabung.
[0011] Die Verbindungen der Formel I erinnern geruchlich an Noten von schwarzen Johannisbeeren.
Salbei. Weintrauben.
[0012] Die Geruchsnoten sind also völlig verschieden von denen des in der Schweizerischen
Patentanmeldung Nr. 645/82 vom 03.02.1982 (zugänglich geworden mit der Europäischen
Patentpublikation Nr. 85352 vom 10.08.1983) beschriebenen araliphatischen Oxims. des
3-Benzyl-pentan--2-on-oxims. Jenes Oxim riecht nach Pfeffernuss. Pyrazin und Erbsen,
entbehrt also jeglicher fruchtig-beerigen Note. Dieses bekannte Oxim beanspruchte
in der Folge keinerlei parfümistisches Interesse. Insbesondere aber ist die Geruchsstärke
im Falle der neuen Oxime überraschenderweise ca. 100 mal grösser als im Falle des
bekannten araliphatischen Oxims (Verbindungen in l%-iger Lösung in Isopropylmyristat
auf Riechstreifen aufgebracht, sofort und/oder nach 24 Stunden gemessen). Aufgrund
dieser Tatsache können die neuen Verbindungen I denn auch in entsprechend verdünnterer
Lösung verwendet werden.
[0013] Sie eignen sich aufgrund ihrer natürlichen Geruchsnoten und ihrer Haftdauer (Langzeiteffekt,
insbesondere bezüglich Frische) insbesondere zur Modifizierung von bekannten, z.B.
a) blumigen Kompositionen, in denen z.B. die Citrusnoten verstärkt zum Ausdruck kommen
sollen (z.B. für Cologne-Typen u.ä., Extraits).
b) des weiteren aber auch von fruchtigen Kompositionen, z.B. vom Typ Johannisbeere
(Extrait-Typen), Kompositionen der femininen wie der männlichen Richtung), von
c) Kompositionen mit grünen Noten, wo insbesondere ein erwünschter natürlicher Effekt
erzielt wird, und schliesslich von
d) Kompositionen, in denen generell der Charakter von natürlichen Oelen angestrebt
wird, z.B. Flieder oder Lavendel.
[0014] Die einzelnen Geruchsnoten sind die folgenden:
Verbindung I: R=H: starker und lang haftender Geruch, grün, natürlich, nach Salbei, nach schwarzen
Johannisbeeren, aber blumiger;
Verbindung I: R=CH3: starker und sehr natürlicher Geruch nach Salbei, Weintrauben, Kelterhaus;
Verbindung I: R=CZHS: starker und diffusiver Geruch, nach schwarzen Johannisbeeren.
[0015] Die Verbindungen I verbinden sich mit zahlreichen bekannten Riechstoffingredienzien
natürlichen oder synthetischen Ursprungs, wobei die Palette der natürlichen Rohstoffe
sowohl leicht-, als auch mittel - und schwer-
-flüchtige Komponenten, und diejenige der Synthetika Vertreter aus praktisch allen
Stoffklassen umfassen kann. wie dies aus der folgenden Zusammenstellung ersichtlich
ist:
- Naturprodukte, wie Angelikasamenöl, Baummoos-Absolue. Basilikumöl, Beifussöl, Bergamotteöl,
Castoreum, acetyliertes Cedernholzöl (z.B. Vertofix R IFF bzw. Cedartone R Givaudan), Corianderöl, Eichenmoos, Elemiöl, Galbanum- öl. Geraniumöl. Jasmin Absolue
und seine Substitute, Kamillenöl, Lavandinöl, Lavendelöl, Mandarinenöl, Mastix Absolue,
Nelkenknospenöl, Neroliöl, Patchouliöl. Petitgrainöl Paraguay, Rosenöl, Rosmarinöl,
Sandelholzöl, Styrax, Vetiveröl, Wermutöl, Ylang-Ylang-Oel, Ysopoel, Zibetöl, Zitronenöl.
- Alkohole, wie Citronellol. Dimethylbenzylcarbinol, Dimetol R Giv. (2,6-Dimethyl-2-heptanol), Geraniol, Linalool, Menthol, 3-Methyl-5- (2',2',3'-trimethyl-cyclo-
pent-3'-en-1'-yl)-pentan-2-ol (Sandalore R Givaudan). Nerol. Phenyläthylalkohol, Phenylpropylalkohol, natürliches Rhodinol,
Terpineol. a-Terpineol, 2.2,8-Trimethyl--7-nonen-3-ol, Zimtalkohol.
- Aldehyde, wie a-Amylzimtaldehyd, Citral, Cyclamenaldehyd, Decanal, 3,5-Dimethyl-cyclohex-3-en-carboxalde-
hyd, n-Dodecanal, Heliotropin, a-Hexylzimtaldehyd, Hydroxycitronellal, Methylnonylacetaldehyd,
p-tert. Butyl-a-methyl-dihydro-zimt-aldehyd (z.B. Lilial R Givaudan), n-Undecen-10-al.
- Ketone, wie Acetylcedren, Allyljonon, p-Hydroxybenzylaceton. a-Jonon, 2,4,4,7-Tetramethyl-6,8-nonadien-3-on,
p-Methylacetophenon, Methyljonon, 1,2,3,4-Tetrahydro-1.1--dimethyl-4-propionylnaphthalin.
- Ester, wie Aethylacetoacetat, 3-Aethyl-1,1-dimethyl-c-yclohex-3-en-2-carbonsäure-äthylester(Givescone
R Givaudan), 3-Aethyl-1,1.4-trimethyl-cyclohexen-3-en-2-carbon- säureäthylester (Myrascone
Givaudan), Allylphenoxyacetat. Amylsalicylat, Benzylacetat, Benzylsalicylat, Bornylacetat,
Cedrylacetat, Cinnamylformiat, cis-3-Hexenylace- tat, cis-3-Hexenylbenzoat, Geranylacetat,
Hexylsalicylat. Isobutylsalicylat, Linalylacetat, Linalylanthranilat, Methyldihydrojasmonat,
4-[4-Methyl-3-pentenyl]-cyclohex-3--en-1-yl-carbinylacetat (z.B. Myraldylacetat R Givaudan), Oxyoctalinformiat Giv. (Δ1-1,5,9,10-Tetramethyl--5-formoxy-octalin), Phenyläthylacetat, Styrallylacetat, Terpenylacetat,
p-tert. Butylcyclohexylacetat.
- Lactone, wie Cumarin, γ-Decalacton, γ-Dodecalacton, γ-Nonalacton, γ-Undecalacton.
- verschiedene weitere, in der Parfümerie oft benützten Komponenten, wie Acetaldehyd-propylphenyl-äthylacetal.
Cyclocitrylidenacetonitril, 1,1-Dimethyl-4-acetyl-6-tert. butylindan, Dodecahydro-3a,6-6-9a-tetramethyl(2,1-b)furan,
Eugenol, Galaxolid IFF (7-Acetal-1,1,3,4,4,6-hexamethylte- tralin), Indol, Isobutylchinolin,
p-Menthan-8-thiol-3-on, Methyleugenol, Methyl-1-methyl-cyciododecyläther (z.B. Madrox
R Givaudan), Moschus-Verbindungen (Ketonmoschus, 12-Oxahexadecanolid (z.B. Musk 174
R Naarden), 8.12-Oxi- do-13,14,15,16-tetranorlabdan (Fixateur 404 R).
[0016] Die Verbindungen der Formel I lassen sich in weiten Grenzen einsetzen, die beispielsweise
von 0,01 (Detergentien) - 50% (alkoholische Lösungen) in Kompositionen reichen können,
ohne dass diese Werte jedoch Grenzwerte darstellen sollen, da der erfahrene Parfümeur
auch mit noch geringeren Konzentrationen Effekte erzielen oder aber mit noch höheren
Dosierungen neuartige Komplexe aufbauen kann. Die bevorzugten Konzentrationen bewegen
sich zwischen 0,05 und 10%. Die mit I hergestellten Kompositionen lassen sich für
alle Arten von parfümierten Verbrauchsgütern einsetzen (Eaux de Cologne, Eaux de Toilette,
Extraits, Lotionen, Cremes, Shampoos, Seifen, Salben, Puder, Desodorantien. Detergentien,
Tabak, etc.).
[0017] Die Verbindungen I können demgemäss bei der Herstellung von Kompositionen und - wie
obige Zusammenstellung zeigt - unter Verwendung einer breiten Palette bekannter Riechstoffe,
verwendet werden. Bei der Herstellung solcher Kompositionen können die oben aufgeführten
bekannten Riechstoffe nach (dem Parfümeur bekannter) Art und Weise verwendet werden,
wie z.B. aus W.A. Poucher, Perfumes, Cosmetics and Soaps 2, 7. Auflage, Chapman und
Hall. London. 1974 hervorgehend.
Beispiel 1
[0018] a) In einem mit Rührer, Thermometer und Kühler versehenen Rundkolben werden 100 g
Hydroxylaminchlorhydrat in einem Liter Aethanol und 100 g Pyridin gelöst. Man rührt
eine Viertelstunde bei Raumtemperatur und gibt zu der Lösung 100 g des Ketons II,
R = H. also des 2,2.4-Trimethyl-1-phenyl-3-pentanons. Man hält das Reaktionsgemisch
während 2 Stunden bei Rückflusstemperatur. Hierauf wird der grösste Teil des Aethanols.
nämlich ca. 3/4. abdestilliert. Nach dem Abkühlen giesst man auf Eiswasser und nimmt
in Aether auf. Die ätherische Lösung wird wie folgt gewaschen: zuerst mit Wasser,
hierauf zwecks Eliminierung des Ueberschusses an Pyridin mit 5%-iger verdünnter Salzsäure,
dann wiederum mit Wasser bis zum Neutral- punkt.Nach dem Abdampfen des Aethers erhält
man 99 g des rohen Oximes I (mit R = H), welche noch 77 g nicht umgesetztes Keton
enthalten. Dieses Keton (Sdp. 90°C/1.5mmHg) wird abdestilliert.
[0019] Der Rückstand besteht nun aus dem rohen Oxim.
[0020] IR Spektrum; typische Banden bei 3250 cm
-1 (breit), 1660 cm
-1 (mittelstark), 93
0 cm
-1 (stark) NMR: (60 MHz. CDC1
3) δ = 9,7 (breit)
[0021] Dieses rohe Oxim kann z.B. in Form einer 10%-igen, oder sogar einer l%-igen Lösung
in Isopropylmyristat in der Parfümerie Verwendung finden.
[0022] b) Wenn in obigem Verfahren das 2,4,4-Trimethyl-5--phenyl-3-hexanon als Ausgangsmaterial
eingesetzt wird, erhält man das 2,4,4-Trimethyl-5-phenyl-3-hexanon-oxim;
[0023] IR Spektrum; typische Banden bei 3250 cm
-1 (breit),
1650 cm
-1 (schwach). 935 cm
-1 (stark) NMR; (60 MHz. CDC13) δ = 9,2 (breit)
[0024] c) Wenn in obigem Verfahren das 2,4,4-Trimethyl-5--phenyl-3-heptanon als Ausgangsmaterial
eingesetzt wird, erhält man das 2,4,4-Trimethyl-5-phenyl-3-heptanon-oxim;
[0025] IR Spektrum; typische Banden bei 3300 cm
-1 (breit), 1650 cm
-1 (schwach). 940 cm
-1 (stark).
[0026] Das 2,4,4-Trimethyl-5-phenyl-3-heptanon ist durch Alkylierung von Diisopropylketon
mit 1-Chlor-l-phenyl--propan erhältlich; Sdp. 78 - 79°C/0,2 mmHg.
[0027] IR Spektrum : typische Banden bei 1705 cm
-1 (stark).
Beispiel 2
A. Coloqne-Komposition
Gewichtsteile
[0028]

[0029] Durch die Zugabe von 50 Gewichtsteilen einer 10%-igen Lösung der bevorzugten Verbindung
I (R = H) wirkt die entstehende Cologne-Base viel natürlicher. Die etwas camphrige
Note des Bornylacetats, die man vorher wahrnahm, wird durch die Zugabe des Oximes
zugedeckt. Gleichzeitig wird die Sandelnote von Sandalore noch hervorgehoben. Die
neue Base wirkt zudem difussiver. Der mit der Zugabe des Oximes erzielte Effekt entspricht
dem Effekt, der durch Zugabe eines Naturproduktes erzielt würde.
[0030] B. Wenn zu der Cologne-Komposition des Beispiels 2 A 50 Gewichtsteile einer l%-igen
Lösung der Verbindung I (R = CH
3) in Isopropylmyristat zugegeben wird, wirkt die entstandene Base frischer und grüner.
Die camphrige Note wird zugedeckt und das Petitgrainöl hervorgehoben, wodurch der
natürliche Charakter der entstandenen Komposition ausserordentlich gewinnt.
C. Würzige Base
Gewichtsteile
[0031]

[0032] Die Zugabe von 50 Gewichtsteilen einer 10%-igen Lösung von 2,2.4-Trimethyl-l-phenyl-3-pentanon-oxim
in Isopropylmyristat bringt obiger Base mehr Frische und mehr Leben. Der phenolische,
etwas medizinische Nebengeruch verschwindet zugunsten einer minzigen, frischen. hellen
Note. Die würzige Note wird schärfer, trockener, herber. mit einer Nuance nach schwarzen
Johannisbeeren. Die Base eignet sich insbesondere für Herren-Parfums.